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Am 13. November 1720, zwei Jahre nach der Stadterhebung Ludwigsburgs, wandte sich der Stadtmagistrat mit der Bitte an Herzog Eberhard Ludwig, in der jungen Stadt eine Lateinschule einzurichten. Es liege ihm, so die Begründung des Magistrats, sehr am Herzen, dass »das gemeine Wesen omni modo und bester Dingen in allhiesiger Stadt reguliert, förderist aber wegen schon ziemlichermaßen sich vermehrter Jugend eine lateinische Schul bestellt werde, damit die Jugend zu mehrerem Eifer und studiis alliciert und die mit dergleichen zu denen studiis tüchtigen Jugend begabten Eltern solche ihre Kinder nicht anderer Orten mit größten Unkosten zur Schul zu schicken gemüßigt oder in Ermanglung der Mittel, ob es gleich die besten subjecta wären, unverantwortlich negligiert und verkürzt werden«. Als Präzeptor wurde der 23 Jahre alte Christian Schoder aus Wien vorgeschlagen, ein ehemaliger Benediktinermönch im Kloster Melk, der sich seit einigen Monaten als »Informator« in der Stadt aufhielt und mit seinem Privatunterricht den Beifall der Eltern erworben hatte.
Eberhard Ludwig, der Erbauer von Schloss Ludwigsburg und der Gründer der Stadt Ludwigsburg, der erste Barockherzog Württembergs, war ein auf Ehre und Ruhm bedachter, glanzvolle höfische Repräsentation liebender Fürst. Noch kein Jahr alt, verlor er im Frühsommer 1677 seinen Vater, Herzog Wilhelm Ludwig. Die Regierung des noch immer unter den Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges, einer der schrecklichsten Katastrophen unserer Geschichte, leidenden Landes übertrug nach einigem Zögern Kaiser Leopold I. Friedrich Carl, dem jüngeren Bruder des so jäh dahingerafften Herzogs, einem tüchtigen Offizier, politisch begabten, durchsetzungsfähigen jungen Fürsten. Der nunmehrige Herzogadministrator Friedrich Carl und Herzoginwitwe Magdalena Sibylla, eine weltgewandte, tiefreligiöse Frau, die sich auch als geistliche Liederdichterin hervortat, teilten sich in die Erziehung des kleinen Eberhard Ludwig und seiner drei Schwestern, von denen die jüngste erst nach dem Tod des Vaters das Licht der Welt erblickt hatte. Hierbei kam es zu manchen Spannungen. Diese hielten sich indes in Grenzen, weil Friedrich Carl in den fortwährenden Kriegen des Reichs gegen das expansive Frankreich Ludwigs XIV., des Sonnenkönigs, immer wieder längere Zeit im Feld stand und er dann die Erziehung seines Neffen und seiner Nichten gänzlich der Schwägerin überlassen musste.
Die Gründung von Ludwigsburg erfolgte 1709 durch Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg. Dieser ließ hier seit 1704 ein nach ihm benanntes Jagd- und Lustschloss errichten, das damals vor allem aus dem Fürstenbau, dem heutigen Alten Corps de logis, bestand. Mit der Gründung des Ordensbaus war soeben begonnen worden. Außerhalb des Schlosses waren Baracken für die zahlreichen Bauarbeiter und Handwerker errichtet worden. Aus dem Material des wieder abgebrochenen Kavalierbaus wurde 1707 das Gasthaus zum Waldhorn an der Schlossstraße erbaut. Zur Unterbringung der Pferde entstand der Marstall, für die Ludwigsburger Baudeputation das Kanzleigebäude und für die Bedürfnisse der Parforcejagd das Jägerhaus, das später zur Talkaserne umgebaut wurde. In der Bauhofstraße errichteten die Bauarbeiter, Handwerker und Reitknechte einfache Unterkünfte. Die Kolonie wurde Neuweiler oder auch Krawattendörfle genannt.
In Württemberg regierte seit 1677 (bis 1693 unter Vormundschaft) Herzog Eberhard Ludwig. Der absolutistische Herrscher legte 1704 den Grundstein des Ludwigsburger Schlosses, dem ab 1718 der planmäßige Ausbau der gleichnamigen Stadt folgte. Diese vom Herzog begünstigte Ansiedlung sollte in den Folgejahren zu einem großen Hindernis für die Entwicklung vieler umliegender Orte und zu einer finanziellen Belastung für die angrenzenden Ämter werden.
Von Hexen und Heiligen
(2009)
Von Hexen und Heiligen soll die Rede sein - von Frauen, die in Schillers Leben und Werk von großer Bedeutung sind. Sein ideales Frauenbild entspricht dem des 18. Jahrhunderts, so, wie er es in der "Glocke" anschaulich schildert. Man könnte sich vorstellen, dass heute noch so mancher Herr der Schöpfung diesen Frauentyp wieder zurückwünscht. Ganz entscheidend für die Erziehung und Entwicklung des von Geburt an sensiblen und kränklichen Knaben ist seine Mutter, eine rechtschaffene, fromme Frau, von früh bis spät auf den Beinen, nimmermüde. Ihr sind der Haushalt und die Erziehung der Kinder anvertraut, da der Vater aus beruflichen Gründen meistens abwesend ist. Sie hat im Hause das Sagen, ihre Arbeit ist die einer Dienerin.
300 Jahre Ludwigsburg
(2009)
»Geschichte begreifen, Zukunft gestalten, kreativ sein, Feste feiern – Ideenreich Ludwigsburg«, so heißt das Motto unseres Jubiläumsjahres 2009 mit 120 Veranstaltungen und Projekten. Dazu lade ich Sie ein und heiße Sie heute Abend ganz herzlich willkommen! »Geschichte begreifen«, das heißt zunächst: zurückzublicken aus unserer heutigen, globalisierten Zeit mit ihren Risiken und Chancen, zurückzublicken aus der friedlichsten Epoche, die Europa jemals hatte, auf eine Zeit häufiger militärischer Auseinandersetzungen. Das heißt auch: zurückzublicken als Gesellschaft, die nicht mehr wie im Jahrhundert der Stadtgründung von Herzog und Hofstaat absolutistisch regiert wird. Wir haben heute das Recht und die Verantwortung, demokratisch zu wählen. Darüber hinaus besteht für Bürgerinnen und Bürger die Chance, sich an Prozessen und
Entwicklungen zu beteiligen, Verantwortung zu übernehmen, sich ehrenamtlich zu engagieren und damit Gegenwart und Zukunft maßgeblich mitzugestalten. Doch bevor wir uns mit dem Thema »Zukunft gestalten« beschäftigen, wollen wir
uns im Sinne von »Geschichte begreifen« zunächst dem Stadtgründer widmen. Was hat Eberhard Ludwig, der nach dem frühen Tod seines Vaters Herzog Wilhelm Ludwig im Jahr 1677 schon im Alter von neun Monaten Herzog geworden war, später zum Bau des Schlosses und der Stadt inspiriert? Wie kam er zu dieser Idee und weshalb erschien Ludwigsburg innerhalb weniger Jahre auf der europäischen Landkarte? Wie ist die Stadtgesellschaft mit Glanz und Elend, mit Hoffen und Bangen, mit immer neuen Herausforderungen und Chancen umgegangen?
„Was bedeutet uns Baden?“
(2009)
1. DAS BADEN DER „ERINNERUNGSPOSTEN“
UND DER „IDENTITÄTSKERNE“
In einem Interview der Badischen Neuesten
Nachrichten mit dem Landesvorsitzenden von
Ungern-Sternberg wurde auf die politische
Zurückhaltung der badischen Heimat bei aktuellen
Fragen in der Vergangenheit hingewiesen.
In Zukunft dagegen hält es der Vorsitzende
für angezeigt, „sich zu Wort zu melden,
sobald es um badische Belange geht“.
Die Option für die Notwendigkeit der politischen
Stellungnahme des Landesvereins ist
über 25 Jahre alt. Schon 1982 schrieb L.
Vögely: „Wir werden in Zukunft mehr Stellung
beziehen müssen und unsere Meinung deutlicher
zu sagen haben, damit wir helfen, das zu
erhalten, was lebensnotwendig ist: eine menschengerechte
Heimat“ (BH 2/1982, S. 179).
Wenn sich der Landesverein in Zukunft zu
Wort melden will, sobald es um badische
Belange geht, muss gefragt werden, was denn
nach 57 Jahren „Baden in Baden-Württemberg“
unter Baden zu verstehen sei.
Der im Schwarzwald gelegene Ort Gutach wurde im späten 19. J ahrhundert zu einer kleinen, jedoch ziemlich bekannten Malerkolonie. Als deren Gründer gilt Wilhelm Hasemann (1850-1913), der sich hier 1880 niederließ. Etwas später stießen noch andere Maler dazu, u. a. Curt Liebig (1868-1936) und Fritz Reiss (1857-1916). Die Schönheit der malerischen
Landschaft und gewisse kulturelle „Exotik" wirkten jahrzehntelang, wie es scheint, magisch anziehend auf viele Künstler, nicht nur aus dem südwestdeutschen Raum. Zu den „Verzauberten" gehörte auch das Ehepaar Oskar und Gertel Hagemann.
Oskar Hagemann (1888-1985) war einer der wichtigsten deutschen Porträtmaler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seinen ersten Mal- und Zeichenunterricht bekam er in Baden-Baden beim Pionier der deutschen Werbekunst Ivo Puhonny (1876-1940). 1906 schrieb er sich in die Zeichenklasse des Malers Ludwig Schmidt-Reutte (1863-1909) an der Kunstakademie in Karlsruhe ein. Ein Jahr später wechselte er in die Klasse von Walter Conz (1872-1947), besuchte gleichzeitig den Malunterricht bei Ludwig Plock (1871-1940) und wurde 1908 Meisterschüler bei Wilhelm Trübner (1851-1917), der ihn wohl auch am meisten stilistisch beeinflusste. Nach Beendigung seines Studiums heiratete Hagemann 1912 die aus Karlsruhe stammende Künstlerin Gertel (Gertrud) Stamm (1891-1939). Sie studierte bei Arthur Kampf (1864-1950) an der Berliner Kunstakademie, war eine Hinterglasmalerin und eine ausgezeichnete Scherenschnittkünstlerin. Ihr Interesse für diese raffinierte Sparte der Kunst entwickelte sich bei ihr bereits in der Jugendzeit. 1908 lernte sie während eines Urlaubes in Hiddensee an der Ostsee den bekannten Scherenschnittkünstler Ernst Penzoldt (1882-1955) kennen, mit dem sie mehrere Jahre im Briefwechsel stand und Scherenschnitte austauschte. Sie schuf in dieser Technik diverse Motive als Einzelbilder und Illustrationen für Bücher und veröffentlichte ihre Werke u. a. in der Zeitschrift „Der Kunstwart" und in der Mappe „Schattengeist", herausgegeben 1912 von Ferdinand Avenarius im Callwey-Verlag.
Ein Bertold von Schellenberg hat sich vor 1383 mit Guta von Blumberg vermählt. Die Erbtochter brachte die vom Haus Fürstenberg lehnbare Stadt Hüfingen
und vermutlich auch das Dorf Behla in die Ehe. Rund 400 Jahre lang hat das rasch
aufblühende Geschlecht in der Baaar eine wichtige Rolle gespielt. Es kam in Besitz
von Hüfingen, Behla, Mundelfingen, Allmendshofen, Hausen vor Wald, Heuenburg,
Bachheim und einem Teil von Kirchdorf, sowie mehrerer Herrschaften im Hegau.
Zahlreiche Privatgüter sowie Zins- und Zehnteinnahmen förderten den Wohlstand.
Der Aufstieg des Hause Schellenberg ging 1605 mit dem Tode des Arbogast
von Schellenberg unvermittelt zu Ende.
Melioration, Torfabbau und eine nicht angepasste Nutzung stellen die Hauptgefährdungsursachen für Moore und Feuchtgebiete in Süddeutschland dar. Mir der Zerstörung
der Standorte ist eine Gefährdung der hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten
verbunden. So ist ein großer Teil der typischen Moorflora in der Roten Liste Baden-Württembergs als gefährdet eingestuft (BREUIG & DEMUTH 1999). Diese Problematik wird heute noch durch die Klimaveränderungen verschärft, wobei Moore in
diesem Zusammenhang als sehr sensitive Lebensräume eingestuft werden. Ein Beispiel für eine durch vielfältige Einflüsse stark gefährdete Art ist der Kammfarn (Dryopteris cristata).
Am 2. April 1860 wurde Eugen Balzer in Bad Ems als Sohn eines preußischen
Beamten geboren. Er studierte Medizin in Marburg, Berlin, Straßburg und Freiburg;
in Marburg leistete er seinen Militärdienst und in Freiburg war er Mitglied des farbentragenden akademischen Turnvereins „Albertia". Die fachärztliche Ausbildung
machte er in der Augenheilkunde und war als Assistenzarzt einige Zeit in der Universitätsaugenklinik tätig.
Die Burg zu Bräunlingen
(2009)
Die Burg war vom Lürzelberg durch einen breiten und tiefen Graben getrennt, der
hinter den Häusern 121 und 122 jetzt noch deutlich erkennbar ist. Der Burghügel
ist auf der Grabenseite durchweg mit einer hohen Stützmauer versehen, welche bis
zum Grunde des Grabens hinunterreicht, aber auch auf der Stadtseite fortgeführt
ist und den ganzen Hügel umgürtet. Zum großen Teil ist derselbe allerdings jetzt
verschüttet und kommt nur bei gelegentlichen Erdarbeiten zu Tage. Das frei liegende,
dem Zwingelhof zugewandte Stück dieser Stützmauer wurde im letzten Jahrzehnt
des 19. Jahrhunderts abgebrochen, da es baufällig und eine Gefahr für die
Nachbarschaft war. An seiner Stelle wurde jedoch wieder eine neue Stützmauer aufgeführt,
die von der Richtung der alten nicht wesentlich abweicht. Der obere Rand
der alten Mauer fiel hier jedoch nicht so stark nach Osten zu ab, sondern verlief
mehr horizontal als dies bei der neuen Mauer der Fall ist.
Der Athletensportclub „Germania" wurde wahrscheinlich am 8. August
1911 gegründet. Wie ein Brief an die Stadt Zell mit den eingereichten Statuten beweist, muss dies wohl der Gründungstag des Zeller Ringervereins
sein. Unterschrieben haben diesen Brief Albert Eisele, der 2. Vorsitzende des
Vereins, Schriftführer Erich Ressel. Erster Vorsitzender war Lorenz Echtle.
Das erste große Ereignis des Vereins „Germania" war das IX. Gaufest des
Breisgaus des Deutschen Athleten-Verbandes, welches vom 13.-15. Juli
1912 in Zell a.H. abgehalten wurde.
Das Fest begann am Samstagabend, dem 13. Juli, mit einem großen
Empfang der auswärtigen Teilnehmer. Es folgte anschließend die Kampfrichtersitzung mit Festbankett im "Badischen Hof".
Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Entnazifizierung der Offenburger Bediensteten, die 1933 bis 1945 bei der Stadt in einem Beschäftigungsverhältnis standen. Wer sich mit diesem Thema auseinandersetzt, begibt sich auf ein gefährliches Minenfeld. Bei keinem Thema stoßen solch konträre Extrempositionen aufeinander, zurück bleiben oftmals Grautöne. Bei fast jeder Schlussfolgerung bleibt ein Stück Zweifel zurück. Gehörte eine untersuchte Person zu den Nazi-Tätern oder versteckte er
sich hinter einer loyalen Nazi-Maske oder umgekehrt. Große Verunsicherung bringen die zahlreichen sog. Persilscheine, die von Nazi-Opfern für Personen ausgestellt wurden, die laut Aktenlage eigentlich zum Täterkreis gehörten.
Ende November 2007 wurde der 33. Band der Reihe Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg vorgestellt, der die Stadt Offenburg in den Blick nimmt und sowohl der Stadtplanung als auch der Denkmalpflege qualifizierte Informationen über die archäologische Situation im Bereich der Altstadt geben soll, damit im Rahmen der Aufstellung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen, Projekten zur Stadtteilsanierung und anderweitigen Planungsverfahren entsprechend agiert und reagiert werden kann. Darüber hinaus bietet der Stadtkataster mit seinen Ausführungen zur historischen Siedlungs- und Stadtbildentwicklung und der historischen Topographie Offenburgs auch einem an Archäologie und Geschichte interessierten Publikum Informationen, die sich auf dem neuesten Forschungsstand bewegen.
Turnfeste haben wie das Salz in der Suppe schon immer zur Turnbewegung gehört. Die Mitglieder von Turnvereinen trafen sich immer wieder zum sportlichen Wettkampf und pflegten die Kameradschaft und Geselligkeit. Anfangs gab es nur die örtlichen Feste der Vereine und die regionalen Feste der Turngaue. Nach Bildung von Landesturnverbänden gab es dann auch in regelmäßigen Abständen Turnfeste auf Landesebene. Die Geschichte der badischen Landesturnfeste reicht fast 150 Jahre zurück und beginnt mit dem 1. ,,Oberrheinischen Turnfest" am 17. Juli 1861 in Karlsruhe. Veranstalter war der (am 18. Dezember 1860 gegründete) ,,Oberrheinische Turnerbund" als Vorgänger des heutigen Badischen Turner-Bundes (BTB). Zu diesem Zeitpunkt bestanden in Baden erst 26 Turnvereine mit 2.250 Aktiven. Die ersten Turnfeste waren insofern noch überschaubare Sportveranstaltungen, die in der Regel von Turnerbund und örtlichem Turnverein organisiert wurden.
Am 21. März 2009 jährte sich zum 150. Mal der Geburtstag des ersten Offenburger Oberbürgermeisters Friedrich Wilhelm (Fritz) Hermann. Dieses Datum gibt Anlass, nach der Bedeutung dieses Kommunalpolitikers zu fragen: Welche Initiativen seiner Amtszeit sind für Offenburg von bleibender Bedeutung? Was hat Hermann als Stadtoberhaupt zur Stadtentwicklung
beigetragen? Welche Gesinnung lässt sich hinter dem politischen Einsatz, der Fritz Hermann auf kommunal- und landespolitischer Ebene auszeichnete, für Stadtentwicklung und soziale Belange erkennen? Diese Reihe von Fragen gewinnt nicht nur durch die Dauer seiner Amtszeit von knapp 30 Jahren (1893-1921) an Bedeutung. Sie verdient auch deshalb Aufmerksamkeit, weil sich in dieser Amtszeit nicht nur die positiven Entwicklungen der Wilhelminischen Epoche auf lokaler Ebene widerspiegeln, sondern auch, weil die tiefe Krise des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit das Leben des Offenburger Gemeinwesens tief berührte. Grundlage für die folgenden Ausführungen ist neben biografischen Dokumenten und einzelnen Offenburger Quellen das Schriftgut zur Mitgliedschaft Hermanns in der Ersten Kammer des Badischen Landtags.
Galopprennen? Vollblüter? Jockeys? Für die meisten Menschen in Baden klingen diese Begriffe exotisch. Es verbindet sich mit ihnen vielleicht die Vorstellung vom gesellschaftlichen Glanz der königlichen Rennbahn in Ascot, von Fracks, Zylinder und Bowler, von extravagant gekleideten Damen mit Champagnerglas und Hummercocktail. Viele dürften jedoch auch leicht skeptisch die Nase rümpfen, schließlich steht mit den Rennen überall auf der Welt das Wetten auf die schnellen Pferde in Verbindung. Und diesem Milieu der Wetter und Zocker haftet etwas Zwielichtiges an, verströmt es doch zu Recht oder zu Unrecht, dies sei einmal dahingestellt, den Geruch von Halbwelt. Dieses Spannungsfeld ist auch Teil der Geschichte der
wichtigsten deutschen Galopprennbahn in Iffezheim bei Baden-Baden. Ja, die Bereiche des Gesellschaftlichen wie des Glückspiels überlagern vielfach die sportliche Bedeutung, die diesen Rennveranstaltungen eben auch innewohnt. Aus diesem Grund soll der Aspekt des Sports bei den Galopprennen in Iffezheim in den folgenden Ausführungen einmal im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Andererseits wäre die Darstellung dieses sportlichen Bereichs allein nur unvollständig, wenn diese nicht in die Geschichte des Rennplatzes Iffezheim insgesamt eingebettet würde. Deshalb möchte ich vorab die Entwicklung, welche Rennbahn und Rennveranstaltungen bislang genommen haben, kurz skizzieren.
Unsere Gruppe, die „Ohlsbacher Heimatforscher", ist nicht der „normale" Heimatverein, den man glücklicherweise in immer mehr Dörfern findet. Wir sind Jugendliche und junge Erwachsene der Jahrgänge 1990-1993. Der Anstoß für unsere gemeinschaftliche Arbeit war ein Schulprojekt, das ein Großteil der Mitglieder in der zweiten Klasse der Ohlsbacher Weinbergschule gemeinsam mit der damaligen Klassenlehrerin Barbara End durchführte. Es hatte das Leben unserer Großeltern und das Leben im früheren Ohlsbach zum Thema. Uns begeisterte es zu forschen, dass einige Klassenkameraden diese Jugend- (damals noch vielmehr Kinder-)Gruppierung gründeten. Zuletzt waren es Kilian Derdau, Camill Harter, Mathias
Kannenberg, Adrian Weigand, Johannes Bukenberger, Florian Wußler, Maik Weigand (nach der Reihenfolge des Gruppenbildes), sowie Jasmin Wußler (nicht auf dem Bild).
Oskar Wiegert
(2009)
In fast allen Veröffentlichungen zur Geschichte des Nationalsozialismus in Offenburg, zuletzt in Martin Ruchs Publikation über das Novemberpogrom in Offenburg, fällt der Name Oskar Wiegert als fanatischer und skrupelloser Nazitäter. Im Rahmen der Untersuchung der Entnazifizierung der Stadtverwaltung Offenburg fand der Autor weitere Archivdokumente, die bisher noch nicht ausgewertet wurden und interessante Aufschlüsse über seine Nachkriegsbiografie bringen. Zu Beginn der fünfziger Jahre lässt sich in der Bundesrepublik eine Abkehr von der im vorigen Beitrag beschriebenen Entnazifizierungspolitik feststellen. Schritt für Schritt setzte sich ein Nazi-Begriff durch, ,,der auf Rabauken und Sadisten passte, aber die partei-organisatorisch nicht recht greifbaren Unterstützer in herausragenden Positionen - Wirtschaftsmanager, Richter, Bürokraten, Professoren - ausfilterten." Dieses Milieu hatte sich nicht mit den kleinen Pöstchen abgegeben, wie Kassenverwalter, Zellenleiter, Blockwart etc. Einfach zu belangen waren die Raufbolde, Querulanten. Sie besaßen teilweise Hemmungen, den plebejischen NS-Verbänden mehr als nominell beizutreten und hatten ihren Einsatz auf viel effizientere Weise bewiesen, nur blieb davon im formalen Raster der Entnazifizierung nicht viel hängen. Letztendlich existierte in den fünfziger Jahren ein „gewisses Solidaritätsgefühl zwischen Nazis und Nicht-Nazis." In vielen Gemeinden gab es oftmals eher eine Sympathie für den verteufelten Nazi als für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Mitarbeiter der Spruchkammern, die im Gegensatz zur Mehrheit der Bevölkerung sich dem System widersetzt hatten, waren bereits gegen eine Wand des Schweigens gestoßen. Sie waren der Bevölkerungsmehrheit oft fremd, suspekt und lästig.
Dort wo heute der Burda-Medien-Park steht, befand sich einmal Offenburgs größte Sportstätte: Das frühere Kinzigstadion. Den meisten Offenburgern ist diese Sportarena bis heute als Trainings- und Wettkampfstätte in Erinnerung geblieben. Die einen haben es im Schulsport schätzen (oder fürchten) gelernt. Andere haben in diesem Stadion sportliche Großereignisse erlebt, an die sie sich gerne erinnern. Die Stadiongeschichte begann allerdings bereits vor dem eigentlichen Stadionbau.
Im Jahre 1921 ging für die Turngemeinde Offenburg endlich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Der Verein erhielt von der Stadt auf den ,,Oberen Eiswiesen" an der Kinzig bei der Eisenbahnbrücke ein ausreichend großes Gelände für einen Turnplatz zur Verfügung gestellt. Nach jahrzehntelanger Odyssee von einem gepachteten Turnplatz zum nächsten hatte man endlich eine „sportliche Heimat" gefunden. Die Mitglieder errichteten danach auf dem Gelände einen Turn- und Spielplatz mit Aschenbahn sowie einem Ehrenmal für die Gefallenen des Krieges. Außerdem konnten sie von der Militärverwaltung zwei große Stallbaracken erwerben und zu einer geräumigen Turnhütte mit Umkleide- und Geräteräumen umbauen. Am 9. Juli 1922 wurde der Sportplatz unter zahlreicher Beteiligung der Offenburger Bevölkerung feierlich eingeweiht. Kurz darauf erlebte der Platz mit dem 13. Gauturnfest des Ortenauer Turngaus (1900 Teilnehmer) auch seine erste größere Sportveranstaltung.
Nach vier Wettkämpfen in Langschlag/Niederösterreich, in Pfannenstiel am Zürichsee/Schweiz und am Eichberg in Schuttertal hat Stefan Eble am 3. August 2008 im letzten Wettkampf in den französischen Alpen, in Hery
sur Ugine, den Titel des Eurojack-Europameisters der Sportholzfäller geholt. Der Schuttertäler hatte zwar keinen der vier Wettkämpfe für sich entscheiden können, er war jedoch der Beständigste unter den Athleten und platzierte sich immer im Vorfeld. In der Endabrechnung lag Stefan Eble nicht nur fünf Zähler vor dem Schweizer Stephan Hübscher, er hatte es
außerdem geschafft, die Siegesserie der Schweizer zu beenden. Seit 2003 wird die Eurojack-Europameisterschaft der Sportholzfäller ausgetragen. Stefan Eble war von Anfang an dabei und kam immer unter die besten fünf; in den Jahren 2005 und 2007 belegte der Zimmermann aus dem Michelbronn jeweils den dritten Platz. Der Titel jedoch war fest in Schweizer Hand. Die ersten drei Meisterschaften gewann Thomas Gerber, in den vergangenen beiden Jahren holte Hermann Schönbächler den Siegerpokal. Nun ist erstmals ein Deutscher, ein Schuttertäler, Europameister im Holzwettkampfsport.
Das Jahr 1954 ist in der bundesdeutschen Kollektiverinnerung unweigerlich mit dem sogenannten „Wunder von Bern" verbunden: dem unerwarteten Gewinn der Weltmeisterschaft durch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Längst besteht Einigkeit darin, dass dieses Turnier mehr als nur ein Sportereignis war: Es steht beispielhaft für die weitreichenden kulturellen und gesellschaftlichen Auswirkungen eines sportlichen Triumphes. Im Jahr, als die deutsche Fußballnationalmannschaft um die Gebrüder Walter und „Boss" Rahn mit ihrem Endspielsieg gegen die favorisierten
Ungarn Sportgeschichte schrieben, begann für einen Ortenauer Fußballverein ebenfalls ein kleines Wunder: Die zuvor nur begrenzt erfolgreichen und in der Region oft nur durch ihr streitbares Verhalten aufgefallenen Fußballer des Sportclubs Friesenheirn katapultierten sich innerhalb von vier Jahren mit drei Meisterschaften in die II. Amateurliga Südbaden und
befanden sich dadurch in der damals vierthöchsten deutschen Spielklasse. Wie kam es zu diesem plötzlichen Aufschwung? Der folgende Beitrag möchte die Gründe für diesen überraschenden Erfolg nachzeichnen und klären, weshalb er nur eine begrenzte Zeit andauerte. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, ob und in welcher Weise sich diese sportliche Erfolgsgeschichte auf das dörfliche Miteinander ausgewirkt hat und wie sie im Nachhinein erinnert wurde.
Turnlehrer Baumann
(2009)
Im Jahre 1840 wurde ein Mann an das Offenburger Gymnasium berufen, der wie kein anderer die bewegte Zeit des liberalen Vormärz verkörpert, der „Lehramtscandidat Karl Baumann aus Rastatt". Das kurze Wirken dieses vielseitigen Pädagogen, seine Verdienste in Schule und Verein um das gerade erst eine Generation alte deutsche Turnwesen und sein wissenschaftliches und politisches Engagement in Offenburg über die seither vergangenen 170 Jahre hinweg lebendig werden zu lassen, soll Ziel dieser kleinen Untersuchung sein.
Bereits vor dem 30-jährigen Krieg gab es in Willstätt eine Schützenvereinigung, der der damalige Landesherr Graf Johann Reinhard I. wohlgesonnen war und die er finanziell unterstützte. Im Namen einer Flur des ehemaligen gräflichen Waldes ist ein Hinweis dieser Vereinigung erhalten geblieben. Ein Teil des gräflichen Waldes, der 1783 zu Wiesen ausgestockt wurde, trägt die Bezeichnung Scheibeneck oder Scheibenort und liegt links von der Straße Willstätt-Hesselhurst. Hauptsächlich bei Besuchen des Grafen in Willstätt und bei Musterungen auf der Langmatt traten die Schützen in Aktion. Mit dem Tod des Grafen Johann Reinhard 1626 hörten die finanziellen Zuwendungen auf. Als der 30-jährige Krieg das Hanauerland erreichte, bedeutete das die Auflösung des Schützenvereines. Im März 1934 wurde der Schützenverein neu gegründet. Am 15. März
1934 trat der Verein mit einem Schreiben, bezüglich Unterstützung, an die Gemeinde heran.
Bad Rippoldsau hat eine Jahrhunderte alte, reiche und wechselvolle Geschichte und war über lange Zeit als das renommierte Kurtal am Südfuß des Kniebis weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. In dem von Dr. G. von Seydlitz im Jahre 1870 herausgegebenen „Wegweiser durch den Schwarzwald" wird Rippoldsau als das „besuchteste aller Bäder um den "Kniebis" beschrieben und in „Meyers Reisebücher - Schwarzwald ..." Ausgabe 1898 heißt es: ,,Das Mineral- und Moorbad
Rippoldsau, das größte und besuchteste (etwa 1500 Kurgäste) aller Kniebisbäder, mit elegantem Fremdenpublikum aus allen Weltteilen, liegt in einem schönen Gebirgsthal, das von dem Fuß des Kniebis in malerischen Windungen sich herabsenkt und von einem klaren, schäumenden Bach, der Wolf, durchströmt wird . ... Großartiges, im Renaissancestil ausgeführtes Kurhaus mit vielen Zimmern und Salons, von denen einige mit forstlicher Pracht ausgestattet sind.
Sicherlich war es nicht die Regel, dass sich zwei, gelegentlich auch mehr Familien einschließlich Mägde und Knechte ein Bauernhaus teilten. Andererseits war und ist das aber auch nicht gerade eine Seltenheit im Schwarzwald. In diesem Zusammenhang berichtet beispielsweise M. Bauer über den Gutmannshof am Salmensbach in Hofstetten: ,,Im Jahre 1843 wohnen auf dem Gutmannshof die Bauern Sehmieder und Eble samt ihren Familien und ,Völchern' und führen eine recht ungewöhnliche Wirtschaft. Das Haus wird nicht zum Doppelhof in zwei Hälften getrennt. Gemeinsam wird in der Stube gegessen und gewohnt. Jede Woche wechseln sich die Mägde der beiden Bauern beim Kochen und beim Hausputz ab. Die Arbeit auf dem Hof ist so verteilt, daß der ältere der Bauern für die Fuhren zuständig ist. Hühner und Rindvieh halten sie gemeinsam, aber den ,Specksame' (Schweine) züchtet jeder für sich." An anderer Stelle schreibt Bauer: ,,In den Hotzenhäusern selbst herrschte bald eine drangvolle Enge. Schon nach zwei Generationen hausten mehrere gleichberechtigte Erben unter einem Dach. Nach der Heirat kamen Ehegatten und Kinder hinzu. Es ist vorgekommen, daß sich die Familien innerhalb des Hauses ihren jeweiligen Lebensraum mit Nägeln in den Wänden abgesteckt haben. Bereits in der dritten Generation mußte die bescheidene Behausung im wahrsten Sinne des Wortes aus den Fugen geraten." Letzteres hatte seine Ursache primär wohl in dem sprichwörtlichen Eigensinn der Menschen am südlichen Abhang des Schwarzwaldes. Schon sehr früh widersetzten sich die Hauensteiner allem, was ihre private Entscheidung beeinträchtigte. Besonders im Erbrecht duldeten sie keinerlei Mitsprache von oben. Schon gar nicht befolgten sie das von der Lehenherrschaft verfügte Anerbenrecht, in dem die Unteilbarkeit der geschlossenen Hofgüter festgeschrieben war. Deshalb kam es im Hotzenwald zur Realteilung, in deren Folge nahezu alle Ländereien zerstückelt wurden.
Die Krankenpflegeschule der Kongregation der Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu Gengenbach
(2009)
Die Gründung der Gengenbacher Schwesternschaft steht in einem engen Zusammenhang mit der Krankenpflege als Berufung. Im so genannten Trettenhof, den Pfarrer Berger am 4. September 1867 als ehemaliges größeres Lehengut derer von Hohen Geroldseck erwarb und der das „Mutterhaus" darstellte, lebten die sich als „Schwestern" bezeichnenden ersten
Krankenpflegerinnen „Die ,Schwestern' erhielten Unterricht in Krankenpflege durch eigene geschulte Kräfte und neue Mitglieder, die etwa in Karlsruhe beim ,Badischen Frauenverein' - Großherzogin Luise war dessen große Förderin - und in der Lehrschule der Niederbronner Schwestern im Vinzentiushaus ... in Karlsruhe ausgebildet waren." Die Seelbacher
Schwesternschar meldete sich freiwillig für die Pflege der Verwundeten im Deutsch-Französischen Krieg. Während und nach dem Krieg waren diese mit 26 Schwestern in 18 Feld- und Heimatlazaretten tätig. Aufgrund politischer Zwänge musste 1892 der Trettenhof verkauft werden; ein Teil der Schwestern konnte im Spital in Gengenbach Unterkunft finden.
Die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel erkannte im Juli 2004 dem Deutschen Karl Plagge die Ehrung als „Gerechter unter den Völkern" zu, weil er während des Krieges unter Lebensgefahr Juden Hilfe geleistet hatte. Und im April 2005 veranstaltete seine Heimatstadt Darmstadt eine Gedenkfeier zu Ehren des Majors der Wehrmacht Plagge (1897-1957). Der
Freiburger Historiker Prof. Dr. Wolfram Wette sprach bei diesem Anlaß über den „Judenretter in der Uniform der deutschen Wehrmacht" im deutsch besetzten Litauen. Dort, unweit von Wilna, wurden in den Jahren 1941-1944 fast 100 .000 Menschen durch Gewehrfeuer ermordet. Plagge jedoch half wohlüberlegt und mit langem Atem als Kommandeur eines
Heeres-Kraftfahr-Parks (HKP), einer großen Reparaturwerkstätte in Wilna: Er beschäftigte in seiner Dienststelle vorrangig jüdische Arbeitskräfte , was diese von den Erschießungsaktionen der SS lange Zeit ausnahm. Auch Menschen, die von der Maschinenreparatur nichts verstanden, stellte er bewusst ein, um sie zu retten. Mit dem Argument, ohne gesunde und kräftige Arbeitskräfte könne er den kriegswichtigen Reparaturbetrieb nicht ausführen, gelang es ihm, eine bessere medizinische Versorgung und ausreichend Lebensmittel zu garantieren. Im Rahmen des Rückzugs vor der russischen
Front warnte er dann in einem Schlussappell am 1. Juli 1944 seine jüdischen Arbeiter verschlüsselt vor den unmittelbar bevorstehenden finalen Mordaktionen der SS. Vielen gelang so in letzter Minute noch die Flucht oder sie konnten sich verstecken.
Im Frühjahr 1933 bereiteten die deutschen Turner ihr 5. Deutsches Turnfest in Stuttgart (21. - 30. Juli 1933) vor. Aus diesem Anlass bat Edmund Neuendorff, der Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft, Adolf Hitler um die Schirmherrschaft. In diesem Antragsschreiben war zu lesen: ,,Mit ungeheurem Jubel ist von der gesamten Deutschen Turnerschaft der Sieg der
Deutschen Freiheitsbewegung und die Ergreifung der Macht durch Sie mein Führer begrüßt worden. Die Deutsche Turnerschaft hat sich sofort der nationalen Regierung zur Verfügung gestellt (...) und sie hat, soweit es überhaupt noch nötig war, sofort eine Neugestaltung ihres äußeren und inneren Aufbaus vorgenommen. Die verhältnismäßig wenigen Marxisten
und Juden, die sich in der Turnerschaft befanden, haben sie verlassen müssen. (...) Der Führergedanke ist durchgeführt. (... ) Schulter an Schulter mit SA und Stahlhelm tritt die Turnerschaft den Vormarsch ins Dritte Reich an."
Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (1863) liegt ein „beurkundetes" Zeugnis über eine Schwimmprüfung vor, das einem Grenadier aus Zell-Weierbach von der großherzoglichen Militär-Schwimmschule in Karlsruhe ausgestellt wurde. Für das Bestehen der „große[n] Probe im Schwimmen" musste den Soldaten nach einer vorgeschriebenen Methode ein Schwimmunterricht gemäß einer Instruktion erteilt werden. Diese Richtlinie mit Dienstordnung und einem Abschnitt über die Schwimm-Aufsicht umfasst bei insgesamt 37 Paragraphen acht Punkte, die den Unterricht betreffen.
Die Listen des 24-jährigen Laufwunders aus Steinach sind beachtlich lang, auf denen seine Erfolge, Siege und Rekorde im Treppenlaufen, Rückwärtslaufen und Berglauf aufgeführt sind, zumal diese erst mit dem Jahre 2002 beginnen. Damals gewann Thomas Dold erstmals eine Bronzemedaille in der deutschen Junioren-Berglauf-Mannschaft in Innsbruck und sicherte sich den zweiten Platz in der A-Jugend beim Frankfurter Marathonlauf mit 3:01:56 Stunden. Dabei fing sein junges Leben ganz unspektakulär am 10. September 1984 im Wolfacher Kreiskrankenhaus an. Mit seinen Eltern und zwei älteren Schwestern wuchs er im Elternhaus in der Kraftzig, nördlich unterhalb des Steinacher Hausbergs Kreuzbühl gelegen, in Steinach auf. Seine Grundschulzeit verbrachte er in der Georg-Schöner-Schule Steinach, bevor er auf die Realschule des Heinrich-Hansjakob-Bildungszentrums in Haslach wechselte, dort mit der Mittleren Reife abschloss und am Wirtschaftsgymnasium der Kaufmännischen Schulen in Hausach sein Abitur machte.
Entgegen aller Vorstellungen ist der Schwarzwald eine Region, die seit vielen Jahrzehnten sehr eng mit dem Motorsport verbunden ist. Das mag zunächst verwundern, aber der Schwarzwald bot mit seiner verkehrstechnischen Infrastruktur geradezu ideale Strecken für spannende Bergrennen. Zwischen Pforzheim und Pforzheim-Huchenfeld fand zu Beginn der
1920er-Jahre ein weithin bekanntes Bergrennen „An der Pforte des Schwarzwaldes" statt, ebenso eines im Kurort Bad Herrenalb. Hier wurden 1922 und 1923 hochkarätige Motorsportveranstaltungen in Richtung Dobel geboten. Bei Freiburg wurde über viele Jahre hinweg das berühmte Schauinsland-Rennen durchgeführt, das heute als anspruchsvolle Oldtimer-Prüfung immer noch Tausende von Zuschauern in seinen Bann zieht. Damals, beispielsweise im Jahre 1927, kamen über 50.000 begeisterte Menschen an den Schauinsland. Ebenso war das nicht allzu weit entfernte Feldbergrennen ein Besuchermagnet, auch hier donnerten die Boliden mit heulenden Motoren den Schwarzwald hinauf. Und nicht zu vergessen, die anspruchsvollen Bergrennen im mondänen Baden-Baden, die zum einen als Teil des damals weltbekannten Baden-Badener Automobilturniers stattfanden, zum anderen aber auch im Rahmen der Baden-Badener Herbstsporttage als
Schlossbergrennen die Besucher am Rande der Rennstrecke begeisterten. So steht das Ruhestein-Bergrennen 1946 in einer langen Tradition motorsportlicher Veranstaltungen im Schwarzwald.
Die guten Schwestern
(2009)
Wir hier in Rastatt erinnern uns doch noch gut an die guten Schwestern: an Adelaria, Aldrich, Bruno, Christa, Dionysia, Ida, Johannita, Luisiana - oder etwa nicht? Sie hießen „Niederbronner Schwestern" nach ihrem Mutterhaus im Elsaß, oder „Bühler Schwestern" nach dem Mutterhaus ihrer badisch-hessischen Provinz, oder „Schwestern vom Allerheiligsten Heiland", wohnten im Marienhaus in der Engelstraße und wirkten in der Nähschule und der häuslichen Krankenpflege; ihre Mitschwestern vom selben Orden führten das Waisenhaus am Leopoldring und den Kindergarten am Rohrersteg. Und es gab auch noch die „Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul" oder „Vinzentinerinnen" mit ihren großen weißen Flügelhauben, die im Konvikt, im Altersheim, im Krankenhaus und im Kindergarten in der Engelstraße tätig waren. Und es gab die „Schwestern vom Guten Hirten", die sich im Maria-Viktoria-Stift um schwererziehbare Mädchen kümmerten. Aber jetzt gibt es in Rastatt gar keine Schwestern mehr; und auch in den anderen Städten und Dörfern in der Ortenau, zu deren Bild sie einst gehörten, sieht man sie nicht mehr.
Schon in prähistorischer Zeit sind, wie man weiß, die Menschen ins Wasser gegangen und geschwommen . Die Ägypter, die Griechen haben es getan, und auch die Germanen waren Schwimmer. Doch im Mittelalter änderte sich die Einstellung. Baden galt, da man sich dabei entblößte, als unanständig. Es gab Verbote, die auch damit begründet wurden, dass in Gewässern Dämonen lauerten, aber auch Pestilenzen und andere Seuchen. Erst im Zuge der Aufklärung verlor das Schwimmen und Baden den Geruch der Verworfenheit. Doch noch nach 1800 galt es als ziemlich unanständig, in offenen Gewässern zu baden. Die Badehose war noch nicht erfunden, man vergnügte sich eben splitternackt in den Gewässern und erregte öffentliches Ärgernis. Da man deshalb auch nicht schwimmen lernen konnte, gab es häufig tödliche Badeunfälle.
Am 12. Februar 2008 besiegelten die beiden Offenburger Sportvereine ESV Jahn und Turnverein von 1846 bei einer Mitgliederversammlung im Salmen-Saal ihren Zusammenschluss zum ETSV 1846 Jahn Offenburg. Diese Versammlung fand nicht ohne Grund an diesem historischen Ort statt. Im „Salmen" hatten sich am 12. September 1847 die Badischen Demokraten getroffen und die 13 Forderungen des Volkes von Baden verabschiedet. Diese 13 Forderungen sind, wie der frühere Bundespräsident Rau anlässlich der Wiedereröffnung des „Salmen" erklärte, die Grundlage des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. In die Zeit der Badischen Revolution fiel auch die Geburtsstunde des ersten Offenburger Turnvereins, der Turngemeinde von 1846. Am 9. Juli 1846 trafen sich ihre Gründungsväter im „Zähringer Hof' und verabschiedeten die 59 Gesetze der Offenburger Turngemeinde. Die turnerische Bewegung war Teil der damaligen politischen Willensäußerung des Bürgertums. Auch in Bühl, Kehl und Lahr entstanden in diesen Jahren erste Turnvereine. Zur selben Zeit etablierten sich in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts auch die Gesangvereine, so die Concordia in Offenburg.
Handball hat in Kehl nie eine besondere Rolle gespielt. Dominierend im Ballsport war bei uns der KFV. Das hat sich jetzt aber im erstaunlichen Maße geändert. Nachdem unsere 1. Mannschaft zweimal die Meisterschaft und zuletzt den Aufstieg in die Landesliga geschafft hat und die Abteilung mit jungen Kräften in Führung und Training besetzt ist, ist auf einmal
Handball in Kehl „in". Zur Vorgeschichte muss man das besondere Schicksal unserer Heimatstadt nach dem Krieg mit einbeziehen. Erst im April 1953 wurde Kehl von der französischen Besetzung wieder frei. Bis dahin hatten alle umliegenden Vereine im Handball uneinholbare Fortschritte gemacht. Hinzu kommt, dass wir erst in den letzten zehn Jahren endlich von der Vorstandschaft der „Kehler Turnerschaft" für den Handball die Unterstützung erhielten, die man für eine sportliche Weiterentwicklung gerne hat.
Wer sich die Mühe macht, auf einer Landkarte von Mitteleuropa zu verfolgen, an welchen
Orten es Darstellungen von Totentänzen gibt und in welchen Gebieten die meisten Beispiele
dieser mittelalterlichen Bildtradition überliefert sind, wird die dichteste Ansammlung in den
Regionen Elsass, Breisgau, Ober- und Hochrhein, Bodensee und Oberschwaben sowie im
Schweizer Mittelland vorfinden. Dieses Verbreitungsgebiet, in dem seit dem 15. Jahrhundert
die Totentanzdarstellungen in außerordentlicher Vielfalt vorkommen, deckt sich weitgehend
mit dem alemannischen Sprachraum, der im Norden an die Gebiete der fränkischen Dialekte
und im Osten an die der bayerischen Idiome angrenzt, während er sich im Westen und Süden
von den romanischen Sprachregionen scheidet (Abb. 1).
Was hat es mit diesen makabren Totentänzen auf sich? Aus welchen Bildideen sind sie entstanden
und welche Funktion hatten sie? Wie haben sie sich fortentwickelt? Und wo finden wir
heute noch bedeutende Beispiele der darstellenden Kunst mit dieser Thematik? Ist die These
begründet, der Totentanz sei eines der bedeutendsten ikonografischen Themen seit dem
15. Jahrhundert? Anhand der Quellen und des umfangreichen Schrifttums soll vor allem diesen
Fragen nachgegangen werden.
Im Vorfeld eines geplanten Umbaus der ehemaligen Stiftskirche in Sinsheim zu einem
Kultur- und Begegnungszentrum des Rhein-Neckar-Kreises wurden von August
bis November 2009 durch das Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat 26 -
Denkmalpflege) archäologische Ausgrabungen im südlichen Außenbereich der
Kirche durchgeführt. Mit diesen Untersuchungen sollen die noch im Untergrund
erhaltenen Baureste des ehemaligen südlichen Seitenschiffs der Stiftskirche erkundet
werden, um so die Planungsgrundlage für einen bewahrenden Umgang mit der
archäologischen Substanz als Teil eines Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung
zu schaffen. Dankenswerterweise stellte der Rhein-Neckar-Kreis die für die
Grabungen benötigten Finanzmittel zur Verfügung.
An den Anfang meines Vortrages stelle ich
eine idealisierte Abbildung des im 18. Jahrhundert
über die Grenzen Hollands hinaus
berühmten Naturalienkabinetts des Levinus
Vincent (1658–1727). Dieser Kupferstich,
welcher der Beschreibung seiner Sammlung:
Wondertooneel der Nature, Amsterdam 1706
vorangestellt ist, verdeutlicht den Luxus und
die Vielfalt eines zeitgenössischen Naturalienkabinetts.
Levinus Vincent, ein durch den
Tuchhandel reich gewordener Amsterdamer
Bürger, sammelte naturalia (Muscheln,
getrocknete und in Weingeist eingelegte Präparate,
Insekten) und artificialia (ethnografische
Gegenstände, Gemälde und Blumenbilder),
die er in Schränken, in Vitrinen oder
offen in einem als Galerie gestalteten Raum in
Amsterdam präsentierte. Mit dieser Sammlung
wandte er sich an ein breites, bürgerliches
Publikum. Deshalb druckte er den Katalog der
Sammlung in Niederländisch und in Französisch.
Er konnte für drei Gulden oder für
zwei Gulden und den Eintrittspreis zu seiner
Sammlung erworben werden.
Schon drei Jahrhunderte alt ist der Gedanke,
das Haus mit all seinen Aspekten zu untersuchen.
Dies ist Aufgabe der Hausforschung.
Am Anfang stehen Namen verdienter Männer
wie Justus Möser (westfälischer Amtmann
1775, 1786), Georg Landau 1855 (Archivar in
Kassel), Moritz Heyne (Göttingen, 1899),
August Meitzen (Berlin, 1868, 1882), Karl
Rhamm (Innsbruck, 1897, 1909), Rudolf
Meringer (Graz, 1905). Sie beschäftigten sich
mit der Hausforschung aus beruflichem
Interesse oder der Neigung zu Heimat und
Bauernhaus und konnten in verschiedenen
Zeitschriften ihre Meinungen austauschen.
Standen sie im Staatsdienst, so untersuchten
sie zunächst das eigene Gebiet unter Beachtung
der Länder- oder Provinzgrenzen und
teilten die Hauslandschaften nach diesen Kriterien
ein. Waren sie Volkskundler, befassten
sie sich mit dem Leben, den Sitten, Gebräuchen
und Gegenständen.
Am 9. November 1918 gab Reichskanzler
Prinz Max von Baden [1867–1929] ohne eine
formelle Erklärung von Kaiser Wilhelm II.
[1859–1941] abzuwarten dessen Abdankung
bekannt. Zugleich übertrug er die Regierungsgeschäfte
auf den Reichstagsabgeordneten
Friedrich Ebert [1871–1925]. Am selben Tag
rief Philipp Scheidemann [1865–1939] vom
Berliner Reichstag die Deutsche Republik aus.
Einen Tag später, einem Sonntag, wurde eine
provisorische Landesregierung in Karlsruhe
unter dem Mannheimer Sozialdemokraten Anton
Geiß [1858–1944] gebildet. Die Ausarbeitung
einer neuen Landesverfassung nahm die
vorläufige badische Landesregierung zügig in
Angriff. Sie entschied sich, einen vorläufigen
Entwurf nicht selbst zu erstellen, sondern dies
einer Arbeitsgruppe zu überlassen. Die abschließende
Ausarbeitung der neuen Verfassung
sollte durch eine verfassungsgebende
badische Nationalversammlung erfolgen, deren
Wahl am 22. November 1918 angeordnet
und auf den 5. Januar 1919 festgesetzt wurde.
Ein hübsches 12-zeiliges Gedichtautograph
Ferdinand Freiligraths auf einem
Albumblatt gelangte unlängst über den
österreichischen Autographenhandel in die
Lippische Landesbibliothek in Detmold, die
in ihrem Literaturarchiv eine der umfangreichsten
Sammlungen zu diesem im Jahre
1810 in der lippischen Residenz geborenen
Dichter bewahrt. Das Blatt trägt am Schluss
in der markanten ausgeschriebenen Hand
des Lyrikers eine dreizeilige Widmung, seine
Unterschrift sowie Ort und Datum. Da das
Gedicht keinen Titel aufweist, liegt die
Zuordnung nicht unmittelbar auf der Hand.
Bei näherem Hinsehen handelt es sich
jedoch um die Übersetzung zweier Strophen
des 18-strophigen Gedichts „Epistle to
William Simson“, das der schottische Dichter
Robert Burns (1759–1796) im Mai 1785
verfasst hat. Schon als junger Mann von
diesem fasziniert, hatte Freiligrath die
Epistel übersetzt und ihr den unverfänglichen
Titel „An einen Freund“ gegeben.
Bevor einiges zum Entstehungsumfeld
dieser poetischen Reminiszenz zu sagen ist,
folgen zunächst die Verse:
Im 19. Jahrhundert wanderten alleine in
den Jahren 1840–1883 etwa 219 000 Badener
nach Amerika aus. Durch wirtschaftliche
Reformen, eine stark anwachsende Bevölkerung,
die durch Realerbteilung im Westen
und Südwesten herbeigeführte Bodenzersplitterung
und die Gewerbefreiheit im Handwerk
stiegen sowohl die transnationale als
auch die interne Migration sprunghaft an. Zu
den entscheidenden Auslösern der rapide
anwachsenden Auswanderung können die
Teuerungs- und Ernährungskrisen in den
1830er und 1840er Jahren gezählt werden, die
durch Missernten und anhaltenden Lohndruck
entstanden sind. Die Landwirtschaft, das hausindustrielle
Gewerbe und das Handwerk konnten
die enormen Bevölkerungsmassen nicht
mehr beschäftigen, und das aufstrebende
Fabrikwesen war noch nicht imstande das
Überangebot an Arbeitskräften aufzunehmen.
Im Rahmen einer Festveranstaltung in
Anwesenheit des für die Landesdenkmalpflege
zuständigen Wirtschaftsministers Ernst Pfister
wurde am 6. April dieses Jahres im Hospitalhof
in Stuttgart der Denkmalschutzpreis Baden-
Württemberg 2008 verliehen, die landesweit
wichtigste Auszeichnung für private Denkmaleigentümer.
Der unter der Schirmherrschaft
von Ministerpräsident Oettinger stehende
Preis, 1978 als Peter-Haag-Preis für den württembergischen
Landesteil ins Leben gerufen
und nunmehr bereits zum dreißigsten Mal vergeben,
umfasst seit neun Jahren auch Baden,
nachdem der Landesverein Badische Heimat
seit 2000 gemeinsam mit dem Schwäbischen
Heimatbund als Auslober auftritt. Auch dieses
Mal war es die Wüstenrot Stiftung, die durch
ihre großzügige finanzielle Unterstützung die
Preisvergabe erst möglich machte.
Karlsruhe ist nach Freiburg die zweite
Station der Wanderausstellung „100 Badische
Jahre“. In Freiburg wurde die Ausstellung
zuerst gezeigt, weil dort die Badische Heimat
gegründet und nach dem Zweiten Weltkrieg
wiedergegründet wurde. Am 23. April 2009
wurde die Ausstellung unter der Obhut der
Karlsruher Regionalgruppe, ihrem Vorsitzenden
Hans-Jürgen Vogt und der Stellvertretenden
Vorsitzenden Elisabeth Schraut im
Foyer des Badischen Landesmuseums Karlsruhe
eröffnet. Etwa 200 Gäste waren gekommen,
um die Ausstellungseröffnung in angemessenen
Rahmen zu feiern.
Ein böhmischer Jude in Baden
(2009)
Am 22. November 2009 war die 160. Wiederkehr
von Fritz Mauthners Geburtstag, des
bei Juden und Christen oft Unbekannten, Vergessenen
oder gar Verschwiegenen. Die Fachwelt
hat Mauthner vor etwa fünfzig Jahren
wieder entdeckt. Dann erschien das grundlegende
Werk von Joachim Kühn 1975, von
dem aus die Beschäftigung mit Mauthner bis
heute kontinuierlich anstieg. Seines 150.
Geburtstages wurde mit Festakt, Symposion
und einer Ausstellung 1999 in Braunschweig
gedacht und im November 2009 hat Ludger
Lütkehaus Fritz Mauthner in Freiburg vorgestellt.
Unsere bescheidene Absicht ist es, an
ihn zu erinnern und Interesse zu wecken, aber
auch etwas Licht auf die Vorkommnisse während
seiner letzten Lebensjahre in Meersburg
zu werfen, wo dem Menschen Fritz Mauthner
Unrecht geschehen ist. Die verordnete Kürze
lässt eine ausführlichere Darstellung kaum
zu. Diese sei zu gegebener Zeit einem Beitrag
an anderer Stelle vorbehalten.
In wohl kaum einer anderen Region
Deutschlands wird das Erscheinungsbild der
Kulturlandschaft derart eng mit der Vorstellung
einer zugehörigen Bauernhausarchitektur
verbunden, wie das für den
Schwarzwald gilt. Der bekannte Schwarzwälder
Hausforscher, Volkskundler und Gründer
des „Freilichtmuseums Vogtsbauernhof“ in
Gutach/Schwarzwaldbahn Prof. Hermann
Schilli setzte einem Gutachten aus dem Jahre
1960 folgende Feststellung voraus: Der
Schwarzwald verdankt seine Sonderstellung
unter allen deutschen Mittelgebirgen nicht
seiner Natur – sondern seiner Kulturlandschaft.
Diese wird geprägt durch: 1. Den
Schwarzwaldhof, 2. das Flurbild.1 Was Schilli
hier mit wenigen Worten zum Ausdruck bringt
– die ästhetisch-harmonische Einheit von
Schwarzwaldhaus und Landschaft – veranschaulichen
insbesondere die Abb. 1 und 2,
sicher aber auch die übrigen, in diesem Beitrag
einbezogenen inzwischen historischen bildlichen
Einzeldarstellungen der unterschiedlichen
Schwarzwälder Haustypen.
Als der Schwäbische Heimatbund 1978 den
„Peter-Haag-Preis“ stiftete, um damit private
Eigentümer in Württemberg für die vorbildliche
Sanierung ihrer historisch bedeutsamen
Gebäude zu ehren, konnte niemand ahnen,
welche Zukunft diese Auszeichnung haben
würde. Dreißig Jahre später ist sie eine feste
Institution im Land geworden. Seit 2000
gemeinsam mit dem Landesverein Badische
Heimat vergeben und auch auf Baden ausgedehnt,
kann die heute „Denkmalschutzpreis
Baden-Württemberg“ genannte Anerkennung
auf eine stolze Bilanz zurückschauen, wurden
doch in dieser Zeit nicht weniger als einhundertdreißig
Bauten prämiert. Die Dokumentation
aller preisgekrönten Objekte aus
drei Jahrzehnten ist für jedermann im Internet
über die Seiten des Schwäbischen Heimatbundes
abrufbar. Bilder und Texte beleuchten
dort eindrücklich, welch mannigfaltigen Denkmälerbestand
der deutsche Südwesten aufzuweisen
hat und welch bedeutende Rolle neben
Land, Kommunen und Kirchen gerade auch
den Bürgern selbst bei der Bewahrung der
Zeugnisse der Geschichte zukommt, die für
unsere kulturelle Identität und für das Aussehen
unserer gebauten Umwelt so wichtig
sind.
Der französische Schriftsteller und Politiker Maurice Barrès (1862–1923) schrieb über die kulturelle Situation im Elsass: „Das Elsass und die beiden Ufer des Rheins sind das Schlachtfeld eines ewig währenden Kampfes zwischen der germanischen und der lateinischen Zivilisation. […] Mit diesem Streit um den Besitz des Rheins steht es wie um den Kampf zwischen Sonne und Regen, der sich fortwährend wechselnd entwickelt ohne jemals
einen dauerhaften Zustand zu erreichen.“. Die spezifische Situation der Kunst und Kultur in Straßburg um 1900 ist ohne die Berücksichtigung des historischen Hintergrunds nicht zu verstehen. Das Elsass war in seiner Geschichte Schauplatz mehrerer Kriege zwischen Deutschland und Frankreich. Diese führten zu einem mehrmaligen Wechsel der Staatszugehörigkeit der Bevölkerung. Als Folge des Krieges 1870/71 wurden das Elsass
und Nordlothringen als „Reichsland Elsass-Lothringen“ dem neugegründeten Deutschen Reich angegliedert. 1873 wurde der frankophile Oberbürgermeister von Straßburg von den Militärbehörden abgesetzt und der Gemeinderat aufgelöst. Der Deutsche Otto Back leitete dann als „Bürgermeisterei-Verwalter“ und direkter Vertreter des deutschen Kaisers die städtischen Angelegenheiten bis 1906.