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In dem Bericht eines französischen Reisenden aus dem Jahre 1681 spricht sich dieser voller Begeisterung über das Freiburger Münster aus: „Der Kirchenthurm (Münsterthurm) ist, was die Höhe und Feinheit der Ausführung betrifft, eine wunderbare Arbeit. Obwohl ich die gothische Gebäude nicht leiden mag, kann ich nicht umhin, diesen Bau zu loben. Es ist eine Pyramide von rothem Stein, ganz à jour gehauen, wie der Kirchenthurm von Thann; der von Freiburg ist aber unvergleichlich schöner." Ähnlich äußert sich ein knappes Jahrhundert später, zur Zeit der endenden Hochblüte des Rokoko, der päpstliche Diplomat Giuseppe Garampi über das Gotteshaus: „Das berühmteste Gebäude ist das Münster, ein dreischiffiger Steinbau mit Spitzbogen und einem hohen Turm über dem Hauptportale. Es ist in dem mit Unrecht gotisch ge- nannten Stil erbaut, und der ganze Bau ist mit der größten Feinheit ausgeführt. Nächst dem Straßburger soll dieser der berühmteste Turm in Deutschland sein."
"Imperia" - und was noch?
(2001)
Gott sieht alles. Gutes wie Böses. Damit ihm ein Teil der bösen Welt erspart bleiben sollte, vernagelten ihm gutgläubige Konstanzer Bürger kurzerhand die Augen. Sie verbarrikadierten ein Kruzifix, das in einer Gartenidylle der Innenstadt stand, hinter einem dicken Brett. Die Gutgläubigen wollten dem Gekreuzigten den Anblick auf jenes „schändliche Mach- und
angebliche Kunstwerk“ ersparen, das wiederum ungläubige Bürger dieser Stadt ihm vis-a-vis hatten errichten lassen.
Der Zorn der religiösen Eiferer richtete sich gegen einen Brunnen von Peter Lenk. Der in Ludwigshafen-Bodman (am Bodensee) lebende Künstler hatte - gefördert vom damaligen Konstanzer Baubürgermeister Ralf Fischer - auf dem Grünstreifen einer der verkehrsreichsten Straßen der Stadt ein statthaftes steinernes Mahnmal gegen den Autokult entworfen. Um seinen Protest auch glaubhaft zu machen, setzte Lenk nicht nur quasibarocken Engeln Gasmasken auf, sondern brachte auch einen Papst ein, der mit nackten Mätressen aus einer schleudernden Pferdekutsche stürzt. Blasphemie? Ironie?
Alle Wege führen nach Singen - und nicht etwa nach Athen, Jerusalem, nach Cuzco oder Loyang in China, dem „Reich der Mitte“. Wenigstens so lange das Rathaus steht. Joseph Koshut gebührt Dank: Der Amerikaner (mit Wohnsitz in Rom) hat die Stadt am Fuße des Hohentwiel zum Nabel der Welt erklärt. Er brachte fertig, was selbst dem ausgefuchstesten
Stadtmarketing nicht gelungen ist. Koshut räumt Singen einen prominenten Platz im Koordinatenkreuz der Welt ein. Sein schlichtes Mittel: Kunst.
Reise in ein fremdes Land
(2001)
An einem Tag, als ich nach Hause kam, fragte mich meine Mutter wie immer, was ich Neues in der Schule erlebt hatte. Ich erzählte ihr von diesem Schultag. In diesem Moment fiel mir meine Hausaufgabe ein, ich sollte ein Thema für den Bildsteinaufsatz suchen. Ich erzählte meiner Mutter von dieser Hausaufgabe. Nach einer kurzen Überlegung schlug sie mir eine
Idee vor, daß ich etwas über Rußland schreiben sollte. Diese Idee gefiel mir, ich könnte erzählen, wie schwer es ist, von Rußland nach Deutschland zu übersiedeln. Ich entschied mich für diese Idee und schrieb: ,,Reise in ein fremdes Land."
Es ist eine weithin recht wenig bekannte und daher auch wenig beachtete Tatsache, daß gerade im Mittleren Schwarzwald, und ganz besonders im Kinzigtal und dessen Nebentälern, auch heute noch eine ungeheuer große Zahl an Bergbauspuren vorhanden sind. Leider werden es von Jahr zu Jahr immer weniger. Viele dieser Spuren werden oft gar nicht als solche erkannt und fallen daher der Zerstörung anheim, sei es durch land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb, sei es durch den Straßenbau oder auch durch die Siedlungstätigkeit allgemein. Im folgenden möchte ich in geraffter Form auf dieses Problem näher eingehen. Zunächst müssen wir uns fragen, welche Bedeutung diese Spuren für uns haben. In erster Linie sind sie Zeugen vergangener menschlicher Tätigkeiten, die manchmal nicht einmal durch schriftliche Quellen belegt werden können. Sie sind daher im besten Sinne als Urkunden, sog. Bodenurkunden, zu bezeichnen. Je mehr von ihnen verschwinden, desto ärmer wird unsere Kenntnis über frühere Erwerbstätigkeiten unserer Vorfahren. In zweiter Linie vervollständigen sie unser Wissen über geschichtliche Vorgänger und um unsere Heimat. Und schließlich hilft unsere Kenntnis von diesen teils uralten Spuren dazu mit, etwas sorgsamer mit Bodenurkunden insgesamt umzugehen.
Der Kinzigtäler Bergbau
(2001)
Seit wann in unserem Raum Bergbau betrieben wird, kann uns bis heute leider niemand sagen. Die Literatur seit der Römerzeit berichtet nicht über den Bergbau. So können wir nur die Bodenfunde befragen. Dabei müssen wir jedoch bedenken, daß viele Spuren des frühen Bergbaus längst durch später an diesen Stellen umgegangenen Tätigkeiten zerstört worden sind. Wie schnell solche Zerstörungen vor sich gehen, konnte man in den vergangenen Jahren immer wieder bemerken. So sind einige Stollenmundlöcher, die noch vor zwei Jahrzehnten offenstanden, heute nicht einmal mehr an irgendwelchen Merkmalen erkennbar. Sie sind spurlos verschwunden.
Der gebürtige Ostpreuße Ferdinand Gregorovius1, freischaffender Kulturhistoriker, Geschichtsschreiber der Stadt Rom im Mittelalter und deren erster protestantischer Ehrenbürger, darf wie auch der etwa gleichaltrige, in Basel lehrende Geschichtswissenschaftler Jacob Burckhardt als einer der zentralen Mittler des
19. Jahrhunderts zwischen den Kulturen nördlich und südlich der Alpen gelten. In
über 20 Jahren, von 1852 bis 1874, war Gregorovius so vollkommen in Italien
heimisch geworden, daß er seinem ursprünglich nicht zur Veröffentlichung vorgesehenen Tagebuch 1867 anvertraute: Deutschland und Welschland sind so grundverschiedene Wesen, daß sie keine Brücke verbindet; daher versinkt mir Rom sofort, wenn ich drüben, und das Vaterland, wenn ich hier bin.
Als die Gemeinde Bräunlingen am Ortsausgang nach Hüfingen unmittelbar südlich der Bundesstraße das Gewerbegebiet „Niederwiesen" erschloss, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen, dass sich dieses Areal zu einem wichtigen Fundpunkt auf der archäologischen Karte der Baar entwickeln würde. Von diesem Gewann "Niederwiesen"' in der Bregniederung waren bereits, ohne jedoch die Fundstelle exakt lokalisieren zu können, archäologische Funde bekannt.
Kunst im Naturmuseum
(2001)
Heute ist es eine rechte Seltenheit, dass Natur und Kultur zusammenfinden, in diesem Fall das Naturmuseum und die Kunst. Während einstens diese beiden tragenden geistigen Lebensbereiche, allerdings bei Dominanz der Geisteswissenschaften, miteinander verwoben waren, sind sie inzwischen so etwas wie gegensätzliche, bis zu einem gewissen Grade verfeindete Brüder geworden. Selbstredend war das noch weitgehend anders bei Altmeister Goethe, dem derzeit vielerorten gefeierten
Jubilar. Bei einer profunden humanistischen Bildung (schon mit zehn Jahren führte er lateinische Gespräche mit seinem Vater) waren für ihn die Bereiche Kunst mit der Bildenen Kunst, Literatur, Dichtung, Theater und Musik einerseits und die Natur einschließlich der damaligen Naturwissenschaften andererseits zwei mächtige, einander gegenüberstehende, aber
nicht bekämpfende Größen, die bis zu einem gewissen Grade die beiden Seiten ein und derselben Medaille bildeten. “Wer Kunst und Wissenschaft fördert darf sich sagen, dass er gränzenlose Folgen vorbereitet,” schrieb Goethe 1822 der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main, Kunst als Synonym für die Kultur und Wissenschaft für die Naturwissenschaften. Beide Komplexe wurden somit als gleichwertige Elemente nebeneinander gestellt.
Im Jahre 1839 veröffentlichte der Freiburger Professor für Nosologie und Therapie, gleichzeitig Leiter der Medizinischen Klinik, Karl Heinrich Baumgärtner (1798-1886), die erste Auflage seiner „Krankenphysiognomik", die bereits drei Jahre später in einer zweiten Auflage erschien. In der Einleitung definierte Baumgärtner, was er selbst unter dem Begriff Krankenphysiognomik verstand: ,,Der Gegenstand dieser Untersuchung ist die Kunst, aus der äusseren Körperbeschaffenheit, namentlich der des Antlitzes, die inneren krankhaften Zustände zu erkennen". Diese Arbeit stellt innerhalb des vielfältigen literarischen Schaffens Baumgärtners, das sich insgesamt über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren erstreckt, sein bei weitem aufwendigstes und bis heute meistbeachtetes Werk dar.
Als vor nunmehr 100 Jahren die „katholische Kirchensteuervertretung“ erstmals im Kornhaus der Stadt Freiburg zusammentrat, hatte diese „steuerbewilligende Versammlung“ die Aufgabe, in Baden das Besteuerungsrecht der katholischen Kirche auf Diözesanebene einzuführen und damit eine Vorreiterrolle für Deutschland zu übernehmen. Während es bisher nur eine Ortskirchensteuer gab, die örtliche kirchliche Bedürfnisse wie die Unterhaltung und den Neubau von Pfarrkirchen und Pfarrhäusern, die Anschaffung und Unterhaltung von Kultgeräten sowie die Bezahlung der niederen kirchlichen Bediensteten, insbesondere der Küster und Organisten zu finanzieren hatte, sollte nunmehr nach dem staatlichen Gesetz, die Besteuerung für allgemeine kirchliche Bedürfnisse betreffend vom 18. Juni 18922, der überregionale Finanzbedarf durch Steuern finanziert werden, insbesondere der Aufwand für die obersten kirchlichen Landesbehörden, eine Aufbesserung gering besoldeter Kirchendiener und der Aufwand für Ruhe- und Unterstützungsgehälter der geistlichen und kirchlichen Beamten.
Sturmschäden in Wäldern sind ein altes Problem der Forstwirtschaft und kehren immer wieder, doch der Sturm "Lothar" richtete in der Mittagszeit des 26. Dezember 1999 Schäden an, wie man sie bisher nicht kannte. Ein Vergleich der vorläufig geschätzten Schadholzmengen mit denen der bisherigen Jahrhundertstürme "Vivian" und "Wiebke" 1990 macht dies deullich. Während 1990 weite Teile Europas betroffen waren und die Schäden durch mehrere Stürme von Januar bis März verursacht wurden, wütete Lothar nur kurz und fast ausschließlich in Ostfrankreich und Baden-Württemberg. Der Sturm war so heftig, dass nicht nur die besonders sturmgefährdete Baumart Fichte sondern in den Hauptsturmgassen auch stabilere Baumarten wie Tanne, Eiche und andere Laubbäume, ja selbst Jungbestände geworfen und gebrochen wurden. Im Bereich der Forstdirektion Freiburg beträgt der vorhandene Baumartenanteil 68 % Nadelbäume und 32 % Laubbäume. Demgegenüber
entfielen 77 % des Sturmholzes auf Nadelbäume und 23 % auf Laubbäume.
Auf der Basis von Feldstudien sowie Herbar- und Literaturauswertungen werden die Vorkommen einiger Carex-Sippen in
Baden-Württemberg diskutiert. Carex acuta x C. cespitosa wird neu nachgewiesen. Auf Einschleppungen von Carex cephalophora und Carex secalina wird hingewiesen. Carex flava L. var. alpina, Carex riparia x C. rostrata (= Carex x beckmanniana Figert), Carex cespitosa x C. nigra (= Carex x peraffinis Appel) und Carex cespitosa x C. elata können anhand von Herbarmaterial belegt werden. Die in der Literatur erwähnten Vorkommen von Carex binervis und Carex guestphalica x C. remota werden diskutiert.
Wilhelm Heinrich Riehl (1822-1897), der Begründer einer volksgewachsenen Kulturgeschichle, hat einmal geschrieben, der Gang durchs Taubertal sei ein Gang durch die deutsche Geschichte. Damit hat er Recht. Aber zu keiner Zeil kam dieser liebenswerten Region - mit Ausnahme der urfränkisch - merowingischen Besiedlung der ostfränkischen Landschaft und der christlichen Missionierung der Franken als elementare Voraussetzung unserer Kultur - eine so hohe Bedeutung zu wie in der
Zeit der Bauernerhebung von 1525. Bauernkrieg steht dafür in den Geschichtsbüchern. Man bezeichnet damit landläufig von Anfang an die Hintergründe, Motive und Vorgänge, obwohl der Begriff im Kern die Sache einseitig ungenau trifft, weil er „die größte Massenerhebung, welche die Geschichte unserer Nation bisher zu verzeichnen hat", wie der liberale Historiker Friedrich von Bezold diese Bewegung bereits 1886 nennt - lediglich auf die Ereignisse der gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen den Hohen Herren und dem Gemeinen Mann reduziert; denn mehr als 250 Jahre lang hat man in dieser ersten Revolte oder Revolution der Deutschen einzig und allein ein ungerechtfertigtes Aufbegehren, die Zerstörung und blinde Gewalt - einen Krieg der Bauern eben - gesehen, obschon wir sehr eingehend wissen, dass das blutige Ende doch eher ein Krieg gegen die Bauern war. Die Waffen hatten zu viele mundtot gemacht. Und doch erfahren wir ihre Lebendigkeit aus vorhandenen Überresten jener Zeit, aus Spuren, aus Zeugnissen anderer Menschen, von Literaten und Künstlern.
Björn Kommer in memoriam
(2001)
„Ein Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen.“ So begann der Nachruf auf Björn Kommer am 21. 6. 2000 in der Tageszeitung „Mannheimer Morgen“. Treffender hätte man den Tod des Mannheimer Ehrenvorsitzenden der Badischen Heimat nicht kommentieren können. Björn Kommer hat viel erstrebt und viel erreicht. Seit 1960 Mitglied unseres Vereins, setzte er sich stets tatkräftig für die Pflege des Denkmalschutzes und der regionalen Identität ein. 1997 hat ihn die Mannheimer Bezirksgruppe zu ihrem Ehrenvorsitzenden ernannt. Kommer wurde am 22. 6. 1912 in Metz geboren. Sein Vater war Architekt in Metz, die Mutter eine schwedische Künstlerin. Schon bald wurde Kommer ein „echter Mannheimer“, denn die Familie siedelte nach Mannheim über. Auf dem Lindenhof aufgewachsen, studierte er in Karlsruhe und Freiburg Jura. In Russland wurde er als Soldat schwer verwundet. Etwa 1948 kehrte er nach Mannheim zurück, wurde zunächst Sachbearbeiter beim Sozialgericht und arbeitete später bis 1977 als Justitiar der Handwerkskammer.
Am 21. Dezember 1899, wenige Tage vor dem zu Ende gehenden Jahrhundert, wurde in Lahr dem Ehepaar Anton und Olga von Stockhausen die Tochter Juliana geboren. Der Vater, Anton von Stockhausen entstammte einem westfälischen Adelsgeschlecht aus Münster, die Mutter Olga, der Rüdt von Collenberg aus dem Odenwald, einem bereits im 12. Jahrhundert am Main ansässigen Adelsgeschlecht, von dem ein Vorfahre, Eberhard III., genannt der Dicke, 1380 das Schloß Eberstadt im Odenwald errichtete. Anton von Stockhausen wurde im Jahr 1898 als Hauptmann zum Infanterieregiment 169 nach Lahr versetzt. Juliana von Stockhausen hat einen Teil ihrer Kindheit in Lahr verbracht. Es war für sie eine schöne Zeit in Lahr. Sie schildert dies eindrücklich in ihrem 1977 erschienenen Buch „Auf Immerwiedersehen“. Besonders erwähnt sie das Haus am Fuße des Schutterlindenbergs, es war eine zweistöckige geräumige Villa mit einem Mansardendach, einem weit ausgedehnten Garten über den Hang hin, ein Garten, in dem alles in üppiger Fülle wuchs was diese gesegnete Landschaft hervorbrachte.
Im Sommer 1944 näherten sich amerikanische und französische Truppen vom Westen her dem Elsaß, das damals als Reichsgebiet galt und zusammen mit Baden einen Gau bildete. Am 28. August ließ daher das Badische Innenministerium einen Runderlaß an die Landräte über den Bau einer „Schutzstellung West". Es sollten Hitlerjungen im Alter von 14 bis 18 Jahren eingesetzt werden, nicht länger als zwei bis drei Wochen. Zur Beaufsichtigung, Unterstützung und Betreuung der Jugendlichen werden HJ-Führer, politische Leiter, Lehrer und Gesundheitspersonal zum Einsatz gebracht ... Die Errichtung der Schutzstellung West wird zunächst öffentlich nicht erörtert; eine propagandistische Auswertung ähnlich wie in Ostpreußen ist zunächst nicht vorgesehen. In der Umgebung der Baustellen konnte die gesamte Bevölkerung herangezogen werden. Trotz der Geheimhaltungsvorschrift wurde wenige Tage später ein öffentlicher Aufruf publiziert. In ihm ist der Kreis der Betroffenen stark erweitert. Es werden nun alle männlichen Personen von 14 und 65 Jahren und alle weiblichen Personen von 16 bis 50 zur Herstellung einer Vogesenstellung und der Verteidigungsbereitschaft des Westwaldes einberufen. Dieser Aufruf stammt von der Gauleitung. Das Kompetenzgerangel beginnt also schon im Vorfeld, ein Rundbrief des Innenministers und ein Aufruf des Gauleiters stehen sich gegenüber.
Noch in den achtziger Jahren war der sogenannte Hallenbau A selbst unter Karlsruhern kaum ein Begriff. Obwohl mit seinen
312 Metern Länge, 54 Metern Breite und 25 Metern Höhe mit Abstand größer als alle öffentlichen Gebäude der Stadt, fristete er als Teil des Geländes der Industriewerke Karlsruhe-Augsburg ein weitgehend unbeachtetes Dasein, zur Brauerstraße hin versteckt hinter ausgedehnten Werkhallen, auf der Westseite an der Lorenzstraße begrenzt von einem wenig attraktiven, ungeordneten Gebiet mit kleinen Gewerbebetrieben zwischen verwilderten Kleingärten. Der ungepflegte Zustand mit bröckelndem Putz und schmutzigen Fenstern trug außerdem dazu bei, dass der riesige, langgestreckte Baukörper von denen, die ihn überhaupt wahrnahmen, als Schandfleck angesehen wurde, der möglichst bald aus dem Stadtbild verschwinden sollte.
EUCOR
(2001)
In der Europäischen Konföderation der Oberrheinischen Universitäten, ,,EUCOR", haben sich 1989 die folgenden Universitäten zu einem grenzüberschreitenden Verbund zusammengeschlossen: • die Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg,
• die Universität Basel, • die Universite Louis Pasteur, Straßburg, • die Universite des Sciences Humaines, Straßburg,
• die Universite Robert Schumann, Straßburg, • die Universität Fridericiana (TH), Karlsruhe, • die Universite de Haute Alsace, Mulhouse. Ziel des Verbandes war und ist die Kooperation in allen Bereichen der Forschung und Lehre durch den Austausch von Dozierenden und Studierenden, multinationaler Studentengruppen und durch interdisziplinäre Forschungsprogramme. Traditionell nimmt der Studierendenaustausch eine wichtige Rolle ein: Die Universität Freiburg entsendet derzeit 40 Studierende in die EUCOR Universitäten, das Gesamtaustauschvolumen dürfte in EUCOR insgesamt bei knapp 200 Studierenden liegen. Wichtig für uns ist dabei, dass die Studienleistungen, seien es einzelne Scheine oder Zwischenexamina oder Studienabschlüsse gegenseitig anerkannt werden. Dies garantiert, dass die Studierenden für ihre Initiative keine Studienzeitverlängerung in Kauf nehmen müssen.
Grenzen sind keine „natürlichen" Gegebenheiten. Grenzen sind das Resultat historischer Prozesse. Die heutige Vorstellung der Grenze als Demarkationslinie ist relativ jung. Der Staat war im Mittelalter, wie der französische Historiker Lucien Febvre unterstrich, eine Addition von mehr oder weniger zahlreichen Grundherrschaften. Diese Grundherrschaften waren nicht
in erster Linie Territorien, sondern Rechtsgebilde. Dasselbe Territorium besaß oft mehrere Souveräne. Die Französische Revolution machte jedoch aus einer Ansammlung von Mitgliedern eingeschränkter Gemeinschaften die Körperschaft der Bürger eines Staates. An Stelle der inneren ständischen Grenzen trat die äußere Grenze des Territorialstaates.
Die Vorkommen von Orobanche hederae Duby (Efeu-Sommerwurz) im Oberrheingebiet, im Neckartal bei Tübingen und am Bodensee bilden die östlichsten Vorposten des west- und südwesteuropäischen Teilareals dieser Art (Demuth 1996). Heidelberg ist unter den bisher mitgeteilten Fundorten der einzige Standort dieser Art in der Neckar-Rheinebene, die nächsten Bestände finden sich im rund 50 km südlicher gelegenen Karlsruhe. Neben einigen wenigen Vorkommen in natürlichen Vegetationsbeständen findet man Orobanche hederae vor allem in Hecken oder Gebüschen von Garten- oder Parkanlagen bzw. von Friedhöfen, wo sie neuangelegte Efeu-Bestände durch mit diesen verschleppte Samen innerhalb weniger Jahre zu besiedeln vermag, so z.B. am Geographischen Institut der Universität Karlsruhe (Breunig in Demuth 1996).
Angeregt durch Haehling von Lanzenauers "Stationen einer Schicksalsreise" in BADISCHE HEIMAT 4/ 1999 suchte ich im vergangenen April die Grabstätte des bedeutenden Zeitzeugen und Schriftstellers Alfred Döblin in Housseras (Département Vosges) auf. Nach einer Fahrt durch die unermeßlichen, aber auch von „Lothar" schwer gebeutelten Wälder der lothringischen Vogesen erreichte ich nach St. Dié und kurz vor Rambervilliers das kleine Dorf Autrey. Hier befindet sich ein ehemaliges
Prämonstratenserkloster, das heute von einer charismatischen Gemeinschaft, der Communauté des Sept Béatitudes besiedelt ist. Mit der Klosterkirche besitzt das Dorf eine ganz seltene Kostbarkeit, einen reinen Renaissancebau. Zwei Kilometer weiter liegt Housseras.
Durch meine Arbeit am Schwarzwälder Freilichtmuseum in Gutach komme ich oft mit älteren Bäuerinnen ins Gespräch. Sie erzählen mir von ihrem Leben auf den Höfen im Schwarzwald. Da es über das Alltagsleben der Bäuerinnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur wenige Untersuchungen gibt, die auf Befragungen beruhen - zwei Arbeiten, die sich mit der Situation der Bäuerinnen in Baden-Württemberg befassen, stammen aus den Jahren 1913 und 1918 - entschloß ich mich, diesen Erfahrungsschatz der Frauen in einer Ausstellung im Museum und in einer Broschüre zu dokumentieren.
Specimens belonging to the Neotropical genus Fauva (Staphylinidae: Osoriinae) were studied from the following collections: Institut Royal des Sciences Naturelles de Belgique, Bruxelles, Belgium (IRSN); Field Museum of Natural History, Chicago, USA (FMNH); and from a collection from Peru, made available by M. Verhaagh (Karlsruhe, Germany). The genus and four species are redescribed and the new species Fauva becki is described. The genus is divided into two species groups and a key to species is provided.
We present a species list of spiders collected over a period of more than 5 years in a rainforest reserve in central Amazonia
-Reserva Ducke. The list is mainly based on intense sampling by several methods during two years and frequent visual
sampling during 5 years, but also includes records from other arachnologists and from the literature, in total containing 506
(morpho-)specles in 284 genera and 56 families. The species records from this Neotropical rainforest form the basis for a
biodiversity database for Amazonian spiders with specimens from several Brazilian collections and the collection of the
State Museum of Natural History Karlsruhe, where it is housed. This database will in the future facilitate species identification of Neotropical spider collections, allow comparison of morphospecles and serve as an important background for biodiversity evaluation in natural and anthropogenic habitats and the recognition of species distribution and loss. For further evaluation of the structure of Neotropical spider assemblages and their ecological function we present an analysis of the guild structure of the fauna of Reserva Ducke, although we also emphasize the lack of knowledge on natural history and behavior for many of the species.
Das 25-jährige Bestehen der „Deutsch-französisch-schweizerischen Regierungsvereinbarung vom 22. Oktober 1975 über die Bildung einer Kommission zur Prüfung und Lösung nachbarschaftlicher Fragen" (sog. Bonner Abkommen), mit der die institutionelle grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein begann, wurde am 21. September 2000 auf dem
Rheinschiff „Christoph Merian" in Basel gefeiert. Dieses Ereignis ist Anlaß die vergangenen 25 Jahre der grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die in den letzten Jahren erheblich an Fahrt gewann, Revue passieren zu lassen. Für uns Oberrheinbewohner sind die praktische Auswirkungen eines zusammenwachsenden Europas, die Politiken der EU zur Überwindung der Grenzen, praktische Realität. Allein ca. 80 000 Pendler fahren täglich von Frankreich nach Deutschland, von Deutschland nach Frankreich, von Deutschland und Frankreich in die Schweiz. Allein im Raum Karlsruhe sind es ca. 16 000 Grenzgänger die wochentäglich vom Nordelsaß über Lauter und Rhein zur Arbeit pendeln. Rund 5 Mio. Einwohner leben in dieser Region Oberrhein auf ca. 16 389 qkm Fläche, ein Drittel davon in Frankreich, ca. 18% in der Schweiz und knapp die Hälfte in Deutschland.
Rückschritt oder Aufbruch?
(2001)
Das Jahr 1949 war auch für Freiburg und seine Einwohner ein Wendepunkt. Hunger und Not der ersten Nachkriegsjahre waren zu einem großen Teil überwunden - es ging wieder aufwärts. Wie konnte dieser Wandel innerhalb so kurzer Zeit vor sich gehen, und wie ist es den Menschen in der Stadt während dieser Jahre ergangen? Drei Themenbereiche sind der ersten krisenhaften Phase bis zur Wende gewidmet: Sie befassen sich mit dem sozialen Elend - Hunger, Krankheit und Wohnungsnot -, mit den Requisitionen, Demontagen und der Entnazifizierung und schließlich mit der französischen Besatzungsmacht, die diese Jahre mit geprägt hat.
Geologie in und um Villingen
(2001)
Kaum vorstellbar, „dass die Brigach einmal westlich von der Lorettokapelle in 770 m Höhe
(Anm.: vielleicht auch in 850 m heutiger
Meereshöhe) floss und von da ihren Weg über das
Laible nahm“. Der Zusammenfluss von Brigach
und Breg erfolgte damals, im Mittelpliozän, dem
jüngsten Tertiär vor rund drei Millionen Jahren,
auf dem Schellenberg westlich von Donaueschingen. Zu sehr haben sich selbst in der Erdneuzeit
vor nur ein paar Millionen Jahren die Erdoberfläche, das Land und die Gewässer vor allem der
Lauf der Flüsse verändert.
Freiburg vor 50 Jahren: ,,Zeit des Aufbruchs zwischen Not und Normalität". Woran ist da zu denken bei den Stichworten: Not -Aufbruch - Normalität? ,,Not", das beschrieb der in Ebnet wohnende Abgeordnete Karl Joseph Rößl er 1949, vor 50 J ahren, im Personalhandbuch des Badischen Landtags mit folgenden Sätzen: ,,In Trümmern lag das Land, zerstört seine Städte und viele seiner Dörfer; aufgewühlt, zerstampft und zerfahren seine Ackerfluren. Tot, gefangen oder siech seine Männer, hungernd, frierend, vielfach ohne Obdach seine Frauen, seine Kinder, seine Greise! Ohne Recht und Gesetz, ohne Obrigkeit, der siegreichen Besatzungsmacht unterworfen!" - Dieses apokalyptische Bild stellt die Ausgangslage vor Augen, die unerhörte Not am Ende des Krieges, da auch die Stadt Freiburg am Ende schien.
„Allzu viel Weihrauch verrußt selbst den schönsten Heiligen“. Wohl wahr! Das ist allerdings eine russische, keine badische Antwort auf solche Hymnen, wie man sie als Jubilar erfährt. Nun steht uns Badenern Bescheidenheit eigentlich doch allemal an; wenn man daran denkt, wie eng begrenzt das Badenerland ist. Aber so ganz bescheiden gibt man sich hierzulande gar nicht immer. „Wir Badener wären schon recht. Wenn sie überall so wären, gäb’s keine anderen!“ lautet ein badischer Leitspruch. Hundert Jahre, bevor ich zur Welt kam, im demokratischen Blütenjahr 1831, sang man landauf landab: „Wohin ich blicke weit umher, so schön wie hier ist’s nirgends mehr. Hier lebt ein glückliches genannt, das ganze bad’sche Vaterland.“ (Mit der Grammatik hapert’s am Ende ein wenig wie beim Artikel „der“ Butter oder beim badischen Akkusativ „Ich ruf dir an“). Beim Stolz auf ihr Land meinen sie es ernst, die Badener: „Das schönste Land in Deutschlands Gau’n“, so klingt’s aus allen Kehlen, wenn die Badener sich stark fühlen. Dabei hört sich der Text in der zweiten Strophe dieses Badnerliedes fast ironisch an: „In Rastatt ist die Festung, und das ist Badens Glück.“ Wer saß nicht alles in jener Festung nach dem Scheitern der Badischen Revolution von 1848/49! Da brauchte man wohl viel Galgenhumor, um die Festung als Badens Glück zu sehen.
125 Jahre Renchtalbahn
(2001)
Am 1. März 1864 versammelten sich in Oberkirch Bürgermeister, Sägewerksbesitzer, Gemeinderäte und Unternehmer des gesamten Renchtals. Sie unterzeichneten eine Petition, in der Regierung und Landstände um den Bau einer Bahn auf Staatskosten in das Renchtal ersucht wurden. Einleitend heißt es darin: ,,Die neuen Verkehrsmittel haben eine so vollständige und rasche Umgestaltung aller wirtschaftlichen Verhältnisse zur Folge, daß kein Landesteil davon unberührt bleiben kann. Entweder er wird der Segnungen des großen Weltverkehrs teilhaftig - in Handel und Wandel sieht man neuen
Aufschwung und sieht seinen Wohlstand in ungeahnter Weise sich heben - oder er wird, fern der Eisenstraße, auf die Befriedigung der lokalen Bedürfnisse beschränkt nicht nur von der allgemeinen Entwicklung des Handels und Gewerbes ausgeschlossen sein, sondern auch seine bisherigen Verbindungen verlieren und nach und nach vereinsamen und veröden." Die Eisenbahn markierte die Linie des industriellen Fortschritts, bürgerlicher Prosperität und regionaler Entwicklungsmöglichkeiten. Wer keinen ,,Anschluß" an das Bahnnetz hatte, der drohte buchstäblich links liegen gelassen zu werden und in die ökonomische Provinzialität zu stürzen. Die „Torschlußpanik", die aus den zitierten Sätzen herauszuhören ist, entsprach gerade im Renchtal dem Ernst der Lage. Es ging nicht nur um die Sicherung künftiger Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten, sondern zunächst auch um die Erhaltung bestehender Wirtschaftsstrukturen.
Die Glocken sind in Unteralpfen alle viertel Stunde zu hören und sie sagen an, wenn eine Hochzeit ist, die HI. Messe gelesen wird oder das Endglöckchen verkündet, dass uns jemand verlassen hat. Das ist seit alten Zeiten so und wird auch für folgende Generation in dem Döflein Begleiter sein. Wann die erste Kirche, besser das erste Kirchlein in Unteralpfen gebaut wurde, ist nicht sicher zu belegen. Sicher ist jedoch, dass nach dem 30-jährigen Krieg Kirche und Pfarrhaus renoviert werden mussten. So gab es mit Sicherheit eine Vorgängerkirche, als nach den Wirren des Krieges Pfarrer Mayenberg mit dem Bau einer neuen Kirche begann. Diese Kirche wurde im Jahre 1664 fertiggestellt.
Geboren 1950 verbrachte ich bis zum Tode Jakob Ebners 1959 sehr viel Zeit bei ihm und seiner Haushälterin Klara Huber, genannt „Tante Klara“, die die Schwester meines Vaters war, sowie bei Theresia Ebner, genannt „Tante Theres“, die Schwester von PJE, die auch bei ihm im Hause wohnte. PJE war sehr geprägt von seinen Erlebnissen während des Ersten Weltkrieges, den er als Militärpfarrer miterlebte, was auch bei seinen Gesprächen und Predigten immer wieder durchklang. In seinen Tagebüchern hat er diese Zeit in eindrucksvoller Weise niedergeschrieben. Was bei ihm auch immer wieder auffiel, war seine sehr grosse Heimatliebe, die sich auch in den vielen Büchern, die er über einige Gemeinden des Hotzenwaldes geschrieben hat, wiederspiegelt. Meine Mutter Hedwig Huber erzählte mir auch immer die Episode, nach der er im Priesterseminar von
einem unheimlichen Heimweh geplagt wurde, das soweit ging, dass er tagelang nichts essen konnte und dadurch sehr abmagerte.
Über die frühe Geschichte von Albbruck weiss man so gut wie nichts. Es ist anzunehmen, dass an der Mündung der Alb schon sehr früh Menschen gesiedelt haben. Dass in der Vorzeit hier oder auch in der Nähe römische Niederlassungen existierten, verraten hier aufgefundene römische Münzen. Konkrete Beweise gibt es dafür keine. Eine Brücke über die Alb gab Albbruck seinen Namen. Bereits 1273 wurde die erste Steinbrücke über die vom Feldberg kommende Alb gebaut. Die älteste geschichtliche Erwähnung des Namen Albbruck stammt aus dem Jahre 1403, in diesem Jahr wird ein Claus von Altbrugg erwähnt. Einen weiteren Hinweis gibt eine Notiz von 1454. Sie besagt, dass der Zoll zu „Howenstein und off der Albbrugg“ abgelöst wurde. Die Geschichte des Ortes Albbruck beginnt 1681 mit der Gründung des „Schmölz- und Hammerwerkes Albbruck“. Knapp 200 Jahre lang gehörte das Hütten- und Eisenwerk dem Staat und dem Kloster St. Blasien.
Die Besatzungszeit 1945-1949 brachte in ganz Deutschland große Veränderungen mit sich und bedeutete für die Menschen enorme Belastungen. Dabei ist allerdings die Entwicklung nicht überall gleich verlaufen, sondern war gekennzeichnet durch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Besatzungsmächten. Auch Baden, das im Süden zur französischen Besatzungszone und im Norden zur amerikanischen Zone gehörte, erfuhr eine unterschiedliche Entwicklung. Anhand des Ortes Hemsbach an der Bergstraße soll in diesem Beitrag aufgezeigt werden, welche Probleme, Sorgen und Herausforderungen auf die Bevölkerung in Nordbaden zukamen. Hier ist Hemsbach sicher keine Besonderheit, sondern vielmehr exemplarisch für kleine Orte in Nordbaden zu sehen.
Das Augustinermuseum in Freiburg birgt mit dem sog. Adelhausener Altar eines der wenigen nahezu intakten Werke der oberrheinischen Tafelmalerei des mittleren 15. Jahrhunderts (Abb. 1-8). Auf der vollständig erhaltenen Feiertagsseite des Triptychons reihen sich als breites gemaltes Band sieben Bildfelder nebeneinander. Die fünf mittleren Bilder zeigen Szenen aus dem Leben Jesu, während sich als Eckpunkte des Retabels zwei Felder mit Darstellungen von Heiligen gegenüber stehen. Das bisher wenig beachtete Bildprogramm besticht durch seine strukturierte Konzeption und ungewöhnliche Präsentation, vor allem aber durch die ikonographisch höchst bemerkenswerte Darstellung dreier Dominikanerheiliger in Verbindung mit dem Schmerzensmann.
„Lothar" - ein Förstertrauma
(2001)
Wohl ab der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre wurde der Villinger Forstamtsleiter nächtens immer häufiger von einem höchst unerquicklichen Traum heimgesucht. In ihm vermengten sich TV-Bildfolgen von karibischen Hurrikans mit Deja-vue-Szenen aus dem heimischen Wald. Das – geträumte – Sturmgeschehen war von solch furchteinflößender Brutalität, dass das Erwachen jeweils geradezu als erlösend empfunden wurde.
Im Nachlass von Pfarrer Jakob Ebner, vielen heimatgeschichtlich Interessierten bekannt aus zahlreichen Veröffentlichungen zur Geschichte des Hotzenwaldes und seiner Gemeinden, finden sich neben seinen oft im Selbstverlag erschienenen Ortschroniken auch drei Bände, die einer besonderen Betrachtung Wert scheinen. Die drei in Leder gebundenen, insgesamt
876 Seiten DIN A4 umfassenden Bände sind betitelt: „Meine Kriegserlebnisse. Jakob Ebner, Pfarrer in Bietingen bei Messkirch, jetzt Oberpfarrer an den Strafanstalten in Bruchsal/Baden“. Die Einträge beginnen mit dem 1. August 1914, dem Tag, an dem Deutschland Russland den Krieg erklärte und enden mit dem Tag der Entlassung Pfarrer Ebners aus der Armee am 14. Januar 1919. Sie werden ergänzt durch die Manuskripte von vier Reden, die er aus Anlass von Regimentstagen in den Jahren 1922 bis 1924 gehalten hat.
Bauernkriege
(2001)
Vor 475 Jahren vernichtete ein Großbrand fast alle Gebäude des Benediktinerklosters St. Blasien, auch das Stefansmünster und die Benediktkapelle wurden ein Raub der Flammen. Es waren aufständische Bauern, die Pulver aussträuten und dann das Feuer entfachten. „Es verbrennet alles das was die Steina das Wasser abscheidt.“ Sie rächten sich mit dem Anschlag für die Hinrichtung des Bauernführers Kunz Jehle aus Niedermühle. Schon seit Jahrzehnten bestanden Unstimmigkeiten zwischen den Bauern der zu St. Blasien gehörenden Gemeinden und den Mönchen des Klosters. In den Jahren 1524 bis 1526 kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen der Bauernschaft und den für die österreichische Regierung kämpfenden Soldaten. Es herrschte in dieser Zeit in dem ganzen deutschen Land eine Aufruhr des Landvolkes gegen die Obrigkeit. Wahrscheinlich wurden diese angefacht durch den Geist der Reformation. Im Schwarzwald begann der Aufruhr im Wutachtal, dort erhoben sich die Bauern gegen den Landesherrn den Grafen Sigmund von Lupfen. Der Protest richtete sich gegen zu hohe Abgaben und immer wieder abverlangten Frondienste. Bald schon kam es zum Aufstand auf den Klettgau, dann auf die Grafschaft Fürstenberg und schließlich dann auf das Kloster St. Blasien.
Zu den unglücklichsten Künstlern Badens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehört der „närrische Maler" Carl Sandhaas. Am 24. Februar 1801 wurde er als unehelicher Sohn der aus Haslach stammenden Margarete Sandhaas (1771-1830) in Stuttgart geboren. Sein Vater war mit höchster Wahrscheinlichkeit der begabte Maler und spätere Stuttgarter Galeriedirektor Johann Baptist Seele (1774-1814). Carl Sandhaas zählt zu den bedeutendsten Malern der Romantik in Baden. Sein Oeuvre umfaßt über 1000 Bilder. Sie befinden sich in den Sammlungen und Museen in Düsseldorf, Darmstadt, Frankfurt a. M., Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg, Basel, Donaueschingen, Offenburg, Straßburg und Wolfach. Die mit Abstand größte Sammlung von Sandhaas-Bildern besitzt jedoch die Stadt Haslach, etwa 400 Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder und Lithographien, die zum größten Teil in der ständigen Carl-Sandhaas-Ausstellung im „Freihof', dem Alterssitz von Heinrich Hansjakob, ausgestellt werden.
In den Bergen der Monti Reatini wurden in den Jahren 1985-1986 und 1999-2000 eingehende lepidopterologische Studien durchgeführt. Diese bezogen sich insbesondere auf die Erforschung der rezenten Psychidenfauna und konzentrierten sich vor allem auf den Umkreis der höchsten Erhebung dieses Gebirges, auf den Monte Terminillo (2216 m ü. NN). Dieser, in der Mitte Italiens isoliert stehende Berg, markiert eine geologische Trennlinie zwischen dem umbrisch-märkischen Apennin und den Abruzzen. Er besteht aus Kalk, in Teilen auch aus Dolomit, welcher die steile Gipfelregion aufbaut. Im Zuge dieser Untersuchungen konnte dort eine neue Psychidenart entdeckt werden, welche als Siederia kathrinella beschrieben wird.
In verklärtem Glanz der Sonntagssonne erscheint mir das Elsaß im Rückblick auf meine Kinder- und Jugendtage. Besuche auf der Hochkönigsburg mit den Eltern oder Großeltern, in einem Alter, in welchem Ritterromantik bereits faszinieren konnte, doch der Begriff von Staatlichkeit, gerade auch der unterschiedlichen Staatlichkeit zwischen Deutschland und Frankreich noch völlig unbekannt war. War es nicht so, daß man vor dem Strasbourger Münster, dessen Einmaligkeit und besonderer Bedeutung man sich noch gar nicht richtig bewußt war, solange man nicht auf die Sprache achtete, gar nicht bemerkte, daß man nicht mehr in Deutschland war? Einzige Auffälligkeit waren doch die vielen mobilen Händler, die nicht nur mit ihrem buntscheckigen Warenangebot Aufmerksamkeit erregten, sondern auch ihrer dunklen Hautfarbe wegen. Des Meisterwerks der Rosette des Münsterbaumeisters Erwin von Steinbach, des Wunderwerks der astronomischen Uhr und des tiefen Sinnes von „Ecclesia" und „Synagoga" bin ich mir erst viel später bewußt geworden.
An insect inclusion in Upper Cretaceous Burmese amber contained a well preserved flat bug, Archearadus burmensis gen.
n., sp. n., which is described and figured. It is distinguished from all known genera of Aradidae by various characters that
are discussed. A catalogue is given for Aradidae from Amber deposts described to date.
Vor 50 Jahren konnte ein 16-jähriger Freiburger kaum zu leben begonnen haben und dennoch schon bei sehr vielem dabei gewesen sein, was man Geschichte nennt. Ein Leben lang wird so einer zu bedenken haben, was er in seinen ersten 16 Lebensjahren mit seinen Sinnen aufgenommen, und was er später über diese Jahre zu lernen hatte. Zu dem früh Gelernten sollte gehören, dass nach dem frühen Erleben und Überleben dieser reißenden Zeit ein bewusstloses Weg- und Weiterschwimmen im Zeitstrom nicht mehr möglich war.
Wanzen aus Baden-Württemberg
(2001)
Von neunundsechzig Heteropterenarten werden Verbreitungsangaben für Baden-Württemberg gegeben, für fünf Arten Verbreitungskarten erstellt. Tritomegas rotundipennis Dhrn. wurde zum ersten Mal für Deutschland nachgewiesen, Salda morio Zett., Physatocheila smreczynskii China, Strongylocoris atrocoeruleus Fieb., Conostethus v. venustus Fieb. Oncotylus v. viridiflavus Gz, Ligyrocoris silvestris L. und Ischnocoris punctulatus Fieb. sind Neunachweise für Baden-Württemberg. Für Ceratocombus coleoptratus Zett. Cryptostemma waltli Fieb. und Chartoscirta cocksi Curt. werden Angaben zur Biologie und Ökologie gegeben. Die weitere Ausbreitung der erst in neuerer Zeit zugewanderten bzw. eingeschleppten Arten Deraeocoris flavilinea C., Corythucha ciliata Say und Orsillus depressus Dall. wird dokumentiert.
Lebensraum Oberrhein
(2001)
Die Publikation „Lebensraum Oberrhein ... eine gemeinsame Zukunft - Raumordnung für eine nachhaltige Entwicklung ohne Grenzen" für das Mandatsgebiet der Oberrheinkonferenz will einen Beitrag leisten zu der grenzüberschreitenden Raumordnungs- und Raumentwicklungspolitik der „Akteure" am Oberrhein. Zielvorstellung der Studie, die sich als Referenzdokument versteht, ist die ökologische und wirtschaftlich „harmonische Entwicklung des Oberrheingebiets." Der etwas unförmigen Publikation im Format 21 x 33 cm wünscht der Präsident der Oberrheinkonferenz, Philippe Marland, eine Leserschaft, die sich „durch Kommentare und Vorschläge aktiv an der Definition gemeinsamer Schwerpunkte für den Lebens- und Handlungsraum am Oberrhein beteiligt" (S. 10). Nicht zuletzt soll die Studie das Mandatsgebiet „besser bekannt machen" und ein breiteres Publikum dafür sensibilisieren, ,,daß die raumordnerische Planung" von allgemeinem Interesse ist (S. 134).
Am 27. Juni 2001 veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild im Ständehaus einen Diskussionsabend, der dem Thema „Kunst im Karlsruher Stadtraum“ gewidmet war. Mit der Diskussion sollte überhaupt erst einmal ein öffentliches und politisches Bewußtsein für die Integration von zeitgenössischer Kunst in den Stadtraum geschaffen werden. Nicht einzelne Kunstwerke, die in der Stadt mit mehr oder weniger Qualität an mehr oder weniger bedeutsamen Orten aufgestellt sind, sollten das Thema sein, sondern der von der Arbeitsgemeinschaft als zwingend erachtete Zusammenhang von Stadtplanung und „Kunstplanung“, der zumindest für eine zukünftige urbanistische Planung von Bedeutung sein wird. „Was uns fehlt, ist eine öffentliche Diskussion“, bestätigte Bürgermeister Ullrich Eidenmüller in einem Sonntagsblatt den Ansatz der Veranstaltung.
Den Anstoß zu der Beschäftigung mit Hansjakob wurde Hildenbrand von dem Heimathistoriker Franz Schmider im Jahre 1964 vermittelt. Nach über dreißig Jahren Arbeit an Hansjakob geht es dem Autor in dem vorliegenden Buch letztlich um eine andere, kritisch differenzierte Aneignung Hansjakobs. Hildenbrand gehört einer Generation (geb. 1938) an, die das
säkularisierte Bedürfnis nach lokaler „Heiligenverehrung" der ersten bis dritten Generationen nach Hansjakobs Tod (1916) nicht mehr „belastet."
Herbst im Elsaß (1927)
(2001)
In der Stadt meines Gastfreundes zu Colmar sind die Häuser zweistöckig und weiß; der Dachstock über den Etagen macht ein Knie nach dem Modell des Mansart, nach dem Geschmack der Zeit Ludwigs XIV., einem Geschmack, dessen Größe auch das Gemütliche kennt; der Kniestock ist mit Schiefer bekleidet; vor den Mansarden sitzen im Grau des Schiefers weißgerahmte Fenster wie barock geformte Broschen. Um die Häuser träumen Gärten wache Träume, Gärten im besonnten Zustand einer sanften Verwesung, die, so scheint es, ins Unendliche dauern wird; auf den feinen rötlichen Sandwegen liegen große gelbe, genau geschnittene Platanenblätter. Um die Gärten stehen übermannshohe Mauern; wildes Weinlaub malt eine rote und willkürliche Pracht auf den weißen Putz; es wuchert nach der stillen Straße draußen und wird - wir drinnen merken
es - gestreift vom Hut oder von den Fingerspitzen der wenigen, die gehört werden, wenn sie vorübergehen. Die Luft ist klar und mit Zartheit fest; die Luft ist eine durchsichtige Metaphysik voll leise glänzender und innig beruhigender, auch etwas trauriger Versicherungen. Es ist ein freundliches und wehmütiges Vorspiel von Allerheiligen ... Die Erde riecht ein wenig wie
auf den Friedhöfen.
Zum Sommersemester 1910 schrieb sich ein junger russischer Student, Michael v. Dmitrewski (Michail Simeonowitsch Dmitrewski), an der Universität Freiburg i. Br. ein. Er stammte aus einer alten russischen Adelsfamilie, seine Vorfahren hatten hohe Ämter am Zarenhof oder in der Staatsverwaltung ausgeübt. Wasili Dmitrewski war Gouverneur von Stawropol während der blutigen Kaukasuskriege gewesen. Sein Sohn, Michail Wasiljewitsch Dmitrewski, wurde als Freund des Dichters Michail Ju. Lermontow (1814-1841) bekannt. Er lernte ihn 1837 in Tiflis kennen, wo er in der Zivilkanzlei des Oberkommandierenden für den Kaukasus diente. 1841 traf er ihn in Pjatigorsk wieder und gehörte dort zum engsten Kreis um den Dichter, trug ihm auch eigene Gedichte vor, die dieser sehr geschätzt haben soll. Im selben Jahr begleitete er ihn zu seinem für ihn tödlichen Duell. Darüber hinaus war er mit einem Kreis verbannter Teilnehmer des Dekabristen-Aufstandes von 1825 - namentlich mit Alexander A. Bestuschew (1797-1837) - eng befreundet. Der Vater des neuen Freiburger Studenten, Simeon Michailowitsch, hatte die diplomatische Laufbahn eingeschlagen und erhielt den Titel eines Kammerjunkers und Hofrates.