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Lebensraum Oberrhein
(2001)
Die Publikation „Lebensraum Oberrhein ... eine gemeinsame Zukunft - Raumordnung für eine nachhaltige Entwicklung ohne Grenzen" für das Mandatsgebiet der Oberrheinkonferenz will einen Beitrag leisten zu der grenzüberschreitenden Raumordnungs- und Raumentwicklungspolitik der „Akteure" am Oberrhein. Zielvorstellung der Studie, die sich als Referenzdokument versteht, ist die ökologische und wirtschaftlich „harmonische Entwicklung des Oberrheingebiets." Der etwas unförmigen Publikation im Format 21 x 33 cm wünscht der Präsident der Oberrheinkonferenz, Philippe Marland, eine Leserschaft, die sich „durch Kommentare und Vorschläge aktiv an der Definition gemeinsamer Schwerpunkte für den Lebens- und Handlungsraum am Oberrhein beteiligt" (S. 10). Nicht zuletzt soll die Studie das Mandatsgebiet „besser bekannt machen" und ein breiteres Publikum dafür sensibilisieren, ,,daß die raumordnerische Planung" von allgemeinem Interesse ist (S. 134).
Nachbarschaft am Oberrhein
(2001)
Die Idee Europa, der Weg der Einheit dieses Kontinents - für uns sicher unbestritten! Nach so vielen nationalen Irrwegen und der Selbstzerfleischung muß Europa unsere Zukunft sein, nicht der Nationalstaat. Dabei ist das Verhältnis Deutschland-Frankreich sicher von besonderer Bedeutung. Aber sind nicht die offiziellen Kontakte nicht zu lästigen Pflichtübungen verkommen? Unsere Vision von Europa ist geprägt und bestimmt von der Vorstellung, daß die Identität Europas verstanden wird als dauerhafte Einheit in großer Vielfalt. Wir sprechen gerne von der europäischen Herzregion am Oberrhein, wo die
Nachbarn rechts und links des Flusses sehr wohl ein gemeinsames kulturelles Erbe haben. Wir sprechen gerne von der „Nachbarschaft am Oberrhein" - von dieser zentralen Region in Europa, die jedoch am Rande der jeweiligen
Staaten liegt, ,,Randregionen", weit weg von Paris, noch viel weiter weg von Berlin. Baden - Elsaß: Der Mythos Elsaß hat in Deutschland, am meisten gewiß in Baden, eine dynamische Kraft.
Die heutige Zusammenarbeit der Universitäten in der oberrheinischen Region läßt sich in ihren Anfängen genau bestimmen. In den Rechenschaftsberichten des Rektors der Universität Freiburg vor 1983 kommt der Begriff nicht vor, obwohl es mit der Universität Basel Kontakte der Rektorate und eher punktuelle Kontakte von Wissenschaftlern gab, ebenso
verdienen die schon länger von der Johann Wolfgang Goethe-Stiftung geförderten sog. Regioseminare der Germanisten der Universitäten Freiburg-Basel-Straßburg eine besondere Erwähnung. Im November 1983 fand unter dem Titel
,,Universität 2000" eine vom Europarat initiierte Tagung in Straßburg statt, bei der die Rektoren der oberrheinischen Universitäten zusammen mit den Regionalkörperschaften des Elsasses und Basels eine weitere Zusammenarbeit ins Auge faßten. Es war dann vor allem der Recteur der Academie de Strasbourg et Chancelier des Universites d'Alsace, P. Deyon, der im Jahr darauf die begonnenen Überlegungen zur Zusammenarbeit der Universitäten unter Einbeziehung der Universität Karlsruhe weitertrieb. So wurden besonders ökologische Themen z. B. zur Klimaforschung in der Region in Arbeitsgruppen vorbereitet.
Europäer?
(2001)
Otto Flake ist 1880 in Metz geboren, 1963 in Baden-Baden gestorben. Sein Vater war Verwaltungsbeamter in Elsaß-Lothringen, Flake verbrachte so seine Kindheit im Saargemünd, Mulhouse, Colmar, studierte in Straßburg. Literarische Aktivitäten entwickelte er zusammen mit Rene Schickele. Vorbild waren die französischen Romanciers Balzac, Flaubert, Stendhal. Als freier Schriftsteller hatte er vielfache Ortswechsel, ab 1928 lebte er überwiegend in Baden-Baden. Er bearbeitete u. a. auch viele badische Themen: ,,Kaspar Hauser", ,,Türkenlouis", zwei Bände „Badische Chronik". Vor allem aber überzeugte er auch als zuverlässiger Übersetzer und Herausgeber wichtiger Texte aus der französischen Literatur, verstand sich ganz bewußt als Mittler zwischen Frankreich und Deutschland (Vgl. die Kurzbiographie von Erich Kleinschmidt in BW-Biographien I, 85 ff). Die Resignation kennzeichnet sein Spätwerk.
Flusspferde am Oberrhein
(2018)
Mit dem 1470 in Untergrombach (heute ein Stadtteil von Bruchsal) geborenen Joß Fritz begann vor 500 Jahren die Bundschuh-Bewegung, die sich steigerte zum Bauernkrieg von 1524/25. Joß Fritz war Leibeigener des Fürstbischofs von Speyer - und was er verlangte, war revolutionär, war Aufruhr: ,,natürlich" sollten die Leibeigenschaft abgeschafft und die kirchlichen Güter verteilt werden, sollte die bestehende Gesellschaftsordnung radikal geändert und durch „göttliche Gerechtigkeit" mehr soziale Gleichheit und Freiheit erkämpft werden. Um die Person Joß Fritz und um die Entwicklungen, die er im ganzen Südwesten seit dem Jahr 1502 in Bewegung gebracht hat, geht es nun 2002, ein halbes Jahrtausend später: Bruchsal gedenkt seines großen Sohnes in einer sehr angemessenen Weise - mit wissenschaftlichem Gedankenaustausch, der die gesamteuropäischen Dimensionen dieser revolutionären Zeitspanne deutlich macht, mit einer Ausstellung, die bäuerliches Leben vor 500 Jahren lebendig werden lässt, und mit einer Publikation, die diesem historisch bedeutsamen Gedenken in beispielhafter Weise entspricht: Thomas Adam, der Leiter des Stadtarchivs, schrieb ein imponierendes kluges Buch über Joß Fritz, über die Bundschuhbewegung und den Bauernkrieg am Oberrhein.
Neues von Joß Fritz?
(2002)
Wenn sich der Nachruhm eines Menschen daran messen lässt, wie stark er noch fast 500 Jahre nach seinem Tod die Gemüter erhitzt, polarisiert und manchmal sogar Emotionen hochschlagen lässt - dann ist der Nachruhm von Joß Fritz, dem Bundschuhführer aus Untergrombach bei Bruchsal, zweifellos immens. Er ging mit seinen drei Aufstandsversuchen -
1502 im Hochstift Speyer, 1513 bei Freiburg und 1517 am gesamten Oberrhein - dem deutschen Bauernkrieg von 1525 voraus, er hat ihn (ideologisch und praktisch) wohl auch mit angebahnt. Zwar ist er stets gescheitert, aber immer konnte er seinen Häschern entkommen, und noch einmal tauchte er 1524, am Vorabend des Bauernkrieges, im Hegau auf, um zu verkünden, er könne nicht sterben, ehe der Bundschuh nicht seinen Fortgang genommen habe. Schon zu Lebzeiten hat dieser Rebell und Aufrührer als eine Ikone der Revolution gegolten. Die Behörden seiner Zeit sahen ihn, naheliegender Weise, deshalb als einen Unbelehrbaren an, als einen Wiederholungstäter, und so schrieb ein Freiburger Amtmann nach dem zweiten Aufstandsversuch 1513 über Joß Fritz den bezeichnenden Satz: ,,Der hat sollichs verborgen feur jetzt widerumb anzundt".
In die Zeit der Entstehung des Rheintalgrabens im erdgeschichtlichen Tertiär zwischen den einst zusammenhängenden Gebirgszügen des Schwarzwaldes, der Vogesen, des Odenwaldes und der Pfälzer Berge fällt auch die Geburt des offensichtlich den Südwesten Deutschlands begünstigenden Einzugsstromes des oberrheinischen Frühlings. Er führt über das Rhönetal,
die Burgundische Pforte, über den Kaiserstuhl etwa 300 Kilometer lang geradewegs nordwärts bis in die Region Wiesbadens. Am Isteiner Klotz beginnend ist die Verwerfungsspalte der Ostkante der Ebene tiefer als im Westen. Sie zieht dicht an der Stadt Bruchsal vorbei. Dort bildet sie einen Seitenast, den tektonischen Einbruch der Kraichgausenke zwischen Schwarzwald
und Odenwald in Richtung Steinsberg - Mittlerer Neckar.
Der südliche Oberrhein zwischen Straßburg und Basel erscheint heute als eine schon immer und kontinuierlich katholische Region, abgesehen von Basel, Straßburg und einigen Teilen des Markgräflerlandes. Dieser Eindruck eines konfessionell einheitlichen, habsburgischen Machtbereichs täuscht aber, da in den einhundert Jahren zwischen Luthers Thesen und dem Dreißigjährigen Krieg am Oberrhein viele reformatorische Initiativen zu beobachten sind und gerade die vermeintlich geschlossen habsburgischen Gebiete weitaus differenzierter betrachtet werden müssen. Die Vielfalt reformatorischer Erneuerungsinitiativen vollzog sich im Wesentlichen in zwei vollkommen unterschiedlichen Phasen, die sich auch in ihren sozialen Trägerschichten erheblich unterschieden.
Der achtzigste Geburtstag von Professor Hepp ist über die persönliche Wertschätzung hinaus ein Anlass, seine Aktivitäten der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den badischen Regionen am Rhein und dem Elsass zu würdigen. Er hat in den letzten Jahren ein enges Netzwerk von Kontakten mit Institutionen, Vereinen und Bürgerinitiativen im Elsass geknüpft,
die ihrerseits an einer Kooperation mit ihren badischen Nachbarn interessiert sind. Inhaltlich geht es hierbei um eine breite Palette von Themen, die die Ausgestaltung unserer gemeinsamen Lebenswelt am Oberrhein betreffen. Ein besonderes Interesse gilt hier den Bereichen der Regionalkultur und Regionalgeschichte, sowie dem Anliegen einer Förderung der Zweisprachigkeit.
Nachdem die Wehrmacht am 24. März 1945 in Süddeutschland die linksrheinischen Gebiet aufgegeben und sich über den Rhein zurückgezogen hatte, war der Krieg für die Pfalz und die Gebiete westlich des Rheins vorbei. Bis zum Ende der Kampfhandlungen und der Kapitulation des Dritten Reiches am 8. Mai 1945 sollte es noch etwa sechs Wochen dauern.
Karl Reinfried kann als bedeutender Heimatforscher der Geschichte der Ortenau bezeichnet werden. Dies kommt durch seine annähernd 200 Publikationen zu den entsprechenden Themen zum Ausdruck. Nach seinem Tode griff beispielsweise Ernst Huber in seinem in der »Ortenau« veröffentlichten Beitrag auf die Forschungen von Reinfried zurück. Dies wird ebenfalls im folgenden Abschnitt dargestellt. Schließlich stehen die historischen Impulse Reinfrieds in Form seiner Publikationen in der »Ortenau« zur Erörterung an. In einer abschließenden Beurteilung soll analysiert werden, weshalb die heimatgeschichtlichen Publikationen Reinfrieds in der »Ortenau« auch heute noch von Bedeutung sind.
Aus dem badischen Oberrheingebiet werden Vorkommen des Laubmooses Tortula latifolia (BRUCH) HARTM. außerhalb des Überschwemmungsbereichs der Flüsse beschrieben. Das Moos wurde an einzeln stehenden Bäumen in Parkanlagen und auf Friedhöfen gefunden, zumeist an der Stammbasis. Ein weiterer wichtiger Vorkommensbereich sind Asphaltdecken der Wege,
hier an wenig betretenen oder befahrenen Rändern. Schließlich werden Vorkommen an Mauern (außerhalb des Überflutungsbereichs der Flüsse) genannt. Die Vergesellschaftung des Mooses an den einzelnen Standorten wird dargestellt.
Ludwigia x kentiana E. J. CLEMENT, eine erst kürzlich beschriebene Hybride zwischen L. natans und L. palustris, besitzt seit über 20 Jahren ein beständiges Vorkommen in Südwestdeutschland. Die ursprüngliche Bestimmung erfolgte als Ludwigia palustris L. Die Bestimmungsmerkmale der drei Ludwigia-Sippe werden genannt und illustriert.
Unter dem Namen Hippochaete alsatica wurde von FUCHS-ECKERT (1980) aus dem Elsaß eine Schachtelhalm-Sippe beschrieben, die morphologisch zwischen E. hyemale und E. xtrachyodon vermittelt. BENNERT et al. (2005) konnten nachweisen, daß es sich hierbei um eine triploide Schachtelhalm-Hybride handelt. Mehrere Möglichkeiten für die Entstehung solcher triploider Pflanzen sind denkbar. Am wahrscheinlichsten ist die Beteiligung diploider Gametophyten (Prothallien), die sich aus Diplosporen bilden (also unreduzierten Sporen, welche dieselbe Chromosomenzahl wie der
elterliche Sporophyt besitzen). Aus Literaturbefunden geht hervor, daß solche Diplosporen regelmäßig von
diploiden Hybriden aus der Untergattung Hippochaete gebildet werden. Wegen der partiellen Übereinstimmung der Genome von diploiden Eltern sowie diploiden und triploiden Hybriden, die alle eine nicht unbeträchtliche standörtliche
Variabilität aufweisen, zeigen diese Schachtelhalme in der Natur nahezu ein Formenkontinuum, das eine Abgrenzung der einzelnen Sippen und Cytotypen erschwert. Für E. ×alsaticum werden Merkmale beschrieben, die eine Unterscheidung von den diploiden Vorfahren (E. hyemale und E. ×trachyodon) erlauben. Die aktuell bekannte Verbreitung von E. ×alsaticum wird in einer Verbreitungskarte und detailliert in einer Fundortliste dargestellt. Die Frage, ob diese triploide Hybride mehrfach örtlich und zeitlich unabhängig voneinander entstanden ist oder ob sie sich dank ihrer ausgeprägten vegetativen Vermehrungsfähigkeit entlang des Rheins ausgebreitet hat, muß offen bleiben. Der von PHILIPPI (1990, 1993) vorgeschlagene, aber formal nicht korrekt umkombinierte Name Equisetum ×alsaticum wird in der vorliegenden Arbeit validiert.
Im Zeitraum von 1998 bis 2004 wurden stichprobenartig die Aufwuchsalgen (ohne Bacillariophyta) in Uferbereichen von Hoch- und Oberrhein untersucht und zeichnerisch und photographisch dokumentiert. Es wurden insgesamt 163 Taxa registriert. Den höchsten Anteil nahmen die Cyanophyta mit 109 Taxa ein, gefolgt von den Chloropyta mit 40 Taxa. Der Rest verteilte sich auf Rhodo-, Eugleno-, Crypto-, Chryso-, Xantho- und Phaeophyta. Die für die Algenverbreitung besonders
relevanten pH- und Härtewerte des Wassers lagen im langjährigen Mittel im Hoch- und Oberrhein zwischen pH 8-8,3, bezw. 8-9,7° dH (Gesamthärte). Im weitgehend unberührten, sehr sauberen und sehr schnell fließenden Hochrheinabschnitt unterhalb Schaffhausen erreichten Chamaesiphon oncobyrsoides, Ch. polonicus, Stichosiphon pseudopolymorphus, Pleurocapsa fusca, Homoeothrix janthina und Ulothrix zonata höhere Abundanzen und bestimmten dort weitgehend
das Besiedlungsmuster. Eine große Gruppe von Taxa war mit z.T. hohen Abundanzen über die gesamte Strecke von Hoch- und Oberrhein verteilt. Hierzu zählten Hydrococcus cesatii, Siphononema polonicum, Chamaesiphon polymorphus, Chroococcopsis fluviatilis, Pleurocapsa minor, Xenotholos kerneri, Phormidium subfuscum, Ph. retzii, Ph. uncinatum, Ph. subfuscum, Schizothrix calcicola. Eine weitere Gruppe hatte ihren Verbreitungsschwerpunkt nur im Oberrhein, zum Teil
erst im Abschnitt nördlich des Kaiserstuhls. Aspektbildend waren in dieser Gruppe Cladophora glomerata, Gongrosira incrustans, Audouinella chalybea, Hildenbrandia rivularis, Homoeothrix varians, Phormidium corium, Microcoleus subtorulosus. Calothrix parietina, Aphanocapsa parasitica, Chlorogloea rivularis, Schizothrix lardacea und andere Kleinformen bildeten zusätzlich eine dichte ± gallertige Schicht auf den meisten submersen Substraten. Als Besonderheiten
für den Rhein, wenn auch zum Teil nur mit niedrigen Abundanzen präsent, sind hervorzuheben: Gloeocapsa sanguinea, Chroococcus bituminosus, Ammatoidea normannii, Pseudophormidium rhenanum, Schizothrix cf. funiculus, Thorea hispida, Apistonema commutatum, Pleurocladia lacustris, Dilabifilum incrustans, Gongrosira leptotricha. Es sind dies in der Mehrzahl Formen, die insgesamt eine geringe Verbreitung besitzen und deshalb in den Fundlisten von Fließwasseralgen kaum
Erwähnung finden. Andere Taxa, die in früheren Jahren ein stärkeres Vorkommen im Rhein zeigten, wie Rivularia biasolettiana, R. haematites, Tolypothrix lanata wurden nicht mehr gefunden.
Das Laubmoos Fissidens arnoldii R. RUTHE (Fissidentaceae) wurde an sechs Fundstellen im westlichen Teil von Baden-Württemberg (Südwestdeutschland) beobachtet. Das Moos wird abgebildet. F. arnoldii besiedelt im Gebiet basenreiche, zeitweise überschwemmte Blöcke, Steine, Felsen und Mauern an Bächen oder kleinen Kanälen und am Ufer des Rheins. Die Vergesellschaftung der Art wurde untersucht. An Bächen und Kanälen wächst das Moos oft zusammen mit Platyhypnidium riparioides, Hygrohypnum luridum, Brachythecium rivulare, Amblystegium tenax, Didymodon spadiceus, Fissidens pusillus und F. gracilifolius. Am Rheinufer ist F. arnoldii mit Fissidens crassipes, Leptodictyum riparium, Cinclidotus riparius und Octodiceras fontanum vergesellschaftet.
In der vorliegenden Untersuchung sollte festgestellt werden, in wie weit die biologische Stechmückenbekämpfung mit B.t.i.
(Bacillus thuringiensis israelensis) und die dadurch reduzierte Stechmückenzahl (Diptera, Culicidae) einen Einfluss auf die
Nahrungszusammensetzung von Vögeln haben kann, die ihre Nahrung im Flug erbeuten oder von der Vegetation absammeln. Hierzu wurde mit Hilfe der Halsringmethode die Zusammensetzung der Nestlingsnahrung von in den Rheinauen brütenden Mehlschwalben (Delichon urbica), Teichrohrsängern (Acrocephalus scirpaceus), Trauerschnäppern (Ficedula
hypoleuca), Kohlmeisen (Parus majoi) und Blaumeisen (Parus caeruleus) überprüft. Begleitend dazu wurde die Fluginsektenfauna mit dem Autokescher gefangen und der Anteil der verschiedenen Insektengruppen bestimmt. Es zeigte sich, dass die Hauptaktivitätszeit der Stechmücken (bes. Aedes vexans) erst gegen Abend beginnt, während die
im Flug jagenden Mehlschwalben etwa 60 Minuten vor Sonnenuntergang die Fütterung der Nestlinge zunehmend einstellen. Eine Probenahme in der Zeit um den Sonnenuntergang herum war bei den Vögeln nicht mehr möglich. In den Autokescherfängen, die parallel zu der Beprobung der Mehlschwalben durchgeführt wurden, also deutlich vor Sonnenuntergang, konnte nur einmal eine Stechmücke nachgewiesen werden. In den späteren Autokescherfängen (von 30 min vor bis 30 min nach Sonnenuntergang) waren von April bis Juni nur vereinzelt Stechmücken vorhanden, im Juli stieg ihre Anzahl und nahm dann im August wieder ab. Den höchsten Anteil an der Gesamtzahl der mit dem Autokescher gefangenen Insekten erreichten die Stechmücken im Kontrollgebiet NSG Biedensand bei Sonnenuntergang im Juli mit 31,3 %. Sonst blieb ihr Anteil meist (deutlich) unter 5 %. Die fehlende Überschneidung der Aktivitätszeiten von Vögeln und Stechmücken zeigt sich auch an dem geringen Anteil (0,09 %) der Stechmücken in den Nahrungsproben der Mehlschwalben. Die Vögel fütterten ihre Nestlinge vorzugsweise mit Blattläusen (Aphidina, bei der Erstbrut der Mehlschwalben) und Kurzflügelkäfern (Staphylinidae, bei der Zweitbrut). Bei den Vogelarten, die ihre Beutetiere von der Vegetation absammeln, wurden in 140 Proben nur beim Teichrohrsänger 5 Stechmücken in der Nestlingsnahrung gefunden (Anteil: 5,3 %), davon waren 4 Larven. Vor allem Kohl- und Blaumeise bevorzugten Schmetterlingslarven, aber auch bei Teichrohrsänger und Trauerschnäpper war der Anteil der nicht flugfähigen Tiere (Raupen, Spinnen, Blattläuse) vergleichsweise hoch. Unter den Diptera wurden größere Exemplare bevorzugt (z.B. Tipulidae, Syrphidae). Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass der Anteil der Culicidae am Beutespektrum der untersuchten auenbewohnenden Vogelarten sehr gering ist und auch bei einem höheren Stechmückenaufkommen kaum ansteigen würde. Somit kann die Reduzierung der Stechmückenzahl durch die Bekämpfung mit B.t.i. keinen nachteiligen Einfluss auf die Ernährung dieser Vögel haben.
Veränderungen in der Oenothera-Flora im Oberrheingebiet seit den Jahren 1951/56 werden dargestellt. Vorkommen einiger damals beobachteter Arten sind erloschen; andere Arten sind selten geworden. Oe. ersteinensis hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Am Rheindamm bei Altenheim wurden auf einer Länge von ca. 6 km die Bestände der einzelnen Oenothera-Arten in den Jahren 1975-95 genau erfasst.
Durchwachsenblättriger und Später Bitterling (Blackstonia perfoliata et acuminata) am Oberrhein
(2003)
Im südlichen und mittleren Oberrheingebiet wurden 7 Vorkommen von Blackstonia perfoliata und 13 Vorkommen von B. acuminata untersucht und mit pflanzensoziologischen Aufnahmen dokumentiert. Zur Unterscheidung der Taxa erwiesen sich vor allem Merkmale im Blütenbereich als zuverlässig. Vorkommen von B. perfoliata fanden sich in wechseltrockenen bis -feuchten Kalkmagerrasen der Lahr-Emmendinger Vorbergzone, am Schönberg bei Freiburg und an mehreren Pfeifengrasstellen in Markgräfler Rheinebene und Hügelland. Bestände von B. acuminata wuchsen zwischen Rheinau und Hartheim auf abgeschobenen Kiesrohböden im Wechselwasserbereich sowie in Pfeifengrasstreuwiesen der Rheinauen. Es werden Beobachtungen zu Ausbreitungsbiologie und Phänologie mitgeteilt. Den oberrheinischen Vorkommen an Sekundärstandorten werden Primärvorkommen in der Wildflussaue der Durance (Südfrankreich) gegenübergestellt. Beide Arten sind durch fortschreitende Sukzession, B. acuminata zusätzlich durch den fortschreitenden Abbau ihrer im Zuge des Kiesabbaus entstandenen Sekundärstandorte gefährdet.
Die Wiederansiedlung des Bibers (Castor fiber L.) in den elsässischen und badischen Rheinauen
(2002)
Ausgerottet seit Anfangs des 19. Jahrhunderts, wurden Biber - Wildfänge aus dem Rhönetal - an mehreren Stellen in den
Oberrheinauen ausgesetzt: insgesamt 22 Tiere am Muehlbach (1973) und an der Moder (1993-95) im Elsass sowie 4
Tiere an der Rench (1979) in Baden. Zwischen 1998 und 2002 wurde beiderseits des Oberrheins eine Bestandsaufnahme
durchgeführt, über deren Methode und Ergebnisse hier berichtet wird. In 28 elsässischen und 5 badischen Gemeinden konnten Biberspuren nachgewiesen werden. Der geschätzte Bestand beträgt 90-110 Tiere, die sich in zwei getrennte Subpopulationen aufteilen, vorwiegend in der Nähe der beiden Aussetzungsgebiete im Elsass. Drei Jahrzehnte nach den ersten Freilassungen fällt auf, dass viele günstige Lebensräume wie Rheinseitengräben, Abschnitte des Restrheins und große Teile der rechtsrheinischen Auen nicht besiedelt wurden. Als limitierende Faktoren dafür kommen unselektive Bekämpfung von Nutria und Bisam, Straßenverkehr und Ausbreitungshindernisse durch den Ausbau der Rheinauen in Frage. Maßnahmen zur Habitataufwertung, Bestandsstützung und -kontrolle des Bibers im Oberrheingebiet werden vorgeschlagen.
Im intensiv bewirtschafteten Weinbaugebiet Kaiserstuhl (Südwestdeutschland) wurde die Chilopodenfauna von 11 Flächen
aus zwei entgegengesetzt exponierten Untersuchungsgebieten erfasst, die Unterschiede in der Besiedlung dargelegt sowie das Auftreten einzelner Arten diskutiert. Die Rebflächen unterlagen seit mindestens 10 Jahren unterschiedlichen Bodenbearbeitungsmaßnahmen. Der Einfluss der verschiedenen Verfahren auf die Struktur der Chilopodengemeinschaften
wurde geprüft. Am nachhaltigsten wirkte sich das Fräsen aus.
Die meisten Wanzen ernähren sich von Pflanzensäften, die sie in Wurzeln, Stängeln, Blättern oder Blüten finden. Manchmal besaugen sie auch Früchte, Pollen oder Pilzhyphen. Sie sind also plantisug. Doch gibt es auch einige Wanzenfamilien, deren Arten sich überwiegend oder ausschließlich carnivor ernähren. Unter den mitteleuropäischen Wanzen sind dies die Raubwanzen (Reduviidae), die Sichelwanzen (Nabidae), die Bettwanzen (Cimicidae), einige Blumenwanzen (Anthocoridae) und etliche Blindwanzen (Miridae), sowie die meisten Wasserläufer und Wasserwanzen.
In einer Literaturangabe von Schmidt (1927) wird das Vorkommen von Grimmia laevigata und Grimmia ovalis, zweier
seltener Felsmoosarten, auf Dächern bei Freiburg erwähnt. Diese Vorkommen werden bestätigt und darüber hinaus viele
weitere Vorkommen im Südbadischen Raum kartiert. Es wird diskutiert, warum die Moose überwiegend auf Dächern mit alten, handgestrichenen Biberschwanz-Ziegeln vorkommen und warum sie auf Dächern an trockene und warme Lagen (Weinbaugebiete) gebunden sind, an Felsen aber auch im hohen Schwarzwald vorkommen.
Das Laubmoos Crossidium aberrans J. M. Holzinger & E. B. Bartram (Pottiaceae) wurde zum ersten Mal in Deutschland
nachgewiesen. Die Fundstelle liegt im Kaiserstuhl in Baden-Württemberg (Südwestdeutschland). Das Moos wird beschrieben, außerdem werden die Ökologie, die Vergesellschaftung und die Gefährdung der Art behandelt. Die Arbeit enthält einen Bestimmungsschlüssel für die aus Mitteleuropa bekannten Taxa der Gattung Crossidium Jur. Im Jahr 1984 wurde
Crossidium aberrans auch auf den Balearen (auf Mallorca) gesammelt.
Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde in einem Gebiet in den nordbadischen Rheinauen eine Untersuchung durchgeführt mit dem Ziel, den möglichen Einfluss der biologischen Stechmückenbekämpfung auf lokale Fledermauspopulationen zu erfassen. Neben anderen Projekten wurden Analysen von Kotpellets von Wasser- (Myotis daubentonii Kuhl, 1817) und Rauhhautfledermäusen (Pipistrellus nathusii Keyserling & Blasius, 1839) durchgeführt, um den relativen Anteil von Stechmücken (Culicidae) innerhalb des Nahrungsspektrums der Fledermäuse zu erfassen. Die Ergebnisse zeigten, dass sich beide Fledermausarten überwiegend von Gliedertieren kleiner und mittlerer Größe ernährten, insbesondere von Zweiflüglern (Diptera). Bei der Wasserfledermaus konnte eine saisonale Umstellung des Nahrungsspektrums ermittelt werden. Während sich ihre Nahrung im Frühjahr hauptsächlich aus Zuckmücken (Chironomidae) zusammensetzte, lag der Anteil von Insekten, die nicht dem Wasser entstammen, im Sommer deutlich höher,
was darauf schließen lässt, dass die Wasserfledermaus in dieser Jahreszeit ihre Nahrung vermehrt in terrestrischen
Jagdgebieten sucht. Die ausgeprägten saisonale Schwankungen in der Nahrungszusammensetzung können für beide untersuchten Fledermausarten als Indiz für ein ausgesprochen opportunistisch geprägtes Verhalten bei der Nahrungsaufnahme gewertet werden. Dabei werden besonders in Schwärmen auftretende Insektengruppen bejagt.
Obwohl während des gesamten Untersuchungszeitraumes Stechmücken in hohen Dichten in den Auwäldern auftraten,
konnte diese Insektengruppe nur in wenigen Fällen sicher in der Nahrung nachgewiesen werden. Auf die Verwechslungsmöglichkeiten mit Büschelmücken (Chaoboridae) wird eingegangen. Die Studie hat gezeigt, dass die Fledermauspopulationen im Untersuchungsgebiet durch eine Stechmückenbekämpfung mit Präparaten auf Basis von Bacillus thuringiensis israelensis nicht beeinträchtigt wurden. Im Umkehrschluss ist festzuhalten, dass Fledermäuse nicht dazu geeignet sind, als Prädatoren in einem integrierten Programm zur Stechmückenbekämpfung eingesetzt zu werden.
Als Mennonit über die Geschichte der Täufer zu referieren birgt eine besondere Herausforderung. Kirchenhistoriker, zumal wenn sie sich gleichzeitig als Mitglied einer Kirche verstehen, stehen meines Erachtens in einem eigentümlichen Spannungsfeld. Diesen Vortrag halte ich heute Nachmittag vor Ihnen anders, als wenn ich zum selben Thema etwa bei einer Sektion des Historikertags zu sprechen gebeten worden wäre. Aber nicht, weil ich denke, dass hier weniger strenge wissenschaftliche Standards herrschen als bei Profanhistorikern. Wer sich den Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens verpflichtet fühlt – und ich denke, das tun alle Kirchenhistoriker – wird sicherlich nicht der Versuchung erliegen, die Kirchengeschichte zur Legitimation einer heutigen menschlichen Institution zu missbrauchen. Die meisten Kirchenhistorikerinnen und Kirchenhistoriker besitzen genügend Realitätssinn und Quellenkenntnis, um Identitätsmerkmale und Theologumena, die ihnen vielleicht heute sehr am Herzen liegen, nicht unbedacht in die Vergangenheit zu projizieren. Doch auch wenn man gegen die Gefahr gefeit ist, aus der Kirchengeschichte eine Legitimationsinstanz oder eine Quelle von identitätsstiftenden Mythen zu machen, bleibt die Aufgabe des Kirchenhistorikers grundlegend anders als die eines Profanhistorikers.
Der gewählte Zeitraum zwischen 1636 und 1868 ist von zwei unterschiedlichen Vorgängen bestimmt. Die Darstellung setzt ein mit dem frühesten Nachweis der Einwanderung einzelner Täufer von 1636 an in den Kraichgau, die – wie etwa Vertreter
der Familie Landis – aus dem Züricher Oberland stammten. Mit ihrer Abwanderung entzogen sie sich den seit 1612 einsetzenden Bekehrungsversuchen und der restriktiven Gesetzgebung des Züricher Stadtrates und anderer Schweizer Stadtstaaten. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges folgten ihnen mehrere Hundert Glaubensangehörige aus der Schweiz und auch aus dem Elsass, um sich in Regionen am nördlichen Oberrhein niederzulassen. Zu diesen Gebieten gehörten neben dem Kraichgau solche in Rheinhessen und in der Pfalz, während erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts auch in der Markgrafschaft Baden-Durlach täuferische Emigranten aufgenommen wurden. Dabei waren die Motive des Wanderverhaltens unterschiedlich gelagert, denn die Emigranten unterschieden sich hinsichtlich Alter, sozialer Herkunft und Vermögen stark voneinander.
Johann Heinrich Jung-Stilling gehörte zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Literaten seiner Zeit. Seine Werke hatten auch in denjenigen Landschaften des deutschen Südwestens, die Anfang des 19. Jh. zum Großherzogtum Baden zusammengefügt wurden, eine breite Leserschaft. Jung-Stilling war in Baden nicht nur literarisch wirksam. Er war dort gegen Ende seines Lebens auch wohnhaft und nahm persönlich Einfluss auf kirchliche Zusammenhänge. In zwei Abschnitten wird im Folgenden der
Einfluss Jung-Stillings in Baden nachgezeichnet. Zunächst wird Jung-Stillings Wirken zu Lebzeiten in Baden betrachtet. In einem zweiten Abschnitt geht es um die Frage, wie die Bedeutung Jung-Stillings für die Badische Erweckungsbewegung ab
den 1820er Jahren zu bewerten ist.
Sehr herzlich möchte ich Sie am heutigen Abend zur dieser Veranstaltung begrüßen, die für manche unter Ihnen hinsichtlich ihrer Zielsetzung vielleicht noch etwas kryptisch geblieben ist. Doch immerhin so konkret waren ein Bild, ein Gemälde und vor allem ein Name auf unserer Einladung, dass Sie heute Abend da sind und vielleicht doch gespannt, was sich hier in der nächsten Stunde ereignen mag. Im Folgenden möchte ich Ihnen in der notwendigen Kürze, aber auch klar genug
vorstellen, was heute Abend und in Zukunft unter einer Oberrheinischen Sozietät verstanden werden soll und – gerne gebe ich es zu – für diese Ihr Interesse wecken. Nach einem weiteren Musikstück möchte ich – gleichsam als erste Aktion dieser
dann eröffneten Oberrheinischen Sozietät – eine Veröffentlichung, nämlich die neueste Veröffentlichung von Professor Eike Wolgast vorstellen, eine Aufsatzsammlung, die vom Verein für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden verantwortet wird. Ich freue mich, dass dazu auch ein Vertreter des Kohlhammer-Verlages, Herr Dr. Sebastian Weigert, unter uns ist und das Wort ergreifen wird. Ich begrüße Sie sehr herzlich.
Im letzten Jahrzehnt haben besonders weitreichende politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen stattgefunden, die zu einer neuen Bedeutung der Regionen in Europa geführt haben Die Nachbarschaftspolitik des Landes
Baden-Württemberg ist deshalb nicht von ungefähr Grundlage seiner Europapolitik. Die Aufnahme dieses Zieles in die Präambel der Landesverfassung bringt dies in besonderer Weise zum Ausdruck. Der Regierungsbezirk Südbaden grenzt am
Oberrhein an die französische Region Alsace mit ihren beiden Departements Haut-Rhin und Bas-Rhin, am Hochrhein an die Schweizer Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau, Zürich, Schaffhausen und Thurgau. Die Grenze zur Schweiz ist zugleich Außengrenze der EU. Die meisten Landkreise im Regierungsbezirk, der 2.1 Mio. Einwohner zählt, sind Grenzlandkreise. Deshalb hat die Landesregierung speziell den Regierungspräsidenten von Freiburg mit der regionalen Gesamtkoordination dieses vielfältigen Politikfeldes beauftragt.
Seit Beginn ihrer Digitalisierung 2010 liegt ein Fokus der
Badischen Landesbibliothek auf regionalen Beständen aus und zu Baden. Unter
diesen finden sich auch Reisebeschreibungen und Bildbände aus dem 19. Jahrhundert
mit zahlreichen Ansichten von Städten, Landschaften, Kirchen, Burgen,
Plätzen und weiteren Baudenkmälern aus dem Oberrheingebiet sowie wissenschaftliche
Literatur zum Rhein. Die Abbildungen werden mit angereicherten
Normdaten verknüpft und mittels Zuweisung der entsprechenden Koordinaten
auf einer Landkarte verortet. Dadurch kann die Badische Landesbibliothek ihren
speziell an Bildzeugnissen interessierten Nutzerinnen und Nutzern verschiedene
Rechercheeinstiege anbieten: Zugriff auf die einzelnen Abbildungen bieten ein
alphabetisches Ortsnamenregister, ein Suchschlitz oder die Verortung auf einer
Landkarte.
Das Laubmoos Rhynchostegiella jacquinii (Garov.)
Limpr. (Brachytheciaceae) wurde an 52 Fundstellen
¡m westlichen Teil von Baden-Württemberg (Südwestdeutschland) beobachtet. Die verwandte Art R. curviseta (Brid.) Limpr. ließ sich in dieser Region an vier
Fundorten feststellen. R. jacquinii wird abgebildet. Das
Moos wächst im Gebiet vor allem an basenreichen,
zeitweise überfluteten Blöcken, Steinen und Felsen
an Bächen in Klingen und Schluchten im Bereich von
Laubwäldern. R. curviseta besiedelt dagegen hauptsächlich zeitweise überschwemmte Sekundärstandorte (meist ältere, basenreiche Blockmauern) an Bächen. Die Vergesellschaftung der beiden Arten wurde
untersucht. Häufige, charakteristische Begleitmoose
sind Platyhypnidium riparioides, Brachythecium rivulare, Amblystegium tenax, Hygrohypnum luridum,
Cratoneuron filicinum, Thamnobryum alopecurum,
Eurhynchium hians, Fissidens pusillus, F. gracilifolius,
F. crassipes und Didymodon spadiceus.
Dr. Paul Wolff (1887–1951)
(2019)
Im Jahr vor seinem Tod schrieb der Fotograf und Arzt Dr. Wolff seine Autobiografie, in der er sich vor allem seinem Leben
mit der Kamera, besonders der legendären Leica, widmete, die ihn berühmt und erfolgreich gemacht hatte. Industrielle, Politiker, Arbeiter und Kinder – alle hatte er mit seinen Objektiven in typischen Posen erfasst und auf Celluloid (früher auf Glasplatten) gebannt. Seinen Rückblick auf ein abenteuerliches, arbeitsreiches Leben begann er mit der Schilderung seiner
Kindheit in Lothringen, das damals zum deutschen Kaiserreich gehört hatte, und der anschließenden Jugendzeit in Straßburg.
Der Scharfrichter, der mit der Schärfe des Schwertes richtet, wird, da er nach dem Spruch des „Hohen Gerichts“ richtet, auch als Nachrichter bezeichnet. Die lateinische Bezeichnung für ihn ist: „carnifex“. Für das „Römische Reich deutscher Nation“ gilt als früheste Nennung eines „professionellen Scharfrichters“ das Jahr 1276 für die Stadt Augsburg. Just in diese Zeit fällt auch die Loslösung der Straßburger Bürger von der bischöflichen Herrschaft des Straßburger Bischofs Walther von Geroldseck, ausgelöst durch die Schlacht bei Hausbergen im Jahre 1262. Damit kann man davon ausgehen, dass in der Folge mit diesem Jahr nicht nur die Reichsunmittelbarkeit, sondern auch der Blutbann verliehen worden ist. Wer die „Hohe Gerichtsbarkeit“ innehat, ist rechtlich befugt, einen Scharf- oder Nachrichter in seinen Dienst zu stellen. Der Straßburger Scharfrichter tritt im Jahre 1286 ans Licht der Geschichte.
Im Pliozän und im Unterpleistozän (Eiszeitalter) vor 5 - ca . 1 Mio Jahren entwässerte der Alpenrhein auf hohem Niveau nach Norden zur Donau. Ab den Donau-Eiszeiten breitete sich in jedem Glazial der Rheingletscher im Vorland aus, was ab dem
Günz-Eiszeitenkomplex (vor vielleicht 1 Mio Jahren) jeweils zum Hochstau der westlichen Schmelzwasserströme und Zubringerflüsse wie der Thur führte. Wie die Deckenschotterrelikte zeigen, kam es dabei zum Überlauf nach Westen zum tief liegenden
Aare-Oberrhein-System. Gleichzeitig begannen die Eisströme das Bodenseebecken
etappenweise auszuschürfen. Nach dem Abschmelzen des Vorlandgletschers wurde jeweils in den Interglazialen wieder der Abfluss zur Donau frei, wobei sich wahrscheinlich
auch erste hoch spiegelnde Beckenseen gebildet hatten. Mit den jüngsten, den tieferen
Deckenschottern, war schliesslich das Überlaufniveau über dem Untersee au f +600 m
ü M abgesunken und lag damit niedriger als die Schwelle zwischen Bodenseebecken und
Donau im Raum Federsee mit mehr als 600 m ü M.
Wenn die Leute vom „Jakobsweg“ sprechen, denken sie zuerst
an den nordspanischen Hauptweg von den Pyrenäen über
Pamplona, Burgos und León nach Santiago de Compostela. In
Deutschland ist die Zahl der Jakobs-Pilger vor allem seit H. P.
Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ (2006) deutlich gestiegen, sie verdoppelte sich 2008 von 7000 auf 14 000 Pilger zu
Fuß, die am Ziel die begehrte Urkunde, die lateinisch geschriebene „Compostela“ erhielten. [1]
Die Zahl der veröffentlichten
Pilgerberichte ist kaum mehr überschaubar. Für fast jeden Teilabschnitt in dem riesigen europäischen Netz von Pilgerwegen
gibt es Pilgerführer. Und was noch nicht gedruckt vorliegt,
kann man im Internet erfragen. Das GPS leitet den Wanderer
perfekt an jeder Wegkreuzung. Wenn man sich also mit den
heutigen Hilfsmitteln auskennt, kann man getrost vor die
Haustür treten und loslaufen. Auch für die richtige Ausrüstung:
Schuhe, Kleidung, Proviant gibt es tausend Ratschläge. Aber
wie steht es mit den Wegen selbst?
Wallfahrtswege
(2016)
Dem Wallfahrtswesen, und nicht nur dem christlichen, liegt
der Glaube zugrunde, dass Gnade an bestimmte Orte gebunden
und nur an ihnen zu gewinnen sei; an Orte, an denen Wunder
geschahen und die sich selber einem Wunder verdankten (oder
über besonders wirksame Reliquien verfügten). Und der Glaube,
dass man diese Gnade nur dadurch gewann, dass man einen
weiten oder wenigstens schweren, beschwerlichen Weg auf sich
nahm.
Es gibt fromme Bilder, denen man auch außerhalb des Kirchenraums auf Schritt und Tritt begegnet: am häufigsten dem des
gekreuzigten Jesus, dann dem seiner Mutter Maria. Doch schon an dritter Stelle folgt, überraschenderweise, das des heiligen Johannes Nepomuk. Dafür, dass er auch im mittelbadischen Raum, und im 18. Jahrhundert, unzählige Male dargestellt wurde, gibt es gute Gründe.
Der erste Teil dieser Artikelfolge handelte vom Ende der Kämpfe am Rhein zwischen Karlsruhe und Mannheim im Frühjahr 1945. Im vorliegenden Teil 2 wird von der damaligen Situation um die Brücken am Rhein zwischen Wintersdorf und Weil berichtet. In diesem Bereich lagen sich im frühen 19. Jahrhundert das Großherzogtum Baden und das Kaiserreich Frankreich
gegenüber. Seit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 waren es das Deutsche Reich und das Reichsland Elsaß-Lothringen. Beide Regionen fielen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1919 wieder an Frankreich. Wenige Wochen nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 besetzte Deutschland das Elsaß wieder.
Die Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ist bei uns – anders als in Frankreich – angesichts der Schrecken der Weltkriege des 20. Jahrhunderts gänzlich verblasst. Dabei hatte der zunehmend grausamer geführte »Bruderkrieg« gravierende Folgen für beide Länder und auch die Menschen am Oberrhein: Für Deutschland brachte er die Reichseinigung und das Kaiserreich, das dann Elsass-Lothringen annektierte. Frankreich wurde nach der Abdankung Kaiser Napoléons III. endgültig zur Republik.
Zukunftsprozess Fessenheim
(2020)
Der nachfolgende Beitrag schildert die Anfänge und Entwicklungsgeschichte des Zukunftsprozesses Fessenheim: von der Phase der Diskussionen um die Abschaltung des ältesten französischen Kernkraftwerks am Oberrhein hin zu den gemeinsamen französisch-deutschen Überlegungen und Plänen für die Region Fessenheim.
Als das Robert-Koch-Institut am 11. März die Région Grand Est zum Corona-Risikogebiet erklärt, trifft das den Nerv des gemeinsamen Lebensraums, zu dem sich Straßburg und Kehl über die Jahre entwickelt haben. Die drei Monate währende Grenzschließung führt aufgrund der vielfältigen rheinübergreifenden Verflechtungen zu menschlichen Härten und Verwerfungen im deutsch-französischen Zusammenleben. Der Beitrag schildert die Wahrnehmung auf der Kehler Rheinseite.
Am 1. September 1939 begann mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen der Zweite Weltkrieg. Etwa 5 Jahre und 6 Monate sollten in Westeuropa bis zur Kapitulation des Deutschen Reichs und dem Ende der Kampfhandlungen am 8. Mai 1945 vergehen. Das Ende begann am 6. Juni 1944 mit der »Operation Overlord« – mit der Invasion der Alliierten in der Normandie.
Die konfessionelle Konfrontation und der Gegensatz der europäischen Mächte führten 1618 zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Er weitete sich von einem religiösen zu einem politischen Kampf um die Vormacht in Europa aus. Bis auf die Eidgenossenschaft waren weite Gebiete am Oberrhein von schweren Zerstörungen und einem dramatischen Bevölkerungsverlust betroffen. Erst nach dem Westfälischen Frieden 1648 und den Eroberungskriegen Frankreichs
begann am Oberrhein eine längere Friedensperiode.
Gegenstand dieser Studie ist die Verbreitung der aquatischen Makrophyten im (Kinzig)-Schutter-Unditz-Fließgewässer-System in der Offenburger Oberrheinebene
(Baden-Württemberg). In den untersuchten Gewässern
kamen 23 Arten vor, je 17 in Schutter (unterhalb Lahr)
und Unditz. Nuphar lutea, Potamogeton pectinatus und
Sparganium emersum waren die häufgisten Arten. In der
Schutter war Potamogeton nodosus die dominierende Art.
In vielen Abschnitten der Schutter, der Unditz und einiger
ihrer Zuflüsse war eine Massenentwicklung von Wasserpflanzen zu beobachten, begünstigt durch eine überwiegend schwache Strömung, fehlende bis mäßige Beschattung durch Ufergehölze und eine meist geringe Tiefe. Ein
beschränkender Einfluss der hohen Schwebstoff-Fracht
der Schutter auf die Entwicklung der makrophytischen
Vegetation war nicht feststellbar. Das Arteninventar der
untersuchten Fließgewässer besteht durchweg aus eutraphenten Arten, die sich in der Mehrzahl durch folgende
Eigenschaften auszeichnen: perennierende Lebensform,
Rhizom als Speicherorgan, schnelles Wachstum, hohe
Austauschrate der Assimilationsorgane, Konzentration
der Biomasse an der Wasseroberfläche. Im Schwarzwald weit verbreitete Weichwasser-Arten sind weder im
Unterlauf der im Schwarzwald entspringenden Schutter
noch in den anderen untersuchten Fließgewässern vertreten. Vergleiche mit anderen Fließgewässer-Systemen
belegen den bestimmenden Einfluss von geologischem
Untergrund, Gefälle und Strömung auf die Zusammensetzung und Struktur der aquatischen Vegetation. Es
ist anzunehmen, dass der Artenreichtum und der Anteil
eutrophierungs- und störungsempfindlicher Arten infolge
menschlicher Einflüsse zurückgegangen ist.
Nach der späten Entdeckung von Boudinotiana touranginii (Berce, 1870) im Jahr 2015 in Deutschland wird
nun die Verbreitung und Ökologie des so genannten
„Purpurweiden-Jungfernkindes“ beschrieben, das in
Deutschland nur am badischen Oberrhein vorkommt
und eine stenöke Reliktart der dynamischen Stromtalauen ist. Die morphologische Abgrenzung zur
Schwesterart B. notha (Hübner, 1803), die sich im
DNA-Barcoding (COI-Sequenzen) nicht separiert, sowie die Gefährdung und der Schutz von B. touranginii
sind ebenfalls Thema dieser Arbeit.
Es wurden Brutstätten von Stechmückenlarven in vier
typischen Gebieten der Hochwasserzone in der nördlichen Oberrheinebene untersucht. Ziel war, festzustellen,
ob es in den vergangenen 35 Jahren signifikante Veränderungen in der Besiedlung mit Wasserkäfern und Wasserwanzen als Fressfeinden von Stechmückenlarven
gegeben hat. Während dieser Zeit fand eine intensive
Bekämpfung der Stechmückenlarven mit Bti (Bacillus
thuringiensis israelensis) statt. Wenn die Fressfeinde
der Stechmückenlarven durch die Bekämpfung nicht
beeinträchtigt wurden, wird das als Hinweis gewertet,
dass die Bekämpfungsmaßnahmen keine Schäden im
Ökosystem verursacht haben. Um die Vergleichbarkeit
der Ergebnisse zu gewährleisten, wurde in den Jahren
2015-2017 in exakt gleicher Weise bei der Erfassung
vorgegangen wie 1979-1982.
Hätten Sie gedacht, dass Sie bei der Fahrt durch das altbadische
Oberrheintal von Karlsruhe nach Basel mindestens drei große
Mundartlandschaften durchqueren und Dutzende von Mundartlinien überschreiten? Statt der schnellen Autofahrt von
2 Stunden 13 Minuten können Sie aber auch das langsamere
Fahrrad für die von Google maps auf 197 km berechnete Strecke vom Karlsruher Schlossplatz bis zum Basler Barfüßerplatz
benutzen – und ganz nebenbei die Mundartsprecher in den
Dorfwirtschaften beim Bier oder Wein belauschen. Natürlich
können hier nicht alle typischen mundartlichen Lautungen
und Wörter aufgelistet werden, sondern einige besonders wichtige, die einen kleinen Einblick in den lautlichen, grammatischen und lexikalischen Reichtum der Mundarten am Oberrhein geben sollen.
Jeder muß wissen, worauf er bei einer Reise zu sehen hat und
was seine Sache ist“, schrieb Goethe, der ein eifriger Wanderer
und Reisender war. Worauf einer zu sehen hat: darauf wiesen
seit dem 19. Jahrhundert Reiseführer hin. Der älteste in deutscher Sprache ist der Baedeker von 1842. [1] Es ist reizvoll, sich
mit solch alten Begleitern auf die Reise in die Ortenau und
Umgebung zu machen. Der Bau der Rheintalbahn begann
1838, erreichte Offenburg 1844 und Freiburg 1845. Dennoch
war das Hauptreisemittel zu jener Zeit noch die Postkutsche.
Der „Eilwagen“ bediente täglich die Strecke Frankfurt–Basel. [2]
„Die große Strasse von Frankfurt nach Basel theilt sich in Rastadt; ein Zweig, die Rheinstrasse, geht rechts nach Kehl und
Strassburg; der andere, dem wir jetzt folgen wollen, zieht sich
links am Fuss der Hügel hin und wird die Bergstrasse (nicht zu
verwechseln mit jener nördlich von Heidelberg) genannt. Der
Eilwagen zwischen Frankfurt und Basel wechselt mit beiden
Wegen ein um den anderen Tag; sie vereinigen sich wieder in
Dinglingen.“ Ein „Eilwagen“ verband Kehl über Offenburg, das
schöne Landschaften darbiete, die allerdings denen des Höllentals nachstünden, durch das Kinzigtal und Donaueschingen
mit Schaffhausen, insgesamt 22 Meilen [3]
. Von Hausach wird
berichtet: Eine Straße führe von hier nach dem Badeorte Rippoldsau. … „Die Häuser mit breiten Dächern, die Volkstracht,
auch selbst die häuf g vorkommenden Cretins erinnern an
ähnliche Erscheinungen in der Schweiz.“ [4] Eine weitere Verbindung ging von Strassburg nach Süden über den Kniebis und die
Bäder von Griesbach und Rippoldsau. „Dieses ist der nächste
Weg von Strassburg nach Stuttgart und die Entfernung ungefähr um 1/3 geringer, als über Karlsruhe; der erste Theil des
Weges ist jedoch nicht im besten Zustande und wird daher
wenig befahren. Unser Weg durchschneidet 2 Stunden von
Kehl die grosse Frankfurt-Baseler Strasse.“
Die primär topographisch orientierte Bezeichnung des Rheins und seiner angrenzenden Landschaftsräume blieb im Abschnitt zwischen Basel und dem Bodensee bis in
die jüngere Vergangenheit schwankend. So wurde dieser Bereich in verschiedenen
Publikationen unter dem Begriff „Oberrhein“ subsumiert. Abgesehen von der Frage, ob sich mit dieser primär geographisch orientierten Gliederung auch aus historischer Sicht ein sinnvolles Betrachtungsfeld abgrenzen lässt, scheint deshalb im Hinblick auf die vorliegende Arbeit eine grundlegende begriffliche Klärung sinnvoll.
Nachfolgend wird der Untersuchungsbereich mit dem mittlerweile im wissenschaftlichen und politischen Sprachgebrauch dies- und jenseits des Stromes gebräuchlichen Terminus „Hochrhein“ umschrieben. Der Beitrag bezieht sich auf den Abschnitt zwischen Kaiseraugst und Waldshut-Tiengen sowie die im Norden und
Süden anschließenden Gebiete, deckt sich also weitgehend mit dem vorderösterreichischen Hoheitsbereich im südlichsten Breisgau, den die zuständigen Verwaltungsorgane im 18. Jahrhundert als „Oberes Rheinviertel“ bezeichneten.
Der rheinische Raum, und zwar vor allem der oberrheinische Kulturraum, spielt bereits im
12. Jahrhundert eine zentrale Rolle für den mittelhochdeutschen Minnesang. Seit etwa 1170/80
orientieren sich Lyriker aus dem Rheinland an romanischen Dichtungstraditionen, die sie –
nach dem Vorbild Heinrichs von Veldeke – in die deutsche Sprache übertragen. Eine Schlüsselstellung nimmt dabei bekanntlich Friedrich von Hausen ein, ein hochangesehener Ministeriale
des Stauferhofes, der zu den familiares et secretarii des Kaisers gehörte. Sein Dienstverhältnis
führte ihn mindestens zweimal nach Italien; er fiel im Mai 1190 auf dem Dritten Kreuzzug bei
einer Auseinandersetzung im heutigen Anatolien. Urkundliche Zeugnisse belegen seine Herkunft aus dem rheinpfälzischen oder rheinhessischen Gebiet; für den Erzbischof von Mainz hat
er ab 1170 mehrfach geurkundet. Die Adaption der provenzalischen Trobadorlyrik aus Südfrankreich bzw. der französischen Trouvèrelyrik aus dem Norden erfolgt dabei sowohl formal
als auch inhaltlich: Friedrich von Hausen und seine rheinländischen Zeitgenossen, also zum
Beispiel Ulrich von Gutenburg, um den sich das Oberelsass und ein kleiner rheinpfälzischer Ort
an der südlichen Weinstraße streiten, oder Bernger von Horheim (vom Westrand des Neckarbeckens), verwenden für einen Großteil ihrer Lieder den Typ der Kanzonenstrophe, welcher
der Romania entlehnt ist.
Vor 37 Jahren schrieb der Göttinger Wirtschafts- und Sozialhistoriker Wilhelm Abel die folgenden Sätze: „Es zeigt sich, dass auch die Geschichte des Abendlandes auf weite Strecken hin
eine Geschichte der Not, des Hungers und des Elends war. Das ist in unser Geschichtsbewusstsein noch kaum eingedrungen. [...] Zwar darf feudale Willkür nicht übersehen werden, doch
mehr noch, wenn auch vielleicht verflochten mit ihr, zogen die natürlichen Ressourcen der Versorgung mit Nahrungsmitteln Schranken. Freilich gilt dies nur für die ‚Armen‘. Doch sehr viele
waren arm in einem Zeitalter, da schon in guten Jahren nicht selten mehr als die Hälfte der Einkommen für Lebensmittel gebraucht wurde und in Notjahren die Preise der wichtigsten Brotfrucht auf das Doppelte, Dreifache und noch höher stiegen.“
Die Geschichte, den aktuellen Zustand und die Zukunft der Wasserressourcen im Oberrheingebiet kann dieser Beitrag nur ansatzweise und exemplarisch beschreiben. Zu komplex sind die
Verzahnungen der einzelnen Wasserressourcen untereinander und mit den übrigen Ressourcen
des Gebietes. Dazu kommt, dass das Wassersystem Oberrhein nicht mit den politischen Grenzen
zusammenfällt, das System beiderseits des Rheins aber vielfältig intern verbunden ist. Mit Blick
auf die Zukunft werden die einzelnen Ressourcen jeweils mit einem Unterkapitel „Gefährdung“
versehen, das dem Leser eine Risikoabschätzung des Rohstoffes Wasser erlauben soll.
Unter den zahlreichen natürlichen Ressourcen im Oberrheingebiet ist das Wasser die wohl
wichtigste. Nicht umsonst wird es oft als das „Gold“ des Oberrheingebietes bezeichnet. Dennoch,
Wasser ist nur eine der regionalen Ressourcen, wie es das Leitthema dieses Bandes „Landesschätze unserer Zukunft“ impliziert. Ausgehend von den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und
Erde können kurz die Querverbindungen zu weiteren Ressourcen aufgezeigt werden.
Die Historische Hochwasserforschung ist ein noch relativ junges Teilgebiet der Historischen Klimatologie, das sich insbesondere in den letzten Jahrzehnten einen eigenständigen Platz innerhalb
der Klimaforschung erarbeitet hat. Ihr Ziel ist es, lange Reihen von Hochwasserereignissen zu
bilden und extreme Ereignisse zu rekonstruieren, wozu ihr prinzipiell zwei Erkenntnispfade offenstehen: Für den langen und mittleren Zeithorizont von Tausenden von Jahren steht ihr der
naturwissenschaftliche Zugang über die dendrochronologische Analyse von Althölzern aus den
Auenbereichen der Flüsse offen, über die auf bis sehr weit in die Vergangenheit zurückreichende
Hochwasserereignisse geschlossen werden kann. Für den mittleren und jüngeren Zeithorizont
von rund 1.200 Jahren lassen sich die Reihen und Informationen über einen hermeneutischen
Zugang auf der Basis von schriftlichen und gegenständlichen Quellen generieren. Damit stehen
zwei voneinander unabhängige Proxies zur Verfügung, die auf unterschiedlichen zeitlichen und
räumlichen Skalen ihre Anwendung finden und zur wechselseitigen Verifikation herangezogen
werden können.
Mit den Festsetzungen des Versailler Vertrags von 1919 war es Deutschland verboten, links des
Rheins sowie in einer Zone, die sich in einer Breite von 50 km auf der rechten Rheinseite erstreckte, Truppen zu stationieren und üben zu lassen. Ferner war es in diesem Bereich verboten,
Befestigungen zu unterhalten und zu errichten. Dies führte dazu, dass alle kaiserlichen Befestigungen, die bis 1918 dort entstanden waren, geschleift werden mussten – als Beispiele seien
hier die Feste Istein nördlich von Weil am Rhein oder die Festung Köln genannt. Die Trümmer
und Reste dieser Befestigungsanlagen sind teilweise bis heute im Gelände erhalten und kehren
erst langsam wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung zurück. Doch sie sind nicht Teil dieser
Betrachtung unterschiedlicher Wahrnehmungen der einige Jahre später entstandenen Westbefestigungen.
Fluchtweg und Fluchthelfer
(2017)
Eine Flucht ist ein eiliges, manchmal unerlaubtes oder heimliches Verlassen eines Ortes, das Ausbrechen aus einer Gefangenschaft oder ein plötzlicher Rückzug, ein Davonlaufen vor Feinden,
Katastrophen oder Ähnlichem. Alle diese Aspekte scheinen sich auch bei der sogenannten Flucht
Papst Johannes XXIII. vom Konstanzer Konzil im März 1415 zu vereinigen und führten für seinen Fluchthelfer Friedrich in ein politisches Desaster ungeahnten Ausmaßes.
Bleibt noch vorauszuschicken, dass es aus historischer Perspektive zwei Päpste mit dem
Namen Johannes und derselben Ordnungszahl gab. Als Angelo Giuseppe Roncalli nach seiner
Papstwahl 1958 den Namen Johannes XXIII. wählte, machte dies den offiziellen Standpunkt
des Papsttums deutlich, dass es vor ihm keinen anderen legitimen Papst dieses Namens gegeben
habe. Dennoch ist die historische Persönlichkeit Johannes XXIII. auf dem Konstanzer Konzil
1415–1418 nicht zu leugnen. Baldassare Cossa wurde auf dem Konzil von Pisa 1409 zum Papst
gewählt und amtierte bis zu seiner Absetzung am 31. Mai 1415 in Konstanz als Papst Johannes XXIII. Neben ihm agierten aber noch zwei weitere Männer als Päpste, die sich allesamt
gegenseitig den Anspruch auf den Stuhl Petris streitig machten. Genau dieses ungeheure Kirchenschisma war die Ausgangslage für das Konstanzer Konzil, das versuchte, eine für die christliche
Welt unerträgliche Situation neu zu ordnen.
Vor 600 Jahren tagte das Konzil von Konstanz, genauer vom 5. November 1414 bis zum 22. April
1418. Die freie Reichsstadt Konstanz hatte sich als Konzilsort gegen Alternativen wie Straßburg
oder Basel durchgesetzt und wurde für dreieinhalb Jahre Schauplatz eines „Weltereignisses des
Mittelalters“. Anlässlich dieses Jubiläums wurde die Stadt Konstanz 2014 als Ort für die Große
Landesausstellung Baden-Württemberg ausgewählt. Doch nicht nur das: Die Stadt stellte ein umfangreiches Programm zusammen und widmete sich seitdem bis einschließlich 2018 mit größtem
Aufwand und Einsatz nicht nur dem historischen Gedenken, sondern mehr noch assoziativen
Verbindungslinien zu heutigen Fragestellungen und Problemen.
Der weltweit heute auf Straße, Bahn, Wasser und in der Luft flutende Verkehr
ist zweifellos eines der sicht- (und hör-)barsten Phänomene unserer modernen
Zeit - imponierend als Ausdruck der dynamischen und vielseitig verflochtenen
Wirtschaftsentwicklung, beängstigend aber auch durch seine ökologischen Gefahren.
Eindringlich werden am Verkehr die Möglichkeiten und Grenzen der Technik
wie auch die Licht- und Schattenseiten menschlichen Verhaltens deutlich. Mit der
Tagung des Alemannischen Instituts in Freiburg wird so ein Themenkreis angesprochen,
der vielseitig in technische, wirtschaftliche, ökologische und auch in
politische und psychologische Bezüge hineinführt, die wiederum sowohl rückblickend
in historischer wie vorausblickend in planerischer Sicht zu behandeln sind.
[...]
Im Oberrheingebiet haben wir ein verkehrsgeographisch besonders aufschlußreiches
Beispiel vor uns. Dieser Raum spielt seit vorgeschichtlicher Zeit eine verkehrsleitende
Rolle. Heute gehört er zu den wichtigsten Achsen Europas mit
kaum mehr zu bewältigenden Verkehrsströmen.
Es gilt nun, darzulegen, welche bestimmenden Faktoren zu dieser Entwicklung
geführt haben. Gerade am Oberrheingebiet zeigt sich beispielhaft, wie ein günstiges
Naturangebot vom Menschen bewertet und genutzt wurde, das heißt wie
sich natur- und kulturgeographische Faktoren miteinander verknüpfen.
Der Rhein entwickelte sich ab dem 18. Jahrhundert mehr und mehr zu einer für Europa besonders wichtigen Reiseregion, wobei der Mittelrhein als das attraktivste Segment galt. Verschiedene Arten von Druckwerken beschäftigten sich mit dem Fluss und seiner Umgebung. Dazu gehören Reiseberichte, die für einen bestimmten Zeitraum eine subjektive Bestandsaufnahme bieten, bei der politische Erwägungen und Interpretationen der historischen Vorgänge in der Region
eine große Rolle spielen können. Teils sind diese Bücher in Briefform verfasst und können eingeschränkt als Anleitung für eigene Reisen verwendet werden. Diese Funktion steht dann im Vordergrund der eigentlichen Reiseführer, die im frühen 19. Jahrhundert einsetzen und teils über einen längeren Zeitraum in verschiedenen, überarbeiteten Auflagen produziert worden sind. In Werken dieser Art spielt die Logistik der Reise eine große Rolle, bei der die neu hinzukommenden Fortbewegungsmittel der Dampfschifffahrt und der Eisenbahn immer wichtiger werden. Als weitere Buchgattung wären die Rheinalben zu nennen,
bei denen die bildliche Wiedergabe ausgewählter Sehenswürdigkeiten im Vordergrund steht, während der Text ganz zurücktritt; hier dominiert der Souvenircharakter.
Am 18. März 1533 unterhielt man sich im Hause Luther über ein den Zeitgenossen offenbar allgemein bekanntes, wenngleich in mancherlei Hinsicht erkennbar rätselhaftes Phänomen. Folgt man der späteren Stilisierung des Tischgesprächs, war zunächst Philipp Melanchthon darauf zu sprechen gekommen: „Der Veitstanz ist nur eine teuflische Besessenheit.“ Martin Luther antwortete: „Das Gespinst nimmt immer mehr ab.“ Und Melanchthon stimmte ihm zu: „Der Satan verlegt sich schon auf eine neue Art von Täuschung“. Letzterer stammte bekanntlich aus Bretten, er konnte den sogenannten „Veitstanz“ daher aus seiner weiteren Heimat kennen. Im Sommer 1518, wenige Monate, nachdem Luther mit seiner Kritik an der kirchlichen Heilsvermittlung an die gelehrte Öffentlichkeit getreten war, hatten in Straßburg (und vereinzelt auch in Basel) Hunderte wochenlang auf den Straßen und Plätzen der Stadt getanzt. In Wittenberg wusste man davon nur vom Hörensagen. Immerhin aber sollte dies dazu genügen, dass gerade die Publizistik der Reformationszeit jenen merkwürdigen Begriff zu einem feststehenden Topos der deutschen Sprache hat werden lassen. Als vorgeblich historisches Beispiel für massenpsychologische Suggestionen aller Art, für die ekstatische Auflösung der gesellschaftlichen Ordnung,
kennt darum auch der heutige Sprachgebrauch noch den „Veitstanz“, der irgendwo ausbricht bzw. den irgendjemand aufführt. Das Gespräch unter den Reformatoren zeigt nun, dass dieser Sanct veits tantz zu ihrer Zeit durchaus Breitenwirkung hatte. Und offensichtlich blieb er lange ein diskussionswürdiges Problem.
Der nachfolgende Beitrag behandelt vornehmlich das südliche Oberrheingebiet: die breit gestreuten Judensiedlungen im Elsass und die weniger zahlreichen im gegenüberliegenden Tiefland von der Ortenau bis hinab nach Basel. Die weiter nördlich gelegene Kern- und Ursprungsregion jüdischer Präsenz in deutschen Landen rund um Speyer, Worms und Mainz wurde als solche bereits im Jahr 1995 von Franz-Josef Ziwes ebenso umfassend wie wegweisend untersucht. Wie sehr beide Seiten des südlichen Oberrheins zur Lebenswelt aschkenasischer Juden gehörten, exemplifizieren sehr gut die Migrationsspuren des jüdischen Arztes Meister Gutleben, der zwischen 1364 und 1406 jeweils eine Reihe von Jahren in Colmar, Basel, Freiburg im Breisgau und Straßburg lebte und praktizierte. Verwiesen sei hier aber auch auf eine jüdische Diebesbande, die – von Hornberg im Gutachtal aus operierend – um 1340 sowohl im Oberelsass als auch im Breisgau, in Villingen am Ostrand des Schwarzwalds, in der Ortenau und in Basel sowie in der Bodenseeregion ihr Unwesen getrieben haben soll.
Die folgenden Beiträge von Gerd Mentgen, Matthias Untermann und Valerie Schönenberg sind die Schriftfassung der Vortragsreihe „Jüdisches Leben in Offenburg und in den Städten am Oberrhein“, die am 28. Juni 2019 auf der Jahrestagung
der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg in Offenburg gehalten wurde. Die Kommission hatte seinerzeit Stefan Weinfurter und mich mit der Planung und Durchführung dieser Sektion beauftragt. Stefan Weinfurter konnte die Offenburger Vortragsreihe nicht mehr erleben. Dem ehrenden, dankbaren und freundschaftlichen Andenken an den großen
Historiker Stefan Weinfurter sei diese kleine Beitragsreihe gewidmet!
Vom berühmten Rastatter Maß
(2003)
Von Rastatt sagt ein Buch, das 1725 in Frankfurt und Leipzig erschien, dass es „groß/und wegen der großen Maß/berühmt" sei. Und dass es „insonderheit wegen des grossen Maasses berühmt" sei, steht auch in dem betreffenden, 1741 in Halle und Leipzig erschienenen Band der berühmten Zedlerschen Enzyklopädie. (Und beide Male steht es gleich im ersten Satz.) Im Jahre 1799 kam dann, in Dortmund, die „Jobsiade" von Karl Anton Kortum heraus: eine komische Biographie des recht nichtsnutzigen Kandidaten Hieronimus Jobs aus Sulz- oder Schildburg in Schwaben, der jedoch, nach vielen Verwirrungen, schließlich Pfarrer von Ohnwitz wird, nachdem der bisherige Amtsinhaber plötzlich das Zeitliche gesegnet hat.
Im Bereich der mit ,Bild/Bildstock' und damit gebildeten Flurnamen machen Vorkommen mit ,Haus' oder ,Häusle' als Grundwort nur einen geringen Anteil aus. Bereits 1951 habe ich in dem Beitrag ,Bild und Bildstock in der Flurnamengebung' (siehe Literatur) vor allem aus dem Schrifttum zahlreiche Namenbeispiele zusammengestellt und erörtert; darunter sind
nur wenige ,Bildhäusle'. Auch die weitere Erfassung von Flurnamen aus historischen Quellen besonders im Hegau hat zu keiner besonderen Häufigkeit von ,Heiligenhäusle'-Vorkommen geführt. Es überwiegen Bildungen mit „Bild/Bildstock".
In der bisherigen Betrachtung galt die Rheinaue als ein vom Fluss geprägter Landschaftsteil
des Rheintales, der sehr spät erst durch den Menschen grundlegend verändert wurde. Bilder aus
dem 19. Jahrhundert wie da Gemälde von Peter Birmann, einem Basler Landschaftsmaler, zeigen den Rhein zwischen Istein und Basel als weitgehend unberührte Naturlandschaft.
Von solchen Bildern ausgehend hält ich auch in der regionalen Sichtweise die Vorstellung von
der Naturaue Rhein von urwaldähnlichen Auewäldern, von unzugänglichen ungenutzten Inseln und Uferbereichen. Besonders im Naturschutz und in Teilen der Bevölkerung am Rhein
wird diese Vorstellung aufrechterhalten. Dabei gibt es für das frühe 19. Jahrhundert aus zeitgenössischer Betrachtungsweise Dokumente der Landschaftsmalerei, die zeigen, dass die
Landschaft der Rheinaue frei von Urwäldern war und ganz anders ausgesehen hat als Peter Birmann sie in romantischer Verklärung inszeniert und überliefert hat.
Bevölkerung, Landwirtschaft und Gewerbe am
südlichen Oberrhein zu Ausgang des 18. Jahrhunderts
(2008)
Vor etwas mehr als hundert Jahren veröffentlichte der Heidelberger Historiker Bernhard Erdmannsdörffer in den „Badischen Neujahrsblättern" den Bericht eines österreichischen Kameralisten über dessen Reise in das badische Oberland im Jahre 1785. Obwohl der Bericht in seiner Mischung aus Landesbeschreibung und Landesstatistik eine interessante Quelle über Land
und Leute, über den Zustand der Gesellschaft und den Entwicklungstand der vorindustriellen
Wirtschaft ist, hat er nach meinem Dafürhalten nicht die Beachtung gefunden, die ihm für die
Geschichte der südlichen Oberrheinlande am Ende de 18. Jahrhunderts gebührt. Und als
regionale Fallstudie sind die Beobachtungen Galler zudem ein Beitrag zum größeren Thema
einer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Deutschland am Ende de Ancien Regime.
Die folgenden Ausführungen möchten deshalb auf die Reiserelation des Grafen Niklas von
Galler aufmerksam machen und Hinweise, auch kritische, zu deren Verständnis geben.
Graf Niklas Franz Lambert von Galler wurde am 17. September 1761 geboren. Er stammte
au einer alten, in der Steiermark, Kärnten und Krain ansässigen Familie. Mit 15 Jahren, 1776,
ging der junge Niklas nach Innsbruck, wo er da Jesuitenkolleg besuchte. Drei Jahre später begann er ein Studium an der Universität Salzburg das er 1782 an der Universität Straßburg
fortsetzte. Anfang Juli 1784 begab er sich nach Karlsruhe, Residenz des markgräflich-badischen Hofes und Sitz der Landesverwaltung für die seit 1771 wieder vereinigte Markgrafschaft Baden.
Der Bannwald zieht sich von Stollhofen im Süden bis zum Sandbach, zwischen Hügelsheim und Iffezheim bis nach Sandweier im Norden hin. Mit einer Länge von etwa 8 km und einer Breite von nur noch etwa 2-4 km dürfte der Wald zu den großflächigen Wäldern in der Rheinebene gehören. Ursprünglich bestand der Wald aus Eichen, Buchen, Wildobsthölzern und zum kleineren Anteil aus Nadelbeständen. Später bestand der Wald aus Gründen der Nutzbarkeit fast nur noch aus Nadelhölzern. In früheren Zeiten zog eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch den Wald. Von Stollhofen, vom Badener Tor aus, führte die „Badstraße" zur Residenzstadt Baden-Baden. Diese alten Verbindungen, mit ihnen auch die Querstraßen im südlichen Bereich, fielen spätestens dem Flugplatzbau nach 1952 zum Opfer. Querverbindungen von Hügelsheim nach Sinzheim und Baden-Baden folgen heute noch den alten Trassen. Heute ist ein großer Teil dem Flughafen zum Opfer gefallen. Wie der Name besagt, war der Bannwald ein „gebannter Wald", der Wald war nur für die Waldgenossen zugänglich. Er gehörte anteilig den Waldgenossen der Markgenossenschaft Stollhofen und dem Kloster Schwarzach. Nutzberechtigt waren das Kloster Schwarzach, die Stadt Stollhofen und die Bewohner der Dörfer Hügelsheim, Söllingen
und Schiftung. Diese fünf Orte gehörten zur Mutterpfarrei Stollhofen. Somit scheinen die Grenzen der Genossenschaft mit den alten Grenzen der Pfarrei zusammenzufallen.
Wenn Goethe in den Jahren 1770 und 1771 aus Straßburg nach Sessenheim kam, um seine geliebte Friederike zu besuchen, befuhr er mit ihr und anderen oft den Rhein, blieb dann auf einer der zahllosen Inseln und wäre gern noch länger geblieben, ,,hätten uns nicht die entsetzlichen Rheinschnaken nach einigen Stunden wieder weggetrieben. Über diese unerträgliche Störung einer der schönsten Lustpartien, wo sonst alles glückte, wo die Neigung der Liebenden mit dem guten Erfolge des Unternehmens nur zu wachsen schien, brach ich wirklich, als wir zu früh, ungeschickt und ungelegen nach Hause kamen, in Gegenwart des guten geistlichen Vaters, in gotteslästerliche Reden aus und versicherte, dass diese Schnaken allein mich von dem Gedanken abbringen könnten, als habe ein guter und weiser Gott die Welt erschaffen. Der alte fromme Herr wies mich dagegen ernstlich zur Ordnung und verständigte mich, dass diese Mücken und anderes Ungeziefer erst nach dem Falle unserer ersten Eltern entstanden, oder, wenn deren im Paradiese gewesen, daselbst nur angenehm gesummet und nicht gestochen hätten." So steht es in „Dichtung und Wahrheit", und es wird wohl die Wahrheit sein; denn auch Karl Julius Weber, der nicht viel später seine „Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen" schrieb,
nannte, nachdem er bei Rastatt am Rhein gewesen war, ,,die sogenannten Rheinschnaken eine wahre ägyptische Plage " und neigte dazu, sie „für lauter kleine Teufel zu halten".
„Die große europäische Hexenjagd war im Wesentlichen ein von der Justiz geprägter Vorgang" - so urteilt ein ausgewiesener
Kenner der Hexenprozesse zu Recht. Wohl gab es zu allen Zeiten auch Formen von Lynchjustiz oder pogromartiges Vorgehen gegen jene Menschen, die im Verdacht standen, anderen durch Zauberei geschadet zu haben; die große Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit aber, der im Ganzen rund 60000 Menschen zum Opfer fielen, war ein nach den Vorschriften der Zeit geordneter Vorgang, der in formalen Hexenprozessen stattfand.
Der aufmerksame Wanderer kann im Rheinauewald Überreste
von Bunkern entdecken, die meistens völlig unter Gestrüpp und
Ranken versteckt und kaum noch zu erkennen sind. Es sind die
letzten Zeugen des Westwalls, eines Verteidigungssystems, das in
den Jahren von 1936 bis 1940 erbaut, zum größten Teil nach
1945 gesprengt wurde, aus über 11000 Bunkern sowie weiteren
Anlagen wie Stollen, Panzergräben, Panzerhöckern und Flakstellungen bestand und sich von Kleve bis vor die Tore Basels 630 km
lang erstreckte. Schon 1936, vor der Besetzung der durch den
Versailler Vertrag entmilitarisierten Rheinlande, erkundeten
deutsche Offiziere in Zivil unter strengster Geheimhaltung den
künftigen Verlauf der im Westen geplanten Befestigungsanlagen.
Und nur fünf Tage nach dem Einmarsch deutscher Truppen in
diese Zone erhielt die „Inspektion der Westbefestigungen vom
Oberkommando des Heeres (OKH)" den Befehl, mit dem Bau von
Sperrbefestigungen an den Saarübergängen im Saarland und dem
Bau von Befestigungen am Oberrhein zu beginnen.
Von Anfang an nutzte der NS-Staat die längst vorhandenen Vorurteile großer Teile der deutschen
Bevölkerung gegen Homosexuelle aus. Die Nazis erreichten mit ihrer Propaganda gegen
gleichgeschlechtliche Beziehungen, dass Homosexuelle nunmehr als „Abschaum" angesehen
wurden.
Die Hauptgründe der Verfolgung homosexueller Männer durch das NS-Regime lagen in der
Überhöhung des Gedankens der Volksgemeinschaft und in der Rassenideologie der Nazis. Für
sie waren die „Arier" eine überlegene Rasse. Andere galten als minderwertig, als „Untermenschen".
Wichtig war es, die Reinheit der eigenen Rasse durch sogenannte „Rassenhygiene" zu
erhalten. Das war der Grund für die Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma sowie der
Behinderten. Auch Homosexuelle waren laut Nazi-Ideologie eine Gefahr für die arische Rasse,
pflanzten sie sich doch nicht fort, nahmen somit nicht an der Vermehrung der arischen „Herrenrasse"
teil und waren daher „bevölkerungspolitische Blindgänger". Hinzu kam, dass die
Nazis Angst vor der „Seuche" Homosexualität hatten. Sie befürchteten, einige wenige Homosexuelle
könnten viele junge Männer „verführen" und dadurch an der Vermehrung hindern.
Sie galten als „Staatsfeinde".
Das Jahr 1886 war für die Logenbrüder der deutschen Freimaurerlogen am Oberrhein ein ganz besonderes Jahr: Im Hause der
Loge „Zum treuen Herzen", welche gemeinsam mit der Loge „An Erwins Dom" Gastgeber der Feierlichkeiten war, erwartete
man am Sonntag, den 12. September 1886 niemand Geringeren als Seine Majestät, Kaiser Wilhelm I., und seine Kaiserliche Hoheit, den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, welcher im Jahr 1888 seinem Vater für neunundneunzig Tage auf dem Thron der
Hohenzollern und dem Deutschen Kaiserthron folgen sollte. Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, bestieg den Thron bekanntlich, gesundheitlich bereits schwer gezeichnet und dem Tode geweiht, unter dem
Namen Kaiser Friedrich.
500 Jahre Reformation
(2017)
Im Jahr 2017 wird in vielfacher Hinsicht dem
500. Jahrestag der Reformation gedacht. Martin
Luther, Philipp Melanchthon und einige ihrer
Zeitgenossen werden keine geringe Aufmerksamkeit
erfahren. Doch sie waren nicht die Ersten.
Hier sollen zu Beginn der Böhme Jan Hus und
auch die damals schon im Piemont ansässigen
Waldenser genannt werden. In ihren theologischen
Forderungen und ihrer Kritik an den Verhältnissen
in der damaligen römischen Kirche gab es eine
Reihe von Parallelen.
Eine viel beachtete Wanderausstellung mit dem Thema „Kelten an Hoch- und Oberrhein“ durchläuft zur Zeit einige Städte und Ortschaften Südbadens und findet aufgrund der dargestellten Funde und der Schautafeln mit entsprechenden
Erklärungen rege Beachtung. Siedlungsgeschichte, Handelsverbindungen, Handwerk und Münzkunde vermitteln durchaus
neue Erkenntnisse. Auch elsässische und Schweizer Institutionen zeigten sich für das Thema aufgeschlossen, hat doch die Region an Hoch- und Oberrhein zu beiden Seiten des Flusses eine gleiche und reiche Frühgeschichte. Der neue Präsident der Badischen Heimat, Dr. Sven v. Ungern-Sternberg hat die Schirmherrschaft über die kleine Wanderausstellung übernommen, die sich augenblicklich in Kirchzarten befindet und von Riegel und Mengen nach Kirchzarten kam und von dort auch nach Breisach weiter wandert.
"Baden 21", was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Sicher nicht ein Reisebericht über unsere Heimat und auch kein wieder auferstandenes Manifest wie anno 1848. Trotzdem hat dieses "Baden 21" etwas zu tun mit dem Freiheitssinn unserer Region, mit dem Kampf eines David gegen die geballte Macht des Goliath.
"Baden 21" ist eine Antwort der vereinten Bürgerinitiativen an Ober- und Hochrhein gegen die Absicht der Deutschen Bahn AG, im Rheintal eine Güterzug-Schnellstraße in ihrem Sinne zu bauen.
Am 13. Juni 2009 jährt sich zum 200sten
Male der Geburtstag von Heinrich Hoffmann,
dem Vater des unsterblichen Struwwelpeter.
Man kann sich nur wünschen, dass es den
diversen Gedenk-Veranstaltungen gelingt,
einer größeren Öffentlichkeit klarzumachen,
dass Hoffmann viel mehr war als ein erfolgreicher
Bilderbuch-Macher. Nämlich ein bedeutender,
bis heute meist unterschätzter
satirischer Autor, ein engagierter liberaler
Politiker, der 1848 für seine Vaterstadt Frankfurt
am Main im revolutionären Vorparlament
saß (ohne freilich selbst revolutionär zu sein),
und nicht zuletzt der Erneuerer der Frankfurter
Psychiatrie, dem es gelang, eine neue,
den damaligen modernsten Einsichten entsprechende
Anstalt vor den Toren der Stadt
errichten zu lassen.
Obwohl Heinrich Hoffmann während des
allergrößten Teils seines Lebens in seiner
Vaterstadt Frankfurt wohnte und wirkte,
spielte auch das damalige Großherzogtum
Baden in seiner Vita eine wichtige Rolle,
schließlich studierte er vom April 1829 bis
März 1832 in Heidelberg Medizin. Da Frankfurt
damals noch keine Universität hatte, blieb
den Söhnen der Mainmetropole (den Töchtern
standen die hohen Schulen ohnehin nicht
offen) nichts anderes übrig, als an „ausländischen“
Hochschulen zu studieren.
Eine „bescheidene Mannschaft“ von 35 Mitarbeitern
betreut mit „sorgfältig überdachter
und eingeteilter Zeitplanung“ unter der Leitung
eines Ingenieurs mit schweren Schneepflügen,
mit Splitt- und Sandstreuwagen sowie
einem Opel-Blitz-Wagen mit Unfallmaterial die
65 km lange Autobahnstrecke zwischen Achern
und Riegel. So steht es in einem Artikel aus
dem Ortenauer Heimatblatt vom 20. Januar
1962, in dem ausführlich über den damaligen
Winterdienst auf der Rheintal-Autobahn berichtet
wurde. „Die noch junge Fahrbahn“, so
hieß es dort weiter, „will liebevoll behandelt
werden, wenn nicht schon bald die ersten Reparaturen
fällig sein sollen“.
Am 8. September fand in Freiburg im Historischen Kaufhaus im Kaisersaal die Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals 2018 statt. Den Festvortrag zum Thema »Die Kulturlandschaft Oberrhein als gemeinsames kulturelles Erbe« hielt der aus Baden-Württemberg stammende Kunsthistoriker Prof. Dr. Marc C. Schurr von der Universität Straßburg, der auch
Präsident des Straßburger Münsterbauvereins ist. Der Text seines Vortrags ist hier abgedruckt.
Die Wirtschaft war ein wichtiger Schrittmacher des modernen Baden. Im 19. Jahrhundert bildete das Eisenbahnwesen einen Motor technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderung. Es stellte einen bedeutsamen Industriezweig dar und führte im
wahrsten Sinne des Wortes die heterogenen Landesteile zusammen. Neben politischen Entscheidungen wie der Gewerbefreiheit begründeten Industrie, Handel und Handwerk den Ruf des "Musterländles". Vor diesem Hintergrund stellt sich heute die Frage, welche
Auswirkungen die maßgeblich über die Wirtschaft vermittelte Globalisierung für die Raumschaft hat. Dem schließt sich die Frage an, welche Rolle die Zusammenarbeit am Oberrhein in diesem Rahmen spielen kann. Hierzu im Folgenden einige Gedanken aus wirtschaftlicher Sicht, wobei die Region um die einstige Landeshauptstadt besonders in den Blick genommen wird.
Museen am Oberrhein organisieren 2014 das europaweit wohl größte grenzüberschreitende Netz von Ausstellungen zum Ersten Weltkrieg. Das Dreiländermuseum Lörrach zeigt eine Überblicksausstellung zum Ersten Weltkrieg in Baden, dem Elsass und der Nordwestschweiz. Der folgende Beitrag hält die wesentlichen Inhalte der Überblicksausstellung fest und beschreibt die Jahre 1914 bis 1918 am Oberrhein im grenzüberschreitenden Vergleich. Zugleich berichtet er über die Entstehung und Idee der 35 miteinander verbundenen Ausstellungen des Netzwerks Museen.
Die Chance Oberrhein
(2013)
Die deutsch-französische Geschichte hat den Rhein zur scharfen Grenze mitten durch die Oberrheinregion werden lassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es deshalb vielfältige Bemühungen auf kommunaler und regionaler Ebene, diese scharfe Grenzziehung im Zeichen der Aussöhnung und Freundschaft beider Nationen auch in der Nachbarschaft am Oberrhein zu überwinden – mit großem Erfolg. Auf dieser Basis hat sich das neue Selbstverständnis des Oberrheins entwickelt, der nun als trinationale Metropolregion seinen Platz in Europa zu behaupten versucht. Für eine Stadt wie Freiburg bietet dieser Rahmen neue Chancen zur wirtschaftlichen und strategischen Entwicklung im Rahmen des Städtenetzes, das Konkurrenz und Kongruenz vereint. Doch Freiburg, von dem früher wesentliche Impulse für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausgingen, droht diese Chancen zu versäumen.
Erlebnis Oberrhein
(2013)
Im Herzen Europas, wo der Rhein Frankreich, Deutschland und die Schweiz verbindet, liegt der Oberrhein. Die Region ist mit über 21 000 qkm fast so groß wie die Toskana. Wie diese lockt sie seit Jahrhunderten Touristen an, die Kunst, Kultur und gutes Essen lieben. Der Oberrhein ist eine kompakte, landschaftlich und kulturell enorm vielfältige Region mit zahlreichen Städten und Dörfern auf beiden Seiten des Rheintals. Die wirtschaftlich prosperierende Region mit rund 6 Mio. Einwohnern bietet von allem viel und ist leicht erreichbar. Länger als zehn Minuten ist man von einem Highlight zum anderen nie unterwegs. Mit ihren Märkten, Weinbergen und Feinschmeckerlokalen ist die Region ein El Dorado für Feinschmecker; mit gotischen Kathedralen, mittelalterlichen Burgen, unzähligen Museen ein MUST für Kunstkenner; mit ihrer einmaligen Landschaft ein Paradies für Outdoor-Fans.
Der Verein "Rhin Vivant"
(2013)
Die grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Oberrheinregion wird auf den verschiedensten Arbeitsebenen seit Jahren durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) über das Interreg-Programm (aktuell Interreg IVa Oberrhein) unterstützt. So zum Beispiel auch im Bereich des Naturschutzes. Das Motto lautet: Der Oberrhein wächst zusammen mit jedem Projekt. Der in Strasbourg ansässige Verein "Rhin Vivant – Lebendiger Rhein" (www.rhinvivant-lebendigerrhein.eu) engagiert sich seit 2005 für den Naturschutz und entwickelt Konzepte und Projekte für einen nachhaltigen Tourismus in den Rheinauen und im Ramsargebiet unter Erhalt der Naturgüter des Ökosystems. Das Land Baden-Württemberg, vertreten durch die Naturschutzverwaltung des Regierungspräsidiums Freiburg, begleitet, unterstützt und fördert diese Entwicklung. Karlheinz Harter
Versuch eines Ausblicks
(2013)
Nach Ansicht des Autors muss der Landesverein Badische Heimat über die bisher gepflegte "Erinnerungskultur" hinaus sich in Zukunft neue Handlungsfelder für die von ihm vertretenen "Regionen am Rhein" erschließen. Ein Engagement für die im Entstehen begriff eine "Trinationale Metropolregion Oberrhein" wird als "angemessener Ort" der "badischen Regionen am Rhein" im europäischen Haus der Zukunft interpretiert. Die badische Heimat erweitert sich so am Oberrhein zur europäischen Heimat, auch für Badener. Statt Zentralitätsverluste zu beklagen, sollten die "Regionen am Rhein" die Chance einer neuen Zentralität am Oberrhein wahrnehmen. Seit 1996 beschäftigt sich die Badische Heimat mit der Oberrheinoption. 2011 hat sich eine Arbeitsgruppe "grenzüberschreitende
Zusammenarbeit" beim Landesverein formiert.
7000 Jahre wirkt der Mensch auf die Natur am Oberrhein ein. Früh entstanden aus Urwäldern Kulturwälder. Im Naturschutz wird dieser Wandel nicht bemerkt. Naturschützer verlangen
Urwälder, reine Wildnis. Sie kann es auch in Jahrhunderten nicht mehr geben. Menschen haben in langer Zeit Kultur-Naturen aufgebaut, den Urwald mit guten Gründen als Ziel verlassen und die Biodiversität erweitert. Am Beispiel der Wälder der Rheinaue, des Rheintales und des Schwarzwaldes wird dies dargestellt.
MatrjoschKA am Oberrhein
(2015)
»Karlsruhe muss Hauptstadt werden «, verkündete vor gut zehn Jahren selbstbewusst eine Annonce im Rahmen der Bewerbungskampagne zur Kulturhauptstadt Europas 2010, die bundesweit für große Aufmerksamkeit sorgte. Dabei gilt die Fächerstadt schon in mehrfacher Hinsicht als Metropole, sei es als Heimat der höchsten deutschen Gerichte, als
Internethauptstadt oder jüngst als Hauptstadt des Carsharing. Mit ihrem Karlsruher Institut für Technologie gehört
die ehemalige badische Residenz zu den bekannten Hot Spots der Ingenieur- und Informatikszene.
Die Anfänge der Kaiserstühler Winzergenossenschaften in der Krisenzeit zwischen den Weltkriegen
(2016)
Die Weinerzeugung liegt in Baden in höherem Umfang in der Hand der Winzergenossenschaften als in den anderen deutschen Weinbaugebieten. Der Durchbruch des genossenschaftlichen Prinzips vollzog sich hier in den Krisenjahren zwischen den Weltkriegen. Dies gilt in besonderer Weise für den Weinbaubereich Kaiserstuhl, wo sich in der Zwischenkriegszeit die Krisenlage in besonderer Weise zuspitzte und zugleich alle Kaiserstühler Winzergenossenschaften gegründet wurden – als Notgemeinschaften zur Selbsthilfe.
Die Freiburg-Colmar-Bahn
(2018)
Zwischen Freiburg und Colmar wurde 1878 eine direkte Zugverbindung eröffnet. Mit kürzeren,
kriegsbedingten Unterbrechungen, verkehrten die Züge zwischen den beiden Städten über die
Eisenbahnbrücke bei Breisach bis 1945. Im Zweiten Weltkrieg wurde diese erstmals im Oktober
1939 von französische Truppen zerstört, umgehend aber von deutschen Pionieren wiederaufgebaut.
Anfang 1945 war es dann umgekehrt die deutsche Wehrmacht, die bei ihrem Rückzug
die Brücke sprengte. Auf deren Fundamenten wurde später dann die Autobrücke errichtet.
Seitdem ist das Schienennetz an dieser Stelle unterbrochen, wobei die Linie Freiburg-Colmar
die einzige grenzüberschreitende Verbindung am Oberrhein ist, die nach dem Krieg nicht wiederhergestellt
wurde. Um dies zu ändern, bedarf es etwa 1 km neue Gleise sowie eine Brücke
über den Rhein, entweder als Einbau in die Autobrücke oder als parallele Brücke. Nachdem
hierzu bislang der politische Wille auf der französischen Seite fehlte, hat die bevorstehende
Schließung des Atomkraftwerks Fessenheim jetzt eine Dynamik in Gang gesetzt. Um den Verlust
an Arbeitsplätzen zu kompensieren, könnte z. B. ein grenzüberschreitender Gewerbepark
für einen wirtschaftlichen Ausgleich sorgen. Hierfür wäre die Wiederherstellung der Bahnverbindung
eine wichtige infrastrukturelle Voraussetzung, zugleich aber auch ein Projekt mit
starkem Symbolcharakter für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
1984 wurde an der Rheinschiene ab Klasse 3 mit Französisch begonnen. Im Schuljahr 2003/04
führte Baden-Württemberg als erstes Bundesland das frühe Fremdsprachenlernen ab der
1. Klasse ein. Der aktuelle Plan des Kultusministeriums sieht vor, ab dem Schuljahr 2018/19
den Fremdsprachenunterricht um zwei Jahre zu verkürzen. Das bedeutet: Die eingeschulten
Grundschüler werden nach 15 Jahren frühem Fremdsprachenbeginn nicht mehr Französisch
in Klasse 1 und 2 lernen können. Somit steht ab dem Schuljahr 2020/21 die Fremdsprache erst
wieder ab Klasse 3 auf dem Stundenplan. Wie es zu dieser umstrittenen Entscheidung kommen
konnte, soll hier im Einzelnen erläutert werden. Ein Blick zurück wird dabei behilflich sein.