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Baden
(2008)
Nach langen Jahren des Lebens in der Fremde, wenn das Auge sich
schon fast an den Horizont der Ebene gewöhnt hat, fühlt es plötzlich
die Nähe der Bergwände als wunderbares Glück. Der Duft des Frühjahrs
verschleiert die steilen, waldbekleideten Hänge, die hinter südlichen
Nadelhölzern und weitverstreuten Blütenbäumen schimmern; der
Raum schließt sich wieder, der so lange und vielleicht allzu lange offen
war, und zugleich zieht die Ebene weit draußen mit den wandernden
Wolken, dem dann und wann aufdämmernden Gebirgskamm jenseits
des Rheines und dem blitzenden Stromlicht um so mächtiger hinaus.
Das ist ja die Heimat immer gewesen: Umschlossenheit und ruhelose
Sehnsucht; Hingabe an das Nächste, Vertrauteste und Verlangen nach
der Weite, die doch nur der durchdringt, der sein Erbe mit sich trägt.
Aber wahres Erbe will langsam errungen sein; und vielleicht gehört ein
ganzes Leben dazu, daß wir den Ort begreifen, an dem wir geboren
werden.
Staatspräsident Leo Wohleb als besonnener Partner und Kritiker der französischen Besatzungsmacht
(2008)
Im Rahmen einer deutsch-französischen
Schulwoche weilte der Hohe Kommissar André
François-Poncet1 am 22. Mai 1951 in Freiburg.
Bei einem Empfang der Staatsregierung im
„Europäischen Hof“ spendete er dem Lande
Baden und seinem Staatspräsidenten – wie
einem Bericht des „Schwarzwälder Boten“ zu
entnehmen ist – ein hohes Lob „für die
Mäßigung, die Zurückhaltung und die Klugheit,
die diese stets gezeigt hatten. Er lege
besonderen Wert darauf, diese Wertschätzung
für die geistigen und moralischen Errungenschaften
des Staatspräsidenten Wohleb offen
zu bekunden. Der Mut, den dieser an den Tag
gelegt habe, verdiene unbedingte Achtung.
(…)
Am 25. November 2008 jährt sich der
Todestag des Kultur- und Religionsphilosophen
Leopold Ziegler zum 50. mal. Ziegler,
1881 in Karlsruhe als Sohn eines Rahmenhändlers
und -vergolders geboren, war einer
der großen Einzelgänger und Außenseiter
seiner Zunft. Nie habilitiert, vollzog sich seine
literarische und wissenschaftliche Karriere
außerhalb des akademischen Lehrbetriebs –
mehr noch: er trotzte einer mühseligen
Existenz als Privatgelehrter und einer stets
gefährdeten Gesundheit ein beeindruckendes
Lebenswerk ab. Daß ihm dies gelang, begründete
Ziegler selbst mit der Energie, die ihm aus
der Opposition gegen seine Zeit und ihre
innere Verfassung zugewachsen sei. Sein Werk
kann als bedeutender Beitrag zum Versuch
gelten, neuzeitliches Denken mit vorwissenschaftlichen
Erkenntnissen zu verbinden, die
Existenz des heutigen Menschen durch umfassende
Rückgriffe auf die gesamte menschheitliche
Überlieferung zu erneuern.
Zum Schapbacher Schlössle
(2008)
Dieser Beitrag ist posthum dem Elzacher Heimatforscher Hubert Mäntele gewidmet.
Etwa 2km oberhalb des Schapbacher Ortskerns, unmittelbar an der Landstraße L 96 fallen zwei Bauwerke ins Auge, die nicht in das übrige Landschaftsbild passen. Hier stehen am Fuße des Schmidsbergs (auch Schmiedsberg) eine nur wenige Meter lange Mauer mit zwei unterschiedlich großen, mit rotem Sandstein eingefassten Rundbogentoren (Bild 1) und an einem so genannten Speicher, wie er auch heute noch an einigen historischen Bauernhäusern im Wolf- und Kinzigtal zu finden ist. Allerdings ist im näheren Umfeld dieser merkwürdigen Bauwerke weder eine Burg noch ein historisches Bauernhaus zu entdecken. Dieser Sachverhalt weckte Neugierde, die nach Befriedigung verlangte. Es drängte den Verfasser dieses Beitrags, die Bauwerke aus nächster Nähe genauer zu betrachten, um so vielleicht eine logische Erklärung für ihre Existenz an diesem Ort zu finden.
Karlsruher Kindheit im Krieg
(2008)
Unser Gedächtnis kann Erinnerungen
nicht völlig unverändert aufbewahren. Es beruht
auf einem komplexen System von Neuronen,
das seine Inhalte immer wieder aufruft,
durcharbeitet und mit neuem Wissen verbindet.
Die frühesten Erinnerungen sind diesem
Vorgang im Laufe des Lebens am häufigsten
unterworfen worden. Da sie aber in der Regel
besonders einprägsam waren, können sie einer
Verwandlung auch besonders gut widerstehen,
zumal dann, wenn es sich um stark emotional
besetzte Erfahrungen gehandelt hat.
Im Sommer 1959 gab Erzbischof Weber
von Straßburg einen Empfang für katholische
Studenten aus Freiburg im Breisgau. Ich war
eine der eingeladenen Studentinnen. Es war
noch nicht selbstverständlich, dass man nach
Frankreich eingeladen wurde, und wir empfanden
es als ein großes Ereignis. Zuerst hielt
Erzbischof Weber eine kurze Rede. Ich muss
gestehen, dass ich vergessen habe, was er
gesagt hatte. Es ist davon auszugehen, dass es
mit der deutsch – französischen Aussöhnung
zu tun hatte. Dann haben wir uns der Reihe
nach persönlich dem Oberhirten von Straßburg
vorgestellt, und wie es zu jener Zeit
üblich war, ist jeder vor ihm niedergekniet und
hat den Bischofsring geküsst. Er wechselte mit
jedem der Gäste einige persönliche Worte. Ich
war ziemlich in der hintersten Reihe und, als
für mich der aufregende Augenblick kam, ich
den Bischofsring küssen durfte und meinen
Namen nannte, verließ Bischof Weber seine
vornehme Zurückhaltung.
Auf den Spuren Böhmens
(2008)
Nur auf dem ersten Blick mag es erstaunlich
erscheinen, im Südwesten Deutschlands
böhmische Spuren und Gemeinsamkeiten entdecken
zu wollen. Aber der aufmerksame Wanderer,
der den Schwarzwald und die umliegenden
Gebiete durchstreift und die Geschichte
des Landes ein wenig studiert, wird zu seiner
Überraschung bald eine Anzahl von Erinnerungen
an einzelne Persönlichkeiten wie auch
eine Fülle von landschaftlichen und historischen
Übereinstimmungen und Parallelen
finden, denen nachzugehen es sich lohnt.
Mit dem Konzertmarsch El Matador von
Paul Wäldchen eröffnete die Hebelmusik
Hausen im Wiesental unter der Leitung von
Joachim Wendland den Festabend.
Im Mittelpunkt des heiter und besinnlich
gestalteten Hebelabends stand die Verleihung
der Johann Peter Hebel-Gedenkplakette an
Werner Störk aus Schopfheim.
Der Geehrte „hat sich über viele Jahre um
die Erforschung unserer Heimat und die Förderung
der Jugend in außerordentlichem
Maße verdient gemacht“, erklärte Hubert
Döbele in seiner Laudatio. Mit der Arbeitsgemeinschaft
(AG) Minifossi hat Werner Störk
seit mehr als 25 Jahren seine alemannische
Heimat zum Forschungs- und Studienobjekt
gemacht und dabei hervorragendes geleistet,
so Hubert Döbele.
Alemannisch – grenzenlos! Unter diesem
Titel veranstaltete das Alemannische Institut
Freiburg i. Br. e. V. im Wintersemester 2007 in
Freiburg eine Vorlesungsreihe mit den neuesten
Ergebnissen zur Dialektforschung im alemannischen
Raum. Der Titel – insbesondere
sein Ausrufezeichen – wirkte provokativ und
wurde in den Redebeiträgen auch kontrovers
diskutiert, denn der alemannische Raum weist
ja bekanntermaßen eine Vielzahl unterschiedlicher
Grenzen auf.
Das Arbeitsgebiet des Alemannischen Instituts
umfasst Teile von insgesamt fünf europäischen
Staaten und bezieht alle wissenschaftlichen
Fachrichtungen mit ein, die sich
im weitesten Sinne mit Landeskunde beschäftigen.
Es setzt sich zusammen aus dem größten
Teil Baden-Württembergs, Bayerisch-
Schwaben, dem Elsass, der deutschsprachigen
Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein und
dem österreichischen Bundesland Vorarlberg.
Im Rahmen der anstehenden Baumaßnahmen im Innenraum der Kirche soll, entsprechend den Anregungen aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil, der "Altar näher zur Gemeinde" gerückt werden. Das ist bereits in vielen Kirchen geschehen, und die Lösung war zumeist, zusätzlich einen Altar am Übergang von Chor- und Kirchenraum zu platzieren. Nun hat bereits vor Jahrzehnte Hans Rolli vom Erzbischöflichen Bauamt in Heidelberg für St. Stephan die Peripherie der kreisrunden Kuppelhalle als einzig möglichen Altarstandort vorgeschlagen - die Mitte des Kirchenraums als Platz musste und muss ja aus liturgie-funktionalen Gründen ausscheiden. Der Altar sollte also eingebunden sein in die umfassende Kreislinie des Kirchenraums am südlichen Ende des nördlichen Kreuzarms, entwickelt etwa in der Zone, wo derzeit die Kommunionbänke stehen (Abb. 1). Dieses Planungskonzept galt bis vor kurzem, wurde jedoch inzwischen von einem "Favorisierten Entwurf" verdrängt, dessen technische Machbarkeit allerdings noch nicht erwiesen ist.
Wer zu einer Rückblende auf die Polizei im heutigen Regierungsbezirk Freiburg seit ihrer Errichtung im 19. Jahrhundert beitragen will, muss unvermeidlich vorab das zu ihrer Entwicklungs- und Ereignisgeschichte in Beziehung stehende Territorium abstecken. Wir haben es so gesehen mit
– den Divisionen I, II und III der Großherzoglichen
Badischen Gendarmerie mit den
Sitzen Konstanz (für den Seekreis), Freiburg
(für den Dreisamkreis) und Offenburg
(für den Kinzigkreis) – später teilweise
geändert in Oberrheinkreis und Mittelrheinkreis
(mit Sitz in Rastatt),
– der Gendarmerie und Polizei in den 1864
ins Leben getretenen Landeskommissärsbezirken
Konstanz und Freiburg bzw. den
Kreisen Konstanz, Villingen, Waldshut,
Lörrach, Freiburg, Offenburg und Baden,
wobei 1869 die Bezeichnung „Division“ in
„Distrikt“ umbenannt wurde,
– den kurzzeitigen Schutzbezirken Freiburg
und Konstanz (als vorbeugende Polizeimaßregel
für die kasernierte Polizei Ende
der 20er Jahre eingerichtet)
– der Polizei im Lande Baden (nach der Verreichlichung)
– der Polizei im Lande Baden in der französischen
Besatzungszone (1945–1952)
und ab da
– mit der Landespolizei im Regierungsbezirk
Südbaden und seit 1973 im neugegliederten
Regierungsbezirk Freiburg des Landes
Baden-Württemberg
zu tun. Diese Lokalisierung führt dann
direkt zu den vielfältigsten Polizeistrukturen,
die mindestens eine zeitlang typisch für den
badischen Verwaltungsaufbau waren.
Die beiden Chroniken der Stadt Laufenburg
sind eine wahre Fundgrube für alle, die
sich für die Geschichte dieser deutschschweizerischen
Doppelstadt interessieren. Mit
außerordentlich großer Sorgfalt und nach
allen Regeln historischer Forschung haben die
Autoren ein reichhaltiges Material zusammengetragen
und gut nachvollziehbar in Wort und
Bild dargestellt. Selbst bei einem so gewaltigen
Vorhaben, die dreibändige Stadtgeschichte
erfasst die Zeiträume von den quellenmäßig
nicht eindeutig belegbaren Anfängen der
Besiedlung bis in die Jahre 1980 (Deutsch-Laufenburg)
und 1985 (Schweizerische Laufenburg),
kann nicht auf alle Ereignisse detailliert
eingegangen werden. So wird zum Beispiel die
Periode der Salpetererunruhen in den der
Stadt unmittelbar benachbarten hauensteinischen
Einungen im achtzehnten Jahrhundert
nur am Rande erwähnt.
Der Untertitel „Bewegungsabläufe in Stein“
soll bei einem Vortrag über ein spätgotisches
Monumentalkreuz überraschen und zugleich
ein Wesensmerkmal der Kunst des Niclaus von
Leiden vorab benennen (Abb. 1). Das weit
über sechs Meter hohe Sandsteinkreuz, das
ursprünglich auf dem Alten Friedhof in Baden-
Baden aufgestellt war, ist ein außerordentliches
Meisterwerk der spätgotischen Skulptur.
Das Kreuz, das sich inzwischen in der Stiftskirche
befindet, wird sicherlich geschätzt, doch
als sensationelles Kunstwerk wird es leider
immer noch nicht betrachtet. Einige Erfindungen,
die das Grabmonument von Niclaus
von Leiden aufweist, heben es jedoch weit
heraus aus dem, was nach der Mitte des 15.
Jahrhunderts nördlich der Alpen entsteht.
Mode und Tracht waren im Markgräflerland,
wie die frühen historischen Archivalien
zum Aussehen der sogenannten „Vrenelitracht“
im 18. Jahrhundert belegen1, im
wahrsten Sinne des Wortes eng miteinander
verflochten.
Dies verwundert nicht. Ist doch im Verbreitungsgebiet
der sogenannten „Markgräfler
Tracht“, welche die „Vrenelitracht“ 1765 per
Dekret ablöste, eine charakteristische Konstellation
gegeben, die in der Trachten- und
Bekleidungsforschung der Europäischen Kulturanthropologie
bereits in anderen deutschen
Trachtenregionen untersucht worden ist.
Habent sua fata scholae – nicht nur Bücher,
auch Schulen haben ihre Schicksale. Und sie
könnten in Zukunft entscheidende Einschnitte
erfahren, wenn man in der gegenwärtigen Bildungsdiskussion
an jene Vorstellungen denkt,
z. B. die Gymnasien, auf die beiden Oberklassen
beschränkt, in Einheitsschulen untergehen
zu lassen. Nicht vom Standpunkt der
Pädagogik oder in Sorge um wissenschaftlichen
Nachwuchs sei hier die Rede. Zu bedenken
ist, weiche kulturelle Tradition einer Bildungsinstitution
verloren ginge, die bis in
unsere Tage wirksam ist. Darum ein Blick ca.
250 Jahre zurück, wo in der Aufklärung das
Gymnasium und seine Lehrer exponierte
Kulturträger waren.
Amalie Haizinger
(2008)
Als „Malchen Morstadt“ kam sie am 6. Mai
1800 in Karlsruhe zur Welt. Ihre Eltern waren
Georg Michael Morstadt (* 1763 † 1842) und
Friederike Jacobina Pastart (* 1763 † 1822).
Über Generationen, bis zurück ins 17. Jahrhundert
reichend, hatten die männlichen Vorfahren
der Morstadts bedeutende Ämter der
Evangelischen Kirche inne. Einige der alten
prächtigen Epitaphen sind heute noch im
Lahrer Denkmalhof sorgsam verwahrt.
So stammte auch Georg Michael aus einer
angesehenen kinderreichen Pfarrersfamilie,
die in dem kleinen Breisgau-Ort Broggingen
lebte. Bis heute ist hier im Türsturz des Pfarrhaus-
Eingangs zu lesen: „Morstadio Pastore
MDCCLIX“. Der ältere Bruder Friedrich
August (* 1759 † 1829) studierte ebenfalls
Theologie und wirkte als Pfarrer in Tutschfelden,
Kleinkems, Bischoffingen und Bickensohl
am Kaiserstuhl.
Vor 180 Jahren verstarb der badische
Oberst und „Bändiger“ des Rheins, Johann
Gottfried Tulla, in Paris.
Als am 27. März 1828 Johann Gottfried
Tulla in Paris verstarb, verlor das Großherzogtum
Baden seinen fähigsten und weit über
die Landesgrenzen hinaus bekannten Straßenund
Wasserbauingenieur seiner Zeit. Seine
letzte Ruhestätte fand Tulla fernab seiner
badischen Heimat auf dem Friedhof Montmartre
in Paris. Der Grabstein, der im Auftrag
des Großherzogs von Baden errichtet wurde,
zeigt den Rhein in seinem natürlichen und
„rectifizierten“ Verlauf als Erinnerung an den
Wasserbauer Tulla sowie eine Bogenbrücke
und ein aufgeschlagenes Mathematikbuch mit
dem Satz des Pythagoras als Sinnbild für den
Brücken- und Straßenbauer Tulla.
Tullas Ende war von großen Leiden bestimmt,
was der von Philipp Jakob Scheffel verfasste
Nekrolog von 1830 eindrucksvoll darlegt.
Wie bereits mehrfach in den Editorials
angekündigt, begeht der Landesverein Badische
Heimat im Jahre 2009 sein 100-jähriges
Jubiläum. Wir nehmen dieses Jubiläum zum
Anlass, einen Blick auf die Geschichte des Vereins
zu werfen. In den nächsten beiden Jahren
präsentieren wir uns im Rahmen einer
Wanderausstellung in zahlreichen badischen
Städten. In unserem Jubiläumsjahr werden wir
eine ambitionierte Chronik herausgeben, und
es wird zudem ein Registerband erscheinen,
der die Beiträge der Badischen Heimat für die
Jahre 1986–2007 erfasst.
Eine Wanderausstellung wird unter der
engagierten Federführung von Bernhard
Oeschger vorbereitet. Auf ca. 80–100 m2 Ausstellungsfläche
werden Schautafeln und Einzelobjekte
Einblicke geben über den Gang der
Vereinsgeschichte, eingebettet in die allgemeine
badische Geschichte. Die Ausstellung
steht unter dem Motto 100 Badische Jahre.
Am 28. September 2008 wäre Hauptkonservator Dipl.-Ing. Martin Hesselacher hundert Jahre alt. Von 1956 bis 1973 war er Leiter der
staatlichen Denkmalpflegebehörde in Südbaden
und im Regierungsbezirk Freiburg.
Seine Tätigkeit, sein unermüdliches Wirken
für den Gedanken der Denkmalpflege haben bis
heute ihre Spuren hinterlassen. So sind die
etwa zwanzig als Gesamtanlagen geschützten
Ortsbilder in dieser Gegend vor allem auf seinen
Einsatz zurückzuführen.
Am 27. November 1944 starben bei einem Luftangriff auf die Stadt Freiburg etwa 2.800 Menschen. Zu den Todesopfern zählte auch die Besatzung eines Bombers der Alliierten: sechs junge
Soldaten im Dienst der britischen Royal Air Force (RAF) und einer der Royal Australian Air
Force (RAAF). Bei dieser Maschine, deren Wrackteile in Freiburg gefunden wurden, handelte
es sich um eine Lancaster I, Serien-Nr. NG200, Kennung AS-V, die zur 166 Squadron der
RAF gehörte. Die Maschine war mit einem H2S-Bodenradar mit gekoppeltem Air Position
Indicator ausgestattet. Mithilfe dieser Gerätekombination waren präzise Bombenabwürfe
ohne Bodensicht möglich. Ein Warngerät, der sogenannte Fishpond, sicherte die Maschine vor
Jägerangriffen. Im Bombenraum befanden sich eine HC-Bombe zu 4.000 lbs und fünf SAP-Bomben amerikanischer Bauform zu je 1.000 lbs sowie fünf GP-Bomben und zwei MC-Bomben zu je 500 lbs. Somit betrug die gesamte Bombenfracht 12.500 lbs, etwa 6,25 Tonnen. Hinzu
kamen noch größere Vorräte an Munition (Kaliber 7,7 mm) im Innenraum des Flugzeugs für
die insgesamt zehn Maschinengewehre des Heck-, Mitteoben- und Frontstandes. Das Flugzeug
war im Oktober 1944 in Dienst gestellt worden und hatte erst 29 Flugstunden geleistet. Aufgrund dessen kann man davon ausgehen, dass der Bomber in technisch gutem Zustand war, als
er am 27. November 1944 in Kirmington, Mittelengland, um 16.00 Uhr Ortszeit zum Angriff
auf Freiburg startete und gegen 20.05 Uhr über der Stadt abstürzte.
„Spätestens nach den Verordnungen Kaiser Joseph II. († 1790) wurden im Villinger Münster keine Gräber mehr eingebracht; die weitgehende Umgestaltung des Innenraumes des Münsters in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhundert mit ihrer Fußbodenerhöhung ließ die alten Gräber überschütten, einplanieren und vergessen – bis in unsere Tage“, schrieb 1979 der Archäologe Thomas Keilhack. Dabei ist man mit den herausgenommenen steinernen Grabplatten nicht sehr pietätvoll umgegangen. Dem Vernehmen nach landeten sie als Hauseintrittsteine oder gar als „starke Steindeckel“ über den neuen Entwässerungskanälen der Innenstadt. Damit verschwanden Zeugnisse für eine identifizierbare, individuelle Zuweisung an eine bestimmte Person, deren Gebeine im Kirchenboden verblieben waren.
Zu den ältesten, reichsten und vornehmsten
Familien der spätmittelalterlichen Stadt Rottweil
zählten die Freiburger oder Friburger. Ihr Name
dürfte auf die Herkunft der Familie aus Freiburg im
Breisgau oder Freiburg in der Westschweiz hinweisen. 1243 kommt der Name „Freiburger
(Vriburgere)“ in Zürich vor1. Schon im Jahre 1300
erreichte Eberhard Freiburger Amt und Würde
eines Rottweiler Schultheißen. Bis 1550 saßen
danach nicht weniger als 14 männliche Angehörige
der Familie im Rottweiler Rat und vier stiegen
sogar zur Würde eines Bürgermeisters der
Reichsstadt auf.
Eine Fasnet, die schon Jahrhunderte alt ist, der
Verein aber erst 125 Jahre besteht. Warum diese
Divergenz?
Es ist nachgewiesen, dass die Villinger Fasnet bis
ins Jahr 1494 zurückreicht. Damals hielt am 13.
Februar Franziskanerpater Johannes Pauli vor den
Nonnen des Bickenklosters eine Predigt, die niedergeschrieben ist und somit auch der Nachwelt
erhalten blieb. Darin taucht zum ersten Mal für
Villingen das Wort Fasnet auf und das gleich mehrfach! Diese Originalaufzeichnungen befinden sich
heute in der Berliner Staatsbibliothek.
Zur ständischen Festkleidung, der sogenannten
„Tracht“ wie wir heute sagen, gehörte auch in der
ehemaligen Reichsstadt Villingen bei höheren
Ständen sowie bei Bürger- und Bauersfrauen die
entsprechende Kopfbedeckung.
Das Bedecken des weiblichen Kopfes gehörte
seit altersher zum Normverhalten des weiblichen
Geschlechtes, eingeführt von den Männern zur
optischen Verschließung der Frau. Schreibt doch
schon der Apostel Paulus im Brief an die Korinther
(11/5–7): „… jede Frau dagegen, die betet oder aus
Eingebung redet mit unverhülltem Haupt, entehrt
ihr Haupt …, denn wenn eine Frau sich nicht verhüllt, so lasse sie sich auch das Haar abschneiden …, denn der Mann ist das Abbild und
Abglanz Gottes, die Frau ist aber der Abglanz des
Mannes.“ Aus diesem Tuch, der den Kopf bedeckte, entwickelte sich im Laufe der Zeit der
mittelalterliche „Schlayer“, aus diesem wiederum
eine gebundene Form, die „Gebende“, wie sie uns
auf Bildwerken und Statuen (Uta v. Naumburg)
überliefert ist.
Am linken Brigachufer, jenseits der Bickenbrücke, neben der Fußgängerbrücke hinauf zum Landratsamt beim neuen Busbahnhof, steht ein merkwürdiges, an Totengebein gemahnendes Steinkreuz, das 1976 errichtet wurde durch Spenden der Geistlichen aus Villingen, der Stadt Villingen und der Münsterpfarrei. Am Sockel steht der erläuternde Text „Etwa seit dem Jahr 1400 stand hier eine Kapelle, Bickenkapelle genannt. Mehrmals zerstört, wurde sie zuletzt im Jahr 1660 erbaut. Bomben legten die Kapelle am 20. Februar 1945 in Schutt und Asche. Das Nägelinkreuz in der Kapelle, hochverehrt, ist im Münster geborgen. „Gekreuzigter Herr Jesus Christus, beschütze deine Stadt“. Also wird hier an eine Kapelle erinnert, die mindestens 500 Jahre lang der Verehrung eines besonderen Heiligtums der Stadt, des Nägelinkreuzes, gedient hat.
In dem Privileg Kaiser Ottos III. vom 29. März 999erhielt Graf Berthold das Recht, die aller höchste Erlaubnis und die Gewalt für seinen Ort Villingen einen öffentlichen Markt mit Münze, Zoll und der gesamten öffentlichen Gerichtsbarkeit abzuhalten und auf Dauer einzurichten. Die Entwicklung Villingens zur Stadt war ohne das vorstehende Marktprivileg undenkbar, denn dieses ermöglichte den Einwohnern die materiellen Voraussetzungen für eine städtische Entwicklung zu schaffen. Der Markt war eine Bedingung für das Entstehen und die Entwicklung des städtischen Handwerkerstandes, des Zunftbürgertums und des
Warenaustausches von Stadt und Land.
Gotthard Glitsch wurde 2008 70 Jahre alt. Davor war er Vorsitzender des Kunstvereins Villingen-Schwenningen. Die frühen Arbeiten des Gotthard Glitsch, mit kritzelicher, nervöser Strichführung ausgeführt, zeigen in Themen wie die „Jasager“, „Gigantenleben“, „Gefällter“ und „Angreifer“ umrisshafte Figuren.
Die Körper sind verdreht, zeigen Aufruhr, überziehen das Blatt in wilden Bewegungen, zeigen den Künstler der sich widersetzt, der sich befreit, der seinen Weg sucht.
Die europäische Wasserscheide über den Schwarzwald unmittelbar südlich, eingekerbt zwischen dem
Mosenberg im Osten sowie dem Mühlenberg im
Westen, mit deren Höhengrenze um 1000 Meter,
nimmt von der hochgelegenen Quelle aus der
Prisenbach seinen nördlichen Weg nach Triberg zur
Gutach hinunter. Von ihm leitet sich der Name des
Zinkens „Prisen“ ab. Komunalpolitisch gehört der
Winkel zu Schönwald, obwohl die wirtschaftliche
Anbindung vorwiegend bergabwärts nach Triberg
führt.
Das vom Heimleiter Hans-Jürgen Braun dem
Alten- und Pflegeheim St. Lioba gestiftete Wegkreuz hat auf dem Parkgelände zwischen Altenheim
und Kindergarten einen neuen Standort gefunden.
Die Christusfigur hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Der Vorbesitzer des Grundstücks Vöhrenbacher Straße 16, Rudolf Engesser,
hatte wohl einen Großonkel, einen aus Villingen
stammenden Klosterbruder Agadon Münch, im
Benediktiner Kloster Rheinau bei Schaffhausen.
Gedenken an Hans Hauser
(2008)
Über den alemannischen Mundartdichter Hans Hauser wurde schon zu seinen Lebezeiten geschrieben; Ehrungen für sein Schaffen durfte er in vielfältiger Weise persönlich entgegen nehmen. Seine Dichtkunst erlangte aber erst eine gewisse
Popularität als Hans Brüstle, ein seinerzeit bekannter Villinger Lehrer, über ihn im Ekkhart Jahrbuch von 1968 schrieb und ihn in einen größeren Kontext alemannischer Mundartdichtung hineinstellte. Brüstle erkannte in seinem Aufsatz eine „Villinger Stadtsprache“, deren Charakteristik sich im wesentlichen bis heute erhalten hat und die etwas Abgeschlossenes, Eigenwüchsiges hat. Diese Sprache – so Brüstle – sei die Muttersprache Hans Hausers, denn aus seinen Gedichten spreche die Sprache seiner Mutter, die ihr Leben lang die städtische Mundart gesprochen habe. „Und nur im Umgang mit der Mutter, deren Vorfahren seit einigen Jahrhunderten in der
Stadt ansässig waren, konnten sich Ohr und Zunge in der zuverlässigsten Weise an das heimische Idiom und in seinen sprachlichen Schöpfungen Klang und Gestalt finden.“ Die persönlichen und sprachlichen Wurzeln von Hans Hauser werden
Gegenstand der weiteren Betrachtungen in diesem Aufsatz sein.
Mit dem Erscheinen des sechsten und zugleich Registerbandes der Quellenedition „Die Evangelische Landeskirche in Baden im ,Dritten Reich‘“ im Jahr 2005 wurde eines der großen editorischen Langzeitprojekte der deutschen kirchlichen Zeitgeschichte abgeschlossen. Anders als bei der Dokumentation des württembergischen Kirchenkampfes durch Gerhard Schäfer – für sich genommen eine geradezu singuläre Dokumentationsleistung – steht bei dem im Auftrag des Evangelischen Oberkirchenrats Karlsruhe in Kooperation mit dem Verein für Kirchengeschichte in der Evang. Landeskirche in Baden zustande gekommenen Editionsprojekt nicht die „Kirchenkampf“-Geschichte im engeren Sinn im Vordergrund. Das Karlsruher Projekt hat sich, wie bereits das Geleitwort von Landesbischof Dr. Klaus Engelhardt zum ersten, 1991 erschienenen Band zeigt, die Kontextualisierung der Auseinandersetzung zwischen Landeskirche und NS-Regime in der Kirchen- und Allgemeingeschichte des 20. Jahrhunderts zum Ziel gesetzt.
Kurt Kormann †
(2008)
Am 5. August 2008 verstarb KURT KORMANN. Durch seine Arbeiten an Schwebfliegen, Dickkopffliegen und Libellen hat er zu einer Zeit, als sich niemand mit diesen Tieren beschäftigte, das Fundament für die Landesfaunistik dieser Insekten für Baden-Württemberg erarbeitet. KURT KORMANN wurde am 17. April 1925 in Karlsruhe geboren. Er besuchte die Volksschule in Jöhlingen und machte bei einem Apotheker eine Ausbildung zum Drogisten. Nach seinem Militärdienst im 2. Weltkrieg arbeitete er zunächst bei der Firma Schwabe Arzneimittel. Ab 1949 war er Abteilungsleiter für die Abfüllung von Chemikalien bei der Firma CARL ROTH. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1988.
Der Hegau ist eine der bemerkenswertesten Burgenlandschaften Deutschlands.
Die eindrucksvollen Hegau-Burgberge Hohenhewen, Hohenkrähen, Hohenstoffeln und
Hohentwiel sind »herausragende« Wahrzeichen dieser Landschaft zwischen den Süd- und Westausläufern des Jura-Gebirges und dem Hochrheinufer bzw. dem Untersee.
Neben den genannten, durch ihre Lage so spektakulären Burgen gibt es eine Vielzahl
verschiedenartiger mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Burgen, Schlösser, Adelssitze
und Wehrbauten - 432 konnten Ilga Koch und ich inzwischen im historischen Hegau
erfassen-, die oft stark verfallen, teils vergessen oder allenfalls regional bekannt sind. Zu
den interessantesten dieser Burgen im Hegau gehört die Burg Friedingen, im Volksmund
Burg Hohenfriedingen oder Friedinger Schlößle genannt (zum Namen siehe unten).
Gaston Mayer †
(2008)
Unserem ehemaligen Kollegen GASTON MAYER waren - fast auf den Tag genau - 95 Lebensjahre vergönnt, und somit verbrachte er genau 30 Jahre im Ruhestand. Aus diesem Grunde gibt es nicht mehr viele aktive Mitarbeiter im Naturkundemuseum, die ihn persönlich gekannt haben, und kaum einen, der ihn noch im Dienst erlebt hätte. Dennoch, wenn man den Namen „GASTON“ erwähnt, wissen oft selbst die Jüngeren, um wen es sich handelt. Einerseits liegt es natürlich an dem seltenen Vornamen, anderseits zeigt es auch, dass sein Wirken das Museum in vielem geprägt hat. – Wie kommt es zu diesem Vornamen und zu dem weniger bekannten 2. Vornamen LOUIS? GASTON M AYER wurde in Tabbert im Kanton St. Gallen geboren. Seine Mutter war eine Französisch-Schweizerin, dies erklärt die Namensgebung. Seine Vorfahren väterlicherseits waren jedoch Norddeutsche, aus dem Gebiet von Landsberg an der Warthe in Pommern (heute Polen), vor allem vom Rittergut Seehorst bei Posen sowie aus Hamburg. Er selbst verbrachte den größten Teil seines Lebens im Raum Karlsruhe.
Das Naturschutzgebiet liegt am Bodenseeufer im St. gallischen Rheindelta zwischen dem Dorf Altenrhein und der Mündung des Alten Rheins. Es ist ein letzter Rest
eines ursprünglich wesentlich größeren naturnahen Seeufers mit Röhricht, Seggenriedern und Pfeifengraswiesen. Ein alter Hochwasserdamm trennt das Gebiet in eine Seeuferfläche und drei landseitige Riedflächen. Bei den frühsommerlichen hohen Wasserständen ist die Seeuferfläche oft für Wochen überschwemmt. In einzelnen Jahren kann
die Überschwemmung auch ausbleiben. Der Wasserhaushalt der landseitigen Riedflächen wird durch die Niederschläge beeinflusst sowie durch den Grundwasserspiegel,
der durch eine Grundwasserpumpe reguliert wird. Landwirte mähen die Riedwiesen auf
der Seeseite und auf der Landseite des Dammes ab dem 15. September - teilweise erst in
den Wintermonaten. In Abständen von einigen Jahren wird abschnittsweise ein Pflege-Schnitt des Uferschilfröhrichts durchgeführt, wobei auch das Schwemmholz entfernt
wird.
Am 22. April 1940 erschien in der »Volksstimme«, der sozialdemokratischen Tageszeitung für die Kantone St. Gallen, Appenzell, Graubünden und Glarus, folgende
kurze Notiz: »Unter dem Druck eines kürzlichen, inzwischen formell erledigten Konfliktes mit der Militärzensur und wegen tiefgehender Meinungsverschiedenheiten mit
den maßgebenden Instanzen über den politischen Kurs der schweizerischen Sozialdemokratie hat sich Genosse Dr. H. Kramer genötigt gesehen, der Sozialdemokratischen
Pressunion seinen Rücktritt als Redaktor der >Volksstimme< zu erklären. Er war seit
1. Mai 1926 an unserem Blatte tätig.»
Beim »Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen« handelt es sich um eines jener wenigen historischen Werke aus St. Gallen, die weltbekannt sind. Seine zwischen 1863 und
1955 erschienenen sechs Bände mit zusammen rund 5 200 Seiten enthalten Dokumente
aus der Zeit von um 700 bis 1463. Leider ist es betreffend der Anzahl der Urkunden nicht
so vollständig, wie es für die historische Forschung wünschbar wäre. Es wurden nämlich
seinerzeit vor allem jene Urkunden aufgenommen, die in St. Gallen lagen, die St. Gallen, besonders das Kloster, erhalten hatte. Die meisten in St. Gallen ausgestellten und
in den ganzen alemannischen Raum vergebenen Urkunden fehlen. Aber nicht nur diese
Urkunden, sondern zahlreiche andere, für die Geschichte von Stadt und Kanton St. Gallen sowie die engere und weitere Umgebung (Nachbarkantone, Vorarlberg, Süddeutschland usw.) bedeutende Stücke wurden nicht veröffentlicht, was ja dem Titel des Werks
entsprach.
Im Strom der Amerika-Auswanderer tauchen Träger des Namens Bunz (Namensvarianten sind Buntz, Bontz, Bonz) erst ab den 1830er Jahren in größerer
Zahl auf. Wir wissen von rund 50 Namensträgern, die im 19. und beginnenden
20. Jahrhundert parallel zu den von Deutschland ausgehenden Auswanderungswellen nach Nordamerika emigrierten und sich in den – von deutschen
Siedlern damals generell bevorzugten – Staaten der mittleren Atlantikküste
(New York, New Jersey, Pennsylvania) und des mittleren Westens (Ohio,
Indiana, Illinois, Wisconsin, Michigan, Iowa, Missouri) niedergelassen haben. [1]
Es gibt allerdings den – weder von Bonz noch der Auswanderer-Datenbank
des baden-württembergischen Landesarchivs erfassten – Ausnahmefall einer
Amerika-Emigration von Bunz-Namensträgern schon um die Mitte des
18. Jahrhunderts, als drei Brüder aus Niederstotzingen sich auf den Weg in die
damals noch ganz junge britische Kolonie Georgia machten. Ihre Geschichte
und die ihrer Nachkommen soll hier erzählt werden. [2]
Die Familie Heuß hat ihre Wurzeln unter den Neckarschiffern in Haßmersheim. [1] Der Urgroßvater von Theodor Heuss, Louis Heuss (1800 –1868), »ließ
das erste große Schiff bauen, das über Mannheim hinaus den Niederrhein
befuhr. Als er das Boot selber zum ersten mal in direkter Fahrt von Rotterdam
nach Heilbronn brachte, empfing ihn eine Vertretung der dortigen Kaufmannschaft schon in Wimpfen.« [2] Noch der Großvater war in Haßmersheim
geboren. Theodor Heuss, der in Heilbronn aufgewachsen war und als Kind
öfters zu seinen Verwandten nach Haßmersheim auf Besuch kam, schreibt:
»An der Herkunft aus einer Neckarschifferfamilie hat uns in der Jugend nur
dies ein wenig gestört, daß Haßmersheim bereits badisch war; wir waren gute
württembergische Patrioten und nicht ganz frei von den Gefühlen der Überlegenheit, die von den Schwarzroten gegen die Gelbroten gepflegt wurden.« [3]
Mit der Publikation des Ortsfamilienbuches Sulzfeld (OFB) wurden einige
ältere Listen veröffentlicht, die die Möglichkeit bieten, Sulzfelder Familien des
15. und 16. Jh.s bis an den Beginn der Kirchenbücher im Jahr 1638 zu verfolgen. Es handelt sich um zwei Rugzettel (1489 und 1529), dann Lagerbücherauszüge von 1541, 1554, 1570, 1575, die Frongeld und Bodenzinse der
Bevölkerung gegenüber ihrer Herrschaft, den Göler von Ravensburg, verzeichnen. Es folgen eine Prozessvollmacht der Gemeinde Sulzfeld von 1581,
ein Rugzettel von 1584, weitere Lagerbuchauszüge von 1599 und 1606 mit
Zinsabgaben. [1] 1617 brachten die Einwohner Sulzfelds eine Beschwerde gegen
ihre Grundherren, die Göler von Ravensburg, an die Grafen von Öttingen als
Oberlehensherren vor, u. a. wegen Erhöhung der Fron. [2] Dieser Prozess ist
nicht nur wegen der aufgeführten Sulzfelder Zeugen wichtig, sondern auch
deshalb, weil er Auszüge aus älteren Lagerbüchern enthält, die als Original
vernichtet worden sind. Dazu kommen Sulzfelder Untertanenverzeichnisse
von 1626, 1641 und 1650, sowie ein Einwohnerverzeichnis von 1662/64. [3]
Gleichzeitig bietet die folgende Untersuchung die Möglichkeit, strittige
Zuweisungen im OFB von Personen zu diskutieren und zu verbessern.
Dass sich der Beruf vom Vater auf den Sohn vererbt, ist bei Handwerkerfamilien bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Regel. Es mag ein Zeichen dafür
sein, dass der Beruf des Schulmeisters durchaus handwerklichen Charakter
hatte, wenn wir feststellen, dass es auch bei Lehrerfamilien häufig vorkommt,
dass ein Sohn in die Fußstapfen des Vaters tritt, zunächst als dessen Gehilfe,
dann als fest angestellter Provisor, und schließlich als dessen Nachfolger.
Im vorliegenden Band werden die beiden Familienverzeichnisse der Pfarreien
Nöttingen und Remchingen der Öffentlichkeit in Druckform zugänglich
gemacht, die Pfarrer Jakob Petri im Jahr 1696 nach kriegsbedingtem Verlust
der alten Kirchenbücher neu anlegte. Die genealogische Forschung für das
Pfinztal wäre ohne diese beiden Verzeichnisse ein gutes Stück ärmer; sie hat
Jakob Petri also bis heute Außergewöhnliches zu verdanken. Doch wer war
dieser Jakob Petri? Als Seelsorger für mehrere Dörfer hat er während seiner
langen Amtszeit auch die schweren Jahre zweier Erbfolgekriege miterlebt. Im
Folgenden soll sein nicht ganz alltäglicher Lebenslauf nacherzählt werden,
wobei auch seine familiäre Herkunft Berücksichtigung findet.
Durch die Arbeit an einer bauhistorischen Untersuchung [1] zum sog. Jägerhof
in Neckarwestheim, Lkr. Heilbronn, wurde auch die Frage nach der Herkunft
des Hausnamens aufgeworfen. Bei der Einsichtnahme in Bauakten und Güterverzeichnisse wurde schnell klar, dass der Name Jägerhof vom Volksmund aus
der Nutzung des Gebäudes im 18./19. Jahrhundert abgeleitet wurde. Doch
bevor näher auf die ehemaligen Bewohner und Nutzer des Anwesens eingegangen wird, soll kurz das Gebäude selbst vorgestellt werden.
Zur Familienforschung in der früheren württembergischen Grafschaft Mömpelgard (seit 1793 Montbéliard) findet sich in den Südwestdeutschen Blättern
von Eduard Haug folgender Hinweis: »1963 verstarb Pfarrer Charles Mathiot
in Vesoul, Dép. Haute Saone in Frankreich. Er hat in einem genealogischen
Lexikon 463 Mömpelgarder Familien mit Angaben ihres Ursprungs, ihrer
lokalen Verbreitung und der Deutung ihres Namens erfasst. Sie wurden ab
1981 im Gemeindeblatt der evangelisch-lutherischen Kirche von Montbéliard
»L’ami chrétien« in 27 Folgen auf 60 Seiten unter dem Titel »Quelques anciennes noms Montbéliardais de personnes« publiziert. [1]
Jacob Friedrich Schumacher wurde am 16. April 1825 in Tübingen als zweiter
Sohn von Carl Christoph Schumacher und seiner Frau Marie Magdalene, geb.
Sinner, geboren. Einen Tag später wurde er in der Tübinger Stiftskirche von
Pfarrer Johann Gottfried Pressel (1789 –1848), dem späteren Tübinger Dekan,
getauft. [1] Die Familie Schumacher war eine alteingesessene Steinmetz- und
Maurerfamilie in Tübingen. In den örtlichen Kirchenbüchern finden sich
bereits im 17. Jahrhundert erste Aufzeichnungen über sie.
Die früheste urkundliche Nennung des Familiennamens Neff (Neeff, Neef,
Nef) in Pfalzgrafenweiler (Pfg.) fand sich in Musterungslisten von 1587 des
Amtes Dornstetten. In diesem Jahr und erneut in 1603 ist jeweils ein Hans
Neff aus Pfalzgrafenweiler genannt. Für den Amtsort Dornstetten selbst sind
bereits ab 1558 folgende Neff in den Musterungslisten enthalten: 1558 Hans,
1560 Paulin, 1563 Paulin, 1566 Paulin und Peter, 1583 Hans und Peter, 1597
Hans und Michel, 1603 Mathias.
Nach seiner Rückkehr von der letzten Sitzungsperiode des II. Vaticanums rief Erzbischof Hermann Schäufele in der Silvesteransprache des Jahres 1965 den Gläubigen seines Erzbistums Freiburg zu: „Machen Sie sich das Konzil zu eigen!“ Sein Fastenhirtenbrief des Jahres 1966 trägt den Titel: „Der Pfarrei — ein neues Gesicht.“ Spätestens mit Aufrufen dieser Art wurde die Rezeption des Konzils eine Aufgabe, die über die Konzilsaula, bischöflichen Amtsstuben und theologischen Fakultäten hinaus das gesamte kirchliche Leben und damit auch die Kirche vor Ort prägte. Nicht wenige, v. a. von der Liturgischen und der Biblischen Bewegung beeinflusste Laien und Pfarrer, haben bereits vor dem II. Vaticanum versucht, von der Pfarrei ausgehend der Kirche ein neues Gesicht zu verleihen. Durch das Konzil konnten sie sich in ihrem Wirken von der Gesamtkirche bestätigt sehen. So hat Eugen Walter, Pfarrer der Freiburger Dreifaltigkeitsgemeinde, anlässlich des zehnjährigen Weihetags seiner Pfarrkirche im Jahre 1963 im Blick auf die Gesamtkirche ganz ähnlich formuliert wie zwei Jahre später sein Erzbischof im Blick auf die Pfarrei: „Es geht darum, dass die Kirche ihr Leben so lebt, dass sie auch vor der Welt kein verstaubtes, erstarrtes, sondern ein offenes, ausdrucksvolles Gesicht gewinnt.“
Das II. Vaticanum war ein Ereignis der Kirche in ihrer Gesamtheit. Lehre und Leben der Kirche konnten sich neu durchdringen, Universal- und Ortskirchen bereicherten sich gegenseitig. Insofern die in Rom versammelten Bischöfe und Theologen auch mit Blick auf das Leben ihrer Bistümer handelten, stellt sich umgekehrt die Frage, wie im konkreten kirchlichen Leben das Konzilsgeschehen aufgenommen wurde. Im Folgenden soll dieser Fragee anhand der Beiträge im Oberrheinischen Pastoralblatt (ORPB), die sich mit dem Konzil befassen, nachgegangen werden. Das ORPB ist in besonderer Weise — während des Konzils sicher stärker als das „St. Konradsblatt“ — Ausdruck für die Überlegungen, die im Erzbistum Freiburg an der Schnittstelle von Pastoral und Theologie erfolgten.
Der Zisterzienserorden brachte im 12. und 13. Jahrhundert eine neue Dimension in das religiöse Leben des mittelalterlichen Europa. Die Inhalte hatte man aus der Polarisierung gegenüber den Benediktinern gewonnen. Dazu gehörte auch die aus einer tiefen religiösen Überzeugung erwachsende Neuorganisation des Grundbesitzes und der Wirtschaft unter eigenwirtschaftlichen Aspekten. Sie war ein wesentlicher Bestandteil der Ordensdynamik, ohne die die schnelle Ausbreitung über das gesamte katholische Europa kaum möglich gewesen wäre. Im Folgenden wird die Grundbesitz- und Wirtschaftsorganisation der Zisterzienser im südwestdeutschen Raum in einem zeitlichen Rahmen vom 12. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts untersucht. Die Klöster in den linksrheinischen französischen Gebieten müssen, obwohl sie ähnlich geartet waren, ausgeschlossen bleiben. Die gewählte geographische Begrenzung erscheint etwas willkürlich und ungenau. Sinnvoller wäre eine räumliche Definition anhand von markanten geographischen Merkmalen wie Flüssen oder Gebirgen gewesen. Dafür böte sich aber nur der Oberrhein an, wodurch das Gebiet aber wieder zu eng eingegrenzt würde. Deshalb bezieht sich die Arbeit auf eine Gruppe von Zisterzienserklöstern innerhalb der heutigen Grenzen Südwestdeutschlands, die durch die gleichen Phänomene und Erscheinungen miteinander verbunden sind.
Nach dem verheerenden Brand von 1430 hatten die Augustiner-Chorherren von St. Märgen 1462 ihre Herrschaft auf dem Schwarzwald und im Zartener Becken an die Stadt Freiburg verkaufen müssen und sich in ihre Propstei Allerheiligen im Freiburger Vorort Neuburg zurückgezogen; in St. Märgen verblieben nur die Kirche und das Pfarrhaus mit einem Pfarrvikar zur Betreuung der Gemeinde. Als Freiburg für ca. 20 Jahre französisch wurde, musste die Propstei 1678 gegen eine Entschädigungssumme von ca. 40.000 fl. den Festungsbauten des General Vauban weichen. Es gelang, einen Teil des früheren Schutterhofes an der heutigen Schoferstraße zu erwerben, um Allerheiligen wieder neu aufbauen zu können. Von diesem Geld konnte 1699 auch der für das Kloster lebensnotwendige Meierhof mit dem Meierhofgelände in St. Märgen zurückgekauft werden in der Hoffnung, irgendwann das Kloster wieder ansiedeln zu können. Nachdem 1704 ein erneuter Brand das Pfarrhaus ganz vernichtet und von der Kirche nur die beschädigten Langhaus- und Turmmauern übrig gelassen hatte, bot sich diese Gelegenheit.
Bevor man sich mit Gauen, Grafschaften und Grafen beschäftigt, muss kurz auf die Bedeutung dieser Begriffe im 10. bis 12. Jahrhundert eingegangen werden. Der Gau ist ein rein naturräumliches Gebiet, dessen Grenzen meist durch natürliche Gegebenheiten gebildet werden; dies können Bäche, Wasserscheiden, geologische Abbrüche oder Gebirgszüge sein. So
entspricht zum Beispiel die Grenze zwischen Kraich- und Anglachgau dem Anstieg zwischen Rheinebene und dem Kraichgau. Die Grenze zwischen Lobdengau und Anglachgau ist teilweise mit dem Waldangelbach gleichzusetzen, die Grenze Kraichgau/Zabergau geht quer über die Höhen des Strombergs, die Grenze Gartachgau / Zabergau ist mit dem Heuchelberg identisch. Die Grenze Wingarteiba/Elsenzgau verläuft auf den Höhen südlich des Neckars, wie auch die Grenze Elsenzgau/Wormser Waldmark. Diese auf den ersten Blick erstaunliche Tatsache findet ihre logische Erklärung in der
den Grafen u.a. zugeteilten Aufgabe, der Sicherung des Neckars hinsichtlich Warenverkehr und Fährwesen. Liefe die Grenze entlang des Neckars, so wäre diese Zuständigkeiten beiden Grafschaften zugefallen - was verwaltungstechnisch zu enormen Kompetenzschwierigkeiten geführt hätte.
Die Diskussion um den tatsächlichen Ort des Grafensitzes der Grafschaft Kraichgau, ab 1109 Grafschaft Brettheim genannt, ist alt. Einmal wurde hierfür die Burg in der heutigen Stadt Bretten in Betracht gezogen, ein anderes Mal die Anlage im sogenannten „Burgwäldle". Die Argumentationen beruhen meist auf den wenigen vorhandenen Archivalien, die jedoch oft unterschiedlich interpretiert wurden, insbesondere bei isolierter Betrachtung von größeren historischen Zusammenhängen. Wesentlich seltener wurde der Versuch unternommen, die noch sichtbaren Baulichkeiten unter den Gesichtpunkten der modernen Burgenforschung zu untersuchen und einzuordnen. Der Vergleich mit ähnlicher und stilistisch besser datierbarer Architektur, im besten Fall aus dem näheren Umfeld, ist dabei unerlässlich.
In Anlehnung an die Dokumentation der von Udo Starnmnitz im Brettener Jahrbuch (Neue Folge 1 von 1999) begonnenen Aufzeichnungen und Beschreibungen der Marksteine im Südwesten Brettens soll der nachfolgende Beitrag die erforschenswerten Kleindenkmal-Grenzsteine von Dürrenbüchig aufzeigen und den erwähnten Jahrbuch-Beitrag um ein weiteres Kapitel ergänzen. Die Exemplare, welche wir noch in der Flur vorfinden, haben vielen Widrigkeiten getrotzt: Wetterunbilden, Kriegen, Flurbereinigung, der modernen Land- und Forstwirtschaft, Umweltverschmutzung, Natureinflüssen wie Flechten, Moos und Verwitterung. Diese ortsfesten freistehenden kleineren oder größeren, von Menschenhand geschaffenen Steingebilde sind es allemal wert, dass wir ihnen die interessierte Beachtung, aber auch die damit verbundene nötige Achtung entgegenbringen.
Brettens geographischen Lage in einer typischen Altssiedellandschaft und die damit einhergehenden naturräumlichen Voraussetzungen haben die Besiedlungsgeschichte seines Umlandes über die Jahrtausende geprägt. Die Herausbildung des Kraichgaus steht in enger Beziehung zu jenen geologischen Vorgängen, die während des Tertiärs zur Entstehung des Oberrheingrabens führten. Gleichzeitig zu Hebungen an dessen Schultern brach der Graben entlang einer älteren tektonischen Naht ein, wurde nach und nach überflutet und in der Folgezeit mit jüngeren Sedimenten verfüllt. Zwischen den Hebungszentren im Nordschwarzwald und im Odenwald entstand die Kraichgaumulde. Dort lagerten sich während der Eiszeiten im Quartär (2-1,5 Mio. bis 10000 Jahre vor heute) die vor allem in den Wintermonaten aus den trocken fallenden Partien des Oberrheingrabens ausgewehten Feinsedimente, der Löss, in bis zu sechs Meter mächtigen Paketen ab.
Vorab sind Einschränkungen zu formulieren, die auch im Titel bereits anklingen. Den nachfolgenden Ausführungen liegt die Durchsicht von etwa 700 Scherben zu Grunde. Nach den Angaben von M. Delor in einem Vortrag vom 6. Juni des Jahres 1997 (M. Delor, Auswertung der Funde und Befunde der Burg Bretten. Eine salische Burganlage 1030 bis 1330) muß es aber, einer groben Schätzung seiner Diagramme nach, etwa die zehnfache Menge gegeben haben. Selbst wenn es sich bei den „fehlenden“ mehreren Tausend Fragmenten hauptsächlich um unverzierte Wand- und um Bodenscherben gehandelt haben dürfte, ist ihre Kenntnis zur endgültigen Einordnung des Fundortes „Burgwäldchen“ unerlässlich. Es ist nämlich gut
möglich, das sich unter ihnen noch aussagekräftige Scherben von importierten Fremdwaren oder nicht erkannte Bruchstücke von anscheinend nicht vorhandenen Gefäßformen verbergen. Weiter unten wird auch bei den Metallfunden nochmals die Rede sein von einer erheblichen Diskrepanz zwischen den mir vorliegenden und 1997 von R. Delor erwähnten bzw. fallweise
sogar abgebildeten Objekten.
Als Dr. Alfons Schäfer zum 1200-jährigen Stadtjubiläum sein Buch „Urkunden, Rechtsquellen und Chroniken zur Geschichte der Stadt Bretten“ vorlegte, lag endlich ein gewichtiges Kompendium vor, in dem die archivalischen Quellen zur Stadtgeschichte in hervorragend editierter Form zusammengefasst waren. Gut vier Jahrzehnte lang war dieses „Brettener Urkundenbuch“ eine wahre Fundgrube für jede weitere Beschäftigung mit der Brettener Stadtgeschichte, enthielt es doch die wesentlichen Bretten betreffenden Quellen aus dem 8. bis zum frühen 19. Jahrhundert. Nach dem Erscheinen von Schäfers umfassender und höchst materialreicher Quellensammlung wurden zunächst nur noch wenige weitere Texte der schriftlichen Überlieferung bekannt, die neue Fakten zur Stadtgeschichte enthielten. Auf einen dieser neu aufgefundenen Texte, den Reisebericht zweier 1667 kurz in Bretten weilender Gothaer Prinzen, wurde 2003 in diesem Jahrbuch eingegangen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Arbeit von Alfons Schäfer auch nach gut vierzig Jahren immer noch ihre Gültigkeit hat. Sie stellt auch weiterhin die zentrale Quellensammlung zur Brettener Stadtgeschichte dar und wird dies sicherlich auch noch über lange Zeit hinweg bleiben. Im Laufe der vier Jahrzehnte, die seit Erscheinen des Brettener Urkundenbuches vergangen sind, ist jedoch die Erschließung von Archivalien, nicht zuletzt auch von solchen aus der Zeit des Mittelalters, weitergegangen.
Zur Topographie Burgwäldle
(2008)
Etwa 1750 m Luftlinie südsüdöstlich vom Marktplatz Brettens beginnt ein herrliches Tal, das sich über 4,5 Kilometer in südöstlicher Richtung hinzieht. Täler von ähnlicher Schönheit und Urwüchsigkeit findet man nur noch im Schwarzwald. Die am
südlichen Talrand verlaufende Schienentrasse wird von der KVV-Stadtbahn und der DB befahren; den nördlichen Talrand nimmt bis zum Ortsteil Ruit, der etwa in der Mitte der Talaue liegt, die Kreisstraße 3570 in Anspruch. Der sich auf der Südseite zwischen Bretten und Ruit über 1,5 km erstreckende Höhenrücken steigt von 200 bis auf 250 m über NN an. Seine steile Flanke fällt etwa 50 m ab. Deren Verlauf folgt die Salzach, die in alten Karten auch Kresbach genannt wird.
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Eschelbronn, wie in anderen Kraichgaudörfern,
lediglich zwei Schreinermeister (Friede! 1989, S. 160). Diese übten neben der
Landwirtschaft das Schreinerhandwerk als Nebengewerbe zur Deckung des lokalen
Bedarfs im Dorf aus. Die Zahl der Nebenerwerbsschreiner vergrößerte sich
dann aber bis 1850 für ein damals nur knapp 700 Einwohner zählendes Dorf ungewöhnlich
stark (Butschbacher 1984, S. 11). Dies lässt auf eine beginnende Außenorientierung
des Absatzes der Eschelbronner Schreiner schließen. Ende des 19.
Jahrhunderts setzte ein beispielloses Wachstum des Schreinerhandwerks ein, das
1914 und 1930 jeweils einen Höchststand von 60 Schreinereien erreichte (Friedel
1989, S. 182). Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Zahl der Schreinereien wegen
der Konzentration der Möbelproduktion auf mehrere Fabriken dann wieder deutlich
ab. Heute gibt es noch 10 Vollerwerbsschreinereien, darunter sechs Einmann-
Betriebe, eine Nebenerwerbsschreinerei und zwei Möbelhäuser. Nur noch vier
Schreinereien haben ihren Standort im Dorf.
Im Pliozän und im Unterpleistozän (Eiszeitalter) vor 5 - ca . 1 Mio Jahren entwässerte der Alpenrhein auf hohem Niveau nach Norden zur Donau. Ab den Donau-Eiszeiten breitete sich in jedem Glazial der Rheingletscher im Vorland aus, was ab dem
Günz-Eiszeitenkomplex (vor vielleicht 1 Mio Jahren) jeweils zum Hochstau der westlichen Schmelzwasserströme und Zubringerflüsse wie der Thur führte. Wie die Deckenschotterrelikte zeigen, kam es dabei zum Überlauf nach Westen zum tief liegenden
Aare-Oberrhein-System. Gleichzeitig begannen die Eisströme das Bodenseebecken
etappenweise auszuschürfen. Nach dem Abschmelzen des Vorlandgletschers wurde jeweils in den Interglazialen wieder der Abfluss zur Donau frei, wobei sich wahrscheinlich
auch erste hoch spiegelnde Beckenseen gebildet hatten. Mit den jüngsten, den tieferen
Deckenschottern, war schliesslich das Überlaufniveau über dem Untersee au f +600 m
ü M abgesunken und lag damit niedriger als die Schwelle zwischen Bodenseebecken und
Donau im Raum Federsee mit mehr als 600 m ü M.
... nous n’avons autre refuge qu’a sa providence – wir haben keine andere Zuflucht als in Gottes Vorsehung. Mit diesem Satz fasste Calvin einmal in einer Predigt (über 1 Tim 3,3–5) seinen Glauben und seine Hoffnung, ja seine theologische Weisheit insgesamt zusammen. Schlaglichtartig wird dadurch Calvins Lebensschicksal und die Eigenart seiner Reformation im Vergleich zu anderen Gestaltwerdungen der Reformation deutlich. Dieser Satz spricht einem Menschen aus tiefstem Herzen, der seit seinem 25. Lebensjahr ein Flüchtling war, anfangs selbst um seines Glaubens willen verfolgt wurde und über Jahre hinweg fast täglich Nachrichten von den verfolgten Brüdern und Schwestern in der französischen Heimat erhält. Calvins Reformation nimmt Gestalt an im Kontext von Verfolgung und Exil. Das ist ein erster Hinweis auf die Eigenart der Reformation Calvins
im Rahmen der europäischen Reformationsgeschichte.
In dieser Arbeit wurde der Pollengehalt eines kleinen Fließgewässers (Steinlach) im Südwesten von Deutschland untersucht. Regelmäßig wurden ein Jahr lang (von März 2003 bis März 2004) Wasserproben aus der Steinlach entnommen, um saisonale Veränderungen der Pollenfracht darzustellen und zu überprüfen, ob ein Fließgewässer die Phänologie der Pflanzen abbildet – oder nicht. Die Auswertung zeigt, dass der Pollengehalt der Steinlach sehr stark von der Phänologie und der Umgebungsvegetation an der Entnahmestelle beeinflusst wird. Die Steinlach bildet die Blütezeiten der Pflanzen sehr gut ab, wobei im Pollenspektrum bevorzugt Pflanzen auftreten, die entweder in direkter Umgebung der Entnahmestelle oder in Ufernähe vorkommen. Somit sind fluviatil transportierte Pollen ein guter qualitativer Indikator für die umgebende Vegetation. Landwirtschaftlich genutzte Arten (z.B. Getreide) sind jedoch kaum repräsentiert. Auch kommen die Pollen vieler Arten noch lange nach Ende ihrer Blütezeit im Wasser der Steinlach vor.
Zwischen der Verleihung Villingens als Reichslehen an die Grafen von Fürstenberg (1283) und dem Übergang der Stadt an die habsburgisch-österreichischen Herzöge (1326) liegt die fürstenbergische Zeit des Baarortes. Zwar hatten die Fürstenberger schon seit den 1250er-Jahren (bedeutenden)
Einfluss auf Villingen gehabt, doch erst 1283 war – zusammen mit der Übernahme der Baargrafschaft – ihre Herrschaft allgemein anerkannt. Das Nachfolgende will einführen in die Geschichte der
Fürstenberger Grafenfamilie und in die fürstenbergische Zeit Villingens.
Organisierte Heimatpflege hat im deutschen Südwesten eine rund ein Säkulum
umfassende Tradition. Der Schwäbische Heimatbund und der Landesverein Badische
Heimat, beide „Kinder" der um 1900 einsetzenden „Heimatschutzbewegung",
feierten in diesem Jahr jeweils ihr 100-jähriges Bestehen. Bescheiden nimmt
sich da die Geschichte des Arbeitskreises Heimatpflege Regierungsbezirk Karlsruhe
aus, der seit nunmehr 25 Jahren im Nordwesten des Bundeslandes Baden-Württemberg
das Ziel verfolgt, all jene Kräfte zu fördern und zu bündeln, denen es um
die Förderung des Geschichtsbewusstseins, den Erhalt von Traditionen, den Denkmal-
und den Naturschutz geht. Regierungspräsident Dr. Trudpert Müller (1920-1991), der erste von mittlerweile fünf Vorsitzenden des Arbeitskreises - seit der
Gründung 1984 steht immer der jeweilige Leiter oder die Leiterin des Regierungspräsidiums
Karlsruhe an der Spitze des AK Heimatpflege -, formulierte es so: ,,Seit
seiner Gründung haben sich der Arbeitskreis und alle in ihm zusammengeschlossenen
Vereinigungen zum Ziele gesetzt, das Heimatbewusstsein von unten her zu
stärken, von der örtlichen Ebene her, von dort, wo die Traditionen gewachsen
sind, wo sich Geschichte realisiert hat."
Die Stenus-Fauna Javas und Sumatras ist noch lange nicht vollständig erfasst. Herr ALEXANDER RIEDEL hat in den letzten Jahren durch seine Aufsammlungen dazu beigetragen, dass wir über die Fauna dieser Inseln besser unterrichtet sind. Aus seinen Ausbeuten werden in dieser Arbeit mehrere neue Arten beschrieben. Außerdem gebe ich eine neue Definition der rein orientalischen Stenus-perplexus-Gruppe zusammen mit einer Bestimmungstabelle der zugehörigen Arten inklusive
Neubeschreibungen, Neumeldungen und einer Verbreitungskarte. Folgende neue Arten werden beschrieben: S. angustipunctatus spec. nov. (Java), S. dilatipennis spec. nov. (Sumatra, Java), S. elliptiventris spec. nov. (Sumatra, Malaysia), S. glabratus spec. nov. (Sumatra), S. glabrior spec. nov. (Java), S. kasantsevi spec. nov. (Burma), S. longoculatus spec. nov. (Thailand, Laos), S. minangkabauanus spec. nov. (Sumatra), S. opacivestis spec. nov. (Java), S. prudeki spec. nov. (Thailand), S. riedelianus spec. nov. (Sumatra), S. togulifer spec. nov. (Java), S. tujuhmontis spec. nov. (Sumatra).
Organisierte Heimatpflege hat im deutschen
Südwesten eine rund ein Säkulum umfassende
Tradition. Der Schwäbische Heimatbund
und der Landesverein Badische Heimat,
beide „Kinder“ der um 1900 einsetzenden
„Heimatschutzbewegung“, schicken sich in
diesem Jahr an, jeweils ihr 100-jähriges
Bestehen zu feiern. Bescheiden nimmt sich da
die Geschichte des Arbeitskreises Heimatpflege
Regierungsbezirk Karlsruhe aus, der seit
nunmehr 25 Jahren im Nordosten des Bundeslandes
Baden-Württemberg das Ziel verfolgt,
all jene Kräfte zu fördern und zu bündeln,
denen es um die Förderung des Geschichtsbewusstseins,
den Erhalt von Traditionen, den
Denkmal- und den Naturschutz geht. Regierungspräsident
Dr. Trudpert Müller (1920–
1991), der erste von mittlerweile fünf Vorsitzenden
des Arbeitskreises – seit der Gründung
1984 steht immer der jeweilige Leiter oder die
Leiterin des Regierungspräsidiums Karlsruhe
an der Spitze des AK Heimatpflege –, formulierte
es so: „Seit seiner Gründung haben sich
der Arbeitskreis und alle in ihm zusammengeschlossenen
Vereinigungen zum Ziele gesetzt,
das Heimatbewusstsein von unten her zu
stärken, von der örtlichen Ebene her, von dort,
wo die Traditionen gewachsen sind, wo sich
Geschichte realisiert hat.“
500 m nordöstlich des alten Stadtkerns von Sinsheim erheben sich auf dem so genannten Michaelsberg, 30 m über der Talaue die Relikte des St. Michael geweihten Klosters. Die erste gedruckte Zusammenstellung der Klostergeschichte bietet Johann Goswin Widder im Jahre 1786. Eine der wichtigsten Quellenpublikationen, die Vorlage der so genannten „Sinsheimer Chronik", stammt von Friedrich Mone 1848 und drei Jahre später publizierte Karl Wilhelmi auf 144 Seiten die für die damalige Zeit sehr gute„ Geschichte der vormaligen freien adeligen Benedictiner-Abtei Sunnesheim". Zu nennen ist auch noch die Publikation eines Grundrisses und eines romanischen Türgewändes durch A. von Bayer 1851/55. Nach diversen archivalischen Einzelpublikationen in der „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins" und anderenorts zwischen 1850 und 1874 ist die historische Datenzusammenstellung von Albert Krieger 1905 und die erste kunsthistorische Bearbeitung durch Adolf von Oechelhäuser 1909 zu erwähnen. Danach scheint das wissenschaftliche Interesse an dem Thema zu erlahmen.
Nicht nur die Bürger, sondern auch die Historiker freuen sich über ein „echtes" Jubiläum. Runde Daten der Stadtgeschichte knüpfen sich oft an Ersterwähnungen - in der Regel sind es zufällige Nennungen in einer Urkunde oder einem Güterverzeichnis, isolierte Marken in der Entwicklung eines Gemeinwesens, dessen Anfänge trotzdem im Dunkeln bleiben. Beim Steinbacher Jubiläum ist es anders. Auch hier reicht die Geschichte der Siedlung viel weiter zurück, aber mit der Erhebung zur Stadt 1258 beginnt ein wirklich neues Kapitel in der städtischen Verfassung und - wie wir sehen werden - in der Sozialordnung nach innen und außen. Und auch für die Geschichte der Markgrafschaft Baden hat dieses Datum 1258 seine besondere Bedeutung. Keine andere Stadt unter der Herrschaft der Markgrafen erhielt im Mittelalter eine solche königliche „Geburtsurkunde". Städte gab es wohl, auch ältere, aus der staufischen Zeit. Aber schon das Steinbacher Stadtsiegel gibt uns Auskunft über die Besonderheit dieser neuen, anderen Qualität eines königlichen Stadtrechtsprivilegs. Es zeigt nicht wie die Siegel der anderen badischen Städte, Durlach, Ettlingen oder Pforzheim, das Wappen des markgräflichen Stadtherren, den Schrägbalken, sondern die heraldische Figur der Stadt „an sich", die bekrönte Mauer, wie wir
sie von der Reichsstadt Offenburg und von der selbstbewussten Zähringerstadt Freiburg kennen; dem Offenburger Siegel scheint das Steinbacher direkt nachgebildet. Lassen wir uns nicht irritieren von der Größe dieser anderen Städte und von ihrer wirtschaftlichen oder politischen Rolle, die sie noch zu spielen hatten - Steinbach sollte in seiner Geschichte nicht in diese Klasse gehören. Aber die Frage nach der „Wichtigkeit" einer Stadt ist keine wirklich historische. Wir fragen nicht nach Größe, nach Erfolg oder Misserfolg, sondern nach Entwicklung und Wandel. Wir wollen das Funktionieren von Gemeinwesen rekonstruieren und das Verhältnis von Stadt und Stadtherren beschreiben.
Schöne Tage in Bretten
(2009)
Historische Staatsgrenzen zwischen deutschen Ländern bereiteten ihren Bürgern
oft bedrückende Erfahrungen, ihre Uberwindung glückliche Augenblicke. Das
wissen wir nicht erst als Zeitgenossen von Mauerbau und Wiedervereinigung.
Deutsche Kleinstaaterei gegen Ende des 18. Jahrhunderts machte beispielsweise
auch Friedrich Schiller, dessen 250ster Geburtstag heuer gefeiert wird, das Leben
schwer „Die Grenze", berichtet Andreas Streicher in seinen posthum erschienenen
Mitteilungen über Schillers Flucht aus Stuttgart, wurde „mit einer Freude betreten,
als ob rückwärts alles Lästige geblieben wäre und das ersehnte Eldorado bald erreicht
sein würde". Angenehme Gegenden und das muntere Wesen und Treiben
der rüstigen Bewohner beflügelten offenbar den jungen Dichter. Die unmittelbar
bevorstehende Ankunft im „freundlichen" Bretten verwandelte sein „bisher etwas
düsteres Gemüt zur gefälligsten Heiterkeit".
Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts gründete der Heimatverein
Kraichgau den „Arbeitskreis Archäologie", gedacht als Forum der ehrenamtlichen
Denkmalpfleger im Kraichgau zum Gedankenaustausch, zur internen Weiterbildung
und als Plattform für gemeinsame Projekte. Eine der wesentlichen Charaktereigenschaften
der Mitglieder dieser Zielgruppe, ihr ausgeprägter Hang zum Individualismus
hinsichtlich der Ausgestaltung ihrer eigenen lnteressens- und Arbeitsgebiete,
ließ sich, wie sich bald herausstellte, leider nicht mit den Intentionen dieses
Arbeitskreises in Einklang bringen. Den sich abzeichnenden Leerlauf nutzten die
Verfasser, um in Abstimmung mit den Verantwortlichen im Verein ein Projekt auf
den Weg zu bringen, das sich zu einer regelrechten und anhaltenden Erfolgsgeschichte
entwickelt hat: Die Geburt der experimentellen Archäologie im Kraichgau.
Talheim ist - herrschaftsgeschichtlich betrachtet - eine der interessantesten Gemeinden
im ganzen Landkreis Heilbronn. Vom Mittelalter bis zum Ende des Alten
Reiches war es Kondominat beziehungsweise Ganerbschaft. Das heißt, für die
Herrschaft im Dorf waren mehrere, zeitweise ein halbes Dutzend Herren zuständig.
Auch Gemmingen, Heinsheim und Jagsthausen, desgleichen Neipperg und
Schwaigern, waren zeitweise Ganerbschaften; aber anders als Talheim blieben die
zuletzt genannten Orte ganz überwiegend im Besitz verschiedener Zweige derselben
herrschaftlichen Familie. In Talheim hingegen waren - ähnlich wie in Widdern,
wo man die einzelnen Anteile schließlich nach 512teln bemaß!
- bereits im Mittelalter
ganz unterschiedliche Herrschaftsträger beteiligt, anfangs allein solche ritteradliger
Herkunft, seit 1499 in wachsendem Umfang der Deutsche Orden.
Seit Jahrzehnten ist für den Heimatverein Untergrombach die Erforschung des
jüdischen Verbandsfriedhofes Obergrombach ein wichtiger Teil seiner heimatkundlichen
Arbeit. Besucher des Friedhofes erfahren diese älteren und neueren
Inhalte dann durch die zahlreichen Führungen auf diesem geschichtlich interessanten
Platz des „Ewigen Hauses" (Beßolom). Obwohl dieser Friedhof nicht auf
Untergrombacher Gemarkung liegt, hat er für den Verein ein starke Beziehung.
Diese ergab sich dadurch, dass alle verstorbenen Untergrombacher Juden auf diesem
Friedhof bestattet wurden, bzw. Nachkommen Untergrombacher Juden noch
hier bestattet werden.
Bei Nachforschungen im Jahre 2008 über den alten Obergrombacher und neueren
Bruchsaler Teil dieses im Jahre 1632 gegründeten Friedhofes stieß man im Bau- und
Vermessungsamt Bruchsal rein zufällig auf die angrenzenden Wege mit jüdischen
Besitzern. Nachdem der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft
Baden in Karlsruhe seine Zustimmung zur Akteneinsicht im Grundbuchamt
Bruchsal gegeben hatte, begann das Suchen in den über hundert Jahre alten Akten
und Grundbüchern.
Seit 1819 war Johann Peter Hebel (1760–1826) als erster Prälat der sich formierenden unierten Landeskirche des Großherzogtums Baden nicht nur deren Vertreter in der Ersten Kammer der Ständevertretung, sondern faktisch auch ihr ranghöchster Geistlicher. In dieser Funktion stand es in seinem Aufgabenbereich, zu Fragen des gottesdienstlichen Lebens, der Lehre und des christlichen Unterrichts Stellung zu nehmen. Dies hat er u. a. in zwei Gutachten getan, in denen er sich über die Einführung einer neuen Biblischen Geschichte und die Einführung eines neuen Gesangbuches äußerte.
Die Herren von Schwarzenberg „gründeten" um 1270, nach der endgültigen Trennung von der
Herrschaft Eschenbach-Schnabelburg und um ihren Machtanspruch zu bekräftigen, die Stadt
Waldkirch. 1287 wurde erstmals ein Rat gewählt und 1300 durch die Verleihung des Stadtrechts
ein bereits gewachsener Zustand durch die Schwarzenberger sanktioniert. [1]
In dieser Frühphase der Stadt Waldkirch werden in den Quellen Angehörige von Adelsfamilien
genannt, die in den ersten Jahrzehnten wichtige Funktionen in der Stadtverwaltung wahrnahmen.
Es handelt sich um die Familien Ammann, Sigebot, Fischerbach und Liebermann. Sie
waren Dienstmannen der Herren von Schwarzenberg. Nachfolgend sollen diese Geschlechter
näher vorgestellt werden, wobei zum besseren Verständnis eine kurze Zusammenfassung des
Übergangs der Herrschaft Schwarzenberg auf die jüngere Linie des Hauses vorangestellt wird.
Nach mehrjähriger Planung und Umbauzeit steht das Freiburger Augustinermuseum Anfang des kommenden Jahres (2010) vor der Wiedereröffnung. Damit kann nach Fertigstellung des 1. Bauabschnitts das Museum mit der Fülle der mittelalterlichen Exponate und Gemälde des 19. Jahrhunderts wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Diese werden in der ehemaligen Klosterkirche einen neuen Platz finden. Das alte Konventsgebäude dagegen soll anschließend in zwei weiteren Bauabschnitten saniert werden. Im vergangenen Juli, beim Augustinertag, konnten
sich viele Schaulustige vom Baufortschritt überzeugen und die Umgestaltung des ehemaligen Kirchengebäudes begutachten. Seit längerer Zeit ist das aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammende hohe Klostergebäude in Freiburgs Innenstadt eingerüstet, mit Bauzaun versehen und durch einen „Staubmantel“ den Blicken entzogen. Dahinter allerdings gestalten das Architektenbüro Christoph Mäckler und die Architektin Christine Paarmann-Steinmetz vom städtischen Gebäudemanagement das moderne Augustinermuseum, ein Mittelpunkt für die Kulturlandschaft im Südwesten unserer Region. Dank der Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg, die Landesstiftung BAWÜ und die Erzdiözese Freiburg sowie einer beispiellosen Initiative des Kuratoriums „Augustinermuseum Freiburg“ und des bürgerschaftlichen Engagements konnte das große Projekt des Umbaus in Angriff genommen werden.
Der Arbeitskreis entstand im Frühjahr 2000 auf Anregung von Frauen aus dem Schwenninger Heimatverein (Frau Mutschler, Frau Krüger) in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (Frau
Dr. Pache) und dem Stadtarchiv (damals noch Frau Kottmann) mit dem Ziel, Frauengeschichte(n) aus Schwenningen und Villingen zu sammeln, zu dokumentieren und ins öffentliche Bewusstsein zu
bringen.
Bei Schlossführungen in Ludwigsburg und der Solitude erfährt der staunende
Besucher nicht nur etwas über die Mätressen des Herzogs, sondern auch über
die Vielzahl seiner natürlichen Kinder. Vage Angaben beginnen bei über 100,
nach oben bestehen keine Grenzen.
Man erzählt sich, dass alle Rothaarigen von ihm abstammen sollen, wie
Baron von Bühler bei Schlossführungen berichtet und nicht zuletzt sollen alle
Bewohner auf den Fildern von Herzog Carl Eugen abstammen.
Gerhard Raff erwähnte, dass sogar Prof. Decker-Hauff blaues Blut gehabt
habe und Decker-Hauff soll einmal gesagt haben, dass die Anzahl seiner
Nachkommenschaft eine Zahl in vierstelliger Höhe erreicht haben soll. Weiter
zitiert Raff Prof. Peter Lahnstein, der geschrieben habe, dass der Herzog in
unzähligen Stundenliebschaften sein Land mit Bastarden übersät habe.
Andreas Abel schreibt über die Nachkommen des Regierungsrats Feuerlein:
»Zu den offenen Geheimnissen Württembergs gehört die Tatsache, dass
Carl Eugen etwa 300 illegitime männliche und etwa eben so viele weibliche
Nachfahren gezeugt hat.« [2]
Über die Mätressen des Herzogs berichtet u. a. auch Susanne Dieterich in
ihrer Publikation »Liebesgunst. Mätressen in Württemberg«.
St. Lioba, eine Verwandte des hl. Bischofs Bonifatius, des
Apostels Deutschlands, wurde um 710 in Angelsachsen geboren. Als Benediktinerin des Klosters Wimborne folgte sie dem Ruf des hl. Bonifatius, der Lioba zur ersten Äbtissin des von ihm gegründeten Klosters in Tauberbischofsheim bestellte. Ihre Vertrautheit mit der Heiligen Schrift und ihre Liebe zu ihren Schülerinnen strahlte – wie eine wohltönende Glocke – weit über ihr Kloster und über ihre Zeit hinaus. Lioba starb am 28. September 782. Ihre Reliquien werden auf dem Petersberg bei Fulda verehrt. Im Jahr 2007 konnte das Altenheim St. Lioba
sein fünfzigjähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlass schuf Bildhauer Leonhard Eder aus Rheinfelden zwei Reliefs, die Herkunft und Wirken der heiligen Lioba schildern: das quadratische Relief für das Altenheim, das runde für das im Jahr 2004 eröffnete Betreute Wohnen.
A fossil beetle from the Upper Buntsandstein (Röt-Folge, Lower Triassic) in Karlsruhe Durlach-Eisenhafengrund is described. The specimen is one of the oldest known beetle findings in Germany. According to its stratigrafic context, the finding layer can be correlated with the Voltzia-Sandstone (E-France), which also yielded fossil beetles. The silty matrix, in which the beetle occurs, is interpreted as seasonal playa sediment. The beetle was fragmented during extraction. The lack of diagnostic features of elytra, scutellum and pronotum does not allow to assign the specimen to a family. However, the elytral humeral callus, the set off pronotum with caudolaterally concave margins combined with the size of almost 15 mm allows a diagnostic distinction from other coeval Coleoptera at least in Europe. Therefore, it is justified to refer the specimen from Durlach-Eisenhafengrund to a new genus and species: Durlachia striata.
Im Jahr 2001 hat der Verein für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden einen Sammelband mit dem Titel Reformierte Spuren in Baden veröffentlicht. Dieser Band widmet sich vor allem dem Versuch Markgraf Ernst Friedrichs,
1599 ein reformiertes Bekenntnis in der lutherischen Markgrafschaft Baden-Durlach einzuführen. Zwei Beiträge gehen auf die Frage ein, ob es auch heute noch reformierte Spuren in der Evangelischen Landeskirche in Baden gibt. Johannes Calvin wird in
diesem Band nur selten erwähnt. Er scheint weder im 16. Jahrhundert noch im 20. Jahrhundert eine nennenswerte Rolle in Baden gespielt zu haben.
We report the unexpected discovery of foliicolous lichen communities at several localities in the Black Forest, south-western Germany, with a total of seven truly or facultatively foliicolous taxa: Bacidina chloroticula, Fellhanera bouteillei, F. subtilis, F. viridisorediata, Fellhaneropsis myrtillicola, Gyalectidium setiferum, and Scoliciosporum curvatum. The communities are similar to those reported previously from Belgium, western Germany (Mosel valley), and Austria (Styria), apparently forming a characteristic association across central Europe (Fellhaneretum myrtillicolae SPIER & APTROOT), but are richer in species in the Black Forest than in any of the other areas studied. An identification key is provided to the species of this association in the Black Forest. Gyalectidium setiferum is new for central Europe, and Scoliciosporum curvatum is new to southern Germany.
Since these lichen communities appear to be confined to well-conserved forest and depend on favorable, warm-humid climatic conditions, their potential use as indicators of global climatic change is discussed.
Am 30. November 1939 wurde der jüdische Fotograf Wolf Schmuel Borowitzky in Nordrach aus seiner Wohnung heraus verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen nördlich von Berlin eingeliefert. Dort teilte man ihm die Häftlingsnummer 010121 zu und brachte ihn im Häftlingsblock 38 unter. Am 26. Februar 1940 kam Borowitzky im KZ Sachsenhausen im Alter von 48 Jahren ums Leben . Über die Todesursache gibt es keine Angaben, eine Grabstätte existiert nicht. Es ist eine grausame Ironie, dass keine Fotografie oder keine Porträtaufnahme existiert, die uns zeigen könnte, wie der Fotograf Borowitzky selbst ausgesehen hat. Nachdem er über zwanzig Jahre in dem bekannten Schwarzwälder Kurort lebte und arbeitete, ist sein Schicksal heute fast völlig in Vergessenheit geraten. Auch eine Nachfrage nach Hinweisen zu Borowitzky in den Nordracher Allgemeinen Bekanntmachungen blieb unlängst ohne jegliche Reaktion .
In einer von März bis Dezember 2008 durchgeführten freilandbiologischen Untersuchung im NSG Schaichtal (Schönbuch) konnten 56 tagaktive Schmetterlingsarten nachgewiesen werden. Besondere Beachtung verdienen die Nachweise von Zygaena trifolii, Cupido argiades, Argynnis aglaja und Melitaea c.f. athalia. Weitere gefährdete Charakterarten des Schönbuchs
konnten für das NSG Schaichtal bestätigt werden, so z.B. Adscita statices, Hamearis lucina, Maculinea nausithous, Argynnis adippe, Boloria selene, Nymphalis polychloros oder Apatura ilia. Anschließend werden spezielle Schutz- und Pflegemaßnahmen für gefährdete Arten und deren Lebensräume vorgeschlagen.
Was die Badische Heimat über viele Zeitschriften
hinaushebt, ist die erfreuliche Tatsache, dass man
immer wieder Leute trifft, die einen auf einen Aufsatz
ansprechen. Die Gespräche kann ich nicht wiedergeben,
aber ich habe auch Zuschriften von Kollegen
bekommen, die Probleme der Deutung und vielleicht
Grundsätzliches zur Lektüre solcher Bildwerke aufzeigen.
Sie sind gewissermaßen die Diskussion nach
der Führung (s. Badische Heimat 3/2008, S. 336–347).
Ich gebe sie hier wieder und hebe anschließend die mir
wichtigsten Gesichtspunkte heraus. Es ist wohl nicht
möglich, alle anzusprechen.
Landesvorsitzender der Badischen Heimat
von Ungern-Sternberg eröffnete im Regierungspräsidium
Freiburg, Basler Hof, die Wanderausstellung
anläßlich des 100 jährigen
Jubiläums des Landesvereins. Anwesend waren
Minister Willi Stächele MdL, Regierungspräsident
Julian Würtenberger und Oberbürgermeister
Dr. Dieter Salomon, als Vertreter
des Landes Baden-Württemberg, des Regierungspräsidiums
Freiburg und der Stadt
Freiburg.
Ein Kardinal aus Durlach
(2009)
Die Zweiteilung der badischen Markgrafschaft
in die Gebiete der Linien Baden-Baden
und Baden-Durlach im 16. Jahrhundert brachte
bekanntlich nicht nur politische, sondern
auch – viel stärker trennende – konfessionelle
Grenzlinien hervor. Baden-Baden blieb auf der
Seite der katholischen Kirche, Baden-Durlach
führte die Reformation ein. Im Kampf der
beiden konfessionellen Lager auf der Ebene des
Reiches hielt sich Baden-Baden eng an den
Kaiserhof in Wien und blieb damit bei einer
alten Tradition des badischen Hauses. Baden-
Durlach dagegen tat sich unter den evangelischen
Reichsständen durch besonderen
Eifer hervor.
Die Defensivsysteme der Linienbefestigungen des Schwarzwaldes und der Oberrheinebene
gehören zu den umfangreichsten der Barockzeit. Als Abwehrmaßnahmen gegen französische
Einfälle in die Gebiete der Vorderen Reichskreise wurden sie in mehreren Phasen vom Beginn
des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis zum Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges 1748 angelegt,
besonders aber während des Pfälzischen ( 1688-1697) und Spanischen Erbfolgekrieges
(1701-1714). Sie sind Teil der Strategie der Vorderen Reichskreise, die Kriege politisch und
wirtschaftlich zu überleben. Den letzten Abschnitt der oberrheinischen Kriegsgeschichte, der
für die Defensionslinien von Bedeutung war, bildeten die Franzosenkriege 1792 bis 1815. Der
geografische Rahmen, in dem diese Konflikte ausgetragen wurden, kann als „Militärlandschaft"
bezeichnet werden.[1]
Für die Brutvögel des Schwarzwald-Baar- Kreises liegt eine Bestandserhebung aller
Brutvogelarten aus dem Jahre 1987 vor. Sie entstand im Zusammenhang mit einer
quantitativen Brutvogelerfassung für ganz Baden-Württemberg, die unter der
Leitung der „Avifauna Baden-Württemberg" stand und mit großem Aufwand
betrieben wurde (SCHUSTER 1987/] 988). Grundlage der Erfassung waren die kartografischen 10 x 10 km (100 km2) Rasterquadrate des UTM-Gitternetzes (Abb. 1 ).
ach der Methode der Linientaxierung mit anschließender Hochrechnung wurde
versucht, alle Brutvogelarten der einzelnen Rasterquadrate zu er fassen und eine Aussage
über deren Bestandsgrößen zu mache n (GEHRING 1991).
Während über die Fischerzünfte in Altenheim, Auenheim und Straßburg mehrfach publiziert worden ist, wissen wir über die frühere Fischerei im Kehler Gebiet bisher nur wenig. Dass aber auch in Kehl (sowie Sundheim und dem einstigen Iringheim/ Hundsfelden) Fischfang berufsmäßig betrieben worden ist, kann man sich unschwer vorstellen. Denn Fisch war in der
Vergangenheit überall am Rhein ein gleichermaßen wichtiges und unverzichtbares Nahrungsmittel. Eine Fischerzunft scheint im engeren Kehler Gebiet (Dorf und Stadt Kehl) zwar nie bestanden zu haben, doch müssen es schon eine größere Zahl von Fischern gewesen sein, dass die Straßburger Fischerzunft - sie hatte weit über 100 Zunftmitglieder - sich mit ihnen
wiederholt auseinandersetzte. Solche Auseinandersetzungen mit Straßburger Beteiligung über die gegenseitigen Fischereirechte, bei denen es auch zu handfestem Streit, Gefangennahmen bis hin zu vereinzelten Schießereien kam, dokumentieren die Fischereiakten rheinauf und rheinab.
Das Rittergut Altwiesloch hat in seiner Geschichte zahlreiche Besitzwechsel erlebt.
Seit dem Auftreten der so genannten nippenburgischen Erben am Ende des 16.
Jahrhunderts war das Gut, das zuvor immer nur in einer Hand war, unter vier Besitzern
aufgeteilt. Aber sieht man einmal von Schwarz Reinhard von Sickingen ab,
der Altwiesloch als nicht eingelöstes pfalzgräfliches Pfand an sich brachte, waren
bis hin zu den nippenburgischen Erben alle adeligen Herrschaften in Altwiesloch
auf dem Erbweg zu ihrem Besitz gekommen. Das änderte sich zu Beginn des 17.
Jahrhunderts, als Philipp Albrecht Fock von Wallstadt und später sein Nachfolger
Hans Carl von Merlau durch Kauf an Anteile in Altwiesloch kamen.
Wenn wir auf der Bundesstraße 293 durch den Kraichgau fahren, erreichen wir
zwischen Eppingen und Schwaigern die Ortschaft Gemmingen. Vielleicht treibt
uns die Neugier an, hier nach Spuren der Herren von Gemmingen zu suchen, ist
das Dorf mit 3.500 Einwohnern doch der Stammort eines Adelsgeschlechtes, das
für die Geschichte des Kraichgaues in der Vergangenheit von großer Bedeutung
war. Wer sich mit der Geschichte der Kraichgauer Ritterschaft befasst, kennt die
Gemmingen aus der zeitgenössischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts. So
preist der Humanist und Theologe David Chytraeus in seiner Lobrede auf den
Kraichgau von 1561 die Gemmingen vor allen ritterlichen Familien der Region. Ein
Angehöriger der Familie von Gemmingen, der kurpfälzische Hofgerichtsrat Reinhard
von Gemmingen, hat 1631 mit seiner Familiengeschichte ein Quellenwerk
verfasst, das heute noch zu faszinieren vermag.
Das im Jahr 1912 erbaute Krankenhaus der Stadt Villingen an der Herdstraße erhielt im Jahr 1930 mit einem Erweiterungsbau auch eine neue Kapelle. Am 24. April 1931 erteilte das Stadtbauamt Villingen durch die Krankenhauskommission dem im Alten Schloss in Meersburg wohnenden Maler Waldemar Flaig (geboren am 27. Januar 1892 in Villingen) den Auftrag, Wand und Altarnische zu bemalen zum Preis von 2000 RM. Bereits am Fest Peter und Paul am 29. Juni 1931 konnte die Kapelle mit den Bildern Flaigs geweiht werden. Nachdem Flaig diese Arbeit beendet und sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte, ermöglichten ihm Freunde einen längeren Erholungsurlaub in Südfrankreich.
Nach seiner Rückkehr schuf Flaig noch für den evangelischen Andachtsraum (Raum Nr. 300) ein Fresko des segnenden Christus. Ob dieses Bild unter Tapete oder Putz noch erhalten oder ganz verschwunden ist, entzieht sich derzeit unserer Kenntnis.
Waldemar Flaig starb im Villinger Krankenhaus am 4. April 1932 und wurde auf dem Villinger Friedhof beigesetzt.
Die Stadt Konstanz und ihre Umgebung wurden im Laufe des Zweiten Weltkriegs
zu einem bevorzugten Ziel von Privatpersonen, Firmen, Behörden, militärischen Dienststellen und Lazaretten, die in dieser Region Schutz suchten, da sie, abgesehen von Friedrichshafen, vom Kriegsgeschehen weitgehend verschont blieb. Ein offizielles Evakuierungsprogramm bestand zwischen dem bombengefährdeten Gau Westfalen-Süd und
dem Gau Baden. Auf Grund dieser Vereinbarung wurden im Rahmen einer »Kinderlandverschickung« Schüler aus Dortmund und die Oberschule Witten an der Ruhr im Juli
1943 nach Konstanz verlegt. Sie wurden dort bis Dezember 1944 betreut und unterrichtet, anschließend wurden sie nach Oberbayern weitergeschleust.
Seit einigen Jahren schon entwickelte sich der Chorraum der ehemaligen Franziskanerkirche in Villingen zu einem eigenständigen Ausstellungsraum, in dem großformatige Exponate ihren Platz finden: Die Kreuzigungsgruppe aus der Vorhalle der Altstadtkirche fand hier eine wettergeschützte
Bleibe, vor wenigen Jahren folgten die Passionskulissen vom Frühmessaltar des Münsters, und seit Anfang 2008 haben auch die Fragmente der sogenannten Fresken aus der alten Kirche von Peterzell dort einen Platz gefunden. „Sogenannt“ müssen sie korrekt bezeichnet werden, weil nur die rotbraunen und schwarzen Linien in Freskotechnik, d. h. auf den nassen Putz gemalt wurden, wo sie sich mit diesem unlöslich verbanden.
Zu den Schätzen der Historischen Bibliothek Offenburg zählt die deutsche
Erstausgabe von Francesco Petrarca Von der Artzney bayder Glück, die
1532 bei Heynrich Steyner in Augsburg erschien. Es ist eines der schönsten und bedeutendsten Bücher der Dürerzeit. Die 261 Holzschnitte sind
eine hochrangige Bildquelle für die Welt des Humanismus und der Reformation. Petrarcas „Trostspiegel" wurde in der Folgezeit zu einem der
meistverbreiteten Bücher. Deshalb soll an dieser Stelle die Entstehungsgeschichte des epochemachenden Werkes und seinen Platz im geistigen Leben seiner Zeit ausführlich besprochen werden.
Das moralphilosophische Hauptwerk von Francesco Petrarca ( 1304-
1374) ,,De remediis utriusque fortunae"[1], in der deutschen Übersetzung
von Peter StaheVGeorg Spalatin: Franciscus Petrarcha, von der Artzney
bayder Glück, des guten und widerwertigen"[2] , das 1532 in Augsburg erschien, gehörte zum festen Bestandteil der Lehrbücher der deutschen Humanisten und hat deren Denken und Wirken deutlich beeinflusst.
Im Jahr 1967 erschien das von dem früh verstorbenen Historiker und Archivar Dr.
Alfons Schäfer (1930-1975 ) bearbeitete und von der Stadt Bretten anlässlich ihrer
1200-Jahrfeier als erster Band ihrer Stadtgeschichtlichen Veröffentlichungen herausgegebene
Brettener Quellenbuch. Dieses bildete die Grundlage für die von ihm,
seit 1973 Direktor des Generallandesarchivs Karlsruhe, verfasste, zehn Jahre später
als zweiter Band derselben Reihe veröffentlichten und von seinem Nachfolger Dr.
Hansmartin Schwarzmaier im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche
Landeskunde am Oberrhein parallel als vierter Band der Oberrheinischen Studien
herausgegebenen Brettener Stadtgeschichte. Deren Drucklegung erlebte ihr Verfasser
selbst leider nicht mehr. Nun sind die in seinem Quellenwerk zusammengetragenen
schriftlichen Zeugnisse zur Vergangenheit des einstigen Kraichgauvorortes
mit seinem Gaugrafensitz im so genannten „Burgwäldle" um eine 1152 vom
Wormser Bischof Konrad von Steinach (reg. 1150-1171) in Bretten - ,,zu Brettheim"
- ausgestellte Urkunde für das 1142 von dessen Amtsvorgänger Buggo von
Ahorn (reg. 1116-1149) gegründete Kloster Schönau im Odenwald zu ergänzen.
Im vorigen Band der Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung stellte Ernst Ziegler das Urkundenbuch des Kantons St. Gallen (Chartularium Sangallense) vor; die Qualität dieser Quellenedition und die Resonanz in der historischen Forschung darauf rechtfertigten es, ihr einen eigenen kleinen Aufsatz zu widmen
und nicht nur eine versteckte Rezension. Neuerdings kann St. Gallen mit einer weiteren
Quellenedition aufwarten, die ebenfalls Maßstäbe setzt und von der es absehbar ist, dass
sie der regionalgeschichtlichen Forschung - und weit darüber hinaus - wichtige Impulse geben wird. Es handelt sich um einen kommentierten Katalog derjenigen Münzen,
die zwischen 1407 und 1797 durch die Stadt St. Gallen geprägt wurden, herausgegeben
durch die Schweizerische Numismatische Gesellschaft und das Münzkabinett der Stadt
Winterthur.
Fünf Mitglieder des NABU Wiesloch kartierten in der Brutsaison 2008 von Ende Februar bis Anfang Juli die Vogelwelt im Gebiet der Topographischen Karte 1:25.000 TK 6718 Wiesloch (vorderer Kraichgau, Langenbrückener Senke). Ziel war die möglichst genaue Erfassung der „mittelhäufigen Arten“, alle anderen wurden nur als „vorhanden“ eingestuft (insgesamt 110 Arten, davon 63 mittelhäufige). Eingang finden sollen die Daten in den „Atlas deutscher Brutvogelarten“, dessen Erscheinen (ab) 2010 vorgesehen ist.
Glaube und Aberglaube sind dem Menschen wesenhaft und was den Aberglauben betrifft, eine verborgene Erscheinung die man nicht zu Markte trägt. Aufklärerische Vernunft und moderne elektronische Kommunikation wie Fernsehen und Internet vermochten wenig zu ändern. So ergab eine repräsentative Forsa-Umfrage, dass eine Mehrheit von Frauen und Männern in Deutschland an übersinnliche Kräfte und Erscheinungen glaubt, zu denen auch Geisterkontakte gehören. Wir entfernen uns also nicht aus der Zeit, wenn wir die schicksalsträchtigen Legenden, Mythen und düstere Phantasien als realen Teil des Volksglaubens
zur Kenntnis nehmen. Auch heute noch gibt es Bevölkerungskreise die sich als Eingeweihte in vermeintliche Geheimlehren verstehen.
Reformation des Lebens
(2009)
Im Verlauf des Calvin-Jubiläumsjahres 2009 ist ein vor wenigen Jahren noch unabsehbar hohes Interesse an Johannes Calvin gewachsen. Dabei tritt deutlich zutage, dass sich eine Vielzahl der von Calvin angesprochenen theologischen Themen auf
ihre Wirkung für die Moderne und auf ihre Bedeutung für die kirchliche und gesellschaftliche Gegenwart befragen lassen. Das war 1909 durchaus anders: Beim 400. Calvinjubiläum wurde Calvin zu einem nicht geringen Teil für Propagandazwecke in Anspruch genommen. In Deutschland feierten die Reformierten Calvin in Analogie zum Lutherjubiläum 1883 auch deshalb, um sich der Bedeutung der eigenen Konfession zu versichern. Ähnliches lässt sich für die Schweiz sagen: Die sich über acht Julitage erstreckende zentrale Calvinfeier in Genf mit Vorträgen, Grußworten, Gottesdiensten, Ausflügen und Festumzug hinterließ einen zwiespältigen Eindruck, der im Elberfelder Reformierten Wochenblatt folgendermaßen wiedergegeben wurde: Das Festprogramm war derart reichhaltig, dass man es als eine Erleichterung empfand, dass infolge der ungünstigen Witterung nicht alle Teile zur Ausführung gelangen konnten. Im Jahr 2009 dominieren überwiegend historische und theologische Motive, um sich Calvin zu nähern und von ihm aus u.a. die Fragen nach dem Leben und der Lebensgestaltung zu reflektieren.