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Zwischen 1996 und 2000 wurde die Besiedlung von Freiflächen unter Hochspannungsfreileitungen (Stromtrassen) auf
Sandböden in Südhessen durch Wildbienen, Grab-, Falten-, Gold- und Wegwespen (Hymenoptera, Aculeata) untersucht.
Das Untersuchungsgebiet, welches als Sekundärlebensraum in etwa 50 Jahren entstanden ist, besitzt ein außergewöhnliches hohes Besiedlungspotential für psammophile und wärmeliebende Arten. Unter den 185 nachgewiesenen Arten befinden sich zahlreiche, deren Populationen wegen des Verlustes an Lebensraum in Südwestdeutschland als stark rückläufig gelten. Bemerkenswerte Arten sind mit ergänzenden Nachweisen versehen. Ihre aktuelle Verbreitung in Hessen wird kommentiert. Neu für die Landesfauna ist die Wegwespe Evagetes pectinipes.
Höchste Staatstugend im Reiche König Wilhelms 1. war die Sparsamkeit. Folglich trachtete seine Reorganisation des württembergischen Heeres von 1817 zuerst nach dessen Verminderung. Mochte damit auch der militärische Glanz eines
Friedrich I. passe sein: Ludwigsburg blieb nach wie vor das »schwäbische Potsdam«. 7000 Mann stark war jetzt das württembergische Armeekorps, und 3000 davon standen in Ludwigsburg. Alle Waffengattungen waren hier vertreten: Infanterie, Reiterei, die gesamte Artillerie und der Generalquartiermeisterstab mit der Pionierkompanie. Zur Ausbildung des Offiziersnachwuchses gründete König Wilhelm 1820 die Kriegsschule in der Mömpelgardstraße. 1821 ließ er einen Militärschießplatz einrichten, zwischen der Gießhaus- und der Hohenzollernstraße. Und es gab einen Exerzierplatz an der Stuttgarter Straße.
Die heutige evangelische Friedenskirche in Kehl ist ursprünglich aJs Simultankirche für die evangelische und die katholische Kirchengemeinde
gebaut worden. 1847 fand die Grundsteinlegung statt, 1851 konnte der erste Gottesdienst in dem neu erbauten Gotteshaus gehalten werden. Im Juli
200 l wurde sein 150-jähriges Jubiläum gefeiert.
Die Geschichte dieser Kirche beginnt allerdings schon vor mehr als 200
Jahren und steht in engem Zusammenhang mit der Kehler Stadtgeschichte
und der Geschichte Badens. Das entscheidende Ereignis, das den Bau der
Simultankirche notwendig machte, war die Beschießung der Kehler Zitadelle durch französische Artillerie im September 1793, bei der auch die
Kirchen der Katholiken und Protestanten zerstört wurden.
Inzwischen, seit 1914, hat die katholische Kirchengemeinde ein eigenes
Gotteshaus, die Kirche St. Johannes Nepomuk, und die ehemalige Simultankirche im Zentrum der Stadt, die heutige Friedenskirche, befindet sich
im Besitz der evangelischen Gemeinde. Wie kam es nun zu der Einrichtung des Simultaneums in Kehl und welches waren die Gründe für seine
Auflösung? Vor welchem geschichtlichen Hintergrund spielte sich diese
Phase der Kehler Stadt- und Kirchengeschichte ab?
Der „Kehler Altar"
(2002)
Vom 29.9.2001 bis zum 3.2.2002 fand in der Staatlichen Kunsthalle und
dem Badischen Landesmuseum in Karlsruhe die Große Landesausstellung
Baden-Württemberg „Spätmittelalter am Oberrhein" statt. Im Rahmen djeser Ausstellung wurden in der Staatlichen Kunsthalle auch zwei spätgotische Altarflügel gezeigt, ,,Die Geburt Christi" und „Die Anbetung der Heiligen Drei Könige", die ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Chor der Kehler
Simultankirche (der späteren Friedenskirche) angebracht waren.
"Concordatslärm" in Baden
(2002)
Nichts versetzt leichter in die Stimmungen und in das allgemeine Milieu einer Zeit als ihre Zeitungen ... Sie zeigen mehr als jede andere Quelle, was die Zeitgenossen beschäftigt und vor allem interessiert hat. Gilt eine solche Aussage heute nur mehr bedingt, so trifft sie für das 19. Jahrhundert uneingeschränkt zu. Die immense Bedeutung, welche man den Blättern von ihren bescheidensten Anfängen an beimaß, läßt sich leicht an den staatlichen Zensurbestimmungen ablesen, wie sie zeitgleich mit dem Erscheinen der ersten periodischen Druckerzeugnisse nachweisbar sind und erst im Gefolge der Revolution von 1848/49 allmählich abgebaut werden. Allein durch Zeitungen und Zeitschriften sind damals gesellschaftliche Gruppen und Institutionen in der Lage, sowohl ihre Parteigänger als auch die immer zahlreichere politisch interessierte Öffentlichkeit zeitnah zu informieren sowie zielgerichtet und bewußtseinsbildend zu beeinflussen. Folglich erweist sich deren Analyse gerade in bewegten Zeiten als überaus aufschlußreich.
Selten wohl hat eine Kirche im Land so genau übereinstimmenden Anteilgenommen an der Entwicklung einer Stadt wie die Ludwigsburger Stadtkirche. Sie trägt daher die schlichte funktionale Bezeichnung »Stadtkirche« bis heute zu Recht. Das Schloss war seit 1704 im Bau. Es wuchs sich immer weiter, man möchte sagen: fast unkontrolliert aus. Eine Ansiedlung von Menschen, die mit dem Schloss, sei es mit seinem Bau oder seiner vielfältigen Funktion, zu tun hatten, fügte sich an. Beides, die Entstehung von Schloss und Stadt, geschah ausschließlich auf Grund des Willens eines Mannes, der konsequent, ja stur an seiner Absicht, hier zu residieren, festhielt. Als ihm einmal eine durchaus attraktive Alternative zum Bau in Ludwigsburg, nämlich in der Nähe von Stuttgart beim Weiler Berg, vorgelegt wurde, antwortete er: »Das Fass ist angestochen, der Wein
muss getrunken werden.« Ging nun der Bau des Schlosses und der Stadt auf das Betreiben des Herzogs allein zurück, so wurde der Bau der Kirche in dieser Stadt, obwohl grundsätzlich geplant, eher auf das inständige Bitten und Drängen der jungen Gemeinde hin zu Stande gebracht.
Wohnkultur auf Burg Rötteln
(2002)
Als Hans von Waltheim aus Halle an der Saale am 9. Juli 1474 den Markgrafen Rudolf IV. auf Schloss Rötteln besuchte, tat er das vor allem, um dessen burgundischen Wirkmeister und seine Wandteppiche zu sehen. Der Wirkmeister führte den Gast in die Kemenate des Markgrafen. Hans von Waldheim staunt über die Schönheit der Tapisserien und beschreibt,
dass der Raum „oben und an allen Mauern mit Teppichen überzogen war. Das war das hübscheste Werk von Bildern, von Angesichten, von Kleidungen, von Tieren und Blumen und von anderem Werke, gleich als ob es lebte, dergleichen ich nicht viele gesehen habe" (nach Werminghoff 1922, 79 f. bzw. Waldheim 1925, 87, von der Autorin ins Hochdeutsche bertragen). Der Reisebericht des Wallfahrers ist eine der wenigen schriftlichen Quellen, die Auskunft darüber geben, wie es einstmals in den Gemächern der Burg ausgesehen hat. Solche Wirkteppiche wie Waltheim sie beschreibt haben sich in verschiedenen Sammlungen bis heute erhalten. 1990 war im Historischen Museum in Basel eine Ausstellung von Bildteppichen des 15. Jahrhunderts aus Basel und Straßburg unter dem Titel „Zahm und wild" zu sehen. Vermutlich hat das eine oder andere dort
gezeigte Stück ehemals auf Burg Rötteln gehangen oder wurde sogar dort gefertigt. Heute ist es den Autorinnen des Katalogs immerhin möglich, anhand stilistischer und technischer Merkmale die Stücke der Basler oder der Straßburger Wirkproduktion zuzuweisen (Rapp Buri/Stucky-Schürer 1990, 24 ff.).
Ein Schiddusch
(2002)
Nach der Deportation der Juden im Oktober 1940 meldete Gauleiter Wagner seinem „Führer", das Land Baden sei nun judenrein. Da während Jahrhunderten der jüdische Bevölkerungsteil ein Bestandteil der badischen Einwohnerschaft war und kaum mehr jemand der heute lebenden Personen
etwas über deren Lebensumstände weiß, erscheinen laufend Publikationen
der noch erreichbaren Zeitzeugen. Man will wissen, wie die Juden damals
gelebt haben.
Die meisten Veröffentlichungen enthalten Berichte über das religiöse
Brauchtum oder Erlebnisberichte von Vertriebenen und Überlebenden.
Dürftig sind Quellen über das soziale Verhalten der jüdischen Bürger und
ihre Lebensgestaltung.
Lörrach: Kunst und Stadt
(2002)
Noch vor wenigen Jahren war Lörrach auch traditioneller Standort der Textilindustrie. Mitte der neunziger Jahre geriet dann das seit fast 250 Jahren im Stadtgebiet ansässige textilverarbeitende Unternehmen KBC Manufaktur in Schwierigkeiten und war gezwungen, sich von wesentlichen Teilen der Produktionsflächen zu trennen. Stadt und Betrieb sahen sich vor die gemeinsame Aufgabe gestellt, aus dieser akuten Notlage für beide Seiten das Beste zu machen: Es galt aus stadtentwicklungspolitischer Perspektive einen Kompromiss zu suchen, der trotz der unaufhaltsamen Veränderungsdynamik in diesem Quartier für die Gesamtstadt dennoch Innovationsimpulse zu initiieren vermochte. Alternative städtebauliche Konzeptionen waren nun gefragt, die Erarbeitung eines Zentren- und Märktekonzepts, neue Prioritäten in der Verkehrsplanung, Verhandlungen zu einem städtebaulichen Vertrag mit potentiellen Investoren, Rahmenvorgaben zu Planungszielen und Funktionszuweisungen
auch für Teilbereiche der Gewerbebrache und vieles andere mehr.
Die deutsche Sprachkrankheit
(2002)
„Ein geistigeres und innigeres Element als die Sprache hat ein Volk nicht. Will ein Volk also nicht verlieren, wodurch es Volk ist, will es seine Art mit allen Eigentümlichkeiten bewahren, so hat es auf nichts mehr zu achten, als daß ihm seine Sprache nicht
verdorben und zerstört werde." Das sind Worte von Ernst Moritz Arndt, die zwar vor mehr als 150 Jahren gesagt wurden, die uns aber ganz besonders in der Gegenwart Mahnung sein sollten, da unsere schöne deutsche Sprache von vielen Deutschen in schockierender Weise missachtet und damit verdorben wird.
An einem Sommersonntagmorgen sah ich — aus dem Freiburger Münster ins Helle hinaustretend — auf dem noch menschenleeren Münsterplatz einen Greis: Unverwandt schaute er auf zu dem herrlich leuchtenden Münsterturm. Es war der Philosoph Max Müller. Langsam ging ich näher — einer der vielen Hörer — vor vierzig Jahren. Ein Stück Weges durfte ich ihn durch die stille Stadt begleiten. Als ich dem interessiert Fragenden sagte, daß ich ein Buch zu schreiben versuche über das vor bald fünfhundert Jahren von Hans Baldung Grien gemalte Freiburger Hochaltarretabel, gestand er: Diese Mariendarstellung im Hauptgemälde ihrer Krönung im Himmel gefällt mir nicht besonders: ihr Gesicht ist schattenlos bleich, und die Hände hält sie beim Beten beinahe lässig nach unten; aber vielleicht verstehe ich das alles nicht recht. — Offene, bescheidene Worte eines Wahrheit suchenden Lehrers. Zehn Jahre nach dieser letzten Begegnung ging mir jetzt der reiche, beglückende Sinn dieses Marienbildes vollends auf beim Erklingen der Marianischen Antiphon „Alma Redemptoris Mater“, die seit mehr als achthundert Jahren gesungen wird beim Stundengebet der Kirche — im Advent und in der Weihnachtszeit.
Das Elternhaus meines Vaters stand am Grünen Berg, dem westlichen Ausläufer des
Sommerberges. Direkt über dem Wohnhaus steht heute noch Eichenwald. In früheren Zeiten wurden diese Eichenwälder zur Gewinnung von
Brennholz und Eichenrinde genutzt. Das hat auch meine Großmutter mir
oft erzählt. Deshalb habe ich über die Arbeit der Bauern nachgeforscht, um
was Näheres zu erfahren. Anfangs des letzten Jahrhunderts und vereinzelt bis etwa 1965 wurden
im mittleren Schwarzwald und in unserer Heimat im Entersbachertal, im
Nordrachtal, im Schottenhöfertal und im ganzen Harmersbachtal großflächig Eichen angebaut. An steilen, felsigen Hängen, wo der Untergrund
fehlte und der Hochwald weniger gut gedeiht, ließ man Eichen und Kastanien wild aufwachsen, bis die Rütti etwa 20-30 Jahre alt war. Diese
Niederwälder wurden hauptsächlich für den Gewinn von Brennholz und
Eichengerbrinde genutzt. Die Bauern teilten ihre Eichenschälwälder so ein,
dass sie die Flächen stückweise in etwa 20-25 Jahren abholzen konnten.
So konnten sie regelmäßig jedes Jahr ein Stück ihres Eichborsches schälen
und abholzen. Ein Zentner Eichengerbrinde brachte damals 13-15 DM ein,
das war ein schöner Tagelohn für einen Arbeiter. Heute bekommt der Bauer auch nur ca. 15 DM ausgezahlt, doch das entspricht heute nur noch einem Stundenlohn. Die Eichenrinde lässt sich heute nicht mehr preisgünstig
verkaufen, weil es für die Herstellung von Leder chemische Mittel gibt.
Als Erstes wird der Stamm mit der Spitze des Hackmessers, dem so genannten „Sasen" aufgerissen
Als die wertvollste architektonische Schöpfung unter den Bauten des Schwetzinger Gartens und als entzückende kleine Villa wird das Badhaus in einer Schrift über den Schloßgarten bezeichnet. Die darin ausgedrückte Bewunderung spiegelt sich schon in den Beschreibungen und Tagebucheintragungen aus der Erbauungszeit des Badhauses. 1780 wird das Badhaus „ein gar liebes Oertchen" genannt, während in der gleichen Schrift dem Apoll des in der Nähe des Badhauses stehenden
Tempels „ein erbärmlicher Hintern" attestiert wird. Ein Frauenzimmer schrieb 1789 von der „planmäßigen Harmonie der Bauten" und meint, die Zeichnungen zum Badhaus wären aus „Paphlos und Cythere geraubt". Über die Zeit hat das Gebäude seine Bewunderer und seine Anziehungskraft behalten und es zählt auch heute noch zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Schloßgartens.
Quirin Moscherosch stand zu Lebzeiten und steht bis heute im Schatten seines älteren Bruders. Es gibt kein Denkmal und keine Inschrift, die an ihn
erinnern würde. Sein literarisches Werk erscheint schmal. Wenn man in
Iüerarbistorischen Lexjka nachschlägt, dann sieht es so aus, als habe er - als
Pfarrer - eben geistliche Lieder gedichtet und bei Hochzeiten und Begräbnissen Freuden- und Trauerlieder verfasst, wie es in seiner Zeit üblich war.[2]
Dem älteren Moscheroscb gelang der Aufstieg zu hohen Regierungsämtern, die ein Staatsdiener, dem die letzte Qualifikation, der juristische Doktorgrad, fehJte, eben erreichen konnte, zum Amt des Fiskals (eine Art Polizeichef) in der Freien Reichsstadt Straßburg, zum Vorsitzenden des Regierungskollegiums der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Residenz
Hanau am Main. Quirin Moscherosch dagegen blieb, so könnte man sagen,
auf bescheidenen Dorfpfarreien in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hängen, zuerst in Offendorf, dann in Bodersweier; So sieht der Vergleich aus,
wenn man sich auf die gängigen literarhistorischen Darstellungen verlässt.
Dieses Urteil wäre bei genauerer Betrachtung und bei vollständiger Erfassung aller Schriften Quirin Moscheroschs zumindest in zwei Punkten zu
revidieren. Zum einen ist seine literarische Hinterlassenschaft nicht so
schmal und einförmig wie es scheint. Es gibt bisher nur keine vollständige
Bibliographle seiner Schriften.[3] Zum Zweiten war seine berufliche Stellung nicht so bescheiden. Er nahm in den Jahren von etwa 1650 bis zu seinem Tod 1675 in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg immer wieder Aufgaben wahr, die ihn als Landes- und Hofpoet des regierenden Grafen erscheinen lassen. Davon gleich mehr.
Nicht erst seit 1955, als im Zeichen des bundesdeutschen „Wirtschaftswunders" Vereinbarungen mit Italien über die Anwerbung von Arbeitskräften getroffen wurden, oder seit der Beschäftigung italienischer Arbeiterinnen und Arbeiter in der deutschen Bau-, Ziegel- und Textilindustrie im
ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert reisten Italiener auf der
Suche nach Arbeit und Einkommensmöglichkeiten über die Alpen nach
Norden.[2] Bereits zwischen dem 16. und ] 8. Jahrhundert wanderten Tausende von Hausierern, Kaufleuten und Handwerkern aus Italien in deutsche
Territorien ein.[3] Einzelne ließen sich auch in der Reichsstadt Offenburg
nieder. Hier konnten bislang für die zweite Hälfte des 17. und das 18. Jahrhundert über zwanzig italienische Männer ermittelt werden, die entweder
alleine oder mit ihren Familien in der Stadt lebten. Sofern genauere Herkunftsangaben vorliegen, stammten die Zuwanderer aus Oberitalien, insbesondere aus den Gebirgstälern am Südrand der Alpen sowie aus dem Gebiet der drei großen oberitalienischen Seen, dem Lago Maggiore, Lago di
Lugano und Lago di Como.[4]
Am 1. Januar 1973 traten in Baden-Württemberg an die Stelle von ehemals 63 Landkreisen 35 neue Landkreise. Nur drei der alten Landkreise - Emmendingen, Göppingen und Heidenheim - blieben nahezu unverändert. Diese gegen erhebliche
Widerstände realisierte Kreisreform war die größte Verwaltungsreform in Baden-Württemberg nach dem Kriege und jahrelang landespolitisches Thema Nummer eins. Für unseren Raum bedeutete sie die Auflösung der Kreise Vaihingen, Leonberg und Backnang, Aufteilung ihrer Gebiete und Vergrößerung des Landkreises Ludwigsburg um einige dieser Teile sowie um einen kleinen Teil des Landkreises Heilbronn.
Portrait einer Stadt
(2002)
"Was machte Mozart dreimal in Bruchsal - bitte wo?" So hieß es mit echtem Wiener Schmäh in einer Annonce des Merianheftes Wien zur Monographie über das Musikgenie. Seit dem Jubiläumsjahr „1000 Jahre Österreich" sollte der Name Bruchsal auch dort ein gängiger Begriff sein. Schließlich war Bruchsal sozusagen das Standesamt Österreichs. Der damals zeitgemäße „Taufname" Ostarrichi erscheint anno 996 erstmals in einer kaiserlichen Urkunde. Und eben diese wurde Anfang November jenes Jahres just in Bruchsal ausgestellt. Darin verschenkte Otto III. die österreichischen Lande an das Bistum Freising. Die Ostarrichi-Urkunde ist nicht das erste und letzte Zeugnis dafür, dass in Bruchsal, gut 800 Jahre vor Mozart, hochrangige Prominenz zu Gast war.
Anlässlich des 600. Todesjahres Lamberts von Brunn, neben anderen hohen geistlichen und weltlichen Ämtern Reichsabt des Klosters Gengenbach
von 1356 bis 1374, traf sich im Juli 1999 der Historische Verein Gengenbach zu einem Gespräch - neudeutsch „Workshop" - über Leben und Wirken des späteren Fürstbischofs von Bamberg. Dabei kam der Gedanke auf,
die Grabstätte des nicht nur für Gengenbach, sondern auch das ausgehende
Mittelalter bedeutenden Kirchenmannes im Bamberger Dom aufzusuchen.
Vorausgegangen ist diesem Essay ein Vortrag im Museum, der fraglos ziemlich kühn in seiner Ankündigung war: Ist das Markgräflerland eine „Kunstprovinz" oder ist die Kunst hier im Markgräflerland doch nur provinziell? Zum Begriff „Kunstprovinz". Diese erste Frage ist ein wenig Lockvogel-Attrappe und sollte rasch beseitigt werden. Dem Begriff
,,Kunstprovinz" haftet heute ein unauslöschliches Odium des Pejorativen, des Unfreien, Stubenhockerischen, Verengten an. Das war aber nicht immer so. Die berühmtesten Kunstprovinzen erblühten im Italien der Renaissance, in der Toscana. (Ganz nebenbei: Unter deren herrlichen Früchten lässt sich ja auch ziemlich viel von musealem Kunst-Dörrobst finden). Heute
spricht man, um dem Missverständnis vorzubeugen, bei solchen Kunstprovinzen lieber von Kunstlandschaften, Regionen oder von Schulen. Wahrscheinlich drückt sich in dieser Zurückweisung des Begriffes „Kunstprovinz" auch der Zweifel aus, ob in einer Landschaft, in ihrem „Blut und Boden", überhaupt noch derartige Wirkungsmacht steckt. Jedenfalls haben jüngere Kunstregionen mit etwas weniger kunstgeschichtlichem Strahlenglanz auszukommen. Die Pleinairisten von Pontoise, die das Silberlicht der Erlen so hingebungsvoll perfektionierten, wussten sich bereits zu bescheiden.