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In wohl kaum einer anderen Region
Deutschlands wird das Erscheinungsbild der
Kulturlandschaft derart eng mit der Vorstellung
einer zugehörigen Bauernhausarchitektur
verbunden, wie das für den
Schwarzwald gilt. Der bekannte Schwarzwälder
Hausforscher, Volkskundler und Gründer
des „Freilichtmuseums Vogtsbauernhof“ in
Gutach/Schwarzwaldbahn Prof. Hermann
Schilli setzte einem Gutachten aus dem Jahre
1960 folgende Feststellung voraus: Der
Schwarzwald verdankt seine Sonderstellung
unter allen deutschen Mittelgebirgen nicht
seiner Natur – sondern seiner Kulturlandschaft.
Diese wird geprägt durch: 1. Den
Schwarzwaldhof, 2. das Flurbild.1 Was Schilli
hier mit wenigen Worten zum Ausdruck bringt
– die ästhetisch-harmonische Einheit von
Schwarzwaldhaus und Landschaft – veranschaulichen
insbesondere die Abb. 1 und 2,
sicher aber auch die übrigen, in diesem Beitrag
einbezogenen inzwischen historischen bildlichen
Einzeldarstellungen der unterschiedlichen
Schwarzwälder Haustypen.
Wer das 1967/68 neu erbaute Gasthaus
„Großbauer-Linde“ (Bild 1) in St. Georgen-
Stockwald besucht oder sieht, wird sich kaum
ein Bild von dem einstigen, noch bis vor
wenigen Jahrzehnten an diesem einsamen Ort
stehenden stattlichen Bauerngasthaus (Bild 2)
machen können. Ein Blitzschlag um die Mittagszeit
des 5. Juni 1966 legte das altehrwürdige,
bis auf den Sockel völlig aus Holz
erbaute Großbauernhaus innerhalb einer
Stunde in Schutt und Asche. Damit war
wieder einmal mehr ein sehr geschichtsträchtiges
regionales Denkmal bäuerlicher
Kultur unwiederbringlich ausgelöscht.
Geblieben sind außer Erinnerungen der unmittelbar
Betroffenen einige alte fotografische
Bilder und Zeichnungen. Insbesondere die
Fotografien vermitteln einen unverfälschten
Eindruck von dem einstigen bäuerlichen Gasthaus
und der Atmosphäre in den Räumen
dieses stattlichen Hauses; sie regten zu der
folgenden Rückschau an.
Ein Kardinal aus Durlach
(2009)
Die Zweiteilung der badischen Markgrafschaft
in die Gebiete der Linien Baden-Baden
und Baden-Durlach im 16. Jahrhundert brachte
bekanntlich nicht nur politische, sondern
auch – viel stärker trennende – konfessionelle
Grenzlinien hervor. Baden-Baden blieb auf der
Seite der katholischen Kirche, Baden-Durlach
führte die Reformation ein. Im Kampf der
beiden konfessionellen Lager auf der Ebene des
Reiches hielt sich Baden-Baden eng an den
Kaiserhof in Wien und blieb damit bei einer
alten Tradition des badischen Hauses. Baden-
Durlach dagegen tat sich unter den evangelischen
Reichsständen durch besonderen
Eifer hervor.
Was hat Sie an der Aufgabe, die Mannheimer
Kunsthalle zu leiten, besonders gereizt
und was reizt Sie, nachdem Sie mit Stadt und
Institution nun einige Erfahrungen gesammelt
haben, immer noch oder noch mehr?
Dr. L.: Zunächst war es ja die Geschichte
der Kunsthalle und deren vorhandene Substanz:
Fünf großartige Direktoren, die eine
bedeutende internationale Sammlung zusammengetragen
haben. Die Sammlung beginnt
im Impressionismus, geht dann weiter
über Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit.
Der Begriff „Neue Sachlichkeit“ wurde ja aus
diesem Haus heraus formuliert.
Es reizt mich natürlich, hier im 21. Jahrhundert
anzuknüpfen, die Sammlung zu aktualisieren
und weiter zu entwickeln.
Diese Sammlung ist das Herzstück des
Museums und alle Gedanken, die wir uns über
das Programm machen, entwickeln wir aus
dieser Sammlung heraus.
Nutzung des Bodenseeufers
(2009)
Viele naturnahe Ökosysteme der mitteleuropäischen Natur- und Kulturlandschaft
sind durch Übernutzung mehr oder weniger stark degradiert. Dazu zählen auch Seen
und ihre Ufer, die gerade im zirkumalpinen Raum und in urbanen Ballungsgebieten einem erheblichen Nutzungsdruck u. a. durch Erholungsverkehr, insbesondere durch eine
Vielzahl von Wassersport-Tätigkeiten unterliegen. Vor diesem Hintergrund besteht die
Notwendigkeit, degradierte Lebensräume zu renaturieren,
mit der begründeten Annahme, dass naturnahe Lebensräume in der Lage sind, die Bedürfnisse künftiger Generationen besser zu erfüllen als degradierte
Der Beitrag stellt die Vegetationsentwicklung im Wollmatinger Ried seit den Extremereignissen von 1999 und 2003 unter störungsökologischen und naturschutzfachlichen Gesichtspunkten dar. Der Bodensee ist der einzige große Voralpensee, dessen Ausflussschwelle noch nicht verändert und der noch nicht staureguliert ist. Das charakteristische Störungsregime (episodische Extremhochwasser- und Extremniedrigwasserphasen) ist ein wesentlicher Faktor für den Erhalt der biologischen Vielfalt (genetische Vielfalt, Artenvielfalt, Habitatvielfalt) im unteren Eulitoral (ca. 0,5 m unterhalb bis 0,2 m oberhalb der Mittelwasserlinie). Dabei spielen (i) die Dominanzschwächung des Schilfs (Phragmites australis) durch Hochwasser und (ii) die nachhaltige Besiedlung vorübergehend landfest gewordener Uferstreifen während einer Niedrigwasserphase eine wichtige Rolle. Zukünftig, im Zeichen des regionalen Klimawandels, dürfte die Vegetationsdynamik in der Grenzzone weitgehend durch (i) den langfristigen Seespiegeltrend (Absinken der Sommerwasserstände mit ca. 5 mm/Jahr) und (ii) ein stationäres Störungsregime (Frequenz, Stärke, Dauer) aus hydrologischen Extremereignissen bestimmt werden.
Als Zweiflüssestadt spielte Mannheim
schon seit seiner Gründung eine gewisse Rolle
für die Rheinschiffahrt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts
konnte sich die Kommune dann zu
einer der wichtigsten deutschen Hafenstädte
im Binnenland entwickeln. Die Quadratestadt
war im Laufe ihrer Geschichte aber nicht nur
als Umschlagplatz für die Flußschiffahrt von
Bedeutung. Mit der „Schiffs- und Maschinenbau
AG“, umgangssprachlich „Schimag“ abgekürzt,
besaß die Stadt an Rhein und Neckar im
19. und 20. Jahrhundert eine wichtige Schiffswerft,
die im Laufe ihres rund 80jährigen
Bestehens die unterschiedlichsten Schiffstypen
produzierte. In seiner Werbung bezeichnete
sich das Unternehmen in den 50er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts selbst stolz als
„Größte Binnenschiffswerft in Deutschland“.
Mobilität ist ein Phänomen, das die Menschen jeder Epoche in unterschiedlicher Weise und Intensität
geprägt hat. Entgegen den Vorstellungen vom starren mittelalterlichen Gesellschaftssystem
und von kleinräumigen, lokal begrenzten Lebenswelten war gerade die Gesellschaft des
Mittelalters durch räumliche und soziale Mobilität in ständiger und fließender Bewegung. Eine
wichtige Gruppe, die diese Migrationsbewegungen mit getragen hat, sind Universitätsbesucher.
Die Funktionsfähigkeit und das Ansehen einer Universität hingen in ihren ersten Bestandsjahren
maßgeblich von der Zahl der Studenten, deren Herkunft und sozialem Gewicht ab, die der
Hochschule ein ganz eigenes Profil verliehen.
Erziehung als Politikum
(2009)
Einen Vorwurf könnte Franz Sales Wocheler heute nicht mehr aufrecht halten: Er
könnte nicht mehr von den »blinden groben Überlingern« reden, die den Wert seiner Büchersammlung weder kennen noch ihn kennen lernen wollten. Dies nämlich schrieb
Wocheler 1833 an seinen Freund Ignaz Heinrich von Wessenberg in Konstanz, als er sich
bei ihm für ein Buchgeschenk bedankte. Nein, so scheint es heute nicht mehr zu sein:
die Überlinger wissen heute wohl zu schätzen, dass ihre Leopold-Sophien-Bibliothek
von großem kulturhistorischem Wert ist, zu dem Wocheler mit der Schenkung seines
Buchbestandes den Grundstein gelegt hat. Mit dem 175jährigen Jubiläum dieser wertvollen Büchersammlung soll deren Geschichte einerseits ebenso wie die Erinnerung
an ihren größten Gönner andererseits im Gedächtnis der Nachwelt lebendig erhalten
werden. Dies in seiner Bedeutung vor dem Hintergrund der allgemeinen politischen und
geistesgeschichtlichen Entwicklungen dieser Zeit zu würdigen, soll im Folgenden versucht werden.