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„In der Tat kann nur eine gewissenhaft durchgeführte echte Parität [...] auf die Dauer die Zusammenfassung in einem Land sichern. [...] Es darf nicht der preußische Fehler einer Überzentralisation in kleinem Maßstab in Stuttgart wiederholt werden." Dies ist nicht etwa ein Zitat aus der in unseren Tagen geführten Auseinandersetzung über die Behördenverlagerung in die Landeshauptstadt. Die Feststellung stammt aus einem Schreiben vom 15. Juli 1946 an den Ministerpräsidenten in Stuttgart. Der dies schrieb, war der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und spätere langjährige Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg, Hermann Veit. Damals ging es um die Verteilung der Behörden in dem von der US-Militärregierung im September 1945 geschaffenen Land (Nord)Württemberg-(Nord)Baden. Konkreter Anlass für Veits Demarche an den
Ministerpräsidenten war die Ansiedlung des Landesrechnungshofes. Veit war äußerst besorgt darüber, dass durch den Verlust der Hauptstadtfunktion und dem damit verbundenen Abzug der zentralen Landesbehörden, Karlsruhe „auf eine dritte oder vierte Städtestufe heruntergedrückt werde." Die Landesregierung gab in Falle des Rechnungshofes nach und machte Karlsruhe zu dessen Sitz, beließ jedoch eine Außenstelle in Stuttgart.
Schlagen wir in den musikalischen Lexika der vergangenen 250 Jahre nach, dann finden wir unter Bode nur einen Vertreter dieses Namens: Johann Joachim Christoph Bode (1730–1797), Hautboist in einem kurhannovrischen Regiment in Celle, dann Redakteur, Buchdrucker und zeitweise gemeinsam mit Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) Buchhändler in Hamburg. Hier betätigte er sich auch als Übersetzer von Opern- und Oratorientexten. 1773 brachte er die deutsche Ausgabe von Charles Burney‘s bedeutender Schrift „Tagebuch einer musikalischen Reise“ heraus. Ab 1778 lebte er als Geschäftsführer und Gesellschafter der Witwe des dänischen Staatsministers von Bernstorff in Weimar. Geehrt mit Hofrat- und Geheimrattiteln der Höfe von Sachsen-Meiningen, Sachsen-Gotha und Hessen-Darmstadt war Bode Zeit seines Lebens mit bekannten Persönlichkeiten wie dem Reformpädagogen Johann Bernhard Basedow (1724–1790), den Dichtern Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (1737–1823), Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) sowie Lessing befreundet und pflegte außerdem Kontakt zu den Weimarer Größen Herder, Goethe und Schiller. Als engagierter Freimaurer bekleidete er in der Hierarchie des Ordens hohe Ämter und stand den Illuminaten nahe. Neben seinen schriftstellerischen Tätigkeiten widmete er sich auch der Komposition und veröffentlichte 1754 und 1757 in Leipzig „Zärtliche und schertzhaffte Lieder mit ihren Melodijn“. So lag es auf der Hand, ihm, der sich während seiner Hamburger Zeit auch als Virtuose auf dem Violoncello und dem Fagott profiliert hatte, sämtliche unter Bode bekannten Werke zuzuschreiben, ganz gleich, ob Instrumentalwerke oder Lateinische Kirchenmusik, wobei sich die Frage stellt, welche Beweggründe der Lutheraner Johann Joachim Christoph Bode, der sich zeitlebens im lutherisch geprägten Umfeld
in Hamburg und Weimar bewegte, gehabt haben sollte, lateinische Kirchenmusik (Messen, Miserere, Motetten) zu komponieren.
Melioration, Torfabbau und eine nicht angepasste Nutzung stellen die Hauptgefährdungsursachen für Moore und Feuchtgebiete in Süddeutschland dar. Mir der Zerstörung
der Standorte ist eine Gefährdung der hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten
verbunden. So ist ein großer Teil der typischen Moorflora in der Roten Liste Baden-Württembergs als gefährdet eingestuft (BREUIG & DEMUTH 1999). Diese Problematik wird heute noch durch die Klimaveränderungen verschärft, wobei Moore in
diesem Zusammenhang als sehr sensitive Lebensräume eingestuft werden. Ein Beispiel für eine durch vielfältige Einflüsse stark gefährdete Art ist der Kammfarn (Dryopteris cristata).
In vier Teilprojekten konnten bis März 2021 mit Unterstützung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg die Donaueschinger Musikhandschriften im Umfang von ca. 230.000 Images digitalisiert und somit für die Forschung zur Verfügung gestellt werden. Damit ist die Digitalisierung des Gesamtbestandes an Musikhandschriften aus der Provenienz Donaueschingen zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Der Beitrag gibt einen Überblick über den Bestand, den Projektverlauf und dessen Ergebnisse.
Die Geisha und der Ritter
(2018)
In den Jahren von 1900 bis 1902 zogen Sada Yacco, Otojirō Kawakami und ihre Schauspieltruppe durch Europa und begeisterten die Zuschauer. Die japanische Schauspieltruppe war am rechten Ort zur rechten Zeit: Sie traf auf eine Japan-Begeisterung zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die auch Deutschland erreicht hatte. Der Auftritt der Kawakami-Schauspieltruppe am Großherzoglichen Hoftheater in Karlsruhe ist durch einen Theaterzettel und Presseartikel belegt, die in der Badischen Landesbibliothek aufbewahrt werden.
Die Landschaft der Baar ist im Vergleich zu den benachbarten Räumen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb ein Gunstraum: Die Böden sind agrarisch besser nutzbar, die Hangneigungen sind geringer. Und wegen der geringeren Meereshöhe sind die Durchschnittstemperaturen höher und es gibt weniger Frosttage. Diese naturräumlichen Faktoren spielten bei der Besiedlung der Baar durch ur- und frühgeschichtliche Menschen eine wichtige Rolle, da deren Subsistenz auf dem Anbau von Getreiden und Hülsenfrüchten gründete. Unser Kenntnisstand zur Archäologie der Baar ist vergleichsweise gering. Es gibt nur wenige systematische Untersuchungen, etwa archäologische Ausgrabungen, aber eine größere Anzahl von Lesefundstellen prähistorischer Keramik.
Unter dem Titel 250 Jahre öffentlich feiert die Badische Landesbibliothek Karlsruhe den Zeitpunkt
ihrer ersten öffentlichen Zugänglichkeit – ein Jubiläumsanlass, den bisher wohl keine andere Bibliothek
groß gewürdigt hat. Gezeigt wird eine – coranabedingt etwas verspätet eröffnete – reale und
virtuelle Ausstellung,1 die von einem reich bebilderten Katalog mit sieben Aufsätzen begleitet wird.2
Tatsächlich ist das historische Ereignis jeder Hervorhebung wert, markiert es doch den eigentlichen
Gründungsakt der Karlsruher Bibliothek. Denn die ersten 250 Jahre des markgräflichen Bücherbesitzes
sind durch häufige Dislozierungen und Erbteilungen geprägt und können nur als „Vorgeschichte“
der Bibliothek betrachtet werden. Erst 1772 wird auch ein hauptamtlicher Bibliothekar bestellt.
Die Kalknadelwälder der Baar üben auf den Pilzfreund einen besonderen Reiz aus,
nicht so sehr wegen üppiger Vorkommen von Speisepilzen als vielmehr wegen der
Fülle schöner und seltener Pilzarten, die man sonst kaum in dieser Reichhaltigkeit
irgend wo in Deutschland antreffen kann. Dies ist dem Zusammentreffen von
Böden über Kalkstein (hier meist Muschelkalk), reichlichen Niederschlägen in
Meereshöhen zwischen 800 und 900 m NN und den Waldbäumen Fichte, Tanne
und Kiefer zu verdanken. Solche oder ähnliche Verhältnisse trifft m a n innerhalb
Deutschlands nur noch in den Kalkalpen und abgeschwächt auf der Ost-Alb an.
So zeigen die für die nördlichen Kalkalpen von SCHMID-HECKEL (1985 u.1 988)
erarbeiteten Pilzlisten eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der hier vorgestellten Pilzflora. Man kann vermuten, dass zumindest die an Fichte gebundenen Pilze in den
letzten Jahrhunderten infolge der Einführung und Förderung der Fichte durch den
Menschen aus den Alpen eingewandert sind.
Helmut Kaiser
(2014)
Am 25. September 2012 verstarb das Mitglied des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar Helmut Kaiser in Villingen/
Schwarzwald nach langer schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren. Helmut
Kaiser wurde am 25. Juni 1935 in Villingen geboren und verbrachte dort sein
ganzes Leben. Nach dem Schulabschluss und der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann übernahm er das Schirmfachgeschäft seines Onkels. Später wechselte
er zur Dresdner Bank in Villingen, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1994
als Bankkaufmann tätig war.
Mit Worten hoher Anerkennung würdigt ein Chronist des 18. Jahrhunderts die Persönlichkeit Johannes Egons, der in den Jahren 1626 bis 1643 Prior des Reichenauer Klosters gewesen ist: „Er war zweifellos ein überaus würdiger Prior, dem das Leben nach der Ordensregel und die Verehrung Gottes, der Gottesmutter und der Heiligen in einzigartiger Weise am Herzen lag, dazu ein nach dem Zeugnis der Gelehrten ungewöhnlich gründlicher Historiker, wie sich an seiner Abhandlung über die bedeutenden Männer der Reichenau und an verschiedenen anderen Schriften erkennen läßt. In seiner gewinnenden und freundlichen Art im Umgang mit Leuten jeglichen Standes war er bewundernswert. Da er in hohem Maß die Gunst des erlauchten Fürsten und Bischofs genoß, erlangte er zum Wohl unseres Reichenauer Konvents die Freiheit, wie ein erfahrener Verwalter eigene Güter hinzuzukaufen.“ Obwohl der Reichenauer Mönch und Historiker Januarius Stahel diese kurze Würdigung erst etwa hundert Jahre nach dem Tod des Priors Johannes Egon niederschrieb, spürt man doch, wie die Erscheinung und das Wirken eines bedeutenden und integren Mannes noch nichts von ihrem Glanz verloren hatten. Frömmigkeit, wissenschaftliches Talent, die Ausstrahlung einer souveränen und gewinnenden Persönlichkeit, diplomatisches Geschick und erfolgreiche Tätigkeit als Verwalter: Es sind viele Facetten, die hier zur Sprache kommen.
1984 wurde an der Rheinschiene ab Klasse 3 mit Französisch begonnen. Im Schuljahr 2003/04
führte Baden-Württemberg als erstes Bundesland das frühe Fremdsprachenlernen ab der
1. Klasse ein. Der aktuelle Plan des Kultusministeriums sieht vor, ab dem Schuljahr 2018/19
den Fremdsprachenunterricht um zwei Jahre zu verkürzen. Das bedeutet: Die eingeschulten
Grundschüler werden nach 15 Jahren frühem Fremdsprachenbeginn nicht mehr Französisch
in Klasse 1 und 2 lernen können. Somit steht ab dem Schuljahr 2020/21 die Fremdsprache erst
wieder ab Klasse 3 auf dem Stundenplan. Wie es zu dieser umstrittenen Entscheidung kommen
konnte, soll hier im Einzelnen erläutert werden. Ein Blick zurück wird dabei behilflich sein.
In Freiburg konstituierte sich 1864 erstmals seit dem Niederlassungsverbot für Juden im 15.
Jahrhundert wieder eine jüdische Gemeinde, die sich zur viertgrößten in Baden entwickelte
und 1910 über 1.320 Mitglieder verfügte, was einem Anteil von 1,6 % der Stadtbevölkerung
entsprach.1 Die Gemeindemitglieder waren überwiegend im Handel und in den freien Berufen
tätig und dem mittelständischem Bürgertum zuzurechnen.
Es ist eine weithin recht wenig bekannte und daher auch wenig beachtete Tatsache, daß gerade im Mittleren Schwarzwald, und ganz besonders im Kinzigtal und dessen Nebentälern, auch heute noch eine ungeheuer große Zahl an Bergbauspuren vorhanden sind. Leider werden es von Jahr zu Jahr immer weniger. Viele dieser Spuren werden oft gar nicht als solche erkannt und fallen daher der Zerstörung anheim, sei es durch land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb, sei es durch den Straßenbau oder auch durch die Siedlungstätigkeit allgemein. Im folgenden möchte ich in geraffter Form auf dieses Problem näher eingehen. Zunächst müssen wir uns fragen, welche Bedeutung diese Spuren für uns haben. In erster Linie sind sie Zeugen vergangener menschlicher Tätigkeiten, die manchmal nicht einmal durch schriftliche Quellen belegt werden können. Sie sind daher im besten Sinne als Urkunden, sog. Bodenurkunden, zu bezeichnen. Je mehr von ihnen verschwinden, desto ärmer wird unsere Kenntnis über frühere Erwerbstätigkeiten unserer Vorfahren. In zweiter Linie vervollständigen sie unser Wissen über geschichtliche Vorgänger und um unsere Heimat. Und schließlich hilft unsere Kenntnis von diesen teils uralten Spuren dazu mit, etwas sorgsamer mit Bodenurkunden insgesamt umzugehen.
Der Kinzigtäler Bergbau
(2001)
Seit wann in unserem Raum Bergbau betrieben wird, kann uns bis heute leider niemand sagen. Die Literatur seit der Römerzeit berichtet nicht über den Bergbau. So können wir nur die Bodenfunde befragen. Dabei müssen wir jedoch bedenken, daß viele Spuren des frühen Bergbaus längst durch später an diesen Stellen umgegangenen Tätigkeiten zerstört worden sind. Wie schnell solche Zerstörungen vor sich gehen, konnte man in den vergangenen Jahren immer wieder bemerken. So sind einige Stollenmundlöcher, die noch vor zwei Jahrzehnten offenstanden, heute nicht einmal mehr an irgendwelchen Merkmalen erkennbar. Sie sind spurlos verschwunden.
Durch die detektivische Arbeit der Historiker, Archäologen und Heimatforscher nimmt die Zahl unserer nachgewiesenen Burgen stetig zu. Immer wieder zeigt sich, dass noch lange nicht alle einst existenten Anlagen zu Tage getreten sind. Jedoch ist manchmal auch das Umgekehrte der Fall. Eine irgendwann vorsichtig geäußerte Vermutung über eine bislang unbekannte Burg setzte sich in der Literatur fest, wurde wieder und wieder abgeschrieben, ausgeschmückt und schließlich etabliert. Erst die akribische Studie der Fakten und eine Rückverfolgung der Entstehung bringt den Irrläufer dann ans Licht. Um einen solchen handelt es sich offensichtlich bei der Burg Hohinrot in Obrigheim.
Die Burg Hornberg am Neckar bei Neckarzimmern gehört mit Sicherheit zu den meist erwähnten und abgebildeten Anlagen der Burgenstraße. Viele Autoren beschäftigten sich schon mit jener Feste, die bereits den jungen Götz von Berlichingen
so in ihren Bann zog, dass er sich später den langersehnten Wunsch erfüllte und Hornberg als Wohnsitz kaufte. Man sollte demnach annehmen, dass alles über die Burg gesagt sei. Doch schon bald stößt man auf die vielen unterschiedlichen Aussagen früherer Veröffentlichungen. Vieles wurde immer wieder abgeschrieben, ohne den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Dies veranlasste mich zu einer gründlichen Forschung, die sich über einen Zeitraum von etwa vier Jahren erstreckte. Durch Einbezug einer genauen baulichen Betrachtung, der Urkunden, früherer Schilderungen über die Burg, alter Fotografien und den Bau eines Modelles zur Rekonstruktion entstand ein einigermaßen klares Bild von der Entwicklung Hornbergs.
Obwohl die Ravensburg in Sulzfeld bei Eppingen zu den bedeutendsten noch existierenden Burgen des Kraichsgaues zählt, wurde sie in den letzten fast 100 Jahren nur wenig beachtet. Die Publikationen, die sich mit der Anlage selbst beschäftigen,
basieren auf der Beschreibung Adolf v. Oechelhaeusers aus dem Jahr 1909'. Dies war Grund genug für eine intensive Erforschung der erhaltenen Bausubstanz, um die Burg in den Kontext der wesentlich besser erforschten Geschichte des maßgeblichen Adelsgeschlechtes der Göler von Ravensburg', aber auch der anderen Teilhaber, zu stellen. Der archäologische Forschungsstand beschränkt sich auf einige Lesefunde an Keramik. Erfolgreicher hingegen war die Suche nach alten Ansichten und Grundrissen . Die meisten der Stiche und Zeichnungen entpuppten sich zwar als nicht zeitgenössische Rekonstruktionen, die darum nicht zu einer objektiven Beurteilung herangezogen werden konnten - doch eine zunächst unrealistisch erscheinende, stark stilisierte Zeichnung aus einer Karte der Eppinger Hardt von 1583, führte zu erstaunlichen neuen Erkenntnissen. Als Grundlage für die Darstellung der vier nachvollziehbaren Bauabschnitte diente der maßstabsgetreue Grundriss von Oechelhaeuser, der anhand des Planes von Julius Naeher, einem Grundriss aus dem Jahr 1695 und den Resultaten der Studie ergänzt und erweitert werden konnte.
Die Diskussion um den tatsächlichen Ort des Grafensitzes der Grafschaft Kraichgau, ab 1109 Grafschaft Brettheim genannt, ist alt. Einmal wurde hierfür die Burg in der heutigen Stadt Bretten in Betracht gezogen, ein anderes Mal die Anlage im sogenannten „Burgwäldle". Die Argumentationen beruhen meist auf den wenigen vorhandenen Archivalien, die jedoch oft unterschiedlich interpretiert wurden, insbesondere bei isolierter Betrachtung von größeren historischen Zusammenhängen. Wesentlich seltener wurde der Versuch unternommen, die noch sichtbaren Baulichkeiten unter den Gesichtpunkten der modernen Burgenforschung zu untersuchen und einzuordnen. Der Vergleich mit ähnlicher und stilistisch besser datierbarer Architektur, im besten Fall aus dem näheren Umfeld, ist dabei unerlässlich.
Am 1. Juli 1818 erschien in Ludwigsburg die erste Ausgabe des »Ludwigsburger Wochenblatts«. Dieses war ein sogenanntes Intelligenzblatt, also eine Zeitung für amtliche und private Anzeigen. Es umfasste vier Seiten, war etwas größer als ein kleines Schulheft und kam von nun an jeden Dienstag heraus. Der Ludwigsburger Antiquar Friedrich Nast legte mit der Herausgabe dieses Wochenblatts den Grundstein für ein Zeitungsunternehmen, das in 200-jähriger Kontinuität bis heute als »Ludwigsburger Kreiszeitung« fortbesteht. Das 200-jährige Zeitungsjubiläum im Jahr 2018 – die LKZ ist heute die älteste noch existierende württembergische Zeitung mit Vollredaktion – bot Anlass, die Verlagsgeschichte gründlich zu erforschen. Aus der vielfältigen Zeitungsgeschichte sollen drei Themenbereiche herausgegriffen werden: Zum ersten soll die Vorgeschichte der Ludwigsburger Zeitungsgründung dargelegt und die Frage erörtert werden, was die erste Verlegerdynastie mitbrachte, damit ein so langlebiges und erfolgreiches Unternehmen daraus entstehen konnte. Zweitens gibt es einen kleinen Überblick über den Weg der Zeitung zwischen Zensur und Politik, auf dem die Zeitung als Medium auch die Entwicklung der Ludwigsburger Bürgergesellschaft begleitet und gefördert hat. Drittens folgt ein kurzer Einblick in die dramatische Geschichte der »Ludwigsburger Zeitung« im Dritten Reich.
Die autonome Bürgergemeinde mit ihrem spezifischen Stadtrecht machte zusammen mit der Konzentration von Handel und Gewerbe die mittelalterliche Stadt aus. Jede Stadt hatte ihre eigene Form der Selbstverwaltung mit eigenen Privilegien. Die Entstehung der Kommune, der Stadtgemeinde, unterschied sich durch Rechtsqualität und Topographie deutlich vom Umland. Die Konzentration von Handel und Gewerbe, das Marktrecht, die Verdichtung von Wohn- und Gewerbebau auf
relativ kleinem Raum gegenüber dem weiträumigen Dorf, die Stadtmauer als Schutzinstrument, die besondere Rechtsstellung der Bürger in einem besonderen Status und die städtische Verfassung waren weitere Merkmale der Stadt.
Das nachfolgend abgedruckte, zeitgeschichtliche Gutachten wird zur Dokumentation der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen im Bodenseeraum veröffentlicht. Es wurde am 5. Februar 2014 im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Insel Mainau der Öffentlichkeit übergeben.1 Das Gutachten unter dem
Titel »Lennart Bernadotte (1909–2004) während der Zeit des Nationalsozialismus und
in den unmittelbaren Nachkriegsjahren« wird hier in vollem Umfang abgedruckt. Zur
besseren Anschaulichkeit wurde es um Abbildungen aus dem Gräflich Bernadotte’schen
Familienarchiv und aus anderen Archiven ergänzt.
Die Einrichtung von Spitälern (oder Hospitälern) im mittelalterlichen Europa
fußte im Wesentlichen auf dem christlichen Gebot der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe. Man kann diese Einrichtungen in der Tat als »endgültige Institutionalisierung
der Barmherzigkeit« [1]
begreifen. Die leitende Idee der Versorgung in den mittelalterlichen Hospitälern war die caritas als Dienst am Kranken und an Bedürftigen jeglicher Art. [2]
Eine Institutionalisierung dieser Idee stellte der 1198 von Papst Innozenz III. anerkannte,
nicht-ritterliche Heilig-Geist-Orden dar, der sich »allein der Spitalpflege als Leitidee«
verpflichtet hatte [3]
. Dessen römisches Mutterhaus hospitale S. Spiritus in Saxia stand ab dem
Jahr 1204 unter päpstlichem Schutz. Von Italien aus breitete sich der Orden sehr schnell
in ganz Europa aus.
Der gebürtige Ostpreuße Ferdinand Gregorovius1, freischaffender Kulturhistoriker, Geschichtsschreiber der Stadt Rom im Mittelalter und deren erster protestantischer Ehrenbürger, darf wie auch der etwa gleichaltrige, in Basel lehrende Geschichtswissenschaftler Jacob Burckhardt als einer der zentralen Mittler des
19. Jahrhunderts zwischen den Kulturen nördlich und südlich der Alpen gelten. In
über 20 Jahren, von 1852 bis 1874, war Gregorovius so vollkommen in Italien
heimisch geworden, daß er seinem ursprünglich nicht zur Veröffentlichung vorgesehenen Tagebuch 1867 anvertraute: Deutschland und Welschland sind so grundverschiedene Wesen, daß sie keine Brücke verbindet; daher versinkt mir Rom sofort, wenn ich drüben, und das Vaterland, wenn ich hier bin.
Im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde, untergebracht auf dem Kasernengelände
der ehemaligen preußischen Hauptkadettenanstalt und später der Leibstandarte-SS
Adolf Hitler, werden unter anderem die erhaltenen SS-Führerpersonalakten verwahrt.
Unter den abertausenden von Dokumenten befindet sich auch das zu Papier verdichtete
Leben von Heinrich Koeppen, dem ersten
Kommandanten der Kaserne in Radolfzell. Bislang ist in der zeitgeschichtlichen
Forschung über den SS-Obersturmbannführer nur bekannt, dass er im September
1939 in Polen den »Heldentod« fand und
deshalb die Kaserne nach ihm benannt
wurde. Ansonsten liegt sein Leben bis
heute gänzlich im Dunkeln. Was lässt sich
auf der Grundlage eines in Berlin gemachten Quellenfundes mit Gewissheit über
Heinrich Koeppen aussagen?
In den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich in Südwestdeutschland
eine intensive Neugliederungsdiskussion abspielt. Sie ist nicht zu
verwechseln mit der Gründungsgeschichte des Bundeslandes Baden-Württemberg.
Der „Kampf um den Südweststaat" begann sich erst nach der Bekanntgabe
der Frankfurter Dokumente durch die Westallierten (hier besonders des
Dokuments Nr. II über die Länderneugliederung
) und dem anschließenden
Treffen der südwestdeutschen Regierungschefs auf dem Hohenneuffen im August
1948 zu intensivieren. Die Diskussion der Jahre 1945 bis 1947 war hingegen
von stammesföderalistischen Projekten geprägt, die allesamt die Restauration
der zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts durch Kaiser Napoleon I. geformten
Staaten im Südwesten verwarfen. Die Idee einer alpinen Konföderation (Alpenland) und der Plan einer schwäbisch-alemannischen Demokratie (Alemannien)
standen auf der Tagesordnung.
»Ja wenn der ganze Bodensee ein einzig Weinfass wär« oder »Mädle wenn vuu Konstanz bisch, warum kaasch Du it küsse …«: am Bodensee kennt fast jedermann diese seit
Jahrzehnten als schmissig erachteten Reime des Konstanzer Fasnachts-Komponisten Willi
Hermann, deren alljährliche gesangliche Darbietung in der Konzilsfasnacht vom SWR-Fernsehen bundesweit übertragen wird. Zweifellos handelt es sich bei ihm, der mit bürgerlichem Namen Wilhelm Hermann (1907–1977) hieß, um eine Ikone der Fasnacht am
Bodensee. Wirkmächtig hat er seine musikalischen Spuren am Bodensee und in der Ostschweiz, etwa in der Groppen-Fasnacht in Ermatingen, hinterlassen. Doch über seine Vergangenheit von vor 1945 war bislang rein gar nichts bekannt. Anlässlich seines Todes
schrieb die Konstanzer Tageszeitung »Südkurier« am 30. November 1977 unter Aussparung
der Jahre 1933 bis 1945: »Sein Wiener Aufenthalt [Ende der 1920er Jahre] hat sein späteres
musikalisches Schaffen beeinflußt. Als er 1949 aus langer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte ließ er sich in Konstanz nieder« [1]
. Mehr war vor über 40 Jahren wohl nicht in Erfahrung zu bringen und offensichtlich hat ihn auch niemand zu Lebzeiten jemals ernsthaft danach gefragt. Kollektiv wurde die NS-Vergangenheit beschwiegen, nicht nur in Konstanz.
Kleine Landgemeinden hoben in der Vergangenheit nur sehr selten einzelne Persönlichkeiten durch Ehrungen hervor, zu eng war man im Leben miteinander verbunden und kannte gemeinhin persönliche Stärken wie auch die vielfältigen menschlichen Schwächen. Das trifft auch auf Liggeringen zu, eine bis weit ins 20. Jahrhundert rein agrarisch geprägte Gemeinde - am Bodensee gelegen zwischen Radolfzell und Bodman auf dem höchsten Punkt der bis Konstanz reichenden Landzunge namens Bodanrück. Es war daher kein gewöhnlicher Anlass, als am 19. Januar 2013 - dem 100. Todestag des einzigen Ehrenbürgers - des langjährigen „Pastor rusticus“ Georg Braun (1835-1913) gedacht wurde. Zum einen zelebrierte der emeritierte Weihbischof Paul Wehrle, seit Dezember 2012 neuer „Pfarrherr“ in Liggeringen, zusammen mit dem Leiter der Seelsorgeeinheit St. Radolt, Pfarrer Michael Hauser, sowie dem Subsidiar Pfarrer Karl Hermanns einen festlichen Gedenkgottesdienst in der von Georg Braun 1905 erweiterten und grundlegend umgestalteten Kirche St. Georg. Zum anderen erinnerte anschließend die politische Gemeinde mit einem Vortrag des stellvertretenden Ortsvorstehers Jürgen Klöckler an den ehemaligen Seelsorger, zu dessen ehrendem Gedenken in den frühen 1970er-Jahren auch eine parallel zu Pfarrhaus und Pfarrgarten verlaufende Straße benannt worden war („Pfarrer-Braun-Straße“). Der Zeitpunkt der Straßenbenennung ist Ausweis dafür, dass Georg Braun rund 60 Jahre nach seinem Tod im kollektiven Gedächtnis der Gemeinde präsent war.
Die Franzosen kommen!
(2020)
Eine bislang in der Regionalgeschichtsforschung des Bodenseeraums weitgehend vernachlässigte Quellengattung bilden die Einmarschberichte des katholischen Klerus, die auf Anforderung des Freiburger Ordinariats zwischen Mai 1945 und Herbst 1946 angefertigt worden sind. Sie sind im Erzbischöflichen Archiv im Bestand B 2–35/149 (Pfarrämter im Dekanat Konstanz) archiviert und sicherungsverfilmt (F 1/312). Die unmittelbare Nähe zu den Ereignissen bei der Besetzung machen sie als Quellen einzigartig, wenngleich die ausschließlich klerikale Perspektive quellenkritisch in den Blick zu nehmen ist. Deshalb wird versucht, sämtliche berichtenden Pfarrer in den Anmerkungen biographisch zu verorten und im Vorgriff auf die Einmarschberichte – wo immer möglich – auch mit Blick auf ihre Persönlichkeit und das Verhalten im Nationalsozialismus zu charakterisieren.
Wenn man vom Wirken der Zähringer im Gebiet der heutigen Schweiz
spricht, so denkt man in erster Linie an die beiden Gründungsstädte
Freiburg und Bern, die später zu politischer Bedeutung heranwuchsen und Mittelpunkte
von Territorialstaaten geworden sind. Dabei übersieht man leicht die
Rolle, welche die Zähringer in der östlichen Schweiz im voralpinen Raum gespielt
haben. Man beachtete sie deshalb zu wenig, weil sie nicht in Stadtgründungen
ohne weiteres in die Augen springt; sie ist unauffälliger und muß
weitgehend erst indirekt erschlossen werden. Es ist indes von größter Bedeutung,
daß wir im westlichen, burgundischen Raum festere Anhaltspunkte besitzen
und vor allem auch, wie in Freiburg im Breisgau, die städtegründerische
Tätigkeit deutlicher fassen können. Gerade von hier aus fällt Licht auf ihre
Wirksamkeit in Zürich, die man bis in neueste Zeit sehr stark unterschätzt
hat, weil man glaubte, die Zähringer hätten neben den Grafen von Lenzburg
keine eigentlichen Reichsvogtrechte ausüben können.
Wenn wir anhand der Ortsnamen und ihrer Gegenüberstellung mit anderen
Geschichtsquellen ein Bild von der fränkischen Herrschaft in der alemannischen
Nordostschweiz zu gewinnen suchen, so mag sich ein kurzer Blick auf die
fränkische Reichsgeschichte rechtfertigen, weil sie uns den unentbehrlichen
Rahmen für das engere, regionalgeschichtliche Forschungsfeld liefert.
Inhalt dieser Veröffentlichung sind Korrekturen und Ergänzungen zu den im Sippenbuch Hüfingen genannten Namensträgern Ruf, und zwar zu denen unter den Nummern 3521 bis 3525, für die sich eine Scharfrichterabstammung nachweisen lässt. Die dort für sie auch angeführte Berufsbezeichnung Metzger trifft in keinem Falle zu, denn den Scharfrichtern wie den Abdeckern war der Zugang zu zünftigen Gewerben verwehrt. Sie galten mehr oder weniger als „unehrlich", wurden einerseits von der Bevölkerung gemieden, andererseits aber von ihr als Heilkundige für Mensch und Vieh begehrt. Ihr Heiratskreis war eingeschränkt, da sie sich meistens nur mit ihresgleichen verehelichen konnten, was zu regelrechten Scharfrichterdynastien führte.
Im Herbst 2000 wurde die Filmakademie Ludwigsburg neun Jahre alt. Zunächst
in einem Provisorium in · der Weststadt untergebracht, konnte sie im September
1993 ihre drei Gebäude auf dem nahezu quadratischen Platz zwischen Mathildenstraße, Seestraße, Alleenstraße und Gewächshausweg beziehen und nun ist ostwärts davon auf dem Mathildenareal an der Alleenstraße ein weiteres Gebäude
hinzugekommen. Die Filmakademie hat sich inzwischen einen Ruf erworben, der
weit über die Grenzen der Stadt und des Landes hinausgeht. Sollte dies nicht
schon genug Anlass sein, der Vorgeschichte des Areals an der Mathilden-, See- und Alleenstraße nachzuspüren?
Am 3. Oktober 1805 treffen Napoleon, der Kaiser der Franzosen, und Kurfürst
Friedrich von Württemberg in der Nähe des Ludwigsburger Schlosses zusammen.
Es ist keine freundschaftliche Begegnung. Stadlinger beschreibt in seiner »Geschichte
des württembergischen Kriegswesens« die politische Situation: »Die französischen
Heerscharen, ihren damaligen Kaiser als obersten Feldherrn an der Spitze, zogen
nämlich Ende September d. J. mit Blitzesschnelle über den Rhein nach Schwaben
gegen die schon in Bayern stehende kaiserlich österreichische Heeresmacht.
Napoleon, seine Garden voraus, kam den 3. Oct. am späten Abend in Ludwigsburg
an. Der Kurfürst von Württemberg empfing diesen unerwarteten Gast in dem
Residenzschlosse zu Ludwigsburg. Die erbetene Neutralität ward nicht gestattet.
Unter diesem Drang der Umstände konnte auch der Entschluss des Kurfürsten nicht
zweifelhaft sein, an welchen Heerestheil er seine Truppen anschließen lassen werde.
Ein Vertrag mit dem Kaiser von Frankreich hatte die Folge, dass Württemberg zu der
französischen Armee ein Contingent von 6300 Mann mit 800 Pferden und
16 Geschützen zu stellen hatte. Theils zur Ergänzung der schon bestehenden
Abtheilungen auf den Kriegsstand, hauptsächlich aber zu Formation neuer
Regimenter und Bataillone wurden Auswahlen zu Stellung von 3500 Recruten
ausgeschrieben.« Und weiter: »Zum Ausmarsche ins Feld wurden bestimmt: das
Chevaulegers-Regiment, eine Batterie reitende und eine Batterie Fußartillerie mit
16 Geschützen, und außer dem Leibgrenadier-, dem Garnisons-Bataillon und dem
Bataillon v. Romig alle übrigen 9 Infanterie-Bataillone. Am 6. und 22. Oct. und am
18. Nov. marschierten diese Abtheilungen aus dem Vaterlande ab nach Bayern,
schlossen sich an das französische Heer an und zogen mit diesem nach Österreich.«
Am 12. Dezember 1886 erhielt der Rittmeister Alfred Andree, Eskadronchef im Ulanenregiment König Karl (1. Württ.) Nr. 19, Stuttgart, den Abschied ohne Zusage
einer Pension und ohne die Erlaubnis zum Tragen der Uniform seines Regiments.
Diese Art der Entlassung kam schon fast einer unehrenhaften Entfernung aus dem
Dienst oder, wie man früher auch sagte, einer Kassation nahe. Es ist nicht mehr feststellbar, in welcher Weise dies geschah, ob es eine Urkunde dazu gab oder ob es formlos vor sich ging. Aber man könnte annehmen, dass der Regimentskommandeur dem
Rittmeister die Entlassung eröffnete.
Wie konnte das geschehen? Welcher Anlass, welche Gründe haben König Karl, der
selbst Chef dieses Regiments war, dazu veranlasst, eine solche Entscheidung zu
treffen? Andree war ein mehrfach ausgezeichneter und wohl auch gut qualifizierter
Offizier. Der familiäre, gesellschaftliche Hintergrund war hervorragend. Vor ihm
hatte eine viel versprechende Karriere gelegen.
Ich will es gleich vorwegschicken: eine einleuchtende Erklärung für diese Entlassung
habe ich nicht gefunden. Genauer gesagt: es ließen sich wohl Gründe dafür, jedoch
nicht der eigentliche Anlass finden. Meine Ausführungen werden also leider einiges
offen lassen müssen.
Jeder Rekrut braucht eine Grundausbildung, um zum Soldaten zu werden. Jeder Truppenteil muss üben, um seinen Auftrag erfüllen zu können. In der Mitte des 18. Jahrhunderts – die erste neue Kaserne in Ludwigsburg war gerade erst im Bau – fand
die Grundausbildung der Soldaten vermutlich in der Nähe der Unterkünfte und das
Exerzieren der Truppe auf öffentlichen Plätzen statt. Die Ausbildung größerer Verbände wurde in Feldlagern durchgeführt. Nach einer Ludwigsburger Chronik hat
die württembergische Armee regelmäßig Feldlager in der Nähe von Oßweil bezogen.
Genannt werden dafür die Jahre von 1753 an.
Es sind nur wenige Einzelheiten darüber bekannt, wie die Ausbildung in den Feldlagern gegliedert war, aber es gab immer mehrere Manöver unterschiedlichsten
Schwierigkeitsgrades, und gegen Ende fand eine große Parade, eine Grand Revue oder
General-Revue, statt, die auch zivile Zuschauer anzog. Ab dem Siebenjährigen Krieg,
genauer: von 1757 an, ist auch bekannt, welche Regimenter bzw. wie viele Soldaten
beteiligt waren und wie lange die Truppen im Feldlager zusammengezogen waren,
bis sie zum Feldzug aufbrachen.
Das Herzogtum Württemberg hatte im Jahr 1752 mit Frankreich einen Subsidienvertrag zur Stellung von 6000 Soldaten in fünf Infanterieregimentern auf sechs Jahre
abgeschlossen und ihn dann bis Ende 1758 verlängert. Ihm hatte sich ein Vertrag auf
nur ein Jahr, aber unter Verdoppelung der Truppenstärke, angeschlossen und schließlich noch ein ebenfalls einjähriger Vertrag mit dem Kaiser.
Das Großbottwarer Rathaus
(2020)
Wann aus dem Dorf »Bodebura«, nördlich der Martinskirche und westlich der Kleinen Bottwar gelegen, die Stadt »Bothebur«, später »Botwar« genannt, wurde, wissen wir nicht genau. Es gibt keine Gründungsurkunde, aber ein paar Anhaltspunkte. Wir können davon ausgehen, dass es sich um eine geplante Neugründung einer Stadt handelt, östlich neben dem alten Dorf gelegen. Und dass diese Stadt, vermutlich von Albrecht von Lichtenberg gegründet, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden ist. Dies lässt sich aus dem Vergleich von zwei Urkunden erschließen: 1247 bestätigt Papst Innozenz IV. dem Kloster in Oberstenfeld die Schenkung eines Grundstückes in »Villa de Botebor«, also im Dorf Bottwar, und 32 Jahre später erhält das Stift Oberstenfeld in einer Jahrzeitstiftung Grundstücke »juxta muros civitatis Bothebur«, also neben den Mauern der Stadt Bottwar.
Frauen der Illenau
(2018)
Die Acherner kennen die Geschichte ihrer Illenau, schließlich galt sie lange Zeit als eine der fortschrittlichsten Heil- und Pflegeanstalten Deutschlands. Sie wurde 1842 bei Achern als Zufluchtsort geistig kranker und nervlich angeschlagener Menschen eröffnet. Im Kapitel „Die Lage der Geisteskranken“ wird aufgezeigt, wie mit Menschen vor dem 19. Jahrhundert umgegangen wurde, die eine Geisteskrankheit aufwiesen, beziehungsweise wie sie behandelt wurden, wenn sie nicht ganz dicht waren. In der Illenau wurden diese Menschen als Menschen behandelt und nicht wie Tiere weggesperrt. Dies war einer der Gründe, warum die Illenau zu einer international anerkannten Einrichtung wurde.
»Die Universitätsbibliothek Freiburg hat sich angesichts ihres Alleinbesitzes an
den über 150 Jahrgängen der Freiburger Zeitung aufgerufen gesehen, der
Geschichtswissenschaft den Zugang zu dieser elementaren und ergiebigen
Quelle, die zudem auf das Engste mit Stadt und Region, aber auch Universität
verbunden ist, zu erleichtern und durch die Digitalisierung der Freiburger Zeitung den weltweiten Zugriff über das Internet zu ermöglichen. So soll nicht nur
der entfernt wohnende Historiker, sondern auch der hier ansässige Lokalforscher, über das Internet in den Artikeln, amtlichen Bekanntmachungen,
Annoncen und sonstigen Beiträgen der Freiburger Zeitung recherchieren.« [1]
„Das 18. Jahrhundert: Die Zeit der Deserteure", so lautet der Titel eines Aufsatzes, den der
Historiker Michael Sikora zu einem Sammelband beisteuerte, für den er auch als Mitherausgeber
fungierte .
Es sind die letzten Jahre dieses Jahrhunderts und der Übergang ins 19. Jahrhundert,
denen sich der vorliegende Aufsatz im Hinblick auf die Militärflüchtigen widmet. Es ist zu vermuten, dass sich die Zeit der Deserteure ins 19. Jahrhundert hinein verlängerte, zumindest bis
zum Ende der sogenannten „Koalitionskriege" im Jahr 1815.
Der Auslöser zur Beschäftigung mit dem Thema war, dass mir bei der Lektüre der mittlerweile von der Freiburger Universitätsbibliothek digitalisierten und ins Netz gestellten Ausgaben der
Freiburger Zeitung und ihrer Vorläufer die häufigen Suchanzeigen verschiedener Behörden auffielen. Ich begann, die gesuchten Personen mit allen abgedruckten Angaben in einer Datenbank zu
erfassen - zunächst von der ersten digitalisierten Ausgabe von 1784 bis einschließlich des Jahres
1820. Auf diese Weise kamen über 9.000 Menschen zusammen. Das umfangreiche Material sollte nun auf sinnvolle Weise ausgewertet werden. Auffallend war, dass etwa zwei Drittel der erfassten Personen zu den sogenannten „böslich Ausgetretenen" zählten, das heißt, diese Leute hatten
aus verschiedenen Gründen das Land ohne behördliche Erlaubnis verlassen. Von dieser Gruppe
wiederum interessieren für diese Studie nur diejenigen jungen Männer, welche sich explizit oder
höchstwahrscheinlich wegen drohendem oder aktuellem Kriegs- bzw. Militärdienst in Sicherheit
brachten. Das war in der Regel das meist recht nahe liegende Ausland.
Aus der ursprünglichen Absicht, Eisweiher für die Bierbrauer anzulegen, entwickelte der Freiburger Verschönerungsverein die Idee eines größeren Sees, der auch im Sommer zum Bootlefahren nutzbar wäre. Die zutreffende Vorstellung, ein solchermaßen angezogenes Publikum wäre auch einer Verköstigung gegenüber nicht abgeneigt, führte über Behelfsbuden zur Errichtung eines festen Gasthauses, das im September 1883 öffnete. Statt der aufgegebenen Eisentnahme vergnügte man sich im Winter fortan mit Schlittschuhlaufen. Das von der Bevölkerung immer stärker angenommene Freizeitziel Waldsee erfuhr in den folgenden Jahren mehrere Vergrößerungen der Wasserfläche und die Erweiterung des Restaurants, beide umgeben von einer neu geschaffenen Parklandschaft . Mit dem Jahr 1886 waren die wesentlichen Arbeiten abgeschlossen.
Abschied von Adrien Finck
(2008)
So wir es sein: Wenn einer nicht mehr schreibt, plötzlich fehlt, wird man sich seinen Büchern zuwenden! Adrien Finck, Professor für Germanistik, elsässischer Poet, Übersetzer, engagierter Herausgeber der "Revue Alsacienne de Littérature" ist am 8.Juni 2008 in Strasbourg gestorben.
Finck, geboren 1930 in Hagenbach, kam aus einer alten Bauernfamilie im Sundgau, war mit den Menschen, dem Land verwurzelt; Sprache der Geburt war das Niederalemannische. Der elsässische Poet, traumatisiert durch den deutschen Faschismus, den Verlust des Bruders, verweigerte sich nach 1945 dem Deutschen: "Wie kann man auf einem sprachlichen Trümmerfeld noch leben?".
In der Musikstadt Trossingen wurden auf dem ehemaligen Firmengelände der Harmonika-Fabrik Hohner von November 2001 bis Februar 2002 zwölf frühmittelalterliche Gräber von Mitarbeitern des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg, ausgegraben. Anlass der Untersuchung. die unter extremen Witterungsbedingungen stattfand, war eine geplante Baumaßnahme am Westrand des bereits seit 1872 bekannten merowingerzeitlichcn (6./7. Jh. n. Chr.) Ortsfriedhofes (Abb. 1 ). In dem feuchten Bodenmilieu waren unter Luftabschluss Holzeinbauten wie Holzkammern und Baumsärge außerordentlich gut erhalten (Abb. 2), ähnlich wie in dem benachbarten Oberflacht. Kreis Tuttlingen, wo ebenfall seit dem Ende des 19. Jahrhundert merowingerzeitliche Gräber mit Holzeinbauten und Holzfunde in einzigartiger Vielfalt, leider nur in Rekonstruktionen überliefert sind.
Im Juli 2003 entdeckten die beiden Geologen Dominik Ruepp und Martin Fetscher auf der Gemarkung Hondingen (Stadt Blumberg) im etwa 5 Meter breiten Trassenbereich der Erdgasleitung DN 300 PN 67,5, Abzweigung Aulfingen-Blumberg-Döggingen südlich von Hondingen (Abb. 2), im Abschnitt nördlich des Stoberges, drei archäologische Fundstellen (Abb. 1"F").
Als die Gemeinde Bräunlingen am Ortsausgang nach Hüfingen unmittelbar südlich der Bundesstraße das Gewerbegebiet „Niederwiesen" erschloss, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen, dass sich dieses Areal zu einem wichtigen Fundpunkt auf der archäologischen Karte der Baar entwickeln würde. Von diesem Gewann "Niederwiesen"' in der Bregniederung waren bereits, ohne jedoch die Fundstelle exakt lokalisieren zu können, archäologische Funde bekannt.
Auf dem bewaldeten Höhenrücken (780-800 m N.N.) südwestlich von Bräunlingen, der sich südlich von Waldhausen in Richtung Schwarzwald erstreckt, verteilen sich über die Distrikte "Guldenen", "Kapf" und "Weißwald" (Abb. 1) hunderte von Grabhügeln, darunter auch sog. Steinhügel, in unterschiedlich großen Gruppen. Sie haben auch verschiedene Durchmesser und Höhen.
Der vorliegende Aufsatz soll das Wirken des Kirchenbaumeisters Karl Hörth in der Umgebung von Bühl thematisieren. Hörth war als Kirchenbaumeister maßgeblich am Bau der Kirchen in Vimbuch und Greffern sowie am Bau der Friedhofskapelle von Bühl, der Alban-Stolz-Kapelle, beteiligt. Im Zusammenhang mit dem Bau der Kirche in Vimbuch ist der so genannte „Vimbucher Kirchenstreit" ein wichtiges Kapitel. Er hat die Auseinandersetzung zwischen den Kirchenbaumeistern Hörth und Williard im Band 29 des Freiburger katholischen Kirchenblatts zum Thema und wird auch in der Erörterung berücksichtigt. Folglich ist das Thema auch über Bühl hinaus von Interesse. Intention des Beitrags ist es demnach, auf die Bedeutung Karl Hörths für die Kunst- und Kulturgeschichte der vorderen Ortenau hinzuweisen. Dies geschieht aufgrund der Quellenlage nicht in einem gleichmäßigen Umfang. Vielmehr wird das Hauptgewicht des Aufsatzes auf die Kirche in Vimbuch und der daraus resultierenden Auseinandersetzung zwischen Williard und Hörth um die Kirche in Vimbuch liegen, während die beiden anderen sakralen Bauwerke kürzer geschildert werden. Auch deshalb möge dieser Aufsatz Anlass dafür sein, dass sich weitere Interessenten der Kunst- und Kulturgeschichte der vorderen Ortenau mit Hörth, Williard oder anderen Kirchenbaumeistern beschäftigen. Den Anfang der thematischen Schilderung wird ein kurzer biographischer Abriss zu Hörth und zu Williard bilden.
Karl Reinfried kann als bedeutender Heimatforscher der Geschichte der Ortenau bezeichnet werden. Dies kommt durch seine annähernd 200 Publikationen zu den entsprechenden Themen zum Ausdruck. Nach seinem Tode griff beispielsweise Ernst Huber in seinem in der »Ortenau« veröffentlichten Beitrag auf die Forschungen von Reinfried zurück. Dies wird ebenfalls im folgenden Abschnitt dargestellt. Schließlich stehen die historischen Impulse Reinfrieds in Form seiner Publikationen in der »Ortenau« zur Erörterung an. In einer abschließenden Beurteilung soll analysiert werden, weshalb die heimatgeschichtlichen Publikationen Reinfrieds in der »Ortenau« auch heute noch von Bedeutung sind.
Die UHU-Werke waren und sind ein wichtiger Faktor des konjunkturellen Lebens der Stadt Bühl und ihrer Umgebung. Wie fast
alle traditionsreichen Unternehmen erlebten die UHU-Werke
gute und schlechte Phasen im Laufe ihrer Geschichte. Diese im
Hinblick auf die UHU-Werke in der Gesamtheit darzustellen,
würde den Rahmen eines einzelnen Beitrags im diesjährigen Heft
der „Ortenau" sprengen. Aus diesem Grund wird der zeitliche
Rahmen der Darstellung auf den Zeitraum zwischen den 1950er
und 1970er Jahren beschränkt. In thematischer Hinsicht werden
neben wirtschaftsgeschichtlichen Fakten auch Aspekte der Werbung und des familiären Charakters in die Schilderung mit einbezogen. Bei der Fischer Arzneimittel OHG ist von Interesse, ob
die Mediziner mit den dort hergestellten Präparaten zufrieden
waren oder nicht.
Im Herbst 2018 sind es 100 Jahre seit Ende des Ersten Weltkrieges. Mit der Ablösung des Reichskanzlers Georg von Hertling durch den Prinzen Max von Baden vom 3. Oktober 1918 zeichnete sich das Ende der Monarchie in Deutschland ab. Deswegen wird dieses Datum die zeitliche Grundlage für den Beginn der Darstellung sein. Der Versailler Vertrag bildet den zeitlichen Endpunkt der Darstellung, da mit ihm die völkerrechtlichen Auswirkungen des Ersten Weltkrieges in Kraft
traten. Nachdem Prinz Max von Baden das Amt des Reichskanzlers übernahm, folgte die Ausrufung der Republik durch Philip Scheidemann am 9. November 1918. Zwei Tage danach dankte der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. ab und begab sich in das niederländische Exil nach Doorn. In einem ersten Schritt soll dargestellt werden, wie dieses Ereignis – gewissermaßen der Übergang in eine neue Zeit – von den in Bühl und Umgebung lebenden Menschen aufgenommen wurde. Es folgte ein durch soziale Not geprägtes Jahr 1919. Auch dieser Aspekt wird in der nachfolgenden Schilderung seine Würdigung erfahren. In
einem letzten Schritt werden die Reaktionen der Menschen in Bühl und Umgebung auf den Versailler Vertrag im Vordergrund der Darstellung stehen.