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Schau-ins-Land. – 19 (1892)
(1892)
Schau-ins-Land. – 18 (1892)
(1892)
Schau-ins-Land. – 17 (1891)
(1892)
Schau-ins-Land. – 16 (1890)
(1891)
Schau-ins-Land. – 15 (1889)
(1890)
Schau-ins-Land. – 14 (1888)
(1888)
Schau-ins-Land. – 12 (1885)
(1885)
Schau-ins-Land. – 11 (1884)
(1884)
Schau-ins-Land. – 10 (1883)
(1883)
Schau-ins-Land. – 1 (1873)
(1873)
Der Scharfrichter, der mit der Schärfe des Schwertes richtet, wird, da er nach dem Spruch des „Hohen Gerichts“ richtet, auch als Nachrichter bezeichnet. Die lateinische Bezeichnung für ihn ist: „carnifex“. Für das „Römische Reich deutscher Nation“ gilt als früheste Nennung eines „professionellen Scharfrichters“ das Jahr 1276 für die Stadt Augsburg. Just in diese Zeit fällt auch die Loslösung der Straßburger Bürger von der bischöflichen Herrschaft des Straßburger Bischofs Walther von Geroldseck, ausgelöst durch die Schlacht bei Hausbergen im Jahre 1262. Damit kann man davon ausgehen, dass in der Folge mit diesem Jahr nicht nur die Reichsunmittelbarkeit, sondern auch der Blutbann verliehen worden ist. Wer die „Hohe Gerichtsbarkeit“ innehat, ist rechtlich befugt, einen Scharf- oder Nachrichter in seinen Dienst zu stellen. Der Straßburger Scharfrichter tritt im Jahre 1286 ans Licht der Geschichte.
Scharfrichter in der Ortenau
(2002)
Stumme Zeitzeugen, wie die Galgen bei Triberg und in Lahr, Richtschwerter in Achern, Gengenbach und Triberg, früher auch in Memprechtshofen, Gewannbezeichnungen, wie Galgenbühl in Haslach, Galgenbosch in Bühl, Schindanger in Kork oder Galgengrün in Wolfach, das
Stöckerhaus oder Meisterhus in Hausach, das Henkerhüsli in Lahr oder
das Scharfrichterhaus in Ettenheim, um nur eine Auswahl zu nennen,
auch Kirchenbucheintragungen und Ratsprotokolle weisen auf einen
Berufsstand hin, den es in der heutigen Zeit in Deutschland gottlob nicht mehr gibt, den Scharfrichter, Henker oder Nachrichter, lateinisch carnifex
(wörtlich übersetzt: Fleischmacher) oder iugulus, d. h. Halsabschneider,
auch Züchtiger genannt.
Die Geschichte der Schapbacher Heimhofsiedlungen reicht weit zurück, wahrscheinlich bis ins 12. Jahrhundert. Im Jahre 1562 vergab das Haus Fürstenberg mit dem sogenannten Wildschapbachbrief 23 Maierhöfen 1200 ha Wald "zu ewigen Zeiten zu Erb und Eigen." 1565 trat noch die sogenannte Hirschbachurkunde hinzu, nach der von den 23 Maierhöfen sieben Hofbauern zusätzlich den Hirschbachwald verliehen bekamen. Insgesamt verfügten diese Maierhöfe nun über etwa 200 mehr oder weniger große Waldparzellen. Da in Schapbach von jeher die Rechtsform der geschlossenen Hofgüter (Unteilbarkeit) galt, blieb diese Parzellierung in ihren Grundzügen bis heute erhalten. Aus diesen Besitzverhältnissen resultierte eine großangelegte Waldwirtschaft – rund 80% der Gemarkung Schapbach besteht aus Wald4, – und daraus wiederum entwickelten sich die runenähnlichen Hofzeichen (Abb. 1).
Schanzen im Kinzigtal
(2016)
Die Schanzen in unserer Gegend sind häuf g Teil eines größeren, verzweigten Schutz- und Verteidigungssystems gewesen,
das sich früher über den Schwarzwald zog. Es sollte verhindern,
dass der Gegner aus dem Rheintal durch die Gebirgstäler vordringend die beherrschenden Höhen, Kämme und Pässe besetzte. Sieht man von einem einfachen Erdwerk ab, 1610 bei
Haslach dokumentiert, wurden größere Schanzen zu Beginn
des 30-jährigen Krieges meist in quadratischer Form angelegt.
Seinen Höhepunkt erreichte der Schanzenbau gegen Ende des
17., Anfang des 18. Jahrhunderts (Barockschanzen) und wurde
aufgrund fortschreitender Kriegstechnik mit Ende der Napoleonischen Ära in alter Form nicht weitergeführt. Aber erinnern
wir uns: Der römische Limes war ein Vorgänger, und was einst
aus Holz und Erde bestand, wurde im 2. Weltkrieg durch Beton
und Stahl ersetzt; der „uneinnehmbare“ Westwall, heute eine
in Teilen unter Denkmalschutz stehende, gesprengte Bunkerlinie. Die einmal angelegten Schanzen mussten im Lauf ihrer
Geschichte ständig verstärkt, ausgebessert und erneuert werden – sofern der siegreiche Gegner die Erdanlagen nicht einebnete, wie etwa die Stollhofener Linien 1708.
Mächtig liegt er da: der »Breitehof« am östlichen Ausgang von Freiburg in Richtung Zarten, nahe an der alten Villinger Straße, sichtbar für die Menschen, die hinauf in den Schwarzwald mussten. Mit einer Fülle von 14 Fenstern – mit hübschen Blumen geschmückt – und mit einem kleinen Glöckchen im Dachreiter ist der steinerne Neubau von 1870 ein stattliches
Dokument bäuerlichen Besitzes in der fruchtbaren Ebene.
Eine Quelle von unschätzbarem Wert für die jüdische Familienforschung sind die hebräischen Eheverträge (Tena'im) des 18. Jahrhunderts, die bei den königlichen Notaren im oberen und unteren Elsass hinterlegt und von Salomon Picard und
Andre Aaron Fraenckel der Forschung zugänglich gemacht wurden. Verwandtschaftliche Verbindungen zwischen Mitgliedern der großen jüdischen Gemeinde im oberelsässischen Biesheim und jenen der beiden kleineren Gemeinden im unterelsässischen Diebolsheim und im badischen Muggensturm dokumentiert ein Ehevertrag, der „am Sonntag, dem 33. Tag
des Omer-Zählens", im Jahr 5510 des jüdischen Kalenders „hier im Dorf Biese im Lande Oberelsass" geschlossen wurde.
Sammeln für die Ewigkeit
(2018)
In den letzten Jahrzehnten wurde in der deutschen
Museumslandschaft zwar gesammelt und bewahrt,
das Inventarisieren der Objekte wurde jedoch spätestens zum Einstieg in das digitale Zeitalter häufig vernachlässigt. Durch die fehlenden Kenntnisse zu den Inhalten jener musealen und universitären Sammlungen
werden sowohl die Ausstellungs- als auch die wissenschaftlichen Arbeiten mit den dafür vorgesehenen Einzelobjekten erschwert.
Zukünftiges Ziel ist es, Inventarisierungs- und Digitalisierungsprozesse zu vereinheitlichen und Daten über
mehrere Bearbeiter und Jahrzehnte hinweg nutzbar
und vergleichbar zu halten. Gleichzeitig würden Fehlerquellen bei der Datenaufnahme entgegen gewirkt.
Dazu müssen die Standards in schriftlicher Form vorliegen und einsehbar sein.
Salpeterer nannte man jene Männer, die das Salz von Stallwänden und Mauern sammelten, aus welchem in Verbindung mit Schwefel und Holzkohle Schießpulver entstand. Der bekannteste Berufsvertreter war Johann Fridolin Albiez, der „Salpetererhans“. Er war ein vermögender und kluger Mann, guter Redner und des Lesens und Schreibens kundig. „Man achtete ihn auch als einen frommen Mann, weil er oft nach Todtmoos und Einsiedeln wallfahrtete, kräftig den Rosenkranz betete und fleißig zur Kirche ging", so ein Zeitgenosse. Albiez wurde von den Bauern mehrfach zum Einungsmeister der Einung Birndorf gewählt. Er kannte und schätze die alten Freiheitsrechte der Bauern, wie sie 1704 von Kaiser Leopold I. bestätigt wurden. Von besonderer Bedeutung war dabei, daß die Hauensteiner Bauern vom Kloster St. Blasien nicht mehr als leibeigen, sondern höchstenfalls als eigen bezeichnet werden durften - eine Verfügung die später auch Kaiser Josef I. bekräftigte. Unruhen entstanden, als der Waldprobst von St. Blasien 1719 eine Liste der Klostergüter verlas, worin die Hauensteiner
wieder mit der verhaßten Leibeigenschaft konfrontiert wurden.
Salonfähige Pietisten
(2010)
Noch bevor die Esslinger Bevölkerung im November des Jahres 1531 der
Einführung der Reformation zustimmte, hatte der Magistrat Ende September
1531 dem Beitritt Esslingens zum Schmalkaldischen Bund der evangelischen
Reichsstände zugestimmt. Eine Folge dieser außenpolitischen Entscheidung
war, dass sich die Esslinger Stadtväter nach der Niederlage der Protestanten im
Schmalkaldischen Krieg (1546 –1547) dazu gezwungen sahen, sich zum Schutz
der reichsstädtischen Selbstständigkeit sowohl politisch als auch konfessionell
dem wenig geliebten Nachbar, dem Herzogtum Württemberg, anzunähern.
Dies führte zu einer zunehmenden Ablösung des ursprünglich oberdeutschzwinglianisch ausgerichteten Esslinger Protestantismus durch ein württembergisches Luthertum, bis Esslingen Anfang der 1570er Jahre endgültig im
lutherischen »Lager« angekommen war. Nach dem Grundsatz »cuius regio,
eius »religio« kontrollierte der Magistrat seit 1531 das gesamte Kirchenwesen
der Stadt. Als Vorgesetzte der gesamten Pfarrer- und Kirchenbeamtenschaft
fungierten die Ratsherren, die Kirchen- und Schulordnungen erließen, das
Kirchenvermögen verwalteten und in das geistliche Leben in der Stadt auf
mannigfache Weise eingriffen. [1]
Salon du Livre in Colmar
(2001)
Am 25. und 26. November 2000 fand auf dem Ausstellungsgelände, dem „Parc de l'Exposition", in Colmar zum 11. Mal der „Salon du Livre" statt. Wie der Name schon andeutet, ist es keine Buchmesse im herkömmlichen Sinn. Der „Salon du Livre" ist vielmehr eine Demonstration um und für das Buch. Immerhin ist es die größte Bücherschau Ostfrankreichs mit über 600 Ausstellern und Akteuren. Der Unterschied zu einer Buchmesse, bei welcher es außer um Information über Neuheiten vor allem um Geschäftsabschlüsse geht, wird in Colmar durch die Gliederung in vier Abteilungen deutlich, welche in den vier weiten Ausstellungshallen untergebracht sind.
Es war der Widerspruch gegen den prachtliebenden Geist der Cluniazenser, der 1098 den burgundischen Edlen Robert von Molesme dazu trieb, auf dem Weg der Suche nach Gott das Kloster Citeaux in abgelegener Gegend zu gründen, um fern vom Getriebe und den Gefährdungen der Welt die Ordensregel des Heiligen Benedikt wieder ganz und gar ernst zu nehmen.
Nicht Gold und Silber, nicht kostbarer Prunk sollten Zeugnis ablegen von Gott, sondern Armut, Demut, Gehorsam und innere Einkehr.
Salem
(2002)
Badische Kommissare nahmen am 1. Oktober 1802 für den Markgrafen Carl Friedrich und dessen Söhne Ludwig und Friedrich eines der fortschrittlichsten Klöster Süddeutschlands - und ein sehr begütertes - ,,provisorisch" in Besitz: Salem, die 1134 gegründete Zisterzienserabtei, ausgezeichnet in langer Tradition durch beispielhafte Leistungen in Kunst und Wissenschaft, berühmt durch eine umfangreiche Bibliothek und bedeutende naturwissenschaftliche Sammlungen. Der „Reichsdeputationshauptschluß" von 1803 bestätigte die Inbesitznahme; Carl Friedrich, nun Kurfürst geworden, verfügte, die ihm nun zugefallenen Teile der ehemaligen Reichsabtei Salem und auch der Abtei Petershausen in seinen Erträgen den jüngeren Söhnen des Hauses Baden zukommen zu lassen. Sie haben dort auch zeitweise gewohnt - in den alten Gegebenheiten und Verhältnissen. So wurde Salem in der Tat verschont von Demontage und Ausplünderung, in ihrer Gesamtheit blieben Gebäude und Ausstattung erhalten (Das Archiv wird heute im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt, die Bibliothek gehört seit 1826 zum Bestand der Universität Heidelberg).
Überall entstehen
auch „Geschichtswerkstätten" oder Arbeitskreise zur Regionalgeschichte,
die beanspruchen, neue Wege der Geschichtsforschung zu begehen. [...]
Die Historikerzunft hat auf diese neue Bewegung wenig begeistert reagiert.
Dabei geht es nicht nur um Bedenken, weil viele „Laien" nun Geschichtsforschung
betreiben (,,können die das überhaupt?"), auch nicht nur darum, daß
erstaunlich viele erwerbslose Lehrer und Privatdozenten unter den Aktiven
sind, sondern darüber hinaus um grundsätzliche Probleme.
Rückschritt oder Aufbruch?
(2001)
Das Jahr 1949 war auch für Freiburg und seine Einwohner ein Wendepunkt. Hunger und Not der ersten Nachkriegsjahre waren zu einem großen Teil überwunden - es ging wieder aufwärts. Wie konnte dieser Wandel innerhalb so kurzer Zeit vor sich gehen, und wie ist es den Menschen in der Stadt während dieser Jahre ergangen? Drei Themenbereiche sind der ersten krisenhaften Phase bis zur Wende gewidmet: Sie befassen sich mit dem sozialen Elend - Hunger, Krankheit und Wohnungsnot -, mit den Requisitionen, Demontagen und der Entnazifizierung und schließlich mit der französischen Besatzungsmacht, die diese Jahre mit geprägt hat.
Rückblick und Ausblick
(2005)
Schaut man auf die Tätigkeit des „Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar" in den vergangenen 200 Jahren zurück und vergleicht sie mit den Zielen, die einst ein Schreckenstein, ein Engelberg, ein Laßberg aufgestellt hatten, so ergibt sich ein differenziertes Bild, das sowohl Wandel als auch Beständigkeit beinhaltet.
Der vorstehende Überblick über 70 Jahre Vereinsgeschichte steht unter der Reformfrage: Was sind angesichts unserer Vergangenheit mögliche Erfolgsfaktoren für die Zukunft der B. H.? Wir wollen an alten Erfolgen Maß nehmen und stehen am Ende vor einem gemischten Ergebnis:
Zunächst jene Erfolgsfaktoren, die heute nicht mehr verfügbar zu machen sind, dazu gehören: bevölkerungsweite Attraktivität des Vereinszwecks Heimatpflege, satte Unterstützung durch die Landesregierung, ein hauptamtlicher Geschäftsführer, landesweite und lokale Aufmerksamkeit für den Verein in den Medien (= »Vergangene Herrlichkeit«). Schmuckstücke des Landesvereins sind aber immer noch das Haus der B. H. in der Freiburger Hansjakobstraße, die
Vierteljahresschrift B. H. und – in neuer Aufmachung – die Schriftenreihe der B. H. (= »Bestandssicherung «). Für aktuelle Reformaufgaben finden sich am Schluss des Artikels ausgewählte
Vorschläge (= »Anpassungen«).
Der Anstoß kam Jahrzehnte später, und aus der Ferne: Im Februar 1840 schlug der königlich württembergische Regierungsregistrator Zacharias Huber in Reutlingen seinem früheren Villinger Mitschüler, dem Oberamtspfleger Frueth
in Oberndorf, „eine Zusammenkunft der noch lebenden ehemaligen Benediktiner-Studenten” vor. Dieser gewann den Villinger Münsterchordirigenten Fidelis Dürr dafür, die Vorbereitungen in die Hand zu nehmen. Aufschlussreich für die
Kommunikationswege des 19. Jahrhunderts ist, wie Dürr den Plan bekannt machte: Er setzte Einladungen in die „Karlsruher Zeitung” und den „Schwäbischen Merkur” sowie das „Villinger Wochenblatt”, das zusätzlich von den Villinger Handelsleuten Lukas und Benedikt Ummenhofer und dem Offenburger Amtsrevisor Killy in ihrem Bekanntenkreis verbreitet wurde. Ausdrücklich eingeladen wurde Franz Sales Wocheler, der Dekan von Überlingen, der einzige noch lebende frühere Mönch von St. Georgen und Professor am Klostergymnasium.
Rück-kehr
(2016)
Es wäre wohl schwer zu erklären, warum ein Kind seine Mutter liebt. So ähnlich ergeht es auch mir, wenn ich an Heidelberg denke. Die Schönheit Heidelbergs ist schon viel gepriesen worden. Mir aber scheint es leichter, ein farbiges Bild mit kalter Asche zu malen, als Worte für das zu finden, was jenseits des geschriebenen Wortes steht. Heidelberg war die Welt für mich. Es war mein Welt-Garten, in dem ich mich – so wie die ganze Stadt – von den steilen, umgebenden Bergen vor Unwetter geschützt fühlte.
Wenn man sich die Karte des Imperium Romanum zur Zeit seiner größten Ausdehnung
in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. anschaut, kann man es
kaum für möglich halten, daß die Römer mit aus heutiger Sicht recht einfachen
Mitteln ein solches Riesenreich verkehrstechnisch organisieren konnten. Immerhin
handelte es sich um ein Reichsgebiet, das nicht nur den größten Teil der
heutigen Europäischen Gemeinschaft umfaßte, sondern darüber hinaus noch
den Balkan, Kleinasien, Palästina und Nordafrika. Die Römer hatten hinsichtlich
eines einheitlichen Wirtschaftsraumes also das erreicht, was die Europäer
mit der Schaffung des Vereinten Europa immer noch anstreben. Die römische
Reichsregierung verwaltete ein Gebiet, das größer war, als das der EG.
In den Schriften der Baar 46 (2003) hat G. HOFMANN für die Römerstraße aus der Nordschweiz durch die Baar in das Limesgebiet im Bereich zwischen Hochrhein und dem Anfang des Aitrachtales eine durchaus plausibel erscheinende Streckenführung über den Hochranden vorgeschlagen, die auch schon von älteren Autoren diskutiert worden war.
KARL HASEL (1909–2001), der Göttinger Professor der Forstgeschichte mit badischen Wurzeln, hatte dem Verfasser eines Tages ein Bündel Konzeptpapier in
DIN-A5-Format überlassen, beiderseits beschrieben in dünner, mitunter kaum
leserlicher Maschinenschrift, Abschriften aus Akten des Karlsruher Generallandesarchivs (GLA). Seine Besuche dort hatten einem forstpolitisch heiklen Fall
gegolten: Sie dienten dem jahrzehntelangen Streit zwischen der Gemeinde Sankt
Georgen und der großherzoglich badischen Forstverwaltung.
Es ging um den Röhlinwald bei Sankt Georgen im Schwarzwald. Um dessen Nutzung wurde erbittert gerungen.
KARL HASEL (1909–2001), der Göttinger Professor der Forstgeschichte mit
badischen Wurzeln, hatte dem Verfasser eines Tages ein Bündel Konzeptpapier
in DIN-A5-Format überlassen, beiderseits beschrieben in dünner, mitunter kaum
leserlicher Maschinenschrift. Es sind dies Abschriften aus Akten des Karlsruher
Generallandesarchivs (GLA). Seine ausdauernden Besuche dort hatten einem
forstpolitisch heiklen Fall gegolten: dem jahrzehntelangen Streit zwischen der
Gemeinde St. Georgen und der großherzoglich badischen Forstverwaltung.
Der Röhlinwald, um dessen Nutzung so erbittert gerungen wurde, heute
Staatswalddistrikt XIV, gehörte bis 1998 zum Staatlichen Forstamt Villingen-Schwenningen, das der Verfasser ein Vierteljahrhundert lang bis zu seiner Pensionierung und bis zur Auflösung des Amtes im Zuge der „Teufel’schen Reform“
im Jahr 2005 leitete. Das Ergebnis seiner Recherchen hat HASEL als Kleine Beiträge zur Forstgeschichte in der Schriftenreihe der baden-württembergischen Landesforstverwaltung veröffentlicht.
Rätsel in silbernen Lettern
(2018)
Ein kleiner Becher aus Ton besticht durch seine sorgfältige Ausführung und durch die silbervergoldete Metallfassung mit einem Schriftband, dessen Entzifferung und Bedeutung rätselhaftist. Er stammt aus der einstigen Kunstsammlung des badischen Großherzogs Leopold und befindet sich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe.
Rätsel gelöst
(2010)
Die lokale Kunstgeschichte kennt seinen Namen schon lange und setzt ihn mit seiner künstlerischen Ausstrahlung gleichwertig neben Anton Berin und Hans Kraut. Amann dürfte dem Villinger Maler („Abkonterfeter“) Berin rein altersmäßig persönlich begegnet sein (Berin geb. um 1575 gest. um 1624). Dagegen war der Kunsthafner (Hafner und Plastiker) Hans Kraut, als Hans Amann um 1597 in Villingen tätig wird, nach der Quellenlage zu schließen, bereits seit etwa fünf Jahren tot. Das Argument, dass beide „sicherlich zusammengearbeitet haben“ ist deshalb eine nicht vetretbare Spekulation. Hier wird den Spuren des kunstfertigen Mannes Hans Amann etwas genauer nachgegangen, indem die Werkzuweisungen auf ihre
Authenzität überprüft wird. Schon Paul Revellio hat sich dem Werk Amanns angenommen.
Die folgenden drei Texte sind mit Bedacht so zusammengestellt. Wir begegnen im ersten Beitrag der Korrespondenz der Schwestern Etta und Ruth Veit Simon im Sommer 1940 mit den Eltern Heinrich und Irmgard Veit Simon. Nach Aufenthalten in Bad Neuenahr und Nordrach im Schwarzwald wurde die tuberkulosekranke Ruth im Juli 1940 in Heidelberg-Rohrbach operiert. Bei Recherchen zur Berliner Familie Veit Simon erhielten die Historikerinnen Anna Hájková und Maria von der Heydt Zugang zu dieser Korrespondenz. Unverblümt und lebendig schildern die Geschwister
die Klinik und das örtliche Umfeld in seinen dramatischen und komischen Aspekten. Der Name Veit Simon steht für eine seit 1872 bestehende Mentorenschaft der wohlhabenden Berliner Juristenfamilie für die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Über drei Generationen sicherten die Veit Simons den Bestand dieser Hochschule als Mitglieder und Vorsitzende des Kuratoriums, bis sie 1942 ihre Tore schließen musste, kurz nachdem Ruths und Ettas Vater, Heinrich Veit Simon, in Gestapohaft ermordet worden war. Die in Heidelberg ansässige Hochschule für jüdische Studien steht in unmittelbarer Tradition zu dieser Lehranstalt. Im zweiten Beitrag stellt Maria von der Heydt den familiären und biografischen
Kontext von Ruth und Etta Veit Simon dar, gestützt auf Material aus dem Nachlass von Etta (Japha) und dem Archiv von Irene Japha in Seattle.
Michael Ehmann untersucht im dritten Beitrag die Kliniksituation in Rohrbach um 1940, stellt die Behandlungsverfahren dar und beschreibt den bemerkenswerten Umgang von Ärzten und Klinikpersonal mit der jungen, lebensfrohen jüdischen Patientin. Seine weiteren Recherchen gelten der nachfolgenden Krankheits- und Verfolgungsgeschichte der Veit Simons, die beide Schwestern in das Ghetto Theresienstadt führte, wo Ruth trotz kompetenter medizinischer Behandlung im Juli 1943 starb. Etta überlebt. Vielleicht ein Anlass, die Briefe noch einmal und mit anderen Augen zu lesen.
Ruth Schwob-Bloch
(2002)
Sie ist mittlerweile über 80 Jahre alt und es drängt sich der Gedanke auf: So könnte Sara ausgesehen haben, die Frau Abrahams. So könnte sie ausgesehen haben, als sie sich über den kleinen Isaak beugte, auf dem die Verheißung Gottes ruhte, dass er zu einem großen Volk werden sollte. Nein, sie ist nicht Sara, aber sie ist eine Tochter Saras, geboren im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Geboren wie ihr Urvater Isaak abseits der Städte und großen Straßen in einem Landstädtchen in der Provinz. Neckarbischofsheim war ihre erste Heimat. Dort kam sie in dem kleinen zweistöckigen Haus auf die Welt, das noch heute an der Hauptstraße steht. Dort verbrachte sie ihre ersten Kinderjahre als Tochter des Kantors und Religionslehrers
Heinrich Bloch, geistliches Oberhaupt der jüdischen Gemeinde. In der Kleinstadt ein hoch geachteter Mann, der auch immer wieder in den örtlichen Vereinen Aufgaben übernahm.
Seit 1981 öffnet sich Schloss Bruchsal erstmals wieder im Hauptgeschoss für eine große Sonderausstellung. Zu sehen gibt es eine Vielfalt von Zeitzeugen, anhand derer bekannte und unbekannte Seiten der Säkularisation aufgeschlagen werden. Wer die prächtigen, lehrreichen und faszinierenden Stücke betrachtet, staunt, woher sie überall zusammengetragen wurden. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg veranstalten zusammen mit der Stadt Bruchsal die facettenreiche Präsentation beeindruckender Objekte, vor allem aus dem badischen, aber auch ausgewählte Beispiele aus dem württembergischen Gebiet. Der Blick auf die Säkularisationsjahre 1802-1806 - 200 Jahre danach - führt uns in eine spannende Phase der Geschichte des heutigen Baden-Württemberg. Eine der größten Umbruchzeiten, die es in der europäischen Geschichte gegeben hat, war in Gang. Der Name Napoleon steht für diese Zeit. Er hat die neue Ordnung eingeführt, zunächst in Frankreich, dann in ganz Mitteleuropa. Besitzungen und Rechtstitel der Klöster und geistlichen Herrschaften wurden in weltlichen Besitz umgewandelt. Neue Territorialgebilde entstanden. Schloss Bruchsal, als vorherige Residenz der Fürstbischöfe von Speyer war selbst ein Schauplatz der Säkularisation. Durch die Auflösung des kleinen eigenständigen geistlichen Staates verlor es seine zentrale Rolle als Hauptstadt.
Rund und groß = Kunst?
(2017)
Es war in der 75. Sitzung des Aufsichtsrates
der Stadtwerke Villingen-Schwenningen GmbH
(SVS), am 6. Februar 1984, als nach intensiver
Diskussion der Beschluß fest stand: Der Geschäftsführer
Dr. Hans Schlenker wird beauftragt Vorschläge
zur farblichen Gestaltung des zu bauenden
Gasspeichers unter „Beiziehung eines Fachberaters
sowie der Stadtverwaltung zu erarbeiten und dem
Aufsichtsrat wieder vorzulegen” . Ein großer Speicher
für Erdgas war dringend erforderlich, um die
Verbrauchsschwankungen in der Gasversorgung
im tagesrhythmischen Verlauf, verursacht sowohl
durch private Haushalte, als auch durch industrielle
Bedarfe, auszugleichen. Mit der Fundamentierung
für den Speicher war im Frühjahr 1983
begonnen worden und nach neun Monaten war
die Metallkugel fertiggestellt.
Im Jahre 1888 gelangte ein Pergamentrodel aus dem Straßburger Bezirksarchiv (Archives Departementales du Bas-Rhin) nach Karlsruhe ins dortige Generallandesarchiv. In ihm sind rechtsrheinische Güter und Einkünfte des Klosters St. Stephan zu Straßburg verzeichnet. Einschnitte am Ende des 84 cm langen und 17 cm breiten Pergamentstreifens lassen erkennen, daß
ursprünglich eine Fortsetzung angeheftet war.
"Eines Morgens in der Zeit, als ich im Gebirge hauste, kam ich dort hinauf und ging den Wechsel entlang: da fand ich die frische Fährte und Losung eines Rudels Antilopen. Die großen friedfertigen Tiere sind wohl gegen Sonnenaufgang in einer langen Kette den Kamm entlanggewandert, und man kann sich nicht vorstellen, dass sie zu einem anderen Zweck dort oben waren, als um tief hinab nach beiden Seiten ins weite Land zu schauen." Selten ist die Faszination, die wohltuende Wirkung, die aus dem Betrachten einer Landschaft erwachsen kann, schöner dargestellt worden, als in diesem Bild.
Rudern am Bodensee
(2011)
Als der Ruderverein Neptun in Konstanz im März 1885 gegründet wurde, gab es in
Deutschland bereits an die 100 Rudervereine. Der erste war 1836 nach englischem Vorbild in Hamburg gegründet worden. Gleichzeitig mit Konstanz wurde auch in Arbon ein
Ruderverein gegründet, der aber nach wenigen Jahren wieder einschlief und erst 1910
neu gegründet wurde. Somit ist Konstanz mit Abstand der älteste Ruderclub am See,
gefolgt von Bregenz (1900), Rorschach (1907), Lindau (1908), Arbon (1910), Friedrichshafen (1912), Radolfzell (1920).
Gegründet wurde der Konstanzer Verein von Mitgliedern des Turnvereins, sieben
Handwerkern und zwei Kaufleuten unter der Führung eines Fotografen.
1520 hatte Papst Leo X. der Annahme des Titels
„Erwählter Römischer Kaiser“ durch den Habsburger Karl V. (*1500 †1558) zugestimmt. Dieser
regierte von Spanien aus, wo er 1516 als Karl I.
den Thron bestiegen hatte. Sein Bruder Ferdinand,
Erzherzog von Österreich (*1503 †1564), erhielt
von ihm vertraglich am 28. 04.1521 einen Teil
seiner Herrschaft in den österreichischen Ländern.
Im Vertrag von Brüssel am 07. 02.1522 wurde Ferdinand außerdem die Herrschaft über Oberitalien,
Tirol und die Vorlande zugeschlagen.
Die Brutverbreitung von Rot- und Schwarzmilan (Milvus milvus und M. migrans)
im Schwarzwald-Baar-Kreis wird dargestellt. Die Erfassung erfolgte in den Jahren
2007 bis 2009 mit Schwerpunkt im Jahr 2008. Wir stellten insgesamt 140 Reviere
des Rotmilans und 68 Reviere des Schwarzmilans fest. Die großräumige Siedlungsdichte östlich des Schwarzwaldes (östlich 8° 20‘) betrug auf 1100 Quadratkilometer beim Rotmilan 11,4 Paare pro 100 Quadratkilometer und beim Schwarzmilan 6,2 Paare/100 Quadratkilometer.
Die höchste Siedlungsdichte erreichen beide Milanarten auf der Baar südlich von
Villingen und Schwenningen in Höhenlagen zwischen 700 und 850 m NN mit 38
Paaren des Rotmilans und 28 Paaren des Schwarzmilans auf 140 Quadratkilometer.
Schon seit vielen Jahren sind die herbstlichen Schlafplätze des Rotmilans bei Sunthausen und Sumpfohren bekannt. An beiden Schlafplätzen zusammen finden sich im September/Oktober 100 - 150 Rotmilane ein. In den letzten Jahren ist die Baar auch als Sammelplatz und Durchzugsstation für Schwarzmilane vor ihrem Wegzug im August bekannt geworden, mit kurzzeitig über 600 Vögeln. Über den Brutbestand beider Milane wussten wir hingegen noch wenig. Die quantitative Brutvogelerfassung im Schwarzwald-Baar-Kreis von 1987 erbrachte zwar eine ungefähre Abschätzung der Bestandgrößen, erlaubte jedoch keine
genaueren Angaben über die Anzahl der tatsächlich besetzten Brutreviere. Vor allem ist nicht geklärt, ob es sich bei den während der Brutzeit allenthalben zu sehenden Milane um Brutvögel oder um Nichtbrüter handelt. Rotmilan und Schwarzmilan unterscheiden sich in ihrer Biologie in wesentlichen Punkten.
Romäus’ letzte Schlacht
(2010)
Von ihm geblieben sind die wundersamen Geschichten aus der Erzählwelt. Sie berichten über jene martialische Gestalt, deren um 1980 erneuertes Bild in phantasievoller Anlehnung an jenes des 19. Jahrhunderts am jetzigen Romäusturm prangt. Es ist der einstige Michaelsturm, auch Diebturm geheißen, hinter dessen festen Mauern der Lokalheld Romäus gefangen saß; verurteilt vom Gremium der Stadtrichter zu lebenslanger Haft. Von diesem legendären Mann zeugt als Zeitgenosse der Ratsherr Heinrich Hug in seiner Villinger Chronik (1495–1533).
Im Frühjahr 1953 erwarb das Progresswerk Oberkirch A.G.
(PWO) die Konstruktionspläne des Untertürkheimer Rollerbauers Gottfried Gassmann. [1]
Unter der Projektleitung von Werner
Abel entwickelte man das Modell weiter zur Serienreife. Auf der
zweiten Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung in
Frankfurt im Herbst 1953 konnte erstmals der Prototyp des
neuen Rollers vorgestellt werden. [2]
Bis 1960 baute das in Stadelhofen ansässige Unternehmen Roller, zuerst den „Strolch“ und
dann dessen Nachfolge-Modell „Progress 200“. [3]
Rolf Süß (1933-2018)
(2018)
Mit Rolf Süß, der im März 2018 kurz vor seinem 85. Geburtstag gestorben ist, habe nicht nur ich persönlich einen guten Freund verloren, sondern auch der Breisgau-Geschichtsverein muss von einem verdienstvollen langjährigen Mitglied Abschied nehmen. Was kann einem Geschichtsverein Besseres passieren, als in seinen Reihen über den stellvertretenden Leiter des städtischen Rechnungsamtes als Kassenwart zu verfügen! Aber Rolf Süß’ Engagement im Verein war keineswegs auf die Verwaltung der notorisch prekären Vereinsfinanzen und die Beratung des Vorstands bei der Haushaltsplanung beschränkt. Er brachte vielmehr auch immer wieder sein Organisationstalent und seine immensen Kenntnisse in der Freiburger Lokalgeschichte sowie in der regionalen Volkskunde ein. Außerdem war er ein begehrter Zeitzeuge.
Rolf Seuser aus Wehr/Baden
(2010)
Zu den vernachlässigten Themen der Katholizismusforschung gehören u. a. die Kriegserfahrungen junger Katholiken. Zudem fehlt es bisher an lokalen oder zumindest regionalen „Tiefenbohrungen“, die „etwa anhand von Ego-Dokumenten den Stellenwert des Antisemitismus bzw. Antijudaismus im Alltagsleben des katholischen Milieus ausloten“ könnten. Das Forschungsfeld „Katholische Kirche und Krieg“ ist erst in Ansätzen bearbeitet. Bezüglich der aktiven katholischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg fehlt nicht nur eine zuverlässige Quellenedition von Ego-Dokumenten aus der Akteursebene, sondern auch eine breit angelegte Studie. Im folgenden Beitrag soll das zuerst genannte Desiderat aufgegriffen werden, wohingegen zum zweiten zumindest Spurenelemente nachgewiesen werden können. Im Mittelpunkt des Beitrages steht Rolf Seuser, der am 8. Oktober 1920 in Wehr im südlichen Schwarzwald geboren wurde, am Sonntag, dem 18. August 1935 in das Fidelis-Kolleg Bensheim eintrat und Ostern 1940 die Reifeprüfung am Gymnasium Bensheim ablegte. Am 6. Juli 1940 begann er sein Noviziat im Kapuzinerkloster Stühlingen (Frater Gerbert). Er wurde am 10. Oktober 1940 zur deutschen Wehrmacht einberufen und fiel am Montag, dem 28. Juli 1941, an der Ostfront.
Im Namen Rohrbach ist die Anspielung auf Wasser schon enthalten und in seinem Wappen bereits visualisiert. Fünf blaue Wellenlinien symbolisieren den Bach im geteilten Wappenschild. Darüber stehen auf gelbem Grund die Buchstaben „r o r“. Der Bach oder „Die Bach“ wie die Mundartbezeichnung ist, hat seinen Namen nicht, wie heute oft irrtümlich angenommen, von seinem im Ortsbereich weitgehenden Verlauf in Rohren, sondern vom Schilfrohr, das am Bachufer wuchs. Das Bachwasser floss vom kleinen Odenwald in einen der nacheiszeitlich stark mäandrierenden Schwemmarme von Rhein oder Neckar, die früher bis ins Gebiet des heutigen Rohrbach und Kirchheim reichten. Der „Kerchemer See“ genannte Altarm, der Rohrbach und Kirchheim trennte, war noch bis etwa 1920 mit Wasser gefüllt. Nach seinem vollständigen Verlanden erinnert allein der Verlauf der „Oberen-“ und „Unteren Seegasse“ in Kirchheim an dieses Gewässer.
Beim Nominierungsparteitag der baden-württembergischen CDU 1953 in Freudenstadt schlug der Vorsitzende der südbadischen CDU, Anton Dichtel, den Freiburger Juraprofessor und Rechtsanwalt Hans Furler für einen relativ aussichtslosen Listenplatz auf der Landesliste vor. Sein Weggefährte, der spätere Bundeskanzler Kiesinger, erinnerte sich später daran, dass
Furler gar nicht ernsthaft den Wunsch hatte, gewählt zu werden, sondern nur der „guten Sache dienen " wollte. Da die Christdemokraten mehr als 45 % der Wählerstimmen erhielten, zog Furler über die Landesliste in den Bundestag ein. Als homo novus machte er als Berichterstatter des Auswärtigen Ausschusses bei der Debatte des Parlamentes über die Pariser Verträge 1955 auf sich aufmerksam. Dem Bonner Beobachter Walter Henkels fiel an Furler nicht nur dessen Äußeres - sein schöner Kopf mit der hohen Stirn und die grau melierte Künstlermähne auf, sondern seine überragenden Fähigkeiten, mit der er in kürzester Zeit in die Spitzengruppe der Fraktion vorgestoßen war. Seit 1957 vertrat er den Wahlkreis Offenburg.
Robert Reitzel
(2002)
Im Jahre 1889 sah das Städtchen Schopfheim Besuch aus den USA. Der Emigrant Robert Reitzel aus Langenau, von seinem Vater 20jährig als vermeintlicher Taugenichts nach Amerika abgeschoben, hatte von einem Gönner Geld für eine Europareise geschenkt bekommen. Doch Reitzels Heimweh erwies sich, wie jede sentimentale Regung, als ein zweifelhafter Ratgeber - denn die Wiederbegegnung wurde zu einer einzigen Enttäuschung. Überall fand der Wiesentäler, der 1849 just in der Nacht
zur Welt gekommen war, als sein Elternhaus nach Schriften und Revolutionären durchsucht wurde, die badisch-demokratische Tradition in einem „spezifischen Preußentum" ersäuft, und das allenthalben sichtbare „preußische Wappenvieh" bewies ihm unfehlbar eine „unfreie Grundstimmung". Aus dem einst demokratischen „Statthalter von Schopfheim" seines Onkels Georg Uehlin war nach dem deutsch-französischen Krieg ein nationalliberales Blättchen geworden, und was Reitzel selbst betraf, so musste er erkennen, dass er das Stigma des schwarzen Schafes der Familie und der verkrachten Existenz noch immer nicht los geworden war. Zwar hatte sich Reitzel drüben zu einem geachteten Schriftsteller entwickelt und in Detroit ein eigenes Blatt begründet - doch wer wusste das schon in der alten Heimat, wo ihm der Vater, ein ehemaliger Schulmeister, und die eigenen Verwandten mit unverhohlenem Misstrauen begegneten.
Robert Lais (1886–1945) gilt als der Erfinder
der nach ihm benannten Sedimentanalyse, der
sogenannten Lais’schen Methode. Im „Jan
Filip“, dem Standardlexikon zur Vor- und
Frühgeschichte, wird diese wie folgt erläutert:
„Exakte mit naturwissenschaftlichen Methoden
neu entwickelte Sedimentuntersuchungen,
bes. in den Höhlen.“ Lais führte bereits
1920–1927 dafür die grundlegenden Forschungen durch, indem er die Schneckensammlung seines im Ersten Weltkrieg gefallenen Studienkollegen Hans Kaufmann bearbeitete, und schuf damit die Voraussetzungen
für seine eigenen wichtigen Entdeckungen.
Indem er die Auswirkung von Witterung,
Standort und Klima hinsichtlich Entwicklung
und Wachstum von Mollusken untersuchte,
stellte er fest, dass die Temperatur der entscheidende Faktor war: Anhand der Größe der
Schnecken konnte man Auskunft geben über
das Klima längst vergangener Zeiten, bis in
das Diluvium hinein, ohne langjährige meteorologische Beobachtungen anstellen zu müssen. Mit dieser Methode gelang es ihm erstmals, Klima und Landschaft des prähistorischen Menschen zu rekonstruieren.
Robert Gerwig aus Karlsruhe war nicht nur Bahnbauer, sondern auch Politiker. Als Abgeordneter im Landtag und im Reichstag kümmerte er sich um die wirtschaftliche Entwicklung und setzte sich dafür ein, dass das Reichstagsgebäude in der Form gebaut wurde, die wir kennen. In seinen Tätigkeitsfeldern antwortete er auf Herausforderungen der Zeit und nutzte den vorhandenen Gestaltungsspielraum. Insofern ist er Repräsentant seiner Epoche; in seinem Wirken werden Strukturen, Regeln, Konflikte und Denkweisen – die "politische Kultur" – Badens und des Kaiserreichs beispielhaft erkennbar.
Robert Gerwig ist als Erbauer der Schwarzwaldbahn berühmt. Aber es gibt noch
eine andere Seite in seiner Biografie: Der große Ingenieur war sein halbes Leben
lang auch politisch tätig. 1855–1857 und 1863–1873 vertrat er als nationalliberaler Abgeordneter den Wahlkreis Wolfach-Hornberg-Triberg-Furtwangen,
1875–1878 Pforzheim in der Zweiten Kammer des badischen Landtags, neun
Jahre saß er für den badischen Wahlkreis 2, der die Amtsbezirke Triberg, Villingen, Donaueschingen, Bonndorf und Engen umfasste, im Reichstag (1875–1884).
Er hatte also von 1875 bis 1878 sogar ein doppeltes Mandat im Landtag und im
Reichstag inne. In den Reichstag wurde er vier Mal gewählt: 1875, 1877, 1878
und 1881. Sein Wirken im nationalen Parlament und sein Bezug zum Wahlkreis,
die stets im Schatten seiner Bedeutung als Bahnbauer stehen, sollen im Folgenden
anhand der verfügbaren Quellen, vor allem der örtlichen Presse und der Verhandlungsprotokolle des Reichstags, erstmals ins Licht gerückt werden.
Robert Gerwig (1820 – 1885) ist in unserer
Gegend bekannt: Von der Bahnhofstraße in Villingen
zweigt die Gerwigstraße ab, in Hausach, St.
Georgen, Furtwangen und Singen gibt es Gerwigschulen,
vom Gerwigfelsen bietet sich der Dreibahnenblick,
2010 feierte das Gerwig-Musical in
Triberg Erfolge. In all diesen Erinnerungen spiegelt
sich sein Ruhm als Erbauer der Schwarzwaldbahn.
Weniger bekannt ist, dass der große Ingenieur
sein halbes Leben lang auch politisch tätig war.
1855 – 1857 und 1863 – 1873 vertrat er als nationalliberaler
Abgeordneter den Wahlkreis Wolfach-
Hornberg-Triberg-Furtwangen, 1875 – 1878 Pforzheim
in der Zweiten Kammer des badischen Landtags,
neun Jahre saß er für den badischen Wahlkreis
2, der die Amtsbezirke Triberg, Villingen,
Donaueschingen, Bonndorf und Engen umfasste,
im Reichstag (1875 – 1884). Dorthin wurde er vier
Mal gewählt, 1875, 1877, 1878 und 1881.
Ringen um Erfolg
(2009)
Ringen ist ohne Zweifel eine der ältesten Kampfsportarten. Ausgehend von den klassischen Mittelmeer- und früheuropäischen Bauernkulturen des Nordens, genossen erfolgreiche Kämpfer hohes Ansehen, dienten sie doch als geschickte Krieger und Taktiker zu Leitbildern für die Jugend. Ringen war bereits im Jahre 708 vor unserer Zeitrechnung olympische Disziplin. Von den alten Ägyptern, Griechen - Platon und Pythagoras waren aktive Ringkämpfer - bis zu den Römern und sogar den Rittern im
Mittelalter wurde Ringen betrieben.
Ein familiärer Kreislauf: vom Kaltenbach Beck aus Gütenbach zur Familie Güntert. „Falken”, „Antonius-Keller”, „zur Traube”, Drogerie Bottling, Modeboutique „Elegance”, Spielwaren Bauer, Kaufhaus Raff, „Torstüble”, Metzgerei Wöhrle, Bäcker Hoch und Bäcker Busch – was sich über Jahrzehnte veränderte, beweist uns stets die wechselnde Gegenwart und die gelegentliche Erinnerung bestimmt oft ein wenig auch die Nostalgie. Dazu zählt auch eine lange Zeit unbekannte historische Vergangenheit der Riethstraße #593: einem Haus, das seit 2014 in Besitz und Eigentum ist von Clemens und Claudia Güntert. Ein Haus auch, das einst bereits von seiner Ur-Ur-Urgroßmutter Mathilde Volk, geb. Rießle, verw. Scherzinger und ihrem 2. Ehemann Anton Volk (Heirat 1864) erworben wurde (ein Kaufdatum ist unbekannt).
Die Holzgewinnung, der Holztransport und der Holzverkauf spielten im Einzugsgebiet der Kinzig, im Speziellen der oberen Kinzig, seit dem Spätmittelalter eine große Rolle. Sie prägten die Wirtschaftsstruktur und die sozialen Verhältnisse, aber auch die Landschaft. Das Flößereiwesen wird in der Region als immaterielles Kulturerbe in vorbildlicher Weise gepflegt. Die materiellen Hinterlassenschaften hingegen sind nur teilweise bekannt und damit nicht in gebührendem Umfang Gegenstand der Heimatpflege. Daher war es ein dringliches Anliegen regionaler Akteure, insbesondere von Dr. Hans Harter, Thomas Kipp und Willy Schoch, diese Lücke ein Stück weit zu füllen und eine entsprechende Studie in Auftrag zu geben. Im Rahmen dieser Studie sollte eine Dokumentation des Gesamtsystems der Holzbringung im Einzugsgebiet der oberen Kinzig erstellt werden (Übersicht in Abb. 1). Das Ziel war, die funktionalen Zusammenhänge der Einzelelemente, die dem Holztransport dienten, in ihrer Sachgesamtheit zu erfassen und darzustellen. Eine Kompletterfassung aller Elemente im Untersuchungsgebiet war jedoch nicht vorgesehen. Vielmehr sollten ein Eindruck über die Dichte der Bauten abgeleitet sowie Besonderheiten des Gebietes herausgearbeitet werden. Wir berücksichtigten die Quellflüsse und Seitenbäche der Wassereinzugsgebiete der Kinzig, der Wolfach und der Schiltach.
An inclusion in Miocene Dominican amber contained a well preserved velvety shore bug (Ochteridae), Riegerochterus baehri gen. nov., spec. nov., which is described and figured in this article. This is the first fossil representative of the family recorded from Cenozoic, as all previously described taxa are much older, e.g. from the Early Jurassic of England and the Late Jurassic-Early Cretaceous of China. It is distinguished from all extant genera of Ochteridae by several distinct characters that are shortly discussed. Figures and photos of representatives of fossil (Riegerochterus) and recent (Megochterus, Ochterus and Ocyochterus) genera are provided.
Riegel am Kaiserstuhl
(2012)
Auf der Suche nach interessanten Themen für die Gestaltung des Jahresprogramms der Badischen Heimat haben sich die Verantwortlichen der Regionalgruppe Freiburg (Dr. Bernhard Öschger und Julia Dold) bereits mehrfach damit hervorgetan, dass sie – gerade auch zur Werbung jüngerer Mitglieder – beispielsweise Radtouren und Kanufahrten anboten oder die "Hebel- und Scheffelstuben" im weiteren Umkreis von Freiburg erwanderten. Ein ähnlich interessantes Erlebnis bietet auch eine Radtour auf völlig ebener Strecke von Wasenweiler über Balingen zum Kaiserstuhlstädtchen Riegel, dessen verschiedenste Facetten hiermit vorgestellt werden.
Am 29. November 1940 erhielten die Landräte und Polizeidirektoren der entsprechenden badischen Städte, sowie der Polizeipräsident von Mannheim ein Informationsschreiben des „Generalbevollmächtigten für das jüdische Vermögen in Baden“ (abgekürzt G.J.V.) in Karlsruhe, Carl Dornes. Auslöser war die Deportation der badischen und saarpfälzischen Juden am 22. Oktober 1940 in das südfranzösische Lager Gurs. Einen Tag später hatte Gauleiter Robert Wagner in einem Erlass deren Vermögenswerte als dem Land Baden verfallen erklärt. Nun konzentrierte sich die Verwaltung und Verwertung des jüdischen Vermögens – so der Betreff im oben genannten Schreiben – auf die Sicherstellung von Kunstgegenständen in den verlassenen Wohnungen. Um zu vermeiden, dass wertvolle, d. h. museumswürdige Kunstgegenstände und Bibliotheken in öffentliche Versteigerungen gelangten, sollten solche Objekte von fachkundigem Personal der Landeskommissarbezirke Karlsruhe und Mannheim erkannt, aussortiert und gesondert gelagert werden. In Karlsruhe waren der kommissarische Leiter des Badischen Landesmuseums, Ludwig Moser, und ein zunächst namentlich nicht genannter Vertreter der Badischen Landesbibliothek für die Bewertung der Gegenstände vorgesehen. In den Städten Heidelberg, Freiburg und Konstanz
sollten ebenfalls Museumsmitarbeiter diese Aufgabe übernehmen. Für Karlsruhe wurde bestimmt, solcherart ausgesonderte Kunstgegenstände, Sammlungen und Teppiche im Badische Landesmuseum zu deponieren.
Bisher hatte der Verfasser verschiedene Abgeordnete der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung, die die eigentliche Volksvertretung war, bearbeitet. Nun erscheint eine Abhandlung der Tätigkeit eines Abgeordneten der Ersten Kammer. Diese war bei der parlamentarischen Gesetzgebung beteiligt gewesen. Der Abgeordnete Dr. Richard Rothe war ein evangelischer Theologieprofessor, den der Großherzog für zwei Parlamentsperioden wegen dessen Verdiensten zum Abgeordneten ernannte. Richard Rothe trat nicht häufig ans Pult der Ersten Kammer, er setzte sich vor allem für Fragen der Religion und der Schule ein. Seine nationale Einstellung in diesem Artikel zur beginnenden Reichsgründung 1871 ist bemerkenswert.
Der evangelische Theologe Richard Rothe ist am 28. Januar 1799 in Posen geboren worden und am 20. August 1867 hier in Heidelberg verstorben. Rothe hat in Heidelberg und Berlin studiert und wirkte seit 1823 als Gesandtschaftsprediger an der
preußischen Botschaft in Rom, was ihn in bleibende Verbindung zum preußischen Botschafter Karl Josias Bunsen (1791-1860) brachte. Nach kurzer Lehrtätigkeit in Heidelberg 1827 folgte er einem Ruf an das von dem erweckten Theologen Heinrich Heubner (1780-1853) geleitete Wittenberger Predigerseminar, wo Rothe seine prägende – zu seinem späteren Liberalismus durchaus spannungsvolle – mystisch-wundergläubige Frömmigkeit entwickelte. Am 27. April 1837 wurde er nach Heidelberg berufen, zum ordentlichen Professor und zum Direktor des hiesigen Predigerseminars. 1849-1854 wirkte er in Bonn, um nach seiner Rückberufung (1853) nach Heidelberg von 1854 bis zu seinem Tode 1867 als Universitätsprofessor und Universitätsprediger zu fungieren. 1861 ist er zum außerordentlichen Mitglied des Oberkirchenrats ernannt worden, das auch in der Generalsynode der Landeskirche eine erhebliche Rolle spielte; seit 1863 war er Mitglied der Ersten Kammer, also des Oberhauses des badischen Parlaments. Somit stand Rothe seit 1861 auf dem Gipfel seines Einflusses, zugleich aber im Schatten der Trauer um seine Frau Luisa, geb. von Brück, einer chronisch kränkelnden und depressiven Frau, die er 1823 geheiratet hatte. Friedrich Nippold (1838-1918), ein beinahe schon postumer Verehrer und dann Biograph Rothes, berichtet, Rothe habe seine Frau „mit einer geradezu unvergleichlichen Hingabe gepflegt“. Die Ehe blieb kinderlos. Rothe wohnte in der heutigen Friedrich Ebert-Anlage, woran noch heute eine Tafel am Haus erinnert.
Dieser Beitrag befasst sich mit der Person Richard Kuenzers, eines eher weniger bekannten Beteiligten des aktiven Widerstands gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime. Ausgewertet wurde dabei seine umfangreiche Privatkorrespondenz aus den Jahren 1888 bis 1945, die die Familie dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat. Beim Lesen dieses schriftlichen Nachlasses ist ein Bild entstanden, das seine herausragende Persönlichkeit verdeutlicht. Nach einem unter verschiedenen thematischen Gesichtspunkten gewährten Einblick in die Briefe Kuenzers insbesondere aus der Haftzeit wird allgemein der Frage nachgegangen, wie der Widerstand gegen das NS-Regime aus christlicher Überzeugung zu verstehen ist, wie er sich in die Gesamtbetrachtung über den Widerstand einordnet, welche Beweggründe die Betreffenden zu ihrem Handeln motiviert haben, ja auch, welche Rolle das Verhalten dieser christlichen Männer und Frauen für die Beurteilung der Rolle der Kirche in der Zeit des NS spielt. Im Anschluss hieran soll in einem weiteren Abschnitt der christliche Widerstand unter juristischen Gesichtspunkten vertiefend betrachtet werden. Dabei wird der Anklageschrift gegen Richard Kuenzer in dem Verfahren vor dem Volksgerichtshof besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Nachdem ich in früheren Zeitschriften der
Badischen Heimat einige Parlamentarierinnen
des Badischen Landtags der ersten Stunde vorgestellt
habe, werde ich nun einen wirtschaftlich
einflussreichen Abgeordneten des badischen
Parlaments würdigen.
Richard Freudenberg wurde am 9. Februar
1892 in Weinheim geboren, besuchte seit 1901
das Weinheimer Realgymnasium und schloss
dieses 1911 mit dem Abitur ab. Vom Wintersemester
1911/12 an studierte er zuerst in
Bonn, dann in den USA, Berlin und Frankfurt
a. M. Botanik. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges
brach er sein Studium ab und trat in die
elterliche Lederfabrik Carl Freudenberg in
Weinheim ein. 1918 wurde er hier Prokurist
und 1921 Geschäftsführer. Er trat am 19. 11.
1919 für den Mannheimer Rechtsanwalt Friedrich
König in den Badischen Landtag als Abgeordneter
der Deutschen Demokratischen Partei
(DDP) ein und war von 1920–1925 Mitglied
des Haushaltsausschusses.1 Im Jahr 1919 begann
auch seine kommunalpolitische Arbeit in
Weinheim.
Dem Augenmerk kenntlich, glaubhaft im Tatbeweis als Garant und Bürge für die anhaltende Fortdauer der Bildüberlieferung eines alten Gemeinwesens, so erscheint uns Richard Ackermanns geistige Gestalt. Unbeugsam, knorrig, selbstsicher, eigengeprägt, versehen mit der Überzeugungskraft einer unnachahmlichen Stilgebärde steht er vor uns, aufragend wie ein Schutzpatron im Scheitelpunkt eines Brückenbogens, der aus vergangenen Jahrhunderten in unsere Jetztzeit herüberschwingt. Dieser Mittlerrolle wegen wird sich das Gedenken an ihn im Bewusstsein jener Villinger erhalten, die in kundiger Zuneigung wissentlich und nicht bloß von ungefähr hier leben. Ist dieser Maler doch der späte Spross einer kunstreichen Sippe, die im großen Schemenschnitzer Dominikus Ackermann, dem legendären Ölmüller, ihr historisches Oberhaupt hatte. Der ererbte Kunstfleiß, die lautere Werkgesinnung bewähren sich noch im Urenkel als gleichsam angeborene Tugenden. Doch der würdige Nachfahre ist kein Nachahmer. Er schafft das originäre Werk, nicht die Stilkopie.
"Baden 21", was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Sicher nicht ein Reisebericht über unsere Heimat und auch kein wieder auferstandenes Manifest wie anno 1848. Trotzdem hat dieses "Baden 21" etwas zu tun mit dem Freiheitssinn unserer Region, mit dem Kampf eines David gegen die geballte Macht des Goliath.
"Baden 21" ist eine Antwort der vereinten Bürgerinitiativen an Ober- und Hochrhein gegen die Absicht der Deutschen Bahn AG, im Rheintal eine Güterzug-Schnellstraße in ihrem Sinne zu bauen.
Die Entstehung des Landes Baden-Württemberg vor fünfzig Jahren war bekanntlich eine schwierige Geburt und in staatsrechtlicher Hinsicht nicht ohne Mängel. Daher ist es kein Wunder, daß auch die Frage der Namengebung nicht
einfach zu lösen war. Die Diskussion darüber betraf zwar weit weniger Wichtiges als der Abstimmungskampf um die
Staatsbildung selbst, sie geriet auch ungleich weniger heftig und wurde nicht zusätzlich vor Gericht ausgetragen. Dennoch scheint es von Interesse, diesen Namensstreit ins Gedächtnis zu rufen. Schließlich ist der Name für jedes soziale Gebilde ein wichtiges Element der Identität und des Selbstverständnisses. Im Falle des Landes Baden-Württemberg bildet die Auseinandersetzung um den Namen auch ein bemerkenswertes Nachspiel zur Volksabstimmung vom 9. Dezember 1951. Sie läßt etwas von den Intentionen der Abstimmenden in den einzelnen Landesteilen erkennen.
In der Dialektologie gehört der südwestdeutsche Sprachraum zu den westoberdeutschen Mundarten, die in der Sprachwissenschaft auch unter der Bezeichnung „Gesamtalemannisch" zusammengefasst werden. Dazu gehören neben dem Alemannischen und dem Schwäbischen in Baden-Württemberg und Bayern auch Dialektgebiete von fünf weiteren Staaten. Das Alemannische ist also ein grenzübergreifender Dialekt; er wird heute in sechs Staaten gesprochen: In Deutschland in Baden-Württemberg und Bayern, in Frankreich im benachbarten Elsass, in der deutschsprachigen Schweiz, in Sprachinseln im italienischen Aostatal und im Piemont, im Fürstentum Liechtenstein sowie im österreichischen Vorarlberg. Das Alemannische lässt sich jedoch nicht nur nach außen hin von anderen Dialekten abgrenzen, auch innerhalb des
alemannischen Sprachgebiets lässt sich eine Einteilung vornehmen. Eine Binnengliederung des Gesamtalemannischen trennt
das Schwäbische, das Alemannische am Oberrhein, am Bodensee und in Vorarlberg sowie das Süd- und Höchstalemannische in der Schweiz voneinander. Der Ortenauer Dialekt gehört nach dieser Einteilung innerhalb des südwestdeutschen Sprachgebietes zum Oberrheinalemannischen und grenzt im Norden an das Fränkische, im Osten an das Schwäbische. Er ist ständig Einflüssen durch seine Nachbarmundarten ausgesetzt, die entweder in Nord-Süd-Richtung - von Karlsruhe her - wirken, oder in Westost-Richtung aus Straßburg über den Rhein die Ortenau erreichen. Im Osten befindet sich eine alte Sprachgrenze, eine starke Barriere für Einflüsse aus dem Schwäbischen - die so genannte Schwarzwaldschranke.
Der kürzere Teil des Tagebuchs von Clara Faisst, der die unmittelbare Nachkriegszeit bis zur Jahreswende 1919/20 umfasst und mit der Novemberrevolution beginnt, weicht deutlich von den Schilderungen der Kriegszeit ab, die neben der scharfsichtigen und scharfzüngigen Schilderung gesellschaftlicher Erscheinungsformen und Defizite in anekdotenhaftem Stil zahlreiche Einzelschicksale vorstellte. Wer nun eine Reflexion der Revolutionsereignisse in Baden erwartet, wird enttäuscht, denn über die Revolution weiß Clara Faisst nur wenig zu berichten. Klar wird indessen ihre Ablehnung der revolutionären Umwälzung insbesondere dort, wo sie die Minister der neuen Regierung in despektierlicher Weise „vorführt“. Vielmehr geht es Clara Faisst um die Frage, wie die katastrophale Niederlage zu bewältigen ist, und
wie sie vor allem aus christlicher Perspektive zu verstehen ist. Dabei wird deutlich, dass Gott für die Bewältigung der gesellschaftlichen und politischen Krise der Gegenwart in gleicher Weise in Anspruch genommen wird, wie dies bereits in der Kriegszeit mit der Hoffnung auf Gottes Beistand und den Sieg geschehen war.
Das Naturschutzgebiet „Taubergießen" erstreckt sich auf einer Länge von zwölf Kilometern entlang des Rheines auf deutschem und französischem Grundeigentum. Es besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Landschaftstypen: Westlich des Tulla'schen Hochwasserdammes befinden sich die Überflutungsbereiche des Rheins mit zum Teil urwaldähnlichen Auenwäldern aus Eichen, Ulmen, Silberweiden und Schwarzpappeln. Östlich des Hochwasserdammes, in der sogenannten Altaue, treffen wir eine liebliche Landschaft mit Wiesen, Hecken, kleineren Wäldern und Gewässern an, deren Flussläufe jedoch keine Verbindung mehr zum Rhein haben.
Specimens belonging to the Neotropical genus Fauva (Staphylinidae: Osoriinae) were studied from the following collections: Institut Royal des Sciences Naturelles de Belgique, Bruxelles, Belgium (IRSN); Field Museum of Natural History, Chicago, USA (FMNH); and from a collection from Peru, made available by M. Verhaagh (Karlsruhe, Germany). The genus and four species are redescribed and the new species Fauva becki is described. The genus is divided into two species groups and a key to species is provided.
Aus dem Baltischen Bernstein ist bisher nur eine Art der Gattung Calisius bekannt geworden: Calisius balticus USINGER,
1941. In der vorliegenden Arbeit werden drei neue Arten der Gattung und das unbekannte Weibchen von C. balticus beschrieben und abgebildet und ein Bestimmungsschlüssel für alle 4 Arten vorgelegt.
Von der Unterfamilie Aneurinae Douglas & Scott, 1865, der Familie Aradidae Brullé, 1836, sind bisher 4 Arten aus eozänem Baltischem Bernstein beschrieben worden, welche verschiedenen Untergattungen zugeordnet werden: Aneurus (cf. Aneurus s. str.) ancestralis Heiss, 1997, Aneurus (Aneurodes) groehni Heiss, 2001, Aneurus (Neaneorosoma) kotashevichi Heiss, 2001, und Aneurus (Paraneurosoma) ursulae Heiss 2012. Des Weiteren wurde aus Sächsischem oder Bitterfelder Bernstein wahrscheinlich gleichen Alters und Genese Aneurus (cf. Aneurodellus) goitschenus Heiss, 2013, beschrieben. Nachstehend wird eine neue Art Aneurus riegeri spec. nov. beschrieben und abgebildet, welche keiner der anerkannten Untergattungen sicher zugeordnet werden kann, da ihre Merkmalskombination nicht übereinstimmt. Ein Bestimmungsschlüssel für alle Bernstein-Aneurinae wird vorgeschlagen.
Es war ein Ereignis ersten Ranges, das in die
ganze Region ausstrahlte: Die Einweihung des
Franziskaner-Konzerthauses am 17. September
1982, also vor 30 Jahren. Als „Meilenstein in der
Geschichte der Doppelstadt“ wurde es gepriesen
und mit einem Reigen von mehr als einem
Dutzend hochkarätiger Konzerte bis in den
Dezember hinein gefeiert. Dass der „Franziskaner“
von seiner Strahlkraft als Kulturzentrum nichts verloren
hat, hat er in den drei Jahrzehnten eindrucksvoll
bewiesen.
Reutfelder und Schälwald
(2007)
Mit rd. 1200 ha Waldbodenfläche ist die Gemeinde Durbach auch heute noch eine relativ große Waldbaugemeinde. Wie sich die Waldnutzungsarten im Laufe der vergangenen drei Jahrhunderte verändert haben, lässt sich bei einem Studium alter Statistiken und Berichte gut erkennen. Eine Karte von 1785 zeigt in der ehemaligen „Herrschaft Staufenberg" große Flächen
von „Reutfeld". Unter „Reutfeld" ist ein Stück Land zu verstehen, das durch Ausrodung des Gehölzes urbar gemacht wurde. Neben den reinen Waldflächen war dies über lange Zeit die wohl umfangreichste Nutzungsart. Große Teile der ursprünglichen Wälder wurden so gerodet und für Ackerbau und Viehhaltung nutzbar gemacht. In den meisten Urkunden, Übergabeverträgen oder sonstigen Beschreibungen des 18. und 19. Jahrhunderts sind diese Flächen als „Halden und Bösch", als Wildfeld oder eben als Reutfeld bezeichnet. Um die Wende des 18. Jahrhunderts wurde diese Nutzungsart nicht nur im Stab Gebirg,
sondern auch auf den meisten Höfen der Stäbe Heimburg und Bottenau betrieben.
Reuteria riegeri n. sp.
(2014)
Rettungshafen Ostschweiz
(2007)
In St. Margrethen, dem Dorf in der nordöstlichen Ecke der Schweiz, stand einst
eine Brücke. Sie führte über den Alten Rhein und verband die Schweiz mit Österreich,
war Nadelöhr wie Eingangspforte. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs rettete die alte Brücke, die längst durch eine modernere ersetzt ist, Zehntausenden Menschen
das Leben, auf ihr spielten sich Vorgänge von weltpolitischer Bedeutung ab. Im Rahmen
der 2005 erschienenen Studie »Flüchtiges Glück« über die Flüchtlinge im Grenzkanton
St. Gallen zur Zeit des Nationalsozialismus konnten die außergewöhnlichen Vorgänge
zusammengefügt und in Beziehung gesetzt werden. Im Folgenden werden einzelne Aspekte in vertiefter Form behandelt. Im Gegensatz zu den Geschehnissen vor Ausbruch
des Zweiten Weltkriegs, als der St. Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger, der Bregenzer Vizekonsul Ernest Prodolliet, die orthodoxe St. Galler Jüdin Recha Sternbuch und
unzählige weitere Helfer Tausenden von jüdischen Flüchtlingen das Leben retteten, sind
die Vorgänge der letzten Kriegsmonate an den Landesgrenzen um den Bodensee erst
in Teilen bekannt. Im Wesentlichen handelt es sich um mehrere KZ-Transporte, die ihr
Ende im Kanton St. Gallen hatten, um den Verhandlungspoker, der zur Rettung jüdischer KZ-Häftlinge führte, sowie um den Flüchtlingsstrom aus dem versinkenden Dritten Reich in den letzten 20 Kriegstagen.
Pilze sind Eukarionten, gleich Mensch und Tier. Es gibt deshalb nur wenige geeignete pilz-spezifische Angriffsorte für Antimykotika. Im Gegensatz zur Therapie der bakteriellen Infektionen, für welche eine Vielzahl von Antibiotika zur Verfügung steht, ist die Zahl der Antimykotika für die Therapie von Pilzinfektionen gering. Die wichtigsten Gruppen sind die Polyene,
die Azole und neuerdings die Echinocandine. Die selektive Wirkung der Polyene und der Azole beruht auf der Tatsache, dass (fast alle) Pilze Ergosterin anstelle von Cholesterin als wichtigsten Lipidbaustein in ihrer zytoplasmatischen Membran verwenden. Die Echinocandine hemmen die Synthese von Glucan, das in die Zellwand der Pilze eingebaut wird. Die menschlichen Zellen werden dadurch nicht attackiert, weil sie keine Zellwand haben. Das Spektrum der Polyene ist ganz
breit (nur wenige resistente Pilze existieren) und sie wirken fungizid auf Schimmel- und Sprosspilze. Sekundäre Resistenzen sind extrem selten. Die Azole haben ebenfalls ein breites Wirkspektrum, wobei sie auf die Schimmelpilze fungizid und auf die Sprosspilze fungistatisch wirken. Sekundäre Resistenzen durch Mutationen im Genom und durch Ausprägung von Effluxpumpen kommen hier jedoch vor. Umgekehrt haben die Echinocandine ihre Stärke bei der Therapie von Sprosspilzinfektionen, wo sie fungizid wirken, während sie auf Schimmelpilze nur fungistatischen Effekt haben. Resistenzen durch Genmutationen sind im Prinzip möglich, spielen aber praktisch noch keine Rolle. Die Resistenzen von Bakterien sind oft auf genetischen Elementen kodiert, die sich horizontal und vertikal ausbreiten können, so dass Resistenzprobleme schnell zunehmen. Die Resistenzen von Pilzen sitzen nicht auf mobilen Genstrukturen; folglich ist eine ähnliche Entwicklung nicht zu erwarten.
„Meine Herkunft ist mein Schicksal", sagte Rene Schickele, 1883 geboren. Er verkörpert die Situation des im Elsass Geborenen, der ein Leben lang den Ausgleich über den Rhein hinweg sucht, der ihn literarisch bauen will, mit literarischen Brücken, die diesen Brückenbau für immer dokumentieren: "Der Fremde", "Hans im Schnakenloch", "Das Erbe am Rhein", "Die Witwe Bosca", ,,Himmlische Landschaft" u. a., dazu viele Essays, vielfältige lyrische Belege, geschrieben von einem französischen Staatsbürger und einem deutschen Literaten.
Renitenz und Genie
(2004)
Herr Landrat, Herr Bürgermeister, verehrte Bewohner des Geniewinkels und des Fleckviehgaus, meine Damen und Herren,
„Wir wissen ja nicht, wie es heißt wo wir sind. Vielleicht nicht einmal, wo wir sind. Daher gab es in dieser Gegend immer wieder Ortungs- und Definitionsversuche." Soweit das jüngste Mitglied des hiesigen Genie-Pantheons, der Büchner-Preisträger Arnold Stadler. Dass es an Vorschlägen nicht mangelt, wie es heißt, wo wir hier sind, dazu hat er mit beigetragen.
Zu einem Ortungsversuch sind auch wir hier zusammengekommen. Denn wenn nach einem Satz des zwar umstrittensten, aber berühmtesten Meßkircher Genies Martin Heidegger „Herkunft stets Zukunft bleibt", dann klärt uns Geschichte immer auch auf über uns, unseren Standort, die ,,Ansprüche, die Geschichte an uns stellt", um nochmals Heidegger zu zitieren.
Ein solcher Ortungsversuch ist das Buch, das wir heute die Freude haben, vorzustellen mit dem schönen irritierenden Titel: ,,Renitenz und Genie".
Umweltschutz, Nachhaltigkeit und ein bewusster Umgang mit der Natur, das sind
Themen, die in den letzten Jahren immer wichtiger wurden. Der Eingriff in die Fließgewässer hat besonders gravierende Folgen für den Naturhaushalt und nicht zuletzt
für die Wirtschaftsgüter des Menschen. Große Hochwasserereignisse verursachen
Millionenschäden.
Der BUND-Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg hat in den Wintermonaten 1995/1996 den geplanten Renaturierungseingriff an der Aitrach auf der Gemarkung Geisingen/Leipferdingen durchgeführt. Im Band 39 der "Schriften der Baar" wurde bereits über die Planung des Renaturierungsprojekts berichtet. Das Projekt wurde 1996 mit dem Umweltpreis der Firma AESCULAP Tulllingen ausgezeichnet. Die "Karl Kraus Stiftung für Tier und Natur" verlieh dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland beim "Wettbewerb für Schaffung von Überschwemmungsflächen" 1995/96 für die Bemühungen um die Aitrachaue einen zweiten Preis. Die Stadt Geisingen, die Gemeinde Leipferdingen und das Wasserwirtschaftsamt Rottweil (Gewässerdirektion Donau) stellten die notwendigen Geldmittel zur Verfügung und unterstützen die Durchführung auch sonst in jeder Hinsicht. Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg, Stuttgart, ermöglichte die vorliegende Veröffentlichung, sowie Pflegemaßnahmen und Gehölzpflanzungen durch den BUND im Jahr 1998/99. Die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts und der Naturschutzbeauftragte des Landkreises Tuttlingen sind wichtige Partner bei der Verwirklichung des Renaturierungskonzepts.
Renaissance im Alten Rathaus
(2008)
Das Alte Rathaus in Villingen wird 2008
Schauplatz einer Ausstellung mit hochwertigen
Glasmalereien und Prunkwaffen aus einer einzigartigen Privatsammlung. Ausgehend vom historischen Ratssaal von 1537 wird die Zeitepoche der
Renaissance mithilfe von Kabinettscheiben, flämischen Rundscheiben, den zugehörigen Scheibenrissen und Waffen wie Bidenhänder, Radschlosspuffer und Teschinke verlebendigt. Schon in den
Aktionen des Schülerprojektes „Intermezzo“ (2005
–2007) wurde mit großer Resonanz diese
Zeitebene gewählt, um das Publikum für das eindrucksvolle Gebäude und seine besondere
Ausstattung zu sensibilisieren. Parallel zum
Geschichtsspektakel „Bürgertrutz und Pulverdampf“ des Werbekreises Villingen am 31. Mai
und 1. Juni 2008 sind Tage der offenen Tür im
Alten Rathaus und in der Ausstellung geplant.
Also, Morgens um 4 Uhr ist die Welt in der Nähe
von Mailand wie immer noch in Ordnung. Morgennebel,
Rauchfahnen von glimmenden Wachfeuern,
der Morgenstern funkelt romantisch. Aber
dann: Zong! Dong! Crash! Puff! Peng! Zack! Uups!
Ein rabenschwarzer Tag, der sich blitzartig blutrot
färben soll.
Es muss ein Massaker an diesem denkwürdigen
Montag, 6. Juni 1513 stattgefunden haben wie es
selbst das kriegsgewohnte Oberitalien bis dahin
selten erlebt hat, wo jeder gegen jeden um die Vorherrschaft
kämpft.
Es läuft eigentlich bis dahin bayernmäßig für die 14.000 Franzosen, darunter 3.500 Oberdeutsche
(das sind die Süddeutschen) Landsknechte, „3 ½
tußend lantzkneht”, darunter wiederum ein Villinger
Fähnlein, 80 Mann, „wier hattend fon Fillingen
wol achzig by der schlacht”, ungeduscht und
schlecht ernährt. Alles Kerle, die man auch im
Dunklen riecht. Das weiß-blaue Ballett wird angeführt
von Michael Maler (28) und Remigius Mans
(53). Sie haben sich gegen den Befehl von Kaiser
Maximilian I. und gegen den Willen des Villinger
Rates auf den Musterungsplätzen in Oberdeutschland
in französischen Diensten verdingen lassen.
In keinem Territorium des Heiligen Römischen Reiches waren Politik und Religion derart eng miteinander verknüpft wie in der Kurpfalz, und kein anderes Territorium litt bis zum Ende des Alten Reiches in ähnlichem Maße unter Konfessionskonflikten wie die Kurpfalz. Dieses Spannungsverhältnis zwischen Religion und Politik wie zwischen den verschiedenen Konfessionen prägte den Alltag der Menschen in der Region, formte auch Mentalitäten, bestimmte die Erfahrung der Lebenswirklichkeit und ihrer Auswirkungen. Ein Gradmesser der Empfindungen einer Zeit und ihrer
Reaktionen auf die Zumutungen der Gegenwart können auch Gesangbücher und Kirchenlieder sein, zumal in Krisen- und Konfliktsituationen. Gesangbuch und Kirchenlied werden damit zur historischen Quelle. Für die Fragestellung des Historikers
ist das Gesangbuch daher zunächst einmal Ausgangspunkt eines weiter gehenden Erkenntnisinteresses, so etwa beim Blick auf die konfessionellen oder politischen Verhältnisse einer Zeit und einer Region. Voraussetzungen und Auswirkungen der konfessionellen Spannungen und ihr Niederschlag bzw. ihre Transformation im Gesangbuch der Kurpfalz im Zeitalter der
Aufklärung sollen im Folgenden näher untersucht werden. Den zeitlichen Rahmen – und damit die Pole – markieren der Konflikt um die Heiliggeistkirche in Heidelberg 1718/20 und die Union der Reformierten und Lutheraner, nunmehr im Großherzogtum Baden, im Jahre 1821.
Religionsverantwortung
(2013)
Mit dem Stichwort Religionsverantwortung übersetze ich denjenigen Begriff und Sachverhalt, den Philipp Melanchthon zum Ausgangpunkt einer reformatorischen Verhältnisbestimmung von Religion und Obrigkeit gewählt hat. Dabei stellt sich
zunächst ein grammatisches Problem: Geht es bei der Religionsverantwortung um die Verantwortung, die der Religion selber zukommt, die sie zu übernehmen und wahrzunehmen hätte? Und wenn ja, dann aber wofür? Für das Heil? Für Sitte und Moral? Für Werte und Normen? Für die Welt? Für die gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftliche, kulturellen Verhältnisse, in welchen wir leben? Oder ist unter Religionsverantwortung eher diejenige Verantwortung zu verstehen, welche – aber von wem? – für Bestand, Entfaltung und Ausübung von Religion überhaupt erst zu übernehmen ist? Und wenn aber wiederum dies letztere sollte gemeint sein: Wer hat dann diese Verantwortung zu übernehmen? Ist es die Gemeinschaft der
Religiösen, also das, was im Staatskirchenrecht die Religionsgesellschaft heißt? Sie ganz allein und sie ganz für sich, ohne jeden Anspruch auf öffentlich-rechtliche Unterstützung und Wirksamkeit – das französische, das laizistische Modell, Religion und Kirche als Vereins- oder Privatangelegenheit? Oder liegt diese Verantwortung bei den Gläubigen selber, bei jedem Einzelnen unter ihnen, so dass der Fromme selber, sie oder er, jeweils für die Religion, für ihren Bestand und ihre Ausübung in Pflicht zu nehmen ist – Herzensreligion, Herzenskirche, das privatistisch-pietistische Modell?
Am 23. April 1920 verstarb der Stoffhändler Jakob Gross aus der jüdischen Gemeinde Altdorf im Alter von 79 Jahren. Über seine Bestattung berichtete viele Jahre später ein christlicher Zeitzeuge in seinen Erinnerungen: ,,Bei der Beerdigung oder der ,Lafaiä' saß ich mit noch ein paar Kindern auf der Treppe des Nachbarhauses [...] und schaute zu. Zur Beerdigung kamen die Verwandten, Bekannten, Geschäftspartner und Nachbarn des Verstorbenen. In besonderer Erinnerung sind mir die Zylinder der jüdischen Trauergäste. [...] Nachdem die Trauergemeinde vollzählig war, wurde der Sarg auf eine mir unvergessliche Weise die steile Treppe herunter transportiert. Draußen hörten wir regelmäßige dumpfe Schläge. Der Sarg
wurde nämlich nur auf einer Seite gezogen. Auf der anderen Seite polterte der Sarg mit dem Verstorbenen Stufe für Stufe die Treppe herunter. Auch dies entsprach, wie ich später gehört habe, einem jüdischen Ritus. Es sollte verhindert werden, einen Scheintoten lebendig zu begraben. [...] Dieses unheimliche dumpfe Poltern hat mich damals als kleiner Bub verängstigt, weshalb ich es bis heute nicht vergessen habe. [...] Jedenfalls erschienen nach dem Poltern die Leichenträger mit dem einfachen Sarg - es war eine einfache ungestrichene Holzkiste ohne Griffe - in der Haustür und trugen ihn auf die Straße. Dort wurde der Sarg auf zwei bereitstehende ,Böckle' gestellt. Dann trat der Ruster Rabbiner an den Sarg und sprach ein paar wenige Worte. Der von zwei Pferden gezogene und aus Rust stammende Totenwagen fuhr vor. Gelenkt wurde er von Christian Hunn, dem auch die beiden Pferde gehörten. Nachdem man den Sarg aufgeladen hatte, startete der Leichenzug Richtung Schmieheim. Ein Großteil der christlichen Gemeinde und auch der Juden trat zur Seite und machte dem Leichenzug Platz. Ein kleinerer Teil der Christen, direkte Nachbarn oder nähere Bekannte, begleiteten den Zug bis zum Ortsausgang, dem Umrank. Ein Teil der Juden fuhr in Pferdekutschen und ein kleinerer Teil ging zu Fuß bis zum Judenfriedhof in Schmieheim. Vor der eigentlichen Bestattung, so hat man mir erzählt, wurden die Verstorbenen in dem Häuschen am Friedhofseingang noch einmal symbolisch gewaschen."
Religionen im Kraichgau
(2019)
Noch länger als die seit 1250 Jahren urkundlich belegte Geschichte des Kraichgaus reicht die
Geschichte der Glaubensrichtungen in der Region zurück. Ihr Bogen spannt sich von vorchristlichen
Religionen über die Christianisierung, die Reformation und verschiedene christliche
Sondergemeinschaften (Täufer, Waldenser) bis zu den heute im Kraichgau ebenfalls vertretenen
muslimischen Gemeinden. Ursache für diese Vielfalt waren einerseits Bevölkerungswanderungen,
andererseits die jahrhundertelange Zersplitterung des Kraichgaus in kleine und
kleinste Landesherrschaften mit unterschiedlichen religiösen Präferenzen.
Rekonstruktion Niederes Tor
(2018)
Im Herbst 2016 hatte Werner Echle und Andreas Flöß die Idee ins Spiel gebracht, das fehlende Niedere Tor wieder zu rekonstruieren. Um den Gedanken eines solchen Vorhabens sinnvoll und nachvollziehbar zu verstehen, ist zunächst ein Blick auf den baugeschichtlichen Abriss der Stadt Villingen wichtig. 1119 gründeten die Zähringer Villingen. Dabei entstand das für Zähringerstädte typische Straßenkreuz und ab den Jahren um 1200 war der Baubeginn der inneren Stadtmauer und Stadttore,
sowie Vortore und Gräben.
Stiftungen haben in der deutschen Rechts- und
Kulturgeschichte seit Jahrhunderten eine herausragende Bedeutung. Schenkungen und Stiftungen
haben uns früheste Urkunden hinterlassen und damit einen ersten Einblick in unsere lokale Welt
des frühen Mittelalters außerhalb archäologischer
(Be)Funde ermöglicht. Stiftungen sind aber auch
frühe Ausprägungen von sozialer Daseinsfürsorge
in den sich herausbildenden mittelalterlichen
Städten.
In Villingen wirkt eine dieser frühen Stiftungen,
die das soziale Leben der Stadt über Jahrhunderte
nachhaltig geprägt hat bis in unsere heutigen Tage:
das Heilig-Geist-Spital, dessen Geschichte bis ins
frühe 13. Jahrhundert zurückreicht.
Jeder muß wissen, worauf er bei einer Reise zu sehen hat und
was seine Sache ist“, schrieb Goethe, der ein eifriger Wanderer
und Reisender war. Worauf einer zu sehen hat: darauf wiesen
seit dem 19. Jahrhundert Reiseführer hin. Der älteste in deutscher Sprache ist der Baedeker von 1842. [1] Es ist reizvoll, sich
mit solch alten Begleitern auf die Reise in die Ortenau und
Umgebung zu machen. Der Bau der Rheintalbahn begann
1838, erreichte Offenburg 1844 und Freiburg 1845. Dennoch
war das Hauptreisemittel zu jener Zeit noch die Postkutsche.
Der „Eilwagen“ bediente täglich die Strecke Frankfurt–Basel. [2]
„Die große Strasse von Frankfurt nach Basel theilt sich in Rastadt; ein Zweig, die Rheinstrasse, geht rechts nach Kehl und
Strassburg; der andere, dem wir jetzt folgen wollen, zieht sich
links am Fuss der Hügel hin und wird die Bergstrasse (nicht zu
verwechseln mit jener nördlich von Heidelberg) genannt. Der
Eilwagen zwischen Frankfurt und Basel wechselt mit beiden
Wegen ein um den anderen Tag; sie vereinigen sich wieder in
Dinglingen.“ Ein „Eilwagen“ verband Kehl über Offenburg, das
schöne Landschaften darbiete, die allerdings denen des Höllentals nachstünden, durch das Kinzigtal und Donaueschingen
mit Schaffhausen, insgesamt 22 Meilen [3]
. Von Hausach wird
berichtet: Eine Straße führe von hier nach dem Badeorte Rippoldsau. … „Die Häuser mit breiten Dächern, die Volkstracht,
auch selbst die häuf g vorkommenden Cretins erinnern an
ähnliche Erscheinungen in der Schweiz.“ [4] Eine weitere Verbindung ging von Strassburg nach Süden über den Kniebis und die
Bäder von Griesbach und Rippoldsau. „Dieses ist der nächste
Weg von Strassburg nach Stuttgart und die Entfernung ungefähr um 1/3 geringer, als über Karlsruhe; der erste Theil des
Weges ist jedoch nicht im besten Zustande und wird daher
wenig befahren. Unser Weg durchschneidet 2 Stunden von
Kehl die grosse Frankfurt-Baseler Strasse.“
Reise in ein fremdes Land
(2001)
An einem Tag, als ich nach Hause kam, fragte mich meine Mutter wie immer, was ich Neues in der Schule erlebt hatte. Ich erzählte ihr von diesem Schultag. In diesem Moment fiel mir meine Hausaufgabe ein, ich sollte ein Thema für den Bildsteinaufsatz suchen. Ich erzählte meiner Mutter von dieser Hausaufgabe. Nach einer kurzen Überlegung schlug sie mir eine
Idee vor, daß ich etwas über Rußland schreiben sollte. Diese Idee gefiel mir, ich könnte erzählen, wie schwer es ist, von Rußland nach Deutschland zu übersiedeln. Ich entschied mich für diese Idee und schrieb: ,,Reise in ein fremdes Land."
Edith Picht-Axenfeld wird mit dem Reinhold-Schneider Preis ausgezeichnet: zum zweiten Mal innerhalb der letzten Jahre geht dieser Preis an eine bedeutende Frau, deren Lebenswerk die Interpretation von Kunst ist. Wurde 1995 Swetlana Geier für ihre Übersetzungsarbeit aus dem Russischen geehrt, so feiern wir heute eine Dolmetscherin der Musik - und es mag erlaubt sein, zu Beginn dieser Lobrede etwas ausführlicher über die Kunst der Übersetzung nachzudenken.
In einer Zeit, in der immer deutlicher wird, was alles mit der Religion verloren geht, in der (deswegen!) ein neues Interesse an ihr erwacht, ist der „glaubensmüde" Reinhold Schneider aus „Winter in Wien" ein viel gewichtigerer Zeuge für die Überlebensfähigkeit von Religion als der katholische Dichter, der er zuvor war, und worauf ihn viele gerne festgelegt hätten. Für eine kommende Generation sah er die Chance, dass sie „dort beginnen könnte, wo bisher alle endeten: mit des großen Glaubens großer Enttäuschung." (W. 159)