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Poetische Stadtgeschichten
(2010)
Die städtische Erinnerungskultur wird keineswegs nur von der professionellen und seriösen
Geschichtsschreibung gespeist. Neben den fachlich vermittelten Informationen prägen auch
Sagen und Legenden, Anekdoten und Histörchen das Bild von der Stadtgeschichte. Nicht zuletzt haften auch poetische Formen der historischen Überlieferung wie Lieder und Gedichte im
stadthistorischen Gedächtnis. In ihnen sind fiktive, aber doch als lebensnah empfundene Sachverhalte mit gesichertem Wissensgut vermischt. Ihr Informationsgehalt bleibt begrenzt, und
doch kann man bei behutsamer Betrachtung auch aus solchen Texten etwas über die Vergangenheit der Stadt erfahren. Vor allem aber geben sie Auskunft über das historische Interesse der
Menschen, die solche poetischen Stadtgeschichten verfasst, verbreitet und geschätzt haben.
Wie sehr sie die historischen Vorstellungen in der breiteren Bevölkerung geprägt haben oder
prägen, ist schwer einzuschätzen. Für belanglos sollte man sie indes nicht halten. Immerhin
gehören manche zu den besonders beliebten und aufgrund ihrer Sprachform leicht einprägsamen „Geschichten aus der Geschichte" der Stadt.
Die Erforschung der barockzeitlichen Schanzanlagen im
Schwarzwald: Denkmalpflegerische Aspekte
(2010)
Die am Rand des Schwarzwaldes errichteten Schanzanlagen gehören als lineare Strukturen im
Sinne einer Sachgesamtheit zu den flächenmäßig größten archäologischen Kulturdenkmalen in
Baden-Württemberg. Im Gegensatz zum damit vergleichbaren römischen Limes, der mittlerweile zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe gezählt werden darf, steht die systematische
Erforschung der barocken Defensivsysteme erst am Anfang. Den Ursprung haben diese Befestigungswerke in spätmittelalterlichen Verschanzungen wie dem Hotzenwälder Landhag. Ein
planmäßiger Ausbau zu einem überregionalen System erfolgte in mehreren Phasen seit dem
Dreißigjährigen Krieg bis um 1735. Die letzten Schwarzwaldlinien wurden in den Koalitionskriegen (1796-1815) angelegt.
Die ersten umfassenden Arbeiten zu den Schanzanlagen erfolgten meist unter militärstrategischen Gesichtspunkten.[1] Eine umfassende Zwischenbilanz mit einer Kartierung findet sich
im Historischen Atlas Baden-Württemberg.[2] Seither kam es vor allem zur Bearbeitung von einzelnen Anlagen[3] oder Linienabschnitten[4]. Während es lange Zeit ruhig um das Thema war, ist
es mittlerweile wieder in den Blickpunkt der Forschung gerückt. Die Betrachtungsweise hat
sich allerdings heute stark gewandelt. Im Vordergrund stehen mittlerweile die exakte Vermessung und Kartierung von Einzelelementen und Linienabschnitten sowie der Versuch einer chronologischen Trennung einzelner Phasen.[5]]
Die Ausbreitung der Industriellen Revolution von England über Frankreich in die deutschen Staaten stellte neue Herausforderungen an die Ausbildung der Arbeitskräfte. Im Jahr 1794 entstand in Frankreich das ''Mutterinstitut für alle
höheren technischen Schulen, die noch ganz im Militäringenieurswesen verhaftete ecole polytechnique'',
die überall in Europa nachgeahmt wurde. Im neu formierten Großherzogtum Baden wurde bereits im Edikt vom 13. Mai 1803 auf die Notwendigkeit eines öffentlichen Unterrichts für junge Handwerker hingewiesen. Dennoch kam es zunächst nur zur vereinzelten Gründung einiger Zeichnungsschulen.
Der Naturraum, von dem dieser Beitrag handelt, gliedert sich in drei unterschiedliche Bereiche. Im Westen liegt der Rhein mit
seiner breiten Auenzone, daran schließt sich ein schmaler, siedlungsgünstiger Bereich an. Der größte Teil der Ebene wird von
Rench und Acher sowie Durbach und Kammbach durchzogen, die zu Hochwassern neigen und bis zu den Gewässerkorrekturen im 19./20. Jahrhundert den größten Teil dieses Raumes in eine weitgehend siedlungsfeindliche Wasserlandschaft verwandelt haben. Nur im Osten zwischen dem Ostrand der hochwassergefährdeten Fläche und dem Gebirgsrand gibt es wieder einen schmalen, siedlungsgünstigen Raum. Ganz im Osten erhebt sich der Schwarzwald bis auf 1000 Höhenmeter.
Die Fachgruppe Wandmalerei hat in mittlerweile zahreichen Exkursionen die Wandmalereien der Ortenau erkundet, unter anderem auch im Hanauerland die Kirchen von Linx, Leutesheim und Hausgereut. Beim Gang durch die drei Kirchen soll bewusst ein anderer Weg als üblich beschritten werden. Im Vordergrund steht nicht die Beschreibung von Bildfolgen - dafür wird ein Besuch in den jeweiligen Kirchen empfohlen - sondern die Sichtweise des Restaurators. Zunächst wird am Beispiel der Kirchen von Linx und Leutesheim die Arbeitsweise einer restauratorischen Untersuchung einschließlich der Betrachtung der Bau- und Restaurierungsgeschichte erläutert - ein Blickwinkel mit überraschenden Einsichten. Bei der Kirche von Hausgereut wird dagegen ein Blick hinter die Bilder einen Sinngehalt aufzeigen, der über Putz und Farbe hinausgeht. In Wandgemälden ist mehr Information verborgen, als man zunächst vermuten möchte.
In der Dialektologie gehört der südwestdeutsche Sprachraum zu den westoberdeutschen Mundarten, die in der Sprachwissenschaft auch unter der Bezeichnung „Gesamtalemannisch" zusammengefasst werden. Dazu gehören neben dem Alemannischen und dem Schwäbischen in Baden-Württemberg und Bayern auch Dialektgebiete von fünf weiteren Staaten. Das Alemannische ist also ein grenzübergreifender Dialekt; er wird heute in sechs Staaten gesprochen: In Deutschland in Baden-Württemberg und Bayern, in Frankreich im benachbarten Elsass, in der deutschsprachigen Schweiz, in Sprachinseln im italienischen Aostatal und im Piemont, im Fürstentum Liechtenstein sowie im österreichischen Vorarlberg. Das Alemannische lässt sich jedoch nicht nur nach außen hin von anderen Dialekten abgrenzen, auch innerhalb des
alemannischen Sprachgebiets lässt sich eine Einteilung vornehmen. Eine Binnengliederung des Gesamtalemannischen trennt
das Schwäbische, das Alemannische am Oberrhein, am Bodensee und in Vorarlberg sowie das Süd- und Höchstalemannische in der Schweiz voneinander. Der Ortenauer Dialekt gehört nach dieser Einteilung innerhalb des südwestdeutschen Sprachgebietes zum Oberrheinalemannischen und grenzt im Norden an das Fränkische, im Osten an das Schwäbische. Er ist ständig Einflüssen durch seine Nachbarmundarten ausgesetzt, die entweder in Nord-Süd-Richtung - von Karlsruhe her - wirken, oder in Westost-Richtung aus Straßburg über den Rhein die Ortenau erreichen. Im Osten befindet sich eine alte Sprachgrenze, eine starke Barriere für Einflüsse aus dem Schwäbischen - die so genannte Schwarzwaldschranke.
Das Bürgerhaus Neuer Markt ist das bedeutendste Beispiel für postmoderne Architektur in Bühl. Ursprünglich war das Kulturzentrum umstritten. Als Alternative wurde die Umnutzung der 1935 erbauten Obstgroßmarkthalle diskutiert. Nach dem Umzug der Obstabsatzgenossenschaft (OAG) ins Industriegebiet Süd im Jahr 1975 begann in Bühl eine kontrovers geführte Auseinandersetzung über die städtebauliche Entwicklung des kleinen Gewerbegebietes unmittelbar westlich der Innenstadt. Verschiedene Interessengruppen machten sich Gedanken über die zukünftige Nutzung des rund 8600 Quadratmeter großen Geländes, das die Kommune für 2,2 Millionen Mark gekauft hatte.
Johann von Manderscheid, der von 1569 bis zu seinem Tod Erweiter vnd Bestettigter Bischof{ zu Straßburg und Landgraf im unteren Elsass war, ist am 2. Mai 1592 in Zabern gestorben. In der Korrespondenz des Bischofs und seiner weltlichen Räte mit Vnserm Ambtrnann zu Marckoltzheim vnd lieben getrewen Jacoben Hüffell wird anlässlich der am 28. Februar 1578 erwogenen Aufnahme eines Juden in vnserm fleckhen Marckoltzheim bemerkt, dass ohne das aller nechst dabei Juden geseßen seien. Gemeint sind die im bischöflichen Teil des zwei Kilometer nördlich von Marckolsheim gelegenen Dorfes Mackenheim ansässigen Juden, von denen zweifellos schon früher die Rede gewesen wäre, wenn sie bereits zu Lebzeiten des 1568 verstorbenen Bischofs Erasmus von Limburg dort gewohnt hätten. In Marckolsheim selbst, wo jüdische Schützlinge des Bischofs Berchtold von Bucheck im Pestjahr 1349 denselben Verfolgungen ausgesetzt waren wie ihre theils flüchtigen, theils mit gewalt vertriebenen, theils auch hingerichteten Glaubensgenossen in Schlettstadt, scheinen von 1350 bis 1577 keine
Juden mehr gewohnt zu haben.
Über den Höhen des Schwarzwaldes im Westen von Schonach zum Prechtal hin, inmitten wilden Baumwerks, liegt der Zinken ,,Feldern“. Dort wurde am 5. Oktober 1910 der Akademische Maler, Graphiker und Buchdrucker meister Eugen Gross als jüngstes von acht Kindern geboren. Es war ein hartes Leben in der Abgeschiedenheit des Hochschwarzwaldes
1372 als Wachturm auf der bestehenden Stadtmauer errichtet, 1992 bis 1994 liebevoll renoviert, fristet der Kaiserturm seither ein scheinbar unbemerktes Dasein. Das änderte sich am 19. September 2009, als die Türen des Turms am Kaiserring geöffnet wurden. Die Verwaltung der Stadt Villingen-Schwenningen hat ein Konzept erarbeitet, um den markanten Bau zu
vermarkten.
Buhlmann will mit diesem Artikel in die Geschichte der Habsburger und in die habsburgische Zeit Villingens einführen. Im Vordergrund stehen dabei der Übergang Villingens an die habsburgischen Herzöge im Jahr 1326, die Einordnung der Stadt in die spätmittelalterlichen vorderösterreichischen Territorien im deutschen Südwesten, die innere und äußere Entwicklung Villingens u.a. als Teil der habsburgischen Landesherrschaft(en). Zeitlich wird damit das 14., 15. und beginnende 16. Jahrhundert
Villinger Geschichte erfasst.
Der eher harmlose Begriff „Sterben“ hatte zusammen mit dem „groß“ in früheren Zeiten eine andere Bedeutung. Gemeint war die Pest, in vielen Berichten von Chronisten taucht dieser Krankheitsname erst gar nicht auf, sondern es wird vom Sterben eine mehr oder weniger ausführliche Notiz gemacht. Dies führte allerdings auch dazu, alleEpidemien, die seit dem Mittelalter bekannt sind, als Pestepidemien zu deuten. Mehrere Medizinhistoriker halten eine neue Untersuchung über tatsächliche oder angebliche Pestfälle für nötig. In diesem Beitrag soll auf diesen Streit der Historiker nicht eingegangen werden, sondern weiterhin soll alles unter dem Begriff Pest in Erinnerung bleiben. In diesem Zusammenhang ist auch verständlich, dass kein Heilmittel gegen die Pest bekannt war. Die vielen Heilkräuter konnten gegen den Pestbazillus nichts bewirken. So blieb nur die Hinwendung an die Heiligen als Helfer gegen die Pest.
Romäus’ letzte Schlacht
(2010)
Von ihm geblieben sind die wundersamen Geschichten aus der Erzählwelt. Sie berichten über jene martialische Gestalt, deren um 1980 erneuertes Bild in phantasievoller Anlehnung an jenes des 19. Jahrhunderts am jetzigen Romäusturm prangt. Es ist der einstige Michaelsturm, auch Diebturm geheißen, hinter dessen festen Mauern der Lokalheld Romäus gefangen saß; verurteilt vom Gremium der Stadtrichter zu lebenslanger Haft. Von diesem legendären Mann zeugt als Zeitgenosse der Ratsherr Heinrich Hug in seiner Villinger Chronik (1495–1533).
Villingen und Munderkingen
(2010)
Es gibt sicher eine Vielzahl von historischen Verbindungen Villingens mit anderen Orten. Bernd Riedel berichtete über Villingen und Munderkingen, zwei Habsburger Städte, mit
ähnlicher wechselvoller Geschichte. Bis 1797 war Villingen habsburgisch, wurde 1805 für knapp ein Jahr Württemberg zugesprochen und wurde 1806 badisch. Munderkingen kam nach dem Pressburger Frieden 1805 von Habsburg zu Württemberg. Munderkingen liegt mit seinen ca. 6000 Einwohner in der Nähe von Ulm an der Donau. Es wurde schon 792 erwähnt und bekam 1230 das Stadtrecht von den Herren von Emerkingen. Noch vor 1297 wurde es an Österreich verkauft, um dann Ende des 14. Jahrhunderts von den Habsburgern an die Truchessen von Waldburg verpfändet zu werden. Munderkingen schloss sich mit den Städten Mengen, Riedlingen, Saulgau und Waldsee, die ebenfalls alle gepfändet waren, zum „Bündnis der Donaustädte“ zusammen. 1680 konnten diese Städte die Pfandherrschaft abschütteln und wieder unter die Habsburger Herrschaft gelangen. Durch die Klöster Marchtal, Zwiefalten und das Franziskanerkloster St. Anna wurde eine bekannte Latein schule in Munderkingen aufgebaut.
Dem Augenmerk kenntlich, glaubhaft im Tatbeweis als Garant und Bürge für die anhaltende Fortdauer der Bildüberlieferung eines alten Gemeinwesens, so erscheint uns Richard Ackermanns geistige Gestalt. Unbeugsam, knorrig, selbstsicher, eigengeprägt, versehen mit der Überzeugungskraft einer unnachahmlichen Stilgebärde steht er vor uns, aufragend wie ein Schutzpatron im Scheitelpunkt eines Brückenbogens, der aus vergangenen Jahrhunderten in unsere Jetztzeit herüberschwingt. Dieser Mittlerrolle wegen wird sich das Gedenken an ihn im Bewusstsein jener Villinger erhalten, die in kundiger Zuneigung wissentlich und nicht bloß von ungefähr hier leben. Ist dieser Maler doch der späte Spross einer kunstreichen Sippe, die im großen Schemenschnitzer Dominikus Ackermann, dem legendären Ölmüller, ihr historisches Oberhaupt hatte. Der ererbte Kunstfleiß, die lautere Werkgesinnung bewähren sich noch im Urenkel als gleichsam angeborene Tugenden. Doch der würdige Nachfahre ist kein Nachahmer. Er schafft das originäre Werk, nicht die Stilkopie.
Hitze, Staub und flüssiges Metall – lange Zeit prägten sie die Arbeitswelt von Eisengießereimeister Willi Hess in seiner 1947 in der Lantwattenstraße, Villingen, gegründeten Gießerei.
Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft musste er feststellen, dass sein bisheriger Arbeitgeber, die Aluminiumgießerei Villingen, von der französischen Besatzung restlos demontiert worden war. So baute er unter den damaligen Umständen des Tauschhandels seine kleine Gießerei auf. Sein erstes Produkt war ein Waffeleisen, mit dem wiederum andere Produkte eingetauscht werden konnten. Später wurden für die heimische Industrie unterschiedlichste Produkte, von einfachen Gußteilen bis hin zu Spezialkomponenten gegossen, die beispielsweise in Bäckereimaschinen Einsatz fanden. Gegenüber den großen Konkurrenten konnte die Willi Hess KG nur durch Flexibilität bestehen. 1969 übernahm der in Villingen geborene Sohn von Willi Hess, Gießereimeister Jürgen G. Hess, das Unternehmen mit acht Mitarbeitern. Er hatte die Vision von Unabhängigkeit durch eigene Produkte.
„Kultur“ – dieses Wort geht bei vielen Anlässen sehr leicht über die Lippen. Es in seiner Gänze zu erfassen und daraus Aufgaben abzuleiten, fällt hingegen schwer. Vielleicht hilft da eine Definition: „Kultur“, so eine Sichtweise, steht für die „gesammelten Werke und Werte“ einer Gesellschaft. Unter diesem Blickwinkel kann sich das Amt für Kultur Villingen-Schwenningen als Motor und Schnitt - stelle für Werke- und Wertevermittlung verstehen. So vielseitig der Begriff „Kultur“ ist, so umfangreich ist die Kulturarbeit selbst – gerade von und in einer Stadt wie Villingen-Schwenningen.
Nach den beiden Belagerungen Villingens im Jahre 1633 war es für die Bevölkerung wie auch für die Besatzung Villingens ein dringender Bedarf, Lebensmittel für Mensch und Futter für Tier zu bekommen. So wurden benachbarte Ortschaften überfallen und beraubt, erpresst, ja sogar gebrandschatzt. Die Beutezüge gingen in die Schwarzwaldtäler, bis in die Nähe von Horb und Hechingen, selbst größere Orte wie Bräunlingen, Donaueschingen, Hüfingen und Vöhrenbach waren davon betroffen. Wie groß die Verwilderung der Menschen damals in ihrem ständigen Kriegsleben geworden war, zeigt die Tatsache, dass bei einem solchen Beutezug nach Tuningen sogar Frauen und Kinder beteiligt waren, so groß war die Not.
Das Stadtarchiv konnte 2009 ein wertvolles Werk des gebürtigen Villingers Dr. Georgius Pictorius aus dem Jahre 1560 erwerben. Es ist damit das fünfte Buch des Autors, das sich in der umfangreichen Fachbibliothek des Stadtarchivs befindet. Er behandelt darin in neun Kapiteln ausführlich allgemeine Badevorschriften und im 10. Kapitel beschreibt er einzelne Bäder, darunter das „Neuenbad“ in Villingen, das Bad im benachbarten Schwenningen aber auch heutige Kurorte mit Weltruf wie Baden-Baden, Bad Ems und Wiesbaden sind darunter. Anschließend gibt er medizinische Ratschläge und Indikationen, worunter sich mehrere arabische Mediziner als Autoritäten finden, die er zitiert. Das erworbene Exemplar stammt aus der Bibliothek des bedeutenden Botanikers und Arztes Christoph Jacob Trew (1696-1769), dessen gestochenes Exlibris sich auf der Rückseite des Titelblattes befindet. Trew übergab seine mit 34 000 Bänden wohl umfangreichste naturkundliche Bibliothek jener Zeit 1768 der Universität Altdorf, die 1809 aufgelöst wurde. Es sind weltweit nur 10 Exemplare der Erstausgabe des Buches im Internet nachgewiesen.
Auf einer Tagung im März 2010 in Bad Herrenalb, bei der der „Fall“ des „nichtarischen“ Pfarrers Kurt Lehmann (er zählte nach den Gesetzen des NS-Staates als „Halbjude“) eine besondere Rolle spielte, kam es immer wieder zur Frage der Kontinuität im Verhalten der Badischen Landeskirche in ihrer Haltung zum NS-Staat bis 1945 und, damit in unmittelbarem Zusammenhang stehend, der anschließenden Auseinandersetzung der Landeskirche mit ihrem Verhalten (und ggf. einem etwaigen Versagen) gegenüber den Übergriffen des NS-Staates. Symptomatisch für das Verhältnis der Kirche zu einer etwaigen Schuld schien dabei ihre Handlungsweise gegenüber den „nichtarischen“ Pfarrern Ernst (Vater) und Kurt Lehmann (Sohn) zu sein.