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„ Der Kraichgau ist ein Land der Bäche, nach einem seiner charakteristischen ist er
genannt, große Wasserläufe dagegen sind ihm fremd. Auch der größte Wasserlauf,
die Elsenz ist mehr ein Bach denn ein Fluß zu nennen. Da die Bäche längst ihre
Gleichgewichtskurve erreicht haben, fließen sie ruhig in vielfach gewundenem Lauf
auf ebenen, breiten Talauen dahin" (Metz 1922, S. 13 ).
Das einleitende Zitat des Nestors der geographischen Kraichgau-Forschung Dr.
Friedrich Metz lässt vermuten, dass es wenig ergiebig ist, Untersuchungen an den
Fließgewässern des Kraichgaus anzustrengen. Doch schon Fritz Fezer (1997 u.
1999) hat in seinen Beiträgen zur Flussgeschichte der beiden Kraichgauflüsse
Elsenz und Schwarzbach sehr wohl nachgewiesen, wie fruchtbar und spannend die
Erforschung der Fließgewässer des Kraichgaus sein kann.
Den Touristen auf dem Freiburger Münsterplatz wird das Gebäude, um das es in diesem Beitrag gehen soll, kaum auffallen, steht es doch im Schatten der Alten Wache (heute Haus „des Badischen Weines"). Zudem verstellten drei Jahre lang Gerüste, Kräne und Baucontainer die Sicht auf das Haus. Dennoch ist es vielen Freiburgern bekannt, wurde es doch jahrzehntelang als Treffpunkt und Veranstaltungsort der katholischen Gesamtkirchengemeinde genutzt. Die Rede ist von der Kooperatur. Sie liegt in der im Zweiten Weltkrieg nicht zerstörten Südostecke des Münsterplatzes, zwischen Alter Wache und einem heute als Domherrenhaus genutzten Barockgebäude, schräg gegenüber dem Wentzingerhaus. Wer die Kooperatur genauer betrachtet, dem werden einige Besonderheiten an diesem Gebäude auffallen: Als erstes sticht die Maßwerkrosette in der Giebelfassade ins Auge. Spätestens dann wird einem bewusst, dass im Gegensatz zu den meisten anderen Häusern hier die Giebelseite zum Platz ausgerichtet ist. Auffällig sind auch die großen Fenster des ersten Obergeschosses mit aufwändigen spätgotischen Gewänden. In der ebenfalls mittelalterlichen Rückfront sitzt im Giebelspitz ein rundbogiges, romanisch anmutendes Doppelfenster. Diese und andere Auffälligkeiten sind durch eine verzwickte Baugeschichte bedingt, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Der gegenwärtige Umbau gab Anlass, das Gebäude intensiv zu erforschen. Dabei kamen überraschende Ergebnisses zu Tage.
Als vor nunmehr 100 Jahren die „katholische Kirchensteuervertretung“ erstmals im Kornhaus der Stadt Freiburg zusammentrat, hatte diese „steuerbewilligende Versammlung“ die Aufgabe, in Baden das Besteuerungsrecht der katholischen Kirche auf Diözesanebene einzuführen und damit eine Vorreiterrolle für Deutschland zu übernehmen. Während es bisher nur eine Ortskirchensteuer gab, die örtliche kirchliche Bedürfnisse wie die Unterhaltung und den Neubau von Pfarrkirchen und Pfarrhäusern, die Anschaffung und Unterhaltung von Kultgeräten sowie die Bezahlung der niederen kirchlichen Bediensteten, insbesondere der Küster und Organisten zu finanzieren hatte, sollte nunmehr nach dem staatlichen Gesetz, die Besteuerung für allgemeine kirchliche Bedürfnisse betreffend vom 18. Juni 18922, der überregionale Finanzbedarf durch Steuern finanziert werden, insbesondere der Aufwand für die obersten kirchlichen Landesbehörden, eine Aufbesserung gering besoldeter Kirchendiener und der Aufwand für Ruhe- und Unterstützungsgehälter der geistlichen und kirchlichen Beamten.
Der Kraichgaubote
(2020)
Der nachfolgende Beitrag entstand anlässlich der Ausstellung „1250 Jahre Kraichgau“, die als Wanderausstellung vom 4. bis zum 31. März 2020 in Bretten vorgesehen war. Passend zum Thema widmete sich das lokale Fenster zur Ausstellung Brettens erster Regionalzeitung: Der Kraichgaubote (1848–1869). Obwohl dieses Blatt über zwanzig Jahre ohne Unterbrechung an unterschiedlichen Orten erschienen ist, gibt es zu diesem Medium bislang keine einschlägige Literatur. Dies mag daran liegen, dass selbst in den großen Landes- und Universitätsbibliotheken nur einzelne Jahrgänge vorhanden sind, und dann erst ab 1850 nachgewiesen. Dabei setzt die Entwicklung dieses Blattes, das teils als „Unterhaltungsblatt“, teils als „Amtsverkündungsblatt“ klassifiziert wurde, mitten in der Zeit der Badischen Revolution ein. Von der Erstausgabe des Kraichgauboten, auf die nachfolgend näher eingegangen werden soll, ist im Karlsruher Virtuellen Katalog lediglich ein einziges Exemplar nachgewiesen. Ein weiteres befindet sich in der Bibliothek des Heimatvereins Kraichgau, das dem Stadtarchiv Bretten dankenswerter Weise vom Vorsitzenden und langjährigen Bibliothekar Herrn Alfred Götz für die Ausstellung und diesen Beitrag zur Verfügung gestellt wurde.
Mit der Einäscherung der Stadt am 13. August 1689 während des pfälzischen Erbfolgekriegs (1688–1697) verlor Bretten nicht nur sein mittelalterliches Stadtbild, sondern auch seine gesamten bis ins Hochmittelalter zurückreichenden städtischen Aufzeichnungen. Es blieb keine Urkunde, nicht ein Band der städtischen Amtsbuchserien und Rechnungen, kein einziges Aktenfaszikel erhalten.
Bretten im Kraichgau
(2019)
Bretten ist schon seit dem Mittelalter ein zentraler Ort des Kraichgaus. Als einstiger Sitz der
Kraichgaugrafen lassen sich die Spuren der wechselvollen Geschichte Brettens weit zurückverfolgen.
Auch nach mehr als 1250 Jahren seit ihrer Ersterwähnung, hat die Melanchthonstadt
ihren Charme als Kraichgau-Metropole bewahrt.
Mehr als ein dreiviertel Jahrhundert nach der Auflösung des Vereins schlummerte die Bibliothek der Gesellschaft Eintracht Bretten an verschiedenen Standorten; die letzten dreißig Jahre davon im Keller des Amtsgerichts, bis sie schließlich Ende 2019 bei Inventarisierungsarbeiten wiederentdeckt wurde. In einer ehemaligen Arrestzelle standen vier prall gefüllte Bücherschränke mit zum Teil lieblos bis zur Decke gestapelten Büchern, alle mit Schutzumschlag und Signatur versehen, ziemlich verstaubt, doch auf den zweiten Blick in einem überraschend guten Erhaltungszustand. Mit tatkräftiger Unterstützung des Vereins für Stadt- und Regionalgeschichte Bretten konnte die Büchersammlung durch das Stadtarchiv und unter Beteiligung des Stadtmuseums im November 2020 schließlich geborgen werden. Am Ende dieser Aktion waren es mehr als 2.000 Bücher, Journale und Zeitschriften, die zur weiteren Bearbeitung und Begutachtung in die „Vogtey“, das
Vereinsgebäude der Vereinigung Alt Brettheim am Kirchplatz, verlagert wurden. Nach einem Pressebericht über den wiederentdeckten „Bücherschatz“ meldete sich die Direktorin der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen, und bekundete ihr Interesse, diesen „hochinteressanten und wichtigen kulturgeschichtlichen Schatz“ zu übernehmen. Bis zu dieser Veröffentlichung war die Brettener Gesellschaft Eintracht und ihre Bibliothek der Fachwelt bislang völlig unbekannt. Weder in der Landesbibliografie noch in der Wikipedia-Liste der badischen Lesegesellschaften ist sie aufgeführt. Auch in der lokalen stadtgeschichtlichen Literatur wurde die Gesellschaft Eintracht Bretten bislang nur am Rande erwähnt.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen zwei bedeutende Ausstattungsstücke
des Konstanzer Münsters: die Grabplatte des englischen Bischofs Robert Hallum, die im
Zentrum des Chorraums in den Boden eingelassen ist, und der sogenannte Schnegg,
eine Wendeltreppe im Thomaschor. Jeweils eines davon bildet einen Schwerpunkt in der
Arbeit von Verfasserin und Verfasser. [1]
Sie verbindet ein Architekturmotiv, das im Konstanzer Münster noch häufiger, in der spätgotischen Kunst und Architektur Südwestdeutschlands aber nur sehr verstreut anzutreffen ist
Rechts und links des geradlinig verlaufenden Glotterbachs und der danebenliegenden Hauptstraße reiht sich der historische Baubestand Denzlingens wie an einer Perlenschnur auf. Teil davon ist die ehemalige Michaelskirche, die gegenüber der übrigen Bebauung etwas zurückgesetzt und der Ausrichtung nach Osten wegen etwas verschwenkt ist. Ihr genau gegenüber hat sich ein Gebäude zwischen Straße und Bach geschoben, dem die Straße ausweichen muß. Dieses heutige Gasthaus geht auf eine einstige Gerichtslaube zurück. Der Turm der ehemaligen Kirche, der sogenannte Storchenturm, erhebt sich auf einem Sockel aus großen Wacken und Steinbrocken und setzt sich aus quadratischem Unterbau und achteckigem Aufsatz zusammen, ist von Quadern an den Ecken gefaßt, von Gesimsen gegliedert und von Spitzbogenöffnungen durchbrochen. Nach oben schließt der Turm mit einer Haube ab, aus der sich acht Rippen lösen und frei aufsteigend zur Spitze verschmelzen. Den Abschluß bildet seit längerer Zeit ein Storchennest.
Zwischen dem Konstanzer Konzil 1414 bis 1418 und der Reformation, als 1527 Bischof und Domkapitel die Stadt verließen, erfuhr das Münster eine schrittweise spätgotische Umgestaltung und erhielt eine neue Ausstattung. Dazu gehörte auch der Bau einer
Kapellenreihe, die dem südlichen Seitenschiff auf seiner ganzen Länge außen angefügt
wurde (Abb. 1 und 2). Die Kapellen boten Geistlichkeit und Patrizierfamilien aus Stadt
und Umland die Möglichkeit, als Stifter für Ausstattung und Priesterstellen aufzutreten
und gleichermaßen für ihr Seelenheil und ihr Andenken Sorge zu tragen. Auch Bestattungen waren in den Kapellen möglich.
Lange Jahre standen sie unbeachtet, von einer
Tante geerbt, in meinem Bücherregal, Pfarrer
Heinrich Hansjakobs ,,Ausgewählte Erzählungen",
eine Volksausgabe in fünf Bänden. In den letzten
Jahren des 19. Jahrhunderts erschienen sie im
Verlag von Adolf Bonz & Comp. in Stuttgart,
,,eleg. gebunden", alle zusammen für M 12.-.
Aber vor einiger Zeit griff ich plötzlich nach ihnen
und ließ mich von dem von vielen längst vergessenen Volksschriftsteller aus dem Kinzigtal hineinführen in die Geschichte des Schwarzwalds und seiner originellen Menschen: der Buren und Burger,
der Handwerker und ihrer Zünfte, der Holzfäller,
Bergknappen und Flößer, der Förster und
Wildschützen, der Mönche und Nonnen, aber
auch der „Herren", der Württemberger und
Fürstenberger, der Badener, Österreicher und
Preussen und des Kaisers Napoleon.
Das Kriegsende in Villingen.
(2022)
Einst gab es einen Schwanenteich zwischen dem Hotel Sterk, dem heutigen Parkhotel, und der Brigach. Hansjörg Kindler saß während eines Fliegeralarms bei seiner Großmutter, der Hotelbesitzerin, im Keller, der auch öffentlicher Luftschutzraum war. Da fielen Bomben. Die feindlichen Flieger wollten den Bahnhof treffen, zerstörten aber vor allem die parallel verlaufende
Luisenstraße, wobei es auch Tote gab. Mit dem Trümmerschutt wurde später der Schwanenteich zugeschüttet, was viele alte Villinger heute noch bedauern.
Sturmschäden in Wäldern sind ein altes Problem der Forstwirtschaft und kehren immer wieder, doch der Sturm "Lothar" richtete in der Mittagszeit des 26. Dezember 1999 Schäden an, wie man sie bisher nicht kannte. Ein Vergleich der vorläufig geschätzten Schadholzmengen mit denen der bisherigen Jahrhundertstürme "Vivian" und "Wiebke" 1990 macht dies deullich. Während 1990 weite Teile Europas betroffen waren und die Schäden durch mehrere Stürme von Januar bis März verursacht wurden, wütete Lothar nur kurz und fast ausschließlich in Ostfrankreich und Baden-Württemberg. Der Sturm war so heftig, dass nicht nur die besonders sturmgefährdete Baumart Fichte sondern in den Hauptsturmgassen auch stabilere Baumarten wie Tanne, Eiche und andere Laubbäume, ja selbst Jungbestände geworfen und gebrochen wurden. Im Bereich der Forstdirektion Freiburg beträgt der vorhandene Baumartenanteil 68 % Nadelbäume und 32 % Laubbäume. Demgegenüber
entfielen 77 % des Sturmholzes auf Nadelbäume und 23 % auf Laubbäume.
Die Sinsheimer Killinger
(2020)
Die Killinger treten in Sinsheim in den erhalten gebliebenen schriftlichen Quellen erstmals in der Huldigungsliste von 1576
in Erscheinung, und dies gleich in großer Anzahl. Aus dem Aufbau dieser Liste kann insofern eine gewisse familiäre Struktur abgeleitet werden, als man die dort erfassten Killinger-Familienmitglieder entsprechend der Reihenfolge ihrer Erwähnung in zwei Gruppen gliedern kann. Zuerst erscheint Hans Adam Killinger als Anwalt. Ihm folgen in der Liste in einigem Abstand Jung Hans Adam und Georg Stophel Killinger, die als dessen Söhne aufgefasst werden können. In weiterem Abstand folgen eng zusammen Stophel, Hans Georg und Georg Killinger. Diese drei könnten die Söhne eines damals schon verstorbenen Bruders des alten Hans Adam Killinger gewesen sein.
Altnuifra, das vor der 1721 erfolgten Gründung von Neunuifra (heute Ortsteil
von Pfalzgrafenweiler) einfach Nuifra hieß, ist eine alte Siedlung. Der Ortsname, der in alten Schriften als Nieverun, Niuferon o. ä. erscheint, wird aus
dem Althochdeutschen niwi-farun = Neu-Fahrer, Neusiedler, abgeleitet. [1]
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte Ende des 11. Jh., als kurz nacheinander Teile von Altnuifra von den Grafen Alwig und Hermann von Sulz
und den Brüdern Burkhard und Berthold von Staufenberg dem Kloster
Hirsau geschenkt wurden. Das Kloster Hirsau trat diesen Besitz an sein in
den 1080er-Jahren neu gegründetes Tochterkloster Reichenbach ab, das noch
weiteren Nuifraer Besitz von Egilolf und Rapoto von Breitenau erhielt. [2] Aus
diesen vielfältigen Schenkungen kann geschlossen werden, dass Altnuifra
ursprünglich wesentlich größer war als zu Beginn der Neuzeit, als nur noch
zwei Höfe vorhanden waren. [3]
Auf der Basis von Feldstudien sowie Herbar- und Literaturauswertungen werden die Vorkommen einiger Carex-Sippen in
Baden-Württemberg diskutiert. Carex acuta x C. cespitosa wird neu nachgewiesen. Auf Einschleppungen von Carex cephalophora und Carex secalina wird hingewiesen. Carex flava L. var. alpina, Carex riparia x C. rostrata (= Carex x beckmanniana Figert), Carex cespitosa x C. nigra (= Carex x peraffinis Appel) und Carex cespitosa x C. elata können anhand von Herbarmaterial belegt werden. Die in der Literatur erwähnten Vorkommen von Carex binervis und Carex guestphalica x C. remota werden diskutiert.
Als Josel von Rosheim 1530 in Augsburg auf dem Reichstag auftrat, um die Judenschaft im römisch-deutschen Reich vor den Angriffen des Konvertiten Antonius Margerita zu verteidigen, war er bereits zur Führungsfigur geworden. 1529 bei einer Versammlung der Rabbiner und Gemeindevorsteher in Günzburg zum Schtadlan, zum ‚Vorgänger und Befehlshaber der Juden im Reich‘ gewählt, war es ihm gelungen, mit den dort entstandenen Günzburger Takkanot, einem 10-Punkte-Vorschlag zur Regelung des jüdischen Lebens, die dem Kaiser vorgelegt werden sollten, eine grundsätzliche Übereinkunft zu finden, um den Vorwürfen
zu begegnen. Zwar erreichten sie den Kaiser nicht mehr, da der Reichstag bereits zum Abschluss gekommen war, aber die langfristige Wirkung ist nicht zu übersehen: Rosels Bemühungen mündeten schließlich in das berühmte Privileg von Speyer von 1544, in dem der Judenschaft des Reiches umfassender Rechtsschutz gewährt wurde – „das freiheitlichste und großzügigste Privileg, das je den Juden gegeben worden ist“, urteilte Selma Stern: Es bestätigte die bisher verliehenen Privilegien, gestand sicheres Geleit zu, verbot die Schließung von Synagogen und die Vertreibung, schützte gegen die Ritualmordbeschuldigung, erlaubte höhere Zinsen für Kredite und legte fest, dass kein Judenzeichen außerhalb der Wohnorte getragen werden musste.
Der Modebegriff „Wellness“ meint eigentlich
eine altbekannte Sache. Es geht um den
aufmerksamen Umgang mit sich selbst, der
Gesundheit, Wohlbefinden und ein langes
Leben befördern soll. Kurz, Wellness ersetzt
den alten Begriff der Hygiene, der für das 1955
eröffnete, damals hochmoderne und in der
jungen Bundesrepublik allseits bewunderte
Tullabad noch so grundlegend gewesen war.
Aber damals war mit Hygiene nicht nur die
Sauberkeit der Bürger, sondern auch ihre allgemeine
körperliche Gesundheit gemeint.
Wir kennen es alle: Irgendwann erscheint eine Familie in den Kirchenbüchern
und ihre Herkunft wird nicht angegeben. Manchmal liegt es auch an der
Schwierigkeit der Handschrift eines Kirchenbuchführers; mitunter verliest
man sich und sucht an falschen Orten – kurz, es lässt sich nicht erschließen,
woher die Familie kam. Für solche plötzlich erscheinenden Familien in den
Dekanaten Besigheim und Brackenheim fanden sich folgende Hinweise auf
die Herkunft.
Im 1961 erschienenen Heimatbüchlein »800 Jahre Spielberg« findet sich als
Einleitungskapitel der Aufsatz »Spielberg und seine Bewohner«, in welchem
Franz Schofer mit großem Fleiß zusammengetragene Darstellungen verschiedener Spielberger Familien, darunter seiner eigenen namengebenden,
darbietet. Leider werden Quellen, wie oft, aber ärgerlicherweise üblich, nicht
genannt oder höchstens angedeutet.
Er hieß Eulenhorst und Krähenhorst und
befand sich auf der Nordseite des Alt-Rohrbacher Weges (von Rohrbach her Eppinger
Steige und Weg) im Birkenwald und im
Gewann Rohrbacher Weg. „Eppingen beinahe Garnisonstadt, nachdem es 1564/65
auch vorübergehende Universitätsstadt
war!” hatte ein fürstlich-patriotischer Geschichtsschreiber gejubelt.
Nun bekam die Stadt eine Garnison, wenn
auch unter ganz anderen, widrigen Umständen.
Eppingen 1933-1939
(2010)
„Den Frieden zu erringen, der Nation
Selbstbestimmungsrecht zu sichern, die
Verfassung zu sichern und zu behüten, die
allen deutschen Männern und Frauen die
politische Gleichberechtigung verbürgt,
dem deutschen Volk Arbeit und Brot zu
schaffen, ein ganzes Wirtschaftsleben so zu
gestalten, dass die Freiheit nicht Bettelfreiheit, sondern Kulturfreiheit werde” dies
waren die Ziele, die nach dem 1. Weltkrieg
der 1925 leider zu früh verstorbene Reichspräsident Friedrich Ebert1 anstrebte, der
SPD Mann aus Heidelberg, der das
Deutschlandlied am 11. August 1922 als
Nationalhymne eingeführt hatte. Indes, es
sollte anders kommen. Die schreckliche
Inflationszeit war noch nicht vorbei.
Im Sommer 1954 war das verlotterte Haus
dran; es war geglückt, die nicht gerade mit
irdischen Gütern gesegneten vier Teileigentümer für eine Instandsetzung zu gewinnen, unterstützt durch Zuschüsse der
öffentlichen Hand, wobei das Staatl. Amt für
Denkmalpflege Karlsruhe wie immer das
Meiste gab und die Landeskreditanstalt für
Wohnungsbau in Karlsruhe solche Vorhaben mit einmalig günstigen Instandsetzungsdarlehen förderte. Bei so vielen
Eigentümern war das Zuteilen der Mittel
und das Abrechnen der Kosten naturgemäß äußerst kompliziert.
Von S'Franke
(2010)
Fast 103 Jahre alt geworden wäre vor drei
Jahren Frau Bertha Frank, einst Landesprodukte-Handel Brettener Str.19 in Eppingen. Sie verstarb 2006 an ihrem Alterssitz
in den Vereinigten Staaten. Ihr Mann Arthur
im Außendienst, war sie Mutter und Verkäuferin in einem und sehr beliebt. Erzählt
ein Mädchen vom Geschenk eines Matzenbrotes beim Einkaufen von Mehl oder
Hühnerfutter (Muskator), kommt heute
noch der Protest der Buben: "unn mir
häwwe Gutsele kriegt". Indessen der Bub
(heute ist er 95), der damals die Enten freitags durchs "Knorre" Gässle hinab in die
nahe Elsenz trieb, bekam auch ein Matzenbrot und manchmal sogar ein "Fuffzigerle", was zu jener Zeit für ein Kind sehr
viel Geld bedeutete.
Schon drei Jahrhunderte alt ist der Gedanke,
das Haus mit all seinen Aspekten zu untersuchen.
Dies ist Aufgabe der Hausforschung.
Am Anfang stehen Namen verdienter Männer
wie Justus Möser (westfälischer Amtmann
1775, 1786), Georg Landau 1855 (Archivar in
Kassel), Moritz Heyne (Göttingen, 1899),
August Meitzen (Berlin, 1868, 1882), Karl
Rhamm (Innsbruck, 1897, 1909), Rudolf
Meringer (Graz, 1905). Sie beschäftigten sich
mit der Hausforschung aus beruflichem
Interesse oder der Neigung zu Heimat und
Bauernhaus und konnten in verschiedenen
Zeitschriften ihre Meinungen austauschen.
Standen sie im Staatsdienst, so untersuchten
sie zunächst das eigene Gebiet unter Beachtung
der Länder- oder Provinzgrenzen und
teilten die Hauslandschaften nach diesen Kriterien
ein. Waren sie Volkskundler, befassten
sie sich mit dem Leben, den Sitten, Gebräuchen
und Gegenständen.
Die Geschichte der Goldschmiede- mit Uhrmacherschule beginnt im Jahr 1768. Aufgrund des Vorschlages des Unternehmers Autran wurde in Pforzheim eine staatlich finanzierte schulische Berufsausbildung eingerichtet. Andreas Koessler wurde durch den Marktgraf Karl Friedrich von Baden als erster Lehrer dieser Institution ernannt und trat am 12. September 1768 seinen Dienst an. Im Laufe der nächsten 250 Jahre entwickelte sich die Schule zu einer eigenständigen und international anerkannten Institution.
Es war am Dienstag, dem 4. August 1981. Kurz nach 22 Uhr. Den alles auslösenden Telefonanruf nimmt der Freistetter Arzt
Dr. Karl-Heinz Welsche selbst entgegen. Er müsse noch rasch auf ein Schiff zu einer Frau mit Nierenkolik, unterrichtet er
seine Frau und eilt zu seinem Fahrzeug. Beim rund fünf Minuten entfernt gelegenen Gasthof „Ratz" wollte sich der Mediziner mit dem Anrufer treffen, um von diesem zum Schiff gebracht zu werden. Der Arzt hegte keinen Verdacht. Von dem zu
Helmlingen gehörenden Wirtshaus sind es höchstens zwei bis drei Kilometer zum Rhein. Für einen echten Notruf hatte sich
diese Stelle geradezu angeboten. Was dann geschah, liegt bis heute im Dunkel.
Im Zug der Schulreform der 1860er Jahre erließ die Regierung des Großherzogtums Baden am 8. März 1868 ein Gesetz den Elementarunterricht betreffend, mit dem die freiwillige Vereinigung der örtlichen Konfessionsschulen zu konfessionell gemischten Gemeinschaftsschulen geregelt wurde. Die Schulreform wurde von den badischen Protestanten begrüßt, während der Freiburger Erzbischof sie mit seinen konservativen Gefolgsleuten, den „Ultramontanen“ bzw. „Klerikalen“ bekämpfte. Liberale Katholiken befürworteten die Reform. Leimen gehörte zu den ersten Gemeinden, die eine
Gemeinschaftsschule einführten. Hier waren die Umstände dafür besonders günstig. Seit 1837 war die politische Gemeinde von der vorgesetzten Behörde aufgefordert worden, das katholische Schulhaus neu zu bauen. Das gab 1841 den Anstoß zum Kauf des Seligmannschen Hauses, in dem a) sämmliche Schulen, b) die Lehrer mit ihren Wohnbedürfnissen und c) die Gemeinde mit Versammlungs-Zimmer und Registratur untergebracht wurden. Die Amtsräume der Gemeinde befanden sich hauptsächlich im Ostteil des ersten Stockes. Im Erdgeschoss fanden zwei Schulräume Platz und in den restlichen Räumen wurden Lehrerwohnungen eingerichtet. Das Zusammenleben von Lehrern und Schülern unter einem Dach hatte im Lauf der nächsten zweieinhalb Jahrzehnte offenbar zur Folge, dass gegenseitige konfessionelle Vorurteile abgebaut wurden.
J. B. Kißling schreibt in seiner Geschichte des Kulturkampfes: „In der Schulfrage dachte der badische Liberalismus bereits im Jahre 1831 daran, die Schule von der Kirche zu ‚emanzipieren‘, der Antrag fand aber nur in der Zweiten Kammer eine
Majorität.“ Die Regierung habe an der „durch Geistliche geübten Schulaufsicht“ festgehalten. Die freie Schule war ein altes Ideal der Liberalen, während Erzbischof und Regierung am traditionellen Ideal des vertrauensvollen Zusammenwirkens von
Staat und Kirche festhielten. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten „zu einer Aktivierung des Katholizismus“ war der Freiburger Staatswissenschaftler Prof. Franz Joseph Buß. Er wandte sich „gegen Staatskirchentum und alle liberalen und nationalkirchlichen Tendenzen“. Zuerst in Baden entstanden seit 1844 katholische Vereine, 1846 gab es hier die erste „Massenpetition“ gegen die „Deutschkatholiken“, es entstand der „Ultramontanismus als antiliberale Massen-Opposition.
Ebenfalls 1846 hat der Heidelberger Professor der Rechte und Abgeordnete der Zweiten Kammer C.J.A. Mittermaier
„die Lösung der Schule von der Geistlichkeit und der Kirche“ erneut gefordert. „Die Bewegung des Jahres 1848 griff auch auf die beiden großen Glaubensgemeinschaften über“, in der Zweiten Kammer wurde die „Kommunalschule, welche für alle Konfessionen gemeinschaftlich und dem Einfluß der Kirche entzogen sein sollte“ gefordert.
Das Wort Euthanasie kommt aus dem Griechischen: „eu“ bedeutet gut, „thanatos“
heißt der Tod, also bedeutet Euthanasie: „der gute Tod“. Zu den wesentlichen Forderungen des ethischen Selbstverständnisses der Medizin zur Frage der Euthanasie
zählt die bis heute gültige Zusicherung aus dem hippokratischen Eid, der im Übergang vom 5. zum 4. vorchristlichen Jahrhundert abgefasst wurde: „Nie werde ich
irgend jemanden auch auf Verlangen ein tödliches Mittel verabreichen oder auch
nur einen Rat dazu erteilen.“
In der sprachlichen Praxis wird der Begriff Euthanasie für verschiedene Handlungsweisen gebraucht, weswegen eine exakte Definition notwendig ist:
Das bewusste Unterlassen möglicher medizinischer Hilfe bei Schwerstkranken, unheilbar Kranken und Sterbenden heißt Euthanasie, genauer passive Sterbehilfe, und
ist in Deutschland erlaubt. Das schmerzfreie Sterben solcher Kranken, das durch
Menschenhand herbeigeführt wird z. B. durch die Gabe von Überdosen von
Schmerz- oder Schlafmitteln, heißt auch Euthanasie oder besser aktive Sterbehilfe
und ist in Deutschland verboten. Euthanasie bezeichnete früher das schmerzfreie
Sterben mit hohen Dosen von starken Schmerzmitteln wie Opiaten bei Schwerstkranken, wobei versucht wird, die schädlichen Nebenwirkungen der Opiate möglichst gering zu halten, aber gleichzeitig eine Verkürzung des Lebens in Kauf
genommen wird. Heute spricht man von Palliativmedizin, die erlaubt ist.
„Euthanasie“ in Anführungsstrichen, so auch bewusst im Titel dieses Beitrags
geschrieben, bezeichnet jene nationalsozialistischen Verbrechen in der Zeit des
2. Weltkrieges, bei denen in erster Linie geistig behinderte Kranke, aber auch nicht
angepasste und unproduktive Menschen („Asoziale“) ermordet wurden.
Obwohl durch die Haager Landgerichtsordnung von 1907 Angriffe auf unbefestigte Orte und Städte geächtet waren, wurden bald nach Kriegsbeginn 1914 auch unverteidigte Städte aus der Luft angegriffen. Aufgrund der räumlichen Nähe zur Westfront wurden auf deutscher Seite vor allem die südwestdeutschen Großstädte Mannheim, Karlsruhe und Freiburg Opfer von französischen und britischen Luftangriffen. Erste Versuche, weiter entfernt gelegene Rüstungsfabriken zu treffen, führten zu Flügen über den Schwarzwald nach Friedrichshafen, Rottweil und Oberndorf. Diese drei Städte wurden im Laufe des Krieges mehrfach gezielt angegriffen, während andere Orte eher zufällig getroffen wurden. Nach einem Überblick über den Stand der Luftrüstung zu Beginn des Krieges werden im Folgenden zunächst die Angriffe auf die Rüstungsbetriebe dargestellt und
anschließend die eher zufälligen Bombenabwürfe auf weitere Städte und Dörfer der Region aufgeführt.
Strom für Mundelfingen
(2020)
Jahrtausendelang beherrschten Aufgang und Untergang der Sonne den Tagesablauf der Menschen. Wurde der Tag mit positiven Attributen wie Helligkeit,
Wärme und Sicherheit verbunden, so verbanden die Erdenbürger die Nacht mit
Kälte und Gefahr. Schon immer wurde versucht, die Finsternis zu verdrängen und
der Dunkelheit durch Fackeln und Kerzen, Öl- und Gaslampen den Schrecken
zu nehmen. Erst durch den aufkommenden Einsatz der Elektrizität Ende des
19. Jahrhunderts konnte die Finsternis endgültig bezwungen werden.
Auch die Gemeinde Mundelfingen, heute Stadtteil von Hüfingen, entschloss
sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, diese neue Technologie einzuführen und
elektrisches Licht in die Häuser und Straßen zu bringen. Im Folgenden wird der
lange und steinige Weg vom selbstproduzierten Gleichstrom im Jahr 1907 bis zur
endgültigen Umstellung auf das moderne Wechselstromnetz 1955 dargestellt.
Das Ausmaß der Verbrechen, die im Nationalsozialismus begangen wurden, übersteigt die Vorstellungskraft jedes Einzelnen. Mit Hilfe von Zahlen versucht man das Leid zu quantifizieren, aber letztendlich sind es hilflose Versuche, das Unfassbare zu begreifen. Anhand von Einzelschicksalen lässt sich natürlich nicht das gesamte Unrechtssystem erklären, aber Einzelschicksale ermöglichen zumindest einen Einblick in ein zutiefst menschenverachtendes und im wahrsten Sinne
gnadenloses Justizsystem. Am Beispiel des Schicksals von Raimund Faller aus Unadingen und seiner Ehefrau Ida wird dargestellt, wie sich die politische Justiz in Deutschland in den letzten Kriegsjahren dramatisch verschärfte und zu einer Rechtsprechung führte, die bei geringsten Vergehen die Todesstrafe verhängte und vollstreckte. Die sehr gute Quellenlage ermöglicht eine detaillierte Beschreibung der letzten Monate Fallers, bevor er am 23. März 1944 wegen Verstoß gegen das Rundfunkgesetz im Gefängnis Brandenburg (Havel)-Görden hingerichtet wurde. Für den Autor selbst hat das Schicksal Raimund Fallers eine besondere Bedeutung, da seine Urgroßmutter Lucia Marx eine Schwester von Raimund war. Sie war mit dem damaligen Bürgermeister Emil Marx verheiratet, der bei der Verhaftung Raimund Fallers auch in Erscheinung trat. Die Forschungen zu dessen Schicksal sind somit nicht nur von akademischer Bedeutung, sondern es stellt sich auch die Frage, ob die eigene Verwandtschaft eine Mitschuld am Tode Fallers hatte. Diese Fragen konnten durch das Einsehen der Gerichtsakten im Bundesarchiv in Berlin geklärt werden.
Ein Bertold von Schellenberg hat sich vor 1383 mit Guta von Blumberg vermählt. Die Erbtochter brachte die vom Haus Fürstenberg lehnbare Stadt Hüfingen
und vermutlich auch das Dorf Behla in die Ehe. Rund 400 Jahre lang hat das rasch
aufblühende Geschlecht in der Baaar eine wichtige Rolle gespielt. Es kam in Besitz
von Hüfingen, Behla, Mundelfingen, Allmendshofen, Hausen vor Wald, Heuenburg,
Bachheim und einem Teil von Kirchdorf, sowie mehrerer Herrschaften im Hegau.
Zahlreiche Privatgüter sowie Zins- und Zehnteinnahmen förderten den Wohlstand.
Der Aufstieg des Hause Schellenberg ging 1605 mit dem Tode des Arbogast
von Schellenberg unvermittelt zu Ende.
Der uralte Bach- und Ortsname Muchen, Mucha, Muchein und Muchheim ist
von badischen Beamten um 1808 in das heutige Mauchach abgeändert worden.
Alte Unadinger arbeiteten noch z'Muche.
Drei Deutungen des Namens Muchen hat WILHELM OBERMÜllER in seinem
"deutsch-keltischen, geschichtlich-geografischen Wörterbuch" 1858 angeboten:
muchain, much oder muchen = Weiler, kleines Dorf oder Versteck.
Schon immer war ich interessiert an der Geschichte unserer Region; dies wurde mir wohl von meinem Vater in die Wiege gelegt, der schon viele Jahre seines Lebens sich diesem Thema widmet. Und mit den „Geschichten“ hat alles einmal begonnen: Ich erinnere mich auch noch gut an einen Nachmittag bei meinen Großeltern, die für meine kindlichen Begriffe „ewig weit“ von uns entfernt im kurpfälzischen Nußloch bei Heidelberg wohnten. Eben damals, ich muss höchstens zehn Jahre alt gewesen sein, holte meine Oma, warum auch immer, einen geheimnisvollen Schuhkarton aus der Eckbank,
randvoll gefüllt mit Schwarzweiß-Fotografien. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an dem, was für eine Welt sich da vor mir auftat. Bilder meiner Großeltern aus jungen Jahren, meine Mutter als Kommunionkind mit langen Zöpfen, viele große Familienfeste an langen Tischen voller lachender, aber mir unbekannter Leute. Vieles gruselte mich auch irgendwie, besonders das Foto einer jungen Frau im offenen Sarg ließ mich schlucken. Meine Oma hingegen hatte da überhaupt nichts zu schlucken, sie erklärte frei heraus und scheinbar ohne jegliche Regung, welche Verwandte das gewesen und dass sie im Kindsbett gestorben sei. Jedoch der Hauptteil ihrer Erzählung bestand daraus, woher der „Asparagus“ stammte, mit dem der Sarg geschmückt war. Nun, und auch meinen Opa als Soldat zu sehen, in Russland, wie er mir dann verriet – ich war völlig verdattert. Wahrscheinlich begriff ich als kleiner Junge zum ersten Mal, dass meiner Zeit, die mir als die einzig existente vorkam, viele andere Zeiten und Epochen vorausgingen und dass die Gegenwart auch einmal zur Vergangenheit wird.
Adolf Kern
(2017)
Die Vorfahren von Adolf Kern stammen aus Ringsheim/Baden im Landkreis Ettenheim südlich von Lahr. Die Gemeinde gehörte zum Bistum
Straßburg, war also katholisch und wurde im 30jährigen Krieg von den
schwedischen Truppen Carl Gustavs gleich mehrfach zerstört, geplündert,
die Einwohner ermordet, die Kirchenbücher verbrannt. Nach dem 30jährigen Krieg siedelten sich viele Familien wieder in Ringsheim an, darunter
auch die Kerns. Sieben Generationen können zurückverfolgt werden bis in
die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Es waren überwiegend Handwerker,
auch Bauern und im 18. Jahrhundert über drei Generationen hinweg vor
allem Weber und Leinenweber.
Casimir Schweizelsperg
(2017)
Über Caspar / Casimir Schweizelsperg gab es bislang nur sehr spärliche
Informationen. Seine Vita beginnt in der Musikgeschichte erst 1706,
als er
am Stuttgarter Hof unter Vertrag genommen wurde. Von den ersten 37
Jahren seines Lebens hatte man so gut wie gar keine Kenntnisse. Das ist auch
nicht verwunderlich, war er doch zeitlebens ganz offensichtlich darum
bemüht, sein Vorleben zu verheimlichen und seine Spuren zu verwischen.
Dazu gehörte auch, dass er seinen Vornamen bei Bedarf wechselte und
gegenüber den Taufmatrikeln der St. Nikolauskirche Rosenheim beliebig
abänderte. Die eingangs nach MGG zitierten Vornamen verwandte er erst
je nach den Orten seiner Anstellung etwa ab 1706. Nach den originalen
Taufmatrikeln wird er ›Casparus Schweizelsperger‹ genannt und in deren
Abschriften ›Kaspar Schweizelsperger‹. Neben Caspar und Casimir finden
sich folgende weitere Schreibweisen: Kaspar, Kasimir, Kasimirus, sowie
Schweizelsperger, Schweizelsperg, Schweizelsberg, Schweitzelsperg.
Inzwischen konnten durch intensive Recherchen die Jahre vor 1706 seiner
Vita weitgehend aufgeklärt werden.
Als Casimir Schweizelsperg am 3. März 1714 seinen Dienst am markgräflichen Hof in Durlach antrat gab ihm der Markgraf Carl Wilhelm den Auftrag, eine Oper zu schreiben, an der das ganze Ensemble beteiligt werden sollte. Zwar lässt sich dieser
Wunsch nicht schriftlich belegen, aber das Ergebnis, die Oper »Lucretia«, vereint ganz deutlich Merkmale eines solchen Auftrages, wie sie so wohl in keiner anderen barocken Oper anzutreffen sind.
Das Karlsruher Theater war immer mit den Markgrafen, ihren Ehefrauen und der jeweiligen politischen Situation des Landes Baden verknüpft. Aus diesem Grunde war es mir wichtig, die historischen Umstände in diesen Aufsatz mit einzubeziehen und auch optisch kenntlich zu machen. Die Einteilung bis 1918 habe ich nach Regenten vorgenommen, danach nach Epochen.
Der vorliegende Aufsatz zur 300-jährigen Geschichte des Badischen Staatstheaters ist keine Grundlagenforschung, sondern eine Auswahl, Bearbeitung und Zusammenfassung verschiedener Artikel, Aufsätze, Berichte und Bücher zu diesem Thema.
Wilhelm Heinrich Riehl (1822-1897), der Begründer einer volksgewachsenen Kulturgeschichle, hat einmal geschrieben, der Gang durchs Taubertal sei ein Gang durch die deutsche Geschichte. Damit hat er Recht. Aber zu keiner Zeil kam dieser liebenswerten Region - mit Ausnahme der urfränkisch - merowingischen Besiedlung der ostfränkischen Landschaft und der christlichen Missionierung der Franken als elementare Voraussetzung unserer Kultur - eine so hohe Bedeutung zu wie in der
Zeit der Bauernerhebung von 1525. Bauernkrieg steht dafür in den Geschichtsbüchern. Man bezeichnet damit landläufig von Anfang an die Hintergründe, Motive und Vorgänge, obwohl der Begriff im Kern die Sache einseitig ungenau trifft, weil er „die größte Massenerhebung, welche die Geschichte unserer Nation bisher zu verzeichnen hat", wie der liberale Historiker Friedrich von Bezold diese Bewegung bereits 1886 nennt - lediglich auf die Ereignisse der gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen den Hohen Herren und dem Gemeinen Mann reduziert; denn mehr als 250 Jahre lang hat man in dieser ersten Revolte oder Revolution der Deutschen einzig und allein ein ungerechtfertigtes Aufbegehren, die Zerstörung und blinde Gewalt - einen Krieg der Bauern eben - gesehen, obschon wir sehr eingehend wissen, dass das blutige Ende doch eher ein Krieg gegen die Bauern war. Die Waffen hatten zu viele mundtot gemacht. Und doch erfahren wir ihre Lebendigkeit aus vorhandenen Überresten jener Zeit, aus Spuren, aus Zeugnissen anderer Menschen, von Literaten und Künstlern.
Jetzt sind sie wieder komplett, die vier Villinger Stadttore. Dietmar Kempf, Modellbauer und Mitglied im
Geschichts- und Heimatverein Villingen, hat das historische, 1847 leider abgebrochene Niedere Tor in liebevoller
Kleinarbeit wieder aufgebaut und damit ein weiteres Mal ein Stück Villinger Stadtgeschichte als Modell
sichtbar gemacht. Wir stellen hier das Werk – wie schon die vielen anderen Modelle, die er geschaffen hat –
vor. Dazu hat er eine umfassende Dokumentation über das einstige Stadttor verfasst, die wir hier in Auszügen
veröffentlichen.
Ein vergessener Künstler
(2009)
Im Oktober 2009 fand im Foyer der „Metzger-
Gutjahr-Stiftung“ in Emmendingen eine
Gedächtnisausstellung für den Maler Hans
Freiherr von Geyer zu Lauf statt, der vor 50
Jahren, im August 1959, in Freiburg bei
einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte.
Er hat ein überschaubares Werk hinterlassen,
für dessen Sammlung und Pflege seit nunmehr
25 Jahren der „Freundeskreis Geyer zu
Lauf“ e. V. mit seinen Vorsitzenden Bernd
Kellner und Ursula Kissel in der Großen
Kreisstadt tätig ist.
Den Besucher empfingen zwei Arbeiten:
„Freiburg vor der Zerstörung“ und „Herbst-
Waldstück“ mit dem Hebbel-Gedicht „Dies ist
ein Herbsttag, wie ich keinen sah. Die Luft
steht still, als atmete sie kaum. Und dennoch
fallen fern und nah die schönsten Früchte ab
von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier
der Natur. Es ist die Lese, die selber hält; denn
heute löst sich von den Zweigen nur, was von
dem milden Strahl der Sonne fällt“. Es sind
dies grundsätzliche Schlüssel für die Bildaussagen
des Künstlers.
Die Adresse ist im heutigen Mannheim nicht zu finden. Die Menschen, das Haus, sogar die Straße sind verschwunden. Die Hausbewohner fehlen im Adressbuch der Stadt seit 1940. In Archiven dagegen geben schriftliche Dokumente Auskunft. Auch in den Erinnerungen ehemaliger Mannheimer in den USA und in Israel leben das Mietshaus und seine Bewohner in schmerzlicher Erinnerung fort. Einige wenige der früheren Bewohner oder Besucher haben überlebt. Sie, die hier als Kinder oder junge Menschen ein und aus gingen, erinnern sich durchaus. Juden lebten hier bis zum 22. Oktober 1940, dem Tag, an
dem die Reise in die Todeslager begann. Wie konnten über 2000 unschuldige Menschen einer Stadt mit Wissen der
Bevölkerung aus ihren Wohnungen abgeführt, deportiert und später getötet werden? Was war da vorausgegangen, wie sah die psychologische und technische Vorbereitung aus, wie konnte alles mit Wissen, vielleicht sogar mit Billigung der Nachbarn geschehen? Eine gültige Antwort wird es wohl nie geben. Dieser Beitrag ist der Versuch einer Rekonstruktion der Ereignisse in einem Wohnhaus.
Der Verein besteht seit 1991. Viele der über das vernachlässigte bauliche Erbe der Stadt besorgte Bürger, darunter auch die ehemaligen Mitglieder der Bürgeraktion Altes Kaufhaus, schlossen sich unter dem Vorsitz von Hans Freiländer zum „Verein zur Pflege des historischen Stadtbildes Mannheim“ zusammen, der sich später den griffigeren Namen „Verein Stadtbild Mannheim“ gab.
Die Fertigstellung der neuen Suchtklinik
am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
gab dem Mannheimer Stadtbild ein Stück
seines ursprünglichen Aussehens zurück. Die
im Juni 2005 eingeweihte Klinik war anstelle
eines gründerzeitlichen Wohnhauses erbaut
worden, dessen Totalabriss im Jahr 1999
bereits fest beschlossen war. Nach heftigen
Auseinandersetzungen zwischen der Stadt,
dem Zentralinstitut (ZI), Stadtbildpflegern und
Denkmalschützern konnte schließlich die
neugotische Fassade erhalten und in den
Neubau integriert werden. Diese Lösung wird
inzwischen von allen Beteiligten als optimaler
Kompromiss gesehen.
Björn Kommer in memoriam
(2001)
„Ein Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen.“ So begann der Nachruf auf Björn Kommer am 21. 6. 2000 in der Tageszeitung „Mannheimer Morgen“. Treffender hätte man den Tod des Mannheimer Ehrenvorsitzenden der Badischen Heimat nicht kommentieren können. Björn Kommer hat viel erstrebt und viel erreicht. Seit 1960 Mitglied unseres Vereins, setzte er sich stets tatkräftig für die Pflege des Denkmalschutzes und der regionalen Identität ein. 1997 hat ihn die Mannheimer Bezirksgruppe zu ihrem Ehrenvorsitzenden ernannt. Kommer wurde am 22. 6. 1912 in Metz geboren. Sein Vater war Architekt in Metz, die Mutter eine schwedische Künstlerin. Schon bald wurde Kommer ein „echter Mannheimer“, denn die Familie siedelte nach Mannheim über. Auf dem Lindenhof aufgewachsen, studierte er in Karlsruhe und Freiburg Jura. In Russland wurde er als Soldat schwer verwundet. Etwa 1948 kehrte er nach Mannheim zurück, wurde zunächst Sachbearbeiter beim Sozialgericht und arbeitete später bis 1977 als Justitiar der Handwerkskammer.
Der Junge mit der Ballonmütze deutet auf eine Stelle im Buch. Das kleinere Mädchen hält es aufgeschlagen vor sich. Er scheint ihr etwas zu zeigen oder vorzulesen. Aufmerksam und ernst betrachten sie ein Bild oder einen Text. Die Figuren lehnen an einer von Efeu umrankten Mauer. Eine Katze schaut neugierig nach hinten in den Schulhof. Das Kleid des Mädchens, die Kniebundhosen und der Lederranzen des Jungen verweisen auf eine vergangene Zeit, ebenso die Jahreszahl 1917.
Im Stadtarchiv Altötting tauchte im Juni 2005 ein Foto auf, das eine Gruppenaufnahme aus dem Jahr 1840 zeigt. Es handelte sich um die spätere Ablichtung eines Familienbildes, das ursprünglich im Daguerreotypie-Verfahren entstanden war. Dieses Verfahren ermöglichte ab 1839 die ersten fotografischen Aufnahmen. Das nebenstehende Bild entstand anlässlich des 70. Geburtstags des Altöttinger Komponisten Max Keller im Oktober 1840 und zeigt sieben Personen. Ganz links ist Constanze Mozart im Alter von 78 Jahren zu sehen. Dieser sensationelle Fund fand weltweite Beachtung.
Im April 1999 trat bei Bauarbeiten in der Mannheimer Kreuzkirche unter dem Altar der Grundstein von 1933 ans Tageslicht. In der in ihm verborgenen Kassette befanden sich neben den üblichen Grundsteinbeigaben eine von den damaligen Vertretern der Kirchengemeinde verfaßte Urkunde mit einem den Nationalsozialismus verherrlichenden Text. Er war am 17.10.1933 in den Grundstein eingelegt worden. Der Bezirk Mannheim der Badischen Heimat ließ die örtliche Presse von dem Fund wissen. Unter der Überschrift „Erinnerungen an ,unselige Tage‘“ berichtete der Mannheimer Morgen am 24.4.99 über den Fund.