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1821 fanden sich die Reformierte und die Lutherische Kirche im Großherzogtum Baden zu einer Kirchenunion zusammen. Infolge der Gleichberechtigung von Confessio Augustana, Luthers Kleinem Katechismus und Heidelberger Katechismus
spricht man von der einzigen Bekenntnisunion in Deutschland. Erst fünfzehn Jahre später, 1836, wurden ein neues Gesangbuch und eine neue Agende eingeführt; da kommen Fragen auf: Wie konnte man unter diesen Voraussetzungen Gottesdienst feiern? – Oder blieb doch alles beim Alten? – Warum kam es nicht früher zu einer einheitlichen Regelung des Gottesdienstes? – War man sich doch nicht so einig, wie es schien? – Hatten sich zwar ausgeklügelte Formulierungen gefunden – der Passus zur Abendmahlsfrage in der Unionsurkunde ist wirklich genial – und schaffte man es dann nicht, die Theorie in die Praxis umzusetzen? Noch heute kann man in der Badischen Landeskirche erleben, dass Menschen, sogar aus der Pfarrerschaft, aufgrund ihrer konfessionell geprägten Herkunft – so begründeten sie es zumindest – nicht an einem Gottesdienst teilnehmen zu können glauben! Es war ein Gottesdienst, in dem Psalmen nach Art der klassischen Psalmodie gesungen wurden. Das sei lutherisch; wer aus der reformierten Tradition komme, könne an solch einem Gottesdienst nicht teilnehmen. – Sollten die Konfessionsunterschiede nach mehr als 180 Jahren immer noch nicht überwunden sein? Sollte das
konfessionelle Erbe immer noch von einer Teilnahme am Gottesdienst abhalten? Was war, was ist das für eine unierte Kirche, fragte ich mich. Dass Mentalitäten hartnäckig sein können, ist mir bewusst. Aber: Hätte es unter solchen Voraussetzungen, wie eben im Beispiel geschildert, überhaupt zu einer Union kommen können? Oder gab es seitdem Gegenbewegungen, die sich nicht auf konfessionelle Unterschiede vor der Union, sondern auf „andere“ Einflüsse zurückführen lassen?
Die Gesangbuchsammlung der Landeskirchlichen Bibliothek in Karlsruhe ist mit ihren inzwischen ca. 4.900 Exemplaren eine der großen Sammlungen in Deutschland, so dass es angebracht erscheint, sie näher vorzustellen und ihre Besonderheiten zu
beschreiben. Möglich wird dies u. a. dadurch, dass die Sammlung vergleichsweise gut erschlossen ist, zum einen, weil die „echten“ Gesangbücher in der Bibliographie der deutschsprachigen Gesangbücher der Universität Mainz erfasst sind (und werden), zum anderen da die Katalogisierung im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund zügig voranschreitet. Der der Sammlung zugrunde gelegte Gesangbuchbegriff ist nicht eng zu fassen. So enthält die Sammlung neben den „echten“ Gesangbüchern für den gottesdienstlichen Gebrauch auch Schulgesangbücher, Gesang- und Liederbücher für kirchliche
Gruppen und für spezielle Funktionen, Choral- und Melodienbücher sowie geistliche Liederhefte. In geringem Umfang befinden sich in der Sammlung auch weltliche Gesang- und Liederbücher. Andererseits sind nicht nur Choralbücher oder geistliche Liedersammlungen auch anderen Abteilungen des Bibliotheksbestandes zugeordnet. Die Karlsruher Gesangbuchsammlung ist eine überregional angelegte Sammlung, die natürlich bestrebt ist, die „badischen“ (bezogen auf das heutige Gebiet der badischen Landeskirche) Gesangbücher möglichst vollständig zu erfassen, die übrigen „Gesangbuchlandschaften“ aber auch in einer repräsentativen Auswahl widerzuspiegeln. Auch wenn wir es mit einer Sammlung einer evangelischen Bibliothek zu tun haben, ist der Sammelauftrag nicht konfessionell begrenzt, sondern berücksichtigt prinzipiell alle Konfessionen und auch andere Religionen. Auch unter geografischer, politischer und kultureller Perspektive überschreitet die Sammlung Grenzen, so dass nicht nur deutschsprachige Gesangbücher in ihr enthalten sind, sondern prinzipiell Gesangbücher aus allen Sprachen und Kulturen in ihr aufgenommen sein sollen.
In keinem Territorium des Heiligen Römischen Reiches waren Politik und Religion derart eng miteinander verknüpft wie in der Kurpfalz, und kein anderes Territorium litt bis zum Ende des Alten Reiches in ähnlichem Maße unter Konfessionskonflikten wie die Kurpfalz. Dieses Spannungsverhältnis zwischen Religion und Politik wie zwischen den verschiedenen Konfessionen prägte den Alltag der Menschen in der Region, formte auch Mentalitäten, bestimmte die Erfahrung der Lebenswirklichkeit und ihrer Auswirkungen. Ein Gradmesser der Empfindungen einer Zeit und ihrer
Reaktionen auf die Zumutungen der Gegenwart können auch Gesangbücher und Kirchenlieder sein, zumal in Krisen- und Konfliktsituationen. Gesangbuch und Kirchenlied werden damit zur historischen Quelle. Für die Fragestellung des Historikers
ist das Gesangbuch daher zunächst einmal Ausgangspunkt eines weiter gehenden Erkenntnisinteresses, so etwa beim Blick auf die konfessionellen oder politischen Verhältnisse einer Zeit und einer Region. Voraussetzungen und Auswirkungen der konfessionellen Spannungen und ihr Niederschlag bzw. ihre Transformation im Gesangbuch der Kurpfalz im Zeitalter der
Aufklärung sollen im Folgenden näher untersucht werden. Den zeitlichen Rahmen – und damit die Pole – markieren der Konflikt um die Heiliggeistkirche in Heidelberg 1718/20 und die Union der Reformierten und Lutheraner, nunmehr im Großherzogtum Baden, im Jahre 1821.
Wer sich heute in den Tälern, an Gräben und Bächlein, die der Elsenz zufließen,
bewegt, der wird unweigerlich feststellen, dass sich dort in puncto Hochwasserschutz
Vieles getan hat. Die natürliche Landschaft hat sich durch den Bau von
Hochwasserschutzanlagen doch an etlichen Stellen verändert.
In KRAICHGAU 16/1999 hat Hans Wolfgang Riedel, damals Bürgermeister
von Waibstadt und Vorsitzender des Zweckverbandes Hochwasserschutz, die
Hochwasserschutzkonzeption im Elsenz-Schwarzbach-Gebiet vorgestellt. Eine
Zwischenbilanz soll darstellen, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um
die Hochwassergefahr, besser: die Auswirkungen des Hochwassers, zu
beherrschen.
Zeugnis und Zeichen
(2011)
Wie gut, dass sich gleich um die Ecke ein Steinbruch fand, in dem man die Steine brach, die man in dem stillen Waldtal unweit der Hochburg brauchte; denn dort hatte - im Jahre 1161, also vor nunmehr 850 Jahren - Abt Hesso von Frienisberg bei Bern mit zunächst zwölf Mönchen ein Kloster gegründet. Sie nannten es »Porta Coeli«, Himmelspforte, oder auch Tennenbach nach dem Bach, der zwischen den Tannen verlief.
Ein illegitimer Sohn
(2011)
Wenn sich die markgräfliche Familie in ihrer Residenz - oder, im Sommer, in Schloss Favorite - versammelte, dann war er oft dabei, gehörte aber eigentlich nicht dazu: nämlich der junge Franz Josef Herr, der Sohn des Hofküfers Franz Xaver Herr. Doch Karl Friedrich, der Markgraf, sah ihn gern, denn der Junge war in Wirklichkeit sein eigener Sohn; geboren in Karlsruhe am 20. März 1778 von einer gewissen Anna Maria Stahl, die dann, um versorgt zu sein, mit dem Küfer verheiratet worden war.
Spätbarocke Tafelfreuden
(2011)
Gegessen wurde immer; aber selten mit einer solchen Hingabe, mit einem solchen Aufwand an Zeit, Geld und Kunst wie im Barock. Freilich ist hier nicht von den bescheideneren bäuerlichen und bürgerlichen Tischen die Rede, sondern von den Tafeln des Adels. Er nämlich feierte die großen Feste, zu denen - unter anderem - auch ein Festmahl gehörte, ja die oft in einem Festmahl endeten und gipfelten. Wie es dabei dann zuging, ist nicht oft beschrieben worden. Einer der wenigen, die es taten, war der Piarist P. Camillus a Praesentatione Beatae Virginis Mariae.
Eigentlich hatte man ja gedacht, es sei alles schon gesagt: zumindest über die Jahre, die Wilhelm Hausenstein als erster konsularischer und diplomatischer Vertreter Deutschlands in Paris verbrachte und in denen er versuchte, das Eis zu brechen, ja zum
Schmelzen zu bringen. [1] Und war nicht auch schon alles über die
Schwierigkeiten gesagt, die man ihm, wie nicht anders zu erwarten, in Frankreich machte, aber ebenfalls in Deutschland? Offenbar nicht.
Einmal und nie wieder
(2011)
Emil Sutor wurde am 19. Juni 1888 in Offenburg geboren. Dort
erhielt er auch seine erste - und zwar gründliche, handwerkliche
- Ausbildung als Holzbildhauer in der Werkstatt von Simmler
und Venator, die viele Kirchen belieferte. [1] Von 1907 bis 1909
studierte er an der Karlsruher Kunstakademie bei dem bekannten,
ja berühmten Hermann Volz; von 1910 bis 1911 arbeitete er
unter Bruno Wollstädter in Leipzig und bildete sich anschließend
in Dresden, München, Stuttgart und Paris weiter. Danach, 1913,
kehrte er nach Offenburg zurück, wo er eine „ Werkstatt für Friedhofskunst" gründete. Dann kam der Krieg, der ihn an verschiedene Fronten führte. Im Jahre 1919 fand er sich wieder bei Volz
in Karlsruhe ein, nun, und bis 1921, als dessen Meisterschüler. In
Karlsruhe lebte er, vielbeschäftigt, bis ihm der Tod am 13. August
1974 den Meißel aus der Hand nahm. [2]
Das Teufelsloch in Durbach
(2011)
Das weit verzweigte Durbachtal birgt selbst für viele Einheimische immer wieder unbekannte und überraschende Landschaftsbilder. Von der Gemarkungsgrenze Ebersweier beim Zinken
Stöcken zieht sich das Tal von ca. 170 m NN über rund zwölf km
bis zum Mooskopf mit der stattlichen Höhe von 873 m NN.
Dazwischen liegen über 40 bewohnte Seitentäler oder Wohnplätze, die ein Fremder selbst mit einem modernen Navigationsgerät nur schwer erkunden kann. Die alten Gewannbezeichnungen sind in dem vom Weinbau geprägten Tal weitgehend den
heute wichtigen Weinberglagen-Bezeichnungen gewichen. Im
ehemaligen Stab Durbach-Gebirg, der seinen Anfang im Brandeck-Gebiet hat, haben sich noch viele alte Bezeichnungen für
Gewanne oder Flurstücke erhalten. Neben den vielen Moospfaff-Sagen erzählt man sich im Gebirg seit vielen Jahrhunderten die
Sage vom „Teufelsloch".