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Gründerjahre
(2017)
Die Geschichte der Universität Konstanz beginnt am 6. September 1959 bei einer
Bauernversammlung in der Nähe von Singen und sie beginnt mit einem Zettel. [1]
Den erhält der damalige Konstanzer Landrat vom damaligen Ministerpräsidenten Kurt Georg
Kiesinger, der auf dem Zettel eine Idee notiert hat: Ich habe vorhin (Stadtrat) den Gedankenfalls neue Universitätsgründungen notwendig werden- Konstanz für unser Land vorgeschlagen. [2]
Eine Idee ist noch keine Geburt. Für das eigentliche Geburtsdatum kommen mehrere Ereignisse in Betracht:
– Im Dezember 1963 werden mit Landtagsbeschluss die Gründungsausschüsse für die
geplanten neue Universität Konstanz und die Medizinische Hochschule Ulm berufen.
– Am 27. Februar 1964 beschließt der Landtag, in Konstanz und Ulm Hochschulen zu
errichten.
– Am 28. Februar 1964 wird Gerhard Hess zum Gründungsrektor ernannt.
– Die ersten sieben Professoren erhalten am 26. März 1966 im Konstanzer Rathaus vom
Ministerpräsidenten ihre Ernennungsurkunden. Es sind dies:
Hans Aebli, Psychologie,
Waldemar Besson, Politische Wissenschaft,
Ralf Dahrendorf, Soziologie,
Hans Robert Jauss, Romanistik,
Franz Georg Maier, Alte Geschichte,
Herbert Nesselhauf, Alte Geschichte,
Wolfgang Preisendanz, Germanistik.
Auch die ersten Studenten kommen 1966. Viel spricht also für dieses Jahr und
letztlich entscheidet sich die Universität für ihr Gründungsdatum für eine steingewordene Manifestation, die alle Zweifel, ob es je zu einer Universität Konstanz kommen
sollte, unwiderruflich beseitigt: die Grundsteinlegung auf dem Gießberg am 21. Juni
1966.
1862 beauftragte Großherzog Friedrich I. den Historiker an der Universität Heidelberg Georg Gottfried Gervinus, ein Gutachten für „die Neugestaltung des Gesamtunterrichtswesens im Großherzogtum Baden“ zu erstellen. Unter anderem findet man dort die Klage, daß unter den Erstsemestern viele den Anforderungen der Hochschulen nicht genügen. Der Übergang von Gymnasien zur Universität sei in Deutschland „durchgehend ein ganz unvermittelter; man geht von der Hauszucht zur Ungebundenheit, von der allgemein menschlichen Ausbildung zum besonderen Fachstudium in
plötzlichen Sprüngen über, zur Wahl des Berufs meist durch zufällige Einflüsse getrieben, am wenigsten durch eigene Einsichten in die verschiedenen Berufs- und Wissenszweige orientiert“, wobei dem Gutachter Gervinus angelsächsische Strukturen in vielem vorbildlich erschienen. Darüber hinaus gäbe es Spannungen zwischen dem bürgerlichen Bildungsideal des Humanismus und den „Utilitaristen“, die „dem technischen Fortschritt und finanziellen Gewinn anhingen“. Darum müsse man mit einer realistischen Abteilung an Gymnasien „dem staunenswerten Aufschwung der Naturwissenschaften“ Rechnung tragen. Diese Denkschrift, für Friedrichs Cabinetts-Chef ein „wahrer Hochgenuß“, berührte demnach Probleme, die über Jahrzehnte hinweg bis heute aktuell sind: mangelnde wissenschaftliche Vorbereitung der Abiturienten und unzureichender Umfang der Naturwissenschaften im Lehrplan.
Wer unter den Jüngeren hat noch davon Kenntnis, dass in Bretten einst die führenden Hersteller von Küchenherden beheimatet waren, dass sich an Stelle des heutigen Rathauses ein Gefängnis befand, ein ortsansässiges Gaswerk den heute besonders nachgefragten Rohstoff lieferte und ein mittelalterliches Stadtviertel einem großen Parkplatz weichen musste?
Einer glücklichen Fügung ist zu danken, dass einige Hobbyfotografen im Jahre 1967 mehr als 1.000 Dias unserer Stadt fertigten. Initiator dieser aus heutiger Sicht zukunftsträchtigen Initiative war Otto Bickel. Er selbst, begeisterter Fotograf, hatte in den Herren von der Heydt, Plogstert und Zobel Mitstreiter gefunden und die Stadtverwaltung überredet, gleichsam eine Momentaufnahme von Bretten zu erstellen. Heute lagern diese wertvollen Zeitdokumente im Stadtarchiv. Davon fanden 450 Fotos in einem Buch, welches 50 Jahre später veröffentlicht wurde, das Interesse einer breiten Öffentlichkeit. Wehmut und auch Trauer beschleichen den Betrachter bei der Durchsicht dieses Buches. Und die Frage drängt sich auf, welche Beweggründe unsere Stadtoberen veranlasst haben, viele dieser abgebildeten, eigentlich erhaltenswerten Baudenkmäler abreißen zu lassen? Bretten feiert sich selbst mit dem Peter-und-Paul-Fest unter dem Motto „Eine Stadt lebt ihre Geschichte“. Für die Verantwortlichen manches Kahlschlages war dieses Motto wohl eine Worthülse. Der folgende Beitrag stellt Fotos der genannten Sammlung Aufnahmen des Jahres 2017 gegenüber und liefert dazu entsprechende Kommentare.
Heidelberg im Jahr 1891
(2016)
Hochzuverehrender Herr Bürgermeister Erichson, Allerhöchst verehrliche Frau Vorsitzende, Frau Dr. Werner-Jensen, Hochansehnliche Festgemeinde, Höchstgeneigte Mitglieder des Vereins Alt-Heidelberg. So etwa hätte der Chronist des Jahres 1891 diese Festversammlung begrüßt, ich schließe mich dem an. Im Mai des Jahres 1891 schlossen sich sieben Heidelberger Bürger zusammen und teilten dem „Verehrlichen Stadtrat der Stadt Heidelberg“ folgendes mit: „Wohldemselben beehren wir uns ergebenst anzuzeigen, daß sich vor Kurzem zur Wahrung der Interessen der in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Stadtteile hiesiger Stadt ein Verein unter dem Namen ‚Alt-Heidelbergʻ gebildet hat. … zur Wahrung der Interessen der in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Stadtteile hiesiger Stadt …“ Unmittelbar hat man das Bild des heutigen Heidelberg vor Augen, wenn man
diesen Satz hört, aber das Heidelberg von 1891 war eine Kleinstadt, in der 26 928 Einwohner in 5 574 Haushalten lebten. Und die in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Stadtteile waren die Kernaltstadt, die Voraltstadt, Schlierbach und die gerade entstehende Weststadt, für die im Jahre 1891 gerade der Bebauungsplan fertiggestellt wurde. Diese heutigen Stadtteile bildeten die gesamte Stadt Heidelberg. Warum aber nun „Alt-Heidelberg“? Heute versteht sich unter dem Namen „Alt-Heidelberg“ der renommierte Stadtteilverein, dessen 125-jähriges Jubiläum wir feiern, und stadtgeografisch die Kernaltstadt zwischen Karlstor und Universitätsplatz und die Voraltstadt zwischen der Grabengasse und dem Bismarckplatz. Alt-Heidelberg klingt programmatisch nach Gegensatz zu Neu-Heidelberg, das es freilich noch nicht gab. Es hatte sich etwas Anderes ereignet, das viele Heidelberger befürchten ließ, die heutige Altstadt werde hinter der allgemeinen Entwicklung zurück bleiben: Zum 1. Januar 1891 war die bis dahin selbständige bäuerliche Gemeinde Neuenheim nach Heidelberg eingemeindet worden.
Der studentische Verein „Heidelberger Lupe e.V. – Verein für Historische Forschung und Geschichtsvermittlung“ wurde im Frühjahr 2016 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, die Regionalgeschichte Heidelbergs im Nationalsozialismus zu erforschen und didaktische Zugänge und Methoden für den Schulunterricht zu entwickeln. Er entstand aus einer Projektidee in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa am Lehrstuhl für Zeitgeschichte (Historisches Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg) und mit der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg. Er ist ein Zusammenschluss aus Studierenden und Absolventinnen und Absolventen der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sowie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Bereits im Sommersemester 2015 hatte ein Teil der Gruppe im Rahmen eines Seminars eine Ausstellung mit dem Titel „Herausgerissen – Deportation von Heidelbergern 1940“ konzipiert. Mit ihr beleuchteten wir die Deportationen der Heidelberger Juden und Sinti im Jahr 1940 anhand von regionalhistorischen Quellen und Orten. Die Ausstellung war im Foyer des Rathauses zu sehen und wird seither als Wanderausstellung an Heidelberger Schulen verliehen.
Mit der Musik, laut Heinrich von Kleist die »Wurzel aller übrigen Künste«, ist die Stadt Bruchsal
auf vielfältige Weise verbunden. Einerseits durch nicht wenige bekannte Komponisten und
Interpreten, die hier geboren wurden oder hier tätig sind, andererseits durch eine Vielzahl von
Vereinen, die sich schon seit vielen Generationen auf mannigfaltige Weise und teilweise auch
auf internationalem Parkett mit der Tonkunst beschäftigen. Und natürlich darf auch das rege
Konzertleben nicht vergessen werden, welches ganzjährig die unterschiedlichsten Musikstile
und Musikrichtungen auf die Bühnen der Stadt bringt. Unter der Überschrift »Hier gibt’s was
für die Ohren!« stellt Stadtarchivar Thomas Moos in einem kleinen geschichtlichen Streifzug
die »Musikstadt Bruchsal« vor.
Agroforstsysteme im engeren Sinne sind Nutzungssysteme, die aus mindestens zwei gleichzeitig
auf der gleichen Fläche vorkommenden Komponenten bestehen. Mindestens eine dieser Komponenten wird von Holzpflanzen gebildet, und mindestens eine dient der Erzeugung von Lebensmitteln oder Futter. So mischen sich langlebige mit kurzlebigen Kulturen (wenn man auch
Grasland als kurzlebig bezeichnen will) sowie kurzfristige und langfristige Nutzungsfrequenzen. Es handelt sich um mehrschichtige Kulturen, in denen die Schichten ökologisch interagieren und ökonomisch eine unterschiedliche Bedeutung haben können. Besonders in historischen
Agroforstsystemen erfüllten dabei Bäume meist mehr als einen Zweck; die unterschiedlichen
Nutzungsformen brachten ganz spezifische Baumgestalten hervor.
Die Lösslandschaft des Kaiserstuhls ist geprägt von
Terrassen und Böschungen. Die vorliegende Untersuchung versucht, anhand der Kulturgeschichte die Anfänge der Terrassierung zu klären. Diese reichen wahrscheinlich in die fränkische Zeit zurück, markiert durch
die erstmalige urkundliche Erwähnung des Weinbaus
im Jahr 769 n. Chr. Mit Hilfe des digitalen Geländemodells konnte berechnet werden, dass rund 322 ha historische Terrassen heute mit Wald und rund 29 ha mit
Magerrasen bewachsen sind. Die Terrassenlandschaft
war früher wesentlich ausgedehnter als heute, wenngleich rund 73 % aller heute bewaldeten Terrassen
überwiegend auf klimatisch begünstigten, südlichen
und westlichen Hanglagen angelegt wurden. Anhand
der kulturgeschichtlichen Daten und dem Alter der
Bäume konnte gezeigt werden, dass die Nutzungsaufgabe und Wiederbewaldung mit verschiedenen Kriegsereignissen und dem daraus abgeleiteten Mangel an
Arbeitskräften zusammenhängen dürfte.
Auf den Terrassen hat sich ein Wald entwickelt, in
dem 16 Baumarten erfasst werden konnten. Die Rotbuche dominiert die Bestände. Neben der Robinie sind
Esche und Bergahorn besonders häufig, welche auch
die meisten Exemplare mit großem Brusthöhendurchmesser stellen. Nach einem zu erwartenden starken
Rückgang der Esche durch das Eschentriebsterben ist
künftig mit einer weiteren Zunahme der Rotbuche zu
rechnen. Der Kaiserstuhl ist ein herausragendes Beispiel für eine terrassierte Kulturlandschaft in Baden-Württemberg.
Am 22. April 1940 erschien in der »Volksstimme«, der sozialdemokratischen Tageszeitung für die Kantone St. Gallen, Appenzell, Graubünden und Glarus, folgende
kurze Notiz: »Unter dem Druck eines kürzlichen, inzwischen formell erledigten Konfliktes mit der Militärzensur und wegen tiefgehender Meinungsverschiedenheiten mit
den maßgebenden Instanzen über den politischen Kurs der schweizerischen Sozialdemokratie hat sich Genosse Dr. H. Kramer genötigt gesehen, der Sozialdemokratischen
Pressunion seinen Rücktritt als Redaktor der >Volksstimme< zu erklären. Er war seit
1. Mai 1926 an unserem Blatte tätig.»
Das Jahr der 600. Wiederkehr des Konstanzer Konzils mit wiederholtem Aufenthalt des Königs Sigismund mit seiner Hofhaltung magyarischer Aristokraten und Hohepriester ist ein willkommener Anlass, die historischen Ereignisse der Hunnen, Awaren
und der Magyaren am Bodensee nachzuzeichnen. Weit in die Urzeiten reichen die Erinnerungen an den großen Hunnenkönig Attila des Hildebrandliedes (in der Nibelungen
Not: Etzel) in Süddeutschland zurück, dessen Reich zeitweilig auch die alemannischen
Gebiete südlich der Donau einschloss [1] (Abb. 1). In den Chroniken des 14. Jahrhunderts
ist die Existenz einer »Etzelburg« für das Römerkastell Schirenhof bei Schwäbisch Hall
nachweisbar. Auch heute noch wird ein Teil des Tunibergs an der oberrheinischen Tiefebene bei Merdingen (im Landkreis Hochschwarzwald) als Attilafelsen bezeichnet. Und
der Sage nach soll sich das Grab des Hunnenkönigs im Überlinger Wald Sigmundshau in
der Nähe des Hofguts Höllwangen befinden, in einem kegelförmigen, mit einem Erdwall
umgebenen, hohl klingenden Berg (Abb. 2), wo Attila in siebenfachem, diamantenem,
goldenem, silbernem, kupfernem, zinnernem, eisernem und eichenem Sarg bestattet worden sein soll. Hier soll früher eine Turmburg gestanden haben. [2] Doch konnte die Königsleiche bei wiederholten Grabungen bisher nicht gefunden werden. [3]
(vgl. Anlage 1).