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Am 21. Oktober des Jahres 1827 wurde der erste Erzbischof der neu gegründeten Diözese Freiburg geweiht und inthronisiert. Damit kam ein langer Entstehungsprozess zum Abschluss. Warum aber, so wird man fragen, musste denn vor 175 Jahren ein neues Bistum in einem Gebiet geschaffen werden, wo seit tausend Jahren und mehr die kirchliche Organisation klar geregelt war, wo es uralte Bistümer, Dekanate, Pfarreien gab? Und wie hat man sich die Gründung eines neuen Bistums vorzustellen? Konkreter gefragt: Wie verlief die Gründungsgeschichte? Diesen Fragen soll im 1. Teil nachgegangen werden. Im 2. Teil betrachten wir die Entwicklung de? Bistums unter den Aspekten: Wo lagen die Wendepunkte, welche Triebkräfte haben die Entwicklung vorangebracht? Wie wurde sie in eine bestimmte Richtung getrieben und wie sind die Verhältnisse hervorgebracht worden, in denen wir leben? Welche Kräfte haben sich in den Spannungen zwischen der ,,Vorwärts-" und der „Rückwärtsbewegung", zwischen Fortschritt und Verteidigung also,
durchsetzen können - und warum? Im 3. Teil geht es um die Gegenwart: In welchen Verhältnissen, in welcher Kirche leben die Katholiken des Erzbistums Freiburg heute, als „Geliebte Erzdiözesanen", wie Erzbischof Gröber die Hörerinnen und Hörer seiner Predigten zu begrüßen pflegte?
Freiburg vor 500 Jahren: Die Stadt hatte geschätzt 6.000 Einwohner, mehr als doppelt so viele wie Wittenberg. Die Verluste durch die vielen Pestseuchen seit 1349 waren wohl ausgeglichen; allerdings schlug die Seuche auch 1519 wieder zu, wie Ulrich Zasius in einem Brief vom 1. September des Jahres berichtete: Reiche fallen wie Arme, nicht etwa einer nach dem andern, sondern scharenweise. Unruhige Zeiten! Die Bundschuhverschwörung von Lehen im Herbst 1513 mit ihrem sozial- und kirchenpolitisch revolutionären Programm hatte die Stadt gerade überstanden. „Rädelsführer“, die man erwischt hatte, wurden in Freiburg gevierteilt, zwei weitere in Basel enthauptet. Die Ordnung schien wiederhergestellt. Am 5. Dezember 1513 konnte der neue Hochchor des Münsters feierlich eingeweiht werden. Ein Zeugnis für eine gewisse Prosperität der Entwicklung? Ja, am Chorumgang mit dem Kapellenkranz wurde auch in den Folgejahren weitergebaut. Aber Wohlstand für alle? Keineswegs! Die Oberschicht, das sogenannte „Patriziat“, in dem Adel und reiche Kaufleute zu einem Stand mehr oder minder eins wurden, setzte sich deutlich von der übrigen Bürgerschaft ab. Diese „Herren“ hatten das Vermögen, den Einfluss, die Macht. Die Oberschicht umfasste zwei bis drei Dutzend Familien. Die „Münsterpfleger“ gehörten dazu, Stifter von Chorkapellen (Stürtzel, Villinger, von Böcklin, von Blumeneck u.a.) oder Stifter von einzelnen Altären wie Peter Sprung oder Ulrich Wirthner. Sie lenkten die Geschicke der Stadt während der ganzen Reformationszeit. Die breite Mehrheit blieb ohne großen Einfluss. Es waren die Handwerker, organisiert in zwölf Zünften. Ohne eigene Zunft waren die „Bohrer und Balierer“, die die Rosenkränze fertigten und andere Devotionalien für den Fernhandel.
Das Motiv des Totentanzes in Form einer Bilderserie hat sich seit dem späten 13. Jahrhundert, ausgehend von Frankreich, nirgends so sehr verbreitet wie im deutschen Südwesten, im Elsass und in der Nordschweiz. Als Vorstufe des Motivs gilt die Legende von den drei Toten und den drei Lebenden. Eine frühe Darstellung dieser bildlichen Darstellung des „Memento mori“ besitzt die Pauluskirche in Badenweiler. Die Fresken an der nördlichen Chorwand der Kirche stammen aus der Zeit nach 1368, als sich die Grafen von Freiburg nach dem Übergang der Stadtherrschaft an Habsburg nach Badenweiler zurückzogen. Sie wurden nach dem Abriss der gotischen Vorgängerkirche aus deren Vorhalle an den jetzigen Standort versetzt. Vermutlich handelt es sich bei der Badenweiler Bilderserie um das älteste Zeugnis dieses Motivs auf deutschem Boden. Die wohl bekannteste Darstellung des eigentlichen Totentanzmotivs wurde dann um 1460 an der Friedhofsmauer des Basler Dominikanerklosters ausgeführt, vielleicht von einem Mönch des Predigerkonvents. Hans Georg Wehrens hat neben 15 Beispielen der Legende von den drei Lebenden und Toten 51 Totentanzdarstellungen im alemannischen Sprachraum nachgewiesen. Der „Freiburger Totentanz“ gehört zu den kunstgeschichtlich höchst seltenen Totentanzbilderserien aus der Rokokozeit. Er befindet sich in der Vorhalle der Michaelskapelle im Alten Friedhof der Stadt.
Das Jahr 2017 war dem Gedenken an den Anstoß zur Reformation vor 500 Jahren gewidmet. Es erinnerte an Luthers Veröffentlichung der Ablass-Thesen am Tag vor Allerheiligen Anno Domini 1517. Sie wurde zum Auftakt der reformatorischen Bewegung, die schließlich in die konfessionelle Spaltung der westlichen Christenheit führte. Im Blick auf die Region am Oberrhein ist die Entwicklung in vier Schritten zu betrachten: Zunächst ist zu klären, welche Ursachen und Bedingungen eine Reformation am Oberrhein begünstigt haben. Im zweiten Schritt sind der unmittelbare Anlass und die Ausbreitung der reformatorischen Bewegung in der Region darzustellen. Sodann geht es um den Prozess der konfessionellen Spaltung im deutschen Südwesten. Schließlich richtet sich der Blick auf die direkten und indirekten Wirkungen und Folgen der Reformation hierzulande. Unter diesen Aspekten wird versucht, die reformatorische Bewegung in der hiesigen Region am Oberrhein, speziell in der Stadt Freiburg und dem Breisgau, genauer wahrzunehmen und zu erkennen, welchen Anteil die Menschen hier an dem geschichtlichen Prozess der Reformation genommen und wie sie an diesem Prozess mitgewirkt haben, aber auch zu sehen, was die Reformation für sie bewirkt hat.
„... Als 1872 die Großherzoglich Badische Post in die Kaiserliche Reichspost eingegliedert wird, erhält Villingen ein kaiserliches Postamt“, schreibt das Mitglied des Geschichts- und Heimatvereins Walter K.F. Haas. Von ihm erfahren wir auch, dass ab 1875 das kaiserliche Postamt in der Niederen Straße 24 (damals Nr. 388) im Hause der Familie Beha (heute Haus Sutermeister) untergebracht war. Vom „Postdirektor“ bis zum „Hilfsbriefträger“ betrug das Personal neun Personen, dazu kamen vier Landbriefträger und drei Bürodiener. In der ganzen Stadt gab es drei Briefkästen. Die amtliche Verkaufsstelle für Postwertzeichen befand sich 1884 bei Kaufmann Karl Butta, Marktplatz 185 (heute Parfümerie Butta-Stetter, Bickenstraße).
Das Kreuz ist das „Siegeszeichen des heilbringenden Leides“. In ihm ist das Heilswerk Christi zusammengefasst. Es ist ein Zeichen der Heilsgegenwart. An einem Haus angebracht wird es für dieses zu einem Weihezeichen, d. h. einem Zeichen des
Segens. Deshalb verbindet sich mit ihm unter anderem auch der Glaube an seine schützende Kraft und als ein Zeichen der Entsühnung (= Befreiung von Sünde und Schuld.) Es wird zu den Leidenswerkzeugen gerechnet.
Auf der Wiese des Franz Karl Storz im Gewann Unter Öschle steht die Birlis-Kapelle. Sie hat ihren Namen von einem Hof im Dorf. Das kleine Gotteshaus war in seiner heutigen Gestalt 1834 vom Birlishof-Bauer Benedikt Rottier und dessen Ehefrau Maria errichtet worden. Davon berichtet ein bündig mit der Mauer in die Wand eingelassenes Stifterkreuz. Seither hatte die Kapelle unter dem Zahn der Zeit gelitten. Um die Mitte der 1990er Jahre machten sich der jetzige Birlishof-Besitzer Marein Blum und F. K. Storz daran, sie umfassend zu sanieren und ihr Inneres zu restaurieren. Der mit der Neufassung des Altars beschäftigte Restaurator sagte ihm, es handle sich um ein sogenanntes Sühnekreuz. Solche Kreuze haben eine jahrhundertelange Tradition, und man findet sie vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. Sie heißen deswegen so, weil sie als Folge der gewaltsamen Tötung eines Menschen in Erfüllung der Bedingungen eines Sühnevertrages errichtet wurden.
Das Gotteshaus ist die einstige Kirche der politisch und wirtschaftlich einflussreichen Johanniter, deren Orden seit 1257 (1253) zwischen Gerber- und Bickenstraße sowie der östlichen Ringmauer auf einem großzügig bemessenen Platz die
verschiedenen Gebäude der Villinger Kommende errichtet hatte. Der einschiffige Kirchenbau, eine Saalkirche mit Chor, entstand um die Wende des 13. Jahrhunderts.
Glaube und Aberglaube sind dem Menschen wesenhaft und was den Aberglauben betrifft, eine verborgene Erscheinung die man nicht zu Markte trägt. Aufklärerische Vernunft und moderne elektronische Kommunikation wie Fernsehen und Internet vermochten wenig zu ändern. So ergab eine repräsentative Forsa-Umfrage, dass eine Mehrheit von Frauen und Männern in Deutschland an übersinnliche Kräfte und Erscheinungen glaubt, zu denen auch Geisterkontakte gehören. Wir entfernen uns also nicht aus der Zeit, wenn wir die schicksalsträchtigen Legenden, Mythen und düstere Phantasien als realen Teil des Volksglaubens
zur Kenntnis nehmen. Auch heute noch gibt es Bevölkerungskreise die sich als Eingeweihte in vermeintliche Geheimlehren verstehen.
Wie lassen sich die Bürgerbücher[1] in das Verständnis unserer Zeit übertragen? Was und wer ist ein
Bürger? Wem gehört z.B. ein Haus? Kaum zu glauben, dass beispielhaft in den zwei nachstehenden
lapidaren Eintragungsformulierungen der Schlüssel
zu einer Fülle spannender Informationen steckt:
„ltem, Johans Loseli ist burger an sinem halben
hus, waz Dietmars, wider Regelins hus" (Ebenso,
Johann Loseli ist Bürger an seinem Haus geworden,
das dem Dietmar gehört hatte, gegenüber dem
Haus des Regelin)
„ltem, Anna, relicta Hainrich Murers, ist burgerin
an irem halben huse, an dem tail wider der Glungginen
huse in brunnen-gassen"2 (Ebenso, Anna,
Witwe des Hainrich Murer, ist Bürgerin an ihrem
Haus geworden, das mit seiner Seite dem Haus der Glunggin in der Brunnengasse gegenüberliegt).
Die Kutmühle
(2002)
Von mehr als dreißig „Mühlen“ im unmittelbaren
Einflussbereich der mittelalterlichen Stadt Villingen ist die Kut(h)mühle der einzige Gewerbebetrieb der mit Standort und Funktion in der Gegenwart angekommen ist.
Darin liegt auch ein Teil ihrer wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung. „Mühlen“ ist ein Oberbegriff. Getreidemühlen, Ölmühlen, Schleifmühlen, Sägewerke, Tuchwalken und Hammerwerke mit ihren mechanischen Triebwerken fallen
darunter. Alle diese handwerklichen Produktionsstätten waren einst ent lang der Fließwässer, besonders der Brigach, aufgereiht worden für die sie ein
Wassernutzungsrecht besaßen. Diese hatte man
dann meist kanalisiert oder gelegentlich, des unterschiedlichen Wasseranfalls wegen, als Weiher
gestaut.
Geologie in und um Villingen
(2001)
Kaum vorstellbar, „dass die Brigach einmal westlich von der Lorettokapelle in 770 m Höhe
(Anm.: vielleicht auch in 850 m heutiger
Meereshöhe) floss und von da ihren Weg über das
Laible nahm“. Der Zusammenfluss von Brigach
und Breg erfolgte damals, im Mittelpliozän, dem
jüngsten Tertiär vor rund drei Millionen Jahren,
auf dem Schellenberg westlich von Donaueschingen. Zu sehr haben sich selbst in der Erdneuzeit
vor nur ein paar Millionen Jahren die Erdoberfläche, das Land und die Gewässer vor allem der
Lauf der Flüsse verändert.
Die Stadtmauer
(2011)
Die hochaufragende steinerne Mauer gehört
zum Bild einer jeden mittelalterlichen Stadt wie
deren Wehr- und Tortürme, den Kirchtürmen, den
Klöstern und Bürgerhäusern.
Sie stellt als Bauwerk äußerlich die Vollendung
der Entwicklung vom Marktort zur Stadt dar. Mit
ihrer statischen Festigkeit ist sie ein Wehrbau mit
militärischer Funktion zum Schutz der Einwohner,
d.h. der Bürger, Hintersassen und der vielen anderen. Sie ermöglicht es so, über die Wehrgänge der
Innenseite, gewissermaßen „von oben herab“, sich
aus eigener Kraft gegen Übergriffe von außen zu
schützen. Gleichzeitig wird sie auch für Leute des
Umlandes, die in die wirtschaftspolitischen
Beziehungen der Stadt eingeschlossen sind, zum
Sicherheitsraum bei feindlicher Bedrohung.
Liest man die alten Ratsprotokolle, so stellt man
fest, dass noch in der ersten und zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts die Entsumpfung der mittelalterlichen Stadt wohl als das wichtigste kommunalpolitische Problem angesehen werden musste. Das
gesamte Regen-, Schnee- und Brauchwasser sowie
Abwasser blieb ja zunächst in der Stadt und nach
einem Regen verwandelten sich die zum größten
Teil noch ungepflasterten Straßen in Dreck und
Schlamm. ... Hinzu kam die Unzulänglichkeit der
aus dem 18. Jahrhundert stammenden Pflasterungen der vier Hauptstraßen. ... Alle Nebenstraßen (Gassen) waren noch ungepflastert bzw.
nicht versiegelt. ... Unrat aller Art floss noch immer
auf die Straßen; so schreibt es Ulrich Rodenwaldt.1
In den Jahren und Jahrzehnten ab 1834 entfaltete
die Stadt aufgrund ihrer Ratsbeschlüsse nachhaltig
die finanziell aufwendigen Aktivitäten. 1842 kam
es im Großen Bürgerausschuss zu einem wichtigen
Beschluss, der unter anderem „die Tieferlegung
bestehender und Anlegung neuer Kanäle in der hiesigen Stadt und Überwölbung derselben nach dem
hierüber vorliegenden Riss und Überschlag der
Großherzoglichen Straßenbauinspektion“ beinhaltete.
St. Agatha von Villingen
(2007)
Es ist das heutige Haus der Familie des Elektromeisters Hubert Dörflinger und seiner Frau Luzia
in der Brunnenstraße 21. An der Giebelseite zur
Zinsergasse befindet sich eine in die Wand eingelassene vergitterte Nische. In ihr steht eine sorgfältig
geschnitzte und farblich gefasste Frauenskulptur
mit ihrer bis zu den Füßen wallenden Kleidung: die
heilige Agathe.
Wäre man nicht den geäußerten Anregungen des GHV-Vorsitzenden Günter Rath gefolgt, hätte unserem Anliegen nach mehr als dreißig Jahre das Vergessen gedroht. Wie der Titel besagt, können erstmals konkrete, d.h. absolute Daten zur ausschnittsweisen Baugeschichte des Villinger Münsters vorgelegt werden. Baugeschichtliche Daten ergeben sich ansonsten bis heute aus zeitlich relativen Einschätzungen und sind somit Näherungswerte. Diese ergeben sich aus der städtischen Siedlungsgeschichte, den baustilverändernden Perioden oder den wechselnden Herrschaftsverhältnissen als kombiniertes Anliegen von Stadtherrschaft und kommunaler Verfassung der Bürger.
Das Narrenschiff
(2009)
Ein Pfennig nur?
(2007)
„... tun Wir allen Menschen dieser Welt und auch
den künftigen Generationen kund und zu wissen,
dass Wir auf Ersuchen des erlauchten Herzogs
Hermann Unserem Grafen Berthold das Recht, die
allerhöchste Erlaubnis und die Gewalt gegeben,
verliehen und bewilligt haben, an einem bestimmten Ort, seinem Flecken Villingen nämlich, einen
öffentlichen Markt mit Münze, Zoll und der
gesamten öffentlichen Gerichtsbarkeit abzuhalten
und auf Dauer einzurichten. ...“
Romäus’ letzte Schlacht
(2010)
Von ihm geblieben sind die wundersamen Geschichten aus der Erzählwelt. Sie berichten über jene martialische Gestalt, deren um 1980 erneuertes Bild in phantasievoller Anlehnung an jenes des 19. Jahrhunderts am jetzigen Romäusturm prangt. Es ist der einstige Michaelsturm, auch Diebturm geheißen, hinter dessen festen Mauern der Lokalheld Romäus gefangen saß; verurteilt vom Gremium der Stadtrichter zu lebenslanger Haft. Von diesem legendären Mann zeugt als Zeitgenosse der Ratsherr Heinrich Hug in seiner Villinger Chronik (1495–1533).
Die europäische Wasserscheide über den Schwarzwald unmittelbar südlich, eingekerbt zwischen dem
Mosenberg im Osten sowie dem Mühlenberg im
Westen, mit deren Höhengrenze um 1000 Meter,
nimmt von der hochgelegenen Quelle aus der
Prisenbach seinen nördlichen Weg nach Triberg zur
Gutach hinunter. Von ihm leitet sich der Name des
Zinkens „Prisen“ ab. Komunalpolitisch gehört der
Winkel zu Schönwald, obwohl die wirtschaftliche
Anbindung vorwiegend bergabwärts nach Triberg
führt.