Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
- Wissenschaftlicher Artikel (5338) (entfernen)
Sprache
- Deutsch (5273)
- Englisch (61)
- Französisch (4)
Gehört zur Bibliographie
- nein (5338) (entfernen)
Schlagworte
- Geschichte (353)
- Karlsruhe (212)
- Baden (211)
- Biografie (181)
- Freiburg im Breisgau (169)
- Villingen im Schwarzwald (152)
- Villingen-Schwenningen-Villingen (125)
- Oberrheinisches Tiefland (121)
- Nationalsozialismus (118)
- Offenburg (86)
WeberHaus
(2011)
2010 konnte WeberHaus auf eine SO-jährige Firmengeschichte
zurückblicken. In dieser Zeit fanden über 30000 Familien ein
neues Zuhause. Angefangen hat alles 1960 mit 800 DM Startkapital und vielen Ideen.
Jacob Gerold, Zimmermeister in Linx, suchte altershalber
einen Nachfolger für sein Zimmerergeschäft. Er fand ihn in Hans
Weber, der bereits mit 22 Jahren den Meisterbrief in der Tasche
hatte und trotz des jungen Alters über vielseitige Erfahrungen im
Zimmererhandwerk verfügte. Doch Hans Weber lehnte zuerst ab,
ihm fehle das nötige Geld für die Übernahme der Firma. Jacob
Gerold ging es jedoch weniger um größtmöglichen Gewinn, sondern vor allem darum, sein Lebenswerk zu
erhalten, und so machte er einen Vorschlag, dem Hans Weber nicht widerstehen konnte: Jetzt den Betrieb übernehmen
und erst im Laufe der Zeit und den Möglichkeiten entsprechend zahlen. Und so
wurde es gemacht. Zum 1. Januar 1960
übernahm Hans Weber die Zimmerei Gerold mit all ihren Maschinen, Werkzeugen, Kundenstamm, Aufträgen und einem
Gesellen. In einer Übergangsphase verblieb Jacob Gerold als Seniorchef weiterhin im Betrieb.
Einmal und nie wieder
(2011)
Emil Sutor wurde am 19. Juni 1888 in Offenburg geboren. Dort
erhielt er auch seine erste - und zwar gründliche, handwerkliche
- Ausbildung als Holzbildhauer in der Werkstatt von Simmler
und Venator, die viele Kirchen belieferte. [1] Von 1907 bis 1909
studierte er an der Karlsruher Kunstakademie bei dem bekannten,
ja berühmten Hermann Volz; von 1910 bis 1911 arbeitete er
unter Bruno Wollstädter in Leipzig und bildete sich anschließend
in Dresden, München, Stuttgart und Paris weiter. Danach, 1913,
kehrte er nach Offenburg zurück, wo er eine „ Werkstatt für Friedhofskunst" gründete. Dann kam der Krieg, der ihn an verschiedene Fronten führte. Im Jahre 1919 fand er sich wieder bei Volz
in Karlsruhe ein, nun, und bis 1921, als dessen Meisterschüler. In
Karlsruhe lebte er, vielbeschäftigt, bis ihm der Tod am 13. August
1974 den Meißel aus der Hand nahm. [2]
Der neue Garten im Kloster Lobenfeld erinnert an Gärten, die es innerhalb des
Immunitätsbezirks einmal gegeben hat. Die Renovation von 17941 weist das
benutzte Areal ebenfalls als Gärten aus: Gemüse- und Obstgärten für die Bewohner
des ehemaligen Klosterbereichs. Die Nutzung ist geblieben.
Daß die Gemeinde Lobbach im Rahmen der Sanierung des ehemals selbständigen
„Ortsteils" Kloster einen Teil (heute Flurstück 185/4) der No 7 von 1794 von der
Pfälzer Katholischen Kirchenschaffnei Heidelberg erwerben konnte, rundete das
Gesamtprojekt ab.
Erinnert wird an die markantesten gärtnerischen Anlagen, die des Klosters und an
den Bürgergarten der Schaffner des 18./19. Jahrhunderts. Auch jüngere Gärten, die
hier meist Vorgänger hatten, finden ihre Würdigung.
Ein anderer Weg in die Klostergeschichte.
Manfred Sauer
(2011)
„Das Leben hat keinen Sinn außer dem, den wir ihm geben" zitiert
Manfred Sauer Thornton Wilder in der Broschüre über seine Stiftung
- und um Goethe nicht auszulassen: ,,Niemand weiß, wie weit
seine Kräfte gehen, bis er sie versucht hat". Er weiß es.
Im Sommer 1963, kurz vor dem Abitur, hatte sein Vater ihn zur
Verbesserung der Sprachkenntnisse nach London geschickt. Am
zweiten Morgen wich der junge Mann beim Sprung in die Themse
einem Pudel aus und es geschah das, was er den „Knacks" nennt.
Halswirbelbruch. Großes Glück im Unglück: Eine Krankenschwester
übernahm unverzüglich die Wiederbelebung, ein Arzt sorgte für den
Transport nach Stoke Mandeville. Viele Ärzte dort waren Juden, aus Deutschland
geflohen. Dr. Ludwig Guttmann gehörte zu ihnen. ,, Dennoch erlebte ich keine
Ressentiments" berichtete Manfred Sauer am 3. Juli 1999 in der Orthopädischen
Klinik Heidelberg bei seinem Vortrag zum 100. Geburtstag Sir Ludwig
Guttmanns. ,,Die von ihm entwickelte und in Stake seit 1944 bewährte Behandlungsmethode
war ... noch einmalig. Aus aller Welt kamen Ärzte, Schwestern und
Physiotherapeuten ... nach Stake". Der straffe Stundenplan ließ den Patienten keine
Möglichkeit auszuweichen. Sie wurden gefordert. Guttmann schätzte (Gruppen-)
Sport. Das Versprechen Guttmanns an Sauers verzweifelten Vater wird heute mit
Stolz wiederholt: ,,Ich mache Ihren Sohn zum Steuerzahler."
PRO DOMO - PRO LIBRIS
(2011)
„Den Kraichgau kennen lernen" war vor Jahren die überzeugende Erfindung des
jetzigen Ehrenvorsitzenden Bernd Röcker: Exkursionen! - Mit Sachkundigen
schauen, diskutieren - Bewahren von Fakten und Erinnerung - Auseinandersetzung
mit Entwicklungen. Die Nachhaltigkeit verlangt dann oft nach Schriftlichkeit,
nach Aufsätzen oder Büchern. So haben eine Exkursion nach Baiertal und
Jörg Zobels, des neuen Vorsitzenden, Einführung in die ungewöhnliche Ausmalung
der neubarocken St.-Gallus-Kirche zu einem Aufsatz in diesem Band geführt.
Die Hecker-Forschung
(2011)
Die folgende Auflistung von Büchern zeigt den Zuwachs an wissenschaftlichen
Erkenntnissen über Friedrich Hecker, wobei seit den 1990er Jahrfen eine starke
Zunahme an Publikationen zu verzeichnen ist.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts dominierten die persönlichen Erinnerungen von
Zeitzeugen der 1848er Ereignisse. Dann, zwischen 1923 und 1931, zwei
grundlegende Werke über Hecker und die Revolution von 1848/49 (von Heinrich
Scharp und Veit Valentin). 50 Jahre lang erscheinen danach keine wissenschaftlich
relevanten Veröffentlichungen mehr über Friedrich Hecker, bis Ende der 1970er
Jahre die Entwicklung einsetzte, die uns bis heute eine relativ breite Palette
substanzreicher Literatur über den badischen Volkshelden von 1848 gebracht hat.
Die zahlreichen Zu- und Abwanderungen über Jahrhunderte, auf freiwilliger und
gezwungener Basis, sind ein bedeutender Teil der Ortsgeschichte. Ein neuerer Teil
ist der Zuzug bzw. die Rückkehr von mehreren russlanddeutschen Familien in ihre
neue Heimat Untergrombach. Eine große Hilfe war für diese Vereinsarbeit die
Mithilfe der Zeitzeugin H.M., selbst Betroffene dieser Odyssee. Diese Personen
legten einen Weg von ca. 15.000 km in einem Zeitraum von 150 Jahren, zum
großen Teil unter Zwang zurück.
Vor genau 10 Jahren konnte der Autor als Geschenk an seine Heimatstadt
Wiesloch zu deren 1200-jährigem Jubiläum eine Zusammenstellung von Regesten
der mittelalterlichen Urkunden von Wiesloch und der Nachbarstadt Walldorf
publizieren (HILDEBRANDT 2001). Eine erste Ergänzung erschien zwei Jahre
später im Kraichgau-Jahrbuch, Band 18 (HILDEBRANDT 2003).
Die dankenswerter Weise immer besser werdenden Möglichkeiten der Internetrecherche
in vielen Archiven führten naturgemäß zu diversen archivalischen
Neufunden über Themen, die man als zusammenstellender Bearbeiter eigentlich
schon zu einem großen Teil irrtümlich als „abgehandelt" ansah. Somit sei hier ein
zweiter Nachtrag zu den mittelalterlichen Urkunden über Wiesloch und Walldorf
geboten.
Alle ohne Literaturquelle gegebenen Regesten entstammen den online-Katalogen
der jeweils genannten Archive, wurden allerdings z.T. vereinfacht, manchmal auch
ergänzt. Nur die gedruckte Literatur wird aufgeführt, die in den beiden früheren
Publikationen nicht enthalten ist.
Wer sich heute in den Tälern, an Gräben und Bächlein, die der Elsenz zufließen,
bewegt, der wird unweigerlich feststellen, dass sich dort in puncto Hochwasserschutz
Vieles getan hat. Die natürliche Landschaft hat sich durch den Bau von
Hochwasserschutzanlagen doch an etlichen Stellen verändert.
In KRAICHGAU 16/1999 hat Hans Wolfgang Riedel, damals Bürgermeister
von Waibstadt und Vorsitzender des Zweckverbandes Hochwasserschutz, die
Hochwasserschutzkonzeption im Elsenz-Schwarzbach-Gebiet vorgestellt. Eine
Zwischenbilanz soll darstellen, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um
die Hochwassergefahr, besser: die Auswirkungen des Hochwassers, zu
beherrschen.
Im Jahre 1990 saßen Bernd Röcker und ich gleichzeitig an einem Tisch in einem
Pfarrhaus und suchten nach Vorfahren. Schon zweihundert Jahre rückwärts wurde
die Sache einfach, denn unsere beiden Linien mündeten vor 1800 in die gleiche
Familie. Die Sache hatte Folgen. Beim Treffen des Heimatvereins Kraichgau am 23.
Februar 1991 in Weingarten hat Vorstand Röcker angeregt, für die Familienforscher
einen Arbeitskreis einzurichten, um Zusammenarbeit und einen Datenund
Erfahrungsausstausch zu ermöglichen. An einer Stelle sollten die Fäden
zusammenlaufen. Mit den Worten „das können Sie machen" war ich dann
„einstimmig" bestimmt worden. Nach weiteren Zusammenkünften hatten sich bis
Ende 1992 fünfzig Frauen und Männer aus der näheren Umgebung für die
Familienforschung zusammengefunden. Bald kamen auch Anfragen aus Amerika
und ebenso von „Rußlandheimkehrern", deren Vorfahren einmal aus unseren
Kraichgaugemeinden ausgewandert waren. Auch dabei fanden sich gemeinsame
Ahnen. Einige Fälle sollen hier für viele andere beschrieben werden.
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" und vermittelt dem Betrachter damit meist
eindrucksvolle Geschichten. Ist das der Grund, warum wir vor allem in katholischen
Kirchen in aller Regel höchst beeindruckende Decken- und Wandgemälde
finden? Die berühmteste Kirche mit solchen Ausschmückungen ist mit Sicherheit
die sixtinische Kapelle in Rom. Vor über 500 Jahren gestaltete Michelangelo ein
Deckenfresko, das bis heute unvergleichlich ist. Von Italien gelangte die Fresco-
Technik im 17. Jahrhundert nach Deutschland und gipfelte in den wunderschönen
barocken Kirchenmalereien.
Was hat nun die sich ganz unscheinbar am Hang westlich der Wieslocher Straße in
Baiertal erhebende katholische Kirche St. Gallus mit diesen prächtigen Barockkirchen
zu tun? Hat man die Treppen erklommen, steht man nämlich vor einer
Kirche, die in ihrer Baugeschichte noch nicht einmal annähernd das Zeitalter des
Barock erleben durfte. Der Bau entstand erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts und
wurde lediglich dem Barockstil nachempfunden. Das Innere der Kirche selbst
bietet architektonisch keine Höhepunkte, selbst der normalerweise in barocken
Kirchen besonders ausgestaltete Chorbogen präsentiert sich hier als gemeine Öffnung.
Obwohl es sich hier nicht um eine Barockkirche handelt, ist es doch eine
Kirche im Barockstil. Vermutlich aus Gründen knapper finanzieller Mittel auf sehr
einfache Weise gebaut, war das Gotteshaus bereits um 1970, knapp 60 Jahre nach
seiner Fertigstellung, im Inneren stark renovierungsbedürftig.
Ein ehren(s)werter Verein
(2011)
Wären wir bei den olympischen Spielen, dann könnte man sagen, dass sich in den
vergangenen beiden Jahren ein wahrer „Medaillenregen" über Mitglieder des
Heimatvereins Kraichgau ergossen hat. Diese seien hier in Kürze aufgeführt:
Den Beginn machten Nicolai Knauer und Dr. Peter Sinn im Jahre 2010. Sie
bekamen die Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk
Karlsruhe vom Vorsitzenden, Regierungspräsident Dr. Rudolf Kühner, überreicht.
Beide sind dem Heimatverein Kraichgau seit Jahren innig verbunden, Herr Knauer
sogar als höchst aktives Mitglied. Nach langer Zeit im Beirat wurde er im September
2011 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Dass er ein renommierter
Burgenforscher ist, muss wohl nicht gesondert erwähnt werden.
,,Ich zeichne, also bin ich" - beschreibt das ihren Impetus, frei nach Descartes'
Cogito ergo sum? Drei Monate nach dem Schlaganfall im Frühjahr 2004 - halbseitig
gelähmt, sprachlos, unfähig zu sprechen - arbeitete sie wieder wenn es nur ging.
Im Rollstuhl. Mit der Linken und mit Bleistift. Die Rohrfeder, die sie mit genialer
Selbstverständlichkeit benutzt hatte, widerstand der linken Hand. Die war nicht
geübt und auch zu schwach, mit Wendungen von Hand und Arm die Strichstärke
der Feder zu variieren, gar nicht zu denken an die Erreichbarkeit der Tinte.
Ein ganz anderer Stil nun: zart, schwebend, diffus manchmal. Geblieben: die
Ausstrahlung.
Am Samstag, dem 9. Juli 1910, um 13.30 Uhr geschah nach langen Regenfällen in
Mühlhausen im Gewann „Essig" auf 100 m Länge ein größerer Bergrutsch, der
diverse Wohngebäude und Scheunen in der Unteren Mühlstraße zerstörte. Der
Gesamtschaden wurde damals auf knapp 40.000 Mark beziffert.
Um Gelder für die Geschädigten zu sammeln, erlaubte das Bezirksamt Wiesloch
Drucke von Sonderpostkarten. Zugleich wurde an entlegener Stelle (A. Wurm,
„Der Erdrutsch von Mühlhausen bei Wiesloch", Mitteilungen des Badischen
Landesvereins für Naturkunde, Jg. 1911, S. 17-23) das Ereignis wissenschaftlich
abgehandelt.
Allen drei hier aus dem Archiv des Autors gebotenen Fotos ist gemein, dass sie
zwar schon in der Literatur publiziert sind, aber immer nur in Teilen oder mit
beschnittenen Rändern. Deshalb erschien eine erneute Veröffentlichung im
Zusammenhang mit einer anderen Arbeit über Mühlhausen sinnvoll.
Das trennende Band zur Gemarkung Schwenningen ist zerschnitten, die erste Tafel des neuen
Geschichts- und Naturlehrpfades des Villinger
Geschichts- und Heimatvereins enthüllt.
Unter großer Anteilnahme der Mitglieder des
Vereins wurde am 21. Mai die erste Station des
Villinger Pfades in der Höhe des Hölzlekönigs mit
der Anbindung an den bereits bestehenden Schwenninger Geschichts- und Naturlehrpfad eröffnet.
Von Wildigarten aus ging es entweder zu Fuß oder
mit Kleinbussen zum Ort des Geschehens.
Baumpflanzungen haben seit alters her eine sehr große praktische wie ideelle Bedeutung für
den Menschen: Bis ins letzte Jahrhundert waren die zahlreichen Funktionen, die Bäume erfüllten, und die vielfältigen Produkte, die sie lieferten, auch in Deutschland mitentscheidend für das
(Über-)Leben der Menschen. Daneben besaßen Bäume einen hohen symbolischen Wert im gesellschaftlichen und spirituellen Leben, und nicht zuletzt prägten sie durch ihre nutzungsbedingt
große Verbreitung auch außerhalb des geschlossenen Waldes das Aussehen der Landschaft. Erst
in den letzten Jahrzehnten haben Bäume ihren Platz in unseren Agrarlandschaften und ihre existenzielle Rolle im Leben der meisten Menschen verloren. Gleichzeitig haben Bäume einen starken Einfluss auf die empfundene Schönheit und das (emotionale) Erleben von Landschaften;
Offenlandschaften mit Gehölzen üben fast immer einen besonderen ästhetischen Reiz auf Menschen aus.
Zu Beginn der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts, im Zuge einer massiven Migrationsbewegung aus Italien in die Schweiz, gründete die italienische Gewerkschaft CGIL (‚Confederazione Generale Italiana del Lavoro‘) in Basel und Zürich eine Schule für italienische Migrantinnen und Migranten. Nach einer ausgedehnten Phase des Wachstums auf dem Bildungs- und
Ausbildungssektor wurde dieses Institut im Jahr 1984 in eine Stiftung schweizerischen Rechts
umgewandelt, die in der Folgezeit nicht nur Kooperationsvereinbarungen mit dem ‚Schweizerischen Gewerkschaftsbund‘ (SGB), sondern auch mit der spanischen Gewerkschaft ‚Comisiones
Obreras‘ (CCOO) (1994) sowie mit der portugiesischen ‚Confederação Geral dos Trabalhadores
Portugueses‘ (CGTP) (1996) einging. Als gemeinnützige Non-Profit-Organisation verfolgt die
heute unter der Kurzbezeichnung ECAP firmierende Einrichtung inzwischen das erklärte
Hauptziel, die Bildung jüngerer wie auch älterer Erwachsener (insbesondere der Migrantinnen
und Migranten) sowie der wenig qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der
Schweiz zu unterstützen, um die private und berufliche Integration zugewanderter Personen tatkräftig zu fördern und so einen aktiven Beitrag für den Erwerb wie auch für die Festigung der
kognitiven Mittel und Kenntnisse zu leisten, die für ein autonomes und verantwortungsvolles
Leben in unserer sich rasch wandelnden modernen Gesellschaft unverzichtbar sind.
Die thermophile Lauchschrecke (Mecostethus parapleurus) hat eine euroasiatische Verbreitung. In Baden-Württemberg liegt ihr Verbreitungsschwerpunkt im Rheintal und am Bodensee (zwischen 100 und 500 m ü. NN). Im Jahr 2010 stellten wir innerhalb weniger Tage 14 Fundorte im Hochschwarzwald und einen im Bereich der Baar-Alb fest. Weitere Vorkommen konnten in der nördlichen Oberrheinniederung und im Kraichgau entdeckt werden. Eine kleine Sensation waren die Funde mehrerer Individuen dieser Ödlandschrecke in über 1000 m Höhe am Feldberg (1416 m ü. NN), am Feldsee (1126 und 1144 m ü. NN), beim Schauinsland (Hofsgrund, 1096 m ü. NN) und im Hotzenwald (Ibach, 1015 m ü. NN). Für die relativ
schnelle Ausbreitung sind ihr gutes Flugvermögen, die Aufwinde in den Tälern, die großfächigen und zusammenhängenden Schwarzwaldwiesen und der globale Klimawandel sicher hilfreich gewesen.
Im langjährig foristisch-waldökologisch untersuchten
Schonwaldgebiet Hohes Reisach bei Kirchheim unter Teck im Vorland der Mittleren Schwäbischen Alb
(Baden-Württemberg) treten seit mindestens Ende der
1990er Jahre „Magic Circles“-artige Phänomene auf.
Es handelt sich um meist kreisrunde oder sichelförmige
Lineamente in Bärlauchbeständen, die auf dem selektiven Absterben des in der Umgebung gut wüchsigen
Bärlauchs (Allium ursinum L.) basieren. Es handelt sich
offenbar um ein neuartiges Phänomen.
Lage, Verteilung, Form, Entwicklung, Größe und
standörtliche Grundlagen dieser kreisförmigen Bärlauchblößen werden beschrieben. Ursache ist ein (hexen-) ringartig wachsender Ständerpilz (Basidiomycet),
ein Basidienpilz, dessen Fruchtkörper ein „Schattendasein“ führen: Helicobasidium longisporum. Im Hohen
Reisach-Wald parasitiert er die Zwiebeln von Allium ursinum selektiv und verursacht eine violette Wurzel- und
vor allem Zwiebelfäule. Die als pfanzensystematischer
Typus zuerst von der tropischen Insel Java beschriebene Pilzart tritt wohl als Folge der Klimaerwärmung in
Mitteleuropa und im Untersuchungsgebiet seit ca. ein
bis zwei Jahrzehnten auf, im Hohen Reisach derzeit
massiv. Als Zwischenwirt dienen ihm Birnengitterrostpilze von den benachbarten Streuobstwiesen. Es handelt sich um ein Lebewesen, das in drei verschiedenen
Formen auftritt und das sowohl seinesgleichen, Pilze,
wie außerdem höhere Pfanzen, hier den Bärlauch, parasitiert.
Die Riesen-Wollbiene (Anthidium septemspinosum)
wurde aktuell an 16 Fundorten in der Oberrheinebene
zwischen Munchhausen und Erstein gefunden. Die Art
besiedelt hier Feuchtwiesen und trockene Kiesflächen,
oftmals angrenzend an wechselfeuchtes Grünland und
Grünland angrenzend an eine Siedlung. Die Hauptflug- und Beobachtungszeit der Art liegt Anfang Juli bis Mitte
August etwa zur Blütezeit des Weidenblättrigen Alants
(Inula salicina). Aufgrund des anhaltenden Rückgangs
geeigneter Lebensräume und des kleinen und isolierten besiedelten Areals halten wir die Art für hochgradig bedroht. Auf die große und auffällige Wildbiene
sollte bei dem Besuch von Feuchtwiesen besonders
geachtet werden.
Auf der Internetseite der Stadt Leinfelden-Echterdingen kann man einen ortsgeschichtlichen Rundgang durch Echterdingen machen. [1]
Unter Nr. 27 gibt es
Informationen zum Gasthaus »Hirsch«. Durch sie erfährt man, dass der damalige Schultheiß Johann Ludwig Stäbler (1719 –1781, seit 1756 im Amt) das
Gasthaus 1772 mit Unterstützung des Herzogs Carl Eugen wiederaufgebaut
habe: »Der Landesherr [...] verkehrte nämlich gerne im Hause des schlagfertigen Schultheißen Stäbler, was nicht zuletzt an dessen junger, gut aussehender
Tochter Anna Katharina (geb. 1753) lag, der er ausgesprochen herzlich zugetan war. Als sie ein Kind von ihm erwartete, führte ihr der Herzog den Plieninger Wirtssohn Johann Friedrich Bayha als Ehemann zu. Sie waren tüchtig
und betrieben den Hirsch mit viel Erfolg. Auch der Herzog selbst war dort
noch oft als Gast, wenn er zur Jagd ging. [...] Das großformatige Ölgemälde
mit seinem Portrait, das der Herzog Karl-Eugen nach der Fertigstellung des
Hauses als Zeichen seiner besonderen Gunst gestiftet hatte, hängt noch heute
an seinem Platz im schön renovierten ›Saal‹ des Hirschs.«
Angehörige der Familie Senft von Sulburg bestimmten das Geschehen in der
Reichsstadt Schwäbisch Hall in verschiedenen Funktionen als Sulmeister,
Münzmeister, Schultheißen, Richter und Pfleger der Stadtkirche St. Michael
vom 14. bis ins 16. Jahrhundert mit. Frühe Namensträger mit unklaren Verwandtschaftsverhältnissen sind: Burkhard Sulmeister (zuerst 1216, Magister
salsuginis 1228, Salzmagister 1236); Walter Sulmeister (»der Alte«, 1249 Ratsherr, ein großer Wohltäter des Spitals); Heinrich Sulmeister (1263 Ratsherr);
Burkhard Sulmeister (1278 ein Guttäter des Spitals, 1304 Ritter des Johanniterordens); Otto Sulmeister (1310 ein Guttäter und Stifter). Walter Sulmeister
(1317 Stättmeister, 1346 Senator) hat das Kleinod des Wappens geändert und
den Namen Senft oder Senfft eingeführt. [1]
Die direkte Stammfolge beginnt mit
Walter († 1400), dem sein Sohn Konrad († 1434) und drei Enkel, die eigene
Linien begründeten, folgten. [2]
Gilg († 1514), ein Sohn von Konrad, dem
Begründer der älteren Linie, hat von 1492 bis 1494 ein Haus in der Oberen
Herrengasse erbaut, an dem sich noch heute das Familienwappen befindet
(Abb. 1). [3]
Zwischen 1995 und 2010 untersuchte der pensionierte Realschullehrer und
Schulamtsdirektor Fritz Franz aus Freudenstadt die Nachkommen eines 1488
im Lagerbuch des Klosters Alpirsbach zum ersten Mal erwähnten Hanns
Frantz aus Unterehlenbogen. [2]
Fritz Franz nahm an, dass alle Franz aus Unterehlenbogen, welche auch in verschiedenen Lagerbüchern des 16. Jahrhunderts
erwähnt werden, von diesem Hanns Frantz abstammen. Da die Kirchenbücher (KB) der Pfarrei Alpirsbach, zu der Unterehlenbogen damals (wie auch
heute noch) gehörte, erst 1607 durchgängig einsetzen, kann diese Annahme
weder bestätigt noch widerlegt werden. Dagegen hat Fritz Franz zweifelsfrei
festgestellt, dass die über die Jahrhunderte hinweg in Rötenbach (KB Alpirsbach), Marschalkenzimmern, Lombach, Vierundzwanzig Höfe (KB Dornhan)
und Wittendorf wohnhaften Franz von den Unterehlenbogener Franz abstammen. Einzelne Personen verließen ihre engere Heimat und begründeten
andernorts neue »Franz-Linien«. Zu ihnen gehört Friedrich Franz, der 1893 in
ein katholisches Gebiet im Großherzogtum Baden zog und dabei nicht nur
eine Landes-, sondern auch eine Konfessionsgrenze überschritt.
Die heute weit verbreitete Gesamtfamilie Nestle stammt aus Nagold, wo der
Name seit 1373 als Nästlin und seit etwa 1400 als Nestlin vorkommt. Die
Schreibweise Nestle erscheint in Nagold erstmals in der Musterungsliste von
1523, doch kommen auch später noch Namensformen wie Nestlin, Nästlin,
Nestlen und Nästle (die letzteren beiden bis heute) vor. Heinrich Nestle
(Henri Nestlé) aus Frankfurt am Main und die von ihm begründete Firma
Nestlé in Vevey (Schweiz) führ(t)en als Familienwappen bzw. als Firmenemblem ein Vogelnest. [1]
Die Namensforscher Bahlow und Udolph leiten den Familiennamen Nestle nicht von »Nest«, sondern von »Nestel« (für Schnürsenkel)
ab, sodass es sich um einen Übernamen nach dem Beruf des Nestlers handeln
würde. [2]
Da in Hunderten von frühen Belegen aus dem Raum Nagold allerdings so gut wie nie die Namensform Nestelin (mit einem zweiten »e«)
vorkommt, [3]
ist diese Ableitung aber unwahrscheinlich. Dagegen kann Nestlin/Nästlin auch die Verkleinerungsform zu »Nast« sein, das eine schwäbische
bzw. mittelhochdeutsche Nebenform für »Ast« ist und in Württemberg ebenfalls als Familienname vorkommt (eine Analogbildung zu Nestle/Nästle wäre
dann der Familienname Zweigle). [4]
Dementsprechend führte der Nürnberger
Vikar Johann Nast 1524 einen Ast im Wappen. [5]
Die »württembergische Ehrbarkeit«, seit der 1946 vorgelegten Dissertation
von Hansmartin Decker-Hauff [1]
über »Die Entstehung der altwürttembergischen Ehrbarkeit 1250 –1534« ein gängiger, wenn auch nicht sehr präziser
Begriff, bildet neuerdings wieder einen Mittelpunkt der landeskundlichen
Forschung. Zwei kürzlich erschienene Monographien widmen sich dem
Thema: Die Historikerin Gabriele Haug-Moritz [2]
schreibt über »Die württembergische Ehrbarkeit. Annäherungen an eine bürgerliche Machtelite der Frühen Neuzeit«, der Nationalökonom Otto K. Deutelmoser [3]
über »Die Ehrbarkeit und andere württembergische Eliten«. Auch in genealogischen Studien
findet sich der schillernde Begriff der Ehrbarkeit häufig, und es liegt nahe, dass
gerade genealogische Beziehungen eine Führungsschicht schaffen bzw. erhalten können. Unverständlich ist daher eine Bemerkung auf der Umschlagrückseite des Buches von Deutelmoser, dass man »kurioserweise« versucht habe,
die Ehrbarkeit mit Mitteln der Genealogie zu erklären. Dies führt der Autor
aber selbst ad absurdum, wenn er auf der letzten Textseite seines Buches 25
Familien mit Namen nennt, die seiner Meinung nach – als Familie in mehreren
Generationen – zur Ehrbarkeit zu rechnen sind, darunter Uhland, Gmelin,
Schwab, Autenrieth, Moser, Rümelin, Bilfinger, Harpprecht, Köstlin, Osiander und Zeller.
Fünf Monate, nachdem Herzog Friedrich I. von Württemberg (* 19. 8. 1557)
am 29. Januar 1608 gestorben war, erstellten die württembergischen Räte, insbesondere Melchior Jäger von Gärtringen (1544 –1611), [2]
ein Gutachten über
dessen Konkubinen und Kupplerinnen, die damals in Haft saßen. [3]
Mit den
sogenannten Ehebrecherinnen gingen die Räte erstaunlich milde um; sie wiesen auf deren Jugend hin und rieten, »die Strafe in Gottes Hand fallen zu lassen«. Bezüglich der sechs verhafteten Kupplerinnen meinten sie, zwei von
ihnen seien weniger belastet, nämlich die Schulmeisterin in Freudenstadt und
die Ketterlin im Harnischhaus. [4]
Strenge Strafen empfahlen sie dagegen bei der
Möringerin in Urach, der Lichtkämmerin in Tübingen, der Hausschneiderin
zu Heidenheim und der Anna Maria im Harnischhaus. Ihre Haushalte sollten
aufgelöst, sie selbst »aus den Augen geräumt« werden. Über Magdalene
Möringer habe ich bereits ausführlich berichtet. [5]
Anna Maria im Harnischhaus, Ehefrau des Trabanten Hans Jacob Stählin, [6]
und die Ketterlin [7]
finden
sich später nicht mehr in den Akten. Über die drei anderen Kupplerinnen hingegen erfährt man verhältnismäßig viel, da sie, ebenso wie Magdalene Möringer, beim Reichskammergericht (RKG) in Speyer gegen Herzog Johann Friedrich (1582–1628), den Sohn und Nachfolger Herzog Friedrichs, geklagt haben.
Im Jahr 2010 hat unser Verein das ehrwürdige Alter von 90 Jahren erreicht.
Dies möchte ich zum Anlass nehmen, im Folgenden zwar nicht in epischer
Breite, aber doch verständlich und übersichtlich über die wahrhaft stolze und
bisher erfolgreiche Geschichte unserer Organisation zu berichten. Dabei
möchte ich mich auf vier Schwerpunkte konzentrieren:
1. den Aufbau des Vereins (die Gründung, die Organisation, Standorte u. a.),
2. die Personen (Vorstand, sonstige Aktive),
3. Entwicklungen, wichtige Ereignisse und
4. die Vereinsarbeit (Publikationen, Vorträge, Beratung, Ausflüge usw.).
Diese vier Punkte spiegeln sich in der Satzung des Vereins wider.
Das Thema »Auswanderer« hat für die Familienforscher mithilfe der leichteren Suche im Internet nach Nachkommen von ausgewanderten Württembergern eine ganz neue Dimension bekommen. Manche Genealogen hatten bisher
das Thema einfach »links liegen« lassen, weil sie sich davon keine interessanten
Erkenntnisse versprachen. Unsere eigene Familienforschung hat aber durch
die neuen Kontakte auch ganz neuen Schwung bekommen. Wir fanden es sehr
spannend, plötzlich eine große Zahl »neuer« Hartenstein in Übersee zu entdecken, deren Vorfahren in Balingen, Cannstatt und Dornstetten ansässig waren.
Inzwischen haben sich sehr schöne freundschaftliche Kontakte mit den Hartenstein in den USA, in Australien und Südamerika entwickelt. Im Folgenden
seien beispielhaft der Lebensweg und die Familienverhältnisse des Auswanderers Gottlieb Hartenstein dargestellt.
Aus den vorläufigen Erkenntnissen der derzeit im Entstehen begriffenen
Familienchronik Rommel (Teil 1, Ostalb-/Denkendorfer Linie) lässt sich über
die Jahrhunderte hinweg der Beruf des Maiers oder »Beständers« quasi als
Familienmerkmal der Rommel bis zum Ende der agrarisch geprägten Wirtschaftszeit feststellen. Die jeweils auf drei, sechs oder auch neun Jahre gepachteten Maierhöfe blieben jahrzehntelang im unternehmerischen Zugriff der
Rommel-Familie(n), häufig auch generationenübergreifend. Einige Beispiele
hierzu sind das Hofgut des Klosters Lorch in (Stuttgart-)Münster am Neckar,
der Adelbergische Tennhof bei (Fellbach-)Öffingen, die Lorchischen Landachtgüter und Einzelhöfe in (Ludwigsburg-)Oßweil, der Lorcher Maierhof
in Bissingen an der Enz, der Sturmfedersche Maierhof in Großingersheim
(ursprünglich zwei Maierhöfe: Sichlingshof und Münchhof) und der Kloster-Maierhof in Denkendorf. [2]
Dem am 9. Februar 1601 in Chur vom Domkapitel neu gewählten Churer Bischof Johann V. Flugi von Aspermont (1601-1627) stand nicht nur ein schwieriges, in persönlicher Hinsicht wiederholt leidgeprüftes Episkopat bevor, sondern der Beginn des 17. Jahrhunderts war auch eine der turbulentesten Epochen in der über 1550-jährigen Geschichte des Bistums Chur. Der Freistaat der Gemeinen Drei Bünde, welcher zum Kernterritorium des kirchlichen Sprengels zählte, lag damals im Spannungsfeld der europäischen Großmächte. Der verhängnisvolle Zankapfel „Freier Durchpass“ für französisch-venezianische oder spanisch-mailändische Truppen über die Alpen markiert den Ausgangspunkt zu einem bald offen ausbrechenden Parteienkampf in Bünden, der sich zu einem konfessionspolitischen Flächenbrand ausweiten sollte. Er stellt den Beginn der so genannten „Bündner Wirren“ dar und belastete beinahe die gesamte Regierungszeit Johanns V. Wegen der auf willkürlich zusammengerufenen Strafgerichten gefällten Schandurteile, die mitunter direkt gegen Leib und Leben des ersten tridentinischen Churer Reformbischofs gerichtet waren, musste Johann V. bis 1610 größtenteils von seinen österreichischen Bistumsteilen Vorarlberg (Stadt Feldkirch) oder Vinschgau (Schloss Fürstenburg) aus die kirchlichen Geschicke leiten. Am 4. Mai 1610 erhielt er von der Stadt Chur die Zusicherung des freien Geleits für seine Rückkehr in die Bischofsstadt, wo er — auf dem Ritt von Feldkirch her über die Luzisteig nur knapp einen Attentat entkommen — im November 1610 eintraf. In diese Zeit der Wirren fällt im Februar/März 1611 — also genau vor 400 Jahren — der Anfang der seither beinahe lückenlosen Führung der Churer „libri ordinandorum“, der Weihebücher, auch „protocolli ordinandorum“ genannt, in welchen man neben den herkömmlichen Einträgen der Kandidaten mit Zulassung zu den niederen und höheren Weihen ab dem Episkopat Johanns VI. Flugi von Aspermont (1636-1661), einem Neffen des oben Genannten, auch Einträge zu vollzogenen Kirchweihen und Investituren findet.
Die drei Bände der Edition der Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 16. Jahrhundert, die der frühere Archivar der Erzdiözese Freiburg, Dr. Franz Hundsnurscher, erarbeitet und die Dr. Dagmar Kraus im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg redigiert und mit einer profunden Einleitung, unentbehrlichen Verzeichnissen und — wie ich mich bei der Arbeit mit den Bänden überzeugen konnte — mit einem glänzenden, höchst eingehenden und wohl durchdachten Kommentar sowie einem gerade bei einem solchen Werk unerlässlichen Register versehen hat, sind nicht nur äußerlich ein opus magnum. Wenn man die geschlossene und gut zu handhabende Form der neuen Edition der Investiturprotokolle ansieht, möchte man mit Martin Luther im „Sendbrief vom Dolmetschen“ formulieren: „Lieber / nu es [...] bereit ist / kans ein yeder lesen vnd meistern / Laufft einer ytzt mit den augen durch drey vier bletter vnd stost nicht ein mal an / wird aber nicht georar welche wacken vnd klötze da gelegen sind / da er ytzt vber hin gehet / wie vber ein gehoffelt bret / da wir haben müssen schwitzen vnd vns engsten / ehe den wir solche wacken vnd klötze aus dem wege reümeten / auff das man kündte so fein daher gehen. Es ist gut pflugen / wenn der acker gereinigt ist.“ Die jetzt vorgelegten Bände schließen an die Edition der älteren Konstanzer Investiturprotokolle aus dem 15. Jahrhundert an, die der Archivar und Direktor des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe, Manfred Krebs, in den Jahren von 1938 bis 1954 im „Freiburger Diözesan-Archiv“ publiziert hat und die noch 1954 zusammengefasst und als eigene umfangreiche Publikation (1047 Seiten Edition und 160 Seiten Register) vorgelegt wurden.
Das Motiv des Totentanzes in Form einer Bilderserie hat sich seit dem späten 13. Jahrhundert, ausgehend von Frankreich, nirgends so sehr verbreitet wie im deutschen Südwesten, im Elsass und in der Nordschweiz. Als Vorstufe des Motivs gilt die Legende von den drei Toten und den drei Lebenden. Eine frühe Darstellung dieser bildlichen Darstellung des „Memento mori“ besitzt die Pauluskirche in Badenweiler. Die Fresken an der nördlichen Chorwand der Kirche stammen aus der Zeit nach 1368, als sich die Grafen von Freiburg nach dem Übergang der Stadtherrschaft an Habsburg nach Badenweiler zurückzogen. Sie wurden nach dem Abriss der gotischen Vorgängerkirche aus deren Vorhalle an den jetzigen Standort versetzt. Vermutlich handelt es sich bei der Badenweiler Bilderserie um das älteste Zeugnis dieses Motivs auf deutschem Boden. Die wohl bekannteste Darstellung des eigentlichen Totentanzmotivs wurde dann um 1460 an der Friedhofsmauer des Basler Dominikanerklosters ausgeführt, vielleicht von einem Mönch des Predigerkonvents. Hans Georg Wehrens hat neben 15 Beispielen der Legende von den drei Lebenden und Toten 51 Totentanzdarstellungen im alemannischen Sprachraum nachgewiesen. Der „Freiburger Totentanz“ gehört zu den kunstgeschichtlich höchst seltenen Totentanzbilderserien aus der Rokokozeit. Er befindet sich in der Vorhalle der Michaelskapelle im Alten Friedhof der Stadt.
Für das Bistum Würzburg enthielten die so genannten „libri collationum“ Informationen über die verschiedenen Pfarrpfründen, Kaplaneibenefizien und Messstiftungen sowie deren Inhaber und Kollatoren im 16. Jahrhundert. Diese Quellen sind jedoch nicht erhalten, da sie mit großen Teilen der übrigen Bestände des Bistumsarchivs beim Bombenangriff auf die Stadt am 16. März 1945 verbrannten. Über den Aufbau und Inhalt der Verleihungsbücher geben heute im Wesentlichen — neben wenigen weiteren Studien — zwei Werke Auskunft, deren Autoren die Handschriften noch vor ihrem Verlust für ihre Arbeiten heranziehen konnten und Einzelheiten daraus überlieferten. Der frühere Würzburger Bistumsarchivar Franz Josef Bendel beschrieb in seinen Veröffentlichungen drei „libri collationum“: Einen ältesten Band (I) von ca. 1543, einen jüngeren (II) von ca. 1556 und einen weiteren (III) von ca. 1594. In größerem Umfang sind lediglich aus dem ältesten der drei „libri“ Daten erhalten, aus dem mittleren gibt es nur einen überlieferten Abschnitt, aus dem jüngeren dagegen gar keine Passagen, die sich sicher auf ihn zurückführen ließen.
Der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker sagte einmal: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ In diesen Tagen, genau am 1. November 2010, dem Fest Allerheiligen, sind es 40 Jahre her, seit es die „Freiburger Domsingknaben“ gibt. So dürfen wir dieses Jubiläum als eine Art von „Erntedankfest“ dieser Institution feiern. Denn am Ende mancher Abschnitte unseres Lebens erscheint es angebracht, über wichtige Zeitfenster nachzudenken
und in Betreff auf die eingebrachte Ernte Bilanz zu ziehen, um sich für zukünftige Wachstums- und Erfolgsphasen zu rüsten. Bei dem Rückblick auf die vergangenen vierzig Jahre, um den mich der jetzige Domkapellmeister freundlich ersucht hat, kann es sich hier wohl bestenfalls um einen Überblick handeln. Einige Streiflichter sollen etwas Einblick in die Gründer- und Anfangszeit der Domsingknaben geben, die ich knapp 33 Jahre lang, vom 1. November 1970 bis zur Stabübergabe an meinen Nachfolger Boris Böhmann am 12. Januar 2003, mit viel Freude leiten durfte.
Gratilla in Gremmelsbach
(2011)
Auch die Pfarrei Gremmelsbach, heute mit der Pfarrei Nußbach Teil der Seelsorgeeinheit Triberg, kann auf eine lange, bewegte Geschichte zurückblicken. Im Mittelalter gehörte sie zur Pfarrei Schonach, die erstmals 1275 im „Liber decimationis“ erwähnt wird. Zu ihrr zählten auch Triberg und Niederwasser. Quellen, die Genaueres über Gründer und Gründungsjahr aussagen, gibt es bis dato nicht. Triberg wurde 1564 von der Mutterkirche Schonach getrennt. Nußbach und Gremmelsbach bildeten zusammen 1618 eine eigene Pfarrei, Sitz des Pfarrers war Nußbach. Seit 1683 diente die Hohnenkapelle in Nußbach zur Abkürzung des Kirchwegs für die Gremmelsbacher; der Pfarrer kam ihnen ein Stück weit entgegen. Eine Hofverordnung (Wien) erhob 1786 Gremmelsbach zur „Lokalkaplanei“. 1788 wurde Gremmelsbach rechtlich eine eigene Kaplanei, aber erst drei Jahre später zog der Lokalkaplan auf, Michael Albrecht aus Waldshut.
In Baden-Württemberg wird der Pechnelke (Lychnis viscaria L.) von Seiten des Naturschutzes starke Aufmerksamkeit entgegengebracht. Die Art steht auf der Roten Liste (BREUNIG & DEMUTH 1999, landesweit RL 3 (gefährdet), im Odenwald RL 3, sonst meist RL 2 (stark gefährdet), mit ausführlichen Erläuterungen zur Art). Sie ist im Artenschutzprogramm für besonders gefährdete Pflanzenarten, im Aktionsplan Biologische Vielfalt und im 111 Arten-Korb der Naturschutzverwaltung vertreten (www.naturschutz.landbw.de). Obwohl die Pechnelke fast landesweit verbreitet ist, bestehen nur noch am Rande des Odenwalds dichtere Vorkommen; sie muss als vom Aussterben bedroht angesehen werden. Der landesweite Bestand wird auf wenige 1.000 Individuen geschätzt, nur wenige Vorkommen befinden sich in Schutzgebieten. Alle Vorkommen der hauptsächlich in Saumgesellschaften wachsenden Art können durch Veränderungen der Habitate leicht vernichtet werden. Als wirksamste Maßnahme wird der Biotopschutz angegeben (SE YBOLD 1993).
Ehrendes Gedenken anlässlich seines 450. Todesjahres veranlasst diese Darstellung seines Lebens, seines Wirkens, seiner überzeugenden, ja gewinnenden Persönlichkeit anhand überlieferter schriftlicher Zeugnisse über ihn und von ihm. Diese ihrerseits haben 1558 auch dokumentarischen Ausdruck gefunden in den Darstellungen an den Chorwänden des Reichenauer Münsters.
Rostpilze stellen eine der bedeutendsten Gruppen von Pflanzenpathogenen dar. Verschiedene Vertreter dieser Ordnung verursachen jedes Jahr weltweit große Schäden an wichtigen Kulturpflanzen wie Weizen oder Soja. Wie die Echten und die Falschen Mehltaupilze sind Rostpilze obligat biotrophe Parasiten. Dies bedeutet, dass sie zur Vollendung ihres Lebenszyklus auf einen lebenden Wirt angewiesen sind. Eines der wesentlichen Merkmale dieser besonderen Lebensweise ist die Entwicklung von speziell differenzierten Hyphen, sogenannten Haustorien. Hierbei handelt es sich um hochspezialisierte Strukturen, welche in die Pflanzenzelle eingesenkt werden und dem Pilz die Aufnahme von Nährstoffen und die Unterdrückung pflanzlicher Abwehrmaßnahmen durch die Sekretion sogenannter Effektorproteine ermöglichen. Das Fachgebiet Phytopathologie am Institut für Phytomedizin der Universität Hohenheim beschäftigt sich unter anderem mit der
Identifzierung und Charakterisierung der molekularen Vorgänge in diesen Haustorien. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den molekularen Aspekten der Nährstoffaufnahme und -verstoffwechselung, der Identifkation neuer Effektorproteine und der Entwicklung neuer Methoden zur Charakterisierung dieser Gruppe von Pathogenen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen nicht nur ein tieferes Verständnis der molekularen Aspekte der obligat biotrophen Parasit-Wirt-Interaktion ermöglichen, sondern längerfristig auch Verwendung in der Entwicklung neuer Ansätze für den Pflanzenschutz finden.
Erysiphe platani
(2012)
This work deals in two sections with the North American plane powdery mildew Erysiphe platani, an epidemiological study and a molecular phylogenetic analysis based on rDNA ITS sequence data. Most likely, the species was introduced in South Europe at the beginning of the 1960s. In 2007, it was observed for the frst time in Germany near Freiburg (SW Germany) and obviously did not reach other German states until 2009. A detailed monitoring from 2009 to 2011 shows that the fungus continually spread north- and northeastward with a speed of roughly 190 km/year. The northernmost record is from Arendsee in the north of Sachsen-Anhalt from 2011. We assume that the species has come from the Rhone valley and the Burgundian Gate fnally entering Germany in the Upper Rhine plain. The molecular phylogenetic analyses of material of different geographic origins indicate that specimens from Germany and Italy are identical, differ slightly from those from Greece and strongly from extraeuropean (Australia, USA) material. This might indicate a considerable rate of mutation of this powdery mildew with North American origin in the new European area. In addition, the phylogenetic analyses confrm that E. platani is related to other tree-inhabiting powdery mildew species previously accommodated in the genus Microsphaera.
Im Jahr 2011 konnte das Heilig-Geist-Spital auf eine 725-jährige Geschichte zurückblicken. Vieles ist seit der Gründung durch Gräfin Agnes von Fürstenberg zwischen den Jahren 1284 und 1286 bis heute passiert. Der älteste, völlig gesicherte Beleg datiert vom 15. April 1286. Es handelt sich um einen Ablassbrief von 14 römischen Bischöfen. Die Überlieferung des Spitals ist reichhaltig und reicht von den ältesten Urkunden aus dem 13. Jahrhundert bis zu Amtsbüchern und Akten des 20. Jahrhunderts. Das Archiv des Spitals ist als Einheit im Stadtarchiv erhalten.
Das Land am Rand, am Rhein
(2012)
Baden ist, wer wüsste es nicht, ein Land, das am Rand liegt: es ist "der westlichste Westen Deutschlands" und selber "ganz nach Westen gewendet". Und hier, eben im Westen, fließt der Rhein, der es von der Schweiz, von Frankreich und schließlich noch von der deutschen Pfalz trennt. "Das Badische ist in den Rhein gefaßt", und die Kurve, die es beschreibt, "macht das Badische vollends zu einer natürlichen Einheit".
Im Sommer 1546 hatte Kaiser Karl V. (1519-1556) den Krieg gegen den Schmalkaldischen Bund, eine Vereinigung protestantischer Landesfürsten und Städte, eröffnet. Bei Giengen an der Brenz brachen im kaiserlichen Lager Mitte Oktober Krankheiten aus. Für den kalten Winter waren die südländischen Truppen des Kaisers nicht gerüstet. Das traf vermutlich auch auf die fünf welschen Soldaten aus Hochburgund zu, von denen im Folgenden die Rede sein wird.
Wohl selten kann jemand für sich in Anspruch nehmen, dass er Zeiten seiner Jugend im Gefängnis zugebracht hat, allerdings nicht als Insasse, sondern als Sohn eines Justizbeamten. Daher habe ich in meiner Erinnerung gekramt, was von damals
noch gegenwärtig ist. Der Beruf meines Vaters brachte es mit sich, er war Beamter im Strafvollzugsdienst, dass wir im Jahre
1959 in die Dienstwohnung des Amtsgerichtsgefängnisses Bühl eingezogen sind. Wir, das sind meine Eltern, meine beiden jüngeren Schwestern und natürlich, ich. Wohnungsmäßig bedeutete es für uns Kinder einen Fortschritt, erhielten wir im
Gegensatz zu vorher doch jetzt zwei Kinderzimmer und ein Bad, wenn auch nur am Freitag mit warmem Wasser, weil an
diesem Tag das Wasser zum Duschen für die Gefangenen angeheizt wurde. Sonst gab es kein fließend warmes Wasser. Nun
wohnten wir tatsächlich mit den Gefangenen quasi Tür an Tür. Die Diensträume und auch Zellen waren nur durch einen Glasabschluss (das war eine Holztür, im oberen Teil mit Sprossen und Glasscheiben) von unserer Wohnung getrennt, oder befanden sich im Stockwerk über uns. Aufgrund dieser räumlichen Nähe erlebten wir den Gefängnisalltag, fast als ob wir
selbst eingesessen wären. Wohlgemerkt, ich erzähle aus der Mitte der fünfziger Jahre bis Mitte der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Und das meiste lässt sich nur erzählen, wenn man auch einen privaten Einblick in die Familie gewährt. Vermutlich ging es beschaulicher zu als heute, wenn auch die damals dienstlich handelnden Personen dies anders beurteilen würden.
Der Nachlass von Otto Raupp kam als einer der ältesten in das Landeskirchliche Archiv und ist wahrscheinlich um 1960 hier deponiert worden. Der Bestand umfasst 92 VE mit einer Laufzeit von ca. 1886 bis 1944 und einen Umfang von ca. 0,30 lfde. Metern. Otto Heinrich Raupp wurde am 25. Mai 1867 als Sohn des Pfarrerehepaares Adolf Raupp und Elisabeth, geb. Mayer in Schwörstadt-Dossenbach im Kirchenbezirk Schopfheim geboren. Er studierte in Jena und Heidelberg Evangelische Theologie und wurde 1888 unter die Kandidaten der Evangelischen Landeskirche aufgenommen. Nach bestandener theologischer Vorprüfung im Jahr 1888 und abgelegter theologischer Hauptprüfung im Jahre 1889 folgte das Vikariat in Eberbach (1889), Berwangen (1890), Müllheim (1891), Freiburg (1892) und Mannheim (1894). 1898 wurde er Pfarrverwalter in Auggen und am 8. Januar 1899 in sein Amt als Pfarrer der Gemeinde Mundingen eingeführt. 1907 folgte die Wahl zum Dekan des Kirchenbezirkes Emmendingen. Ab dem 1. November 1919 war Otto Raupp Pfarrer in Denzlingen und seit 1919 weitere 6 Jahre Dekan der Diözese Emmendingen. 1909–1920 war Otto Raupp Mitglied der Generalsynode. Am 11. November 1927 erfolgte in Anerkennung der langjährigen Tätigkeit im geistlichen Amt und als Dekan des Kirchenbezirks Emmendingen die Ernennung zum Kirchenrat. 1925 wurde Otto Raupp nochmals für weitere 6 Jahre zum Dekan des Kirchenbezirkes Emmendingen bestätigt. Am 1. August 1938 wurde Otto Raupp in den Ruhestand versetzt, er verstarb am 2. November 1945 in Freiburg (im Breisgau).
In diesem Jahr werden 900 Jahre Baden mit einer großen Landesausstellung im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe und einer Vielzahl weiterer Veranstaltungen im Land gefeiert, Anlass: Die erstmalige Erwähnung der Markgrafen von Baden im Jahr 1112. Gut 600 Jahre später ließ einer der Nachfolger des ersterwähnten Markgrafen Hermann von Baden, Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1679–1738), am 17. Juni 1715 unweit einer Residenz Durlach den Grundstein zu seinem neuen Schloss Karlsruhe legen, was bis heute als Gründungstag der gleichnamigen Stadt gilt. Letzte Sicherheit, dass tatsächlich Karlsruhe und die badische Identität Ernst Otto Bräunche eine neue Stadt beim Schloss entstehen sollte, gab der am 24. September 1715 veröffentlichte Gründungsaufruf, mit dem der Markgraf rasch zahlreiche Neubürger anzog.
200 Jahre Beresina
(2012)
In den Publikationen und Ausstellungen zum Jubiläum 900 Jahre Baden kommt die Erinnerung an die Schlacht an der Beresina vom November 1812, in der badische Truppen eine wichtige Rolle spielten, nur am Rande vor. Dabei steht die Entstehung Badens in engem Zusammenhang mit jenen Vorgängen: Die Teilnahme von badischen Rheinbund-Truppen in Napoleons Kriegen 1806 gegen Preußen und Russland, 1808 in Spanien, 1809 gegen Österreich und dann 1812 gegen Russland waren eine Folge, ja ein Preis für Karl Friedrichs Aufstieg zum Großherzog und die Konstruktion Badens in heutiger Größe. Dass Baden dann nach dem Untergang seines Protektors Napoleon nicht wieder zerschlagen wurde, verdankt es andererseits dem Einfluss des Siegers von 1812, Zar Alexander I. Die Historie jener Jahre, die Zusammenhänge, Gründe und Folgen, auch die engen Beziehungen des badischen Hofes zu Frankreich und nach St. Petersburg sind vielfach dargestellt worden, eingänglich z. B. von H. L. Zollner. Um und nach 1912, zum 100. Jahrestag, erschienen Gesamtbetrachtungen
und es wurden Erinnerungen und Tagebücher von Teilnehmern in ganz Deutschland herausgebracht. Inzwischen ist der „Zug ins Verderben“ von 1812 ferne Geschichte, überdeckt von neuen Kriegen gegen Russland, darunter Hitlers verblendetem „Unternehmen Barbarossa“, das allein für die 3 Millionen deutscher Soldaten so grausam und opferreich verlief wie Napoleons Angriff der Großen Armee von 650.000 Mann, und in einer noch umfassenderen Katastrophe endete.
"Kunst im Carré. Förderankäufe des Regierungspräsidiums Freiburg. Eine Auswahl zum 60jährigen Landesjubiläum" – unter diesem Titel wurde im Oktober und November 2012 ein Einblick in den Teil der Kunstförderung durch Kunstankäufe des Landes Baden-Württemberg gewährt, den das Regierungspräsidium Freiburg zu verantworten hat. Es war eine Rückschau auf ziemlich genau 60 Jahre, und es war zugleich eine Premiere.
Allein in den Jahren von 1947 bis 1949 erzielten Renn- und Sportwagen der Marke Veritas 29 erste Plätze und acht deutsche Meistertitel. Veritas-Rennwagen wurden als erstes deutsches Fabrikat nach dem Krieg im europäischen Ausland eingesetzt. So erzielten die badischen Rennwagen beim Großen Preis von Frankreich in Reims, beim Grand-Prix-Rennen in Belgien aber auch in England und in der Schweiz gegen starke Konkurrenz hervorragende Plätze auf den Siegerpodesten.
Die Karlsruher Monatsspiegel
(2012)
»Einmal auf der Filmleinwand in flimmernder Pose zu erscheinen und sich wohlgefällig selbst betrachten zu können, ist nicht nur der Wunschtraum von Teenagern und Twens. Mancher biedere Familienvater würde seine zwar geleugnete, aber doch sichtbare Zufriedenheit darüber erkennen lassen. Die meisten hoffen vergebens. In Karlsruhe ist die Chance allerdings gar nicht so klein, denn seit rund zweieinhalb Jahren hat die Fächerstadt eine eigene ›Wochenschau‹, deren Stars die Karlsruher
und ihre Stadt sind.«
Das spannende Jahr 1982
(2012)
Bonn, 1. Oktober 1982: Im Zuge der ersten erfolgreichen Praktizierung des sogenannten „konstruktiven
Misstrauensvotums" nach Art. 67 GG in der Geschichte der Bundesrepublik wurde
der sozialdemokratische Bundeskanzler Helmut Schmidt gestürzt und der CDU-Vorsitzende
Helmut Kohl zu seinem Nachfolger gewählt. Bereits im Frühjahr 1982 wollte Schmidt offensichtlich
Mitglieder seines Kabinetts auf „die Zeit danach" einstimmen - mit einem Witz:
Selbst Ruheständler auf Sylt habe er einen ebenfalls beschäftigungslosen Staatsminister getroffen:
,,Als dieser ihm berichtete, er schreibe jeden Tag, um sich die viele Freizeit zu vertreiben,
zwei bis drei Seiten aus dem Telephonbuch ab, bittet ihn Schmidt: ,Ach, könntest du mir die
nicht abends zur Unterschrift vorlegen?'"
Nikolaus Ganter (1809-1886)
(2012)
Wer war Nikolaus Ganter, der im selben Gedichtzyklus um Nachsicht für den
„Natur-Knittelvers-Dichter“ bittet und der bereits 1862 ein anderes, in Donaueschingen gedrucktes und nicht weniger holpriges Versepos Friedenweiler und
dessen Kloster, von Nikolaus Ganter Bierwirth und Maler daselbst verfasst hat?
Mord in Freistett
(2012)
Am 17. Juli 1931 verstarb Katharina Schütt geb. Palmer in Freistett. Nach ihrem Tod kamen Gerüchte auf, sie sei vergiftet
worden, wobei man sich auf Äußerungen der Schwiegertochter bezog. Die Leiche wurde exhumiert und es wurde festgestellt,
dass der Tod durch Ersticken eingetreten war. Die chemische Untersuchung der Magen- und Darmteile ergab das Vorhandensein von Brom, einem Stoff, der in „Adalintabletten" enthalten ist. In der Wohnung wurde ein Taschentuch beschlagnahmt, das mit Speichelflüssigkeit und Zellen der Mundschleimhaut sowie Menschenblut durchtränkt war.
Der Beitrag und die Bedeutung des Straßburger Fischers und Ratsherrn Leonhard Baldner (1612-1694) für die Zoologie des Oberrheins - u. a. beschrieb er als erster die Metamorphose des Neunauges und die Fischlaus (Argulus, ,,Pou de poisson")- ist einer breiten Öffentlichkeit erst relativ spät bekannt geworden. Denn sein Vogel- Fisch- und Thierbuch war bis 1974 nur in Manuskriptform verbreitet. Von seinem Lebenswerk, in niederalemannisch-elsässischer Sprache verfasst und mit Abbildungen bekannter Straßburger Maler versehen, ließ er im Laufe der Zeit mehrere Abschriften herstellen. Sie sind zum größten Teil bis heute erhalten, ausgenommen sein als „Das große Fischbuch" bekannte Handexemplar, das 1870 bei der Zerstörung der Straßburger Stadtbibliothek verbrannte.
Wären das im Walde bei Hammereisenbach stehen gelassene Schlittenhaus und ein
im karpatischen Stil verziertes Waldarbeiterhaus nicht gewesen, wäre man nicht auf
jene Volks- und Berufsgruppe gestoßen, die in der regionalen Geschichte zum Zweiten Weltkrieg bis heute keine Erwähnung gefunden hat und über deren Schicksal
nur wenig in Erfahrung zu bringen ist. Die Rede ist von den ungarischen Waldarbeitern, besser gesagt den ethnischen Ungarn aus den Karpaten des heutigen Rumänien, welche Ende 1942 und nochmals 1943 angeworben wurden und im
badischen Schwarzwald vorwiegend auf dem Gebiet des heutigen Schwarzwald-Baar-Kreises zum Einsatz kamen.
Das Naturschutzgebiet „Auweinberge-Fuchsenloch“
umfasst auf 31,4 ha Lebensräume einer traditionellen
Kulturlandschaft an einem typischen südwestexponierten Steilhang des Neckars. Den besonderen Reiz
dieses Naturschutzgebietes macht die außerordentlich hohe Artenvielfalt eines kleinstrukturierten Mosaiks verschiedenster Lebensgemeinschaften aus. Das
Landschaftsbild ist geprägt von wärmeliebenden Gebüschen, mageren Wiesen und Halbtrockenrasen, alten Obstbaumbeständen und einem reich strukturierten
Waldsaum. Lesesteinriegel und Trockenmauern sind
Relikte früherer Weinbergsnutzung. Sie sind für den
Neckar-Odenwald-Kreis von besonderer Einzigartigkeit, denn die Weinbergsmauern sind überwiegend gut
erhalten und erreichen insgesamt eine Länge von über
4,7 km. Die Lesesteinriegel haben eine beachtliche
Größe von bis zu 50 m Länge und 10 m Breite erreicht.
»Die Universitätsbibliothek Freiburg hat sich angesichts ihres Alleinbesitzes an
den über 150 Jahrgängen der Freiburger Zeitung aufgerufen gesehen, der
Geschichtswissenschaft den Zugang zu dieser elementaren und ergiebigen
Quelle, die zudem auf das Engste mit Stadt und Region, aber auch Universität
verbunden ist, zu erleichtern und durch die Digitalisierung der Freiburger Zeitung den weltweiten Zugriff über das Internet zu ermöglichen. So soll nicht nur
der entfernt wohnende Historiker, sondern auch der hier ansässige Lokalforscher, über das Internet in den Artikeln, amtlichen Bekanntmachungen,
Annoncen und sonstigen Beiträgen der Freiburger Zeitung recherchieren.« [1]
Christian Landenberger zählt zu den bedeutenden Meistern, die die schwäbische Malerei hervorgebracht hat. Für den Bereich der schwäbischen Freilichtmalerei der Zeit zwischen 1880 und 1920 muß er als zentrale Künstlerpersönlichkeit angesprochen werden. Im gesamtdeutschen Vergleich impressionistischer
Malerei ist er nach den mit Berlin verbundenen Künstlern Max Liebermann,
Max Slevogt und Lovis Corinth neben Fritz von Uhde der führende Vertreter
der süddeutschen Komponente des Stils. Und nicht zuletzt wird Christian Landenbergers Einfluß als Akademielehrer maßgeblich für die Tradition der
gegenständlichen Malerei des 20. Jahrhunderts in Schwaben. So beginnt das
Vorwort der Monographie von Heinz Höfchen über Christian Landenberger. [1]
Christian Landenberger ist am 7. April 1862 im württembergischen Amts- und Grenzstädtchen Ebingen, heute Zentrum der Großen Kreisstadt Albstadt,
geboren worden. Aus diesem Anlaß hat die Städtische Galerie Albstadt, die
einen großen Teil des Nachlasses des Malers erwerben konnte, wiederum eine
Ausstellung vorbereitet, diesmal unter dem Titel »Spiegelbilder / Lichtreflexe«, wobei den Bildern Landenbergers Werke des jüngeren Adolf Luther,
einem Vertreter der konkreten Kunst, gegenüber gestellt werden. [2]
Am 12. März 1458 werden die Einwohner von Straßburg Zeugen eines Schauspiels; mitten in der Stadt auf dem Rossmarkt, wo hin und wieder auch Turniere stattfanden, werden Gerüste oder Tribünen aufgebaut, die höchste Tribüne für die Gelehrten, dann eine etwas niedere für den Rat und schließlich die niederste Tribüne für drei angeklagte Ketzer, zwei Frauen und ein Mann. Das Schauspiel hat verschiedene Akte: Zuerst eine Predigt des Ketzermeisters, dann die Verlesung der Anklage mit dem Hinweis Friedrich Reiser wäre ein Ketzer dreier Sekten nemlich ein Waldenser, genant die Armen von Lucdun; ein Beheimscher und ein Taborischer und schließlich der Widerruf und Abschwur der Ketzer. Im Anschluss daran muss der Hauptangeklagte seine vielen Bücher dem Feuer übergeben. Nun stellt der Inquisitor fest können die Angeklagten vom Bann gelöst werden, d.h. ihre Exkommunikation wird aufgehoben.
Am 18. August 1845 erschien die erste Probenummer des Postillon, der späteren Marbacher Zeitung. Damit begann nicht nur für die Stadt, sondern auch für das Oberamt
Marbach ein neuer Abschnitt in der Geschichte.
Die letzten großen kriegerischen Ereignisse lagen lange zurück. Das Zeitalter
Napoleons war 30 Jahre zuvor mit dem Wiener Kongress von 1815 zu Ende gegangen.
Die darauf folgende Zeit bis zur Revolution von 1848 bezeichnet man als Vormärz.
Württemberg hatte seit 1819 eine Verfassung, die einen erheblichen Schritt zur Demokratie hin bedeutete. Besonders nach der französischen Julirevolution von 1830
kochte die Volksseele deshalb hierzulande nicht so sehr wie in anderen deutschen
Staaten.
Eine politisch führende Persönlichkeit im Oberamt Marbach war damals der
Pleidelsheimer Schultheiß Johannes Nefflen, der seine demokratische Gesinnung
gerne in satirisch-ironischer Weise kundtat. Auch er bediente sich schon des Mediums
Presse. Die Feindschaft des Marbacher Oberamtmanns Johann Gottlob Veiel zog er
sich zu, als er 1832 in der Zeitschrift »Hochwächter« einen Artikel mit dem Titel »Der
Marbacher Verwandtenhimmel« veröffentlichte, worin er die wahrscheinlich nicht
nur im Oberamtsbezirk Marbach herrschende »Vetterleswirtschaft« bloßstellte und
kritisierte. Wegen Beamtenbeleidigung erhielt er mehrere Male Haftstrafen. 1838
wurde er gar zu 20 Monaten Festungshaft verurteilt. Der Grund dafür könnte genauso
gut in unsere Zeit passen: Sein Erzfeind Oberamtmann Veiel hatte eine 14 Jahre
zurückliegende unlautere Kreditaufnahme Nefflens aufgedeckt und ihm diese kurz
vor der Landtagswahl vorgeworfen. Praktischerweise wurde daraufhin der Sohn des
Oberamtmanns 1838 anstelle Nefflens zum Landtagsabgeordneten des Oberamts
Marbach gewählt; Adolf Veiel schlug jedoch im Gegensatz zu seinem Vater eine gemäßigte liberale Richtung an.
Das Jahr 1886 war für die Logenbrüder der deutschen Freimaurerlogen am Oberrhein ein ganz besonderes Jahr: Im Hause der
Loge „Zum treuen Herzen", welche gemeinsam mit der Loge „An Erwins Dom" Gastgeber der Feierlichkeiten war, erwartete
man am Sonntag, den 12. September 1886 niemand Geringeren als Seine Majestät, Kaiser Wilhelm I., und seine Kaiserliche Hoheit, den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, welcher im Jahr 1888 seinem Vater für neunundneunzig Tage auf dem Thron der
Hohenzollern und dem Deutschen Kaiserthron folgen sollte. Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, bestieg den Thron bekanntlich, gesundheitlich bereits schwer gezeichnet und dem Tode geweiht, unter dem
Namen Kaiser Friedrich.
Pilze verbindet der Laie zunächst meist mit einer leckeren Mahlzeit. Champignons, Steinpilze oder Morcheln sind äußerst schmackhaft und heute regelmäßiger Bestandteil unserer Speisen. Bekannt sind auch die Bierhefe und der Blauschimmel im Käse und damit eher unscheinbare Pilze, die wir (industriell) zur Herstellung oder Veredelung von Lebens- und Genussmitteln nutzen. In die Gruppe der nützlichen Schimmelpilze fallen außerdem wichtige Antibiotikaproduzenten. Andere Pilze fürchten wir, etwa den tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz, Schimmelpilze an feuchten Wänden und in Lebensmitteln oder den Hausschwamm im Kellergewölbe. Ansonsten werden Pilze oft nicht wahrgenommen – im Gegensatz zu Pflanzen, die allgegenwärtig sind, oder zu Tieren, wie Eichhörnchen, Blaumeise oder Zitronenfalter, die uns schon im
eigenen Garten begegnen. Umso erstaunlicher ist es, dass die so genannten Echten Pilze, zu denen die allermeisten Pilzarten gehören, ein eigenes Reich (Regnum Fungi) von großer Vielfalt bilden. Mit geschätzten 1,5 Millionen Arten übertreffen sie die Gefäßpflanzen um das Fünf- bis Sechsfache.
Das Seeschloss Monrepos steht am nordöstlichen Ufer des Eglosheimer Sees, einem
Stauweiher, der ehemals in einem waldreichen Jagdgebiet lag. »Die gefällige Umzäunung, die Canäle, Gräben und Thore, die Alleen und Gartenanlagen, der schöne See,
die Inseln und Brücken, die anmuthige Kapelle auf dem immergrünen Tannenhügel,
vor allem aber das niedliche Schloss selber, machen eine unvergleichliche Wirkung
zusammen.« So beschrieb Johann Daniel Georg von Memminger 1817 die »Einfachheit und ruhige Stille« von Monrepos.
Bereits Herzog Eberhard Ludwig ließ hier ein bescheidenes Seehaus mit einer
Bootshalle und einem Fischbehälter errichten. 1714/15 erbaute Zimmermannswerkmeister Johann Georg Buchfink nach Plänen von Johann Friedrich Nette ein fürstliches Jagdhaus, ein Pavillon mit vorspringenden Armen und einem kuppelartigen,
einmal gebrochenen Dach. Der große Mittelsaal hatte eine Galerie und in den Kreuzarmen gab es je ein Kabinett mit französischen Kaminen. Die Innenausstattung war
prächtig: Malereien von Luca Antonio Colomba und eine Stuckdekoration samt
einem Fries mit Jagddarstellungen von Donato Giuseppe Frisoni.
1755 ließ Herzog Carl Eugen den See zu einem Rechteck begradigen und das Seehaus als einfachen Fachwerkbau neu errichten. Der Pavillon des Jagdhauses wurde
wieder zum Gebrauch hergerichtet und mit Tischen und Sesseln aus dem Ludwigsburger Schloss bestückt.
Mächtig liegt er da: der »Breitehof« am östlichen Ausgang von Freiburg in Richtung Zarten, nahe an der alten Villinger Straße, sichtbar für die Menschen, die hinauf in den Schwarzwald mussten. Mit einer Fülle von 14 Fenstern – mit hübschen Blumen geschmückt – und mit einem kleinen Glöckchen im Dachreiter ist der steinerne Neubau von 1870 ein stattliches
Dokument bäuerlichen Besitzes in der fruchtbaren Ebene.
In einem Überblick über den Stand der Erforschung der badischen Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts benennt Udo Wennemuth zahlreiche Desiderate, nicht zuletzt über die eigentlich gut und breit erforschte Zeit des „Dritten Reiches“. Unter anderem führt Wennemuth aus: „Die Arbeit der Kirche im ‚Untergrund‘ ist noch unerforscht. Manches weiß man vom Hörensagen.“ Eine Auswertung von Quellen stünde jedoch aus. Auf Grund der Aktenlage bleibt es schwierig, das real Erlebte zu rekonstruieren – selbst dann, wenn zahlreiche Materialien vorliegen. Ehemalige „Deutsche Christen“ (DC), sofern sie den Krieg überlebten, verwahrten nach 1945 zahlreiche Dokumente und haben diese nicht selten noch zu Lebzeiten vernichtet, um weitere eigene Verstrickungen nicht bekannt werden zu lassen. Auch bei der Bekennenden Kirche (BK) können, so Wennemuth, nicht „[d]ie gesamten internen Prozesse“ beschrieben werden. Hier fehlt oft das Material, das vor 1945 ja außerordentlich belastend gewesen wäre. Die volkskirchliche „Mitte“ dagegen hat ihre Positionen nicht detailliert begründet und eher versucht, sich nicht zu äußern, so dass nur das Archivmaterial des traditionellen kirchlichen Alltags entstand. Manfred Gailus resümiert forschungsgeschichtlich zu Recht: „Eine Sozialgeschichte des Kirchenvolkes im NS-Staat steht sowohl für den Protestantismus als auch für den Katholizismus noch aus.“
Im Jahre 1913 – also noch zu Zeiten der formalen Geltung des landesherrlichen Kirchenregiments in Baden – definierte die RGG (in erster Aufl.) den Begriff „als ein(en) wenig glücklich(en) Ausdruck für die Sonderstellung, die in den deutschen ev. Landeskirchen der Landesherr als Kirchenglied einnimmt. Als Summepiscopus (= Erster oder Oberbischof) ist der Landesherr Träger des *Kirchenregiments […]; über die Ableitung dieses Rechtes vgl. *Episcopalismus […], *Territorialismus, *Kollegialismus. Ueber die Bedeutung und den Wert dieser Stellung des Landesherrn vgl. *Landesherrliches Kirchenregiment […]“ Damit sind bereits zwei Erkenntnisse gewonnen: erstens geht es um die kirchenverfassungsmäßige Sonderstellung des Fürsten in der evangelischen Kirche; und zweitens ist der diese bezeichnende Begriff als „wenig glücklich“. Zwar verrät der
Verfasser (Förster) nicht, warum die Begrifflichkeit ihn unglücklich stimmt, aber vielleicht nahmen wir eben schon beim Hören an seinem Unglück Anteil, wenn wir den ganzen Verweiskatalog auf die staatskirchenrechtlichen Begriffe zur Kenntnis
nahmen, die manchen unter uns im Laufe des zweiten theologischen Examens zum ersten und vielfach auch letzten Mal im Fach Kirchenrecht vor Augen getreten sind. Wie war das noch mit Episkopalismus, Territorialismus und Kollegialismus?
Nun möchte ich Ihnen sogleich diese Sorge nehmen, dass wir in diesem Kurzvortrag den Begriffskatalog abarbeiten könnten. Dazu fehlt uns die Zeit und es soll ja um die badischen Verhältnisse gehen. Zugleich muss uns klar sein, dass Begriff und
Wesen des Summepiskopates nicht isoliert zu entwickeln sind, sondern historische Voraussetzungen und Niederschläge kennen, die anhand ausgewählter Stationen der badischen Kirchengeschichte beschrieben werden sollen.
Am 9. Oktober 1628 begann in Steinbach der Prozess gegen die Witwe Anna Habicht aus Neuweier. Sie wurde bezichtigt,
eine Hexe zu sein. Nach anfänglichem Leugnen brach Anna Habichts Widerstand unter der Folter schnell zusammen, und
sie gestand, mit dem Teufel einen Pakt geschlossen und in seinem Namen Menschen und Vieh getötet zu haben.
"Nichts will uns Baaremern zu Beginn des 21. Jahrhunderts abwegiger erscheinen als die Vorstellung, unverhofft einem Raubtier, einem Wolf oder Luchs zu
begegnen, vom Bären ganz zu schweigen. Aber ist eine solche Begegnung denn
tatsächlich so ganz und gar surreal? Keine Angst, es soll Ihnen hier weder Jägerlatein aufgetischt noch ein Bär aufgebunden werden. Ein Nachruf also doch?
Vorausschicken muss ich, dass Bär und Wolf hierzulande nach nationalem wie
nach europäischem Naturschutzrecht streng geschützt sind, der Luchs hingegen sowohl nach Naturschutz- wie nach unserem Jagdrecht. Er gilt somit – obzwar mit
ganzjähriger Schonzeit – als jagdbares Wild, mag es noch so lange her sein, dass ihm
das letzte Halali geblasen wurde. Weshalb wir es sowohl mit einem Jagd- als auch
mit einem Artenschutzthema zu tun haben." Zur Erinnerung: Das Naturschutzgesetz kennt (nach § 39 NatSchG) dreierlei Artenschutz. Neben dem Schutz der
jeweiligen Art vor Beeinträchtigung und Nachstellung und neben dem Biotopschutz
nennt es als dritte Säule auch noch die Wiederansiedlung von verdrängten Arten.
Die aber kommt bei uns – im Gegensatz zu unseren Nachbarländern – kaum jemals
zum Tragen. Warum das so ist? Auch auf diese Frage soll im Folgenden eine Antwort gesucht werden. Es sind hier zwar nur Luchs und Wolf gefragt, der Vollständigkeit halber soll jedoch kurz auch der Dritte im Bunde der großen Beutegreifer,
der Braunbär (Ursus arctos), angesprochen werden.
Zur 68. Generalversammlung der deutschen Katholiken, die vom 28. August bis zum 1. September 1929 in Freiburg abgehalten wurde, fanden sich viele hochgestellte Gäste ein; aber keiner stand höher als Eugenio Pacelli, der Apostolische Nuntius (und spätere Papst Pius XII.). Schon am Vormittag des ersten Tages kam er mit dem Schnellzug aus Berlin, wo er seit 1925 residierte, und wurde erst auf dem Bahnhof und dann, nach einer triumphalen Fahrt durch die Stadt, im Münster begrüßt, und dann noch einmal am Abend bei einer Feier in der Schwarzwaldhalle auf dem Messplatz. „In einem mächtigen Sturm begeisterter Begrüßung erhob sich die Versammlung, als Seine Exzellenz der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Eugen Pacelli, der Vertreter des Heiligen Vaters, auf der Tribüne sich zeigte.“ Aber am nächsten Tag, einem Donnerstag, verließ er Freiburg und begab sich auf eine Reise „durch den Schwarzwald an den Bodensee“, von der er am Samstag wieder zurückkehrte. An ihr nahm, außer ihm selber, einer seiner Sekretäre teil, nämlich P. Eduard Gehrmann SVD; außerdem Prälat Ludwig Kaas, Mitglied des Reichstags und Vorsitzender der Zentrumspartei, sowie Domkapitular Conrad Gröber, der die Reise vorbereitet hatte und sie anschließend auch beschrieb.
Die öffentliche Pilzberatung in Karlsruhe hat eine lange Tradition, die bis in die Zeit des 1. Weltkriegs zurückreicht. Damals war es Ludwig Klein, ein Professor an der Technischen Universität, der die Not leidende Bevölkerung dazu aufrief, Pilze zu sammeln. Fortgesetzt wurde die Pilzberatung von 1927 bis 1956 durch Paul Stricker, der seine Tätigkeit als Pilzberater in Tagebüchern dokumentierte. Die Tradition der öffentlichen Pilzberatung wurde durch die 2003 gegründete Arbeitsgruppe Pilze im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e.V. in Zusammenarbeit mit dem Naturkundemuseum Karlsruhe
aufgegriffen. Zunächst wurde 2003 eine jährlich wiederholte Frischpilzausstellung organisiert, 2004 dann auch eine wöchentliche Pilzberatung in den Monaten August bis Oktober. In den Jahren 2004 bis 2011 wurden 936 Beratungen von ehrenamtlichen Pilzberatern durchgeführt, im Durchschnitt 117 Beratungen im Jahr. Im Vergleich zu früher, als die Pilzberatung vor allem der hungernden Bevölkerung zugute kam, versucht die moderne Pilzberatung am Naturkundemuseum, auch erweiterte Kenntnisse über Pilze zu vermitteln, so zur Artenvielfalt, Bestimmung, Funktion im Naturhaushalt, Verbreitung und Gefährdung.
Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das aus der Zusammenfügung der Universität Karlsruhe mit dem
Helmholtz-geförderten Forschungszentrum 2008 entstanden ist, untersuchen vier Arbeitsgruppen ein breites Spektrum an pathogenen, symbiontischen und saproben Pilzen mit molekularbiologischen Methoden. Prof. Reinhard Fischer und Mitarbeiter arbeiten an Wachstumsmechanismen und Lichtperzeption bei Aspergillus (Emericella) nidulans und Mechanismen der Mykotoxinproduktion bei Alternaria alternata als Beispiele saprober Schimmelpilze. Prof. Jörg Kämper und Mitarbeiter bearbeiten den Pilz des Maisbeulenbrandes als Modell für phytopathologische Interaktionen. Prof. Natalia Requena spezialisiert sich auf zelluläre Interaktionen zwischen arbuskulären Mykorrhiza-Pilzen und ihren Wirtspfanzen. Prof. Peter Nick versucht, den wertvollen Rebsorten Resistenzgene aus Wildarten einzubauen, um den benötigten Fungizideinsatz so stark wie möglich zu reduzieren.
Die enge Verbindung zwischen Baden und Russland besteht seit langem. Doch zwischendurch war sie unterbrochen. Seit dem Ende der Sowjetunion sind russische Gäste und Bewohner wieder zahlreich vor allem in Baden-Baden anzutreffen. Trotz der Unterbrechung blieb das Bewusstsein über Baden-Baden in Russland sehr lebendig. Schon allein dadurch, dass der Schulunterricht in klassischer Literatur, selbst in der sowjetischen Zeit, intensiv war, begegneten die jungen Russen immer wieder Baden-Baden.
Die Bürgerversammlung am 27. Februar 1848 im Aulasaal des alten Jesuitengymnasiums in Mannheim war das "erstes Ereignis der deutschen Revolution" (P. Blastenbrei). Nach der Nachricht der Abdankung und Flucht des "Bürgerkönigs" Louis Philippe und der Ausrufung der Republik am 24.02.1848, reagierte Mannheim "als erste badische und damit auch erste deutsche Stadt" (P. Blastenbei) auf die Ereignisse in Paris. Am Sonntag, den 27. Februar nahmen auf Einladung von Struve und Hoff über 2500 Personen an einer Volksversammlung im Aulasaal teil. Dort wurden die vier "Märzforderungen" beschlossen: Volksabstimmung mit freier Wahl der Offiziere, Pressefreiheit, Schwurgerichte nach dem Muster Englands und Herstellung eines deutschen Parlaments.
Im Wintersemester 1984/85 war im Vorlesungsverzeichnis der Theologischen Fakultät folgende Lehrveranstaltung angekündigt: „Dr. Scheible, Interim und Adiaphoron. Zur politischen Verantwortung des Theologen“. Ich nahm teil und habe bis heute Bilder der Sitzungen im Übungsraum in der Karlstr. 16 im Kopf. In diesem kirchengeschichtlichen Hauptseminar habe ich den Unterschied zwischen dem Augsburger und dem Leipziger Interim gelernt und vieles mehr. Ich sage das mit ausdrücklicher Dankbarkeit: Ich hatte das Glück, von Heinz Scheible in die erste tiefere Beschäftigung mit Melanchthon geführt zu werden. Und bis heute hat mein Melanchthon-Studium ja nicht aufgehört. Schon der Titel der Lehrveranstaltung zeigte die besondere Qualität der Lehre Herrn Scheibles: „Interim und Adiaphoron. Zur politischen Verantwortung des Theologen“. Den Theologiestudierenden sollte die erhebliche gegenwärtige Relevanz der Auseinandersetzungen um das Augsburger bzw. Leipziger Interim deutlich werden. Und das geschah keineswegs unter Vernachlässigung eingehender Quellenarbeit. Ich habe noch einmal in den alten Seminarunterlagen nachgesehen. Das sind nicht nur zahlreiche Kopien von Melanchthon-Briefen aus dem Corpus Reformatorum, sondern auch Kopien von Drucken aus dem 16. Jahrhundert, alles
intensiv bearbeitet, mit Bemerkungen und Buntstift-Unterstreichungen. Nach meiner Erinnerung habe ich in diesem kirchengeschichtlichen Hauptseminar zum ersten Mal überhaupt mit Kopien von Originaldrucken aus dem 16. Jahrhundert gearbeitet.
Zwei zerstrittene Gesandte
(2012)
Im Februar 1819 machte sich eine deutsche Gesandtschaft auf den Weg nach Rom, um dort Dokumente zu übergeben, die nach dem Willen der entsendenden deutschen Staaten zur Errichtung der Oberrheinischen Kirchenprovinz führen sollten. Die beiden Gesandten waren der württembergische Freiherr Philipp Moritz von Schmitz-Grollenburg und der badische Freiherr Johann V. von Türckheim. Die beiden Adligen brachen als alte Freunde gemeinsam auf und kamen getrennt und zerstritten zurück. Die Geschichte und die Ergebnisse dieser zunächst erfolglosen Gesandtschaft sind längst detailliert und erschöpfend aufgearbeitet. Nun sind aber im Familienarchiv der Freiherren von Türckheim neue Unterlagen aus dem Besitz des badischen Emissärs aufgetaucht, die den bisherigen Blick ergänzen und gleichzeitig einen persönlicheren Eindruck von Johann V. erlauben. Neben zahlreichen Briefen und Arbeitsmaterialien Türckheims handelt es sich hierbei um ein ausformuliertes, eigenhändig geschriebenes Tagebuch, in dessen Fokus die Verhandlungen und deren Inhalt stehen, sowie mehrere Tagebuchnotizen zur Reise und zu einzelnen touristischen Ausflügen. Im Folgenden soll der Schwerpunkt auf dem Verhältnis der beiden Gesandten liegen. Der Inhalt der politischen und kirchenrechtlichen Verhandlungen soll dabei nur am Rand berührt werden — so weit, wie es zum Verständnis der Vorgänge notwendig ist. Für alles andere sei auf die im Fußnotenapparat angeführte Literatur verwiesen. Im Fokus stehen die Dokumente aus dem Familienarchiv von Türckheim. Daneben wurde aber auch die staatliche Überlieferung im Generallandesarchiv Karlsruhe und im Hauptstaatsarchiv Stuttgart herangezogen.
900 Jahre Baden?
(2012)
Eigentlich hat es sich ja längst herumgesprochen: Das 900jährige Jubiläum, das in diesem Jahr mit einer großen Ausstellung des Badischen Landesmuseums und üppigem Rahmenprogramm begangen wird, ist kein Landes- sondern ein dynastisches Jubiläum. Nicht das Land und schon gar nicht sein Name werden in diesen Tagen 900 Jahre alt, vielmehr trat vor 900 Jahren die Dynastie, die dieses Land bis 1918 regierte, zum ersten Mal unter dem Namen Baden in Erscheinung – einem Namen, der in Wirklichkeit sehr viel älter ist.
Zu den traditionellen konstitutiven Elementen einer badischen Identität wie gemeinsamen sozialen, wirtschaftlichen, sprachlichen
oder konfessionellen Erfahrungen und vor allem der Zugehörigkeit zu einem hierarchisch gegliederten Personenverband mit der Herrscherfamilie an der Spitze, kam im 19. Jahrhundert die rechtliche und weitgehend auch politische Egalisierung der Badener auf der
Grundlage einer modernen Verfassungsordnung hinzu. Welche Bedeutung die Zeitgenossen diesem neuen konstitutiven Element
badischer Identität zumaßen, lässt sich anhand der Feiern aufzeigen, die zu den Jubiläen der badischen Verfassung von 1818 veranstaltet
wurden: zunächst in einem zeituntypisch kurzen Erinnerungszyklus von 25 Jahren sowie nach 50 und 100 Jahren jeweils in besonderen
politischen Krisenkonstellationen, in denen der Fortbestand der Verfassung in hohem Maße gefährdet erscheinen konnte.
In jüngster Zeit wurden die Nachlässe der badischen Pfarrer Ernst Lehmann (1861–1948) und seines Sohnes Kurt Lehmann (1892–1963) sowie der mit ihnen verwandten Karlsruher Komponistin, Pianistin und Dichterin Clara Faisst (1872–1948) im Landeskirchlichen Archiv Karlsruhe erschlossen und damit für eine zielgerichtete Recherche nutzbar gemacht. Dabei weisen diese drei Nachlässe eine bemerkenswerte Geschichte auf, die nun im Landeskirchlichen Archiv Karlsruhe ihren Abschluss
gefunden hat. Als Luise (Liesel) Lehmann, die zweite Frau von Kurt Lehmann, im Jahre 1996 hochbetagt aus ihrer Wohnung in M 1,1 in Mannheim in ein Seniorenstift umziehen musste, konnte sie nur Weniges mitnehmen. Wertvolle Bände aus der Bibliothek Kurt Lehmanns wurden verschenkt, der größte Teil der Bibliothek konnte jedoch als „Ernst und Kurt Lehmann-Gedenkbibliothek“ von Pfarrer Dr. Johannes Ehmann gesichert und erschlossen werden und in der Konkordienkirche einen neuen Standort erhalten. Splitter aus der Bibliothek Kurt Lehmanns, vor allem Kleinschrifttum zum Kirchenkampf, gelangten auch in die Landeskirchliche Bibliothek in Karlsruhe. Einer sehr viel größeren Gefährdung war hingegen das persönliche Schriftgut aus dem Besitz von Kurt Lehmann ausgesetzt, vor allem Korrespondenzen, Manuskripte und Fotos, die für die Vernichtung frei gegeben waren. Der weitaus größte Anteil dieser Unterlagen konnte glücklicherweise durch Dr. Udo Wennemuth, der seinerzeit mit der Fertigstellung seiner Geschichte der evangelischen Kirche in Mannheim beschäftigt war und auch in Kontakt zu Liesel Lehmann stand, gerettet und zunächst im Kirchengemeindeamt Mannheim in einem völlig ungeordneten Zustand gelagert werden. Als Wennemuth im Mai 1999 die Leitung des Landeskirchlichen Archivs
übernahm, wurde der Bestand als Nachlass Ernst und Kurt Lehmann in das Landeskirchliche Archiv nach Karlsruhe übergeben.
Emil Müller-Ettikon
(2012)
Wenn ich an die Vorbereitungen für die auf dem Salpetererseiten (www salpeterer.net) eingestellten mehr oder weniger ausführlichen Biographien von Historikern und Heimatforschern denke, dann fällt auf, dass in Fachzeitschriften gar nichts und in Tageszeitungen nur wenig über Dr. Emil Müller-Ettikon geschrieben wurde. Das erstaunt angesichts seiner reichen schriftstellerischen Produktion, für die er 1971 sogar Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde Kadelburg wurde. So lassen sich die vielen Aufsätze in Tageszeitungen und Zeitschriften gar nicht mehr zählen, die er verfasste. Im unten stehenden Literaturverzeichnis sind jedoch die Monographien genannt, die in kleinen oder größeren Auflagen als Privatdrucke oder über Verlage »auf den Markt« kamen. Die meisten dieser Schriften beschäftigen sich mit historischen Personen oder biographischen Themen. Es finden sich aber auch ein Büchlein aus der Kriegsgefangenschaft in Italien, eines mit Gedichten, das schon während des Zweiten Weltkrieges erschien, eines mit religiöser Thematik und vielfältige Schriften des bei der »Muettersproch-Gesellschaft« aktiven Mitglieds über Mundart und Volkspoesie.
The new genus and species Deltopyxis triangulispora is described. It is so far known from 14 sites in the south of Luxembourg and one in the neighbouring region of France. The discomycete forms very small, blackish-brown apothecia on bark, more rarely on wood, but particularly on more or less strongly senescent hymenia of Vuilleminia spp. The apothecia occur on dead, corticated, internally very slightly to rather strongly white-rotten, attached or broken, periodically dry branches at a height of about 1–3 m above ground. In most of the collections Vuilleminia was present and covered the
bast on one side of the branch, while the periderm still covered the remaining areas. D. triangulispora is so far recorded on angiosperm shrubs of the genera Corylus, Crataegus, Ilex, Prunus, and Salix, which had an advanced age or were already dead. The species prefers undisturbed, usually thermophilous hedges or open woodlands, especially close to their edges, but sometimes occurs also in dense, more air-humid woods. The fungus is characterized by 64-spored, elongate saccate, short-stalked, inamyloid, rather thin-walled asci which arise from croziers and open at the apex by a broad slit-like pore. The hyaline ascospores have a distinctly triangular shape when seen in profile view, but look slightly flattened, (ellipsoid-)deltoid in front view. In the living ascus they are arranged in a dense elongate cluster, which is forcibly discharged as one entity.
The position of Deltopyxis within the Ascomycota is unknown.
Aktuelle Vorkommen der Arten Orobanche alba, O. alsatica, O. amethystea, O. arenaria, O. caryophyllacea,
O. elatior, O. lutea, O. minor, O. picridis und O. teucrii
im nördlichen Oberrhein-Tiefland und im westlichen
Kraichgau werden dargestellt. Die 2011 erhobenen
Populationsdaten werden denen des Jahres 2012 gegenübergestellt. Näher eingegangen wird auf die Vergesellschaftung der Orobanche-Arten und den Einfluss
des Witterungsverlaufs im Frühjahr auf die Keimung
der Samen. Erklärungsmöglichkeiten für zahlreiche
Neufunde im Untersuchungsgebiet werden gegeben.
Die Wiederherstellung Badens und die Bildung eines Südweststaats sind Projekte der Besatzungszeit. Sie nahmen Gestalt an, als die Westmächte im 1948 "ihren" Ministerpräsidenten die Aufgabe stellten, die für Besatzungszwecke
zusammengeschusterten Ländchen in Länder zu verwandeln, die geeignet wären, dem geplanten Weststaat, also der späteren Bundesrepublik, ein nützlicher Unterbau zu sein. Weil sie dabei Rufer in der Wüste waren, regten sie an, eine entsprechende nachholende Möglichkeit im Grundgesetz vorzusehen. Daraus wurde Art. 29 GG. Ein weiteres Fenster öffneten württembergische Vertreter im Parlamentarischen Rat: Artikel 118 GG sollte – unabhängig von Art. 29 GG und unter der Voraussetzung, dass die Hohen Kommissare es erlaubten – zu einer vorgezogenen, auf den Südwesten beschränkten Neugliederung führen können.
Einern Eintrag im Tagebuch von Abt Ignaz Speckle, dem Erbauer der Kirche in Gremmelsbach, verdankt die Nachwelt allein die Kenntnis davon, dass dieser Kirche zwei Heilige als Patrone, Joseph und Ferdinand, mit auf den Weg durch die
Zeiten gegeben wurden. Genau genommen wüssten wir nicht einmal, dass im Grundstein ein umfangreicher lateinischer
Text ruht, der teilweise die Umstände in der Vogtei zur Zeit des Kirchenbaues wiedergibt. Wir wären der Meinung, Joseph sei von Anfang an der einzige Patron gewesen, wegen seiner Nähe zu Jesus, obwohl er im Neuen Testament im Hintergrund
bleibt, einer der am höchsten verehrten Heiligen - hätten wir nicht die Angabe Speckles „titulo SS (Sanctorum) Josephi et
Ferdinandi". So wäre zu erwarten, dass in den von 1819/20 an bis Mitte des 20. Jahrhunderts lückenlos erhaltenen Verkündbüchern am Fest des heiligen Ferdinand (30. Mai) ein Festgottesdienst angesagt wird. Weit gefehlt! Alljährlich wird das Patrozinium der Kirche am Josephstag (19. März) gefeiert, nicht ein einziges Mal findet sich die Erwähnung Ferdinands.
Die Erinnerung an Herzog Karl Alexander von Württemberg (1684–1737) wird heute
von zwei Aspekten dominiert: Der eine Aspekt betrifft Joseph Süß Oppenheimer,
der andere den katholischen Glauben des Herzogs. So wird Karl Alexander meistens
darauf reduziert, der Herzog gewesen zu sein, der Joseph Süß Oppenheimer – Jud
Süß – ins Land holte. Dieses Bild wurde nicht erst 1940 durch den Film »Jud Süß«
von Veit Harlan oder 1925 durch den gleichnamigen Roman von Lion Feuchtwanger
geprägt, sondern entstand bereits unmittelbar nach dem Tod des Herzogs 1737.
In dieser Verbindung wird Karl Alexander stets als schwach, vergnügungssüchtig,
körperlichen Genüssen zugeneigt und verschwenderisch dargestellt – wie auch von
Heinrich George in Veit Harlans Film.
In den vorigen Jahrhunderten wurde der katholische Karl Alexander außerdem noch
mit einer angeblichen jesuitischen Verschwörung in Zusammenhang gebracht. Ziel dieser Verschwörung soll es gewesen sein, Württemberg wieder katholisch zu machen.
Partner des Herzogs in dieser Verschwörung soll der Würzburger Fürstbischof Friedrich
Karl von Schönborn gewesen sein. Auch dieses Thema wurde von Feuchtwanger und
Harlan aufgegriffen, spielte aber vor allem im Film nur noch eine untergeordnete Rolle.
Beide Klischees entsprechen nicht der Wahrheit. Natürlich hat der Herzog Joseph
Süß Oppenheimer ins Land geholt und natürlich war er auch mit Schönborn in
Würzburg befreundet. Jedoch war er weder der von einem Juden dominierte Herzog
noch eine Marionette der Jesuiten.
Völkerschauen in Freiburg
(2012)
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit Völkerschauen in Freiburg, die zwischen 1875 und
1914 auf der Frühjahrs- und Herbstmesse sowie im Rahmen von drei Gastspielen des Zirkus
Sarrasani 1908, 1912 und 1930 stattfanden. Völkerschauen sind inszenierte Zurschaustellungen
von Menschengruppen ,fremder ' Kulturen in Europa und Nordamerika, ,,die unter kommerziellen
Gesichtspunkten zusammengestellt und als bürgerlich akzeptables Genre vermarktet wurden".
[1] 1874 veranstaltete der Hamburger Tierhändler Carl Hagenbeck (1844-1913) mit der
Zurschaustellung einer ,Lappländer-Familie' die erste Völkerschau. Die Idee ging auf. Das
Publikum war begeistert und kam in Scharen. Der große Erfolg bildete den Auftakt für über 400
Völkerschaugruppen, die in den folgenden Jahrzehnten auf Gastspielreise waren.[2] Die größten
und besucherstärksten Völkerschauen Deutschlands fanden in Hamburg und Berlin sowie in
den zoologischen Gärten der Großstädte statt. Sie waren Massenveranstaltungen, die bis zu
mehreren Zehntausend Besucher an einem einzigen Tag anlocken konnten. Doch die Zurschaustellung
,exotischer' Völkergruppen fand nicht nur dort statt.[3]
400 Jahre Vogtsbauernhof
(2012)
Eines der bekanntesten Gebäude des Ortenaukreises erreicht im Jahr 2012 das auch für Häuser seltene Alter von 400 Jahren.
Mit einer Jubiläumsausstellung und einer Vortragsreihe würdigt das Schwarzwälder Freilichtmuseum den 1612 im Gutachtal erbauten Vogtsbauernhof, der im Jahr 1964 zum Museumsgebäude umgebaut und in den Folgejahren zum Museumsareal
mit rund 20 signifikanten Gebäuden aus den verschiedenen Regionen des Schwarzwalds ausgebaut wurde. Das erste Haus
im ersten Freilichtmuseum Baden-Württembergs strahlt als Inbegriff der Schwarzwälder Baukultur weit über die Kreis- und
Landesgrenzen hinaus.
Datiert vom Tag der Apostel Philipp und Jakob, dem 1. Mai des Jahres 1393 stiftete der zu jener Zeit schon betagte Mainzer Erzbischof und Kurfürst Konrad von Weinsberg zur Rettung seines und seiner Vorfahren Seelenheils bei Burg Guttenberg über dem Neckar eine Kapelle zur Ehren Gottes und des heiligen Bekenners und Bischofs Eucharius. Da Guttenberg und das dabei gelegene Dorf (Neckar-) Mühlbach Filial der Pfarrei Heinsheim waren, hatte der Stifter es nicht versäumt, vorab das Einverständnis der zuständigen Kirchenoberen einzuholen, des Dekans und Stiftskapitels von Wimpfen im Tal, der patronorum seu collatorum necnon pastoris prefate parrochialis ecclesie, der Patrone, Leiheherren und Pfarrherren zu Heinsheim. Patronus, collator und pastor ecclesie parrochialis – drei Zentralbegriffe der älteren Kirchenverfassung. In die neue Kapelle stiftete Konrad von Weinsberg ein beneficium perpetuum, das heißt eine Pfründe für einen täglich dort zelebrierenden Kaplan, und dotierte diese mit einem in der unmittelbaren Nachbarschaft der Kapelle noch zu errichtenden Haus sowie mit näher bezeichneten Pfründgütern und -einkünften in umliegenden Dörfern. Außerdem verordnete er dem jeweiligen Kaplan einen Platz am Tisch des Guttenberger Burggesindes und traf detaillierte Verfügungen bezüglich der Pflichten und Rechte der künftigen Pfründinhaber. Die Verleihung der Kaplaneipfründe sollte – wie üblich – für alle Zeiten dem jeweils Erstgeborenen und ältesten Agnaten des Hauses Weinsberg zustehen, dem verus heres proximior et senior masculus. Indes ging das Haus Weinsberg bereits in der nächsten Generation in Konkurs und starb wiederum eine Generation später im Mannesstamm aus. Burg Guttenberg gelangte 1449 samt der dazugehörigen Herrschaft und dem Recht zur Verleihung der Kaplaneipfründe in den Besitz der Kraichgauer Ritteradelsfamilie von Gemmingen.
Das Freiburger Münster bildete einen zentralen Pol in der öffentlich-städtischen Religiosität der
Stadt Freiburg. Religiöse Verbindungen formten vielgestaltige Beziehungsgeflechte in der städtischen
Kultur und umspannten die mittelalterliche Gesellschaft. Auch Universitäten wurden im
Mittelalter als geistliche Institutionen verstanden. Mit den zunehmend urbanen Strukturen profilierte
sich sowohl von städtischer als auch von kirchlicher Seite eine Vielzahl von Gruppierungen
mit eigenen Anspruchshaltungen. Im Brennpunkt des Freiburger Münsters trafen diese
aufeinander und kulminierten, wodurch ihm eine Schlüsselstellung in der kirchlichen Praxis
Freiburgs zukam.
Sebastian Franck (1499–1542)
(2012)
In einer 1545, etwa drei Jahre nach Sebastian Francks Tod, publizierten Vorrede zu einem Ehetraktat des Hamburger Pastors Johann Freder beteuerte Luther, er habe bey leben Sebastiani Francken nichts wollen wider jhn schreiben (S. 171). Denn ich solch bösen Menschen zu hoch veracht und allzeit gedacht, sein schreiben würde nichts gelten bei allen vernunfftigen, sonderlich bey Christen leuten, und von sich selbst in kurtz untergehen, wie ein Fluch eines zornigen bösen Menschen. Im Folgenden malt Luther sein Feindporträt weiter bildkräftig aus. Franck, das böse lesterlich maul (S. 172) wird mit einer unfletigen Saw (ebd.) verglichen, und Luther fühlt sich bei ihm erinnert (S. 174) an die schendlichen fliegen, die bei uns zu weilen in der natürlichen noth auff dem heimlichen gemach wollen in den hindern kriechen, und in derselben Rosen
und feinen Blumen sich weiden und jr honig saugen, Und darnach herfur fliegen, wenn sie den russel und fusse daselbst besuddelt haben, wollen sie uns im angesicht, auff der nasen, auff den augen, backen, maul, an dem ehrlichsten Ort sitzen, als kemen sie aus einem wolriechenden lustgarten oder einer Apoteken.
Die badischen Hofprediger haben sich nicht in das Bewusstsein einer interessierten kirchengeschichtlichen Öffentlichkeit eingeprägt als Träger eines Amtes, dessen Funktion sich einem heutigen Betrachter nicht sofort erschließt. Dabei war das Amt des Hofpredigers eines der vornehmsten unter den Theologen der Markgrafschaft und des Großherzogtums Baden, das von einer Anzahl hoch bedeutender Persönlichkeiten ausgeübt wurde, die, wenn auch eher in einem anderen Zusammenhang, einen hohen Bekanntheitsgrad über die Residenz hinaus erlangt haben. Ich erinnere nur an den
Prälaten Karl Wilhelm Doll oder den Prälaten und Kirchenpräsidenten Albert Helbing. Die Beschäftigung mit den Hofpredigern erschien wohl lange Zeit nicht opportun zu sein. Doch der Boom der Residenzen- und Elitenforschung in den letzten Jahren hat selbstverständlich auch die Hofprediger wieder in den Blick der Forschung gerückt. In einer Projektbeschreibung der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel „Obrigkeitskritik und Fürstenberatung. Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568–1714“ heißt es: „Protestantische Hofprediger der Frühen Neuzeit
agierten in einem Schnittfeld zwischen höfischer Seelsorge, gelehrten theologischen Diskursen, institutioneller Herrschaftsgestaltung, Politikberatung und persönlichem Glauben. Sie bildeten zweifellos eine besonders einflussreiche Gruppe im Spektrum frühneuzeitlicher Eliten, deren nähere Erforschung das Verständnis für die politische
Kultur, die Ausbildung der modernen Staatlichkeit und die Entwicklung von Kirche und Theologie zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert vertieft.“
Nach den ersten Filmvorführungen 1895/96 durch die Gebrüder Skladanovsky im Wintergarten in Berlin und die Brüder Lumiere in Paris breitete sich der „Kinematograph" unter wechselnden Namen (Bioscope, Kosmograph, Photoscope und andere) sehr rasch aus. Zunächst waren es nur kurze Filme mit wenigen Minuten Spielzeit, die als Zwischennummern in Varietebühnen aufgeführt und bald auch von Wanderfirmen aneinandergereiht auf Jahrmärkten zu
großen Attraktionen wurden. Auch auf der Freiburger Messe waren derartige Unternehmen um
die Jahrhundertwende und danach ständige Gäste. Die Sitzplatzzahlen
und die Zelte dieser Wanderkinos vergrößerten sich ständig und die Werbung für sie pries
immer neue Attraktionen an. Oft ließen sich solche Firmen dann auch für kurze Zeit in angemieteten leerstehenden Läden nieder, wo sie ihre Filmstreifen bis zum endgültigen Verschleiß
anbieten konnten, ehe wieder neu zugekaufte oder auch von anderen Betrieben übernommene
Filme zum Einsatz gebracht wurden. Spielte zunächst jedes Unternehmen nur seine eigenen
Streifen, so entwickelte sich ab 1903 allmählich eine Verleihorganisation für die nun auch länger werdenden Filme.
Am 9. Februar 1529 drangen zweihundert bewaffnete Bürger in das Basler Münster ein und zerstörten
in blinder Wut Kruzifixe, Marienbilder und Heiligendarstellungen. Von den Statuen ist
nichts übrig geblieben, weder in den Kirchen noch in den Vorhallen oder in den Säulengängen
und Klöstern. Alle Bilder sind übertüncht worden, Brennbares wurde auf den Scheiterhaufen
geworfen, anderes wurde in Stücke geschlagen. Weder Kostbarkeit noch künstlerischer Wert
setzten der Zerstörungswut irgendeine Grenze. Bald darauf wurde die Messe gänzlich abgeschafft,
man darf weder daheim far sich zelebrieren, noch in der Umgebung Messe hören. So
schildert Erasmus von Rotterdam am 9. Mai 1529 dem Nürnberger Patrizier Willibald Pirkheimer
den Bildersturm, den Höhepunkt der Reformation in Basel, die der Münsterpfarrer
Johannes Oecolampad (Hausschein) mit der Feier des Abendmahls unter beiderlei Gestalten
und der Verkündigung des Wortes Gottes allein auf der Basis der Heiligen Schrift eingeführt
hatte. Dieser Bildersturm von 1529 war für die Amtsträger und Anhänger der Alten Kirche der
letzte Anlass, die Stadt am Rheinknie zu verlassen: Der Bischof zog nach Pruntrut, das geistliche
Gericht nach Altkirch. Das Domkapitel übersiedelte nach Freiburg im Breisgau.
Im 700. Jahr ihrer Ersterwähnung im Jahre 1312 bietet es sich an, den Blick von Neuem auf die
Schneeburg bei Ebringen zu lenken. Der Anlässe sind genug: Sie wurde in den Jahren um
1999/2000 erneut saniert und ist ein beliebtes Wanderziel im Nahbereich der Stadt Freiburg. Sie
steht auch schon ganz am Anfang der Geschichte des Breisgau-Geschichtsvereins: Bereits im
ersten Band des „Schau-ins-Land" von 1873/74 findet sich ein illustrierter Beitrag zur
Schneeburg aus der Feder von Fritz Geiges. Und die erste Freilegung und Sanierung
von etwa 1905 ist mit einigen bestechend scharfen Fotoaufnahmen im Stadtarchiv Freiburg
dokumentiert.
Im Stadtarchiv Freiburg lagert unter der Signatur Cl Militaria 101 , fol. 39r-41v, ein Schriftstück
aus dem Deutschen Bauernkrieg von 1525. Es trägt die Überschrift "Handlung vnd feldartickel,
so furgenomen worden sind vjf montag nach der alten vaßnacht [ 6. März] von allen
hujfen vnd reten, so sich zusammen verpjlicht in dem namen der heilgen vnzerteilten dryvaltigkeit
anno etc xvc xxv [1525]" .
Unschwer erkennt man in der sorgfältig erstellten Handschrift ein zentrales Dokument aus
der Erhebung von 1525 wieder: die in der modernen Geschichtswissenschaft sogenannte
„Memminger Bundesordnung". Diese wurde von den Führern der drei oberschwäbischen
Bauernhaufen am 6. und 7. März in Memmingen als Verfassung der von ihnen gegründeten
„Christlichen Vereinigung" beraten und verabschiedet.' Wenig später wurde sie gedruckt; was
die Bedeutung erkennen lässt, die ihr damals beigemessen wurde. Denn nur zwei bäuerlichen
Programmschriften, den „Zwölf Artikeln" und der „Memminger Bundesordnung", widerfuhr
die Auszeichnung, im Druck bekannt gemacht zu werden. Bei genauerem Hinsehen wird aber
auch deutlich, dass die Freiburger Handschrift keine bloße Abschrift des gedruckten Textes war.
Durch Streichung, Abwandlung und Hinzufügung von Artikeln war sie vielmehr eine eigene,
für sich stehende Fassung der gedruckten „Memminger Bundesordnung" - eine nach ihrem archivalischen
Lagerort sogenannte „Freiburger Bundesordnung".
„Semper Apertus“
(2012)
On 5 August 1947, two years after the occupying American army had shut it down, the University of Heidelberg recognized Prälat Hermann Ludwig Maas (1877–1970) on his seventieth birthday with a doctorate honoris causa. The document which the Rektor, Prof. Hans Freiherr von Campenhausen, presented to Maas supported the honor with half a dozen reasons why he was worthy of the title Doktor, but the laudatio made no mention of the university’s debt to Hermann Maas that arose in the summer of 1945. Years later, when Maas was a walking, living legend in his own city, the popular press remembered that Maas and members of the Theological Faculty taught uninterruptedly during the Summer Semester of 1945 while other faculties
slumbered. Maas and his colleagues helped the university live up to its heralded motto: semper apertus.
Johann Peter Hebel war schon im Jahre 1801 mit einem größeren katechetischen Projekt befaßt, nachdem er von Geheimrat Nikolaus Friedrich Brauer den Auftrag erhalten hatte, den Katechismus Johann Gottfried Herders für den Schulgebrauch in
Baden zu bearbeiten. Zu einer Publikation dieser Bearbeitung, die in Hebels Nachlass bedauerlicherweise nicht überliefert ist, kam es allerdings nicht. Dass sich Hebel der ihm übertragenen Aufgabe nur widerwillig stellte und er der Herderschen Vorlage
sehr kritisch gegenüberstand, ist ersichtlich aus einem Brief an seinen Freund Friedrich Wilhelm Hitzig vom 14. April 1801
Im Jahr 2011 feierte die heute zu Offenburg gehörige Gemeinde Bohlsbach das Jubiläum der Ersterwähnung des Ortes
vor 1050 Jahren mit einer Rückschau aus der Gegenwart in die Vergangenheit. Der konkrete Anlass bezog sich auf eine auf
das Jahr 961 datierte Urkunde, doch wie bei jedem Jubiläum war der eigentliche Grund dieser Feier vielmehr das, was im
Lauf der Zeit aus dem Ort geworden ist, seine Entwicklung und das Ergebnis dieser Entwicklung, wie es sich in der Gegenwart widerspiegelt. Dennoch ist die Ersterwähnung eines Ortes immer ein besonderer Punkt in dessen Geschichte. Sie liefert eine Jahreszahl, die sozusagen als Startpunkt angesehen werden kann, von dem eine historische Entwicklung ausgeht, die idealerweise bis in die heutige Zeit anhält. Es handelt sich bei solchen Ersterwähnungen in der Regel nicht um die Mitteilung von unmittelbaren Gründungsvorgängen, etwa dass ein Kloster gegründet oder eine Kirche dort neu errichtet wird, wo zuvor keine bestanden hatte, sondern sie teilen mit, dass sich zu diesem Zeitpunkt „etwas" an diesem Ort befunden hat, zum Beispiel eine Hofstelle oder irgendein Bauwerk. Dieses „etwas" hatte zu diesem Zeitpunkt in der Regel selbst bereits eine Geschichte hinter sich, bestand vielleicht schon seit Jahrzehnten oder noch länger. Mit einer Ersterwähnung in einer Schriftquelle tritt ein Ort also nicht erst in seine materielle Existenz ein, er wird auf diese Weise nur zum ersten Mal für die Geschichtswissenschaft greifbar.
Saatgut ist die Grundlage jeglicher pflanzlicher Produktion und somit auch Grundlage für die menschliche und tierische Ernährung. Die Verwendung von qualitativ hochwertigem Saatgut garantiert den Anbauerfolg. Für zahlreiche pathogene Pilze ist die samenbürtige Übertragung ein wichtiger Verbreitungsweg, sodass es bei der Nutzung von befallenem Saatgut zu beträchtlichen Ertrags- und Qualitätseinbußen kommen kann. Am LTZ Augustenberg befasst sich die Saatgutprüfstelle seit ihrer Gründung mit Fragen zu samenbürtigen Krankheiten. Regelmäßig werden Erhebungen zur Befallssituation von Fusarium- und Drechslera-Arten vorgenommen. Mit zunehmender Saatgutproduktion für den ökologischen Pflanzenbau stieg auch die Anfrage nach Gesundheitsprüfungen. Im Referat Saatgutuntersuchung sind mittlerweile Untersuchungsmethoden für 41 verschiedene Kulturpflanzenarten auf etwa 150 verschiedene pilzliche Schaderreger etabliert.
Als der neu berufene ordentliche Professor für Geschichte, Heinrich Johannes Finke,
im April 1899 nach Freiburg kam, befanden sich die Breisgaumetropole und ihre Universität in
einer Phase des Aufschwungs. Die seit 1888 von Oberbürgermeister Otto Winterer regierte
Stadt zählte an der Schwelle zum 20. Jahrhundert über 60.000 Einwohner. Deutlich wird der
Wandel zur Großstadt z.B. am raschen Aufbau einer neuen Infrastruktur, den der offizielle Betriebsbeginn
der „Elektrischen Tram" 1901 symbolisiert, oder an den zwischen 1890 und 1906
vollzogenen Eingemeindungen der Vororte Günterstal, Haslach und Zähringen. Die Feier aus
Anlass der Immatrikulation des 1.500. Studenten an der Albert-Ludwigs-Universität 1898 und
die Zulassung von fünf Frauen zum Studium im Sommersemester 1900, was eine Neuerung in
der Geschichte der Hochschulen im Kaiserreich darstellte, spiegeln die wachsende Bedeutung
der Freiburger Universität innerhalb der deutschsprachigen akademischen Landschaft wider.
Am Karfreitag 1945 verhaftete eine Volkssturmeinheit unweit von Bad Rippoldsau, das unterhalb des Kniebismassivs liegt,
zwei Flüchtlinge: zwei junge Menschen, welche die Not der Zeit in die Welt hinausgeworfen hatte, wo sie versuchten, ihr
Leben zu retten. Doch sie trafen auf den SS- und SD-Führer, SS-Totenkopfringträger, SS-Ehrendegenträger und „Inhaber des
SS-Julleuchters", den zeitweiligen NSDAP-Ortsgruppenleiter von Wolfach, Karl Hauger, der seines Zeichens - sozusagen
neben seinen unzähligen NS-Parteibeschäftigungen - auch noch Forstamtsleiter des Staatlichen Forstamtes II in Wolfach,
der damals für Bad Rippoldsau zuständigen Forstbehörde, war. Ein Mann, der seine Unterwürfigkeit zu Partei und Staat auch
durch die Tatsache zum Ausdruck brachte, dass er nicht etwa, wie damals noch weithin üblich, im Frack und Zylinder zum
Traualtar schritt: Der Forstmann heiratete 1934 auch nicht, wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre, in Forstuniform, sondern
in der schwarzen Uniform der SS. Karl Hauger, im Volksmund von manchen noch heute der „kleine Hitler von Wolfach" genannt, war sich selbst nicht zu schade dafür, sich eigenmächtig zum Richter zu erheben und zum Hinrichter zu erniedrigen.