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Die Untersuchung von rund 20 Kalk-Magerrasen der Baar zeigt, dass die Zahl der Pflanzenarten in den letzten Jahrzehnten generell zurückgegangen ist. Davon sind allerdings die naturräumlichen Einheiten unterschiedlich betroffen. Dramatisch ist
der Artenverlust im Muschelkalk-Gebiet. Auch die Magerrasen im Bereich der Keuper/Lias-Stufe haben sowohl an Fläche als auch an Artenzahl abgenommen. Die geringsten Verluste sind bei den untersuchten Kalk-Magerrasen der Baaralb zu
beobachten. Am günstigsten verläuft die Entwicklung bei unter Naturschutz stehenden Flächen mit angemessenem Pflegekonzept und regelmäßiger Pflege. Als Ursachen der vorwiegend negativen Entwicklung sind vor allem Nutzungsänderungen wie Aufforstungen und die Inanspruchnahme für Neubaugebiete im Verdichtungsbereich der Gemeinden auszumachen. Außerdem beeinflusst die intensiv betriebene Landwirtschaft in der Umgebung über atmogene Stoffeinträge langfristig den Standort zu Ungunsten der Magerrasen . Es wird nachgewiesen, dass die Zahl der Pflanzenarten in den Magerrasen der Baar mit der Zahl gefährdeter Insektenarten, insbesondere bei Geradflüglern und Schmetterlingen, hoch korreliert. Da ein eindeutiger Kausalzuammenhang besteht, ist mithin die Artenabnahme bei Pflanzen ein
ernstes ökologisches Alarmsignal. Angesichts der starken Gefährdung der Magerrasen in Deutschland wird auf deren Bedeutung als Landschaftselement und als ökologische Ressource hingewiesen. Insgesamt ergibt sich eine eher skeptische Prognose.
László Trunkó †
(2022)
László Trunkó wurde am 8. Mai 1935 in der zentralungarischen Kleinstadt Szolnok als einziger Sohn des promovierten Juristen István Trunkó und der Erzieherin Erzsébet Trunkó geb. Riszner, geboren. Der Vater war ab 1940 am obersten
Verwaltungsgerichtshof in Budapest beschäftigt. Er wurde 1950 als „Klassenfeind“ von den Kommunisten aus dem Staatsdienst entlassen. Die Familie verarmte daraufhin. László Trunkó nahm 1953 unmittelbar nach seinem Abitur sein
Geologiestudium mit Schwerpunkt Paläontologie an der Eötvös-Loránd-Universität auf. Der mit Staatsgewalt niedergeschlagene ungarische Volksaufstand, der am 23. Oktober 1956 mit einem friedlichen Protest der Studenten der Universitäten in Budapest begonnen hatte, zwang ihn zur Flucht nach Deutschland. Dort wurde er sofort als politischer Flüchtling anerkannt, setzte sein Geologiestudium an der Georg-August-Universität Göttingen fort und schloss es 1960
mit der Diplomprüfung ab. Bereits ein Jahr später wurde er auf der Grundlage seiner für die Diplomarbeit gesammelten Daten promoviert. László Trunkó arbeitete damals unter anderem über oligozäne Foraminiferen (Grossheide & Trunkó 1965; Trunkó 1965).
Luftkrieg am Bodensee
(2011)
In Heiligenberg-Wintersulgen, im Flurstück Kiebloch, nahe Betenbrunn, erinnert
ein Bildstock an den Absturz eines amerikanischen Bombers am 18. März 1944 an diesem Ort. Eine Tafel auf dem daneben stehenden Granitstein nennt die Umstände des
Absturzes. Demnach hatte das Flugzeug an der Bombardierung Friedrichshafens teilgenommen und war dabei von der Flak abgeschossen worden. Sechs Besatzungsmitglieder
verloren ihr Leben.
Ludwigsburger Keramik-Maler
(2020)
Es war in der europäischen Startzeit der Porzellanherstellung nicht in allen Manufakturen üblich, dass sie unmittelbar nach
ihrer Gründung sofort mit der Produktion von Porzellan beginnen konnten. In Ludwigsburg war die Verzögerung sogar extrem: Nach der offziellen Gründung im April 1758 kam es zur eigentlichen Produktionsvorbereitung erst, nachdem Joseph Jacob Ringler im Februar 1759 als Leiter der Manufaktur eingetreten war. Im April 1759 erfolgte dann obendrein noch eine Entscheidung zu einem Umzug auf ein Grundstück, auf dem drei gut erhaltene Verwaltungsbauten standen und jetzt zusätzlich die erforderlichen Neubauten von Produktionshallen erstellt wurden. Damit konnte auch erst die Errichtung eines – und bald eines zweiten − funktionierenden Brennofens erfolgen. Bau- und Testzeit haben sicher mehrere Monate benötigt, so dass wohl nicht vor Ende September 1759 – falls nicht sogar erst 1760! − mit einer akzeptablen Produktion begonnen werden konnte.
»Wir haben seit dem Antritt Unserer Herzoglichen Regierung jedermänniglich schon
zur Genüge überzeugt, wie sehr uns an der weiteren Auf- und Emporbringung Unserer
Haupt- und Residenzstadt Ludwigsburg, samt denen darinn befindlichen Innwohnern
gelegen, und was vor große Bemühungen und Kosten von Uns zu diesem Endzweck
bereits verwendet geworden. Unter dem Beystand des Höchsten ist es auch nunmehro
damit so weit gekommen, daß das dortige Publicum von diesen Unsern Bemühungen
und Sorgfalt die werkthätigste Proben von Tag zu Tag verspührt und die süße Hoffnung
vor sich siehet, in wenig Zeit unter diejenige Innwohnere gezehlet werden zu können,
denen es bey ihrem Fleiß und Arbeit an nichts gebrechen kann und wird.«
Mit diesem nicht gerade bescheidenen Eigenlob leitete Herzog Carl Eugen ein Dekret vom 30. April 1760 ein, in dessen zweiten, entscheidenden Abschnitt er Landsleuten und Fremden durch Gewährung großzügiger Privilegien die Ansiedlung und
den Hausbau in Ludwigsburg schmackhaft machen wollte. Danach sollte jeder Bauwillige neben dem Bauplatz und dem dazugehörenden Garten auch das benötigte
Bauholz unentgeltlich erhalten, wobei allerdings das Schlagen und Heranschaffen
des Holzes - meist aus dem Schwarzwald - auf eigene Kosten zu erfolgen hatte! Ein
Geschenk von mehreren hundert Gulden, ein so genanntes »Don Gratuit«, sollte zur
Deckung der Baukosten dienen, eine zwanzigjährige Abgabenfreiheit war ein weiterer, bei der Steuerwillkür des Herzogs nicht hoch genug einzuschätzender Vorteil.
Auswärtigen wurde außerdem, verbunden mit dem Hausbau, die unentgeltliche Erlangung des Ludwigsburger Bürgerrechts zugesagt.
Ludwigsburg unter Strom
(2014)
Nicht einmal eine Randnotiz war den Redakteuren der Ludwigsburger Zeitung in
den ersten Augusttagen des Jahres 1905 das folgenreiche Ereignis wert, geschweige
denn eine Schlagzeile wie zum Beispiel: »Endlich! Ludwigsburg unter Strom!« Stattdessen brach die neue Ära bescheiden in einigen Haushalten der Unteren Stadt an,
als dort eines Abends die ersten elektrischen Glühbirnen in Ludwigsburg eingeschaltet wurden und damit das bisher gebräuchliche Petroleum- bzw. Gaslicht ersetzten.
Nach der Eröffnung des Gaswerks 1858 und des Wasserwerks 1866 markierte der Start
der Ludwigsburger Stromversorgung im Jahr 1905 einen weiteren, in die Zukunft weisenden Schritt in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt. Dessen ungeachtet
berichtete die Zeitung ausführlich und mit blumigen Worten über den Auftritt einer
Liliputaner-Gruppe oder über den Besuch eines österreichischen Gesangvereins.
Selbst in einem Bericht über die aktuelle Bautätigkeit in der Stadt wurde das Elektrizitätswerk nicht erwähnt, wie auch in einem anderen Bericht über die wirtschaftliche
Situation der städtischen Gewerbeunternehmen versäumt wurde, die Chancen, die
mit der Nutzung der elektrischen Energie verbunden sind, zu erläutern.
Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und
seiner Gemahlin im bosnischen Sarajewo am 28. Juni 1914 durch einen serbischen
Nationalisten war zwar der Anlass, nicht aber die Ursache für den Ersten Weltkrieg.
Schon seit Jahren schien eine militärische Lösung der wachsenden politischen
Spannungen in Europa unvermeidlich. Für Österreich-Ungarn spielten dabei
der Interessenkonflikt mit Russland auf dem Balkan sowie die aggressive nationalistische Politik Serbiens eine zentrale Rolle; Österreich-Ungarn befürchtete den
Zusammenbruch der Monarchie, weshalb es der serbisch-russischen Expansionspolitik Einhalt gebieten wollte. Das Deutsche Reich indes hatte sich durch eine
ungeschickte Außenpolitik ins Abseits manövriert und die Bildung der »Entente
cordiale« zwischen Frankreich, Großbritannien und Russland nicht verhindern
können. Der Dreibund von Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien war kein
stabiles Bündnis, nicht zuletzt wegen der italienischen Gebietsansprüche gegen
Österreich.
Die Donaumonarchie nahm das Attentat zum Anlass, mit Serbien abzurechnen,
wobei sie sich der Unterstützung des Deutschen Reiches sicher sein konnte. Das
von Österreich-Ungarn gestellte Ultimatum vom 23. Juli, das die Einbeziehung
von österreichischen Behörden bei den Ermittlungen gegen die Hintermänner des
Attentats und deren strafrechtliche Verfolgung vorsah, war für Serbien von vornherein unannehmbar. Allerdings konnte nie ein Zusammenhang zwischen dem
Attentat und der serbischen Regierung bewiesen werden. Da Serbien auf das
Ultimatum nicht einging, brach Österreich-Ungarn seine diplomatischen Beziehungen zu dem Balkanstaat ab. Nun mobilisierten beide Staaten ihre Streitkräfte,
wobei Serbien mit der Rückendeckung Russlands rechnen konnte. Schließlich erfolgte am 28. Juli die österreichisch-ungarische Kriegserklärung an Serbien, wenn
man so will aus veralteten Ehrbegriffen, einer versagenden Diplomatie und in Verkennung der Realitäten. Russland antwortete mit Mobilmachung, die sich nicht
nur gegen die Donaumonarchie, sondern auch gegen ihren Verbündeten Deutschland richtete.
Ludwigsburg geht baden
(2020)
»Hoher Adel! werthes Publikum! Subsignierter ladet nun Sie aufs freundlichste zum Baden ein. Auf den Wiesen, die er nun gepachtet, Führen Treppen in den Neckar ein; Es sind Müh und Kosten nicht geachtet! Auch 5 Häuschen, ganz bequem und rein, Stehen grün bedeckt zu jeder Zeit Jedem Badelustigen bereit. Nebst dem wartet auf mit Trank und Speiß Und empfiehlt sich bestens Philipp Heuß.« Mit diesem entwaffnend holprigen Gedicht machte der Wirt des auf der Hohenecker Neckarseite gelegenen Brückenhauses am 4. Juni 1822 im »Ludwigsburger Wochenblatt« auf die Eröffnung seiner Badeanstalt aufmerksam. Vermutlich hat der interessierte Leser von 1822 den Inhalt des Gedichtes mit Freude zur Kenntnis genommen, erwartete ihn doch im kommenden Sommer ein erfrischendes Bad im Neckar. Uns Lesern von heute bleibt allerdings einiges an der gereimten Anzeige unklar.
Ludwigia x kentiana E. J. CLEMENT, eine erst kürzlich beschriebene Hybride zwischen L. natans und L. palustris, besitzt seit über 20 Jahren ein beständiges Vorkommen in Südwestdeutschland. Die ursprüngliche Bestimmung erfolgte als Ludwigia palustris L. Die Bestimmungsmerkmale der drei Ludwigia-Sippe werden genannt und illustriert.
Ebenso wie andere Fürstenhöfe wurde auch der Heidelberger Hof im Frühjahr 1525 von der Erhebung des „Gemeinen Mannes“ überrascht, auch wenn es erste Anzeichen für Unruhen und eine revolutionäre Stimmung unter der Landbevölkerung bereits Jahrzehnte zuvor, insbesondere in den Bundschuhaufständen 1502 und 1517, gegeben hatte. Der Anstoß zum bäuerlichen Widerstand kam indes nicht aus der Residenz- und Universitätsstadt selbst, in der 1518 das Ordenskapitel der Augustinereremiten getagt und Martin Luther mit seiner Kritik an der scholastischen Lehre enormes Aufsehen erregt hatte. Von Oberschwaben und vom Oberrhein her wurden zuerst die linksrheinischen Gebiete der Kurpfalz von der revolutionären Bewegung erfasst, rechts des Rheins griff sie von den markgräflich-badischen und bischöflich-speyerischen Landen über. Vor Beginn der Fastenzeit 1525 hatten Kurfürst Ludwig V. und die Pfalzgrafen Friedrich, Georg, Philipp und Ottheinrich, die am Hofe weilten, sich mit der bei Jägern und Adel beliebten Sauhatz, mit Mummenschanz und Narrenspiel beschäftigt. Dieses bunte Vergnügen änderte sich sehr plötzlich kurz vor Ostern. Die in Memmingen gedruckten Zwölf Artikel der Aufständischen entfalteten ihre Wirkung in den Gebieten des Oberrheins und der Kurpfalz.
Ludwig V. und seine Brüder
(2015)
Mit der Revolution von 1525 beginnt die Geschichte der deutschen Demokratie. Bei dem Historiker Peter Blickle, der die Bauernkriegsforschung auf neue Füße stellte, heißt es: „Die vorwaltende mittelalterliche Vorstellung, Herrschaft sei eine angeborene und gottgewollte Fähigkeit des Adels wurde substituiert […] durch die Überlegung, Herrschaft werde durch einen willentlichen Akt des politischen Zusammenschlusses konstituiert.“ Trotz seiner vernichtenden Niederlage hat sich der Aufstand des Gemeinen Mannes, den auch die Zeitgenossen schon verkürzend „Bauernkrieg“ nannten, tief in das deutsche Gedächtnis eingebrannt. Generationen von allgemein und regional Forschenden haben nicht nur Quellen gesichtet und narrative Zusammenhänge geprägt, sondern auch verschiedenartige Deutungen erarbeitet. Von Interesse könnte die Feststellung sein, dass zwei der bedeutendsten Bauernkriegshistoriker in Heidelberg waren: Günther Franz lehrte hier von 1935 bis 1937 Mittlere und Neuere Geschichte; obwohl er
sich nach 1945 von der NS-Ideologie nie lossagte, ist seine Forschungsleistung unbestritten. Max Steinmetz begann sein Studium 1932/33 in Heidelberg als NS-Student und schloss es 1940 in Freiburg mit einer Dissertation über Ludwig V. ab. Erst in sowjetischer Kriegsgefangenschaft wurde er zum Marxisten und später zum führenden DDR-Historiker des Bauernkriegs. Aber dieses forschungsgeschichtliche Panorama kann hier nicht eröffnet werden. Die Ereignisse des Jahres 1525 für Heidelberg darstellen zu wollen, erschiene ein müßiges Unterfangen. Heidelberg war 1525 keine ‚Zitadelle des Aufruhrs‘ wie 1968, sondern eine Zitadelle der Repression. Auf dem Schloss sammelten sich einige aus ihren Residenzen vertriebene Landesherren, und von hier aus startete der vernichtende Feldzug gegen die Bauernheere im Kraichgau, in Franken und in der Pfalz. In der Residenzstadt selbst blieb es äußerlich ruhig.
Ludwig Scheuermann
(2007)
Der Schwiegervater des Niedernhaller Pfarrers M. Vitus Knör war Ludwig
Scheuermann, Keller in Weikersheim [2]
. Er war der Sohn des Langenburger
Forstmeisters Caspar Scheuermann und einer Dorothea unbekannter Herkunft. Der Name Scheuermann findet sich mehrfach im Hohenlohischen,
auch in Heilbronn. Rechnungen von Caspar Scheuermann sind aus den Jahren
1581 bis 1585 in den Jagd-Lagerbüchern des Grafen Wolfgang II. von Hohenlohe-Langenburg [3] erhalten, mit eigener Unterschrift. Ein anderer Sohn des
Forstmeisters, Albrecht Scheuermann, wurde Pfarrer. Ludwig Scheuermann
selbst wurde schon in jungen Jahren in gräflichen Diensten beschäftigt. Ab
1568 hat er als ein junger Schreiber für die gräflichen Frauenzimmer geschrieben, dann schickte man ihn nach Langenburg als Verschuldigungsschreiber.
Beim Umbau des Weikersheimer Schlosses war er Bauschreiber [4]
.
Ludwig Maier ist ein Architekt, der für das Erzbistum Freiburg eine Vielzahl von katholischen Kirchen geplant und teilweise errichtet hat. Er wurde als Sohn eines Gastwirts geboren und studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Strasbourg an dem Karlsruher Polytechnikum. Hier lernte er die verschiedenen Baustile kennen, und die von ihm geplanten und erbauten
Kirchen waren entweder im neugotischen, neuromanischen oder im neubarocken Baustil erstellt worden. Diese Kirchen wurden seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Imitate abgetan. Heute sieht man sie als Kunstwerke an, die erhaltens- und schützenswert sind.
Wenn der noch allseits gut bekannte „fürstenbergisch gesinnte Altbadener“ Karl Siegfried Bader als einer der „Großen des 20. Jahrhunderts“ u. a. in den Bereichen der Kriminologie in dem großartigen „Badischen Kalendarium“ von Hauß/Schmid (Seite 194) verdiente Erwähnung findet, soll mit einigen Worten auch an das Wirken eines anderen angesehenen badischen Kriminologen des 19. Jahrhunderts erinnert werden: vor über 200 Jahren, am 13. Juni 1805 kam in Gerlachsheim bei Lauda/Königshofen Ludwig Hugo Franz von Jagemann zur Welt. Als Sohn des Mannheimer Ehrenbürgers Philipp Anton von
Jagemann, Stadtdirektor und späterer Hofgerichtspräsident in Mannheim, erhielt er dort seine Schulbildung, um dann zum Rechtsstudium die Universitäten in Heidelberg und Göttingen zu beziehen. Mit 22 Jahren bestand von Jagemann das juristische Staatsexamen.
Ludwig Christof Meffle
(2002)
Vor der Kapelle auf dem Adelberg in Bretten-Neibsheim steht ein Hochkreuz aus dem Jahre 1885. Auf beiden Seitenfronten des Sockels hat sich der Handwerker verewigt: ,,Ludwig Meffle, Stein- und Bildhauer in Bretten". Das war der Anlass, nach
weiteren Arbeiten dieses Steinbearbeiters zu suchen. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit in Baden im Jahre 1862 wurden die Zünfte aufgelöst. Für die Gründung eines Gewerbebetriebes war keine Meisterprüfung mehr nötig und wohl auch nicht möglich, da die privatrechtlichen Innungen in Großstädten erst um 1885 gegründet wurden. Ludwig Meffle hat sich in Rechnungen und Zeitungsanzeigen nie als Meister bezeichnet.
Seit seinem Dienstantritt 1983 in der Landesbibliothek Karlsruhe hat Ludger Syré die Baden-Redaktion der Landesbibliographie Baden-Württemberg betreut. »Keine relevante Veröffentlichung über Baden entgeht ihm. Er sorgt dafür, dass der ›Lesestand‹ zum Oberrhein stets aktuell bleibt« (Julia Freifrau Hiller von Gaertringen). Im regionalisierten Baden sieht sich die Badische Heimat zunehmend auf Akteure außerhalb des Vereins angewiesen, die badische Themen behandeln. Mit der Regionalbibliographie, der Betreuung oberrheinischer Literatur im Lesesaal und Veröffentlichungen in verschiedenen
Vereinszeitschriften, u. a. auch in der Badischen Heimat, ist Ludger Syré ein ausgezeichnetes Beispiel für einen solchen Akteur. Wir bedanken uns bei ihm mit der Würdigung seiner Lebensleistung in Verbindung mit der Festschrift »Liber amicorum für Ludger Syré«.
lrma Goeringer
(2013)
Der Name Irma Goeringer (mit vollem Namen Irma Friedrike Marie Karolin Adolphine Georinger) ist heute völlig in Vergessenheit geraten. Selbst in ihrer Heimatgemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach, wo sie am 6. Februar 1876 als Tochter des Badbesitzers Otto Goeringer und seiner Ehefrau lda Mathilde geb. Hironimus das Licht der Welt erblickte, findet sie kaum, jedenfalls keine ihr Werk würdigende und ihr angemessene, Erwähnung.
Louise Kachel-Bender
(2005)
Die Welt des Theaters muß das junge
Mädchen magisch angezogen haben. Von
früher Jugend an kannte Luise keinen anderen
Berufswunsch, als in die geheimnisvolle
Atmosphäre der Bühne, der Rampenlichter, der
Kulissen und Soffitten, in eine andere Welt
eben, einzutauchen. Dass die Eltern der am 7. 9. 1842 in Karlsruhe geborenen Luise ihren Berufswunsch lenkten, darf bezweifelt werden; der Vater Michael Bender, ein Polizeibeamter, und die Mutter Margareta geb. Metz ließen, wie es scheint, die Schwärmerei ihrer Jüngsten eher geschehen, als dass sie sie förderten. Gleichwohl, am 27. 5. 1853 betrat die Zehnjährige erstmals die weltbedeutenden Bretter.
Lothar Böhnert (1938-2018)
(2018)
Mit Lothar Böhnert verstarb im Alter von 80 Jahren eine herausragende Persönlichkeit des Breisgau-Geschichtsvereins. Lothar Böhnert wurde 1938 in Kenzingen geboren und wuchs in Müllheim auf. Nach dem Abitur am Bertold-Gymnasium in Freiburg studierte er in Freiburg Deutsch, Politik, Latein und Geschichte; für alle vier Fächer erwarb er die Lehrbefähigung. Nach einer ersten Station in Gaggenau wurde er 1971 Lehrer am Faust-Gymnasium in Staufen, dem er 31 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung 2002 verbunden blieb. Seiner badischen Heimat ebenso wie dem Elsass war Lothar Böhnert schon aufgrund
familiärer Wurzeln tief verbunden. Daraus entsprang ein frühes Engagement für die in den 1970er-Jahren neu gegründete Ortsgruppe Bad Krozingen der Europa-Union.
Lorenz Oken, 1779 in Bohlsbach bei Offenburg als Sohn eines armen Kleinbauern geboren, stieg dank seiner überragenden Begabung und einer ungewöhnlichen Willenskraft bis zu seinem 28. Lebensjahr zum Professor an der Universität Jena auf. Er wurde dort zu einem führenden Naturphilosophen und Naturforscher seiner Zeit, ab 1817 auch zu einem umstrittenen politischen Wortführer, als er in seiner Zeitschrift Isis mit liberalen Forderungen nach demokratischen Grundrechten in ganz Deutschland Aufsehen erregte. Im Jahr 2001, seinem 150. Todesjahr, wurde seiner im Heimatort Bohlsbach (heute Stadtteil von Offenburg) mit einem großen und eindrucksvollen Fest gedacht, und es erschien in Zusammenarbeit der Stadt Offenburg mit der Universität Jena ein Sammelband über Oken unter dem Titel: Lorenz Oken (1779-1851) Ein politischer Naturphilosoph, in dem Okens Leben und Wirken unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet wird.
Bis heute kennen viele Ortenauer in der Schulzeit gelernte Gedichte des Oberkircher Ehrenbürgers August Ganther auswendig. Dr. Philipp Brucker, der ehemalige Lahrer Oberbürgermeister, schrieb einmal, er habe in seiner Kindheit keine größere
Familienfeier erlebt, bei der nicht ein Verwandter Gedichte August Ganthers rezitiert habe. Hotelier Karl Müller, der frühere Inhaber des Hotels „Grüner Baum" in Oberkirch-Ödsbach, kann von einem Besuch von Senator Franz Burda erzählen, bei dem Burda zu Müllers Überraschung aus dem Gedächtnis ein Gedicht August Ganthers vortrug.
Lob der Reichenau
(2001)
Die UNESCO sieht eine noble Aufgabe darin, besondere Kultur- und Naturgüter zum Weltkulturerbe zu erklären, weil sie
einen „außergewöhnlichen universellen Wert" besitzen und sich auszeichnen durch ,,Einzigartigkeit" und „Authenzität". Baden-Württemberg war bisher auf dieser Adelsliste nur vertreten durch das Kloster Maulbronn, sicher ein Zentrum religiösen Lebens
im Mittelalter, begründet 1147 von zwölf Elsässer Zisterziensermönchen. Nun wurde auch die Insel Reichenau auserwählt, die
Klostergründung Pirmins von 724, die in der Folgezeit rasch zu einem geistlichen und geistigen Mittelpunkt Europas wurde.
Die Aufnahme der schwäbisch-alemannischen Fastnacht in die Liste des nationalen immateriellen Kulturerbes im Jahr 2014 attestiert die besondere kulturhistorische und gesellschaftliche Bedeutung des Fastnachtsbrauches.
Mit dieser Auszeichnung, auf die der Dachverband Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V. (VSAN) zu Recht „stolz“ ist, sind
neben einigen Privilegien auch Verpflichtungen verbunden. Leitend sind hierbei
drei Begriffe: Wissen, Können, Weitergeben. Daraus folgt, kurz gesagt, dass die
Vereine so etwas wie eine Fastnachtsdidaktik oder Fastnachtskunde sich ausdenken und umsetzen müssen.
Im Zeitraum von 1998 bis 2004 wurden stichprobenartig die Aufwuchsalgen (ohne Bacillariophyta) in Uferbereichen von Hoch- und Oberrhein untersucht und zeichnerisch und photographisch dokumentiert. Es wurden insgesamt 163 Taxa registriert. Den höchsten Anteil nahmen die Cyanophyta mit 109 Taxa ein, gefolgt von den Chloropyta mit 40 Taxa. Der Rest verteilte sich auf Rhodo-, Eugleno-, Crypto-, Chryso-, Xantho- und Phaeophyta. Die für die Algenverbreitung besonders
relevanten pH- und Härtewerte des Wassers lagen im langjährigen Mittel im Hoch- und Oberrhein zwischen pH 8-8,3, bezw. 8-9,7° dH (Gesamthärte). Im weitgehend unberührten, sehr sauberen und sehr schnell fließenden Hochrheinabschnitt unterhalb Schaffhausen erreichten Chamaesiphon oncobyrsoides, Ch. polonicus, Stichosiphon pseudopolymorphus, Pleurocapsa fusca, Homoeothrix janthina und Ulothrix zonata höhere Abundanzen und bestimmten dort weitgehend
das Besiedlungsmuster. Eine große Gruppe von Taxa war mit z.T. hohen Abundanzen über die gesamte Strecke von Hoch- und Oberrhein verteilt. Hierzu zählten Hydrococcus cesatii, Siphononema polonicum, Chamaesiphon polymorphus, Chroococcopsis fluviatilis, Pleurocapsa minor, Xenotholos kerneri, Phormidium subfuscum, Ph. retzii, Ph. uncinatum, Ph. subfuscum, Schizothrix calcicola. Eine weitere Gruppe hatte ihren Verbreitungsschwerpunkt nur im Oberrhein, zum Teil
erst im Abschnitt nördlich des Kaiserstuhls. Aspektbildend waren in dieser Gruppe Cladophora glomerata, Gongrosira incrustans, Audouinella chalybea, Hildenbrandia rivularis, Homoeothrix varians, Phormidium corium, Microcoleus subtorulosus. Calothrix parietina, Aphanocapsa parasitica, Chlorogloea rivularis, Schizothrix lardacea und andere Kleinformen bildeten zusätzlich eine dichte ± gallertige Schicht auf den meisten submersen Substraten. Als Besonderheiten
für den Rhein, wenn auch zum Teil nur mit niedrigen Abundanzen präsent, sind hervorzuheben: Gloeocapsa sanguinea, Chroococcus bituminosus, Ammatoidea normannii, Pseudophormidium rhenanum, Schizothrix cf. funiculus, Thorea hispida, Apistonema commutatum, Pleurocladia lacustris, Dilabifilum incrustans, Gongrosira leptotricha. Es sind dies in der Mehrzahl Formen, die insgesamt eine geringe Verbreitung besitzen und deshalb in den Fundlisten von Fließwasseralgen kaum
Erwähnung finden. Andere Taxa, die in früheren Jahren ein stärkeres Vorkommen im Rhein zeigten, wie Rivularia biasolettiana, R. haematites, Tolypothrix lanata wurden nicht mehr gefunden.
Lithologie der Molasseablagerungen (Miozän) im Raum Immendingen am Beispiel eines Bohrkerns (BK 104)
(2017)
Im Jahre 2014 wurden die langjährigen Grabungen des
SMNK an der miozänen Wirbeltierfundstelle am Höwenegg bei Immendingen vorerst eingestellt, um den
Schwerpunkt auf die Präparation und taxonomische
Bearbeitung der bisher geborgenen Funde zu legen.
Als Nachfolgeprojekt vor Ort bot sich die Bearbeitung
von Bohrungen (ca. 70 Bohrkerne) an, die uns freundlicherweise von der Daimler AG zur wissenschaftlichen
Bearbeitung zur Verfügung gestellt wurden. Die Bohrkerne enthalten Material aus der Unteren und Oberen Süßwassermolasse, das etwas älter ist als die
an der Grabungsstelle angetroffenen Schichten. Im
Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die Untersuchung und Beschreibung des Bohrkerns BK 104. Auf
der Basis einer Faziesinterpretation nach Miall (1996)
und ergänzenden Untersuchungen von Dünnschliffen
und Tonmineralanalysen ergibt sich als Ablagerungsraum vorerst ein verfochtenes Flusssystem mit Überschwemmungsebenen unter den Bedingungen eines
feuchtwarmen Wechselklimas. Dieser Befund muss
durch die Bearbeitung weiterer Bohrkerne verifiziert
werden.
Zu den methodischen Prämissen der Anfänge einer geschichtlichen Landeskunde
gehörte es, eine „innige Zusammenarbeit aller geschichtlich gerichteten Fächer"
herbeizuführen. Archäologie und Kunstgeschichte, Kirchen- und Wirtschaftsgeschichte,
Rechtsgeschichte und historische Sprachwissenschaft waren aufgerufen,
der Idee einer „geschichtlichen Landeskunde als gemeinsamer Plattform" als interdisziplinärem erkenntnisorganisierendem Prinzip allen Eigengesetzlichkeiten
zum Trotz zum Erfolg zu verhelfen. Der hat sich denn auch
seither in reichem Maße eingestellt, und gerade die einschlägigen Disziplinen
der Germanistik, (historische) Dialektgeographie und Ortsnamenforschung,
haben in den letzten Jahrzehnten - wesentlich mitbestimmt durch die Arbeiten
des Jubilars - für den alemannischen Bereich die landeskundliche Forschung
durch Erschließung neuen Materials und Verfeinerung der Methoden tatkräftig
gefördert. Mochte man es für einen Zufall oder allenfalls für ein Symptom des
damaligen problem- oder geistesgeschichtlich orientierten Zustandes der Literaturgeschichte
halten, daß bei der Aufzählung der angesprochenen „geschichtlich
gerichteten Fächer" in Hermann Aubins frühem programmatischem Aufsatz
die Literaturgeschichte fehlte, so gibt es doch zu Bedenken Anlaß, daß
sich dies in den nachfolgenden Arbeiten (mit Ausnahme der kritischen Erwähnung von Josef Nadlers Werk) kaum geändert hat und daß man noch ein
Vierteljahrhundert später in der Neubestimmung von „Sinn und Aufgaben
geschichtlicher Landeskunde" durch Karl Lechner den Beitrag der Literaturgeschichte
oder auch nur das Verlangen nach ihrer Teilhabe vergeblich sucht.
Unter all den Räumen und ,geschichtlichen Landschaften', die die verschiedenen
Disziplinen bis dahin entwickelt hatten, von der ökonomischen Landschaft bis
hin zur Sakrallandschaft, von den Hauslandschaften zu den Mundartlandschaften,
vermißt man literaturwissenschaftlich bestimmte Landschaften, wenn
man von der ,Volksliedlandschaft' absieht.
Bleibt sie also ohne fundamentum in re, die als Wort nicht so ungeläufige
Literaturlandschaft? Ist sie die Substantialisierung eines bloßen Begriffes?