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Bei der Besetzung des Landes Baden durch 1. Französische Armee - im April 1945 - kam im Gefolge der französischen Truppen die „Gendarmerie Nationale" als Feldgendarmerie (Prévóté) nach Deutschland. Das Wort Besetzung ist an sich ein falscher Begriff, der sich im Laufe der Jahre eingebürgert hat. Tatsächlich war das damalige Geschehen die Befreiung von
der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft des 3. Reiches. Als die Besatzungszonen festgelegt wurden, erhielten die Franzosen Rheinland-Pfalz, Südbaden, Südwürttemberg, Hohenzollern und einen Teil der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin (Reinickendorf, Wedding und der Flugplatz Tegel) zugewiesen. Das Oberkommando der französischen Streitkräfte wurde in
Baden-Baden etabliert. Diesem war das „Commandement de la Gendarmerie" unterstellt.
Liebe Leserin, lieber Leser, wie stellen Sie sich eine tanzende Mannheimerin vor? - Als Teenager in engen Jeans und knappem Oberteil oder als eine graziöse Tänzerin aus dem Ballettensemble des Mannheimer Nationaltheaters? - Weit gefehlt! Die „Große Mannheimerin", wie sie offiziell heißt, ist eine 13 m hohe Stahlskulptur von Franz Bernhard, die 1994 ihren Platz auf dem Freigelände vor dem Planetarium an der östlichen Einmündung der Autobahn in die Stadt gefunden hat. Sie wurde von der Südwestdeutsehen Landesbank (Südwest LB) zu ihrem 75jährigen Bestehen im Rahmen des Kultursponsoring der Stadt Mannheim geschenkt. Die Großplastik eröffnet die sogenannte "Kulturmeile", die mit vielen weiteren modernen Plastiken entlang der Augustaanlage bis zur Jugendstilanlage am Wasserturm bestückt ist und weiter vorbei am Rosengarten die Planken entlang bis zum Reißmuseum in einer Länge von fast drei Kilometern verläuft.
Unsere „Badische Heimat" ist als Landesverein gewiss nicht allein und vorrangig auf die Pflege der Geschichte ausgerichtet. Sie beruht jedoch auf einem sicheren historischen Fundament und bezieht entschieden Stellung, wenn es um die Deutung der Geschichte geht. ,,Badische" Geschichte beginnt deshalb für uns auch nicht erst 1803/06, auch der vor-badische Prolog ist in vielen Regionen des Landes noch sehr lebendig. Wie dann Machtpolitik, Säkularisation und Mediatisierung eigentlich fast Unvereinbares in diesem badischen Staatsgebilde zusammenfügten, wie damals Baden zum Objekt europäischer Politik wurde und doch auch selbst ungeniert und erfolgreich seine Chancen nutzte, hat dieses Land geprägt und im 19. Jahrhundert zu einer beispielhaften Entwicklung der Integration geführt - und zu einem selbstbewussten Staatsgefühl; Baden wurde zum deutschen „Musterländle" (an das manche sich noch heute nostalgisch zurückerinnern, die das „Großherzogthum" deswegen auch noch immer gerne mit th schreiben). Baden war politisch kein Leichtgewicht (immerhin ist Baden auch in der Weimarer Zeit mit 2,3 Millionen Einwohnern die Nr. 5 in Deutschland gewesen).
"Heimat zum Anfassen" hat sich der "Arbeitskreis Heimatpflege Nordbaden/Regierungsbezirk Karlsruhe" zur Devise gewählt, als am 25. Juni 1984 in Leimen-St. Ilgen Vertreter mehrerer Vereine und Institutionen der Heimatpflege zusammenkamen, um ihre Arbeit besser zu koordinieren, Erfahrungen auszutauschen und dem allgemeinen Anliegen neue Impulse zu geben. Vorausgegangen waren schon seit 1983 Überlegungen in einem Gesprächskreis beim Regierungspräsidium Karlsruhe, treibende Kraft: Regierungspräsident Dr. Trudpert Müller. Der gebürtige Karlsruher (16.12.1920) musste am Zweiten Weltkrieg in seiner ganzen Länge teilnehmen. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft entschloss er sich zum Jurastudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, promovierte zum Dr. jur. und begann 1953 seine Beamtenlaufbahn als Referent in
der Innenverwaltung des Landes Baden-Württemberg.
Der markante Bau des St. Paulusheims mit seiner Natursteinfassade aus Muschelkalk, dem Gestein des Kraichgaus, gehört zu den Gebäuden Bruchsals, deren Silhouette das Stadtbild nach Osten hin prägen. Würde über den Dachgiebeln nicht ein kleiner Turm mit einem Doppel-Kreuz aufragen, wüsste ein Fremder allerdings wohl schwerlich, was sich hinter diesen zunächst grau und fast hart wirkenden Mauern verbirgt. Aber wer ein wenig näher kommt und genauer hinschaut, stellt mit Erstaunen fest, wie lebendig, abwechslungsreich die Farben und auch die Formen der Steine sind: Grau, weiß, ocker, gelb, klein, groß, scharfkantig, abgerundet - jeder anders - bilden sie die schützende Fassade des Bauwerks, das beinahe mittelalterlich wirkt. Doch der Schein trügt, der Bau ist keineswegs alt, und was diese Mauern beherbergen, ist ein Gymnasium mit über 700 höchst lebendigen Schülerinnen und Schülern, ein „Kloster" gleichzeitig - obwohl keiner der Patres sich als Angehöriger eines Klosters im althergebrachten Sinne bezeichnen würde -, ein Bildungszentrum und ein Seniorenheim, eine bunte Vielfalt und doch eine Einheit: das St. Paulusheim.
Es gibt in der Geschichte der Stadt Bruchsal Daten von einschneidender Bedeutung. Der 13. März 1676 und der 9. August 1689 zählen dazu, vor allem aber der 1. März 1945. Die Ereignisse des ausgehenden 17. Jahrhunderts sind nur spärlich dokumentiert. Von der Zerstörung der Stadt 1676 wird berichtet, es seien „in der Stadt nicht mehr als sechzehn geringe
Gebäu" und „noch etliche 20 schlechte Häuser" erhalten geblieben. Die erneute Verwüstung Bruchsals durch französische Truppen 1689 hinterließ schließlich einen rauchenden Trümmerhaufen, so dass „auch nicht ein Obdach für einen Vogel, geschweige denn für einen Menschen" übrig geblieben war. Wie die damaligen Bewohner Bruchsals diese Heimsuchungen
erlebt, wie sie sie durchlitten haben, wie und wann sie mit dem Wiederaufbau begonnen haben, kann man nur erahnen. Es sind weder ausführliche Berichte noch bildliche Darstellungen überliefert. Nach der Zerstörung Bruchsals gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war es dagegen möglich, im Lauf der Jahre anhand zahlreicher Berichte von Zeitzeugen, aufgrund vereinzelter Fotografien und Pläne und mit Hilfe erhalten gebliebener amtlicher Dokumente die Geschichte des Schicksalstages der Stadt im 20. Jahrhundert umfassend zu rekonstruieren und zu dokumentieren.
Schloss Bruchsal
(2002)
In den ersten Kriegsjahren blieb die Stadt Bruchsal weitgehend von Fliegerangriffen verschont. Erst 1944/45 wurde der Luftkrieg für die Bruchsaler zu einer immer häufigeren Bedrohung. Beim vierten Bombardement des Jahres 1945, in der Nacht des 2. Februar, war erstmals auch die Bruchsaler Schlossanlage betroffen. Bei einem nur 30-minütigen Angriff wurde gegen 23 Uhr der Turm der Schlosskirche durch Brandbomben getroffen. Die Feuerwehr musste wegen der Gefahr durch herabstürzende Teile des brennenden Turmhelms auf Löschversuche verzichten und beschränkte sich auf die Sicherung der angrenzenden Gebäude. Nach dem Luftangriff blieb von dem wohl schönsten Kirchturm im südwestdeutschen Raum nur die ausgebrannte Hülle erhalten. An den Fassaden wiesen die Zeiger der stehen gebliebenen Turmuhr als Menetekel für den verlorenen Krieg auf fünf nach zwölf.
Spiegel der Ortsgeschichte
(2002)
Im Bruchsaler Stadtteil Untergrombach kommt man bei der Fahrt von der Ortsmitte nach Obergrombach an einem markanten, auf die Obergrombacher Straße hinauskragenden Fachwerkhaus vorbei. Ein erster Blick zur hohen Giebelfront sagt auch dem Nichtbaukundigen, dass hier ein Haus steht, das nicht in das Schema der sonst üblichen Fachwerkhäuser passt. Dem ist so, nicht ohne Grund hat die Stadt Bruchsal dieses bei der Eingemeindung im Jahre 1971 in einem sehr desolaten Zustand
befindliche Haus für einen stattlichen Betrag in den heutigen Zustand gebracht. Es wurde damit ein Fachwerkbau von hohen historischen Wert erhalten, der einige Besonderheiten ausweist, die im folgenden erörtert werden.
Die Große Kreisstadt Bruchsal, im Norden der Technologie-Region Karlsruhe gelegen, hat als Zentrum des Mittelbereichs Bruchsal auch im Bereich der Wirtschaft eine wichtige zentralitätsstiftende Funktion. Über diese regionale Bedeutung hinaus hat sich Bruchsal zu einem starken wirtschaftlichen Zentrum im nordbadischen Raum entwickelt. Dieser Aufstieg ist zum einen einer guten Standortqualität und einem dynamischen Unternehmergeist zu verdanken, zum anderen aber auch einer ausgesprochen innovativen kommunalen Wirtschaftsförderung und einer klugen Ansiedlungspolitik. Die Stadt Bruchsal stellt mit rund 21 000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmern fast jeden fünften Arbeitsplatz im Landkreis Karlsruhe und ist somit ein starker Beschäftigungsmagnet. Die Statistik zählt pro 100 Einwohner 50 Arbeitsplätze. Das Arbeitsplatzangebot liegt damit deutlich über dem Landkreiswert von 29 und dem Wert von 38 Arbeitsplätzen pro 100 Einwohner in der gesamten Technologie-Region Karlsruhe. Jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ist ausländischer Staatsbürger.
Vor rund siebeneinhalbtausend Jahren änderten sich die Lebensgewohnheiten der Menschen in Europa und damit auch hier in der Region fast schlagartig: Innerhalb weniger Jahrhunderte wurden aus sammelnden und jagenden Nomaden die sesshaften Bauern der Jungsteinzeit, die in dorfartigen Ansiedlungen lebten und Ackerbau und Viehzucht betrieben. Aufgrund seiner Dramatik bezeichnet man diesen Prozess als neolithische Revolution. Für uns heute ist dieser Zeitraum, der etwa von 5500 bis 2000 v. Chr. dauerte, deshalb so wichtig, weil sich damals die Grundstrukturen unseres gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens entwickelten. Ein besonderes Schlaglicht auf diese Epoche und ihre Menschen warf der Jahrtausendfund des Gletschermannes vom Similaun, der 1991 entdeckt wurde. Doch auch Bruchsal hat in Sachen Jungsteinzeit Besonderes zu bieten, ist doch eine eigene Kultur nach ihrer Typlokalität, also dem Ort ihrer ersten Entdeckung, nämlich dem Michaelsberg bei Untergrombach, benannt. Ein Charakteristikum der jungsteinzeitlichen Bauern ist ihr direkter Umgang mit der Natur mit allen daraus abzuleitenden Konsequenzen. Lassen sich aus diesem Aspekt, ohne diesen Umgang werten zu wollen, Parallelen zu heute ziehen? Bevor diese Frage beantwortet werden kann, müssen kurz die Wege beleuchtet werden, auf denen man überhaupt zu Erkenntnissen über diese Zeit gelangt.
Die Entwicklung des jüdischen Schulwesens in Baden im 19. Jahrhundert ist vor dem Hintergrund der Judenemanzipation zu sehen, die insbesondere mit den Konstitutionsedikten 1807/08 in eine neue Phase eintrat. Kernanliegen der Emanzipation war die Integration des jüdischen Bevölkerungsteils in die christliche Gesellschaft, wobei naturgemäß die Unterrichtung der Kinder eine entscheidende Rolle spielte. So wurde im 9. Konstitutionsedikt (dem eigentlichen „Judenedikt" vom 13. Januar
1809) die Schulpflicht auch für israelitische Kinder festgeschrieben. Das galt auch für Heidelsheim, bedeutete aber nicht, dass sofort eine jüdische Schule errichtet wurde. Insofern kann die genauere Betrachtung der Entwicklung eines Ortes die Schwierigkeiten und Entwicklungen des jüdischen Schulwesens in Baden aufzeigen, wobei Heidelsheim typisch für eine
Landgemeinde mit einem relativ großen jüdischen Bevölkerungsteil ist. Wesentliche Aspekte der Entwicklung im 19. Jahrhundert sollen im Folgenden angesprochen werden.
Minna Vortisch-Großmann
(2002)
Minna Vortisch-Großmann wurde am 6.8.1874 als Tochter des Textilindustriellen Emil Großmann, dessen Familie bedeutenden Anteil an der Industrialisierung des Wiesentals hatte, in Uhingen/Württ. geboren. Sie war von Geburt Schweizerin und Bürgerin von Aarburg. Ihre Mutter Elise, geb. Wenner, war eine Tochter jenes Lörracher Bürgermeisters Karl Georg Wenner, der in den Jahren 1848/49 wegen Unterstützung der Revolution sein Amt verlor und inhaftiert wurde. Er wurde 10 Jahre später erneut vom Vertrauen seiner Mitbürger an die Spitze der Gemeinde berufen. Die Tochter Elise soll in der Revolutionszeit 1848/ 49
dem inhaftierten Vater täglich das Essen in den „Turm" gebracht haben.
Im Gegensatz zu der erhaltenen Burg im Stadtteil Obergrombach gibt es für die Helmsheimer Burg keine äußeren Anzeichen mehr. Nur Straßen- und Gewannnamen halten die Erinnerung wach. Westlich des Dorfes, links von der Kreisstraße nach Obergrombach, finden wir den „Schlossbuckel", der heute fast vollständig bebaut ist. Die Bezeichnung „Schlossbuckel" ist
ja etwas zu hoch gegriffen, denn ein Schloss gab es in Heimsheim nie. Aber vielleicht war es gerade dieser Name und die Lage außerhalb des Dorfes, das dieses Gebiet vor etwa 30 Jahren zu einem attraktiven Wohngebiet werden ließ - der
Name allein hat ja einen „elitären Touch". In der Beurteilung der Alt-Helmsheimer waren die „Schlossbuckler" etwas Besonderes, aber in der Zwischenzeit haben sich die Gegensätze gelegt, denn Schlossbuckel und Dorf sind durch die
Erschließung neuer Baugebiete fast zusammengewachsen. Auf alten Flurkarten hieß der Schlossbuckel „Burgberg", daran schloss sich die „Burghälden" und der „Hagwasen" an, und der untere Römeracker war der „Burggrund" - alles Indizien für eine Burg. Und es gab sie ja auch! Als 1972 mit der Bebauung des Schlossbuckels begonnen wurde, planierte man den Hügel, und die restlichen gefundenen Steine wurden zur Befestigung eines Waldweges im Helmsheimer Wald benutzt. Die Burg befand sich im heutigen Bereich der Helmolfstraße (etwa Anwesen Lupp, Kaufmann, Dralle, Fröhlich). Sehr wichtig für eine Burg war ein Brunnen, der an der alten Kreisstraße nach Obergrombach lag.
Anton Dichtel, Südbadens populärer Regierungspräsident der Jahre 1957 bis 1967, ist am 18. 9. 1901, d. h. vor fast genau 100 Jahren geboren. Seinem vierten Nachfolger, dem derzeitigen Regierungspräsidenten Dr. Sven von Ungern-Sternberg, gebührt daher besonderer Dank dafür, dass er diesen runden Geburtstag zum Anlass genommen hat, zu einer festlichen Gedenkstunde einzuladen, um die mit den Jahren etwas verblasste Erinnerung an Anton Dichtel wieder lebendig werden zu lassen. Ich danke ihm auch für die Ehre, hier zusammen mit Herrn Ministerpräsident a. D. Prof Dr. Hans Karl Filbinger in
memoriam Dichtels sprechen zu dürfen.
Die deutsche Sprachkrankheit
(2002)
„Ein geistigeres und innigeres Element als die Sprache hat ein Volk nicht. Will ein Volk also nicht verlieren, wodurch es Volk ist, will es seine Art mit allen Eigentümlichkeiten bewahren, so hat es auf nichts mehr zu achten, als daß ihm seine Sprache nicht
verdorben und zerstört werde." Das sind Worte von Ernst Moritz Arndt, die zwar vor mehr als 150 Jahren gesagt wurden, die uns aber ganz besonders in der Gegenwart Mahnung sein sollten, da unsere schöne deutsche Sprache von vielen Deutschen in schockierender Weise missachtet und damit verdorben wird.
Erinnerungen an Leo Wohleb
(2002)
Wohleb zu einem Oberprimaner 1936 während der Pause im Gang des Gymnasiums Hohenbaden in Baden-Baden; er war immerhin Stammführer des Jungvolkes: „Paulus superbus! wenn ich dich noch emol mit ere Zigarett' in der Gosch am Leopoldsplatz seh', schlag ich der se aus 'm Gsicht! ,Der Führer' braucht Vorbilder für die deutsche Jugend!" Die deutsche Jugend war damals automatisch Mitglied der Hitler-Jugend. Als angenehmsten Dienst fand ich mit zwei Klassenkameraden (wir waren bis zum Abitur Ministranten an der Stiftskirche) die Mitwirkung im Bannorchester. Leiter war ein jüngerer erster Geiger des städtischen Orchesters. Am Montag Nachmittag wurde in Zivil musiziert (ausschließlich Barockmusik). Eines Sonntag-Abends sollten wir auf dem Land bei einer Versammlung den musikalischen Rahmen bilden. Der Dirigent war als
Musiker im Kurhaus, einen Führer hatten wir nicht: wir fuhren nicht nach Haueneberstein und die Musik fiel aus. Wir wurden daraufhin vom HJ-Bannführer (Schneider) einbestellt. Begrüßung: ,,Ah, da kommt sie ja, die schwarze Brut! Auf euch kann der Führer verzichten!" Mit gemischten Gefühlen zogen wir ab.
Auf der Höhe seiner Schaffenskraft wird Heinrich Hübsch (1795-1863), der grosse badische Baumeister der Romantik und Leiter der Bauverwaltung des Großherzogtums in der Nachfolge Friedrich Weinbrenners, mit einer Aufgabe betraut, die in der ersten Hälfte des 19. Jh. zu den wichtigsten und technisch anspruchsvollsten öffentlichen Bauaufgaben gehört, nämlich der Erbauung einer zentralen Strafanstalt. Mit der Schaffung des Männerzuchthauses in Bruchsal wird Baden, neben Preußen, eines der führenden Länder der Zeit bei der Entwicklung und Humanisierung des Strafvollzuges und des Strafvollzugsbaues.
Am 13. April 2002 fand im Amtssitz des südbadischen Regierungspräsidenten, im Basler-Hof in Freiburg, eine Veranstaltung statt, über die zwar im Rundfunk, aber nicht in der örtlichen Zeitung berichtet worden ist. Gut 80 persönlich geladene Personen nahmen teil, darunter Landtagsabgeordnete, Kommunalpolitiker, Landesbeamte und unter diesen allen die Autoren eines Buches, das zu diesem Anlaß präsentiert werden sollte. Das Ereignis, das da im Zusammenhang mit dem 50jährigen Landesjubiläum stattfand, war darum nicht alltäglich, weil die beiden badischen Regierungspräsidenten, Dr. von Ungern-Sternberg und Frau Hämmerte, als Gastgeber gemeinsam in Erscheinung traten. Sie hatten gemeinsam ein Geleitwort zu einem Buch geschrieben, das an diesem Tag der Öffentlichkeit übergeben wurde: ,,Die badischen Regionen am Rhein. 50 Jahre Baden in Baden-Württemberg. Eine Bilanz". Herausgegeben hat es der an der Universität Würzburg Politische Wissenschaft lehrende Professor Paul-Ludwig Weinacht; erschienen ist es im Nomos-Verlag Baden-Baden (Preis 34 Euro).
Die Verweigerung der Moderne
(2002)
Die Beschäftigung mit der Architektur Albert Speers (1905-1981) führt zwangsläufig zu einer Auseinandersetzung mit seinem Bauen im Dritten Reich. In einer Veröffentlichung der Arbeiten Speers, für die er selbst das Vorwort schrieb, werden seine Arbeiten erst ab 1933, dem Jahr der Machtergreifung Hitlers aufgeführt. Karl Arndts Aussage, daß Speers „Bauaufträge [...] so gut wie ausschließlich mit dem nationalsozialistischen Regime verbunden" seien, ist zu bestätigen. Allerdings wären da nicht wenige Indizien für ein architektonisches Schaffen vor 1933, könnte es den Eindruck erwecken, Albert Speer sei als Chefarchitekt und Handlanger Hitlers wie ein Phönix aus der Asche gestiegen. Um ein differenziertes Bild seiner architektonischen Entwicklung zu erhalten, ist es notwendig den Fokus auf seine frühen Entwürfe, die nicht im nationalsozialistischen Kontext entstanden sind, zu richten. Neben den Entwürfen eines Siedlungshauses (um 1931) und
einer evangelischen Kirche in Berlin-Zehlendorf (vor 1933), beziehen sich zwei der raren Entwürfe aus der frühen Schaffensperiode interessanterweise auf Heidelberg: Es handelt sich um ein Zweifamilienhaus, das er 1929 für seine Schwiegereltern in Heidelberg-Schlierbach realisiert und um den Entwurf eines Gärtnerhauses, das nicht ausgeführt worden ist.
Vor 150 Jahren starb in Pforzheim Christian Ferdinand Oechsle. Das ist Anlaß genug, sich des Erfinders zu erinnern, dessen Bekanntheit in erster Linie auf einem nach ihm benannten Meßinstrument zur Bestimmung des spezifischen Gewichts frischen Traubenmostes beruht. Dieses auch als „Oechslewaage" bezeichnete Gerät ging sogar - man mag es kaum glauben - in die Filmgeschichte ein, kam sie doch im Anschluß an die folgende berühmte Szene in Heinrichs Spoerls "Feuerzangenbowle" zur Anwendung.