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Im Namen Rohrbach ist die Anspielung auf Wasser schon enthalten und in seinem Wappen bereits visualisiert. Fünf blaue Wellenlinien symbolisieren den Bach im geteilten Wappenschild. Darüber stehen auf gelbem Grund die Buchstaben „r o r“. Der Bach oder „Die Bach“ wie die Mundartbezeichnung ist, hat seinen Namen nicht, wie heute oft irrtümlich angenommen, von seinem im Ortsbereich weitgehenden Verlauf in Rohren, sondern vom Schilfrohr, das am Bachufer wuchs. Das Bachwasser floss vom kleinen Odenwald in einen der nacheiszeitlich stark mäandrierenden Schwemmarme von Rhein oder Neckar, die früher bis ins Gebiet des heutigen Rohrbach und Kirchheim reichten. Der „Kerchemer See“ genannte Altarm, der Rohrbach und Kirchheim trennte, war noch bis etwa 1920 mit Wasser gefüllt. Nach seinem vollständigen Verlanden erinnert allein der Verlauf der „Oberen-“ und „Unteren Seegasse“ in Kirchheim an dieses Gewässer.
Am 26. April 1823 immatrikulierten sich zwei Schleswiger Studenten an der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität. Die Brüder Ernst (1802–1826) und Bernhard Wieck (1803–1824) aus dem unter dänischer Krone stehenden Herzogtum Schleswig hatten zuvor bereits drei Semester an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel studiert. Sie waren Söhne des Schleswiger Großkaufmanns und Senators Bernhard Wieck (1772–1851) und seiner Ehefrau Elise Wieck geb. Westphal (1772–1840), die Familie wohnte im Stadtteil Friedrichsberg und hatte eine elfköpfige Kinderschar.
Emmanuel Prince (später Duc) de Croÿ (1718−1784) hielt sich am 3. und 4. März 1742 in Heidelberg auf. Seine Eindrücke hat er in einem Tagebuch festgehalten, auf das hier ausdrücklich aufmerksam gemacht werden soll. Der Reisebericht ist an diesem Ort und in dieser Kürze leicht zu übersehen, aber kulturgeschichtlich umso wertvoller, weil er eine vorromantische Perspektive auf Stadt und Schloss bietet. Der Angehörige des französischen Hochadels hatte als Reichsfürst Ende Januar bis Mitte Februar in Frankfurt Wahl und Krönung Kaiser Karls VII. (1697−1745) verfolgt und sich im Anschluss an die Feierlichkeiten auf eine Reise durch Westdeutschland begeben (S. 28−60). De Croÿ kam aus Darmstadt nach Heidelberg, um dann
weiter nach Speyer und Mannheim zu ziehen. Die Entfernung von Darmstadt nach Heidelberg war damals noch eine Tagesstrecke, der Reisende brauchte zu Pferde neun Stunden, nämlich von sieben Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags.
Seit Jahrhunderten ranken sich Sagen und Geschichten um den Wolfsbrunnen. Allerdings beweisen die Funde von zwei Steinbeilen eine Besiedlung der Gegend um den Wolfsbrunnen schon während der Jungsteinzeit. Erstmalig historisch belegt ist der Ort durch eine Nennung des „Hauses des
Wolfskreisers (Wolfsjägers) der Pfalzgrafen bei Rhein zu Heidelberg“ in einer Urkunde aus dem Jahre 1465. 1550 wird die Quelle in ein Brunnenhaus gefasst. In den nachfolgenden Jahrhunderten wird dieses Haus von den Kurfürsten als Jagdschloss genutzt. Nach den verheerenden Kriegen des 17. Jahrhunderts und dem Wegzug der Kurfürsten Ende des 17. Jahrhunderts zerfällt in den folgenden Jahrzehnten die Anlage samt dem Gebäude. Mit Auflösung der Kurpfalz 1803 ging der Wolfsbrunnen als Staatsdomäne in den Besitz des Großherzogtums Baden über. Seit 1796 war dort ein Wirtschaftsbetrieb eingerichtet. 1822 wird das Haus nach Plänen von Weinbrenner zu einem dreistöckigen Gebäude umgebaut. Sein heutiger Zustand geht weitgehend auf diesen Umbau im Stil eines „Schweizerhauses“ zurück. In den folgenden Jahrhunderten erfolgen weitere Umbauten und Veränderungen am Gebäude und seiner Umgebung, weitgehend unbeobachtet. Das Neubauprojekt der Wolfsbrunnen gGmbH und die Renovierung des Weinbrenner-Gebäudes in der Wolfsbrunnensteige 15 bot seit 2011 erstmalig Gelegenheit, neue denkmalpflegerische und archäologische Erkenntnisse zu gewinnen.
Angesichts neuer Herausforderungen und knapper werdender Mittel geraten die historischen Bestände als Träger des schriftlichen Kulturerbes zuweilen ein wenig aus dem Fokus. Doch gelingen hin und wieder trotz gestiegener Preise auch in diesem Bereich einzigartige Neuwerbungen. So ging es der Badischen Landesbibliothek Ende 2015: Sie konnte eine kostbare spätmittelalterliche Handschrift erwerben, deren Geschichte gleich mehrfach mit Baden und der BLB verbunden ist. Ermöglicht wurde dies durch die großzügige und unbürokratische Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung
Kulturgut Baden-Württemberg und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Der Sportclub Friesenheim gehört zu den unzähligen dörflichen Vereinen, deren Gründung in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte. Bis zum Ersten Weltkrieg war der organisierte Fußballsport in der Ortenau fast ausnahmslos eine städtische Angelegenheit, erst nach dem Krieg und in den 1920er Jahren kam es nach und nach zu ersten Vereinsgründungen in den Dörfern. Über die Entwicklungsgeschichte des Fußballs im dörflich-ländlichen Umfeld ist, gerade im Vergleich zu den Städten, wenig bekannt. Lässt man die üblichen Jubiläumsfestschriften der Vereine außer acht, fehlt es grundsätzlich an analytischen Forschungen zum Fußballgeschehen auf dem Dorf. Auch aus der Frühzeit des im Jahr 1927 gegründeten SC Friesenheim ist so gut wie nichts bekannt. Der frühere Vereinschronist Emil Ell wusste 1977 in einem ersten, wohl zum SO-jährigen Jubiläum des Vereins verfassten historischen Rückblick ebensowenig über die ersten beiden Jahrzehnte der Vereinsgeschichte zu berichten wie der Verein 25 Jahre später in einer weiteren Festschrift. Das bislang älteste bekannte Foto einer Fußballmannschaft des SC Friesenheim ist demnach auch erst für die Spielsaison 1947/48 - somit also zwanzig Jahre nach der Vereinsgründung - belegt. In den ersten Nachkriegsjahren setzt zudem die erhaltene schriftliche Überlieferung
des SC Friesenheim in Form der im Dezember 1949 beginnenden Protokollsammlungen des Vereinsvorstands ein.
Über Schiedsrichter im Fußball herrscht gemeinhin die Meinung, dass sie gerade dann am besten und wirkungsvollsten agieren, wenn man ihre Mitwirkung am Spielgeschehen gar nicht bemerkt. Tatsächlich stellen die Schiedsrichter innerhalb des Fußballbetriebs nicht unbedingt die am meisten beachtete Akteursgruppe dar, obwohl ohne ihre Leitungsrolle kaum ein offizielles Fußballspiel durchgeführt werden kann. Gleichermaßen verhält es sich mit der Präsenz von Schiedsrichtern in fußballgeschichtlichen Rückblicken oder Analysen. Während über Spieler und Trainer mittlerweile eine
Vielzahl von mehr oder weniger seriösen historischen Darstellungen vorliegt, lässt sich das über die Gruppe der Schiedsrichter nicht behaupten. Außer vereinzelten autobiographischen oder journalistischen Werken zu Schiedsrichtern liegen so gut wie keine Darstellungen zur Geschichte der Schiedsrichter im Fußball vor. Lässt sich das für die Fußballgeschichtsschreibung generell feststellen, wird man in der sportgeschichtlich orientierten Regionalgeschichte, zumal in der Ortenau, ein vollständiges Fehlen von Darstellungen zu Schiedsrichtern im Fußball feststellen müssen. Der folgende kurze Abriss zum Schiedsrichter-Funktionär Fritz Sieger kann deshalb nur ein erster textlicher Anpfiff für zukünftige angemessenere Wahrnehmung der Schiedsrichter in der (regionalen) Fußballgeschichte sein.
Das Bild seiner Stadt hat er für lange Zeit mitbestimmt, und das Bild der Welt um und in sich hat er tausendfach festgehalten und gedeutet: Herbert Jäger, der erste Baubürgermeister der Stadt Lahr und danach, im Ruhestand, ein bildender Künstler mit unbändiger Schaffenslust und -kraft, wurde vor hundert Jahren - am 19. März 1916 - geboren. Auch noch viele Jahre nach seinem Tod 1999 lassen ihn sein mannigfaltiges ertragreiches Wirken, aber auch seine unverwechselbare, so eigenwillige wie anteilnehmende Persönlichkeit vielen Lahrern unvergesslich bleiben.
Bezirkskantor Ernst Wacker
(2016)
Am 24. April 2015 wurde der ehemalige Bezirkskantor von Lahr, Ernst Wacker, 90 Jahre alt. Geboren und aufgewachsen ist er als Ältester von zwölf Geschwistern in einer landwirtschaftlichen Familie in Edingen am Neckar. Bereits als Jugendlicher wurden ihm Organisten- und Chorleiterdienste in der Heimatgemeinde übertragen. Wacker erhielt als Schüler Orgelunterricht bei Ludwig Mayer, dem Kantor der Mannheimer Trinitatiskirche und legte 1943 am humanistischen Gymnasium in Heidelberg seine Abiturprüfung ab. Nach zweijährigem Kriegsdienst nahm er 1945 das Studium am Kirchenmusikalischen Institut in Heidelberg auf. Zu seinen Lehrern gehörten u.a. Hermann Meinhard Poppen, Wolfgang Fortner und Siegfried
Hermelink; von letzterem empfing er starke Impulse für seine eigenen Forschungen zum Werk Bachs. Begleitend studierte er Musikwissenschaft und Theologie an der Universität Heidelberg. Mit seinem Kommilitonen Enrico Raphaelis, dem nachmaligen Bezirkskantor in Lörrach, verband ihn lebenslang eine kollegiale Freundschaft. Eine persönliche Begegnung mit Albert Schweitzer, von der er stets mit Rührung und Ehrfurcht erzählt, markiert den Beginn seiner beruflichen Laufbahn als Kantor. Nach seiner ersten Anstellung als Kirchenmusiker in Schwetzingen wurde Ernst Wacker 1959 die neu geschaffene Bezirkskantorenstelle an der Stiftskirche in Lahr übertragen.
Das Bürgerbuch von 1356
(2016)
Das Lahrer Bürgerbuch von 1356 gilt seit langem in der Ortsgeschichtsschreibung als eine der wertvollsten Quellen zur Stadtgeschichte. Das im Lahrer Stadtarchiv verwahrte Original zog deshalb schon häufig das Interesse der Historikerinnen und Historiker auf sich. Franz Josef Mone machte 1857 den Anfang und stellte das Bürgerbuch ausführlich vor. Auch Philipp Ruppert widmete ihm 1882 einen Abschnitt in seiner „Geschichte des Hauses und der Herrschaft Geroldseck“. 1912 beschäftigte sich der Pfarrer und Heimatforscher Heinrich Neu mit der Quelle. 1928 erschien die Dissertation von Marta Paulus, die sich des Bürgerbuchs unter namenskundlichen Gesichtspunkten annahm. Eine neue Stufe erklomm die Bürgerbuchforschung dann nach dem Zweiten Weltkrieg durch die intensive Beschäftigung von Winfried Knausenberger mit der Quelle. Knausenberger stellte in über zehnjähriger Arbeit besonders familienkundliche und topographische Aspekte in den Mittelpunkt. Seine Arbeiten förderten eine große Zahl von Details ans Tageslicht, litten aber unter methodischen Mängeln. Oft fehlten eine systematische Herangehensweise und eine leitende Fragestellung. Obgleich niemand, der sich mit dem Lahrer Bürgerbuch beschäftigt, an Knausenbergers umfangreichem Werk vorbeikommt, hat es aus diesen Gründen in der Stadtgeschichtsschreibung kaum Spuren hinterlassen.
Über die Pfarreifiliale Wallburg wurde im Jahr 1982 bereits ein Bericht von Emil Schwendemann veröffentlicht, der die gesamte Geschichte des Dorfes betrifft. Besonders berichtet Schwendemann über die kirchlichen Verhältnisse des Dorfes. Es ist hier nicht nötig, auf alles schon Veröffentlichte nochmals einzugehen. Nachfolgend soll aber noch ausführlicher über den Bau der Filialkirche St. Arbogast in den Jahren 1768/69 und die damit verbundenen Schwierigkeiten berichtet werden, die beispielhaft für die damalige Zeit sind. Zur Kirchenbauzeit gehörte die Gemeinde Wallburg zum
Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen mit dem Regierungssitz in Wiesbaden. Zuständig für die Wallburger waren das fürstliche Oberamt in Lahr und als Hauptdezimator das Kloster Ettenheimmünster. Schon viele Jahre vor dem Neubau der Wallburger Kirche in den Jahren 1768/69 gab es Streit (sogen. Irrungen) zwischen der Gemeinde Wallburg und dem Prälaten von Ettenheimmünster „wegen verschiedener Zehndgattungen, besonders des Erdäpfel- und Heuzehndes von den Gemeinderiedern“. Diese Vorgänge wirkten sich naturgemäß auch auf den Neubau der Wallburger Kirche aus.
Im Jahr 2016 feiern gleich mehrere Ortschaften im Geroldsecker Land - allen voran die Gemeinde Friesenheim - das Jubiläum ihrer erstmaligen historischen Erwähnung vor eintausend Jahren. Grundlage hierfür ist eine im Jahr 1016 in Bamberg ausgestellte Urkunde, in welcher Kaiser Heinrich II. aus der Herrscherdynastie der Ottonen das arme Kloster Schuttern zum Zwecke des eigenen Seelenheils und auf Bitten des Bamberger Bischofs Eberhard mit einer Schenkung versieht. Das originale Schriftstück ist heute verschollen; es existieren nur noch Abschriften, die in fünf unterschiedlichen Fassungen vorliegen. Zwei dieser Abschriften wurden bereits im 19. Jahrhundert als Fälschungen des elsässischen Historikers Philippe Andre Grandidier (1752-1787) entlarvt. Die drei übrigen Varianten fanden Eingang in die bedeutende Urkundenedition der „Monumenta Germaniae Historica“. Sie belegen nicht nur das auch schon andernorts beobachtete Phänomen der inhaltlichen Ergänzung und Bereicherung einer Urkunde im Laufe ihrer Überlieferungsgeschichte, sondern bezeugen auch den Umstand, dass einige Ortschaften genau besehen ein falsches Jubiläum feiern.
Landesturnfeste in Lahr
(2016)
Feste haben wie das Salz in der Suppe schon immer zur Turnbewegung gehört. Jeder Turnverein und Turngau veranstaltete jährlich ein Turnfest, bei dem sowohl der Sport als auch die Geselligkeit nicht zu kurz kamen. Daneben veranstaltete auch der Landesturnerbund regelmäßig seine Landesturnfeste zur Förderung des Turngedankens und des sportlichen Wettkampfes. In Baden waren die bürgerlichen Turnvereine im 1861 gegründeten „Oberrheinischen Turnerbund“ organisiert, während die Arbeiterturnvereine dem 1893 gegründeten Arbeiterturnerbund angehörten. Bei den Landesturnfesten wurde und wird allerdings nicht nur „geturnt“. Turnfeste waren und sind bis heute vielmehr Sportfeste, bei denen alle Sportarten bestritten werden, die innerhalb des Deutschen Turnerbundes angesiedelt sind bzw. waren. Dazu gehören: Geräteturnen, Leichtathletik („Volksturnen“), Sportgymnastik, Fechten, Schwimmen und die „Sommerspiele“ (beispielsweise Faustball, Handball, Korbball, Prellball und Ringtennis). Jedes Turnfest sollte zugleich eine Demonstration der ganzen Breite und Weite der Turnbewegung sein. Die Landesturnfeste gehörten insofern zu den wichtigsten Veranstaltungen der Turner. Es war daher für alle badischen Turnvereine selbstverständlich, an einem Landesturnfest teilzunehmen und beim Festumzug „Flagge“ zu zeigen.
Manchen Kindern wird die Begabung zu Sport und Leibesübung mit in die Wiege gelegt, und wenn dann das Menschenkind noch das Glück hat, in eine Familie hineingeboren zu werden, in der jedes Familienmitglied mehrmals in der Woche mit der Sporttasche aus dem Haus geht und dazu noch mehrere Ämter in den dörflichen Sportvereinen bekleidet, dann dürfte doch eigentlich der sportlichen Karriere dieses jungen Menschen nichts mehr im Wege stehen. Nun, bei mir waren diese Voraussetzungen nur zur Hälfte gegeben. Schon immer bei den größer gewachsenen und schlaksigen Buben zu finden, ließ meine knochige und dünne Erscheinung bei niemandem den Verdacht aufkommen, in mir einen zukünftigen Zehnkämpfer vor sich zu haben. Richtigerweise schätzte mich so mancher als „Flasche" ein, was auch so seinen Vorteil hatte, denn so blieb mir sportliche Herausforderung in Freizeit und Volksschule erspart. Gegen die kräftigen Söhne der Bauern und Handwerker in meiner Klasse hatte ich keine Chance, und diesen Umstand habe ich oft am eigenen Leib erfahren müssen. Aber flink war ich, und rennen konnte ich wie ein „Salzmännli“, was überlebensnotwendig war, wenn es darum ging, einem stärkeren Nachbarsjungen zu entwischen. Es gab auch kräftige Mädchen, die umstandslos und nachhaltig hinlangten, wenn man nach dem am Zopf Ziehen nicht besser die Beine in die Hände nahm (nach dem Motto: ,,Ongscht hämm'r keini, aber renne kinne mr.“). Dass ich Jahre später gerne Handball spielte, mein Sportabzeichen machte und mir die Bundeswehr so einige Dinge in der Turnhalle im Laufschritt beibrachte, steht auf einem anderen Blatt. Da also die erforderlichen Sport-Gene bei mir fehlten, betrachtete man mich in der Familie mit Stirnrunzeln, dann mit Nachsicht, gab aber die Hoffnung nie auf.
Der Heimatforscher Emil Baader richtete im Jahre 1957 im Rathaus des Klosterdorfes Schuttern eine Heimatstube ein. Neben zahlreichem historischem Bildmaterial übergab er der damaligen Verwaltung auch eine Sammlung von Geschichtsberichten über die Gemeinde Schuttern. Die Artikel stammten aus der Heimatbeilage „Altvater“ der Lahrer Zeitung. In der Sammlung, die heute noch im Gemeindearchiv Schuttern aufbewahrt wird, befindet sich auch eine Publikation mit dem Titel: „Der Erfinder des Laufrades war Forstinspektor in Schuttern“. Gleichzeitig hatte Emil Baader auch ein Bild des Fahrraderfinders Drais mitgebracht, das seit dieser Zeit im Bürgermeisterzimmer des Rathauses Schuttern eine Wand ziert. Als der Schutterner Bürgermeister Josef Blattmann sich mit der Geschichte seiner Heimatgemeinde Schuttern befasste, war er natürlich freudig überrascht, dass das alte Klosterdorf Schuttern Verbindungen zur Geschichte des Fahrrades hatte. Was lag daher näher als zu unterstellen, dass Karl Freiherr von Drais-Sauerbronn, der badische Erfinder und Tüftler, sein Laufrad, die Draisine, nicht in Karlsruhe oder in Mannheim erfunden habe, sondern in der Ortschaft Schuttern.
Der Hockey-Club Lahr e. V.
(2016)
Oft wird gefragt wie es dazu gekommen ist, dass schon so viele Jahre in einer kleinen Stadt im Süden der Bundesrepublik eine Randsportart wie Hockey gespielt wird. Dazu ein Rückblick in die Geschichte: 1914 kam Dr. Rudolf Strasser (1874-1954) als Mathematikprofessor an das heutige Scheffel-Gymnasium nach Lahr. Er hatte 1900 den Hockeysport an einer Oberrealschule in Heidelberg eingeführt und war am 15. April 1909 Mitbegründer des Hockey-Club Heidelberg. Ob ab 1914 an dem Gymnasium schon Hockey gespielt wurde, kann nicht belegt werden. Gesichert ist aber, dass während des Ersten Weltkriegs englische Offiziere, die als Kriegsgefangene in der ehemaligen Luisenschule interniert waren, den Hockeysport auf der Stadtparkwiese ausgeübt haben. Lahrer Gymnasiasten haben dies gesehen, haben sich mit den Militärs angefreundet und durften auch einmal einen Schläger in die Hand nehmen. Nach Kriegsende überließen die Engländer den Pennälern die Hockeyutensilien wie Schläger, Tore, Bälle und Torwartausrüstung. Lahrer Sportler, die aus dem Krieg zurückkamen und vor dem Krieg schon irgendwo Hockey kennen
gelernt hatten, und Gymnasiasten nahmen 1919 das Hockeyspiel auf dem Sportplatz bei der Dammenmühle auf und gründeten im Februar 1920 die Hockeyabteilung des Lahrer Fußballvereins. Zumindest ab jetzt nahm sich Professor Dr. Strasser bis zu seiner Versetzung nach Freiburg im Jahr 1924 des Hockeysports an seiner Schule an. Innerhalb der „Sportvereinigung Gymnasium Lahr“ gab es dauernd eine Hockeyschülermannschaft.
Das Weihnachtsfest kam in Seelbach rasch näher. Die letzten Adventstage flogen nur so vorüber, und als sechsjähriger Knirps war ich von morgens bis abends mit pfiffigen Überlegungen beschäftigt, was meine zu erwartenden Geschenke betraf, denn meine Schnüffeleien, um hinter die Geheimnisse gewisser merkwürdiger Geschäfte der Erwachsenen zu kommen, blieben ohne Erfolg. In jenen Jahren um 1955 gab es in den Wintermonaten viel Schnee. Das Glockengeläut zur Frühmesse war noch nicht verstummt, da hatte ich mit meinen bettwarmen Fingern und mit kräftigem Anhauchen für ein Spickloch in den Eisblumen meines Fensters gesorgt, durch welches ich beobachten konnte, wie die ersten vermummten Gestalten über die gludrige Straße schlitterten, hin zur Frühmesse, zum Beck oder zur Bushaltestelle. Von nebenan drang der Geruch des frisch angefeuerten Küchenherds zu mir herüber und legte sich warnend über den verlockenden, aber verbotenen Duft, der aus den Büchsen entwich, die meine Mutter auf dem Schrank gestapelt hatte und nicht nur mir gegenüber vorsorglich mit einem Bannspruch belegt hatte.
„Ich bin noch im Rosszitalter ufg'wachse“, hat mir vor einiger Zeit ein 80jähriger Geburtstagsjubilar beim Interview für die Lokalzeitung in den Schreibblock diktiert. Mit diesen wenigen Worten hat er recht deutlich zum Ausdruck gebracht, welch hohen Stellenwert Pferde in der Vergangenheit im Leben der Menschen hatten. Denn „d' Ross“ waren früher das landwirtschaftliche Statussymbol schlechthin. Die nach unten gestaffelte landwirtschaftliche Hierarchie lautete in allen Dörfern: Rossbauer, Kuhbauer, Geißen(Ziegen)bauer. Aus diesem tief verwurzelten Bekenntnis zum Pferd, das seinen Ursprung in der stillen, unauffälligen Rolle als unentbehrlicher Helfer des Menschen hatte, entwickelte sich der heutige Renn-, Reit- und Fahrsport. Zumal der Gedanke, die Leistungsfähigkeit des Pferdes nicht nur bei der täglichen Arbeit, sondern auch im Bereich des sportlichen Wettbewerbs zu testen, leicht nachvollziehbar ist.
Das Fahrrad hatte schon einige Jahrzehnte der Entwicklung - vom Drais'schen Laufrad über Veloziped, Hochrad zum Niederrad mit Kettenantrieb des Hinterrads - hinter sich, als auch in der Raumschaft Lahr das große Interesse für dieses Fortbewegungsmittel und Sportgerät erwachte. Die in den 1880er-Jahren entstandenen deutschen Radfahrvereine hatten ihre Mitgliedschaft im besitzenden Bürgertum, denn noch waren die Fahrräder wegen der hohen Preise ein reiner Luxusartikel. Ende der 1880er-Jahre hatte der Radverkehr in Lahr allerdings schon derartig zugenommen, dass sich der Vorstand des Radfahrervereins „Germania“ genötigt sah, öffentlich auf einen Missstand hinzuweisen: Er bat alle Radfahrer, und insbesondere diejenigen, die keinem Radfahrverein angehörten, das Befahren von Fußwegen (Dinglinger Allee, Rosenweg, Philosophenweg und alle an den Straßen entlang führenden Gehwege) zu vermeiden.