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Verfaßte menschliche Gemeinschaften, wie es seit dem Hochmittelalter mitteleuropäische Städte nun einmal sind, kommen ohne eine gemeinsame Erinnerung nicht aus. Diese bündelt sich, wenn man wie heute, Anlaß hat, sich auf den Ausgangspunkt dieser Verfaßtheit zu besinnen, sich also der Bedeutung der Stadtrechtsverleihung für das Selbstverständnis des
Gemeinwesens zu vergewissern. Unserer Veranstaltung haftet daher etwas - im wohlverstandenen Sinn - Rituelles an, sie ist Teil der städtischen Erinnerungskultur. Daß es eine solche gibt und diese ihrerseits traditionsbildend wirkt, das bezeugt auch die draußen zu sehende Ausstellung mit Fotografien des Festumzugs zur 600-Jahrfeier.
Das im 18. Jahrhundert in Bruchsal befindliche Schriftgut des Bistums und Hochstifts Speyer wurde nach der 1793 erforderlich gewordenen Flüchtung der Registraturen der in Speyer verbliebenen Verwaltungsstellen mit diesem vereinigt und nachfolgend auf das Generallandesarchiv Karlsruhe, das 1817 neu gegründete Landesarchiv Speyer, das Erzbischöfliche Archiv Freiburg und das Archiv des Bistums Speyer aufgeteilt.
Für einen Platz von der siedlungsgeschichtlichen Lage Rauenbergs ist 700 Jahre zweifellos kein Alter, so dass es einer ungünstigen Konstellation zuzuschreiben sein dürfte, dass der Ort nicht schon geraume Zeit vor 1303 Erwähnung in einer
Urkunde gefunden hat. Silberbergbau und Verhüttungstechnik konnten nämlich schon für die Mitte des 10. Jahrhunderts in der Ortslage von Wedersweiler/Rauenberg festgestellt werden, und die Rechte daran müssten in dieser Frühzeit dem Königtum zugestanden haben. Hinwegtrösten über diesen misslichen Umstand kann allerdings die Art, um nicht zu sagen der Rang der ersten urkundlichen Erwähnung; denn diese fällt nach Form und Bedeutung durchaus aus dem Rahmen des
Üblichen.
Umpfenbach liegt an derjenigen Stelle Bayerns, von der aus, wendet man sich
nach Norden, Osten oder Süden, man sogleich ins ehemalige Baden gelangt.
Diese besondere Lage – man könnte auch von Abgelegenheit sprechen – hängt
mit der wechselhaften Geschichte zusammen, der dieses kleine Dorf am Beginn
des 19. Jahrhunderts unterworfen war. Die Fülle der Quellen, die diesen Vorgängen
zu danken sind, erlaubt tiefe Einblicke in die historischen Umstände jener
Umbruchszeit, und man kann sich auf diese Weise gut hineinversetzen in die Haltung der Beteiligten, die damals noch nichts wissen konnten vom Untergang
des ersten französischen Kaiserreichs und von der Neuordnung Mitteleuropas
durch den Wiener Kongress.
Am 25. Februar 1803 verabschiedete ein Ausschuß des Reichstags zu Regensburg, eine sogenannte Reichsdeputation, einen Beschluß, der die Auflagen von vorangegangenen internationalen Friedensverträgen in Reichsrecht umsetzen sollte. Die Folge war eine völlige Umgestaltung des Alten Reiches. Obwohl auch weltliche Reichsstände betroffen waren, nämlich die rechtsrheinische Kurpfalz und die allermeisten Reichsstädte, ist mit dem Reichsdeputationshauptschluß in der historischen
Erinnerung vor allem der Begriff der Säkularisation verbunden. In der Tat stellte die große Säkularisation von 1802/03 für den Süden Deutschlands gewiß das einschneidendste und folgenreichste Ereignis des allgemeinen Umbruchs jener Jahre dar. Man könnte sogar sagen, sie habe das, was am Alten Reich nach den Erschütterungen der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges noch mittelalterlich geblieben war, endgültig und noch dazu radikal beseitigt. Obwohl sie beileibe kein Einzelfall in der europäischen Geschichte war, blieb es ihr vorbehalten, als die Säkularisation schlechthin ins öffentliche Bewußtsein einzugehen. Dabei ist das Urteil über sie je nach weltanschaulicher Orientierung oder konfessioneller Gebundenheit durchaus gespalten; denn der Horizont an historischen Erklärungsmöglichkeiten der jetzt Lebenden reicht noch in jene Zeit zurück. Um die gravierenden Wirkungen verstehen und besser in den Gesamtzusammenhang einordnen zu
können, fragt man am besten nach den Ursachen der Verläufe, die zur Säkularisation geführt haben, wobei aber auch die individuelle Verantwortung der damals politisch Handelnden nicht ausgeblendet werden sollte.
Johannes Merswin: ein Finanzier in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit einem beachtlichen Wirkungs- und Kundenkreis zwischen Freiburg und Brügge, erst „Bankier“ der Päpste Avignons, dann Bankrotteur unter dubiosen Umständen. Wer war dieser Mann, diese schillernde Gestalt in einer an illustren Persönlichkeiten keinesfalls armen Familie? Welcher Operationsbasis und welcher familiären wie außerfamiliären Netzwerke bediente er sich für seine Geschäfte? Welcher Handlungsrahmen war ihm gegeben und welchen Spektrums von Finanzdienstleistungen, die in der Forschung unter dem Oberbegriff
„Geldgeschäfte“ subsumiert werden, bediente er sich? Und spielte er wirklich die Rolle im Gefüge Straßburgs, dessen bedeutende Stellung als „elsässisches Oberzentrum“ und „Finanzplatz im südwestlichen Reichsgebiet“ hervorzuheben ist, die ihm die Forschung gerne zuweist?
Zwei „Fachwerkhochkaräter" stehen sich in der unteren Altstadtstraße an der
Einmündung der Kirchgasse gegenüber: das Baumann'sche Haus, das schönste
Fachwerkhaus des Kraichgaus, mit reich verziertem Renaissancefachwerk im
fränkischen Stil aus dem Jahr 1582 und das sog. ,,Bäckerhaus", das älteste bisher
bekannte Fachwerkhaus im Kraichgau. Die dendrochronologische Untersuchung
verschiedener Holzproben im Labor der Universität Hohenheim hat ergeben, dass
letzteres 1412 errichtet wurde. Damit hat sie die bisherige Datierung der Hausforscher,
die auf Grund der Stilmerkmale von einer Bauzeit in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts ausgegangen sind, bestätigt.
Der Teppich von Michelfeld
(2007)
Die von C. A. Koch's Nachfolger gemeinsam mit der Deutschen Buchgemeinschaft
1968 herausgegebene Sammlung sämtlicher Holzschnitte Albrecht Dürers
enthält als Nr. 343 und 344 zwei Blätter mit dem Titel „Der Teppich von Michelfeld".
Aus dem dreieinhalb Zeilen umfassenden Text über dem ersten der beiden
Holzschnitte geht hervor, dass Dürer an „Mitfasten" (= 6. März) des Jahres 1524
das Schloss „Michelfeldt am Rheyn" besuchte und einen Teppich mit diesen „Figuren"
und „Reymen" ,,gefunden" und, weil er von ihm so beeindruckt gewesen sei,
,,abgemalet und abgemacht" habe.
Mit diesem „Michelfeldt am Rheyn" ist kein anderer Ort als das Michelfeld im
Kraichgau, heute Teilort von Angelbachtal, gemeint. Wie aber kommt der weit über
das damalige Deutsche Reich hinaus bekannte, in Nürnberg lebende Künstler Albrecht
Dürer in dieses kleine, der Reichsritterfamilie von Gemmingen gehörende
Dorf? Der badische Archivar Mone ist der Auffassung, dass Dürer „mehr als einmal
in Michelfeld, wo ein Bad- und Gesundbrunnen war, und im Kraichgau gewesen
ist". Dies würde der o. g. Text auf dem Holzschnitt beweisen, in dem nicht nur der
Ort „Michelfeld", sondern auch das genaue Datum des Besuchs, nämlich „zu mit/asten
Im Tausent Fünffhundert und Vierundzwaintzig ]ar" genannt werden.
Das für den Heimatverein Kraichgau in diesem Jahr einschneidendste Ereignis war der Tod von Altlandrat Dr. Paul Herrmann, der am 19. Oktober im Alter von fast 102 Jahren verstorben ist. Die Gründung des Heimatvereins Kraichgau ist eng mit seinem Namen verbunden. Nachdem er schon Jahre vorher seine Aufgeschlossenheit für die Heimatpflege gezeigt hatte, berief er 1965 einen heimatgeschichtlichen Arbeitskreis, der 1968 und 1970 die beiden ersten Folgen der Schriftenreihe „Kraichgau" im Auftrag des Landkreises Sinsheim herausgab. Mit dem aus Mühlhausen stammenden Dichter Hans Bender verstarb Ende Mai 2015 kurz vor Vollendung seines 96. Lebensjahres ein zweites Ehrenmitglied unseres Vereins. Auch wenn er in den letzten Jahrzehnten seines Lebens in Köln lebte, blieb Hans Bender seiner Heimat immer eng verbunden.
Im Alter von 90 Jahren verstarb am 25. Juni 2005 in Bretten Prof. Dr.-Ing. Erwin Huxhold. Mit ihm verlor nicht nur der Heimatverein Kraichgau ein verdienstvolles Ehren- und Beiratsmitglied, sondern der Kraichgau insgesamt einen sowohl in der
Fachwelt als auch bei den interessierten Laien gleichermaßen anerkannten und geschätzten Hausforscher.