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1612 erwarbt das Kloster St. Blasien das Herrschaftsgebiet Bonndorf. Um über die neuen Gebiete seine ganze Macht entfalten zu können, setzte der Abt im damaligen „Flecken" Bonndorf eine zusätzliche, amtliche Außenverwaltung ein. Bald entwickelte sich zwischen St. Blasien und Bonndorf, die einen beschwerlichen Tagesmarsch auseinander lagen, ein reger Verkehr. Um für Mensch und Tier auf der langen Reise eine Verpflegungsmöglichkeit zu schaffen, sann man im Kloster über eine geeignete Stelle für eine Unterkunft nach, etwa in gleicher Distanz von beiden Orten.
Architektur als Dialog
(2003)
Der Umgang mit dem kulturellen Erbe einer Stadt spiegelt sich in besonderer Weise darin wider, wie Bauherren, Städteplaner und Architekten auf örtliche Bautraditionen reagieren. Greifen sie diese auf, schaffen sie Gebäude, die sich in das Vorhandene integrieren, setzen sie das Neue bewusst vom Alten ab, oder ignorieren sie gar die architektonischen Zeugnisse früherer Generationen? Unbestreitbar fallen einem im heutigen Mannheimer Stadtbild die Brüche und Widersprüchlichkeiten eher ins Auge als die Übereinstimmungen, harmonischen Übergänge und Einfügungen. Dies hängt zweifellos mit den verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zusammen. Um der Not der Nachkriegsjahre rasch und effektiv begegnen zu können, waren pragmatische Lösungen beim Wiederaufbau gefragt. Für ein Rücksichtnehmen auf die Überreste des alten Mannheim blieb wenig Raum, zumal das, was der Krieg nicht ganz zerstört hatte, stark in Mitleidenschaft gezogen war und von seiner einstigen Pracht nur noch wenig ahnen ließ. Mitunter erschien es einfacher und kostengünstiger, beschädigte Häuser ganz abzureißen, um an ihrer Stelle Neues zu errichten. Darüber hinaus entdeckte man die Zerstörung als Chance, Mannheim zu einer modernen, zukunftsweisenden Stadt aufzubauen. Und so setzte man das Neue bewusst von den Denkmälern der Barockzeit, des Historismus und Jugendstils ab, kontrastierte die alten malerisch-bewegten Silhouetten und Schmuckfassaden mit kubischen Baukörpergliederungen, strengen Raster-, glatten Putz- und Steinplattenfassaden oder mit puristischem Sichtbeton.
Am 12. Februar 2008 besiegelten die beiden Offenburger Sportvereine ESV Jahn und Turnverein von 1846 bei einer Mitgliederversammlung im Salmen-Saal ihren Zusammenschluss zum ETSV 1846 Jahn Offenburg. Diese Versammlung fand nicht ohne Grund an diesem historischen Ort statt. Im „Salmen" hatten sich am 12. September 1847 die Badischen Demokraten getroffen und die 13 Forderungen des Volkes von Baden verabschiedet. Diese 13 Forderungen sind, wie der frühere Bundespräsident Rau anlässlich der Wiedereröffnung des „Salmen" erklärte, die Grundlage des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. In die Zeit der Badischen Revolution fiel auch die Geburtsstunde des ersten Offenburger Turnvereins, der Turngemeinde von 1846. Am 9. Juli 1846 trafen sich ihre Gründungsväter im „Zähringer Hof' und verabschiedeten die 59 Gesetze der Offenburger Turngemeinde. Die turnerische Bewegung war Teil der damaligen politischen Willensäußerung des Bürgertums. Auch in Bühl, Kehl und Lahr entstanden in diesen Jahren erste Turnvereine. Zur selben Zeit etablierten sich in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts auch die Gesangvereine, so die Concordia in Offenburg.
Die erste Jahreshälfte 1974 dürfte vielen vor allem durch die politischen Skandale auf internationaler und nationaler Ebene in Erinnerung geblieben sein: dem Rücktritt des spionagegeschädigten Bundeskanzlers Willy Brandt im Mai des Jahres und der Watergate-Affäre mit der anschließenden Abdankung des US-Präsidenten Nixon. Manch einer mag sich auch nostalgisch an Deutschlands Auftritt als große Fußballnation zurückerinnern, als man Anfang Juli 1974 die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land gewinnen konnte. Doch noch zu Anfang jenes Jahres rauschten andere Themen durch den Blätterwald der Boulevardpresse: Da gab es einen smarten jungen Israeli namens Uri Geller, der in Wim Thoelkes Sendung „3 x 9" auftrat, auf ungewöhnliche Art und Weise Uhren reparierte, Schlüssel unbrauchbar machte und dafür sorgte, dass sich in Deutschlands Küchenkommoden die Gabeln verbogen. Und es trat ein Mann ins Rampenlicht, der Tausende von Leuten
dazu brachte, in ein Dorf am Rande des Schwarzwalds zu fahren und ihn zu konsultieren: Josef Weber, der „Wunderheiler von Schutterwald".
Seit etwa drei Jahrzehnten versuchen sich Forschungen zur Sportgeschichte im Kanon der Geschichtswissenschaften zu etablieren, seit einigen Jahren geschieht dies mit zunehmender Akzeptanz und Beachtung. Lange Zeit hat die allgemeine Geschichtsschreibung den Sport als Untersuchungsgegenstand allerdings nicht zur Kenntnis genommen und die Erforschung
seiner historischen Abläufe den Sportwissenschaften überlassen. Als Erklärung hierfür wird eine generelle bildungsbürgerliche Distanz zum Sport angenommen. Es war in Deutschland - etwa im Gegensatz zu den englischsprachigen Ländern - lange Zeit keinesfalls selbstverständlich, Sport und Sportereignisse als integralen Bestandteil des kulturellen Lebens anzuerkennen. Im Gegenteil: der Sport und seine gesellschaftlichen Begleiterscheinungen wurden von vielen sogar als „Un-Kultur" eingestuft, mit der Folge, dass sich innerhalb der Geistes- und Kulturwissenschaften kaum Interesse an der Erforschung entsprechender Inhalte regte. Inzwischen hat sich die Situation fast grundlegend geändert. Es entstehen mehr
und mehr solide Arbeiten auf diesem Feld, so dass die Historiographie des Sports allmählich ihren früheren Exotenstatus abzustreifen beginnt. Neben den einzelnen Sportverbänden sind es vor allem wissenschaftliche Institute oder verschiedene Universitätsabteilungen, die entsprechende Forschungsarbeiten fördern und vorantreiben. Für Baden-Württemberg nimmt
in diesem Zusammenhang seit einigen Jahren das Institut für Sportgeschichte e. V. in Maulbronn eine innovative Stellung ein.
Das heute noch existierende Gebäude der früheren jüdischen Lungenheilanstalt in Nordrach ist einer der bemerkenswertesten Orte südbadischer
Geschichte im 20. Jahrhundert. An kaum einem anderen Ort traten zwei
der Hauptziele des nationalsozialistischen Staates in so konzentrierter
Weise auf: die Vertreibung und Vernichtung jüdischen Lebens, sowie der
Versuch, die „arische Rasse" zu vermehren. In dem stattlichen Haus in der
Nordracher Ortsmitte war vor der NS-Zeit fast vier Jahrzehnte lang die einzige jüdische Krankenheilanstalt in der Ortenau ansässig. Der regionalgeschichtlichen Bedeutung des Gebäudes steht das geringe Interesse von
Seiten der historischen Forschung gegenüber. Bislang ist die Geschichte
des Hauses und seiner Bewohner/-innen nur in Ansätzen bekannt. [1]
Am 30. November 1939 wurde der jüdische Fotograf Wolf Schmuel Borowitzky in Nordrach aus seiner Wohnung heraus verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen nördlich von Berlin eingeliefert. Dort teilte man ihm die Häftlingsnummer 010121 zu und brachte ihn im Häftlingsblock 38 unter. Am 26. Februar 1940 kam Borowitzky im KZ Sachsenhausen im Alter von 48 Jahren ums Leben . Über die Todesursache gibt es keine Angaben, eine Grabstätte existiert nicht. Es ist eine grausame Ironie, dass keine Fotografie oder keine Porträtaufnahme existiert, die uns zeigen könnte, wie der Fotograf Borowitzky selbst ausgesehen hat. Nachdem er über zwanzig Jahre in dem bekannten Schwarzwälder Kurort lebte und arbeitete, ist sein Schicksal heute fast völlig in Vergessenheit geraten. Auch eine Nachfrage nach Hinweisen zu Borowitzky in den Nordracher Allgemeinen Bekanntmachungen blieb unlängst ohne jegliche Reaktion .
Der Kippenheimer Höfer-Fund
(2007)
Mit der offiziellen Übergabe von mehreren hundert professionell restaurierten und archlvisch erschlossenen Originalunterlagen als Depositum an das Kreisarchiv des Ortenaukreises am 24. September 2004 fand ein Projekt des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. seinen erfolgreichen Abschluss, das in Zusammenarbeit mit dem Hauptstaatsarchlv Stuttgart und durch die großzügige Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg einen in Form und Umfang einzigartigen Bestand zur Geschichte des Ortenauer Landjudentums der Forschung zugänglich macht. Mitte der 1990er-Jahre hatte der Kippenheimer Metzgermeister Hans Höfer während Renovierungsarbeiten auf dem Dachboden seines Hauses, verborgen unter alten Schindeln und teilweise eingewickelt in Einschlagpapiere, zahlreiche Dokumente und Schriftstücke gefunden, die sich der Familiengeschichte der im 19. Jahrhundert in diesem Haus lebenden jüdischen Familie Weil/Weill zuordnen ließen. Hans Höfer wandte sich mit seinem überraschenden Fund an den Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. Nach einer längeren Vorlaufphase, in der das Material erstmals gesichtet wurde und vor allem Fragen zu den Besitzverhältnissen und der endgültigen Aufbewahrung geklärt werden mussten, konnte der Bestand zwischen 2003 und 2005 archivisch aufgearbeitet werden.
Vergangenheitsverschönerung
(2005)
Im Oktober 2005 jährt sich zum fünften Mal die Eröffnung der neuen Offenburger Kulturstätte namens "Reithalle" auf dem großflächigen Gelände des städtischen Kulturforums. Am 21. Oktober 2000 war das zuvo mit rund 7,4 Millionen Mark sanierte hitorische Gebäude als Veranstaltungs-, Theater-, und Konzerthalle offiziell der Öffentlichkeit übergeben worden.
In den Morgenstunden des 13. Juli 1943 wurde ein junger Soldat der deutschen Wehrmacht zu einem Steinbruch nahe der ukrainischen Stadt Melitopol am Asowschen Meer geführt. Dem Mann stand seine Hinrichtung bevor. Ein Feldkriegsgericht
hatte ihn wegen „Fahnenflucht im Wiederholungsfall" zum Tode verurteilt. Mehr als vier Jahrzehnte später berichtete ein Augenzeuge über die nun folgenden Minuten: ,,Zur Verkündigung des Urteils mußte der Hinrichtungszug auf ein Kommando
stramm stehen und das Gewehr präsentieren und die Offiziere mußten grüßen. Eine Fahne war, glaube ich, auch dabei. Dann verlas der Schreiber-Unteroffizier mit lauter Stimme feierlich das Urteil: ,Im Namen des Volkes! Der Soldat Hermann Keller wird wegen Fahnenflucht im Wiederholungsfall und Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt!"