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Wer sich mit dem „Bundschuh" befasste, galt lange Zeit als gut beraten, sich den Arbeiten von
Albert Rosenkranz und Günther Franz anzuvertrauen.[1] Albert Rosenkranz hatte 1927 die vorhandenen Quellen zu den Bundschuh-Verschwörungen von 1493, 1502, 1513 sowie 1517
veröffentlicht und zugleich eine eingehende Schilderung jener vier „Erhebungen des südwestdeutschen Bauernstandes" gegeben. Sechs Jahre später ordnete Günther Franz den Bundschuh
- sich inhaltlich auf das „grundlegende" Werk von Rosenkranz stützend - in den Gang der
bäuerlichen Erhebungen vor dem Bauernkrieg von 1525 ein.
Die wissenschaftliche Tagung in Bruchsal 2002 (Anlass war die 500-jährige Wiederkehr des
Bundschuhs zu Untergrombach) machte erstmals Abstriche am gültigen Bild des Bundschuhs.
Rolf Köhn urteilte über die Arbeit von Rosenkranz: ,,Während seine Quellenausgabe bis heute
maßgeblich blieb, genügt seine Darstellung nicht mehr den Anforderungen der Geschichtswissenschaft."[2] Claudia Ulbrich leitete ihren Beitrag über den Untergrombacher Bundschuh sogar
mit dem Satz ein: "[ ... ] die Quellen lassen eine Rekonstruktion dessen, was sich 1502 in Untergrombach abgespielt hat, nicht zu."[3] Ich selbst habe eine Darstellung des Lehener Bundschuhs
von 1513 gegeben und dabei einige ältere Aussagen infrage gestellt.[4] Im Folgenden
greife ich die Ansätze von 2002 erneut auf und unterziehe den Lehener Bundschuh einer
nochmaligen kritischen Betrachtung. Ich glaube, dass ich die ältere Interpretation in zentralen
Punkten und mit größerer Bestimmtheit als 2002 revidieren kann.
Am 20. Dezember 1812 erschien der erste Band der ,Kinder- und Hausmärchen' der Brüder
Grimm. In Hessen, der Heimat der Brüder, wurde deshalb 2013 ein Grimm-Jahr ausgerufen,
das mit zahlreichen Veranstaltungen und einer Landesausstellung in Kassel begangen wurde.
2014 ist auch für Freiburg an ein kleines Grimm-Jubiläum zu erinnern, dem ersten und einzigen
Besuch Jacob Grimms in der Stadt am 16./17. Januar 1814. Obwohl sich Jacob hier kaum
24 Stunden lang aufhielt, fing er recht gut die Stimmung ein, die in dieser Umbruchszeit, es ist
die Zeit des endgültigen Herrschaftsübergangs von Österreich an Baden, in der Stadt herrschte.
Er hielt diese Eindrücke in einem Brief fest, den er drei Tage später von Basel aus an den jüngeren
Bruder Wilhelm in Kassel richtete. Die insgesamt zwei Bogen im Quartformat sind von
Jacob mit seiner klaren Handschrift dicht gedrängt und nahezu randlos beschrieben. Obwohl
Reiseberichte über Freiburg gerade aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts mehrfach gesammelt
und gedruckt wurden, hat dieser Brief bislang erstaunlicherweise wenig Aufmerksamkeit gefunden.
Josef Mengele in Freiburg? Folgt man den 2007 veröffentlichten Erinnerungen des Freiburger
Alt-Oberbürgermeisters Dr. Rolf Böhme, so glaubte dieser zunächst noch an einen „Irrtum" oder
gar „schlechten Scherz", als ihn am Samstag, dem 1. Juni 1985 ein Journalist der Washington
Post anrief und ihn unvermittelt auf den seit Jahrzehnten weltweit gesuchten NS-Verbrecher und
als „Todesarzt" von Auschwitz berüchtigten SS-Hauptsturmführer Josef Mengele ansprach: ,,Do
you know Mengele?"' Ob er denn wisse, dass dieser sich „in der Nazizeit in Freiburg aufgehalten
hatte, hier verheiratet gewesen sei und seine Verwandten heute noch hier leben würden"? Böhme
musste dem Journalisten wie sich selbst damals eingestehen, dass er von einem biografischen
Bezug Mengeles zu Freiburg keinerlei Kenntnis gehabt hatte. Einigermaßen konsterniert habe
er dem Journalisten am Telefon noch das Versprechen gegeben, sich über diese Angelegenheit
zu informieren. Bereits am selben Abend hätten sich allerdings bei einem Treffen mit Freiburger
Gemeinderatsmitgliedern eine „altgediente Stadträtin" und einer ihrer Amtskollegen als unerwartet informierte Zeitzeugen erwiesen und inoffiziell bestätigt, was offenbar nicht nur dem
US-Journalisten längst bekannt gewesen war:
Geschichte von unten
(2014)
Der geschäftsführende Ausschuss des Landesvereins Badische Heimat beschloss in seiner Sitzung vom 14. Mai 1915, "eine Sammlung von Soldatenbriefen" zu "veranstalten". Mit dieser Sammlungsaktion betrat der erst seit wenigen Jahren bestehende Verein für sich Neuland. Doch es war kein unbestelltes Feld, auf dem er sich tummeln wollte. Das Sammeln von Zeugnissen des Krieges, darunter die mit einer großen Authentizität ausgestatteten Feldpostbriefe, konnte schon auf eine längere Tradition zurückblicken, die mit Ausbruch des "großen Völkerringens und der ihm zugeschriebenen welthistorischen Bedeutung einen erstaunlichen Konjunkturaufschwung verzeichnete.
Die übersteigerte Euphorie zu Kriegsbeginn hatte sich nach dem Erstarren der Fronten und dem unabsehbarem Ende des Krieges in Ernüchterung und Niedergeschlagenheit gewandelt, auch ausgelöst durch die wachsende materielle Not in der Heimat. Soldaten verschonten dennoch ihre Angehörigen in der Regel mit der Schilderung der unbeschreiblichen Grausamkeit des Stellungskrieges und damit verbunden mit der hohen Wahrscheinlichkeit des eigenen Todes. Die stereotype Wiederkehr beruhigender Formulierungen wie "aber im großen Ganzen geht es mir immer gut" oder "Seid aber ohne Sorgen um mich, denn ich bin gesund und munter", dienten der Beruhigung der Angehörigen daheim, aber auch der eigenen Selbstvergewisserung und Verortung in einer aus den Fugen geratenen Welt.
Beide Seiten wussten, dass die Schilderungen wenig, ja oft nicht mit der tatsächlichen Realität übereinstimmten, aber beide Seiten klammerten sich mit Macht an die konstruierte Realität, war sie doch ein Mittel der Sinnstiftung und eine Möglichkeit, der offensichtlichen Sinnlosigkeit des Kriegserlebens zu entfliehen. Insofern spiegeln Feldpostbriefe – so auch die Erkenntnisse der Forschung über die Quellengattung – eine in mehrfacher Weise gefilterte Authentizität wider. Gleichwohl bleiben sie bis heute nachwirkende autobiografische Zeugnisse der ansonsten stummen Kriegsgeneration unserer Urgroßeltern und Großeltern.
Die Verankerung des Ersten Weltkrieges im kollektiven Gedächtnis begann nicht erst anlässlich späterer Gedenktage an dieses Ereignis, sondern bereits unmittelbar nach Kriegsausbruch: Öffentliche und staatliche Einrichtungen sowie Privatpersonen versuchten, den Krieg mit Hilfe aller erreichbaren Dokumente umfassend für künftige Generationen in sog. Kriegssammlungen zu dokumentieren und Kriegsteilnehmern wie Zeitgenossen ein Denkmal zu setzen. Dem Vorbild der Königlichen Bibliothek zu Berlin folgten zahlreiche deutsche Bibliotheken, unter ihnen auch die Universitätsbibliothek Freiburg, die über eine außerordentlich interessante Weltkriegssammlung im Umfang von etwa 5000 Dokumenten verfügt.
Mehr als andere Städte im Deutschen Kaiserreich lässt sich Freiburg im Ersten Weltkrieg aufgrund seiner Nähe zu den elsässischen Kriegsschauplätzen als "Frontstadt" bezeichnen. Was vielen nicht bekannt ist: Während des Ersten Weltkriegs erlebte die Bevölkerung die meisten Luftangriffe auf eine Stadt im gesamten Deutschen Reich. Diese werden im Rahmen einer Ausstellung im Museum für Stadtgeschichte von Juli bis Dezember 2014, neben dem Lazarettwesen, eines der Spezialthemen sein. Anhand verschiedener Objekte und Lebenserinnerungen wird dargestellt, wie sich die Bombardierungen, zusätzlich zu den "normalen" Kriegsbelastungen, auf den Alltag der städtischen Bevölkerung auswirkten; auch an die knapp 30 Opfer wird dabei erinnert.
Am Nordfuß des Freiburger Lorettoberges liegt die Villa Mercystraße 2, in der von 1940 bis zu seinem Tode im Jahre 1958 der Dichter Reinhold Schneider zur Miete wohnte. "Auf dem Bergle hinter dem Haus widerstand der bayrische Feldherr Mercy, des Kurfürsten Maximilian letzter General, im Jahre 1644 drei Tage lang den Angriff en Turennes und Condés", schrieb er 1953 in seiner biographischen Skizze "Verhüllter Tag". "Das Haus, in dem ich wohne, ist älter als seine Nachbarn. Vor dem jetzigen Besitzer soll es ein General des 70er Krieges bewohnt haben. Als sein greiser kaiserlicher Herr ihn besuchen wollte, schien es ihm allzu bescheiden – was es gewiß auch war; er verdoppelte es, indem er einen saalartigen Raum anbaute; darüber liegen meine Zimmer. Ich verdanke also mein Gehäuse den Hohenzollern. Der Schreibtisch aus dem Marmorpalais kam einigermaßen an seinen Ort, und ich denke es mir gerne, wie der Alte Kaiser, der meiner Mutter Puppen schenkte, einmal den Gartenweg heraufgeschritten ist. Auch dieser Ring
ist geschlossen. Wie bald wird er zerbrechen!"
Der Ingenieur Max Buhle, einer der Planer des Freiburger Kanalisation, schrieb 1898 rückblickend
über die hiesige Abwasserentsorgung: ,,Die Bachläufe, welche Freiburg in großer Zahl durchschneiden, dienten ehemals zugleich der Ableitung des Regenwassers und häuslicher Abwasser.
Wo solche Wasserläufe fehlten, hatte man Senkgruben angelegt, durch welche die Flüssigkeiten
dem in Freiburg fast überall durchlässigen Untergrunde zugeführt wurden. Aborte mündeten
im Allgemeinen in Gruben, bei den an den Gewerbebächen belegenen[!] Häusern zum Theil
in die Bäche selbst." Die offenen „Bächle" und Kanäle dienten also vor allem der Abführung
des Regen- und Brauchwassers, während Fäkalien fast ausschließlich, nach Zwischenlagerung
in Abtrittgruben, auf dem „Landweg" entsorgt wurden. Lange Zeit waren diese Gruben aus
durchlässigem Trockenmauerwerk gebaut, sodass die flüssigen Inhaltsstoffe versickerten und
nur die festen Rückstände in Abständen von mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten ausgehoben und abgeführt wurden. Da in Freiburg aufgrund des sehr tiefen Grundwasserspiegels die
Wasserversorgung nicht durch Tiefbrunnen, sondern durch Wasserleitungen aus dem „Mösle"
erfolgte, musste auf die zwangsläufige Verseuchung des Untergrunds durch die versickernden
Fäkalstoffe keine Rücksicht genommen werden. Jedoch wurden wohl spätestens mit dem rapiden Anwachsen der Stadt im 19. Jahrhundert undurchlässige Gruben mit Zementverputz polizeilich vorgeschrieben. Trotzdem war in den 1870er-Jahren nur etwa ein Viertel der Gruben
zementiert, vor allem solche in den neueren Baugebieten.