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Nach vier harten und unter großen Verlusten durchgestandenen Kriegsjahren war das Deutsche Reich im August 1918 am
Ende. Das Volk war erschöpft und kriegsmüde. Die militärische Lage wurde immer aussichtsloser. Als dann auch noch
Ende September die Verbündeten zusammenbrachen und um Frieden baten, beschloss die deutsche Heeresleitung, die Alliierten ebenfalls um einen Waffenstillstand zu ersuchen. Die militärische Führung hatte damit eingeräumt, dass der Krieg
nicht mehr zu gewinnen war. Die Reichsregierung unter Prinz Max von Baden richtete am 4. Oktober ein entsprechendes
Waffenstillstandsgesuch an den amerikanischen Präsidenten Wilson. Am 5. November waren die Alliierten schließlich zu
Waffenstillstandsverhandlungen bereit.
Zwischen 1914 und 1918 legten Bibliotheken, Archive, Museen, Behörden und Privatpersonen
überall im Deutschen Reich Kriegssammlungen an, in denen der Erste Weltkrieg als „große
Zeitenwende“ akribisch dokumentiert wurde. Erstmals wurde ein Krieg umfassend archiviert,
noch während er stattfand. Denn die Zeitgenossen erlebten ihn im Bewusstsein, an einem
weltgeschichtlich einschneidenden Ereignis teilzuhaben, das den Alltag jedes Einzelnen ebenso
tiefgreifend prägte wie die Existenz der Nation als Gesamtheit und für dessen spätere Bewertung das Tagesschrifttum von größter Wichtigkeit sein würde.
Das Gymnasium der Villinger Benediktiner wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gegründet und
entwickelte sich nach der Zusammenlegung mit dem Gymnasium der Franziskaner 1774 zu einer Schule mit
Ausstrahlung weit über die Stadt hinaus.
Vieles ist erforscht, manches liegt noch im Dunkeln. Um an die bedeutendste Bildungsstätte des alten Villingen
zu erinnern, sollen in diesem und in folgenden Jahresheften in loser Folge Streiflichter und Momentaufnahmen
aus ihrer Geschichte dargeboten werden.
Der Abt des „Gotteshauses” St. Georgen zu
Villingen stand unter Druck. Ihn beschäftigte
die neue einheitliche Ordnung für die höheren
Schulen, die die staatliche Obrigkeit in Wien
1764 erlassen hatte. Der Villinger Magistrat hatte
ihn am 2. Mai im Auftrag der vorderösterreichischen
Regierung in Freiburg von dieser „Instructio
pro scholis humanioribus” in Kenntnis gesetzt.1
Sie brachte zahlreiche Veränderungen mit sich:
neue Bücher mussten beschafft, der Fächerkanon
erweitert, das Prüfungswesen ausgebaut werden.
Fraglich war, ob er die Schulleitung behalten und
weiterhin Mönche als Professoren würde einsetzen
können.
Als Normalspurweite in Mitteleuropa gilt heute das Maß von 1435 mm. Die zurzeit
im Kreis Ludwigsburg auf den Haupt- und Nebenstrecken verkehrenden Hochgeschwindigkeits- und Güterzüge, ebenso die Regional-, S- oder Stadtbahnen, fahren
auf diesem Gleisabstandsmaß. Jedes geringere Spurmaß wird daher als Schmalspur
bezeichnet. Erst am 9. Dezember 2007 verabschiedete sich die Stuttgarter Straßenbahnen AG von ihrer letzten im regulären Betrieb befindlichen Meterspurstrecke von
Stuttgart-Stammheim quer durch die Stadt zur Haltestelle Ruhbank am Fuße des
Fernsehturms. 1 Die 1894 in Marbach am Neckar eröffnete Bottwarbahn fuhr auf
einer Spurweite von 750 mm und damit auf der im damaligen Königreich Württemberg am meisten verwendeten Schmalspurweite.
1880 stellte der französische Landwirt, Techniker und Erfinder Paul Decauville
seine mobile Bahn für Feldarbeiten vor. Mit einfach verlegbaren Gleisen sollten landwirtschaftliche Güter auf schwierigem Untergrund abseits von Straßen und Wegen
direkt vom Feld zur Weiterverarbeitung in die Gutshöfe und Fabriken transportiert
werden können. Das Gleis selbst war flexibel und konnte mit zwei Mann individuell
verlegt und wieder abgebaut werden. Das System der Feldbahn fand weltweit regen
Zuspruch. Als eine Art Vorläufer dieses Systems kann das überwiegend unter Tage in
den Bergwerken als Grubenbahn bekannte Transportsystem gesehen werden.
Neben vorgefertigten Gleisjochen, Weichen und Drehscheiben bestand das rollende Material überwiegend aus zweiachsigen Loren mit verschiedenen Rahmenaufbauten. Zuerst von Muskel- und Pferdekraft gezogen, entwickelte die Industrie neben
Dampf- auch Benzol-, Diesel-, Elektro- und Akkulokomotiven. Bis heute wird in den
norddeutschen Torfabbaubetrieben auf dieses Transportsystem gesetzt, und es finden
sich daher noch mehrere hundert Kilometer Feldbahngleise im täglichen Betrieb.
Auch der Bergbau setzt weiterhin Grubenbahnen ein, und im Zuge der Erstellung
der Schnellbahnstrecke Stuttgart-Ulm wird der Transport des Abraums aus den Tunneln auf die Schwäbische Alb mit hochmodernen Feldbahnfahrzeugen aus deutscher
Herstellung erfolgen.
Erst seit wenigen Jahren kommt dem Themenfeld der städtischen Außenpolitik im späten Mittelalter und darüber hinaus nun auch ihren Akteuren vermehrt Aufmerksamkeit zu. Von der älteren Forschung wurden den städtischen Gesandten des späten Mittelalters mangelnde diplomatische Fähigkeiten und Handlungsspielräume zugeschrieben. Neuere Arbeiten kommen diesbezüglich zu gänzlich anderen Ergebnissen. trotz dieser neuen Erkenntnisse und Arbeiten ist das Themengebiet bei weitem noch nicht erschlossen sondern bietet zahlreiche Möglichkeiten der Erforschung. Für die Stadt Straßburg lässt sich dies feststellen. Bisher kann hier insbesondere auf Untersuchungen zu Einzelaspekten oder bestimmten Ereignissen zurückgegriffen werden. Eine umfassende Studie, die sich auf das Gesandtschaftswesen Straßburgs konzentriert, liegt hingegen noch nicht vor.
„Das 18. Jahrhundert: Die Zeit der Deserteure", so lautet der Titel eines Aufsatzes, den der
Historiker Michael Sikora zu einem Sammelband beisteuerte, für den er auch als Mitherausgeber
fungierte .
Es sind die letzten Jahre dieses Jahrhunderts und der Übergang ins 19. Jahrhundert,
denen sich der vorliegende Aufsatz im Hinblick auf die Militärflüchtigen widmet. Es ist zu vermuten, dass sich die Zeit der Deserteure ins 19. Jahrhundert hinein verlängerte, zumindest bis
zum Ende der sogenannten „Koalitionskriege" im Jahr 1815.
Der Auslöser zur Beschäftigung mit dem Thema war, dass mir bei der Lektüre der mittlerweile von der Freiburger Universitätsbibliothek digitalisierten und ins Netz gestellten Ausgaben der
Freiburger Zeitung und ihrer Vorläufer die häufigen Suchanzeigen verschiedener Behörden auffielen. Ich begann, die gesuchten Personen mit allen abgedruckten Angaben in einer Datenbank zu
erfassen - zunächst von der ersten digitalisierten Ausgabe von 1784 bis einschließlich des Jahres
1820. Auf diese Weise kamen über 9.000 Menschen zusammen. Das umfangreiche Material sollte nun auf sinnvolle Weise ausgewertet werden. Auffallend war, dass etwa zwei Drittel der erfassten Personen zu den sogenannten „böslich Ausgetretenen" zählten, das heißt, diese Leute hatten
aus verschiedenen Gründen das Land ohne behördliche Erlaubnis verlassen. Von dieser Gruppe
wiederum interessieren für diese Studie nur diejenigen jungen Männer, welche sich explizit oder
höchstwahrscheinlich wegen drohendem oder aktuellem Kriegs- bzw. Militärdienst in Sicherheit
brachten. Das war in der Regel das meist recht nahe liegende Ausland.
Die Feststellung, dass der Adel im Mittelalter Herrschaft ausübte, ist, so WERNER HECHBERGER, „einer der trivialsten Sätze der deutschen Rechts-, Verfassungs- und Sozialgeschichte [...]. Schon etwas weniger trivial ist die Frage, wie diese Herrschaft überhaupt entstanden ist.“ Wie sich adlige Herrschaft in der Region Baar im 13. Jahrhundert entwickelt hat, möchte ich im Folgenden analysieren. Die sich damals neu strukturierenden Herrschaftsverhältnisse sollten die Baar über lange Zeit entscheidend prägen. Nachdem sich zu Beginn des Jahrhunderts die Grafen von Urach und der Stauferkönig Friedrich II. um das Erbe der Zähringer gestritten hatten, waren Mitte und Ende des Jahrhunderts geprägt vom Kampf zwischen den Häusern Sulz/Wartenberg und Fürstenberg, um den es in diesem Aufsatz vor allem gehen soll. Im ersten Teil werde ich die Herrschaftshäuser der Fürstenberger, der Sulzer und der Wartenberger im Hinblick auf ihre Bedeutung und ihren Bezug
zueinander und zur Region Baar vorstellen. Im zweiten Teil werde ich die Rivalität der Fürstenberger und Wartenberger um Burgen, Städtegründungen und geistliche Einrichtungen darstellen und abschließend das Spannungsfeld im Bereich
Landgrafschaft und Grafschaft sowie die Auflösung des Konflikts beschreiben.
Vergessen wäre gefährlich! »Verbrechen gegen die Menschlichkeit, unter anderem:
Mord, ethnische Ausrottung, Versklavung, Deportation und andere unmenschliche
Akte gegen die Zivilbevölkerung oder: Verfolgung aufgrund von rassistischen, politischen und religiösen Motiven; unabhängig davon, ob einzelstaatliches Recht verletzt wurde.« So lautet die Definition der Londoner Charta vom 8. August 1945.
Mit dem Begriff »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« versuchten 1945 die Staaten, deren Armeen das nationalsozialistische Deutschland niedergerungen hatten, die
Verbrechen der Deutschen zu beschreiben und Maßstäbe zu ihrer Verurteilung zu
schaffen. Dass sie einen ganz wichtigen rechtsstaatlichen Grundsatz unterliefen,
indem sie den Straftatbestand erst definierten, nachdem die Taten begangen waren,
war allseits bewusst. Angesichts der jahrelangen, geplanten, massenhaft praktizierten
ungeheuerlichen Brutalität des Terror-Regimes und aller, die es unterstützten, wurde
dieser Verstoß gegen einen formalen Rechtsgrundsatz in Kauf genommen. Unter anderem auch, weil »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« zwar eine neue Formulierung war, im Kern aber nur gewachsene Grundlagen des modernen Rechts zusammenfasste – bis hin zu biblischen Grundsätzen wie »Liebe deinen Nächsten wie dich
selbst« oder eben »Du sollst nicht töten«. Diese und alle darauf aufbauenden Gebote
und Verbote brauchten angesichts der zwölf Millionen Menschen, die von den Nazis
gezielt ermordet worden waren, dringend neue Schubkraft.
"Los von Karlsruhe!"
(2014)
Ende 1949 ließ die Bürger-Kommission des Karlsruher Stadtteils Knielingen ein Flugblatt drucken und verbreiten, in dem sie die Ausgemeindung Knielingens von Karlsruhe forderte. Mit Argumenten, die sich bei näherer Betrachtung nahezu allesamt als unzutreffend herausstellten, versuchte sie die Knielinger Bevölkerung davon zu überzeugen, dass eine Loslösung Knielingens von Karlsruhe ihnen mehr Vorteile einbringen würde als ein Verbleib in der Fächerstadt. Der Aufsatz gibt zum einen den Inhalt des Flugblattes bzw. die Argumente der Knielinger Bürger-Kommission für die Ausgemeindung wieder und zeigt zum anderen die Antwort bzw. Reaktion der Karlsruher Stadtverwaltung, die die Vorwürfe sachlich entkräften konnte, sodass der Ausgemeindungsversuch über ein Strohfeuer nicht hinauskam.
Wie viele literarische Vereinigungen litt auch die Emil-Gött-Gesellschaft an Überalterung. Die gesteckten Ziele bei der Pflege von Götts Werk konnten nicht mehr weiter verfolgt werden. Die Bilanz ist zwar durchaus positiv, aber es bleiben weitere Aufgaben. Glücklicherweise konnte eine Verschmelzung der Gesellschaft mit dem Zähringer Bürgerverein zur Übernahme der Aktivitäten um Emil Götts Werk und Andenken und ihre Weiterführung in der Zukunft führen.
Mit Blick auf das Jahrhundertgedenken zum Beginn des Ersten Weltkriegs hat die Badische Landesbibliothek bereits im Jahr 2013 100 zeitgenössische Bücher und Broschüren aus den Jahren 1914–1918 digitalisiert. Sie stammen aus badischen Verlagen oder beziehen sich auf das Kriegsgeschehen in Baden. Seither hat sich die Titelzahl aufgrund von Benutzeraufträgen noch erhöht. Die digitalisierten Titel sind zu finden unter http://digital.blb-karlsruhe.de.
Als im Jahre 1956 das Jubiläum des Offenburger Grimmelshausen-Gymnasiums zum 75-jährigen Bestehen als Vollanstalt gefeiert wurde, gab es neben dem Festakt in der Stadthalle, Festgottesdiensten, Ausstellungen und einer schuleigenen Theateraufführung der Antigone des Sophokles auch eine Totenehrung vor dem neuen Gedenkstein im Schulgarten. In der
Festschrift dieses groß gefeierten Jubiläums referierte der damalige Direktor 0. Walzer die Entwicklung der Schule seit ihrer
Gründung als Franziskanergymnasium im Jahre 1660. Dabei ging er abschließend auch auf „den gewaltigen Eingriff in den
Organismus der Schule" ein, den die beiden Weltkriege gebracht hätten. Der Zweite Weltkrieg war damals gerade einmal
gut zehn Jahre vorbei, der Erste erst 40 Jahre. Nach diesem Rückblick waren im Ersten Weltkrieg zwischen 1914 und 1918
vier Lehrer und 23 Schüler gefallen, im Zweiten 56 Gymnasiasten, 23 wurden noch vermisst. Im Jahr zuvor hatte man am
03.03.1955 nahe dem Schuleingang einen hohen Granitstein für die Gefallenen eingeweiht, der die ebenfalls Horaz entlehnte Inschrift trug: non omnis moriar (,,ich werde nicht ganz sterben"; Horaz, carmen III, 30, 6). Der Stein steht noch heute in der Südwestecke des Schulgeländes, die bronzenen Buchstaben der Inschrift wurden allerdings irgendwann einmal gegen Ende des letzten Jahrhunderts entwendet.
Die Universitätsbibliothek Tübingen besitzt seit langem eine eigentümliche handgefertigte Ansicht der Festung Hohenasperg aus dem Jahre 1763, die bis jetzt unbekannt
geblieben ist – jedenfalls findet sich in den einschlägigen Veröffentlichungen über
den Hohenasperg kein Hinweis darauf. Die Ansicht war zwar im Katalog der Universitätsbibliothek verzeichnet, bis vor kurzem jedoch noch ohne jeden Hinweis auf
ihren Urheber. Erst eine nähere Betrachtung anlässlich der Restaurierung dieses Werkes ergab, dass sich am Rand der Darstellung die Initialen F.C.F. finden, die es ermöglichen, sie dem gelehrten Pfarrer und Sprachwissenschaftler Friedrich Carl Fulda
(1724–1788) zuzuordnen, der von 1751 bis 1758 Garnisonspfarrer auf der Festung
war.
Fulda hat, abgesehen von einigen gedruckten und nahezu vergessenen Werken,
zahlreiche Manuskripte und Exzerpte vornehmlich aus der Sprach- und Geschichtswissenschaft hinterlassen, darunter die »Darstellung eines genealogischen Stammbaums der Geographie«, eine eindrucksvolle Tafel im Format von 73,5 x 50 cm. Die
Manuskripte gelangten im Sommer 1820 durch seinen Sohn, Professor Friedrich Karl
von Fulda (1774–1847), als Schenkung in den Besitz der Tübinger Universitätsbibliothek. Dieser lehrte an der Universität Tübingen von 1798 bis 1817 Kameralwissenschaft, von 1817 bis 1837 Theorie der Staatswirtschaft.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigt die Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg (National- und Universitätsbibliothek Straßburg) im Herbst 2014 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und der Bodleian Library in Oxford eine große Ausstellung mit dem Titel "1914, la mort des poètes" ("1914 – Der Tod der Dichter"). Sie ist drei renommierten europäischen Dichtern gewidmet, die an der Front gefallen sind: dem Franzosen Charles Péguy, dem Deutschen und gebürtigen Elsässer Ernst Stadler – der auch der erste Péguy-Übersetzer ins Deutsche war – und dem Engländer Wilfred Owen. Mit dieser Ausstellung, die in Frankreich von der Mission du Centenaire mit ihrem nationalen Label ausgezeichnet wurde, wird auch das historische Bibliotheksgebäude nach mehreren Jahren umfangreicher Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. Sie ist auf das literarische Werk der drei Dichter ausgerichtet und weist mit erstrangigen Dokumenten (Manuskripten, Erstausgaben, Zeichnungen und Stichen) die Brüche und Verwerfungen hin, die die zunehmende Kriegsgefahr und dann der Krieg selbst in ihrem OEuvre hervorriefen. In einem Gespräch mit Claire Daudin, der Vorsitzenden des Freundeskreises Charles Péguy und Mitglied des wissenschaftlichen Ausstellungskomitees, erörtern die Kuratoren Julien Collonges und Jérôme Schweitzer einige Überlegungen, die ihrem Ausstellungskonzept zugrunde liegen. Dabei geht es in unterschiedlichem Grad immer um die Frage nach dem Bezug von uns Heutigen zu diesen fernen Werken, die bald vertraut, bald rätselhaft erscheinen, und zu diesem traumatischen – zum Teil immer noch unverständlichen – historischen Ereignis, das sie geprägt hat. Inwiefern verkörperten Charles Péguy und Ernst Stadler das Europa der Literatur und der Kultur, das in der Katastrophe unterging? Ist Péguy wirklich der kriegerische Nationalist, als den man ihn manchmal hinzustellen beliebt, und wie soll man erklären, dass sein Werk, das doch fremden Kulturen gegenüber so off en und dialogbereit ist, nach seinem Tod derart missdeutet werden konnte? Welche symbolischen Tode (Entstellung, Vereinnahmung, Nichtbeachtung) bedrohen diese der Nachwelt überlieferten Werke? Welches Verhältnis hatten diese Dichter zu einem Krieg, der heute einhellig verurteilt wird, und was können wir nach 100 Jahren überhaupt davon verstehen? Und wie soll man schließlich zwischen Glorifizierung und historischer Distanz ihre Werke so präsentieren, dass die Botschaft der Ausstellungsstücke, die von ihrem Einsatz und ihrer Arbeit Zeugnis geben, das heutige Publikum erreicht?
,,Ein seltsames Fest geht in unserer Stadt anlässlich der Konfirmation vor sich; ein gleiches wird sich nirgend finden. Der
jüngste Kriegsfreiwillige, der Sohn unseres Blechnermeisters Fritz Huber, weilt unter den Konfirmanden. Im tapferen Widerstand gegen den Feind ist der 170er (sic!) Infanterist Huber am Kopf verwundet worden und kam zur Pflege nach der Vaterstadt Offenburg. Mit der Familie und mit der evangelischen Gemeinde nimmt die gesamte Einwohnerschaft herzlichen Anteil an dieser erhebenden Feier, wie sie des Krieges wechselvolles Spiel zu einer geschichtlichen Seltsamkeit erhob. Auf die schreckliche, blutige Feuertaufe nun die friedliche Konfirmation des während der Kriegszeit 14 Jahre alt gewordenen, jugendlichen Kämpfers für's Vaterland. Ein glückliches Leben dem jungen Bürger!" (,,Kriegsbilder aus Offenburg" in D'r alt
Offeburger Nr. 827 vom 21.03.1915). Eine Woche später findet sich, ebenfalls in den Kriegsbildern, die Meldung: ,,Aus der
Volksschule (sie!) rückten folgende jugendlichen Recken zum Schutze des Vaterlandes in den Krieg: Emil Huber, Volksschüler
der Klasse VIIIb, geb. am 7. Oktober 1900, verwundet in Nordfrankreich, hier zur Heilung".
Der Mond ist aufgegangen
(2014)
Der Mond ist aufgegangen : ein Abendlied zu vier Männerstimmend / Joh. Michael Haydn ; [Text:] M. Claudius ; Ed. HHK. - [Bochum] : Editio Fasch Favor, [11/2014]. - 1 Online-Ressource (1 Partitur (3 Seiten)). - Basiert auf: Der @Mond ist aufgegangen : dein Abendlied zu vier Männerstimmen ohne Begleitung : Nro. VI / Haydn, Michael *1737-1806*. - [Stimmen]. - BLB Karlsruhe, Don MusDr 1382,1
Hin und Her
(2014)
Noch am „Collegium Germanium et Hungaricum" in Rom, ja dort erst recht, dachte Conrad Gröber, der nachmalige Erzbischof von Freiburg, gern an die Heimat zurück; so etwa an die Ferien, die er bei seinem Onkel, dem Pfarrer von Wieden im Schwarzwald, verbracht hatte. Die Tage vergingen mit Lesen, Schreiben, Nichtstun wie im Flug; ja wie in einem Traum, aus
dem ihn der Schlag der Turmuhr weckte, der ihn an seine Pflichten erinnerte. ,,Also auf! Und schnurstracks im Galopp
über Stock und Stein in die Tiefe, wo der Pfarrhund, der ,Ami', mich schon erwartet und an meinen Knien hinaufspringt. Da
stehen auch schon die beiden Brüder Walleser, Söhne des wackeren Waldhüters, vor der Türe, denen ich ,Stunden' im Latein als Stellvertreter meines Onkels zu geben habe. Es sind zwei kräftige, tüchtige, klare Schwarzwälder, die diesen Herbst
bei den Kapuzinern im Elsass eintreten wollen. Baden hat ja bis zur Stunde nicht den Großmut, den Ordensleuten, Söhnen
deutscher Stämme und Erde, eine bescheidene Niederlassung zu gestatten." Also gingen die beiden Brüder schließlich nach
Königshofen und von dort nach Sigolsheim und wurden Kapuziner, der ältere sogar noch Bischof erst in der Südsee, dann in
China. Ihre vier Schwestern traten bei den „Schwestern vom Allerheiligsten Heiland" in Oberbronn, also ebenfalls im Elsass, ein.
Große Anzahlen von Glocken fielen bereits den früheren Kriegen, insbesondere dem Dreißigjährigen Krieg, sowie der französischen Revolution zum Opfer, um, unter anderem, zu Kriegsmaterial umgegossen zu werden. 1917 mussten die Kirchtürme erneut beisteuern. Ein Teil des bereits während des 19. Jahrhunderts wiederhergerichteten Geläutes verschwand damals. Das Gleiche sollte sich nochmals während des Zweiten Weltkrieges abspielen, jedoch blieben die Schäden wegen des kurzen Zeitraums weit geringer.
"Fastnacht der Hölle"
(2014)
"Fastnacht der Hölle" – so umschrieb Ernst Jünger die apokalyptischen Eindrücke, die im ersten voll industrialisierten Krieg auf die Soldaten einstürmten. Die gleichnamige Ausstellung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg versucht zu rekonstruieren, welche Reize die
sinnliche Wahrnehmung von Kriegsteilnehmern, aber auch Zivilisten zwischen 1914 und 1918 vor ungeahnte Herausforderungen stellten. Sie fragt wie die Menschen den Krieg sahen, hörten, rochen, schmeckten und fühlten. Ausgewertet wurden dafür Tagebücher und Feldpostbriefe von Menschen aus Baden und Württemberg. Desillusionierte Soldaten, von der Familie getrennte Familienväter, besorgte Eltern und verzweifelte Hausfrauen kommen zu Wort. Visuell erzeugten die Kämpfe sowohl "großartige Schlachtenpanoramen" als auch "schreckliche Bilder" von zerstörten Landschaft en und entstellten Leichen "ohne Gesicht". In der Heimat bekam man jedoch nur Bilder von fröhlichen Soldaten zu sehen. Selbst Aufnahmen aus Lazaretten zeigten eine heile Welt mit einem "Zauber von Heiterkeit". Zu hören war an der Front die "Höllenmusik" tausender Geschütze. In Städten wie Freiburg, Karlsruhe, Mannheim oder Stuttgart ertönten hingegen "Sirenen und Alarmschüsse", die vor Fliegerangriff en warnten.