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"Nicht mehr wie ein Mensch"
(2013)
Im Chorraum der Universitätskirche in Freiburg, die im Zweiten Weltkrieg ihre barocke Ausstattung verlor, steht seit nunmehr 25 Jahren ein übergroßer Kruzifixus, den der Schwarzwälder Bildhauer Franz Gutmann (geb. 1928) geschaffen hat: ein nach wie vor anstößiges, ja erschreckendes Werk. Dieser Kruzifixus, der insofern keiner ist, als ihm die Arme fehlen, weist gerade dadurch auf ältere Vorbilder hin; und das gewaltige Haupt erinnert mit seiner
Dornenkrone wohl kaum zufällig an Beispiele aus der spätmittelalterlichen Kunst am Oberrhein, namentlich an Nicolaus Gerhaert und an Matthias Grünewald (wobei diese Dornenkrone das Gesicht des Gottessohnes ebenso verbirgt wie sich Gott einst im Dornbusch verbarg). So stellt dieses ganz und gar moderne Werk gleichwohl viele Assoziationen her – auch an die Gottesmutter, der diese Kirche geweiht ist, und an die heiliggesprochene Edith Stein, Schwester Teresia Benedicta "a Cruce", nach der sich die hier beheimatete Hochschulgemeinde aus gutem Grund nennt.
Wer sich mit dem „Bundschuh" befasste, galt lange Zeit als gut beraten, sich den Arbeiten von
Albert Rosenkranz und Günther Franz anzuvertrauen.[1] Albert Rosenkranz hatte 1927 die vorhandenen Quellen zu den Bundschuh-Verschwörungen von 1493, 1502, 1513 sowie 1517
veröffentlicht und zugleich eine eingehende Schilderung jener vier „Erhebungen des südwestdeutschen Bauernstandes" gegeben. Sechs Jahre später ordnete Günther Franz den Bundschuh
- sich inhaltlich auf das „grundlegende" Werk von Rosenkranz stützend - in den Gang der
bäuerlichen Erhebungen vor dem Bauernkrieg von 1525 ein.
Die wissenschaftliche Tagung in Bruchsal 2002 (Anlass war die 500-jährige Wiederkehr des
Bundschuhs zu Untergrombach) machte erstmals Abstriche am gültigen Bild des Bundschuhs.
Rolf Köhn urteilte über die Arbeit von Rosenkranz: ,,Während seine Quellenausgabe bis heute
maßgeblich blieb, genügt seine Darstellung nicht mehr den Anforderungen der Geschichtswissenschaft."[2] Claudia Ulbrich leitete ihren Beitrag über den Untergrombacher Bundschuh sogar
mit dem Satz ein: "[ ... ] die Quellen lassen eine Rekonstruktion dessen, was sich 1502 in Untergrombach abgespielt hat, nicht zu."[3] Ich selbst habe eine Darstellung des Lehener Bundschuhs
von 1513 gegeben und dabei einige ältere Aussagen infrage gestellt.[4] Im Folgenden
greife ich die Ansätze von 2002 erneut auf und unterziehe den Lehener Bundschuh einer
nochmaligen kritischen Betrachtung. Ich glaube, dass ich die ältere Interpretation in zentralen
Punkten und mit größerer Bestimmtheit als 2002 revidieren kann.
Am 20. Dezember 1812 erschien der erste Band der ,Kinder- und Hausmärchen' der Brüder
Grimm. In Hessen, der Heimat der Brüder, wurde deshalb 2013 ein Grimm-Jahr ausgerufen,
das mit zahlreichen Veranstaltungen und einer Landesausstellung in Kassel begangen wurde.
2014 ist auch für Freiburg an ein kleines Grimm-Jubiläum zu erinnern, dem ersten und einzigen
Besuch Jacob Grimms in der Stadt am 16./17. Januar 1814. Obwohl sich Jacob hier kaum
24 Stunden lang aufhielt, fing er recht gut die Stimmung ein, die in dieser Umbruchszeit, es ist
die Zeit des endgültigen Herrschaftsübergangs von Österreich an Baden, in der Stadt herrschte.
Er hielt diese Eindrücke in einem Brief fest, den er drei Tage später von Basel aus an den jüngeren
Bruder Wilhelm in Kassel richtete. Die insgesamt zwei Bogen im Quartformat sind von
Jacob mit seiner klaren Handschrift dicht gedrängt und nahezu randlos beschrieben. Obwohl
Reiseberichte über Freiburg gerade aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts mehrfach gesammelt
und gedruckt wurden, hat dieser Brief bislang erstaunlicherweise wenig Aufmerksamkeit gefunden.