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Am Marktplatz, dem markantesten Platz Villingens, am Schnittpunkt der Hauptachsen in
der historischen Innenstadt, ist auf einer Höhe
von etwa 4 Metern am Haus Obere Straße 1 die
Statue einer Frau sichtbar.
Diese Figur bemerkt sicherlich jeder, der den
Marktplatz passiert, und sie ist ebenso ein beliebtes Fotomotiv. Die Statue zeigt eine Frau im
mittleren Alter im prächtigen Gewand einer Patrizierin im Stil der Renaissance Anfang des 16.
Jahrhunderts. Zusammen mit dem Haus und dem Renaissanceerker verleitet dies dazu anzunehmen, dass das komplette Ensemble aus der
Renaissancezeit stammt.
Das Haus ist jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts im Auftrag von Josef Boss erbaut worden.
Die Damen Malterer
(2007)
In den Beständen de Freiburger Augustinermuseums befindet ich ein um da Jahr 1320 entstandener Bankbehang, der sogenannte Malterer-Teppich, aus dem Besitz des ehemaligen
Klosters St. Katharina in Adelhausen. Er wurde gestiftet von dem reichen Freiburger Geschäftsmann und Ratsherrn Johann Malterer und seiner Schwester Anna, die Nonne im Adelhauser Kloster war. Die Wappen der beiden rahmen einen Zyklus von elf Bildern ein, auf denen weibliche List thematisiert wird. Es werden verschiedene Episoden dargestellt, worin jeweils ein verdienter und großer Mann wegen seiner Liebe einer Frau verfällt und
sich dabei lächerlich macht. Da es im Folgenden um Schicksale und Handlungsspielräume der
Damen aus der Familie Malterer gehen soll, sei - nicht ohne ein gewisses Schmunzeln - die
Frage aufgeworfen, wie weit die realen Maltererdamen ihre Männer dominierten.
Die Darstellung der Herrschaft Schramberg auf der Pürschgerichtskarte des David Rötlin von 1564
(2004)
Die Herrschaft Schramberg, um die Zeit der Herstellung der Pürschgerichtskarte im Besitz des Rochus Merz von Staffelfelden und - nach dessen Tod - seiner Frau Anne Mertzin, bestand aus den Ämtern Schramberg mit Sulgen, Aichhalden, Mariazell, Tennenbronn und Lauterbach. Tennenbronn gehörte allerdings nur teilweise zu Schramberg, teils zu Württemberg, das sich auch das Patronatsrecht über die Kirche in Tennenbronn sichern konnte.
Vorbemerkung: Aus Anlass des 60. Jahrestages der Deportation Bruchsaler Juden in das südfranzösische Lager Gurs 1940
haben sich in den Monaten September bis November 2000 an der Bruchsaler Balthasar-Neumann-Schule II 22 Schüler des Berufskollegs Fachhochschulreife (JBKFH) im Alter von 22 bis 28 Jahren mit diesem Thema auseinandergesetzt. Im Generallandesarchiv Karlsruhe und im Stadtarchiv Bruchsal wurden Akten und Dokumente zu diesem Thema eingesehen. Im Rahmen der vorliegenden Sozialstudie sollten die Fragen herausgearbeitet werden: wer waren diese Menschen,
die man deportierte, welcher Schicht entstanden sie, lassen sich Veränderungen der Sozialstruktur im Bruchsal der 1930er Jahre erkennen?
Alice Leimenstoll schrieb am 22. Oktober 1940 einen Brief an einen Verwandten. Darin heißt es: "Bei uns in Freiburg geht es seit Sonntag toll her. Jede Nacht haben wir Fliegeralarm ... Auch ist heute ein besonderer Tag. Denke Dir, sämtliche Juden
werden abgeholt und in Omnibussen fortbefördert. Mit der Polizei und Kriminal wurden sie im Hause geholt und dann auf Lagerplätzen gesammelt. Wie ich gehört habe, kommen sie nach Südfrankreich und von dort mit dem Schiff weiter. Sie konnten alle nur mit ein paar Habseligkeiten gehen, denn sie hatten nur ½ Stunde Zeit zum packen. Ich stelle mir das vor, wenn wir so fort hätten müssen und alles liegenlassen, was einem lieb und wert war: Wie ich gehört habe, sollen Leute, die ihr Hab und Gut durch Bomben verloren haben, in die Wohnungen kommen z.B. Berliner, Düsseldorfer ..."
Die Badische Landesbibliothek zeigt bis Anfang Oktober 2014 eine Ausstellung zum Thema
„Die Feldpresse des Ersten Weltkriegs“. Soldatenzeitungen, die an der Front mit mobilen
Vervielfältigungsapparaten oder in den Druckereien besetzter Städte hergestellt wurden,
spielten im Ersten Weltkrieg eine besondere Rolle, da der Angriffskrieg an allen Fronten sehr
schnell in einen langwierigen Stellungskrieg überging. In den Gefechtspausen nahmen Lange‐
weile und Überdruss überhand. Das Bedürfnis nach Zerstreuung befriedigten vor allem auch die
Feldzeitungen, die von Soldaten für Soldaten hergestellt wurden. Schon die Zeitgenossen rühmten ihren hohen Wert als „Wellenbrecher gegen geistige Abspannung im grausamen Kriegslärm“.
Manche Redaktion von Feldzeitungen in den besetzten Gebieten entwickelte sich zur kleinen
Verlagsfirma mit Buchsortiment. Mit 30 solcher Unternehmen von allen Fronten, aus Schützengräben, Etappenorten, Genesungsheimen und Internierungslagern präsentiert die Badische
Landesbibliothek in ihrer Ausstellung beispielhaft das ganze Spektrum der Feldpresse des Ersten
Weltkriegs und den Ehrgeiz deutscher Frontsoldaten, den ersten Medienkrieg der Weltgeschichte publizistisch wirksam zu unterstützen.
Die Badische Landesbibliothek zeigt bis Anfang Oktober 2014 eine Ausstellung zum Thema "Die Feldpresse des Ersten Weltkriegs" (Abb. 1 ist das Plakatmotiv der Ausstellung). Soldatenzeitungen, die an der Front mit mobilen Vervielfältigungsapparaten oder in den Druckereien besetzter Städte hergestellt wurden, spielten im Ersten Weltkrieg eine besondere Rolle, da der Angriffskrieg an allen Fronten sehr schnell in einen langwierigen Stellungskrieg überging. In den Gefechtspausen nahmen Langeweile und Überdruss überhand. Das Bedürfnis nach Zerstreuung befriedigten vor allem auch die Feldzeitungen, die von Soldaten für Soldaten hergestellt wurden. Schon die Zeitgenossen rühmten ihren hohen Wert als "Wellenbrecher gegen geistige Abspannung im grausamen Kriegslärm".
Manche Redaktion von Feldzeitungen in den besetzten Gebieten entwickelte sich zur kleinen Verlagsfirma mit Buchsortiment. Mit 30 solcher Unternehmen von allen Fronten, aus Schützengräben, Etappenorten, Genesungsheimen und Internierungslagern präsentiert die Badische Landesbibliothek in ihrer Ausstellung beispielhaft das ganze Spektrum der Feldpresse des Ersten Weltkriegs und den Ehrgeiz deutscher Frontsoldaten, den ersten Medienkrieg der Weltgeschichte publizistisch wirksam zu unterstützen.
Zwischen 1914 und 1918 legten Bibliotheken,
Archive, Museen und Privatpersonen überall im
Deutschen Reich Weltkriegssammlungen an, in
denen der Erste Weltkrieg als „große Zeitenwende“
akribisch dokumentiert wurde. Den Zeitgenossen
war wohl bewusst, dass sie den
ersten Medienkrieg der Geschichte miterlebten. Nie zuvor hatte die Publizistik eine
vergleichbare Rolle gespielt, nie zuvor die
Propaganda so entscheidenden Einfluss
gehabt. Und dieses Material wurde umfassend gesammelt.
Auch die Badische Landesbibliothek baute damals eine
Weltkriegssammlung auf, in der sie eine Vielzahl von
Feld-, Lazarett- und Lagerzeitungen, Besatzungs- und
Auslandszeitungen und andere Druckerzeugnisse versammelte.
Die Kriegszeitungen waren unter der Sammelsignatur
*Aa 61.2° geschlossen abgelegt. Auch die
zahlreichen Auswahl- und Erinnerungsbände, die die deutsche Feldpresse in den
Frontgebieten herausgab, waren fast alle vorhanden.
In der Nacht zum 3. September 1942 wurde die
Badische Landesbibliothek am Friedrichsplatz durch
Brandbomben vollständig zerstört. Sie verlor insgesamt
98% ihres Bestandes (367.000 Bände),
darunter sämtliche Materialien der Weltkriegssammlung.
Nur der Katalog blieb erhalten und
belegt, wie reichhaltig die Sammlung einmal gewesen ist.
Ab 1940 entwickelte sich die leergeräumte Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei Achern zu einem Zentrum nationalsozialistischer Schulpolitik. Zuerst wurde eine Reichsschule für Volksdeutsche eingerichtet. Gemeint sind Südtiroler Mädchen, deren Eltern für die Auswanderung nach Deutschland optiert hatten, nachdem Hitler Mussolini Südtirol überlassen hatte. Diese Mädchen sollten in der Illenau auf das Leben in Deutschland und das deutsche Schulwesen vorbereitet werden. Hinzu kam 1941 eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) für Mädchen, eine Eliteschule, die aber bereits 1943 in die Schule des Klosters Hegne am Bodensee umzog, wo sie unter dem Namen Deutsche Heimschule als Versuchsschule weitermachte. Dafür wurde in der Illenau im September 1943 auch noch eine Napola für Jungen gegründet.
Die deutsche Sprachkrankheit
(2002)
„Ein geistigeres und innigeres Element als die Sprache hat ein Volk nicht. Will ein Volk also nicht verlieren, wodurch es Volk ist, will es seine Art mit allen Eigentümlichkeiten bewahren, so hat es auf nichts mehr zu achten, als daß ihm seine Sprache nicht
verdorben und zerstört werde." Das sind Worte von Ernst Moritz Arndt, die zwar vor mehr als 150 Jahren gesagt wurden, die uns aber ganz besonders in der Gegenwart Mahnung sein sollten, da unsere schöne deutsche Sprache von vielen Deutschen in schockierender Weise missachtet und damit verdorben wird.
In den 1190er-Jahren entstand vor Akkon ein Feldspital, aus dessen Personal binnen kurzer
Zeit der dritte große Ritterorden, der Deutsche Orden, hervorging. Die Ordensbrüder legten
Mönchsgelübde ab und widmeten sich als Ritter dem Kampf gegen ‚Ungläubige‘ sowie dem
Hospitaldienst. Zur Unterstützung dieser beiden Kernaufgaben entstanden schon bald Ordenshäuser
in Europa, vor allem nördlich der Alpen, so auch in Freiburg im Breisgau.
Im umfangreichen Nachlass des Konstanzer Generalvikars und Bistumsverwesers Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774-1860) befinden sich mehrere Ordensinsignien, darunter zwei ordensähnliche Kreuze, deren Identität erst vor Kurzem erforscht und aufgedeckt werden konnte. Aufgrund detaillierter ikonografischer Untersuchungen kann inzwischen belegt werden, dass es sich hierbei um Kreuze der Domherren des Bistums Konstanz handelt, über deren Existenz bisher nichts bekannt war. Domkapitel sind aus mehreren Geistlichen bestehende Körperschaften, die die feierliche Liturgie an der Kathedralkirche einer Diözese gestalten sowie den Bischof bei der Administration des Bistums unterstützen. Ihre Entstehung reicht bis ins Frankenreich des neunten Jahrhunderts zurück. Schon bald wurden die Kapitel mit besonderen Privilegien ausgestattet, wozu seit dem 12. Jahrhundert eine besondere Chortracht gehörte.
Die drei Hohberger Kapellen
(2005)
Felix-Kapelle auf dem Friedhof in Diersburg: Die Kapelle hat ihren Namen von Felix Wilhelm Carl Emil Maximilian Hubertus Freiherr Roeder von Diersburg. Sie wurde im Auftrag der Witwe von Baron Felix erbaut. Baron Felix liegt in der sich unter der Kapelle befindlichen Gruft, ebenso seine Frau Maria Magdalene Luise Freifrau Roeder von Diersburg, geborene Aymard Du Pressoir. Nachdem Baron Felix am 14.10.1918 in Baden-Baden gestorben war, wurde er zunächst in Baden-Baden beerdigt, weil in Diersburg keine gemauerte Gruft für den Toten zur Verfügung stand. Nachdem dann die Kapelle mit der Gruft gebaut war, wurde Baron Felix am 5. April 1921 feierlich nach Diersburg überführt und um 10 Uhr nach einem Seelenamt und der Aussegnung in der katholischen Kirche in der Gruft der Felix-Kapelle beigesetzt.
Das historische Museum in Straßburg bewahrt das Gießerei-Verzeichnis der in Straßburg von 1717 bis 1892 durch die Firma
Edel gegossenen und verkauften Glocken. In dem Register befinden sich einige lose Blätter, auf welchen Johann Peter Edel
eine Liste der zwischen 1670 und 1715 verkauften Glocken aufgestellt hat; es bleibt jedoch offen, ob es sich um die Gesamtproduktion dieser Jahre handelt. Unter den 417 verzeichneten Glocken (hauptsächlich für das Elsass, auch einige für Lothringen) waren mindestens 120 für den deutschen Raum (Baden, Pfalz, Saarland, Schwaben) bestimmt. Ein Teil Badens gehörte damals zum Bistum Straßburg.
Die Bodensee-Strandrasen mit der endemischen Strandschmielen-Gesellschaft (Deschampsietum rhenanae) sind im letzten Jahrhundert durch Eutrophierung, Uferverbau und Nutzungsintensivierung stark zurückgegangen. Erfreulicherweise haben sie sich in den letzten zwei Jahrzehnten relativ gut regeneriert. Die Vorkommen der drei Charakterarten Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteinen), Strandling (Littorella unrflora) und Ufer-Hahnenfuß (Ranunculus reptans) sind häufiger und größer geworden. Die Bestände der derzeit am stärksten gefährdeten Strand-Schmiele (Deschampsia Iittoralis) haben im gleichen Zeitraum unter den besonderen Wasserstandsextremen zeit- und stellenweise abgenommen; im Ganzen sind sie aber etwa gleich groß geblieben. Die insgesamt positive Entwicklung der Strandrasen wird dadurch relativiert, dass es am bayerischen Ufer starke Schäden durch Treibholzanschwemmungen gibt, deren negative Auswirkungen auf die Strandrasen eventuell durch die besonders niedrigen Wasserstände verstärkt wurden. Die sehr niederen Wasserstände seit 2003, die auch als Folge des Klimawandels gewertet werden können, haben sich bereits auf die Ufervegetation insgesamt und besonders auf die Strandschmielen-Gesellschaft deutlich ausgewirkt.
Als die wertvollste architektonische Schöpfung unter den Bauten des Schwetzinger Gartens und als entzückende kleine Villa wird das Badhaus in einer Schrift über den Schloßgarten bezeichnet. Die darin ausgedrückte Bewunderung spiegelt sich schon in den Beschreibungen und Tagebucheintragungen aus der Erbauungszeit des Badhauses. 1780 wird das Badhaus „ein gar liebes Oertchen" genannt, während in der gleichen Schrift dem Apoll des in der Nähe des Badhauses stehenden
Tempels „ein erbärmlicher Hintern" attestiert wird. Ein Frauenzimmer schrieb 1789 von der „planmäßigen Harmonie der Bauten" und meint, die Zeichnungen zum Badhaus wären aus „Paphlos und Cythere geraubt". Über die Zeit hat das Gebäude seine Bewunderer und seine Anziehungskraft behalten und es zählt auch heute noch zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Schloßgartens.
Neben den viel bekannteren Herren v. Wissenloch bestand zwischen 1127 und 1270 im Raum Wiesloch ein weiteres edelfreies Geschlecht, das der Herren v. Hohenhart; 41 urkundliche Erwähnungen konnten über diese Familie bisher eruiert werden. Die Schreibung wechselt zwischen Hohenhart (15) und Hohinhart (8); des weiteren treten auf Honat (2) und je ein Mal Honart, Hoinart, Hohinart, Hoinhart, Honhart und Hoenhart. Die korrekte Schreibweise der Edelfreien und der ab 1291 nachfolgenden Ministerialen ist somit v. Hohenhart. Die Schreibung Hohenhardt findet sich erst bei den Ministerialen im späten 15./frühen 16. Jh. und auch nur spärlich, wurde aber später für die heutige Burganlage übernommen. Etymologisch lässt sich Hohenhart von hoher Hart, d.h. hoher Wald ableiten und spielt so auf die Lage der Burg an einem hochgelegenen Waldgebiet an. Verwechslungen bezüglich dieses Waldes sind mit dem heutigen Hollmuth-Wald bei Neckargemünd möglich, der im 14. bis 16. Jh. auch Hohenhart genannt wurde. In einigen Publikationen werden auch versehentlich die Edelfreien und das spätere Ministerialengeschlecht in einen Topf geworfen.
Die Edelkastanie oder Esskastanie (Castanea sativa P. Mill.) ist seit der Römerzeit ein willkommener Gast in den Weinbaugebieten des Rhein- und Moseltales, wo sich ihre Wertschätzung vor allem auf die Witterungsbeständigkeit der daraus gewonnenen Rebpfähle stützte. Außerdem lieferte sie Gerbstoffe und Brennholz und war im Stockausschlagbetrieb leicht zu bewirtschaften; alljährlich war auch der Fruchtertrag eine beliebte Nahrungsquelle der Bevölkerung. Oft bildete ein Niederwaldgürtel oberhalb der Rebhänge den Übergang zum Hochwald und sorgte durch seine geringe Höhe, die sich durch die Nutzung in kurzen Umtriebszeiten von 15 bis 20 Jahren ergab, dafür, dass die Reben nicht zu stark beschattet wurden,
dagegen aber einen wirksamen Schutz gegen kalte und austrocknende Winde erhielten. So prägte die Edelkastanie das Landschaftsbild im Elsass, in Baden, in der Pfalz, in Rheinhessen, am Taunusrand, am Mittelrhein und im ganzen Moseltal bis hinein nach Luxemburg. Auch im Nachbarland Frankreich war diese Baumart weit verbreitet und als Nutzholzlieferant sehr geschätzt; Südfrankeich gehörte ohnehin zusammen mit allen anderen Ländern des Mittelmeerraumes zur Heimatregion der Edelkastanie, die dort die Klimaschwankungen der Eiszeit mühelos überdauern konnte. Von Italien her hat sich die Baumart auf natürliche Weise auch in den Alpenraum und bis nach Ungarn vorgeschoben, wo sie in einigen Regionen gerade wegen ihres Fruchtertages (,,Maronen") bis heute intensiv kultiviert wird. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit bildete sie in den Alpentälern in Höhenlagen bis 1100 Meter eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Bevölkerung; schon 1615 schrieb Delachamps in seiner „Histoire generale des plantes": ,,Die Kastanie ist das Dessert für die Tafel der Reichen sowie das ,Fleisch' für die Armen" (aus Insam 1994). Im 20. Jahrhundert kam es allerdings zu einer massiven Bedrohung der Kastanienbestände im südlichen Alpenraum durch das Vordringen des aus Amerika eingeschleppten
Kastanien-Rindenkrebses (Cryphonectria parasitica), der langsam auch in andere europäische Länder einwanderte; man versucht inzwischen, seine Aggressivität durch biologische Methoden herabzusetzen.
Die Interessengemeinschaft Edelkastanie hielt am 23. März 2007 ihre Jahrestagung in Oberkirch ab. Dies war Anlass, ab diesem Datum bis im Sommer 2007 im Heimat- und Grimmelshausen-Museum Oberkirch eine Ausstellung über die Edelkastanie anzubieten und zu zeigen. Diese wiederum war Ausgangspunkt zu den nachfolgenden Überlegungen, die Edelkastanie vertieft und teilweise ergänzend als Nahrungs- und Heilmittel zu sehen und vorzustellen. Die Interessengemeinschaft Edelkastanie wurde am 2. Juli 2005 auf der Burg Kronberg im Taunus gegründet. Damit soll der Edelkastanie ein Forum für den Erfahrungsaustausch auf forstlicher, obstbaulicher und kulturwissenschaftlicher Ebene geschaffen werden. Unter der letztgenannten Ebene ist die umfassende Erforschung und Dokumentation der Kulturgeschichte, nämlich die Einführungsgeschichte, Nahrungs- und Heilmittel, Literatur und Kunst zu verstehen. Gerafft und einleitend sei hierzu erwähnt: Die Edel- oder Esskastanie gehört zu den Buchengewächsen. Sie wird auch Maronenbaum oder im Dialekt „Keschde" oder „Keste" genannt. Die französische Ardeche und das Limousin, die italienische Toskana, das Tessin, Bergell und Tirol sind europäische Kulturlandschaften, denen die Edelkastanie ihr eigenes südliches Gepräge verleiht. In Deutschland sind die größten Bestände im Südwesten zu finden: in der Ortenau, in der Vorderpfalz, an der Bergstraße, im Rheingau und Vordertaunus, entlang der Mosel und des Rheins.
Gegenüber von Rheinmünster-Söllingen, auf der französischen Seite des Rheines, liegt das kleine Dorf Fort Louis mit einer kurzen, aber großen Geschichte. Heute leben etwa 500 Einwohner in diesem abgelegenen Ort, der nur durch eine Stichstraße vom benachbarten Röschwoog zu erreichen ist. Der Ort liegt auf einer ehemaligen Rheininsel, durch den früheren „Roten Rhein" (westlichster Rheinarm) fließt heute die Moder. Schon einige hundert Meter vor der Moderbrücke bemerkt man im Gelände eigenartige Erhebungen. Es sind die Reste eines mächtigen Vorwerkes, dem Fort d' Alsace. Die Straße führt über die Reste hinweg. Rechts und links davon sind noch deutlich die Festungsmauem erkennbar. Auch auf den modernen Karten sind die Vorwerke eingezeichnet. Nachdem man die Moder überquert hat, stößt man auf die Reste des noch größeren Forts Carre, der ehemaligen Zitadelle. Die Straße führt dann nach Süden, direkt auf das Dorf zu. Im Zentrum des Dorfes steht, gegenüber vom Rathaus, eine moderne Kirche. Die Straßen sind in Schachbrettform angelegt und erinnern zum Teil durch ihre Namen an das französische Königshaus der Bourbonen.