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Innerhalb der deutschen dialektologischen Forschung dieses Jahrhunderts ist es
unzweifelhaft der alemannische Raum, dem die Vorreiterrolle zukommt. Das
betrifft natürlich ganz besonders die hier im Mittelpunkt stehende dialektologische
Feldforschung zur Erarbeitung von Sprachatlanten. Daß dies nicht nur gleichsam
aus dem besonderen alemannischen Stammescharakter resultiert, sondern ebenso
vor dem Hintergrund der spezifischen politischen und Kulturgeschichte, vor allem
der Schweiz, in einem für sie ohne die Rückschläge zweier Weltkriege verlaufenen
Jahrhundert zu sehen ist, ist offensichtlich. Die deutsche Schweiz als Hort der
Stabilität in der südwestlichen Ecke des deutschen Sprachraums konnte so der
Impetusgeber sein für die sie umgebenden alemannischen Regionen Frankreichs,
Deutschlands, Liechtensteins und Österreichs und in weiterer Folge auch für die
bairischen und fränkischen Nachbarn.
Seit 1992 existiert in Baden-Württemberg das Projekt Brutvogelmonitoring Baden-Württemberg der Staatlichen Vogelschutzwarte Baden-Württemberg und des Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg. In dieser Langzeituntersuchung sollen landesweit die Bestandsentwicklungen gerade der häufigen und weitverbreiteten Kleinvögel erfaßt werden, ihre Situation dokumentiert und Daten im Hinblick auf einen gegenwärtigen und zukunftsorientierten Vogel- und Naturschutz bereitgestellt werden. Es werden kontinuierlich jedes Jahr aktuell Daten erhoben. Insgesamt haben seit Beginn des Projekts 115 Mitarbeiter zu 163 Vogelarten Daten erfaßt. Pro Jahr wurden bis zu 177 Strecken bearbeitet und in diesen bis zu 126 Linientaxierungen und 740 Punkt - Stopp-Zählungen durchgeführt. Die Ergebnisse des Brutvogelmonitorings im Zeitraum von 1992 bis 1998 werden in Form eines Atlasbandes zu den einzelnen Arten vorgestellt: jährliche Bestandszahlen, Bestandsentwicklungen als Vergleich derselben Standorte von Jahr zu Jahr und Veränderung der
Stetigkeit der Arten, also ihres Vorkommens überhaupt. Anhand der Feldlerche (Alauda arvensis) werden die Aussage- und Interpretationsmöglichkeiten beispielhaft diskutiert.
Seit 1992 existiert in Baden-Württemberg das Projekt Brutvogelmonitoring Baden-Württemberg der Staatlichen Vogelschutzwarte Baden-Württemberg und des Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg. In dieser Langzeituntersuchung sollen landesweit die Bestandsentwicklungen gerade der häufigen und weitverbreiteten Kleinvögel erfaßt werden, ihre Situation dokumentiert und Daten im Hinblick auf einen gegenwärtigen und zukunftsorientierten Vogel- und Naturschutz bereitgestellt werden. Es werden kontinuierlich jedes Jahr aktuelle Daten erhoben. Insgesamt haben seit Beginn des Projektes 130 Mitarbeiter 313 Strecken bearbeitet und dabei 2266 Linientaxierungs-Begehungen und 9721 einzelne Punkt-Stopp-Zählungen durchgeführt. Es wurden insgesamt 164 Vogelarten erfasst. Pro Jahr wurden bis zu 164 Strecken bearbeitet und in diesen bis zu 359 einzelne Linientaxierungen begangen und 2223 einzelne Punkt-Stopp-Zählungen durchgeführt. Mit dem neu entwickelten Ökologischen Forschungs- und Monitoring Datenbanksystem steht jetzt im Brutvogel-Monitoring ein Programmsystem für die Datenerfassung, Verwaltung und Auswertung zur Verfügung. Es ermöglicht einen routinemäßigen Einsatz bei Aussagen über die Bestandsentwicklung einheimischer Brutvögel und jederzeit aktuelle Abfragen und Auswertungen. Es werden im Brutvogel-Monitoring verschiedene Auswertungsebenen dargestellt: Die grundlegende Auswertungsstrategie des Mittleren Bestandsentwicklungs-Index (MBI) beruht auf dem unmittelbaren Vergleich identischer Standorte von Jahr zu Jahr. Die unterschiedlichen Häufigkeitsanteile der einzelnen Biotoptypen in den Jahren werden im Index normiert. Die Lebensräume werden nach ihrer Bedeutung für die einzelnen Arten gewichtet. Es ergibt sich so die für die Art relevante Bestandssituation im Betrachtungsraum. Bei der Auswertung der Bestandsentwicklung in den Hauptlebensräumen des Brutvogel-
Monitorings werden die Arten in realen, absoluten Bestandszahlen dargestellt. Grundlage ist hierbei ein Querschnitt der Bestandszahlen von allen innerhalb eines Jahres untersuchten Standorten eines einheitlichen Biotoptyps und der Vergleich dieses absoluten Bestandsniveaus über die Jahre. Mit Hilfe von Trendanalysen werden die Bestandsentwicklungen statistisch abgesichert.
Unter den vielen Künsten, welcher sich die Kirche zur Verherrlichung Gottes bedient, nimmt die Musica Sacra eine Sonderstellung ein. Schon im Schlüsselerlebnis des auserwählten Volkes, der Errettung aus der Knechtschaft in Ägypten, ist von ihr die Rede: „Damals sang Mose mit den Israeliten dem Herrn dieses Lied; sie sagten: Ich singe dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben“ (Ex 15,1). Die Beschreibung des Gottesdienstes im Heiligen Zelt und die Psalmen bieten zahlreiche Belegstellen für den begleitenden Einsatz von Instrumenten beim Gesang zum Lobe Gottes. Die Liturgie des neuen Gottesvolkes ist ohne Musik nicht vorstellbar. „Jesus und die frühen Gemeinden verstehen sich in allererster Linie als Beter und lobsingende Gemeinde“ (Klaus Berger). Ihre missionarische Kraft schöpft die Kirche nicht zuletzt aus jenen Harmonien, die imstande sind, Herz und Sinne der Menschen zu Gott hin zu bewegen. Kirchenmusikpflege einer Gemeinde ist darum so alt wie die Gemeinde selbst. Sie beginnt in Offenburg spätestens 1182 mit der Ersterwähnung eines Geistlichen, des „Fridericus sacerdos“, in jenem Kirchenbau, der 1221 als „ecclesie in Offenburc“ wohl an der Stelle der heutigen Pfarrkirche Heilig Kreuz bezeugt ist.
Konrad Schmider (1859-1898)
(2006)
Die Stadt Wolfach gedenkt in diesen Tagen ihres Sohnes Konrad Schmider, der am 6. Juli 1898 beim Ausmalen de Schlosses in Mannheim auf tragische Weise ums Leben kam. Schmider, der nur 39 Jahre alt war, wurde 1859 geboren. Im gleichen Jahr starb in Haslach der unter dem Namen „Der närrische Maler von Haslach" bekannte Künstler Carl Sandhaas. Diese rein zufällige, fast nahtlose Aneinanderfügung zweier Künstlerlebensläufe wäre interessant genug, um Vergleiche anzustellen. Ich möchte nur auf einen einzigen Punkt aufmerksam machen. In der Biographie von Carl Sandhaas ist davon die Rede, er habe in seiner Münchener Zeit die Nähe des Malers Peter Cornelius gesucht. Damit sind wir auf den vielleicht bekanntesten Namen gestoßen, den man zuerst nennt, wenn man von den so genannten ,,Nazarenern" spricht. Wer waren diese Nazarener? Und
weil nun unser Konrad Schmider der jüngsten Gruppe dieser Kunstrichtung angehört, müssen wir zunächst den Begriff „Nazarener" erklären. Dann will ich versuchen, Ihnen in mehreren Schritten meine „Gedanken zum Umgang mit dem Lebenswerk eines Nazareners" vorzutragen.
Bildung und Erziehung auf dem Hintergrund des biblischen Menschenbildes hat eine lange Tradition, vor allem in den Klosterschulen. Vor dem Hintergrund des fehlenden Nachwuchses für die Orden und die geistlichen Gemeinschaft en stellte es eine enorme Herausforderung dar, für diese Schulen eine zukunftssichere Trägerstruktur zu finden um ihre geschätzte und anerkannte Arbeit auch in Zukunft fortführen zu können. Die aus dieser Fragestellung heraus mit Sitz in Freiburg gegründete Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg garantiert seit 25 Jahren, dass Bildung und Erziehung junger Menschen in der Tradition der Klosterschulen und diözesaner kirchlicher Schulen mit einem ablesbaren inhaltlichen Schulprofil auf dem Hintergrund
christlicher Werterziehung gesichert ist.
Hitlers Umbauprogramme für Berlin, Nürnberg oder München zu nationalsozialistischen Vorzeigemetropolen gerieten in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr in den Fokus detaillierter
kunsthistorischer und geschichtswissenschaftlicher Forschung. Die größenwahnsinnige Bauwut beschränkte sich jedoch keineswegs auf einige ausgesuchte Großstädte: Eine neuere Studie belegt etwa am Beispiel Posen (heute Poznan), da Hitler selbst während des Krieges eine
führenden Architekten noch mit ehrgeizigen Projekten auf gerade erobertem Terrain beauftragte. In mancherlei Hinsicht kann Straßburg dabei als westliches Gegenstück zu Posen betrachtet werden: Kaum zufällig sollte in beiden Städten eine Reichsuniversität eröffnet werden
und kaum zufällig sollten die jeweiligen Gauleiter auf Geheiß des „Führers" innerhalb von zehn
Jahren die umliegenden Gebiete germanisieren bzw. entwelschen.
Im Sommer 1940 entwarf Hitler die Grundlinien eines gewaltigen Bauprojektes für die elsässische Metropole, des en Ausführung er seinem ,.Leibarchitekten" Alben Speer anvertraute.
Al Gegenstück zum mittelalterlichen, vom Münster dominierten „Alten Straßburg" würde
fortan das „Neue Straßburg" von der Gigantomanie des „Tausendjährigen Reiches" zeugen.
Als am Morgen des 6. März 1933 am Freiburger Rathaus die Hakenkreuzflagge gehisst wurde,
bedeutete dies ein Fanal: Von jetzt an hatte die NSDAP mit ihren braunen Helfershelfern in der
SA und anderen Organisationen das Sagen, und zwar nicht nur in Berlin, wo tags zuvor die
Reichstagswahl zwar nicht ganz so überzeugend wie erwartet, so doch reichlich „braun" ausgefallen war, sondern auch in Freiburg, wo die NSDAP mit 35,8% zur stärksten Partei avancierte. Obwohl hier noch nicht wirklich installiert, hissten die Nazis trotz des durch den noch
amtierenden demokratisch gewählten Zentrums-Oberbürgermeister Karl Bender ausgesprochenen Verbots die Hakenkreuzfahne auf dem Balkon des Rathauses, also am zentralen Ort
kommunaler Machtausübung.
Für die Zeitenwende 1918/1919, den Zusammenbruch des Kaiserreichs, die Revolution und die Einführung einer neuen
Staatsverfassung, hat sich in Kehl eine einzigartige Quelle erhalten, die es ermöglicht, die Geschehnisse vor Ort aus einer ganz persönlichen Perspektive zu rekonstruieren: das Tagebuch von Mathias Nückles V.
Déjà vu?
(2017)
Seit April 2017 fährt die Straßburger Straßenbahn wieder nach Kehl und die beiden sich am Rhein gegenüberliegenden Städte sind verkehrstechnisch so eng aneinander gebunden, dass Fahrgäste aus beiden Nationen beinahe unbemerkt und selbstverständlich die Landesgrenze überschreiten können. Vor knapp 120 Jahren gab es diesen Moment schon einmal, als die erste Trambahn der Straßburger Straßenbahn-Gesellschaft über den Rhein dampft und Marktfrauen wie Arbeiter aus Kehl und dem Hanauerland nach Straßburg beförderte. Besonders an Feiertagen und Wochenenden waren die Bahnen überfüllt, weil Touristen aus Straßburg im benachbarten Kehl Erholung suchten. Geradezu schwärmerisch pries am Vorabend des Ersten Weltkrieges das Adressbuch der Gesamtgemeinde Kehl von 1914 den öffentlichen Nahverkehr: »Die Verkehrsverbindungen mit dem nahen Straßburg sind vorzügliche«. Tatsächlich herrschten seinerzeit beinahe paradiesische Verhältnisse: Im Zehn-Minutentakt passierte die von Kehl kommende Straßenbahn die Rheinbrücke, von morgens 6 Uhr bis 12 Uhr nachts. Tatsächlich war die damalige Publikumserwartung an die Dienstleistung des öffentlichen Nahverkehrs deutlich höher als heute: Keineswegs zufrieden mit der bereits erreichten Zugtaktung, wollte die betreibende Straßburger Straßenbahn-Gesellschaft die Rheinüberfahrt im Fünf-Minutentakt bewältigen, scheiterte jedoch an bürokratischen Hemmnissen. Im Gegensatz zu heute erwies sich das Betreiben dieser Straßenbahnlinie keineswegs als Zuschussgeschäft , sondern als lukrative Angelegenheit. Wie auch heute musste damals eigens für die Tram eine neue Brücke gebaut werden, und es war für die Straßburger Aktiengesellschaft keine Frage, dass sie sich mit einem nicht unerheblichen Beitrag an den Baukosten beteiligte – eine Investition, die sich schon bald amortisieren sollte.
Mit der Publikation von Briefen der Redakteurin Käthe Vordtriede eröffnete sich im Jahr 1998 ein ganz neuer und sehr persönlicher Zugang zum Alltag im nationalsozialistischen Freiburg der Jahre 1933 bis 1939. Es handelte sich um einen Zufallsfund, welchen wir letztlich ihrem Sohn Werner Vordtriede verdanken. Der 1985 gestorbene Literaturwissenschaftler hatte seinen schriftlichen Nachlass dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach vermacht. Neben vielen anderen Unterlagen fanden sich bei der Sichtung 150 Briefe seiner Mutter, die der bereits mit 18 Jahren zuerst in die Schweiz, später in die USA emigrierte Werner Vordtriede sein ganzes Leben lang verwahrt hatte. Die Briefe stellen eine unschätzbare Quelle dar, denn sie bilden in ihrer zeitlichen Unmittelbarkeit ein einzigartiges Dokument über die Ereignisse, besonders über das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger einer mittelgroßen deutschen Stadt in den Jahren nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Der Herausgeber Manfred Bosch charakterisiert diese Schriftstücke als „Akte der Abwehr, um sich den täglichen Dreck von der Seele zu waschen".
Zweimal verbrachte sie eine wichtige Zeit ihres Lebens in Freiburg. Das erste Mal kam Olga Fajans im Frühjahr 1897 als wissbegierige junge Frau am Freiburger Hauptbahnhof an, um für einige Semester Medizin zu studieren, das zweite Mal gut zwei Jahrzehnte später als Olga Hempel, um nach einer gescheiterten Ehe mit ihren drei Kindern an der Dreisam ein neues
Leben aufzubauen. Wie so oft bei der geschichtswissenschaftlichen Arbeit ist auch hier dem Zufall zu danken, der es ermöglichte, einem außergewöhnlichen Leben auf die Spur zu kommen. Im Rahmen meiner Suche nach Informationen über Freiburger Studentinnen erfuhr ich, dass am Institut der Geschichte der Medizin der Freien Universität Berlin ein Forschungsprojekt über Ärztinnen im Kaiserreich durchgeführt wurde. Unter den 792 deutschen Ärztinnen, die dort in fast
15-jähriger mühsamer Recherche erfasst werden konnten, befand sich auch Olga Hempel. Frau Jutta Buchin, die an dem Projekt maßgeblich beteiligt war, stellte mir die entsprechenden Ergebnisse freundlicherweise zur Verfügung. Sie vermittelte mir auch den Kontakt zu Olga Hempels Enkelin Irene Gill im englischen Oxford, die neben zahlreichen Briefen die Lebenserinnerungen ihrer Großmutter verwahrt, welche diese von 1948 an für ihre Familie in drei umfangreichen Notizbüchern niedergelegt hat. Unlängst konnte das Freiburger Stadtarchiv ein Exemplar dieser Aufzeichnungen in seine Sammlung aufnehmen.
Die Grenze als Schicksal
(2020)
Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Dadurch wurde der Bündnisfall ausgelöst, d. h. das »geheime Schutz- und Trutzbündnis«, das Baden im August 1866 ebenso wie die anderen süddeutschen Staaten mit Preußen abgeschlossen hatte, trat in Kraft. Dies war auch in Kehl bekannt, und so flohen unmittelbar nach der Kriegserklärung die ersten Bewohner aus der Stadt. Ihnen steckte vor allem die Erfahrung in den Knochen, dass sie bei Auseinandersetzungen zwischen Franzosen und Deutschen stets die ersten Leidtragenden waren.
Adelheid Steinmann
(2011)
Adelheid Steinmann wurde am 26. April 1866 in Heidelberg in ein großbürgerliches Elternhaus hineingeboren. Ihr Vater Heinrich Holtzmann war Professor für Theologie zunächst in
Heidelberg, später in Straßburg. Auch den Kindern wurde selbstredend die höchstmögliche Bildung zuteil. Bruder Robert studierte Geschichte, Bruder Friedrich Medizin, beide schlugen
ebenfalls die akademische Laufbahn ein, beide brachten es wie der Vater zu einer Professur. So
war es nur natürlich, dass auch Adelheid 1886 mit 20 Jahren standesgemäß ins Bildungsbürgertum einheiratete. Ihr Ehemann war der hoch gebildete und zehn Jahre ältere Gustav Steinmann,
Geologieprofessor zuerst in Jena, später in Freiburg. Adelheid Steinmann war eine Politikerin, welcher die Stadt Freiburg ebenso wie die Universität viel zu verdanken hat, die aber im kollektiven Gedächtnis der Stadt nur wenige Spuren hinterlassen hat. Ein erster Schritt, dies zu ändern, war die Benennung einer Straße im Rieselfeld.
Straßenschilder sind kleine Denkmäler, und sie bergen ebenso wie diese eine Gefahr, nämlich
die, dass man zwar den Namen kennt, vielleicht auch täglich an ihnen vorbeigeht, sie aber
eigentlich gar nicht richtig wahrnimmt. Kaum jemand verspürt den Wunsch, mehr dahinter entdecken zu wollen als eben die Kennzeichnung einer Straße, was im Alltag ja in erster Linie dazu
dient, dass sie vom Briefträger oder von der Paketzustellerin gefunden wird.[1]
Der Frauenbeauftragten Frau Ursula Knöpfte ist dafür zu danken, dass sie die vermeintlich
zwingende Logik von kurzer Denkmalehrung und schnellem Vergessen aufgebrochen hat -
zunächst 2006 mit dem Frauengeschichtsplan der Stadt Freiburg, dann mit einer Vortragsreihe,
bei der im Januar 2007 Adelheid Steinmann genauer vorgestellt werden konnte (Abb. 1)[2]
Das gotische Kreuz aus dem Benediktinerkloster St. Trudpert und das Benediktinerkloster Mariastein
(2004)
Vom 18. Oktober bis 9. November 2003 wurden im Augustiner-Museum zu Freiburg im Breisgau die zwei mittelalterlichen Kreuze, beides hochwertige Goldschmiedearbeiten, die einst der breisgauischen Benediktinerabtei St. Trudpert in Münstertal Schwarzwald gehört hatten, ausgestellt. Das ältere, das so genannte Niello-Kreuz aus dem 12. Jahrhundert, befindet sich noch heute am ursprünglichen Ort als Eigentum der Pfarrgemeinde von St. Trudpert in Münstertal. Das andere, — es stammt aus dem 13. Jahrhundert, — kam über Umwege in die staatliche Ermitage St. Petersburg. Von diesem Kreuz ist aber auch bekannt, dass es eine Zeitlang im Besitze des Benediktinerklosters Mariastein war. Allerdings sind die Umstände des Erwerbs unklar. Über den Verkauf dieses gotischen Kreuzes blieb jedoch im Kloster Mariastein die Überlieferung erhalten, dass es in der Zeit des Aufenthaltes der aus Mariastein vertriebenen Mönche in Delle (1875-1901) verkauft wurde. Im Folgenden soll diesen verwickelten Spuren etwas nachgegangen werden, um etwas Klarheit zu schaffen, auch wenn einige Fragen offen bleiben müssen.
Wenn wir von Baden und Württemberg sprechen,
so haben wir meist die beiden Länder vor Augen,
wie sie sich im 19. und 20. Jahrhundert darstellten:
Das schlanke Baden, das sich den Rhein entlang
vom Bodensee bis an den Main erstreckte und
das etwas massigere Württemberg, das von Oberschwaben bis zum Taubergrund reichte. Diese beiden Länder haben denselben Vater: Napoleon.
Nach seinen Siegen über das habsburgisch geführte
Deutsche Reich ging er daran, Deutschland nach
seinen Bedürfnissen umzugestalten. Die Beseitigung des territorialen Flickenteppichs im deutschen Südwesten erwies sich als sehr dauerhaft. Die
Markgrafschaft Baden vervierfachte ihr Territorium und wurde zum Großherzogtum Baden. Das
Herzogtum Württemberg verdoppelte seine Fläche
und wurde zum Königreich. Die von den beiden Fürstenhäusern neu dazu erworbenen Gebiete
waren oft keineswegs glücklich über ihre neue
Zugehörigkeit.
Die Welvert-Kaserne
(2008)
Der folgende Beitrag beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung der Welvert-Kaserne, die 1935/36 als Boelcke-Kaserne gebaut wurde. Daneben steht die heutige Lyautey-Kaserne, die 1913/1914 erbaut wurde und in den 1920er
Jahren den Namen Richthofen-Kaserne erhielt. Die Hauptgebäude stehen heute unter Denkmalschutz. In den Jahrzehnten, in denen die Kasernen gebaut wurden, entstand und entwickelte sich die Firma Saba. Zwischen der Welvert- und der Lyautey-Kaserne ist deutlich die Kirnacher Straße zu erkennen. Auch die Kreuzung der Kirnacher Straße mit der Dattenberg- und Richthofenstraße ist gut erkennbar. Am oberen Bildrand sieht man die große Kreuzung Kirnacher/Peterzeller Straße.
Die Altstadtkirche
(2001)
Der Beitrag, den die Arbeitsgemeinschaft (AG)
Geschichte am Gymnasium Romäusring zum Tag
des offenen Denkmals 2000 präsentierte, ist nicht
nur eine enorme Fleißarbeit, sondern eine echte
Meisterleistung. Unter dem Titel „Die Altstadtkirche“ haben Thomas Kirchner, Eva Spira, Stefanie Spira, Marc Weber und ihr Geschichtslehrer
Bernd Schenkel eine Dokumentation vorgelegt,
die weit über den Tag des Anlasses hinaus beachtlichen historischen Wert hat.
Villingen baut ein Gymnasium
(2009)
Höhere Schulen in Villingen sind keine Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Höhere Bildung gab es hier schon im späten Mittelalter. Im 18. Jahrhundert existierten in Villingen zwei Gymnasien. Eines wurde von den Franziskanern unterhalten, das andere von den Benediktinern – eines zu viel für die kleine Stadt Villingen. Die vorderösterreichische Regierung in Freiburg entschied 1774, nur die Benediktiner sollten weiterhin ein Gymnasium betreiben. Den Franziskanern wurde die Normalschule, damals meist ‚Hauptschule’ genannt, übertragen. Die Schülerzahl im Gymnasium schwankte zwischen 50 und 70 Schülern. Mit dem Ende der Zugehörigkeit Villingens
zu Österreich wurden die letzten Klöster – 1806 auch das Benediktinerkloster – aufgelöst. Nur das Ursulinenkloster überlebte, da es die Mädchenbildung in der Stadt übernommen hatte. Das Ende des Benediktinerklosters bedeutete auch das Ende des Gymnasiums in Villingen. Es folgte ein letztlich erfolgloses Bemühen des Rats der Stadt und des Bürgermeisters, das Gymnasium doch noch zu erhalten.
1612 erwarbt das Kloster St. Blasien das Herrschaftsgebiet Bonndorf. Um über die neuen Gebiete seine ganze Macht entfalten zu können, setzte der Abt im damaligen „Flecken" Bonndorf eine zusätzliche, amtliche Außenverwaltung ein. Bald entwickelte sich zwischen St. Blasien und Bonndorf, die einen beschwerlichen Tagesmarsch auseinander lagen, ein reger Verkehr. Um für Mensch und Tier auf der langen Reise eine Verpflegungsmöglichkeit zu schaffen, sann man im Kloster über eine geeignete Stelle für eine Unterkunft nach, etwa in gleicher Distanz von beiden Orten.
Architektur als Dialog
(2003)
Der Umgang mit dem kulturellen Erbe einer Stadt spiegelt sich in besonderer Weise darin wider, wie Bauherren, Städteplaner und Architekten auf örtliche Bautraditionen reagieren. Greifen sie diese auf, schaffen sie Gebäude, die sich in das Vorhandene integrieren, setzen sie das Neue bewusst vom Alten ab, oder ignorieren sie gar die architektonischen Zeugnisse früherer Generationen? Unbestreitbar fallen einem im heutigen Mannheimer Stadtbild die Brüche und Widersprüchlichkeiten eher ins Auge als die Übereinstimmungen, harmonischen Übergänge und Einfügungen. Dies hängt zweifellos mit den verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zusammen. Um der Not der Nachkriegsjahre rasch und effektiv begegnen zu können, waren pragmatische Lösungen beim Wiederaufbau gefragt. Für ein Rücksichtnehmen auf die Überreste des alten Mannheim blieb wenig Raum, zumal das, was der Krieg nicht ganz zerstört hatte, stark in Mitleidenschaft gezogen war und von seiner einstigen Pracht nur noch wenig ahnen ließ. Mitunter erschien es einfacher und kostengünstiger, beschädigte Häuser ganz abzureißen, um an ihrer Stelle Neues zu errichten. Darüber hinaus entdeckte man die Zerstörung als Chance, Mannheim zu einer modernen, zukunftsweisenden Stadt aufzubauen. Und so setzte man das Neue bewusst von den Denkmälern der Barockzeit, des Historismus und Jugendstils ab, kontrastierte die alten malerisch-bewegten Silhouetten und Schmuckfassaden mit kubischen Baukörpergliederungen, strengen Raster-, glatten Putz- und Steinplattenfassaden oder mit puristischem Sichtbeton.
Guntram von Schenck
(2011)
Als Grenzgänger zwischen Geschichtswissenschaft, aktiver
Politik und Diplomatie sind mir Erfahrungen zugefallen, die
verhältnismäßig selten sind. In meine Tätigkeit in der aktiven
Politik ist immer geschichtliches Wissen eingeflossen, es hat
mich bereichert und gestützt. Historische Kenntnisse und
konkrete, politische Erfahrung waren mir in der Diplomatie
gleichermaßen von Nutzen.
Meinen Weg habe ich mit Publikationen begleitet - soweit das
möglich war. Vieles konnte und einiges kann heute noch nicht
veröffentlicht werden. Die Publikationen sind Teil dieser
Lebenserinnerungen, sie sind unverändert eingearbeitet.
Vom "Aufrührer" in der Studentenrevolte 1966-1969 zum
Deutschen Botschafter in Rom, vom promovierten Historiker
über die Politikberatung und kritische Publizistik zur aktiven
Politik und (spät) in das Auswärtige Amt führt in Deutschland
kein gerader Weg, keine vorgezeichnete Karriere. Die
Bundesrepublik war und ist Werdegängen nicht günstig, die
hergebrachten Vorstellungen zuwider laufen.
Man kann es nicht anders sagen: die Lektüre von Heideggers “Sein und Zeit” versetzt heute noch in innere Unruhe, in ein forttreibendes Suchen und bestürzendes Für-Wahr-Halten. Es gilt Hegels Satz, Philosophie sei ihre Zeit, in Gedanken gefasst. Auch heute noch, rund 80 Jahre nach Erscheinen des Werks. Gerade für Historiker im Blick auf den Zweiten Weltkrieg und die Nazi-Zeit.
Heidegger repräsentiert wie wenige die geistige Aristokratie des damaligen Deutschland, er ist der große Exponent einer Philosophie, die ohne den Fundus und die Tradition deutscher Philosophie undenkbar ist. Er ist ein Deuter seiner Zeit mit internationaler Ausstrahlung, ein Meister aus Deutschland. Und doch ist er abgestürzt in die Gläubigkeit an einen Zeitenbruch 1933.
Am 11. März 2010 jährt sich zum 90. Male der Tag des Abschlusses der großen Reichsfinanzreform Matthias Erzbergers. Es ist uns ein willkommener Anlass, diesen Aspekt des Wirkens des Biberacher Reichstagsabgeordneten in den Vordergrund zu stellen. In vorangegangenen Veranstaltungen der VHS Biberach waren Erzbergers Rolle als Delegationsleiter bei den Verhandlungen des Waffenstillstands am Ende des Ersten Weltkriegs und sein Beitrag zum Völkerbundgedanken behandelt und gewürdigt worden.
Matthias Erzberger wurde am 21. Juni 1919 zum Reichsfinanzminister berufen. Um erfassen zu können, was Erzberger mit der Reichsfinanzreform geleistet hat, müssen wir uns knapp und stichwortartig seinen politischen Werdegang, der aufs engste mit der deutschen Politik am Ende des Ersten Weltkriegs verknüpft ist, nochmals vergegenwärtigen. Erzbergers Steuerreform und Außenpolitik greifen - wie wir sehen werden - so eng ineinander, dass eine Darstellung, die diesen Zusammenhang vernachlässigt, unmöglich ist.
Jeder große Erfolg hat seine Voraussetzungen. Gerade die Politik unserer Tage zeigt uns, wie schwierig die Umsetzung intellektuell noch so überzeugender Konzepte notwendiger Steuerreformen ist. Die besten und schönsten (Bierdeckel-) Konzepte bleiben Chimären, wenn sie nicht realisiert werden. Dem Mann aus Biberach, Matthias Erzberger, ist die Durchsetzung der großen Reform gelungen - gegen alle Widerstände.
Am 12. Februar 2008 besiegelten die beiden Offenburger Sportvereine ESV Jahn und Turnverein von 1846 bei einer Mitgliederversammlung im Salmen-Saal ihren Zusammenschluss zum ETSV 1846 Jahn Offenburg. Diese Versammlung fand nicht ohne Grund an diesem historischen Ort statt. Im „Salmen" hatten sich am 12. September 1847 die Badischen Demokraten getroffen und die 13 Forderungen des Volkes von Baden verabschiedet. Diese 13 Forderungen sind, wie der frühere Bundespräsident Rau anlässlich der Wiedereröffnung des „Salmen" erklärte, die Grundlage des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. In die Zeit der Badischen Revolution fiel auch die Geburtsstunde des ersten Offenburger Turnvereins, der Turngemeinde von 1846. Am 9. Juli 1846 trafen sich ihre Gründungsväter im „Zähringer Hof' und verabschiedeten die 59 Gesetze der Offenburger Turngemeinde. Die turnerische Bewegung war Teil der damaligen politischen Willensäußerung des Bürgertums. Auch in Bühl, Kehl und Lahr entstanden in diesen Jahren erste Turnvereine. Zur selben Zeit etablierten sich in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts auch die Gesangvereine, so die Concordia in Offenburg.
Die erste Jahreshälfte 1974 dürfte vielen vor allem durch die politischen Skandale auf internationaler und nationaler Ebene in Erinnerung geblieben sein: dem Rücktritt des spionagegeschädigten Bundeskanzlers Willy Brandt im Mai des Jahres und der Watergate-Affäre mit der anschließenden Abdankung des US-Präsidenten Nixon. Manch einer mag sich auch nostalgisch an Deutschlands Auftritt als große Fußballnation zurückerinnern, als man Anfang Juli 1974 die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land gewinnen konnte. Doch noch zu Anfang jenes Jahres rauschten andere Themen durch den Blätterwald der Boulevardpresse: Da gab es einen smarten jungen Israeli namens Uri Geller, der in Wim Thoelkes Sendung „3 x 9" auftrat, auf ungewöhnliche Art und Weise Uhren reparierte, Schlüssel unbrauchbar machte und dafür sorgte, dass sich in Deutschlands Küchenkommoden die Gabeln verbogen. Und es trat ein Mann ins Rampenlicht, der Tausende von Leuten
dazu brachte, in ein Dorf am Rande des Schwarzwalds zu fahren und ihn zu konsultieren: Josef Weber, der „Wunderheiler von Schutterwald".
Seit etwa drei Jahrzehnten versuchen sich Forschungen zur Sportgeschichte im Kanon der Geschichtswissenschaften zu etablieren, seit einigen Jahren geschieht dies mit zunehmender Akzeptanz und Beachtung. Lange Zeit hat die allgemeine Geschichtsschreibung den Sport als Untersuchungsgegenstand allerdings nicht zur Kenntnis genommen und die Erforschung
seiner historischen Abläufe den Sportwissenschaften überlassen. Als Erklärung hierfür wird eine generelle bildungsbürgerliche Distanz zum Sport angenommen. Es war in Deutschland - etwa im Gegensatz zu den englischsprachigen Ländern - lange Zeit keinesfalls selbstverständlich, Sport und Sportereignisse als integralen Bestandteil des kulturellen Lebens anzuerkennen. Im Gegenteil: der Sport und seine gesellschaftlichen Begleiterscheinungen wurden von vielen sogar als „Un-Kultur" eingestuft, mit der Folge, dass sich innerhalb der Geistes- und Kulturwissenschaften kaum Interesse an der Erforschung entsprechender Inhalte regte. Inzwischen hat sich die Situation fast grundlegend geändert. Es entstehen mehr
und mehr solide Arbeiten auf diesem Feld, so dass die Historiographie des Sports allmählich ihren früheren Exotenstatus abzustreifen beginnt. Neben den einzelnen Sportverbänden sind es vor allem wissenschaftliche Institute oder verschiedene Universitätsabteilungen, die entsprechende Forschungsarbeiten fördern und vorantreiben. Für Baden-Württemberg nimmt
in diesem Zusammenhang seit einigen Jahren das Institut für Sportgeschichte e. V. in Maulbronn eine innovative Stellung ein.
Das heute noch existierende Gebäude der früheren jüdischen Lungenheilanstalt in Nordrach ist einer der bemerkenswertesten Orte südbadischer
Geschichte im 20. Jahrhundert. An kaum einem anderen Ort traten zwei
der Hauptziele des nationalsozialistischen Staates in so konzentrierter
Weise auf: die Vertreibung und Vernichtung jüdischen Lebens, sowie der
Versuch, die „arische Rasse" zu vermehren. In dem stattlichen Haus in der
Nordracher Ortsmitte war vor der NS-Zeit fast vier Jahrzehnte lang die einzige jüdische Krankenheilanstalt in der Ortenau ansässig. Der regionalgeschichtlichen Bedeutung des Gebäudes steht das geringe Interesse von
Seiten der historischen Forschung gegenüber. Bislang ist die Geschichte
des Hauses und seiner Bewohner/-innen nur in Ansätzen bekannt. [1]
Am 30. November 1939 wurde der jüdische Fotograf Wolf Schmuel Borowitzky in Nordrach aus seiner Wohnung heraus verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen nördlich von Berlin eingeliefert. Dort teilte man ihm die Häftlingsnummer 010121 zu und brachte ihn im Häftlingsblock 38 unter. Am 26. Februar 1940 kam Borowitzky im KZ Sachsenhausen im Alter von 48 Jahren ums Leben . Über die Todesursache gibt es keine Angaben, eine Grabstätte existiert nicht. Es ist eine grausame Ironie, dass keine Fotografie oder keine Porträtaufnahme existiert, die uns zeigen könnte, wie der Fotograf Borowitzky selbst ausgesehen hat. Nachdem er über zwanzig Jahre in dem bekannten Schwarzwälder Kurort lebte und arbeitete, ist sein Schicksal heute fast völlig in Vergessenheit geraten. Auch eine Nachfrage nach Hinweisen zu Borowitzky in den Nordracher Allgemeinen Bekanntmachungen blieb unlängst ohne jegliche Reaktion .
Der Kippenheimer Höfer-Fund
(2007)
Mit der offiziellen Übergabe von mehreren hundert professionell restaurierten und archlvisch erschlossenen Originalunterlagen als Depositum an das Kreisarchiv des Ortenaukreises am 24. September 2004 fand ein Projekt des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. seinen erfolgreichen Abschluss, das in Zusammenarbeit mit dem Hauptstaatsarchlv Stuttgart und durch die großzügige Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg einen in Form und Umfang einzigartigen Bestand zur Geschichte des Ortenauer Landjudentums der Forschung zugänglich macht. Mitte der 1990er-Jahre hatte der Kippenheimer Metzgermeister Hans Höfer während Renovierungsarbeiten auf dem Dachboden seines Hauses, verborgen unter alten Schindeln und teilweise eingewickelt in Einschlagpapiere, zahlreiche Dokumente und Schriftstücke gefunden, die sich der Familiengeschichte der im 19. Jahrhundert in diesem Haus lebenden jüdischen Familie Weil/Weill zuordnen ließen. Hans Höfer wandte sich mit seinem überraschenden Fund an den Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. Nach einer längeren Vorlaufphase, in der das Material erstmals gesichtet wurde und vor allem Fragen zu den Besitzverhältnissen und der endgültigen Aufbewahrung geklärt werden mussten, konnte der Bestand zwischen 2003 und 2005 archivisch aufgearbeitet werden.
Vergangenheitsverschönerung
(2005)
Im Oktober 2005 jährt sich zum fünften Mal die Eröffnung der neuen Offenburger Kulturstätte namens "Reithalle" auf dem großflächigen Gelände des städtischen Kulturforums. Am 21. Oktober 2000 war das zuvo mit rund 7,4 Millionen Mark sanierte hitorische Gebäude als Veranstaltungs-, Theater-, und Konzerthalle offiziell der Öffentlichkeit übergeben worden.
In den Morgenstunden des 13. Juli 1943 wurde ein junger Soldat der deutschen Wehrmacht zu einem Steinbruch nahe der ukrainischen Stadt Melitopol am Asowschen Meer geführt. Dem Mann stand seine Hinrichtung bevor. Ein Feldkriegsgericht
hatte ihn wegen „Fahnenflucht im Wiederholungsfall" zum Tode verurteilt. Mehr als vier Jahrzehnte später berichtete ein Augenzeuge über die nun folgenden Minuten: ,,Zur Verkündigung des Urteils mußte der Hinrichtungszug auf ein Kommando
stramm stehen und das Gewehr präsentieren und die Offiziere mußten grüßen. Eine Fahne war, glaube ich, auch dabei. Dann verlas der Schreiber-Unteroffizier mit lauter Stimme feierlich das Urteil: ,Im Namen des Volkes! Der Soldat Hermann Keller wird wegen Fahnenflucht im Wiederholungsfall und Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt!"
Als im September 2003 anlässlich der Neueröffnung der restaurierten ehemaligen Synagoge in Kippenheim als Gedenk-, Lern- und Begegnungsstätte zahlreiche frühere jüdische Bürgerinnen und Bürger Kippenheims eingeladen waren, war beim Blick auf die Namensliste der jüdischen Gäste eine Lücke feststellbar. Während bei diesem feierlichen Anlass eine Reihe von
Mitgliedern der jüdischen Familien Auerbacher, Maier, Wachenheimer und Wertheimer bzw. deren Verwandte oder Nachkommen anwesend sein konnten, suchte man den Namen der früheren Kippenheimer Kaufmannsfamilie Durlacher vergeblich. Zwei Gründe sind dafür verantwortlich: Zum einen fielen die letzten in Kippenheim verbliebenen Angehörigen der Familie der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer. Die Namen von fünf Familienmitgliedern befinden sich auf der Gedenktafel für die Kippenheimer Opfer des Nationalsozialismus, die 1998 in der Vorhalle der ehemaligen Synagoge angebracht wurde. Demzufolge sind heute keine Mitglieder aus der Familie Durlacher mehr am Leben, die das Leben in
Kippenheim noch aus eigener Anschauung kennen und darüber berichten könnten. Ein zweiter Aspekt ist die Abwanderung eines größeren Zweiges der Familie in die Großstadt Hamburg gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wo es den Durlachers gelang, sich neue ökonomische Möglichkeiten im Weinhandel zu erschließen. Dieser Wegzug trug mit dazu bei, dass die Familie Durlacher im Vergleich zu den anderen genannten jüdischen Familien Kippenheims im 20. Jahrhundert weitaus weniger Mitglieder im Ort umfasste. Der folgende Beitrag versucht, die Entwicklungsgeschichte dieser „vergessenen" Kippenheimer Familie anhand schon bekannter sowie neu entdeckter Quellen in ihren Grundzügen zu rekonstruieren. Da der nach Hamburg umgesiedelte Familienzweig zudem exemplarisch für den seit langem als Desiderat angesprochenen, bislang aber noch immer nur ansatzweise erforschten Urbanisierungsprozess der oberrheinischen Landjuden steht, soll diesem Punkt ein besonderes Augenmerk verliehen werden. Hier werden Hinweise darauf gesucht, welche Bedeutung der ursprüngliche Heimatort für die Identitätsbildung der verbürgerlichten einstigen Landjuden hatte bzw. es wird der von Heiko Haumann eingebrachten Frage nachgegangen, welche diesbezüglichen Einschätzungen und Ansichten bei den Juden vorherrschten, die die Landgemeinden hinter sich gelassen und ihr Glück in den größeren Städten gesucht hatten.
Kaum ein anderes Thema hat in den zurückliegenden Jahren in der geschichtswissenschaftlichen Forschung eine größere Bedeutung eingenommen und mehr Einzelstudien hervorgebracht wie das Thema „Zwangsarbeit im Dritten Reich". Durch die medienwirksamen Debatten um die Errichtung (2000) und Tätigkeit der vom Bund und der deutschen Wirtschaft getragenen Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" ist dieser bedeutende historische Forschungsgegenstand auch in die breite Öffentlichkeit transportiert worden. Im Folgenden wird versucht, den in diesen Zusammenhängen verhältnismäßig wenig untersuchten Bereich „Zwangsarbeit auf dem Land" im Rahmen einer regionalgeschichtlichen Rundfahrt zu sechs verschiedenen historischen Stätten in der südwestlichen Ortenau zu behandeln und damit eine Projektidee vorzustellen, die sich als geschichtsdidaktischer Ansatz insbesondere an Multiplikator/innen in der Jugend- und Erwachsenenbildung richtet.
Sklavenarbeit in Offenburg
(2004)
Am 25. oder 26. März 1945 kam der 18-jährige Marko Moskowitz als KZ-Häftling und Sklavenarbeiter in die Stadt Offenburg. Er gehörte einem Transport mit etwa 580 bis 650 Häftlingen an, der wenige Tage zuvor im oberpfälzischen Konzentrationslager Flossenbürg zusammengestellt und daraufhin nach Offenburg überführt wurde. Das Häftlingskommando, jetzt der Kommandantur des KZ Natzweiler unterstellt, war in die Stadt verlegt worden, um auf dem Bahngelände Blindgänger abgeworfener Bomben zu entschärfen sowie Aufräum- und Reparaturarbeiten durchzuführen. Die
Geschehnisse um diesen Flossenbürger Häftlingstrupp wurden schon mehrfach beschrieben, zumal damit eines der bedrückendsten Ereignisse der NS-Geschichte in der Stadt Offenburg verbunden ist: das Massaker an 41 KZ-Gefangenen am 12. April 1945 durch SS-Wachpersonal. Marko Moskowitz überlebte die Wochen als Sklavenarbeiter in Offenburg und
konnte am 20. April 1945 während eines Evakuierungstransports in Freiheit gelangen. Die Umstände des Arbeitseinsatzes der Flossenbürger KZHäftlinge in Offenburg sind inzwischen weitgehend bekannt. Noch immer fehlen jedoch genaue Angaben über die Zahl der nach Offenburg transportierten Gefangenen sowie nähere Kenntnisse über deren individuelle Einzelschicksale. Nur ein Bruchteil der Häftlingsnamen sind bislang dokumentiert, zu fast keinem der Gefangenen sind darüber hinaus gehende Informationen bekannt. Ein Dokument aus dem Holocaust Memorial Museum in Washington macht diesbezüglich auf das Schicksal eines der Offenburger Häftlinge, des ungarischen Juden Marko Moskowitz, aufmerksam.
Vor nunmehr 50 Jahren, im Frühjahr 1952, erschien in der Ortenauer
Rundschau ein Artikel unter der verheißungsvollen Überschrift „Der
Mann, der las, ohne zu sehen". Der anonyme Verfasser berichtet darin von
einem Bürger aus Offenburg namens „Leo Kahn", der unter dem Pseudonym „Professor Alkadar" mit okkultistischen Experimenten aufgetreten
sei, dabei äußerst erfolgreich gewesen war und es mit seinen Fähigkeiten
sogar bis zum „Hofkünstler am englischen und russischen Hofe" gebracht
habe. In Offenburg, seiner Heimatstadt, habe er seine Experimente hingegen nur im privaten Kreis durchgeführt. Mit Kahn zusammengearbeitet
hatte in Offenburg der Chefarzt des Krankenhauses, Dr. Hofmann, ,,der für
Hypnose, Somnambulismus, Okkultismus, Parapsychologie großes Interesse hatte". Für den Verfasser des Artikels war Kahn „ein ausgesprochener
Schwarzer Magier", dessen Experimente „alle mit großer Verblüffung [gelangen]."[1]
Das Jahr 1954 ist in der bundesdeutschen Kollektiverinnerung unweigerlich mit dem sogenannten „Wunder von Bern" verbunden: dem unerwarteten Gewinn der Weltmeisterschaft durch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Längst besteht Einigkeit darin, dass dieses Turnier mehr als nur ein Sportereignis war: Es steht beispielhaft für die weitreichenden kulturellen und gesellschaftlichen Auswirkungen eines sportlichen Triumphes. Im Jahr, als die deutsche Fußballnationalmannschaft um die Gebrüder Walter und „Boss" Rahn mit ihrem Endspielsieg gegen die favorisierten
Ungarn Sportgeschichte schrieben, begann für einen Ortenauer Fußballverein ebenfalls ein kleines Wunder: Die zuvor nur begrenzt erfolgreichen und in der Region oft nur durch ihr streitbares Verhalten aufgefallenen Fußballer des Sportclubs Friesenheirn katapultierten sich innerhalb von vier Jahren mit drei Meisterschaften in die II. Amateurliga Südbaden und
befanden sich dadurch in der damals vierthöchsten deutschen Spielklasse. Wie kam es zu diesem plötzlichen Aufschwung? Der folgende Beitrag möchte die Gründe für diesen überraschenden Erfolg nachzeichnen und klären, weshalb er nur eine begrenzte Zeit andauerte. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, ob und in welcher Weise sich diese sportliche Erfolgsgeschichte auf das dörfliche Miteinander ausgewirkt hat und wie sie im Nachhinein erinnert wurde.
Am 23. April 1920 verstarb der Stoffhändler Jakob Gross aus der jüdischen Gemeinde Altdorf im Alter von 79 Jahren. Über seine Bestattung berichtete viele Jahre später ein christlicher Zeitzeuge in seinen Erinnerungen: ,,Bei der Beerdigung oder der ,Lafaiä' saß ich mit noch ein paar Kindern auf der Treppe des Nachbarhauses [...] und schaute zu. Zur Beerdigung kamen die Verwandten, Bekannten, Geschäftspartner und Nachbarn des Verstorbenen. In besonderer Erinnerung sind mir die Zylinder der jüdischen Trauergäste. [...] Nachdem die Trauergemeinde vollzählig war, wurde der Sarg auf eine mir unvergessliche Weise die steile Treppe herunter transportiert. Draußen hörten wir regelmäßige dumpfe Schläge. Der Sarg
wurde nämlich nur auf einer Seite gezogen. Auf der anderen Seite polterte der Sarg mit dem Verstorbenen Stufe für Stufe die Treppe herunter. Auch dies entsprach, wie ich später gehört habe, einem jüdischen Ritus. Es sollte verhindert werden, einen Scheintoten lebendig zu begraben. [...] Dieses unheimliche dumpfe Poltern hat mich damals als kleiner Bub verängstigt, weshalb ich es bis heute nicht vergessen habe. [...] Jedenfalls erschienen nach dem Poltern die Leichenträger mit dem einfachen Sarg - es war eine einfache ungestrichene Holzkiste ohne Griffe - in der Haustür und trugen ihn auf die Straße. Dort wurde der Sarg auf zwei bereitstehende ,Böckle' gestellt. Dann trat der Ruster Rabbiner an den Sarg und sprach ein paar wenige Worte. Der von zwei Pferden gezogene und aus Rust stammende Totenwagen fuhr vor. Gelenkt wurde er von Christian Hunn, dem auch die beiden Pferde gehörten. Nachdem man den Sarg aufgeladen hatte, startete der Leichenzug Richtung Schmieheim. Ein Großteil der christlichen Gemeinde und auch der Juden trat zur Seite und machte dem Leichenzug Platz. Ein kleinerer Teil der Christen, direkte Nachbarn oder nähere Bekannte, begleiteten den Zug bis zum Ortsausgang, dem Umrank. Ein Teil der Juden fuhr in Pferdekutschen und ein kleinerer Teil ging zu Fuß bis zum Judenfriedhof in Schmieheim. Vor der eigentlichen Bestattung, so hat man mir erzählt, wurden die Verstorbenen in dem Häuschen am Friedhofseingang noch einmal symbolisch gewaschen."
Innerhalb der Geschichtswissenschaft hat seit geraumer Zeit
die Beschäftigung mit den Fragestellungen und Problemen der
sogenannten „historischen Authentizität“ eine enorme Bedeutung erlangt. Insbesondere das Museumswesen und die Gedenkstättenarbeit sind davon in besonderer Weise berührt.
Woher rührt das Bedürfnis nach dem historischen Echten und
Realen und wie lässt sich diese Authentizität feststellen oder
festschreiben? Wie geht man andererseits mit nur inzenierten
oder konstruierten vermeintlich historischen Orten um? [1]
Lassen sich beide Kategorien – der authentische oder der inszenierte Ort – immer klar voneinander trennen?
Diese Fragestellungen zur „historischen Authentizität“ lassen sich exemplarisch auf einen Ort jüdischer Regionalgeschichte beziehen, der inzwischen aus dem Schuttertal bekannt geworden ist: das sogenannte „Judewegle“ bei Dörlinbach.
Großalarm
(2017)
In der Nacht vom 3. auf den 4. September 1984 war der Himmel über Friesenheim und Oberweier hell erleuchtet. Im Sägewerk Späth, einem zwischen den beiden Ortsteilen gelegenen Traditionsbetrieb, war kurz vor Mitternacht ein verheerender Brand ausgebrochen. „Die Nacht wurde zum Tag“, formulierten angesichts des weithin sichtbaren Flammenherds die Reporter der Lahrer Zeitung in ihrer Berichterstattung. Das Feuer auf dem Späth-Firmengelände war bis zum damaligen Zeitpunkt eines der größten Brandunglücke in der Region um Lahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Bis heute ist dieser Großbrand in der kollektiven Erinnerung der Friesenheimer und Oberweierer Bevölkerung präsent geblieben.
Der Sportclub Friesenheim gehört zu den unzähligen dörflichen Vereinen, deren Gründung in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte. Bis zum Ersten Weltkrieg war der organisierte Fußballsport in der Ortenau fast ausnahmslos eine städtische Angelegenheit, erst nach dem Krieg und in den 1920er Jahren kam es nach und nach zu ersten Vereinsgründungen in den Dörfern. Über die Entwicklungsgeschichte des Fußballs im dörflich-ländlichen Umfeld ist, gerade im Vergleich zu den Städten, wenig bekannt. Lässt man die üblichen Jubiläumsfestschriften der Vereine außer acht, fehlt es grundsätzlich an analytischen Forschungen zum Fußballgeschehen auf dem Dorf. Auch aus der Frühzeit des im Jahr 1927 gegründeten SC Friesenheim ist so gut wie nichts bekannt. Der frühere Vereinschronist Emil Ell wusste 1977 in einem ersten, wohl zum SO-jährigen Jubiläum des Vereins verfassten historischen Rückblick ebensowenig über die ersten beiden Jahrzehnte der Vereinsgeschichte zu berichten wie der Verein 25 Jahre später in einer weiteren Festschrift. Das bislang älteste bekannte Foto einer Fußballmannschaft des SC Friesenheim ist demnach auch erst für die Spielsaison 1947/48 - somit also zwanzig Jahre nach der Vereinsgründung - belegt. In den ersten Nachkriegsjahren setzt zudem die erhaltene schriftliche Überlieferung
des SC Friesenheim in Form der im Dezember 1949 beginnenden Protokollsammlungen des Vereinsvorstands ein.
Über Schiedsrichter im Fußball herrscht gemeinhin die Meinung, dass sie gerade dann am besten und wirkungsvollsten agieren, wenn man ihre Mitwirkung am Spielgeschehen gar nicht bemerkt. Tatsächlich stellen die Schiedsrichter innerhalb des Fußballbetriebs nicht unbedingt die am meisten beachtete Akteursgruppe dar, obwohl ohne ihre Leitungsrolle kaum ein offizielles Fußballspiel durchgeführt werden kann. Gleichermaßen verhält es sich mit der Präsenz von Schiedsrichtern in fußballgeschichtlichen Rückblicken oder Analysen. Während über Spieler und Trainer mittlerweile eine
Vielzahl von mehr oder weniger seriösen historischen Darstellungen vorliegt, lässt sich das über die Gruppe der Schiedsrichter nicht behaupten. Außer vereinzelten autobiographischen oder journalistischen Werken zu Schiedsrichtern liegen so gut wie keine Darstellungen zur Geschichte der Schiedsrichter im Fußball vor. Lässt sich das für die Fußballgeschichtsschreibung generell feststellen, wird man in der sportgeschichtlich orientierten Regionalgeschichte, zumal in der Ortenau, ein vollständiges Fehlen von Darstellungen zu Schiedsrichtern im Fußball feststellen müssen. Der folgende kurze Abriss zum Schiedsrichter-Funktionär Fritz Sieger kann deshalb nur ein erster textlicher Anpfiff für zukünftige angemessenere Wahrnehmung der Schiedsrichter in der (regionalen) Fußballgeschichte sein.
Am östlichen Ortsrand des Dorfes Neudingen,
dort, wo in einem ansehnlichen Park heute nur
noch die Gruftkirche der Familie zu Fürstenberg,
ein Bauwerk aus dem 19. Jh., die Aufmerksamkeit
auf sich zieht, stand mehr als 525 Jahre lang ein
Frauenkloster von Bedeutung. Seine Geschichte
lässt sich entsprechend der Ordenszugehörigkeit
der Klosterfrauen in zwei zeitliche Abschnitte
unterteilen: Zwischen 1274 und etwa 1565 lebten
und wirkten hier Dominikanerinnen, danach – formal ab 1584 – bis zur Säkularisation des Gotteshauses im Jahre 1802/03 beherbergte das Kloster
Nonnen, die dem Zisterzienserorden angehörten.
Dieses Kloster, von dem heute kaum mehr ein
Stein übrig ist, war in seiner Zeit ein kirchlichmonastischer Mittelpunkt auf der Baar. Dass dieses
Kloster Auf Hof, später auch Maria Hof genannt,
zur traditionellen Begräbnisstätte der Familie
Fürstenberg wurde und als Folge davon zu deren
Hauskloster aufstieg, das allerdings wurde weitgehend, wenn auch ungewollt, mit verursacht durch
die Stadt Villingen und ihre selbstbewusste
Bürgerschaft.
Jacob Kast (um 1540-1615)
(2001)
Wir sind heute hier zusammengekommen, um die Erinnerung an den Kammerrat, Murgschiffer und Holzgroßhändler Jacob Kast von Hörden wach zu halten. Er lebte im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts, einer Epoche des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit. Es ist das Zeitalter der Renaissance, einer Periode grosser geistiger wie religiöser Umwälzungen.
Sie bricht mit dem mittelalterlichen Traditionalismus, führt zu einer optimistischeren Grundhaltung und vermittelt neues Lebensgefühl. Allgemein kommt es zu wirtschaftlichem und demographischem Wachstum. Gleichzeitig erfolgt der Ausbau von Flächenstaaten und Landesherrschaften.
Oberforstmeister und Kammerherr Friedrich Heinrich Georg Freiherr Drais von Sauerbronn (1758-1833)
(2000)
Kein Beruf baut wohl mehr auf der unermüdlichen und stillen Arbeit und Hingabe mehrerer Generationen auf, als der des Forstmannes. Erst die Enkel kommen in den Genuß dessen, was andere vor ihnen gesät, gepflanzt und gehegt haben. Wie leicht wird man aber bei solch großen Zeitspannen dazu verleitet, alle die zu vergessen, die an den heutigen Ergebnissen einst tätigen Anteil hatten. An den, der den haubaren Bestand vormals begründete, denkt der, der ihn nutzt, meist selten! Es sei daher gestattet, mit einem Abriß über das an Arbeit und Mühe so reiche Leben des Oberforstmeisters F. H. G. von Drais zugleich auch die forstliche Aufbauarbeit unserer Vorväter zu würdigen und dabei aber auch anzuerkennen, wie ungeheuer viel Gutes und Bewunderungswürdiges von ihnen mit Weitblick und Energie in jahrzehntelanger Arbeit geschaffen und
erreicht wurde. Friedrich Heinrich Georg Freiherr Drais v. Sauerbronn, aus einer alten lothringischen Familie stammend, ist 1758 in Ansbach als Sohn des markgräflich brandenburgischen Geheimen Raths und Obristen Friedrich von Drais geboren.
Friedrich August Köhler (1768-1844), Vikar in Gutenberg, heute Ortsteil von Oberlenningen Krs. Esslingen, unternimmt
1804 zwei Fußreisen in das Obere Murgtal und ersteigt dabei jeweils auch die Hornisgrinde. Seine Eindrücke hat er handschriftlich als „Einige Notizen über den Schwarzwald gesammelt im August und September 1804" auf 20 Seiten festgehalten. Sie zählen mit zu den frühen Nachrichten über dieses heute so bekannte und beliebte Wander- und Skigebiet.
Sie war fromm, sie war tätig und sie war mächtig. Großherzogin Luise von Baden, Prinzessin von Preußen war eine der herausragenden Persönlichkeiten der badischen Landesgeschichte im „langen“ 19. Jahrhundert. Ihre exzeptionelle Bedeutung ist von mehreren Faktoren gefördert worden. Beispielsweise ist ihre preußische Herkunft als Tochter des ersten deutschen Kaiserpaares Augusta und Wilhelm I. von Hohenzollern zu nennen. Mit ihrer Alleinstellung als einzige Kaisertochter, spätere Kaiserschwester und nicht zuletzt als agnatische Tante des letzten Kaisers Wilhelm II., war die familiäre Verbundenheit und Vertrautheit zwischen dem badischen und preußischen Hof gewährleistet. Gerade in den Anfangsjahren ihrer Ehe, nur sieben Jahre nachdem von Luises Vater in Baden die Revolution von 1848/49 blutig niedergeschlagenen worden war, förderte die familiäre Nähe das bilaterale Verhältnis der Herrscherhäuser zueinander. Schließlich war es die Aufgabe der jungen Landesfürstin, andere Töne aus Preußen als die von Kanonen mitzubringen. So verwundert es nicht, dass es Großherzog Friedrich I. von Baden, Schwiegersohn des preußischen Königs, war, der 1871 am Ende des Deutsch-Französischen Krieges im Versailler Schloss den legendären Toast „Es lebe unser Kaiser Wilhelm“ als Konsensformel für die deutsche Kaiserproklamation ausrief.
Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland wird gegenwärtig von demokratischen Parteien gestellt, die sich als christlich oder sozial oder als beides bezeichnen. Die christlichen Parteien vertreten programmatisch ein christliches Menschenbild, das
sie den anderen absprechen, aber dennoch von ihnen einfordern, sogar von Nichtchristen, die Bürger der BRD sein oder werden wollen. Was diese programmatische Forderung inhaltlich bedeutet, wird zumeist nicht erläutert, sondern als bekannt vorausgesetzt.
Wozu Melanchthon-Forschung?
(2010)
Vorbemerkung: Mit Ulrich Köpf fühle ich mich seit vielen Jahren menschlich und theologisch verbunden. Da er außer seinem Hauptamt als Ordinarius auch noch Leiter einer Arbeitsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und damit einer
meiner Kollegen war, schien es sinnvoll zu sein, ihm die Bilanz meiner Tätigkeit bei dieser Akademie, die nahezu gleichzeitig mit der Vollendung seiner Akademie-Arbeit, dem Lutherregister, angesagt war, zu widmen. Am 31. Oktober 2009, dem Reformationsfest, wurde das Melanchthonjahr 2010 in Bretten und in Wittenberg feierlich eröffnet. Dort ist der aus Bretten und Heidelberg stammende Humanist und Reformator am 19. April vor 450 Jahren gestorben. 1960, im 400. Todesjahr Melanchthons, habe ich mein Studium mit der Promotion in Kirchengeschichte abgeschlossen. Seit 1961, meinem 30. Lebensjahr, bin ich hauptamtlich in der Melanchthon-Forschung tätig. Jetzt, nach 48 Jahren, kann ich den letzten Rest meiner Amtspflichten an eine Vertreterin der nächsten Generation übergeben.
Es wird erzählt, dass ein Lustenauer 1919, als die von Ferdinand Riedmann initiierte Vorarlberger Anschlussbewegung an die Schweiz ihren Höhepunkt erreichte, gefragt wurde, zu welchem Staat er denn künftig am liebsten gehören würde, zur Schweiz, zu Österreich oder gar zu Deutschland; er soll geantwortet haben: »As ischt mör gliech, hoptsach an ar Gränz«. Mit dieser Anekdote wird - unausgesprochen - angedeutet, dass die Lustenauer ihre Grenzlage vor allem wegen der Möglichkeit des Schmuggelns zu schätzen wissen. Interessanterweise hörte man denselben Ausspruch in abgewandelter Form vor ein paar Jahren in Zusammenhang mit Österreichs Beitritt zur EU wieder, als manch einer scherzhaft meinte, die Hauptsache sei doch, dass weiterhin eine Grenze, nun sogar eine EU-Außengrenze, bleibe, und mithin weiterhin die Möglichkeit bestehe, dem Schmuggel zu frönen. Ziel dieses Beitrages ist es, den historischen Wurzeln der Orientierung und des Grenzempfindens der Lustenauer nachzuspüren, die vielleicht dafür mitverantwortlich sind, dass in der Vergangenheit das Schmuggeln und die
Schmuggler in dieser Gemeinde einen Stellenwert erlangen konnten, der es berechtigt erscheinen lässt, in diesem Zusammenhang von »sozialem Rebellentum« zu sprechen. Abschließend soll auch die Frage gestellt werden, welche Identitäten sich daraus ergeben konnten.
Bereits seit längerem lässt sich im Bereich der Forschungen zur Revolution von 1848/49 als ein »signifikantes Merkmal« eine »ausgeprägte Orientierung auf die Regionen und Städte« beobachten. Trotzdem weist die »Revolutionsgeographie« nach wie vor viele weiße Flecken auf, sodass auch im Jubiläumsjahr 1998 mehrfach fast programmatisch die Forderung nach weiteren regional- und lokalhistorischen Untersuchungen erhoben wurde. Im vorliegenden Aufsatz sollen Voraussetzungen, Erscheinungsformen und Nachwirkungen der Revolution von 1848/49 sowie die Reaktion der Bevölkerung auf die damaligen Ereignisse in der Vorarlberger Gemeinde Lustenau untersucht werden. Wir wollen dabei versuchen, »Geschichte nicht nur als Vorgeschichte des Heute, sondern auch als Nachgeschichte des Vorgestern zu begreifen« und den für die Zeitgenossen bestimmenden »Erkenntnishorizont« in unserer Betrachtung zu berücksichtigen, um so der gerade in Zusammenhang mit der Revolution von 1848/49 häufig zum Tragen kommenden Neigung der Historiker »zu rückwärtsgewandten Prophezeiungen« zu begegnen. Eines sei daher vorausgeschickt: Freilich kann hier weder ein »Modell« noch ein »typisches« Fallbeispiel der Revolution von 1848/49 vorgestellt werden.
Bereits im Jahre 2005 wurde in dieser Zeitschrift ein Aufsatz zum Kippenheimer Jüdischdeutsch veröffentlicht, in dem das Familien-Idiom eines heute in Washington lebenden, aus Kippenheim stammenden jüdischen Emigranten, Kurt Maier, dargestellt wurde. Dabei wurde Wortschatz und Phonetik der Sprache Maiers zwischen neuhochdeutscher Standardsprache,
Kippenheimer Ortsmundart und der von Florence Guggenheim-Grünberg beschriebenen jiddischen Vollmundart verortet. Nun hat sich die Gelegenheit ergeben, eine zweite, aus Kippenheim stammende jüdische Emigrantin, Inge Auerbacher, zu treffen und dabei deren Wortschatz mit Schwerpunkt auf dessen jüdische Besonderheiten in einem etwa zweistündigen Interview punktuell zu erheben. Damit sollte dem im vorgenannten Aufsatz erhobenen Desiderat, weitere Mosaiksteinchen
der jüdischen Sprachvarietät in Kippenheim zu erschließen, Folge geleistet werden. Dies war nur eingeschränkt möglich, da Inge Auerbacher lediglich die ersten vier Jahre ihres Lebens in Kippenheim verbrachte. Im Kontakt mit ihren Eltern hatte sie jedoch bis ins Erwachsenenalter Gelegenheit, die örtliche Sprache der Juden zu verinnerlichen. So trägt auch diese Dokumentation des Wortschatzes von lnge Auerbacher zur Abrundung des Bildes bei, vor allem, wenn es um die Frage nach dem Umfang des hauptsächlich auf das Hebräische zurückgehenden jüdischen Sonderwortschatzes in der Sprache südwestdeutscher Landjuden geht.
Vor 50 Jahren wurde in Freiburg i. Br. die Muettersproch-Gsellschaft e. V. gegründet. Der erklärte
Vereinszweck war die Erhaltung und Pflege der Mundart, die in Südbaden gesprochen
wird. Gegründet wurde die Gemeinschaft auf die Initiative von in Alemannisch schreibenden
Kulturschaffenden hin. Doch ab den 70er Jahren gelang es, den Unterstützerkreis auf all die
zu erweitern, denen der Fortbestand des Alemannischen und die positive Wahrnehmung der
Mundart in der Öffentlichkeit am Herzen lagen.
"Bi uns cha me au alemannisch schwätze“.
So steht es auf dem kleinen blauen „Bäpperli“,
das zum Markenzeichen der Muettersproch-
Gsellschaft geworden ist und das dem Verein
einen festen Platz in der heimatverbundenen,
südbadischen Vereinslandschaft eingebracht
hat.
Das war nicht immer so. Die Muettersproch-
Gsellschaft war bei ihrer Gründung ein
zartes Pflänzchen, das gepäppelt werden musste.
Anfang der 1960er-Jahre traf sich ein
Arbeitskreis von alemannischen
Mundartdichtern,
dessen Motor der aus Sulzburg
stammende Hubert
Baum war. Mit zu dem
Dichterzirkel gehörten Karl
Kurrus (Endingen), sowie
Richard Gäng (Freiburg),
der Hausacher Eugen Falk-
Breitenbach und der Stühlinger
Hans Matt-Willmatt
sowie die Dichterinnen Ida
Preusch-Müller (Müllheim),
die Elsässerin Lin Ritter-
Potyka, die aus Obereggenen
stammende Lina Kromer, sowie Hedwig
Salm und Gertrud Albrecht (beide Freiburg).
Nach mehr als 80 Jahren endlich bekannt: Die Schöpferin der schönen Plastiken im Villinger Stadtpark
(2018)
Am 1. Juli 1934 erhielt die Fayence-Manufaktur Kandern Richard Bampi einen Großauftrag der Stadt Villingen für sieben fast lebensgroße Plastiken. Sie sollten den neu zu schaffenden Kurpark schmücken, der im an das Kneipp-Freibad angrenzenden Gelände im Entstehen war. Im selben Jahr fand Richard Bampi mit Erna Kientz eine aus Freiburg stammende Künstlerin, von deren großem Geschick und Talent er wusste. Einige der Villinger Plastiken tragen die Signatur "EK", von der in Kandern nicht mehr bekannt war, als dass es das Markenzeichen von Erna Kientz-Vogel, Mitarbeiterin in der Werkstatt des Kanderner Keramikers Richard Bampi, war. Denn lange Zeit stand die falsche Schreibweise des Namens der Künstlerin dem Rechercheerfolg im Wege.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Württemberg zahlreiche
Kirchen neu erbaut und viele renoviert, die aus romanischer und gotischer Zeit
stammen. Architekt Christian Friedrich Leins (1814-1892) war an Neu-, Um- und
Anbauten von weit über hundert evangelischen Kirchen in Württemberg entscheidend beteiligt oder nahm mit Ratschlägen und Gutachten Einfluss auf die Gestaltung. Zu seinen Neubauten gehörten unter anderem die Kirchen in Vaihingen auf
den Fildern, Gschwend, Nattheim, Eschental bei Öhringen, Saulgau, Ohmenhausen bei Reutlingen, Schönenberg bei Maulbronn und die Johanneskirche in
Stuttgart. Zwischen 1866 und 1889 war Leins maßgeblich beteiligt an der Restaurierung der historischen Martinskirche Sindelfingen, der Stiftskirchen Tübingen
und Herrenberg, der Michaelskirche Waiblingen sowie der Stadtkirchen Metzingen und Ludwigsburg. Die Renovierungswelle erreichte auch die Klosterbauten in
Maulbronn, Alpirsbach, Lorch, Murrhardt und Bebenhausen, wo überall heute
noch die Spuren jener Erneuerungen zu sehen sind.
Die sich später nach der Limpurg bei Schwäbisch Hall nennende Familie übte an den
Höfen der Stauferkönige das Schenkenamt aus. In manchem ihrer Wappen ist daher
ein Trinkgefäß zu sehen. Nach dem Ende der Stauferzeit gelang es den Schenken, die
dem Grafenstand angehörten, eine kleine Herrschaft aufzubauen. Es entwickelten
sich zahlreiche Haupt- und Nebenlinien mit mehr oder weniger stattlichen Burgen
im Limpurger Land. Noch heute ist das Limpurger Land bekannt als Teil des Schwäbisch-Fränkischen Waldes zwischen Kocher und Bühler; im Osten grenzt es an das
Ellwanger Gebiet, im Norden an Schwäbisch Hall und im Süden an die Lein. Als die
Familie 1690 mit Schenk Wilhelm Heinrich von der Gaildorfer Linie und 1713 mit
Schenk Vollrat von der Obersontheimer Linie ausstarb, gab es insgesamt zehn Erbtöchter. In einem komplizierten Erbgang ging das Limpurgische Erbe verschiedene
Wege. Hier ist lediglich von Interesse, dass Graf Christian Wilhelm Karl von Pückler
1737 eine Enkelin des letzten Schenken Vollrat heiratete, nämlich Gräfin Karoline
Christiane von Löwenstein-Wertheim, Tochter des Grafen Heinrich Friedrich von
Löwenstein-Wertheim (1682–1721) und der Amöna Sophie Friederike Gräfin von
Limpurg (1684–1746).
Jeder Historiker, der sich mit seinen Forschungen in der Zeit zwischen 1550 und 1900
bewegt, stößt über kurz oder lang auf einen Quellenbestand, der einerseits weit
verbreitet, andererseits aber besonders spröde ist und deshalb häufig nur als Nachschlageregister für klar umgrenzte Fragestellungen, meist aus dem Bereich der
Personengeschichte, benutzt wird: die Kirchenbücher, die früher in allen Kirchengemeinden vorhanden waren, heute aber zumeist in den kirchlichen Archiven bewahrt
werden. Dass diese Quellen häufig mehr enthalten als Auskünfte zum Familienstammbaum, ja, dass sie teilweise eine vielseitig befragbare Quelle darstellen, möchte
ich Ihnen heute Abend an einigen Beispielen aufzeigen.
Im Angesicht des Terrors
(2015)
Wenn es gilt, dass die Stadt Vaihingen vom ersten bis zum letzten Tag in das nationalsozialistische Unrechtssystem eingebunden war, dann heißt das auch, dass sich die
Vaihinger Bevölkerung vielfach ganz konkret mit den Untaten des Dritten Reichs
auseinandersetzen musste und viele vor die Entscheidung gestellt wurden, wie sie
sich angesichts einer bislang unbekannten Abweichung vom kleinbürgerlichen Alltag
verhalten sollten. Und so vielgestaltig wie die Herausforderungen waren die Erfordernisse bzw. die Möglichkeiten, darauf zu reagieren.
Schaufenster-Kumedi
(2022)
Die historische Villinger Fasnet steht für weit mehr als zwei Tage im Jahr Ausgelassenheit. Sie ist vielmehr eine Lebenseinstellung und in weiten Teilen Spiegel der Gesellschaft und aktuellen Stimmungslage in der Bevölkerung. Betrachtet
man die Karnevalshochburgen in Mainz und Köln, sind die stark politisch geprägten Umzugswägen Ausdruck des Gesamtdeutschen Gemütszustandes. Auch in Villingen schafft die Katzenmusik in jedem Jahr aufs Neue einen Einblick in
die Themen der Zeit. Aber auch die Mitglieder und Freunde der Historischen Narrozunft Villingen bringen durch ihr Auftreten und Handeln ihre Meinung und Haltung zum Ausdruck, wenngleich nicht ganz so subtil wie die karnevalistisch geprägten Vereine. Schon Ende 2020 zeichnete sich ab, dass das Coronavirus Auswirkungen auf die Fasnet im Land und somit auch in Villingen haben wird. Was 2020 mit einem Wimpernschlag Vorsprung noch gelang, fiel 2021 der Pandemie zum Opfer: Den Verantwortlichen der Zuggesellschaft VS blieb keine andere Wahl als die organisierte Straßenfasnet abzusagen. Die spannende Frage ist, wie die Menschen im Städtle damit umgegangen sind, und war das wirklich ein Einzelfall in der Geschichte der Stadt und der historischen Villinger Fasnet?
Bruno Epples Spiegelbilder
(2000)
Ich habe ihn gesehen, dort in seinem Atelier, manches Mal, und er hat auch davon erzählt. Er arbeitet diszipliniert, Stunde um
Stunde. Das Atelier hat ein großes Fenster, hinaus in den Garten. Dennoch ist er ganz bei sich selbst, schöpfend aus seinen inneren Bildern. Musik ist sein Vorhang, literarische Texte aus Kassetten. Das schirmt ihn ab, birgt ihn bei sich selbst.
Die Welt des Bruno Epple
(2000)
Fast jeder Künstler ist geprägt durch seine Heimat, seine Herkunft, sein Umfeld. Mancher befreit sich davon, entwächst, oft bleibt er entwurzelt. Für viele ist dies der Grund, auf dem ihr Werk gedeiht, der Nährboden für ihre innere Welt. Erlebnisse erweitern den Horizont, glückliche oder schmerzliche Erfahrungen tragen zum Reifen bei. Bruno Epples Bildwelt ist zweifellos aus diesem Quell gespeist. Er ist ihr immer treu geblieben, hat sich zu ihr bekannt, selbst auf die Gefahr hin, als provinziell eingeengt zu gelten. Seine Bildthemen sind die kleinen Leute vom See, die Menschen zwischen Geburt und Tod, die Arbeitswelt der Fischer, Bauern und Handwerker, die Spiele der Kinder im Kreis des Jahres, die mythische Welt und die reale Welt, die südwestdeutsche Landschaft.
Bei Schlossführungen in Ludwigsburg und der Solitude erfährt der staunende
Besucher nicht nur etwas über die Mätressen des Herzogs, sondern auch über
die Vielzahl seiner natürlichen Kinder. Vage Angaben beginnen bei über 100,
nach oben bestehen keine Grenzen.
Man erzählt sich, dass alle Rothaarigen von ihm abstammen sollen, wie
Baron von Bühler bei Schlossführungen berichtet und nicht zuletzt sollen alle
Bewohner auf den Fildern von Herzog Carl Eugen abstammen.
Gerhard Raff erwähnte, dass sogar Prof. Decker-Hauff blaues Blut gehabt
habe und Decker-Hauff soll einmal gesagt haben, dass die Anzahl seiner
Nachkommenschaft eine Zahl in vierstelliger Höhe erreicht haben soll. Weiter
zitiert Raff Prof. Peter Lahnstein, der geschrieben habe, dass der Herzog in
unzähligen Stundenliebschaften sein Land mit Bastarden übersät habe.
Andreas Abel schreibt über die Nachkommen des Regierungsrats Feuerlein:
»Zu den offenen Geheimnissen Württembergs gehört die Tatsache, dass
Carl Eugen etwa 300 illegitime männliche und etwa eben so viele weibliche
Nachfahren gezeugt hat.« [2]
Über die Mätressen des Herzogs berichtet u. a. auch Susanne Dieterich in
ihrer Publikation »Liebesgunst. Mätressen in Württemberg«.
Eberhard Ludwig (1676-1733) war neun Monate alt, als sein Vater Herzog Wilhelm
Ludwig (1647-1677) starb. Die Vormundschaft für ihn übernahm sein Onkel Friedrich
Carl (1652-1698) aus der Linie Württemberg-Winnental als Herzog-Administrator,
die Herzoginmutter Magdalena Sibylla geb. von Hessen-Darmstadt (1652-1712) fungierte als Mitvormund. Die Erziehung Herzog Eberhard Ludwigs lag von 1684 bis
1693 in den Händen des Hofmeisters Johann Friedrich von Staffhorst, und Informator von 1687 bis 1693 war der Durlacher Rat Johann Rudolf Seubert.
Zur Erziehung eines jungen Prinzen gehörten insbesondere Schreiben, Lesen,
Rechnen, Gottesfurcht, Ethik, Geographie, Geschichte, französische, lateinische und
italienische Sprache, Kriegskunst, Staats- und Lehensrecht, Reiten, Fechten, Ballspiele. Friedrich Carl und Magdalena Sibylla waren den schönen Künsten sehr zugetan und Eberhard Ludwig genoss auch Unterricht in Musik und Tanz.
Im Jahre 1681 wurde im Landtag Klage darüber geführt, dass die Prinzessinnen
und der junge Herzog von einer französischen Dame als Landhofmeisterin in der
französischen Sprache und von einem französischen Tanzmeister unterrichtet werden. Diese Leute, die der papistischen (katholischen) Religion zugetan seien, würden
die fürstlichen Kinder »gar ernstlich in ihrer zarten Jugend verführen und corumpieren« (verderben). Der Prälat von Blaubeuren wird beauftragt, bei Hofe vorstellig
zu werden, »dass ihr künftiger Regent, dieser ihr junger Landesfürst, wie auch die gesamte fürstliche Familie in wahrer Gottesfurcht und einer Lehre des heil. Evangeliums als recht christlich und fürstlich und nicht eben allamodisch [nach der Mode]
und französisch auferzogen werde«. Man möge doch diese papistischen Leute entfernen, an ihrer Stelle sollen andere, der evangelischen Religion mit Mund und Herzen zugetane Leute angenommen werden. Der Landtag konnte sich nicht durchsetzen. Der Tanzmeister Courtel blieb bei Hofe.
Auf der Internetseite der Stadt Leinfelden-Echterdingen kann man einen ortsgeschichtlichen Rundgang durch Echterdingen machen. [1]
Unter Nr. 27 gibt es
Informationen zum Gasthaus »Hirsch«. Durch sie erfährt man, dass der damalige Schultheiß Johann Ludwig Stäbler (1719 –1781, seit 1756 im Amt) das
Gasthaus 1772 mit Unterstützung des Herzogs Carl Eugen wiederaufgebaut
habe: »Der Landesherr [...] verkehrte nämlich gerne im Hause des schlagfertigen Schultheißen Stäbler, was nicht zuletzt an dessen junger, gut aussehender
Tochter Anna Katharina (geb. 1753) lag, der er ausgesprochen herzlich zugetan war. Als sie ein Kind von ihm erwartete, führte ihr der Herzog den Plieninger Wirtssohn Johann Friedrich Bayha als Ehemann zu. Sie waren tüchtig
und betrieben den Hirsch mit viel Erfolg. Auch der Herzog selbst war dort
noch oft als Gast, wenn er zur Jagd ging. [...] Das großformatige Ölgemälde
mit seinem Portrait, das der Herzog Karl-Eugen nach der Fertigstellung des
Hauses als Zeichen seiner besonderen Gunst gestiftet hatte, hängt noch heute
an seinem Platz im schön renovierten ›Saal‹ des Hirschs.«
Auch im digitalen Zeitalter liegen sie in Buchhandlungen aus: Werbekataloge, die das Lesepublikum über Neuerscheinungen und das lieferbare Programm eines Verlags informieren. Das Angebot allein sagt bereits viel über das werbende Unternehmen aus, Käuferansprache und Gestaltgebung ergänzen gezielt die Außenwirkung. Der vorliegende Beitrag stellt den ehemaligen Baden-Badener Herbert Stuffer Verlag anhand seines Prospektarchivs vor und zeigt, dass Verlagskataloge mehr als nur eine Produktpalette abbilden.
Calvinismus und Politik
(2009)
Wenn man nach dem Einfluss des Calvinismus auf die weltlichen Verhältnisse der Neuzeit und der Moderne fragt, steht dabei im Vordergrund meistens das Interesse für den Einfluss des Calvinismus auf die Wirtschaft. Der Grund ist leicht einzusehen. Wir haben in dem berühmten Aufsatz von Max Weber aus den Jahren 1904 und 1905 „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ ein Deutungsmodell, das bis heute fasziniert und dem man sich auch kaum entziehen kann. Dass der Calvinismus Einfluss auf die politische Entwicklung in der Neuzeit gehabt hat, dürfte zwar allgemeine Meinung sein, jedoch fehlt eine Deutung von entsprechend systematisch-methodischer Prägnanz. Es wird in diesem Zusammenhang zwar auf verschiedene Gesichtspunkte hingewiesen, insbesondere dass die calvinistische Gemeindeverfassung eine Keimzelle für die Entwicklung zur Demokratie gewesen sei und dass das von Calvin begründete Widerstandsrecht seinen Einfluss auf die politischen Umwälzungen gehabt habe, aber es fehlt doch ein stringenter Zusammenhang mit Calvins Theologie, wie ihn Max Weber seiner These zugrunde legt. Es müsste also zunächst
einmal im Rahmen des großen Lehrgebäudes von Calvin der Ort genau ermittelt werden, von dem aus die Einwirkung des Calvinismus auf die politischen Verhältnisse ihren Ausgang genommen hat oder haben könnte. Wenn wir also zum Thema
„Calvinismus und Politik“ sprechen, so soll die Herausarbeitung dieses Ortes zunächst unser vorrangiges Interesse sein.
Das Areal von Leistus fulvibarbis erstreckt sich nach Freude (1976) von Kleinasien über Nordafrika bis nach Süd- und Westeuropa, wo die Art von den britischen Inseln (Luff 1998) bis nach Belgien (Desender 1986), die Niederlande (Turin 2000) und den Westen Deutschlands (Lohse & Lucht 1989: Eifel; Köhler & Klausnitzer 1998: Rheinland, Pfalz, Saarland;
Schüle & Persohn 2000: Rheinland-Pfalz) vorkommt. Aus der Schweiz sind nur wenige alte Funde u.a. aus der Umgebung von Basel bekannt (Marggi 1992). Aus Baden-Württemberg lagen bislang keine Nachweise vor, so dass sie in der aktuellen Roten Liste (Trautner 1996) nicht aufgeführt ist. Im Folgenden wird über den Neufund der Art in Baden-Württemberg berichtet.
Joseph Victor von Scheffel
(2011)
Die Bibliographie erfaßt die Ausgaben von Werken Joseph Victor von Scheffels sowie die
deutschsprachige und fremdsprachige Sekundärliteratur zu Scheffel aus dem Zeitraum 1945
bis 2011 nach Möglichkeit vollständig. Zu diesem Zweck wurden die in Abschnitt B verzeichneten
Bibliographien und Nachschlagewerke ausgewertet.
Joseph Victor von Scheffel
(2006)
Die Bibliographie erfaßt die Ausgaben von Werken Joseph Victor von Scheffels sowie die
deutschsprachige und fremdsprachige Sekundärliteratur zu Scheffel aus dem Zeitraum 1945
bis 2005 nach Möglichkeit vollständig. Zu diesem Zweck wurden die in Abschnitt B verzeichneten
Bibliographien und Nachschlagewerke ausgewertet. Die Recherche wurde im März
2006 abgeschlossen.
Joseph Victor von Scheffel
(2001)
Die Bibliographie erfaßt die Ausgaben von Werken Joseph Victor von Scheffels sowie die
deutschsprachige und fremdsprachige Sekundärliteratur zu Scheffel aus dem Zeitraum 1945
bis 2001 nach Möglichkeit vollständig. Zu diesem Zweck wurden die in Abschnitt B verzeichneten
Bibliographien und Nachschlagewerke ausgewertet. Die Recherche wurde im
März 2001 abgeschlossen.
Wenn man sich die Karte des Imperium Romanum zur Zeit seiner größten Ausdehnung
in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. anschaut, kann man es
kaum für möglich halten, daß die Römer mit aus heutiger Sicht recht einfachen
Mitteln ein solches Riesenreich verkehrstechnisch organisieren konnten. Immerhin
handelte es sich um ein Reichsgebiet, das nicht nur den größten Teil der
heutigen Europäischen Gemeinschaft umfaßte, sondern darüber hinaus noch
den Balkan, Kleinasien, Palästina und Nordafrika. Die Römer hatten hinsichtlich
eines einheitlichen Wirtschaftsraumes also das erreicht, was die Europäer
mit der Schaffung des Vereinten Europa immer noch anstreben. Die römische
Reichsregierung verwaltete ein Gebiet, das größer war, als das der EG.
Wenn ein Mensch von einer Leidenschaft erfasst wird, lässt sie ihn oft ein Leben
lang nicht mehr los. Bei der „Falterleidenschaft“ ist das nicht anders. Es zieht den
Menschen nach draußen. Er möchte sehen, welche Arten den Wandel der Landschaft überleben, wie der Biotop dieses Jahr aussieht, wo letztes Jahr noch der
wunderschöne Lilagold-Feuerfalter flog und ob nicht irgendwo noch ein unentdeckter Flugplatz der einen oder anderen seltenen Art existiert. So ergeht es auch
dem Verfasser. Seit dem ersten Beitrag 2014 in den Schriften der Baar (SCHALK
2014) haben sich viele neue und interessante Beobachtungen und Entwicklungen
ergeben, die hier vorgestellt werden sollen. Die Artenliste der Tagfalter von 2014
ist zu ergänzen. Ferner wurden nun erstmals auch die tagaktiven Nachtfalter, tagaktive Raupen und Totfunde aus den elf Jahren von 2010 bis 2020 aufgelistet.
Untersuchungen dieser Art hat bereits H. HERRMANN in den Schriften der Baar
publiziert (HERRMANN 1976 und 1982). Da sich sein Untersuchungszeitraum
über mehr als 25 Jahre erstreckte, ist ein Vergleich mit seinen Ergebnissen (noch)
nicht möglich.
Schmetterlinge sind für viele Menschen Sympathieträger. Sie erfreuen uns, wenn
sie von Blüte zu Blüte flattern, um Nektar zu trinken oder im Herbst an Fallobst
saugen. Wir hoffen auf den nahen Frühling, wenn an wärmeren Tagen im März
durch den noch kahlen Wald gelbe Punkte fliegen. Es sind die ersten Männchen
des Zitronenfalters auf der Suche nach den weißlichen Weibchen, die sich noch
etwas Zeit lassen, bevor sie sich zeigen.
Früher waren unsere „Sommervögel“ ein alltäglicher Anblick. Jedes Kind
kannte den männlichen Zitronenfalter, den Kleinen Fuchs, das Tagpfauenauge und
die Bläulinge. Einen Einblick in diese Zeit der Fülle erhält man, wenn man z.B. das
entomologische Tagebuch von DR. FRIEDRICH RIS liest. Er war Direktor der Psychiatrischen Klinik in Rheinau bei Schaffhausen und befuhr mit dem Fahrrad den
südlichen Randen in den Jahren 1917–1931. Er hinterließ umfangreiche Aufzeichnungen. So schrieb er von Mistpfützen, an denen bis zu 100 Männchen des
Weißdolchbläulings saugten (SCHIESS-BÜHLER, 1993). Diese Bläulingsart ist seit
dieser Zeit außerhalb der Alpen stark zurückgegangen und gilt mittlerweile auch
am Randen als „verschollen“.
Schulverweis
(2018)
„Isch bin mit sechs Russe im Grawwe ferdisch geworde, da werd isch mit Eusch a noch ferdisch werdde!“ Wenn der Hausmeister die Tür zu der lärmenden und mit den Tafelschwämmen werfenden Klasse aufriss, war es besser, auf Abstand zu gehen, sonst bekam man leicht eine Ohrfeige verpasst. Herr Güntner war ein kräftiger Mann, trotz des durch eine Kriegsverletzung gelähmten linken Arms. Wenn es beim Verkauf der Schulmilch turbulent zuging, schrie er die SchülerInnen an: „Isch drig‘ eisch die Hüüf ins Kreiz“, deshalb hieß er „Gaul“. Ich berichte im Folgenden über die Ereignisse des Jahres 1968 am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg als einer der damals 17-jährigen öffentlich sichtbaren AkteurInnen, die der Schule verwiesen wurden.
„Die Wirtschaft braucht Menschen, die zu mehr
fähig sind als allein zum Denken in wirtschaftlichen Kategorien.“
Das Jahr 2001 war für die Handelsschule Villingen
ein dreifaches Jubliäumsjahr. Offiziell gefeiert wurden: 40 Jahre eigene Lehranstalt, 80 Jahre Selbständige Handelsschule in Villingen und 100 Jahre
kaufmännische Ausbildung in Villingen. Zu diesem Anlass möchte ich an dieser Stelle einen kurzen historischen Blick auf die Entwicklung dieser
Schule geben.
Von Anfang an nutzte der NS-Staat die längst vorhandenen Vorurteile großer Teile der deutschen
Bevölkerung gegen Homosexuelle aus. Die Nazis erreichten mit ihrer Propaganda gegen
gleichgeschlechtliche Beziehungen, dass Homosexuelle nunmehr als „Abschaum" angesehen
wurden.
Die Hauptgründe der Verfolgung homosexueller Männer durch das NS-Regime lagen in der
Überhöhung des Gedankens der Volksgemeinschaft und in der Rassenideologie der Nazis. Für
sie waren die „Arier" eine überlegene Rasse. Andere galten als minderwertig, als „Untermenschen".
Wichtig war es, die Reinheit der eigenen Rasse durch sogenannte „Rassenhygiene" zu
erhalten. Das war der Grund für die Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma sowie der
Behinderten. Auch Homosexuelle waren laut Nazi-Ideologie eine Gefahr für die arische Rasse,
pflanzten sie sich doch nicht fort, nahmen somit nicht an der Vermehrung der arischen „Herrenrasse"
teil und waren daher „bevölkerungspolitische Blindgänger". Hinzu kam, dass die
Nazis Angst vor der „Seuche" Homosexualität hatten. Sie befürchteten, einige wenige Homosexuelle
könnten viele junge Männer „verführen" und dadurch an der Vermehrung hindern.
Sie galten als „Staatsfeinde".
Wer sich um die Geschichte Schwetzingens bemüht, sieht sich einer Vielzahl von Archiven gegenüber, die für ihn Material bereithalten. Zentrale Bedeutung gewinnt jedoch vor allen das Stadtarchiv Schwetzingen. Obwohl das Stadtarchiv als notwendiger Teil der Stadtverwaltung schon lange besteht, können sich viele Menschen von der Funktion, der Bedeutung
und den einmaligen Beständen dieser Institution auch in Schwetzingen keine rechte Vorstellung machen. Ihre Grundlage wird seit geraumer Zeit im Gesetz über die Pflege und Nutzung von Archivgut (Landesarchivgesetz) vom 27.7.1987 beschrieben. Als erstes Bundesland hat Baden-Württemberg ein solches Gesetz geschaffen. In seinem § 7 heißt es: ,,Die Gemeinden und Landkreise verwahren, erhalten und erschließen Unterlagen von bleibendem Wert. . . mit den entsprechenden Amtsdrucksachen als Archivgut in eigenen Archiven; sie sollen das Archivgut nutzbar machen." Damit wird das Stadtarchiv - anders etwa als das Museum - zu einer kommunalen Pflichtaufgabe gemacht. Dies war freilich nicht neu, denn schon die Akten- und Archivordnung des Landes Baden-Württemberg für die Gemeinden vom 29.6.1964 hatte das Archivwesen derart definiert. Als neu führte das Gesetz das Benutzungsrecht ein: ,,Jedermann, der ein berechtigtes Interesse glaubhaft macht, hat nach Maßgabe der Benutzungsordnung das Recht, das Archivgut nach Ablauf der
Sperrfristen zu nutzen, soweit sich aus Rechtsvorschriften oder Vereinbarungen mit derzeitigen oder früheren Eigentümern nichts anderes ergibt." Das Stadtarchiv steht daher nicht nur im Dienst seiner Trägerverwaltung, sondern im Dienst der gesamten Gesellschaft. Eine Stadtverwaltung hat dem voll und ganz zu entsprechen.
Als Sproß einer bedeutenden Familie Offenburger Demokraten ursprünglich römisch-katholischen, dann altkatholischen
Glaubens wurde Oskar Geck am 8. August 1867 in Offenburg geboren. Sein Onkel, der Verleger Adolf Geck (1854-1942), ein Freund August Bebels, wandte sich unter dem von 1878 bis 1890 geltenden Sozialistengesetz der Sozialdemokratie zu und fungierte seit dessen Auslaufen als erster Landesvorsitzender seiner Partei in Baden, die er später auch im badischen
Landtag und im Reichstag vertrat. Oskar Geck selbst trat nach dem Studium der Volkswirtschaft und der Staatswissenschaften in Freiburg, Zürich, Straßburg und Heidelberg im Jahre 1901 in die Redaktion der Tageszeitung „Volksstimme“ ein, die 1890 als Organ der Mannheimer Sozialdemokratie gegründet worden war. Er galt als begabter und politisch maßvoller Journalist in einer Stadt die ein blühendes Zeitungswesen aufwies, und entwickelte die „Volksstimme“ zu einem auch außerhalb der Partei angesehenen Organ.
Mannheim war während des Zweiten Weltkriegs (was die Zahl der Luftangriffe und der über ihr abgeworfenen Bomben angeht) wie keine andere südwestdeutsche Stadt heimgesucht worden. Das Schwerste aber schien ihr erst noch bevorzustehen, als der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte General Dwight D. Eisenhower in einem Flugblatt vom 17. März 1945 den Kriegsindustrien Frankfurts und Mannheim-Ludwigshafen „ein erbarmungsloses Bombardement“ ankündigte und die Bewohner aufforderte, sich selbst und ihre Familien „unverzüglich außerhalb der Kampfzone in
Sicherheit zu bringen“, „weil weder Bunker noch Unterstände Sicherheit gewähren“ könnten. Nachdem die ersten alliierten Einheiten in der Nacht vom 22./23. März bei Oppenheim den Rhein überschritten hatten, stießen sie von Norden her auf Mannheim vor. Am Morgen des 28. März nahm das 933. US-Feldartilleriebataillon, das der 44. US-Infanteriedivision vorübergehend bei der Operation zugeordnet worden war, das Wasserwerk im Käfertaler Wald und richtete dort seine Kommandozentrale und den Feuerleitstand ein. Bei der Besetzung stellten die Amerikaner überrascht fest, daß vom Wasserwerk trotz der Zerstörung der Brücken über den Rhein und Neckar noch eine direkte Telefonleitung zum Verwaltungsgebäude der Stadtwerke in K 5 bestand. Über diese Leitung versuchten die Amerikaner - freilich vergeblich -
die Stadtverwaltung zu einer kampflosen Übergabe zu bewegen.
SI AN DIC VNT NIT AN MIC
(2016)
Im ersten der sechs „Bestandskataloge der weltlichen Ortsstiftungen der Stadt Freiburg im
Breisgau“, der die kunstgewerblichen Arbeiten aus Metall umfasst, findet sich die eingehende
Beschreibung einer Zinnplatte, die – als bisher einzige Arbeit – aufgrund des Beschau- und des
Meisterzeichens dem Freiburger Zinngießer Ludwig Dürckenheimer zugewiesen werden kann,
der das Stück für die Adelhauser Dominikanerinnen gefertigt hat – oder vorsichtiger formuliert:
deren Konvent als Vorbesitzer der Dürckenheimer-Arbeit (siehe Abb. 5) anzusehen ist.
Ein Akt der Verzweiflung
(2000)
Die von langer Hand und unter strikter Geheimhaltung vorbereitete Deportation von 350 jüdischen Männern, Frauen und Kindern aus Freiburg nach Gurs schlug sich im Tagebuch der Polizeidirektion, das für den 22. Oktober 1940 auch den Besuch der Sicherheitsdienste (SD) von Mülhausen und Freiburg vermerkt, in einer siebenzeiligen Notiz nieder: ,,Dienstag, 22. Oktober und Mittwoch, 23. Oktober 1940: An beiden Tagen wurden die jüdischen Familien abtransportiert. Hierbleiben durften nur diejenigen Juden, bei denen entweder der Mann oder die Frau arischer Abstammung sind. Weiter blieben auch die Mischlinge hier. Zwei Juden haben Selbstmord verübt; eine Jüdin hat sich die Pulsadern durchschnitten und starb in der Klinik, ein Jude hat sich erhängt. Der Abtransport ging in aller Ordnung vor sich."
Am Abend des 29. Dezember 1936 notierte Marie Luise Kaschnitz, die das Jahresende auf dem
elterlichen Schloss in Bollschweil verbrachte, in ihr Tagebuch: 'Gespräch über das Kinderheim.
Mama bedauert, dass es nicht möglich ist, die Kinder vor dem Ablauf des Mietkontraktes zu
vertreiben. Es sei eine Schande für eine Gemeinde. Diese Äußerung erschütterte mich sehr. Vor
2 Jahren noch hätte sie den Fall, einer natürlichen Gutmütigkeit folgend, ganz anders beurteilt.'
Die Erinnerung an das hier angesprochene Kinderheim, da jüdische Kinderheim „Sonnenhalde", ist heute fast ganz untergegangen - nur wenige der älteren Bollschweiler wissen noch
davon-, und auch die Herausgeber der Kaschnitz-Tagebücher konnten es nicht verifizieren, im
Anmerkungsapparat fehlt, obwohl die Textstelle au ich heraus nicht recht verständlich wird,
jeder erläuternde Hinweis. Erst spät, und für manche Fragen zu spät, ist auch der Verfasser
durch eine Anfrage au Jerusalem auf da Kinderheim aufmerksam geworden, dessen kurze
Geschichte durchaus allgemeine Interesse beanspruchen kann, allein schon weil es eines jener zahlreichen lokalen Beispiele dafür ist wie ich jüdische Bürgerinnen und Bürger in der
NS-Zeit trotz aller Repressalien neue Lebens- und Berufschancen zu schaffen suchten.
Um das Jahr 1500 herum lebten in Markgröningen ungefähr 1500 Einwohner. Eine
Stadtmauer mit damals nur drei Toren schützte die Bevölkerung samt Hab und Gut.
Im Nordwesten der Siedlung lag, von einer eigenen Mauer umgrenzt, das herzogliche
Schloss. Darüber hinaus bot die Stadt in Kriegsfällen auch Schutz für die zum Amt
gehörenden Amtsorte. Reisende fanden in Schildwirtschaften Übernachtungsmöglichkeiten, wo ihre Pferde versorgt wurden und man die Wagen unterstellen konnte.
Das Amt war ein von Vogt und Gericht beherrschter Wehr-, Hochgerichts-,
Steuer- und Verwaltungsbezirk. Der Vogt wurde als Vertreter des Landesherrn vom
Herzog eingesetzt. Mit dem Stadtgericht und dem Rat zusammen bildete er die
Exekutive und hatte darauf zu achten, dass herzogliche Anordnungen befolgt und
umgesetzt wurden. Politische Macht besaß die sogenannte Ehrbarkeit. Das waren
angesehene bürgerliche Familien mit Vermögen und landesweiten Verwandtschaftsbeziehungen zu Amtsträgern. Neun Familien, darunter die Vollands in Markgröningen, stellten in 43 württembergischen Ämtern 17 Vögte und einen Keller. Neben
Philipp Volland, der in Markgröningen das Vogtamt innehatte, war sein jüngerer
Bruder Claus in Besigheim Keller und Vogt. Der ältere Bruder, Ambrosius Volland,
war Rat und Kanzler Herzog Ulrichs.
Allenthalben entstanden zu Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts in Europa auf fürstlichen oder königlichen Wunsch hin neue Schlösser: Versailles, Potsdam,
Bruchsal, Rastatt und Karlsruhe. So war 1704 die Grundsteinlegung zur heutigen
»Ludwigsburg« auch nichts Außergewöhnliches. Der württembergische Herzog Eberhard Ludwig »kümmerte« sich um den benötigten Baugrund - als »summus episcopus« konnte er den ehemals zum Kloster Bebenhausen gehörigen Grund und Boden
leicht an sich ziehen-, und die Untertanen trugen mit Amtsumlagen (Steuern) und
herrschaftlichen Fronen ihren Teil zum Bau des Schlosses und später auch zu dem
der Stadt bei. Diese Frondienste kamen zu den bereits geforderten Arbeitseinsätzen
beim Bau und Unterhalt herrschaftlicher Gebäude, beim Wege- und Straßenbau
sowie bei Jagden hinzu.
Schicksalhaft war für Stadt und Amt Markgröningen die Bildung eines neuen
Amtes für die »Ludwigsburg«, publiziert als fürstliche Resolution am 3. September
1718, verbunden mit deren Erhebung zur Stadt. Dies löste sozusagen ein verwaltungspolitisches Erdbeben aus, dessen Erschütterungen in der weitesten Nord-Süd-Entfernung (Illingen im Nordwesten und Feuerbach im Süden) über eine Strecke von
16,5 km zu spüren waren, von West nach Ost (Illingen bis Endersbach im Osten)
sogar über 36 km. Zwar mussten im Laufe des 18. Jahrhunderts auch andere benachbart gelegene Ämter wie Marbach, Waiblingen und Cannstatt für Ludwigsburg
Federn lassen, und teilweise nicht wenig. Im Fall Markgröningens kam es jedoch zu
einer sich über rund 90 Jahre hinziehenden schrittweisen Ausradierung des kompletten Amtes.
Fast in jedem Ort gibt es Häuser, die im Sprachgebrauch der Ortsansässigen
einen Familiennamen tragen. Auf welcher Grundlage die Namensgebung
erfolgte und wie lange der Name bereits tradiert wird, ist ganz unterschiedlich. Antworten darauf sollen ansatzweise am Beispiel einiger Markgröninger
Kulturdenkmale gegeben werden. Die Schäferlaufstadt, am Rande des langen
Feldes und auf einem Hochflächensporn zwischen Glems und Leudelsbach
gelegen, konnte sich ihr mittelalterliches Stadtbild in vielen Bereichen bewahren. Aufgrund ihrer bemerkenswerten historischen Fachwerksubstanz ist sie
Mitglied der Deutschen Fachwerkstraße und bietet beste Voraussetzungen für
interdisziplinäre Forschungen, die die historischen Hilfswissenschaften Genealogie und Heraldik mit der Geschichtswissenschaft, Architekturgeschichte und der modernen Untersuchungsmethode Dendrochronologie verbinden.
Im frühen 13. Jahrhundert wird der Turm der heutigen Kirche errichtet. Er besitzt
an allen vier Ecken einen ausgebildeten Eckverband und stand ursprünglich allein.
Das Mauerwerk weist im Erdgeschoss keinerlei Hinweis auf weitere Öffnungen auf,
so dass der ursprüngliche Turmzugang an der Ostseite, an der Stelle der heutigen
Öffnung zum Betreten der Empore anzunehmen ist, wie man ihn auf alten Ansichten der Kirche erkennt. Später wurde der heutige Eingang geschaffen, der im
späten 19. Jahrhundert erneuert wurde.
In der nächsten Bauphase entstand das östliche Langhaus vom Choransatz bis
zum ersten Strebepfeiler. Es wurde um die Mitte/Ende des 13. Jahrhunderts
errichtet. Im Innern erkennt man diese Mauern daran, dass sie Rücksprünge haben.
Diese liegen merkwürdigerweise nicht auf gleicher Höhe. Als nächstes wurde im
ausgehenden 13. Jahrhundert das westliche Langhaus gebaut, die Lücke zum Turm
geschlossen und somit dieser in den Bau integriert. Es fallt das Fehlen von Fenstern
an der Nordseite im westlichen Bereich auf. In einer vierten Bauphase wurde in
der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts der Polygonalchor mit dem Treppenturm
errichtet.
Weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus ist der Markgröninger Schäferlauf als traditionsreiches Heimatfest bekannt. Er »gehört« zu Markgröningen wie das
Marzipan zu Lübeck oder die »Berliner Luft« zur Bundeshauptstadt. Jahr für Jahr
zieht das Fest rund 100 000 Besucher an, und für viele Bewohner des Landkreises ist
zumindest ein Besuchstag am Wochenende ein absolutes Muss, da jeder seine ganz
persönlichen Erinnerungen mit dem historischen Fest verbindet. Der Schäferlauf
weist im Vergleich zu den anderen historischen Festen im Landkreis, etwa dem Bietigheimer oder Ludwigsburger Pferdemarkt, mehrere Besonderheiten auf. Dazu zählen der barfüßige Wettlauf als Relikt des Zunfttreffens, die mittelalterlichen Wettspiele auf dem Stoppelfeld zur Volksbelustigung, das Festspiel »Der treue Bartel« sowie
die Existenz spezieller Gruppen und Vereine, die wesentliche Elemente des Festes gestalten. Das Heimatfest lebt und zum Leben gehört der Wandel. Deshalb reicht der
zeitliche Rahmen des Beitrags bei einzelnen Themen bis in die Gegenwart hinein.
Wochen vorher schon bereitet sich die Stadt auf das Fest vor, das alljährlich um den
24. August herum, dem Bartholomäustag, stattfindet. Bunte Fähnchengirlanden empfangen die Besucher. Die Hausfrauen blasen zum Generalputz und bringen die Kochplatten
und Backöfen in der Vorfreude auf zu bewirtende Gäste zum Glühen. »Echte« Markgröninger haben nun Stress: Sie müssen zur Schäfertanz- oder Musikvereinsprobe, den Text
fürs Festspiel lernen, Stände für die Bewirtung aufbauen, Festwagen schmücken, Schäferkleidchen nähen oder fürs Wassertragen üben. Die Stadt befindet sich Ende August in
einem sympathischen Ausnahmezustand: Markgröningens fünfte Jahreszeit bricht an.
Wenn ungeachtet dieser Bedeutung des Festes über dessen Ursprung und die damit
verbundene Entstehung einer landesweiten württembergischen Schäferzunft bislang
wenig publiziert wurde, so liegt das an der schwierigen Quellenlage. Im Bereich der
Volkskunde gibt es, insbesondere was die unteren sozialen Schichten anlangt, kaum
schriftliche Aufzeichnungen. Sind dennoch welche aufzufinden, was hier Gott sei
Dank der Fall ist, entstanden sie meist anlässlich von Streitigkeiten, weil »altes Herkommen« von der Obrigkeit nicht mehr geduldet wurde.
»Kaum ein Zeitalter der deutschen Geschichte, so ist immer wieder geurteilt worden, war in sich bedeutender, brachte tiefergehende Umstürze mit sich und hatte weiterreichende Folgen und Auswirkungen als das Zeitalter der Reformation.« So
schrieb Gerhard Bott 1983 im Ausstellungskatalog anlässlich des 500. Geburtstags von Martin Luther. Denn über Jahrhunderte hinweg war die Kirche der Träger der geistigen Kultur ebenso wie des Sozialwesens, da beides bei ihr angesiedelt
war. Ein sehr weites, immer wieder spannendes Forschungsfeld, das zahlreiche Veranstaltungen im Jubiläumsjahr der Reformation unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchteten. Vorliegender Beitrag spannt den Zeitbogen von ca. 1500 bis
zur beginnenden Einführung der Reformation in Württemberg 1534.
Das eigene Schloss ist ein alter Traum des Menschen. So fand das »Schloss« als Ausdruck repräsentativer Lebensform seine Konkretisierung im Laufe der Jahrhunderte in unterschiedlichster Form, und dies nicht nur auf fürstlicher Ebene. Zeugnis davon legen die in ganz Europa anzutreffenden Stadtvillen, Herrenhäuser, aber auch Klosteranlagen in ihrer ganzen architektonischen Vielfalt ab. Die Ausgestaltung dieser nicht zuletzt der Selbstdarstellung des Bauherrn dienenden Gebäude hing natürlich zunächst einmal von dessen Geldbeutel ab. Darüber hinaus war aber auch die Vorbildwirkung naher Fürstenresidenzen von Bedeutung, womit der mögliche Zugriff auf hochspezialisierte Bauhandwerker einhergeht. Mein Beitrag beleuchtet eingangs anhand eines Beispiels aus Markgröningen die Formen bürgerlicher Repräsentation in unserem Raum zu Anfang des 18. Jahrhunderts, also noch vor Entfaltung der barocken Pracht des Ludwigsburger Schlosses. Daran schließt sich ein kurzer Blick auf den Architekten und die Baugeschichte des Schlosses an. Besondere Aufmerksamkeit wird den Stuckdecken gewidmet, ohne hierbei allerdings auf kunsthistorische Details einzugehen. Parallel dazu werden Gebäude mit dem vom Schloss entlehnten barocken Schmuck aus Markgröningen und Löchgau vorgestellt.
Martin Heidegger (1889-1976) studierte in Freiburg im Breisgau als Alumne des erzbischöflichen ,Collegium Borromaeum‘ ab dem Wintersemester 1909/1910 vier Semester katholische Theologie, verließ dann aber das Collegium und wechselte im WS 1911/12 zum Studium der Mathematik, Geschichte und Philosophie. Fünfzig Jahre später ruft der sonst nur spärlich aus seiner Biographie erzählende Philosoph gleich zweimal seinen Dogmatikprofessor Carl Braig (1853-1923) in Erinnerung. Dem Theologen Eugen Biser empfiehlt er etwa zur selben Zeit: „Lesen Sie Braig!“ Im letzten Jahr seiner Freiburger Gymnasialzeit stieß Heidegger auf Braigs Lehrbuch „ Vom Sein. Abriß der Ontologie“ (Freiburg 1896), im Wintersemester 1910/1911 hörte er erstmals eine dogmatische Vorlesung bei Braig. Von ihm ging, sagt der alte Heidegger, „die entscheidende und darum in Worten nicht faßbare Bestimmung für die spätere eigene akademische Lehrtätigkeit“ aus. Jede Vorlesungsstunde Braigs wirkte die langen Semesterferien hindurch auf Heidegger, die er „stets und ununterbrochen bei der Arbeit im Elternhaus (s)einer Heimatstadt Meßkirch verbrachte.“
Der Freiburger Erzbischof Dr. Hermann Schäufele ( 1906-1977) und sein Geburtsort Gemmingen-Stebbach
(2007)
Am 14. Mai 1958 wurde Dr. Hermann
Schäufele von Papst Pius XII. zum Erzbischof
von Freiburg und Metropoliten der
Oberrheinischen Kirchenprovinz ernannt,
am 16. September in sein Amt eingeführt
und am 23. Dezember in Rom von Papst
Johannes XXIII. mit dem Pallium bekleidet.
Er leitete die Erzdiözese über 19 Jahre
lang und verstarb, völlig unerwartet, im
Jubiläumsjahr 1977, in dem die Erzdiözese
den 150. Jahrtag ihrer Errichtung feierte2 .
Erzbischof Schäufele war Konzilsvater
beim Zweiten Vatikanischen Konzil,
Protektor des Deutschen Caritasverbandes,
Mitglied der römischen Kongregation für
die Bischöfe, Mitglied der Kommission der
Deutschen Bischofskonferenz für gesellschaftliche
und sozial-caritative Fragen.
Die Erzabtei St. Martin in Beuron zog mit ihrer Liturgie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unzählige Menschen in ihren religiösen Bann, darunter Schriftsteller und Philosophen wie Romana Guardini, Max Scheler, Martin Heidegger und Edith Stein. Selbst Edmund Husserl, der Begründer der Phänomenologie, äußerte 1934 einmal den Wunsch, nach Beuron zu fahren. Bei den Mönchen trafen sie auf aufgeschlossene Gesprächspartner. Erwähnt seien nur die Mitbrüder, die sich durch eine besondere philosophische Begabung auszeichneten: P. Placidus Pflumm, P. Anselm Manser, P. Alois Mager und P. Daniel Feuling. Pater Daniel lebte für die Philosophie, aus der wiederum seine Liebe zur Theologie und sein Eifer für die Seelsorge erwuchsen. Wer war Prof. P. Dr. Daniel Feuling OSB?
Einen schönen alten Brauch wieder mit Leben
erfüllen. Dies war der Anspruch von Patrick
Weigert und Dominik Schaaf, die nun zusammen
mit einem großen Team schon zum zweiten Mal an
dem Fronleichnamsbrauch mitwirkten.
Nachdem Patrick Weigert die Jahre zuvor schon
durch Blumenspenden aus seinem eigenen Blu -
men laden in der Färberstraße den Fronleich nams -
brauch unterstützte, sah er mit Sorge, dass der
Brauch von Blumenteppichen und das Schmücken
der Straßen und Häuser zum Fronleichnamstag
immer weniger Unterstützer findet.
Wenn man sich heute den Umzug der Katzenmusik
am Fasnet-Mentig-Morge als Zuschauer
betrachtet, ist es kaum noch vorstellbar, dass sich
der Verein aus heimkehrenden Soldaten aus dem
deutsch-französischen Krieg 1870/71 gegründet
hat.
Sie als Soldaten hatten die Welt gesehen und
waren durch dick und dünn gegangen. Jetzt galt es,
die Erlebnisse, auf die Fasnet bezogen, in den kleinen
heimischen Bereich umzusetzen. Spiel, Spaß
an der Freud und vieles mehr waren dominierend;
ebenso nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg,
also nach den Zeiten der Entbehrungen. Nach den
durchgemachten Strapazen hatten die Heimkehrer
einfach den Wunsch, die Welt mal anders zu sehen
und zu erleben.
Germans to Franklin County
(2007)
Franklin County, an der Grenze zu den U.S.-Staaten Vermont und New
Hampshire gelegen, ist der nördlichste Teil des Staates Massachusetts und grenzt
im Westen an den Staat New York. Massachusetts, einer der Neuengland-Staaten an der amerikanischen Ostküste, zählte seit den Tagen der Pilgrim Fathers
zu den klassischen Einwanderungsgebieten in der neuen Welt. Der nachstehende Artikel schlägt einen historischen wie menschlich-familiären Bogen von
einem kleinen Gebiet in Württemberg zu einem kleinen Gebiet im U.S.-Staat
Massachusetts nach Franklin County. Und obwohl diese Arbeit in erster Linie
für amerikanische Leser gedacht war, findet sie doch gewiss auch unser Interesse
auf dieser Seite der gedachten Brücke über den Atlantik.
In PANTALE0NS Prosopographia, gedruckt 1566 in Basel, findet sich im 3. Band die erste Biographie Glareans, wenige Jahre nach seinem Tod veröffentlicht. Dem in der lateinischen Fassung erwähnten Familiaris-Titel maß PANTALEON offenbar wenig Bedeutung zu, da er in der 1570 erschienenen deutschen Übersetzung die gewiss weitergehende familiaritas mit einer guten Freundschaft gleichsetzte. Sicherlich hatte die familiaritas eine darüber hinausgehende rechtliche Bedeutung; sie war mehr als
eine, modern gesprochen, ehrende Auszeichnung wie etwa ein Orden. Allerdings liegen Untersuchungen zu diesem Begriff, zumal für Deutschland im 16. Jahrhundert, nicht vor; Aussagen über die Bedeutung der familiaritas können daher nur mit aller Vorsicht gemacht werden. Die Forschungen von HANS SCHADEK beziehen sich auf die Familiaren der sizilischen und aragonischen Könige in der Zeit vom 12. bis zum beginnenden 15. Jahrhundert. Für Glarean scheint die Ernennung zum Familiaren, wahrscheinlich im Jahre 1544, eine Fortsetzung und Steigerung seiner Beziehungen zum Hof der habsburgischen Kaiser gewesen zu sein, die mit seiner Krönung zum poeta laureatus auf dem Reichstag 1512 in Köln durch Maximilian I. begann.
Joseph Kränckel
(2016)
Am 27. August 1789 verstarb in Freiburg im Breisgau der aus dem Fürstbistum Eichstätt in Bayern
stammende Uhrmacher (Franz) Joseph Kränckel.[1] Im Sterberegister des Freiburger Münsters
lautet seine Berufsbezeichnung Geometrischer Revisor.[2] Die Verlassenschaftsakten nennen
ihn einen zünftigen Uhrenmacher und breysgau-landständischen geometrischen Revisor.[3]
Musik im Kloster Wittichen
(2020)
Das ehemalige Klarissinnenkloster Wittichen ist eine Gründung der seligen Luitgard, die um 1290 im Schenkenzeller Tal
geboren wurde. 1302 fand sie Aufnahme im Kloster der Tertiarinnen in Oberwolfach. 1324 gründete sie mit zwei Ordenschwestern das Kloster Wittichen; 1325 folgten weitere 34 Schwestern von Oberwolfach. Im Laufe der Jahrhunderte
kam das Kloster durch Schenkungen zu einem gewissen Reichtum. Auch Frauen aus gehobenen Schichten, die oft eine musikalische Ausbildung hatten, traten ein. So wird Musik auch in diesem Kloster eine Rolle gespielt haben.