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Architektur als Dialog
(2003)
Der Umgang mit dem kulturellen Erbe einer Stadt spiegelt sich in besonderer Weise darin wider, wie Bauherren, Städteplaner und Architekten auf örtliche Bautraditionen reagieren. Greifen sie diese auf, schaffen sie Gebäude, die sich in das Vorhandene integrieren, setzen sie das Neue bewusst vom Alten ab, oder ignorieren sie gar die architektonischen Zeugnisse früherer Generationen? Unbestreitbar fallen einem im heutigen Mannheimer Stadtbild die Brüche und Widersprüchlichkeiten eher ins Auge als die Übereinstimmungen, harmonischen Übergänge und Einfügungen. Dies hängt zweifellos mit den verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zusammen. Um der Not der Nachkriegsjahre rasch und effektiv begegnen zu können, waren pragmatische Lösungen beim Wiederaufbau gefragt. Für ein Rücksichtnehmen auf die Überreste des alten Mannheim blieb wenig Raum, zumal das, was der Krieg nicht ganz zerstört hatte, stark in Mitleidenschaft gezogen war und von seiner einstigen Pracht nur noch wenig ahnen ließ. Mitunter erschien es einfacher und kostengünstiger, beschädigte Häuser ganz abzureißen, um an ihrer Stelle Neues zu errichten. Darüber hinaus entdeckte man die Zerstörung als Chance, Mannheim zu einer modernen, zukunftsweisenden Stadt aufzubauen. Und so setzte man das Neue bewusst von den Denkmälern der Barockzeit, des Historismus und Jugendstils ab, kontrastierte die alten malerisch-bewegten Silhouetten und Schmuckfassaden mit kubischen Baukörpergliederungen, strengen Raster-, glatten Putz- und Steinplattenfassaden oder mit puristischem Sichtbeton.
Mannheim war während des Zweiten Weltkriegs (was die Zahl der Luftangriffe und der über ihr abgeworfenen Bomben angeht) wie keine andere südwestdeutsche Stadt heimgesucht worden. Das Schwerste aber schien ihr erst noch bevorzustehen, als der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte General Dwight D. Eisenhower in einem Flugblatt vom 17. März 1945 den Kriegsindustrien Frankfurts und Mannheim-Ludwigshafen „ein erbarmungsloses Bombardement“ ankündigte und die Bewohner aufforderte, sich selbst und ihre Familien „unverzüglich außerhalb der Kampfzone in
Sicherheit zu bringen“, „weil weder Bunker noch Unterstände Sicherheit gewähren“ könnten. Nachdem die ersten alliierten Einheiten in der Nacht vom 22./23. März bei Oppenheim den Rhein überschritten hatten, stießen sie von Norden her auf Mannheim vor. Am Morgen des 28. März nahm das 933. US-Feldartilleriebataillon, das der 44. US-Infanteriedivision vorübergehend bei der Operation zugeordnet worden war, das Wasserwerk im Käfertaler Wald und richtete dort seine Kommandozentrale und den Feuerleitstand ein. Bei der Besetzung stellten die Amerikaner überrascht fest, daß vom Wasserwerk trotz der Zerstörung der Brücken über den Rhein und Neckar noch eine direkte Telefonleitung zum Verwaltungsgebäude der Stadtwerke in K 5 bestand. Über diese Leitung versuchten die Amerikaner - freilich vergeblich -
die Stadtverwaltung zu einer kampflosen Übergabe zu bewegen.
Wenn man von den Niederadligen in der frühen Neuzeit bis zum Ende des alten Reiches spricht, denken auch heute noch viele zunächst an ihre Herrschaft als Landes-, Grund-, Gerichts- und Leibherr über die Bauern einiger weniger ihnen gehöriger Orte, die sie von ihren Burgen oder Schlössern ausübten, vielleicht auch noch an ihre Dienste als Beamte, Offiziere oder Diplomaten bei benachbarten Fürsten. Dass die Angehörigen des Niederadels auch aktiv am kulturellen Leben teilnahmen, dass sie in ihren Burgen und Schlössern umfangreiche Bibliotheken besaßen, dass Adelssöhne ein Studium absolvierten, dass sie nach dem Abschluss ihres Studiums, häufig im Gefolge von Fürstensöhnen, ausgedehnte Bildungsreisen durch ganz Europa unternahmen und dass sie deswegen als Prinzenerzieher an den Fürstenhöfen gesucht waren, wird häufig vergessen. Schon vor einigen Jahrzehnten hat Otto Brunner die adlige Bildungswelt exemplarisch an dem niederösterreichischen Adligen Wolf Helmhard von Hohberg in seinem Buch „Adliges Landleben und europäischer Geist" aufgezeigt. Seine Beobachtungen lassen sich auch auf den Niederadel des Kraichgaus übertragen, wie Konrad Krimm eindrucksvoll beschrieben hat.
Es wird über drei für Baden-Württemberg neu aufgefundene Wanzen-Arten berichtet: die Pentatomide
Dyroderes umbraculatus (Fabricius, 1775), die Lygaeide Oxycarenus (Euoxycarenus) pallens (Herrich-Schaeffer, 1850) und die Miride Trigonotylus pulchellus (Hahn, 1834). Die beiden erstgenannten Arten sind
neu für Deutschland. Alle Funde stammen aus dem
Oberrheingebiet (Raum Karlsruhe-Mannheim). Die
Verbreitungsgebiete der drei Arten haben ihre Zentren
im Mittelmeergebiet bzw. der pannonischen Region.
Dem folgenden Beitrag gingen Recherchen zur Ermittlung der historischen Bauherrendaten voraus, die ich zu Beginn diesen Jahres im Auftrag der Denkmalschutzbehörde in Mannheim durchgeführt habe und mit denen die Liste der Baudenkmale insbesondere im Stadtteil Oststadt ergänzt wurde. Ergebnis der Nachforschungen war eine umfangreiche Sammlung mit bereits in der Öffentlichkeit bekannten und bisher weniger bekannten Namen von Persönlichkeiten, deren Leben und
Wirken mit der Stadt Mannheim verbunden ist. Dies brachte mich auf die Idee, die Geschichte einer Persönlichkeit mit der
Geschichte des Hauses, in dem sie wohnte und lebte, zu verbinden – sei diese Persönlichkeit der Bauherr bzw. die Bauherrin, der Eigentümer bzw. die Eigentümerin oder schlicht und einfach ein Bewohner bzw. eine Bewohnerin des Hauses gewesen.
In dem folgenden Beitrag tritt eine Mannheimer
Frauengestalt und Persönlichkeit in
den Vordergrund, deren wechselvolles Leben
sich vom ausgehenden 19. bis weit in die zweite
Hälfte des 20. Jahrhunderts erstreckt: Gisella
Lanz-Giulini, italienischer Abstammung, Angehörige
des Großbürgertums, Fabrikantengattin,
Oststadtbewohnerin und Bauherrin.
Bildnisse und Architekturen geben einen
Einblick in ihre Lebensabschnitte in Mannheim
von 1885 bis 1931 und von 1957 bis 1973. Diese
werden zwischen 1931 und 1957 durch den Aufenthalt
auf dem familieneigenen Anwesen
Schloss Marbach in Öhningen-Wangen am
Bodensee und durch eine vorübergehende
Wohnzeit in Heidelberg unterbrochen.
Nach der Einweihung der Festhalle "Rosengarten" stand der angrenzende "Friedrichsplatz" den Einwohnern der Stadt Mannheim offen. Allerdings sorgten Schutzleute dafür, dass nach Einbruch der Dunkelheit auf dem neuen Schmuckplatz kein Schaberack getrieben wurde. Dies wurde durch Ketten signalisiert, die quer über die Zugangswege gespannt wurden.
Für diesen neuen Schmuckplatz hatten die technischen Ämter anlässlich der Einweihung des 1889 fertig gestellten Wasserturms einen Plan ausgearbeitet, von dem allerdings nur der Grundriss und die wenigen Bäume in der Nähe
des Wasserturms heute noch zu sehen sind.
Gemeinnützig wohnen
(2000)
Mitte der Zwanziger Jahre verschärfte sich auch in Mannheim die Wohnungsnot drastisch, weil der privat finanzierte Mietwohnungsbau fast zum Erliegen gekommen war und sich die Schere zwischen Miethöhe und Einkommen immer weiter öffnete. Unter diesen Verhältnissen litt nicht allein die Arbeiterschaft, auch für kleine Angestellte wurde es immer schwerer,
angemessenen Wohnraum zu finden. In dieser Situation gründete die Stadt Mannheim 1926 die Gemeinnützige Baugesellschaft mit einem Grundkapital von RM 100 000, um durch großzügige Neubauten Wohnraum und im gleichen Moment Arbeitsplätze zu schaffen. Noch im selben Jahre begannen die Bauarbeiten am Erlenhof, einer großzügig geplanten Wohnanlage mit 51 Häusern und 393 Wohnungen, die schon im folgenden Frühjahr bezugsfertig waren. Die Anlage im Stil des Neuen Bauens wurde durch ihre rationale Grundrißgestaltung, den klar strukturierten Aufbau und die großzügig angelegten Innenhöfe zu einem auch heute noch sehenswerten und stadtteilprägenden Ensemble. Es folgten in den Jahren bis zur Weltwirtschaftskrise noch eine Reihe weiterer Wohnblöcke, bis die Probleme der Finanzierung dieser Form der Wohnraumbeschaffung ein Ende setzten.
Die Betreuung und Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern außerhalb des Elternhauses in Kinderkrippen ist nicht erst ein Thema der letzte Jahrzehnte. Mit der Einrichtung derartiger Betreuungseinrichtungen wurde in Deutschland schon Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen. 1849 öffnete die erste Kinderkrippe in Wien ihre Türen. Bis 1851 stieg die Zahl der dortigen Krippen auf acht an. Im selben Jahr 1852 wurden Krippen in Dresden und Leipzig gegründet. 1852 folgten Berlin, Hamburg und Sachsenhausen bei Frankfurt. Obwohl selbst die 1867 in Paris veranstaltete Weltausstellung über eine Musterkrippe verfügte, fand die neue Form der Kinderbetreuung im Großherzogtum Baden zunächst keine Beachtung. Erst 1877 wurde die erste Kinderkrippe in der badischen Residenzstadt Karlsruhe eröffnet, der 1897 eine zweite folgte.
Am 11. Februar 1919 wurde der gelernte Sattler Friedrich Ebert in Weimar zum ersten Reichspräsidenten gewählt. Damit erreichte der Lebensweg eines Mannes seinen Höhepunkt, der nach der Revolution im Herbst 1918 entscheidend zur Stabilisierung der innenpolitischen Lage beigetragen und den Weg zur Demokratisierung Deutschlands geebnet hatte. Dem gebürtigen Heidelberger war eine außergewöhnliche Karriere gelungen, die ihn aus einfachen Verhältnissen in das höchste Amt des Staates führte. Dabei war Ebert auch wiederholt nach Mannheim gekommen, das er schon seit seiner Jugend kannte.