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Das einzige, was bei optimistischer Betrachtungsweise bruchstückhaft von einer Vernissagerede hängen bleibt, ist die Vita des Künstlers. Diese habe ich in den letzten Tagen mit meinem Pkw erfahren. Endlos die Kurven, endlich das weit abgelegene Happingen, der Wohnsitz der Künstlerin. Obwohl Happingen zu meiner Pfarrei gehört, war ich noch nie dort gewesen. Offenbar keine Trunkenheitsfahrt, kein Diebstahl, kein Mietstreit, kein Augenschein. Haus Nr. 12, aber wo? Schließlich bin ich nach dem Ohr und einer Staubwolke gelaufen und habe das steinreiche Atelier der Bildhauerin gefunden. Ein vierfüßiges gestängtes Gebilde en plein air hinter dem Wohn- und Bauernhaus mit einem Zeltdach, zum Schutz gegen Sonne und Regen. Unkompliziert und herzlich der Empfang. Eine Bank, zwei Stühle und ein Tisch, alles aus Holz; eine Kanne mit heißem Wasser, Pulverkaffee und Zucker; Milch gab es an diesem Tag nicht. Rasch der Einstieg ins Gespräch, als kenne man sich seit Jahren. Die Preisgekrönte ist Schwäbin. Wie unser Herr Landrat. Das muß nicht unbedingt ein Nachteil sein. Eine Schwäbin, allerdings not dyed in the wool, nicht in der Wolle gefärbt. Gleichwohl läßt sie nichts auf die Schwaben kommen. Es sei ein altes Kulturvolk, das uns allerdings mit der Kehrwoche plage.
Evolution und Evaluation
(2000)
Der Titel mag befremden oder irritieren. Ersteres läßt sich aufklären, letzteres ist durchaus beabsichtigt. Ein Wortspiel, gewiß, aber ein sehr bewußt gewähltes. Denn beide Bezeichnungen sprechen Schlüsselbegriffe für die aktuelle Museumsentwicklung an. In der gebotenen Kürze sei dies erläutert, bevor ich mich meinem konkreten, im Untertitel verschlüsselten Thema
bezogen auf das Karlsruher Naturkundemuseum zuwende. Das Wort Evolution steht für kontinuierlich fortschreitende Entwicklung in Kosmologie, Biologie und Philosophie. Ich werde mich hüten, fachfremd wie ich bin, auf die naturwissenschaftlich-phylogenetische Diskussion des Evolutionsbegriffs einzugehen. Ebensowenig soll Evolution in philosophischer Perspektive als allumfassend-naturgesetzliche Erklärungsgrundlage für Wissen, Bewußtsein und moralisches Verhalten und deren sich ausdifferenzierendes und sublimiertes Fortschreiten thematisiert werden.
Der Südweststaat vor Gericht
(2012)
Vor 900 Jahren wurde ein "Markgraf von Baden" erstmals urkundlich erwähnt. Mehr als zwei Jahrhunderte nach der Erbteilung von 1535 fanden die Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden-Baden wieder zueinander. Mit der im Zuge der Neuordnung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erfolgten Erhebung des Markgrafen Karl Friedrich zum Kurfürsten (1803: Reichsdeputationshauptschluss) und, drei Jahre später, bedingt durch das Ende des Reichs, seinem dem Kaiser Napoleon zu verdankenden Avancement zum Großherzog (wennschon nicht König, so doch "Königliche Hoheit") begann Badens große Zeit – unter einer Dynastie, die einst Stuttgart gegründet und mit Markgraf Bernhard II. (1428–1458) auch einen Beinahe-Heiligen hervorgebracht hatte. Der Freistaat Baden war ein Land der Weimarer Republik. Er überdauerte die Zeit des Nationalsozialismus. Nicht das Ende Badens, aber sein Ende als Staat kam 1945 mit der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und der Bildung der drei südwestdeutschen Länder Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern, aus denen am 25. April 1952 der Südweststaat, das heutige Baden-Württemberg, hervorgegangen ist. Bis in das Jahr 1974 andauernde juristische Nachhutgefechte hielten die "Baden-Frage" vorübergehend
noch am Leben.
Agnes Elisabeth Winona Leclerq Joy, geboren am 25. Dezember 1840 in Swanton, Franklin County, im Bundesstaat Vermont, USA, starb wenige Tage vor ihrem 72. Geburtstag 1912 in Karlsruhe. Sie war die Tochter eines Offiziers der US-Armee, des Generals (oder Obersten) William Leclerq Joy (1793-1866) und - mütterlicherseits - die Enkelin eines Indianerhäuptlings. Ihren stets mit Stolz getragenen Vornamen Winona (=Flamme) verdankt sie ihrer indianischen Großmutter. Wie kam Agnes Joy nach Karlsruhe?
Das Lateinische als abendländische Bildungssprache schlechthin, ist von
den Vulgärsprachen erst in einem langwierigen und auch heute noch nicht völlig
abgeschlossenen Prozeß ersetzt worden. Dieser Ablösungs- und Emanzipationsprozeß
lief im romanischen Sprach- und Kulturkreis anders als im germanischen
und slavischen ab, differierte fernerhin je nach Textsorte und Verwendungszusammenhang,
nach Raum und Zeit. Aus dieser skizzierten überaus komplexen
Sachlage ergeben sich einige allgemeine methodische Konsequenzen für die künftige
Arbeit. Ausgangspunkt wird zunächst eine allgemeine Darstellung der Theorie
der lingua vulgaris im Mittelalter sein müssen, wobei die Lehre von den drei
Sakralsprachen im Mittelpunkt zu stehen hat. Einschlägige Zeugnisse sind bisher
lediglich für die Karolingerzeit gesammelt und ausgewertet. Für die Folgezeit
liegen keine systematischen Untersuchungen vor. Auf diesem Hintergrund
haben die Einzelphilologien - in Zusammenarbeit mit den historischen Disziplinen
- empirische Untersuchungen durchzuführen, die wegen der Materialfülle
nur durch strenge Begrenzung des Objektrahmens förderlich sein können.
Tarodunum/Zarten
(1973)
Es gehört zu den ebenso reizvollen wie schwierigen Aufgaben der Geschichtswissenschaft,
Licht in jene säcularen Vorgänge zu bringen, welche
den Übergang von der Spätantike zum Mittelalter bewirkten. Die Spärlichkeit
der schriftlichen Zeugnisse steht im Kontrast zur Virulenz der Hypothesenbildung.
Zwei Hauptthesen beherrschen - in vielfacher Abwandlung - auch
heute noch die Diskussion.
Einmal die aus humanistischer Tradition stammende Dekadenztheorie, die
dann einmündete in die sogenannte Katastrophentheorie, d.h. in die
Lehre vom Untergang der Antike in der germanischen Völkerwanderung.
Demgegenüber bemühte sich Alfons D o p s c h durch minutiöse Einzeluntersuchungen,
vorwiegend im Bereich der Wirtschafts- und Sozialgeschichte,
um Erweis einer kontinuierlichen Entwicklung. (Kontinuitätstheorie).
Anlass zum Thema dieser Miszelle ist die Sorge, dass die Diskussion des Problemkreises „galloromanisches Substrat im Schwarzwald" von Historikern und Archäologen als „ungelöst" oder „unlösbar" abgebrochen bzw. beiseite geschoben wird. Zuletzt äußerte sich dazu Meinrad Schaab, ausgehend von der - nach ihm - lediglich im Zartener Becken gesicherten Namen-, Siedlungs- und Bevölkerungskontinuität. Im Übrigen bleibt Schaab skeptisch abwartend. Zur philologischen Argumentationsweise findet er keinen adäquaten Zugang. Irritationen verursachen ihm die Ortsteilnamen (Zinkennamen) zwischen Elz und Kinzig: ,,Aber romanische Namen gibt es auch anderwärts im Schwarzwald, und ausgerechnet in von der Siedlungs- und Bodenausstattung her kaum frühdatierbaren Tälern, Ortsteilen und Einzelhöfen, zu denen natürlich auch keine frühe schriftliche Überlieferung vorliegt. Man wird sie kaum allein aufgrund philologischer Merkmale als Rückzugssiedlungen der von den Alemannen verdrängten römischen Provinzialbevölkerung einstufen können. Aber auch die Deutung als durch Bergbauspezialisten oder bäuerliche Kolonisten erst im Hochmittelalter angelegte Siedlungen ist keineswegs erwiesen, und die Deutung auf Bergbau geht oft auch nicht auf." Misstrauen gegenüber philologischer
Argumentationsweise hatte Bruno Boesch schon 1962 gesät, als er warnte, „in einer so komplexen, viele Wissenschaften berührenden Frage dem philologischen Scharfsinn unbeschränkte Vollmachten einzuräumen". Leider ist eine Auseinandersetzung mit jüngeren germanistischen und romanistischen Arbeiten von Seiten der Mittelalterhistoriker und auch sonst, ausgeblieben. Wolfgang Haubrichs hat jüngst dem Problem der Romania submersa im Westen und Süden der Germania eine knappe Zusammenfassung gewidmet. Da heißt es: ,,Auf der Ostseite des Oberrheins sind die Kontinuitätszeugnisse [d. h. antik-frühmittelalterliche Namenkontinuität, = Verf.] noch spärlicher. Für das badische Schwarzwaldvorland und den Mittleren Schwarzwald sind einige Lehnwortareale dingfest gemacht worden; im Schwarzwald Gruppen von Ortsnamen, die auf galloromanische Lehnwörter zurückgehen dürften."
Man kennt sich nicht mehr aus in unserm Vaterland". Mit diesen Worten resümierte bei der Übernahme des fürstbischöflichen Meersburg in das markgräfliche Baden ein badischer Kommissar die umwälzenden Veränderungen durch die immensen Gebietszugewinne, die seit 1802 in die Tat umgesetzt wurden. Aufklärerische Utopien und territoriale Verluste an Frankreich waren der Auslöser für die staatliche Umstrukturierung des deutschen Südwestens. Herrschaftliche Wechsel ereigneten sich in kurzen Zeitabständen. Im Breisgau regierte von 1801 an sogar der oberitalienische Herzog von
Modena, der für seine verlorengegangenen Besitzungen entschädigt worden war. Was durch die Einführung der Reformation 1534/35 im württembergischen und badischen Territorium und in der Kurpfalz gelang - die Auflösung und Eingliederung zahlreicher Klosteranlagen - fand am Anfang des 19. Jahrhunderts in weit umfangreicherem Maße statt. Mächtige und reiche Klöster mussten schließen, ihr Vermögen wurde eingezogen und neue Nutzer zogen in die nach dem Auszug der ehemaligen Bewohner leerstehenden Gebäude ein. Kirchengut wurde vereinnahmt, sortiert und verteilt oder zu purem Geldwert „versilbert". Der Aufbruch in eine neue Ordnung zog sich über mehrere Jahrzehnte hinweg.
Die erste Auswanderungswelle aus dem deutschen Sprachraum in den Süden Brasiliens (1824-1830) erfolgte schwerpunktmäßig bereits vor 180 Jahren. Vielfach Norddeutsche waren es, die der Werbung von Auswanderungsagenten
folgten. Grundlage dieser ersten Auswanderungswelle war das Regierungsdekret vom 16. März 1820 von König Joao VI.
In diesem Dekret wurden die verschiedenen deutschen Länder aufgefordert, die Einwanderung nach Brasilien zu unterstützen.
»...do wird ich, Ulrich Sárry, sekler der statt ze sant Gallen, und han ingenomen und us geben, altz her nach geschriben stât.« Diese Worte stehen am Anfang des St. Galler Säckelamtsbuches von 1419. Geschrieben hat sie der neue Säckelmeister Ulrich Särri, der am 11. Januar 1419 sein erstes städtisches Amt antrat. Säckelamtsrechnungen sind spannende Quellen: Sie geben uns in knappen Worten Einblick in den Alltag der städtischen Verwaltung. Wie also wurden die städtischen Aufträge organisiert und entlöhnt? Und welche soziale Stellung besaßen die Personen, die diese Aufträge ausführten? Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, solchen wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Fragen am Beispiel der Stadt St. Gallen nachzugehen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ausgaben im Säckelamtsbuch von 1419. Es waren die ersten städtischen Abrechnungen nach dem verheerenden Stadtbrand von 1418, dessen Flammen wohl auch die Säckelamtsbücher der Jahre 1408 bis 1418 zum Opfer fielen.
Ja lernen Sie den auf der Universität keine badische Geschichte mehr?" Das war die erstaunte Frage eines Mannheimer Notars, der zu versuchen hatte drei frischgebackene Gerichtsreferendare in das System des badischen Notariats einzuführen. Meine Antwort zeugte von wenig Respekt: „Sollten wir uns nicht auch einmal mit der Geschichte des Fürstentums Liechtenstein befassen? Die wäre vielleicht auch nicht ganz uninteressant." Inzwischen habe ich dem alten Justizrat im Stillen Abbitte getan und mich mit badischer Geschichte im Allgemeinen und der seines Notariats im Besonderen mehr beschäftigt, als ich damals vor den mehr als vierzig Jahren geglaubt hätte. Den Anstoß dazu gab neben eigener, fast ein Menschenalter währender Berufstätigkeit das Heft 3/1981 der Badischen Heimat, gewidmet dem 175. Jubiläum des badischen Notarstandes.
Jorg Schwartzerdt der Jüngere, Schuttes vnd Keller zu Bretten, Bruder Philipp Melanchthons, dürfte in der Stadt des Peter-und-Paul-Festes allemal als Verfasser der Chronik über den Landshuter Erbfolgekrieg bekannt sein. Dabei war der um 1500/1501 Geborene im Jahre 1504 noch ein Kleinkind gewesen. Nicht von geringerem Wert (aber unbekannter) sind seine Erinnerungen an den »Bauernkrieg« von 1525, den er als junger Mann erlebte und als Zeit- und Augenzeuge die Ereignisse in seiner Heimatstadt Bretten schilderte - wenn auch in der Rückschau.
Welches Dasein ist dem "Sprachatlas der deutschen Schweiz"
(SDS) zum Beispiel an einer mitteldeutschen oder österreichischen Universität beschieden?
Teilen sie dort das Schicksal der Werke, deren Vorhandensein oder
Fehlen nur einmal im Jahr, nämlich beim Büchersturz, festgestellt wird? Bei
einem solchen pessimistischen Ausblick bliebe unseren Atlanten somit nur der
Trost, wenigstens in ihrer Heimatuniversität benutzt zu werden. Dieser Trost ist
dem "Vorarlberger Sprachatlas" (V ALTS) freilich nicht beschieden. Da es in
Vorarlberg keine Universität gibt, stellt sich pei diesem Unternehmen die Frage
nach der Benutzung von Sprachatlanten noch in verschärfter Form. Wer also
benutzt einen Sprachatlas? Zwei Benutzerkreise sind es wohl, die hierfür in Frage
kommen:
1. die Deutschlehrer und ihre Ausbilder, wozu ja gerade auch die Universitätslehrer
gehören.
2. die Dialektologen und die Vertreter der Nachbarwissenschaften wie etwa
Geographen oder Historiker.
Im folgenden soll auf beide Gruppen getrennt eingegangen werden, wobei der
Schwerpunkt unserer Darlegungen, gemäß dem Thema dieses Aufsatzes, bei der
ersten Gruppe liegen soll.
In der Öffentlichkeit werden die beiden Begriffe »Badisch« und »Schwäbisch« oft gegenübergestellt, doch führt dies zu einem falschen Bild, da »Schwäbisch« ein sprachlicher, »Badisch« dagegen ein politischer Begriff ist. Es gibt keine einheitliche badische Mundart, sondern nur Mundarten in Baden. Und diese sind extrem unterschiedlich, denn das Unterostfränkische in der äußersten Nordostecke und das Hochalemannische in der Südwestecke Badens haben nur noch wenige sprachliche Gemeinsamkeiten.
Nie hätten wir es für möglich gehalten, daß diese Rechtfertigung der deutschchristlichen gewalttätigen und verfassungswidrigen Kirchenpolitik Ihre Antwort wäre auf die Bitten treuster und bibelgläubiger Glieder unserer Kirche, die sie aus heißer Besorgnis und innerster Gewissensnot vorzutragen gewagt haben! […] Wir sind fassungslos verwundert, daß Sie an den `Geist brüderlicher Gemeinschaft unter Geistlichen und Gemeindemitgliedern‘ appellieren, als handele es sich bei dem gegenwärtigen kirchlichen Kampf um einen Streit, den man mit christlichen Ermahnungen beenden könne, […]. Wir bezeugen Ihnen hiermit, daß für unsere Erkenntnis schweigen und mit dem DC-Geist Frieden machen gleichbedeutend wäre mit Verleugnen unseres Herrn und seiner ewigen Wahrheit. Kurz nach dem Beitritt der badischen Landeskirche zur
deutsch-christlichen Reichskirche, am 27. Juli 1934, richtete Karl Dürr, der Vorsitzende der Bekennenden Kirche Badens, an seinen Landesbischof Julius Kühlewein diese Zeilen. Der badische Kirchenkampf steuerte damit auf seinen ersten, aber keineswegs letzten Höhepunkt zu, an dessen Ende 1945 eine Landeskirche stehen sollte in der Macht- und Richtungskämpfe sowie persönliche Animositäten tiefe Spuren hinterlassen hatten; beherrscht von den untereinander verfeindeten kirchenpolitischen Gruppierungen der Bekennenden Kirche und der Deutschen Christen, aber auch einer
von nahezu allen Seiten in Ihrer Legitimität angefochten Kirchenleitung geriet sie vor dem Hintergrund der Konflikte, die tief in ihre Identität und ihr Selbstverständnis eingriffen, an den Rand der Spaltung.
Kunst im Naturmuseum
(2001)
Heute ist es eine rechte Seltenheit, dass Natur und Kultur zusammenfinden, in diesem Fall das Naturmuseum und die Kunst. Während einstens diese beiden tragenden geistigen Lebensbereiche, allerdings bei Dominanz der Geisteswissenschaften, miteinander verwoben waren, sind sie inzwischen so etwas wie gegensätzliche, bis zu einem gewissen Grade verfeindete Brüder geworden. Selbstredend war das noch weitgehend anders bei Altmeister Goethe, dem derzeit vielerorten gefeierten
Jubilar. Bei einer profunden humanistischen Bildung (schon mit zehn Jahren führte er lateinische Gespräche mit seinem Vater) waren für ihn die Bereiche Kunst mit der Bildenen Kunst, Literatur, Dichtung, Theater und Musik einerseits und die Natur einschließlich der damaligen Naturwissenschaften andererseits zwei mächtige, einander gegenüberstehende, aber
nicht bekämpfende Größen, die bis zu einem gewissen Grade die beiden Seiten ein und derselben Medaille bildeten. “Wer Kunst und Wissenschaft fördert darf sich sagen, dass er gränzenlose Folgen vorbereitet,” schrieb Goethe 1822 der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main, Kunst als Synonym für die Kultur und Wissenschaft für die Naturwissenschaften. Beide Komplexe wurden somit als gleichwertige Elemente nebeneinander gestellt.
Siegfried Rietschel
(2000)
Hoch über der Elbe in Dresden steht auf der Brühlschen Terrasse ein Denkmal des einst namhaften Bildhauers und Kunstprofessors Ernst RietscheI. Bei genauerem Hinsehen kann der Betrachter erstaunt und zugleich fragend feststellen, daß Ihm diese etwas verschmitzt wirkenden Gesichtszüge und dieses angedeutete Lächeln bekannt zu sein scheinen. Natürlich, geht es ihm durch den Kopf, der Siegfried Rietschel aus Karlsruhe. Da haben offensichtlich die von vielen Soziologen, Psychologen und Ideologen noch heute abgelehnten Gene bewirkt, daß beim Nachfahren noch in der 4. Generation signifikante Merkmale der Physiognomie, möglicherweise aber auch der Wesensart, zumindest andeutungsweise erhalten geblieben sind.
Die rauen klimatischen Gegebenheiten und die Verwitterungsprodukte aus vorwiegend saurem kristallinem Gestein lassen in den Hochvogesen nur Wald- bzw. Forstwirtschaft und eine begrenzte Grünlandwirtschaft zu. Letztere findet in einer verbreiteten Weidennutzung in der Zeit von April/Mai bis Oktober statt. Die Pflanzengesellschaften werden detailliert beschrieben und erkennbare Intensivierungs- wie Extensivierungstendenzen aufgezeigt.
Nächster Halt "Klinikum"
(2017)
Ausgangslage – politisch und geografisch
Die ersten Eisenbahnen im Deutschland des
19. Jahrhunderts wurden entweder als Privatbahnen
oder als Staatsbahnen errichtet. Deutschland
bestand aus vielen Kleinstaaten, die zuallererst an
ihre Staatskasse und das Wohl ihrer Landeskinder
dachten, wenn es galt, eine neue Bahnlinie zu
projektieren. Die badische Schwarzwaldbahn zeigt
exemplarisch, dass keine Mühen – in finanzieller
wie in technischer Hinsicht – gescheut wurden, bei
der Linienführung das eigene Staatsgebiet nicht
zu verlassen, um dem benachbarten Ausländer
keine Vorteile einräumen zu müssen, wenn er sein
Land für die Trasse zur Verfügung stellt und auch
Gemeinden auf seinem Territorium so zu einem
Eisenbahnanschluss gelangen.
Die „Wacht am Rhein“ ist die Dichtung eines gebildeten jungen Mannes, der in
seinen politischen Vorstellungen – nicht ohne Widersprüche – von den Ideen des
Vormärz geprägt war. Als 1840 in Frankreich Forderungen nach einer Eroberung
des Rheinufers als einer natürlichen Grenze aufkamen, verfasste er einen Text,
der nach seinem frühen Tod eine ungeheure Konjunktur erlebte und – inzwischen
Lied geworden – im Kaiserreich gleichsam zur inoffiziellen Nationalhymne der
Deutschen aufstieg. Die „Wacht am Rhein“ zog sich wie ein roter Faden durch
den Krieg von 1870/71 und auch durch den schrecklichen Ersten Weltkrieg, und
ihre ersten Töne waren während der ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs die
Erkennungsmelodie der Sondermeldungen des Wehrmachtsberichtes. Der Dichter jener Zeilen, Max Schneckenburger, stammte aus unserer Region, nämlich
aus Talheim. Er ist heute, ebenso wie sein einst allbekannter Text, weitgehend
vergessen.
„Von 1921 an war ich auf Wunsch meines Erzbischofs politisch tätig in der Zentrumspartei. 1933 fiel bei den Wahlen das Volk der Massenhysterie zum Opfer; von den Widerstand leistenden Parteien konnten nur die Sozialdemokraten und wir vom Zentrum unsere Mandatsstärke halten“, ... dabei meinten es „die demokratischen Parteien ehrlich mit ihrem Kampf gegen den Nationalsozialismus, aber die Mehrheit des Volkes ließ sie bei den Wahlen im Stich.“ Mit diesen Worten kommentiert Ernst Föhr, der letzte Vorsitzende der Badischen Zentrumspartei, im Rückblick seinen Widerstand gegen die NS-Diktatur und sucht zugleich eine Ursache für den Wahlerfolg Hitlers, insbesondere bei den Märzwahlen des Jahres 1933. Ausgehend von dieser Bemerkung Föhrs wollen wir nach der Wahlkampfstrategie und dem politischen Selbstverständnis der Badischen Zentrumspartei in der Endphase der Weimarer Republik fragen. Im einleitenden Teil der Arbeit wird es dabei zunächst darum gehen, den politischen Standort der Badischen Zentrumspartei im Parteiengefüge der Weimarer Zeit zu ergründen. Aus welchen Gründen sprach sich die Badische Zentrumspartei immer wieder für eine Weimarer Koalition und gegen eine Rechtskoalition oder ein Bürgerblockkabinett aus? Inwiefern kann man in diesem Zusammenhang von der Verwurzelung eines demokratisch-republikanischen Selbstbewusstsein bei der Badischen Zentrumspartei sprechen?
"Wir haben in der Revolution mit den Dynastien restlos aufgeräumt, aber die Grenzpfähle haben wir stehen lassen. Das ist zweifellos eine Unterlassungssünde der Revolution …" Mit diesen Worten forderte der Mannheimer Reichstagsabgeordnete Oskar Geck im Jahr 1920 eine Zusammenlegung der Länder Baden und Württemberg und gehörte damit zu den Initiatoren einer schon in der Weimarer Zeit überaus rege geführten Diskussion über die territoriale Gestaltung des deutschen Südwesten. Der Vortrag beleuchtet zunächst die politische Entwicklung in Baden in den Jahren 1918/19 und zeigt auf, weshalb es erst im Gefolge der Revolution zur Diskussion über eine Territorialreform kam. In einem zweiten Teil werden diese Diskussion, ihre Protagonisten und die Argumente Für und Wider einer Südweststaatsgründung in den 1920er Jahren erörtert.
Dass Baden heute noch ein Bollwerk der Demokratie und Republik ist und, dass die deutsche und die badische Republik in Baden fest verankert ist – sah der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Ludwig Marum im Sommer 1924 als eines der zentralen Verdienste der Weimarer Koalition in Karlsruhe an. Im November 1925 resümierte sein Stellvertreter, Leopold Rückert, die gemeinsame Arbeit von Zentrum und Sozialdemokratie in der badischen Regierung mit den Worten: Wir wollen diese Politik fortsetzen, weil sie eine bewährte ist. Die stabile Politik der Weimarer Koalition, so die Überzeugung Rückerts, habe
das Land vor bürgerkriegsartigen Ereignissen wie in anderen Ländern bewahrt: Ich darf daran erinnern, dass die nationalistische Welle an der Schwelle unseres Landes Halt gemacht hat. Wir dürfen heute mit besonderer Genugtuung daran erinnern, dass wir Zustände wie in Bayern niemals gehabt haben und, wie ich hoffe, niemals bekommen werden. Zustände aber, wie wir sie in Hamburg, wie wir sie im Westen unseres Landes, wie wir sie in Mitteldeutschland, in den letzten Jahren beobachtet haben, haben wir in unserem Lande ebenfalls nicht zu verzeichnen gehabt. Ähnlich positiv wie Rückert bewertet selbst im
Jahr 1932 noch der damalige Vorsitzende der Badischen Zentrumspartei, Ernst Föhr, die gemeinsame Zusammenarbeit. Obwohl sich die Koalition inzwischen über die Frage des Badischen Konkordats entzweit hatte, musste Föhr betonen, dass man in 14 Jahren gemeinsam viel fruchtbare Arbeit geleistet habe und man das Land vor Erschütterungen, die andernorts längst eingetreten seien, bewahrt habe.
Bekannt geworden ist Alex Möller als erster sozialdemokratischer Bundesfinanzminister, doch
schon vor seinem Wechsel als Abgeordneter nach Bonn im Jahr 1961 gehörte Möller für eineinhalb
Jahrzehnte zu den prägenden Persönlichkeiten der südwestdeutschen Landespolitik.
Die vorliegende Studie zeigt auf, wie sich Möller im Stuttgarter Landtag für die Belange des
badischen Landesteiles eingesetzt hat, aber auch zum wortgewaltigen Verfechter der Interessen
von Opfern des Nationalsozialismus wurde.
Leopold Rückert (1881-1942)
(2011)
»Wir sind entschlossen zum Kampfe gegen euch und gegen die Stickluft einer Partei, die nichts anderes hat als Schlagworte«, einer Partei die, »die Einsicht und Überzeugung des Einzelnen ... durch den Befehl des Führers ersetzt«, einer Partei, der »es darauf ankommt, die Massen politisch rechtlos zu machen«. Mit diesen scharfen Worten parierte der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Leopold Rückert in der Landtagssitzung vom 26. April 1932 entschlossen und mutig die Angriffe der badischen Nationalsozialisten.
Karl Heitz (1909–1977)
(2020)
Am 20. Dezember 1948 wählte der Offenburger Gemeinderat ein neues Stadtoberhaupt, die beiden aussichtsreichsten Bewerber waren dabei Walther Blumenstock und Karl Heitz als Kandidaten der Sozialdemokraten bzw. der CDU. Karl Heitz
hatte den Vorteil, gebürtiger Offenburger zu sein und bislang beruflich, außer in Karlsruhe und in Straßburg, vor allem in
seiner Heimatstadt gewirkt zu haben. Blumenstock war dagegen schon während der Weimarer Zeit Beigeordneter gewesen. Im März 1933 hatte er den Mut besessen, öffentlich gegen das Aufziehen der NS-Fahne auf den Gebäuden der Stadtverwaltung zu protestieren. Als Reaktion hierauf hatten ihn die Nationalsozialisten aus dem Amt bzw. in die Niederlande ins Exil gedrängt. Noch immer lebte Blumenstock in Haarlem und musste von dort seine Kandidatur betreiben. – Gleichwohl sah es zunächst so aus, als könnte Blumenstock für sich eine Mehrheit erreichen, denn die ersten vier ausgezählten Stimmen entfielen auf ihn. Am Ende setzte sich jedoch Heitz mit einer Stimme Mehrheit durch.
Am 27. September 1907 verstarb Großherzog Friedrich I. auf der Insel Mainau, am 30. September erfolgte die Überführung des Leichnams zunächst mit dem Dampfboot nach Konstanz und von dort mit einem Sonderzug über Singen, Immendingen, Waldshut, Säckingen, Schopfheim, Lörrach, Freiburg und Offenburg in die Residenzstadt Karlsruhe. Bereits in Konstanz ertönte bei der Ankunft des Trauerschiff es Trauergeläut, Hafen und Bahnhof waren in schwarzem Flor eingehüllt, und eine Ehrenkompanie des dortigen Regiments erwies militärische Ehrungen, während der Gesangsverein einen Trauerchoral anstimmte. »Am Eingang des Bahnhofs war eine Trauerpforte errichtet, durch welche der Sarg getragen wurde.
Der 16. Mai 1933 muss als einer der Tiefpunkte der badischen Geschichte angesehen werden. An diesem Tag wurden sieben Karlsruher
SPD-Funktionäre auf einer öffentlichen Schaufahrt vom grölenden nationalsozialistischen Mob verhöhnt und anschließend ins Konzentrationslager Kislau deportiert. Unter den Opfern dieser nationalsozialistischen Inszenierung befanden sich u. a. der ehemalige
badische Innenminister Adam Remmele sowie der ehemalige Justizminister und Staatsrat Ludwig Marum. Beide Männer hatten wesentlichen Anteil an der Formierung und Konsolidierung der ersten deutschen Demokratie in Baden und waren stets als konsequente Gegner des rechten wie linken Radikalismus hervorgetreten.
Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der badischen Geschichte in der Weimarer Republik ist der langjährige Landtagspräsident, Vorsitzende der Badischen Zentrumspartei und badische Kultusminister Eugen Baumgartner. Als Abgeordneter und Landtagspräsident stand er neben Joseph Schofer in den 1920er-Jahren an der Spitze der Badischen Zentrumspartei und führte diese im Rahmen einer Weimarer Koalition mit SPD und DDP auf einem streng republikanischen Kurs. Zugleich hat er sich intensiv in die in der Weimarer Zeit unablässig geführte Diskussion über das Reich-Länder Verhältnis eingeschaltet und ist dabei in zahlreichen Denkschriften und Referaten nachdrücklich für den Erhalt möglichst weitgehender Länderrechte eingetreten. Auf diese Weise wurde Baumgartner zu einem zumindest innerhalb des föderal süddeutsch-katholischen Lagers überaus anerkannten Fachmann in Fragen der Reichsreformdiskussion. Als Kultusminister war er schließlich maßgeblich für das Zustandekommen des Badischen Konkordats vom 12. Oktober 1932 verantwortlich — ein Verdienst, das ihm überaus großes Ansehen innerhalb des katholischen Deutschlands sicherte: Nachdem Baumgartner bereits 1926 zum stellvertretenden Präsidenten des Dortmunder Katholikentages gewählt worden und auch in den folgenden Jahren wiederholt als Redner auf den Generalversammlungen der deutschen Katholiken hervorgetreten war, erfolgte schließlich im Herbst 1932 nur wenige Wochen nach der Paraphierung des Badischen Konkordats die Wahl zum Präsidenten des Deutschen Katholikentages in Essen. Im März 1933 wurde Baumgartner noch von Papst Pius mit dem Ritterkreuz des St.-Gregorius-Ordens ausgezeichnet.
Im Jahre 1839 veröffentlichte der Freiburger Professor für Nosologie und Therapie, gleichzeitig Leiter der Medizinischen Klinik, Karl Heinrich Baumgärtner (1798-1886), die erste Auflage seiner „Krankenphysiognomik", die bereits drei Jahre später in einer zweiten Auflage erschien. In der Einleitung definierte Baumgärtner, was er selbst unter dem Begriff Krankenphysiognomik verstand: ,,Der Gegenstand dieser Untersuchung ist die Kunst, aus der äusseren Körperbeschaffenheit, namentlich der des Antlitzes, die inneren krankhaften Zustände zu erkennen". Diese Arbeit stellt innerhalb des vielfältigen literarischen Schaffens Baumgärtners, das sich insgesamt über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren erstreckt, sein bei weitem aufwendigstes und bis heute meistbeachtetes Werk dar.
»Mit Sack und Pack«
(2006)
Die Auswanderung prägte das 19. Jahrhundert nachhaltig. Niemals zuvor und niemals danach verließen so viele Menschen in so kurzer Zeit ihre Heimat, um in der Fremde ihr Glück zu suchen. Die Motive, die Durchführung und der Verlauf der Auswanderung sind im Rückblick allerdings längst nicht so einheitlich, wie dies oft dargestellt wird. Im Folgenden wird zunächst die Auswanderung in ihre typischen Phasen eingeteilt, dies besonders durch die Auswertung der so genannten Glatzle-Datenbank, die vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart betreut wird und die Auswanderungsnachweise für Württemberg in elektronischer Form verwaltet. Anschließend werden anhand von Beispielen aus der Stadt Ludwigsburg einige Einzelfälle vorgestellt, die das Auswanderungsgeschehen im 19. Jahrhundert näher beleuchten.
Wenn die Villinger im 18. Jahrhundert auf ihren Friedhof gingen, wurden sie auf vielfache Weise daran erinnert, dass sie zur "alten Stadt", also zum ehemaligen Dorf Villingen unterwegs waren. Vom Bickentor aus, an der Bickenkapelle vorbei nahmen sie den "Alttadtweg", erreichten dann über das Gewann "Bei der Altstadt'" den Friedhof. Nach Osten schloss sich das Gewann "Altstadtsteig" und "Auf der Altstadt" an. Um die Kirche herum - wir finden sie im Friedhof eingezeichnet (Abb. 1) - haben wir uns das alte Dorf Villingen vorzustellen. Neben der Kirche ist noch ein kleines Gebäude eingezeichnet, das heute nicht mehr besteht. Es ist das Beinhaus. Dort wurden die Gebeine, die beim Wiederbelegen der Gräber noch gefunden wurden, aufbewahrt. Das Beinhaus wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet und im 19. Jahrhundert abgerissen.
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Eschelbronn, wie in anderen Kraichgaudörfern,
lediglich zwei Schreinermeister (Friede! 1989, S. 160). Diese übten neben der
Landwirtschaft das Schreinerhandwerk als Nebengewerbe zur Deckung des lokalen
Bedarfs im Dorf aus. Die Zahl der Nebenerwerbsschreiner vergrößerte sich
dann aber bis 1850 für ein damals nur knapp 700 Einwohner zählendes Dorf ungewöhnlich
stark (Butschbacher 1984, S. 11). Dies lässt auf eine beginnende Außenorientierung
des Absatzes der Eschelbronner Schreiner schließen. Ende des 19.
Jahrhunderts setzte ein beispielloses Wachstum des Schreinerhandwerks ein, das
1914 und 1930 jeweils einen Höchststand von 60 Schreinereien erreichte (Friedel
1989, S. 182). Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Zahl der Schreinereien wegen
der Konzentration der Möbelproduktion auf mehrere Fabriken dann wieder deutlich
ab. Heute gibt es noch 10 Vollerwerbsschreinereien, darunter sechs Einmann-
Betriebe, eine Nebenerwerbsschreinerei und zwei Möbelhäuser. Nur noch vier
Schreinereien haben ihren Standort im Dorf.
Historische Natursteinbauwerke sind in der Regel ein Spiegelbild der im Untergrund anstehenden Gesteinsschichten. Im Bauland stechen zahlreiche Gebäude, die aus Muschelkalkquadern errichtet wurden, hervor. Entlang des unteren Neckartales strahlen die Burgen im leuchtenden Rot des Buntsandsteins. In den Dörfern am südlichen Rand des Strombergs, v.a. in Ochsenbach, dominieren Mauerwerke und Gebäudesockel aus dem hellgrauen grobkörnigen Stubensandstein. Im Heilbronner Unterland und dem Zabergäu geben unzählige Bauwerke aus dem feinkörnigen und gelbbraunen Schilfsandstein den Siedlungen ihr Gepräge. In vielen Kraichgaudörfern nordwestlich des Ottilien- und Heuchelberges bis etwa zu einer Linie von Wiesloch bis Sinsheim sind fast alle mittelalterlichen Burgen und Zehntscheuern, Schlösser und ab dem 19. Jahrhundert auch Kirchen, Schulen und Tabakfabriken aus Schilfsandstein errichtet worden.
Die beiden einleitenden Zitate stammen von dem berühmten Geographen Friedrich Ratzel (1905, S. 34f. u. S. 68), der als Begründer der Anthropogeographie gilt. Im Rahmen einer Apothekerlehre von 1859 bis 1863 lebte und arbeitete er in Eichtersheim. In seinem Todesjahr 1904 erschienen erstmalig seine Jugenderinnerungen, in denen er ein liebevolles Bekenntnis zu seiner badischen Heimat, zum Kraichgau und zum Dorf Eichtersheim ablegte. „Wohl noch nie ist einem einfachen Dorfe ein schöneres Denkmal gesetzt worden, wie es Friedrich Ratzel dem Dorfe Eichtersheim im Angelbachtal ... geschenkt hat" (Metz 1922, S. 177).
Wie so viele andere Dörfer des nördlichen Kraichgaus waren auch die Angelbachtaler Ortsteile Eichtersheim und Michelfeld in dem Dreiviertel Jahrhundert zwischen den 1880er- und 1950er-Jahren ausgesprochene Zigarren- und Tabakbauerndörfer. Bis in die 1960er-Jahre schlossen fast alle Zigarrenfabriken im Kraichgau ihre Tore. Die Zigarrenfabrik von Landfried in Dielheim stellte 2010 ihre Produktion ein. Von den vielen Dutzend Tabakfabriken im Kraichgau ist nur noch die 1916 in Rettigheim gegründete und seit 1941 in Obergrombach ansässige Zigarrenfabrik Kleinlagel übrig geblieben. Der Zigarrenfabrikant Philipp Jacob Landfried war es, der 1846 in Rauenberg die erste ländliche Filiale Nordbadens auf einem Anwesen der ehemaligen fürstbischöflich-speyerischen Verwaltung gründete (Pich 1991, S. 36). Wegen der billigen Arbeitskräfte entstanden in der Folgezeit zahlreiche Tabakfabriken in den Dörfern des nördlichen Kraichgaus. Auf Grund der durch die Landwirtschaft bedingten Ortsgebundenheit kamen die Menschen nicht zur Fabrik, sondern die Fabrik zu den Menschen. Diese erste Industrialisierungswelle des ländlichen nördlichen Kraichgaus hat auch zur Eindämmung der Auswanderung beigetragen. Die Zigarrenindustrie bildete gleichsam „das wirtschaftliche Rückgrat vieler Dörfer" (Dörr 1994, S. 9). Von den vielen Hundert Kraichgauer Tabakbauern ist mit Werner Schwab im Angelbachtaler Ortsteil Eichtersheim nur ein einziger übrig geblieben. Am Beispiel der letzten Tabakbauern in Angelbachtal dokumentiert dieser Beitrag den Wandel und Niedergang des Tabakanbaus im nördlichen Kraichgau.
„ Der Kraichgau ist ein Land der Bäche, nach einem seiner charakteristischen ist er
genannt, große Wasserläufe dagegen sind ihm fremd. Auch der größte Wasserlauf,
die Elsenz ist mehr ein Bach denn ein Fluß zu nennen. Da die Bäche längst ihre
Gleichgewichtskurve erreicht haben, fließen sie ruhig in vielfach gewundenem Lauf
auf ebenen, breiten Talauen dahin" (Metz 1922, S. 13 ).
Das einleitende Zitat des Nestors der geographischen Kraichgau-Forschung Dr.
Friedrich Metz lässt vermuten, dass es wenig ergiebig ist, Untersuchungen an den
Fließgewässern des Kraichgaus anzustrengen. Doch schon Fritz Fezer (1997 u.
1999) hat in seinen Beiträgen zur Flussgeschichte der beiden Kraichgauflüsse
Elsenz und Schwarzbach sehr wohl nachgewiesen, wie fruchtbar und spannend die
Erforschung der Fließgewässer des Kraichgaus sein kann.
Den Touristen auf dem Freiburger Münsterplatz wird das Gebäude, um das es in diesem Beitrag gehen soll, kaum auffallen, steht es doch im Schatten der Alten Wache (heute Haus „des Badischen Weines"). Zudem verstellten drei Jahre lang Gerüste, Kräne und Baucontainer die Sicht auf das Haus. Dennoch ist es vielen Freiburgern bekannt, wurde es doch jahrzehntelang als Treffpunkt und Veranstaltungsort der katholischen Gesamtkirchengemeinde genutzt. Die Rede ist von der Kooperatur. Sie liegt in der im Zweiten Weltkrieg nicht zerstörten Südostecke des Münsterplatzes, zwischen Alter Wache und einem heute als Domherrenhaus genutzten Barockgebäude, schräg gegenüber dem Wentzingerhaus. Wer die Kooperatur genauer betrachtet, dem werden einige Besonderheiten an diesem Gebäude auffallen: Als erstes sticht die Maßwerkrosette in der Giebelfassade ins Auge. Spätestens dann wird einem bewusst, dass im Gegensatz zu den meisten anderen Häusern hier die Giebelseite zum Platz ausgerichtet ist. Auffällig sind auch die großen Fenster des ersten Obergeschosses mit aufwändigen spätgotischen Gewänden. In der ebenfalls mittelalterlichen Rückfront sitzt im Giebelspitz ein rundbogiges, romanisch anmutendes Doppelfenster. Diese und andere Auffälligkeiten sind durch eine verzwickte Baugeschichte bedingt, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Der gegenwärtige Umbau gab Anlass, das Gebäude intensiv zu erforschen. Dabei kamen überraschende Ergebnisses zu Tage.
Als vor nunmehr 100 Jahren die „katholische Kirchensteuervertretung“ erstmals im Kornhaus der Stadt Freiburg zusammentrat, hatte diese „steuerbewilligende Versammlung“ die Aufgabe, in Baden das Besteuerungsrecht der katholischen Kirche auf Diözesanebene einzuführen und damit eine Vorreiterrolle für Deutschland zu übernehmen. Während es bisher nur eine Ortskirchensteuer gab, die örtliche kirchliche Bedürfnisse wie die Unterhaltung und den Neubau von Pfarrkirchen und Pfarrhäusern, die Anschaffung und Unterhaltung von Kultgeräten sowie die Bezahlung der niederen kirchlichen Bediensteten, insbesondere der Küster und Organisten zu finanzieren hatte, sollte nunmehr nach dem staatlichen Gesetz, die Besteuerung für allgemeine kirchliche Bedürfnisse betreffend vom 18. Juni 18922, der überregionale Finanzbedarf durch Steuern finanziert werden, insbesondere der Aufwand für die obersten kirchlichen Landesbehörden, eine Aufbesserung gering besoldeter Kirchendiener und der Aufwand für Ruhe- und Unterstützungsgehälter der geistlichen und kirchlichen Beamten.
Der Kraichgaubote
(2020)
Der nachfolgende Beitrag entstand anlässlich der Ausstellung „1250 Jahre Kraichgau“, die als Wanderausstellung vom 4. bis zum 31. März 2020 in Bretten vorgesehen war. Passend zum Thema widmete sich das lokale Fenster zur Ausstellung Brettens erster Regionalzeitung: Der Kraichgaubote (1848–1869). Obwohl dieses Blatt über zwanzig Jahre ohne Unterbrechung an unterschiedlichen Orten erschienen ist, gibt es zu diesem Medium bislang keine einschlägige Literatur. Dies mag daran liegen, dass selbst in den großen Landes- und Universitätsbibliotheken nur einzelne Jahrgänge vorhanden sind, und dann erst ab 1850 nachgewiesen. Dabei setzt die Entwicklung dieses Blattes, das teils als „Unterhaltungsblatt“, teils als „Amtsverkündungsblatt“ klassifiziert wurde, mitten in der Zeit der Badischen Revolution ein. Von der Erstausgabe des Kraichgauboten, auf die nachfolgend näher eingegangen werden soll, ist im Karlsruher Virtuellen Katalog lediglich ein einziges Exemplar nachgewiesen. Ein weiteres befindet sich in der Bibliothek des Heimatvereins Kraichgau, das dem Stadtarchiv Bretten dankenswerter Weise vom Vorsitzenden und langjährigen Bibliothekar Herrn Alfred Götz für die Ausstellung und diesen Beitrag zur Verfügung gestellt wurde.
Mit der Einäscherung der Stadt am 13. August 1689 während des pfälzischen Erbfolgekriegs (1688–1697) verlor Bretten nicht nur sein mittelalterliches Stadtbild, sondern auch seine gesamten bis ins Hochmittelalter zurückreichenden städtischen Aufzeichnungen. Es blieb keine Urkunde, nicht ein Band der städtischen Amtsbuchserien und Rechnungen, kein einziges Aktenfaszikel erhalten.
Bretten im Kraichgau
(2019)
Bretten ist schon seit dem Mittelalter ein zentraler Ort des Kraichgaus. Als einstiger Sitz der
Kraichgaugrafen lassen sich die Spuren der wechselvollen Geschichte Brettens weit zurückverfolgen.
Auch nach mehr als 1250 Jahren seit ihrer Ersterwähnung, hat die Melanchthonstadt
ihren Charme als Kraichgau-Metropole bewahrt.
Mehr als ein dreiviertel Jahrhundert nach der Auflösung des Vereins schlummerte die Bibliothek der Gesellschaft Eintracht Bretten an verschiedenen Standorten; die letzten dreißig Jahre davon im Keller des Amtsgerichts, bis sie schließlich Ende 2019 bei Inventarisierungsarbeiten wiederentdeckt wurde. In einer ehemaligen Arrestzelle standen vier prall gefüllte Bücherschränke mit zum Teil lieblos bis zur Decke gestapelten Büchern, alle mit Schutzumschlag und Signatur versehen, ziemlich verstaubt, doch auf den zweiten Blick in einem überraschend guten Erhaltungszustand. Mit tatkräftiger Unterstützung des Vereins für Stadt- und Regionalgeschichte Bretten konnte die Büchersammlung durch das Stadtarchiv und unter Beteiligung des Stadtmuseums im November 2020 schließlich geborgen werden. Am Ende dieser Aktion waren es mehr als 2.000 Bücher, Journale und Zeitschriften, die zur weiteren Bearbeitung und Begutachtung in die „Vogtey“, das
Vereinsgebäude der Vereinigung Alt Brettheim am Kirchplatz, verlagert wurden. Nach einem Pressebericht über den wiederentdeckten „Bücherschatz“ meldete sich die Direktorin der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen, und bekundete ihr Interesse, diesen „hochinteressanten und wichtigen kulturgeschichtlichen Schatz“ zu übernehmen. Bis zu dieser Veröffentlichung war die Brettener Gesellschaft Eintracht und ihre Bibliothek der Fachwelt bislang völlig unbekannt. Weder in der Landesbibliografie noch in der Wikipedia-Liste der badischen Lesegesellschaften ist sie aufgeführt. Auch in der lokalen stadtgeschichtlichen Literatur wurde die Gesellschaft Eintracht Bretten bislang nur am Rande erwähnt.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen zwei bedeutende Ausstattungsstücke
des Konstanzer Münsters: die Grabplatte des englischen Bischofs Robert Hallum, die im
Zentrum des Chorraums in den Boden eingelassen ist, und der sogenannte Schnegg,
eine Wendeltreppe im Thomaschor. Jeweils eines davon bildet einen Schwerpunkt in der
Arbeit von Verfasserin und Verfasser. [1]
Sie verbindet ein Architekturmotiv, das im Konstanzer Münster noch häufiger, in der spätgotischen Kunst und Architektur Südwestdeutschlands aber nur sehr verstreut anzutreffen ist
Rechts und links des geradlinig verlaufenden Glotterbachs und der danebenliegenden Hauptstraße reiht sich der historische Baubestand Denzlingens wie an einer Perlenschnur auf. Teil davon ist die ehemalige Michaelskirche, die gegenüber der übrigen Bebauung etwas zurückgesetzt und der Ausrichtung nach Osten wegen etwas verschwenkt ist. Ihr genau gegenüber hat sich ein Gebäude zwischen Straße und Bach geschoben, dem die Straße ausweichen muß. Dieses heutige Gasthaus geht auf eine einstige Gerichtslaube zurück. Der Turm der ehemaligen Kirche, der sogenannte Storchenturm, erhebt sich auf einem Sockel aus großen Wacken und Steinbrocken und setzt sich aus quadratischem Unterbau und achteckigem Aufsatz zusammen, ist von Quadern an den Ecken gefaßt, von Gesimsen gegliedert und von Spitzbogenöffnungen durchbrochen. Nach oben schließt der Turm mit einer Haube ab, aus der sich acht Rippen lösen und frei aufsteigend zur Spitze verschmelzen. Den Abschluß bildet seit längerer Zeit ein Storchennest.
Zwischen dem Konstanzer Konzil 1414 bis 1418 und der Reformation, als 1527 Bischof und Domkapitel die Stadt verließen, erfuhr das Münster eine schrittweise spätgotische Umgestaltung und erhielt eine neue Ausstattung. Dazu gehörte auch der Bau einer
Kapellenreihe, die dem südlichen Seitenschiff auf seiner ganzen Länge außen angefügt
wurde (Abb. 1 und 2). Die Kapellen boten Geistlichkeit und Patrizierfamilien aus Stadt
und Umland die Möglichkeit, als Stifter für Ausstattung und Priesterstellen aufzutreten
und gleichermaßen für ihr Seelenheil und ihr Andenken Sorge zu tragen. Auch Bestattungen waren in den Kapellen möglich.
Lange Jahre standen sie unbeachtet, von einer
Tante geerbt, in meinem Bücherregal, Pfarrer
Heinrich Hansjakobs ,,Ausgewählte Erzählungen",
eine Volksausgabe in fünf Bänden. In den letzten
Jahren des 19. Jahrhunderts erschienen sie im
Verlag von Adolf Bonz & Comp. in Stuttgart,
,,eleg. gebunden", alle zusammen für M 12.-.
Aber vor einiger Zeit griff ich plötzlich nach ihnen
und ließ mich von dem von vielen längst vergessenen Volksschriftsteller aus dem Kinzigtal hineinführen in die Geschichte des Schwarzwalds und seiner originellen Menschen: der Buren und Burger,
der Handwerker und ihrer Zünfte, der Holzfäller,
Bergknappen und Flößer, der Förster und
Wildschützen, der Mönche und Nonnen, aber
auch der „Herren", der Württemberger und
Fürstenberger, der Badener, Österreicher und
Preussen und des Kaisers Napoleon.
Das Kriegsende in Villingen.
(2022)
Einst gab es einen Schwanenteich zwischen dem Hotel Sterk, dem heutigen Parkhotel, und der Brigach. Hansjörg Kindler saß während eines Fliegeralarms bei seiner Großmutter, der Hotelbesitzerin, im Keller, der auch öffentlicher Luftschutzraum war. Da fielen Bomben. Die feindlichen Flieger wollten den Bahnhof treffen, zerstörten aber vor allem die parallel verlaufende
Luisenstraße, wobei es auch Tote gab. Mit dem Trümmerschutt wurde später der Schwanenteich zugeschüttet, was viele alte Villinger heute noch bedauern.
Sturmschäden in Wäldern sind ein altes Problem der Forstwirtschaft und kehren immer wieder, doch der Sturm "Lothar" richtete in der Mittagszeit des 26. Dezember 1999 Schäden an, wie man sie bisher nicht kannte. Ein Vergleich der vorläufig geschätzten Schadholzmengen mit denen der bisherigen Jahrhundertstürme "Vivian" und "Wiebke" 1990 macht dies deullich. Während 1990 weite Teile Europas betroffen waren und die Schäden durch mehrere Stürme von Januar bis März verursacht wurden, wütete Lothar nur kurz und fast ausschließlich in Ostfrankreich und Baden-Württemberg. Der Sturm war so heftig, dass nicht nur die besonders sturmgefährdete Baumart Fichte sondern in den Hauptsturmgassen auch stabilere Baumarten wie Tanne, Eiche und andere Laubbäume, ja selbst Jungbestände geworfen und gebrochen wurden. Im Bereich der Forstdirektion Freiburg beträgt der vorhandene Baumartenanteil 68 % Nadelbäume und 32 % Laubbäume. Demgegenüber
entfielen 77 % des Sturmholzes auf Nadelbäume und 23 % auf Laubbäume.