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Am 18. August 1999 war es 1150 Jahre her, daß der erste deutsche Schriftsteller starb, der mit einem Teil seiner Werke heute noch ein Publikum erreicht: Walahfrid Strabo von der Reichenau. Er hat sich für seine deutsche Muttersprache interessiert, wie die sachkundigen Ausführungen zur Herkunft des Wortes „Kirche“ in seiner Liturgiegeschichte zeigen; wie fast alle seiner europäischen Zeitgenossen konnte er sich literarisches Schreiben aber nur in der „Vatersprache“ Latein vorstellen. Walahfrid ist wohl im Jahr 807 im alemannischen Raum geboren und wurde im Kloster Reichenau erzogen. Der gelehrte lateinische Beiname, mit dem man sich zu seiner Epoche - der „Karolingischen Renaissance“ - gern schmückte, hat bei Walahfrid einen bitteren Beigeschmack; denn „Strabo“ (oder „Strabus) heißt „der Schieler“, und das war Walahfrid auch. Seine erste große Stunde kam, als er nach dem Tod des Reichenauer Klosterlehrers Wetti (824) den Auftrag bekam, die aufwühlenden Visionen, die der Verstorbene kurz vor seinem Tod hatte, in lateinischen Versen darzustellen. Walahfrid erledigte die Aufgabe bravourös; seine Visio Wettini vom Jahr 825 ist sein erstes Erfolgsbuch geworden.
In der Reichenau-Festschrift von 1925 hat Joseph Sauer in seinem Beitrag „Die Monumentalmalerei der Reichenau“ die gemalten Architekturkulissen in Reichenau-Oberzell ausführlich berücksichtigt. Sie erfüllen „eine künstlerische Funktion. Nicht nur daß sie die weit auseinandergezogenen Kompositionen zusammenhalten und gliedern [...], im Einzelfall haben sie auch noch die künstlerischen Absichten besonders zu steigern“. Die verschiedenen Typen von Türmen sind so beschrieben: Sie „stehen hinter oder auch vor den Stadtmauern; bei einem völlig sichtbaren Stadtbild gewöhnlich in der Zweizahl [...]; der
Zweizahl entsprechend wechseln Rund- und quadratischer Turm miteinander ab [...]. Die quadratischen, durchweg über Eck gezeigten Türme sind [...] in den einzelnen Stockwerken reich gegliedert [...], die einzelnen Stockwerke durch kräftige Gurtgesimse geschieden [...]. Wenn man einen solchen freistehenden, nach oben sich verjüngenden quadratischen Turm im Bild des Seesturms noch als Leuchtturm erkennen kann, so leuchtet die Zweckbestimmung eines ganz gleichen Turmes neben dem sitzenden Hohenpriester im Bilde des Aussätzigen nicht ohne weiteres ein. Hart am Bildrand scheint er lediglich die Funktion zu haben, die Kompositionslücke hier zu schließen. Die realistische Darstellung ist also einer rein künstlerischen Erwägung geopfert: die Realität dem Ornament gewichen“.
Die Anfänge der Reichenauer Buchmalerei im IX. Jahrhundert sind lange von St. Gallen aus definiert worden. Dort arbeitete – nach Adolf Merton – ab etwa 825 die ,Wolfcoz-Gruppe‘, die aufwendig ornamentierte Handschriften herstellte, im Lauf des Jahrhunderts ihre klassische Ausprägung fand und gegen Ende der Karolingerzeit einen exuberanten Spätstil hervorbrachte. Die Reichenau übernahm – nach dieser Auffassung – in der ersten Hälfte des X. Jahrhunderts mit dem Homiliar Karlsruhe Aug. XVI einen Teil dieser Ornamentik und fand mit dem Evangelistar Darmstadt 1948, dem „Gero-Codex“, vor 969 ihren eigenen Stil. Was den sanktgallischen Teil dieses grob skizzierten Gesamtbildes betrifft, so hat diesen Anton von Euw vor wenigen Jahren denkmalhaft beschrieben.
Schon sechs Jahre vor der Zerstörung Freiburgs am 27. November 1944 lagen in den Schubladen der Planer Zeichnungen für eine Neugestaltung der Freiburger Innenstadt. Welche Ideen ließen sich daraus verwirklichen im Widerstreit der Meinungen?
„Ein Unglück, aber auch eine Gelegenheit", hieß es. Was sollte aus der zerstörten Stadt werden? Würde überhaupt eine Generation ausreichen, um die Zustände zu überwinden, die von Baracken und Behelfsbauten geprägt waren? Die Weichenstellung vor über 50 Jahren war entscheidend: es galt, den Charakter der Stadt zu erhalten, aber auch Raum für eine zukunftsfähige Entwicklung zu geben. Nicht die verkehrsgerechte Stadt war das Ziel, sondern Urbanität mit einer hohen Gestaltqualität.
Hebel
(2001)
Franz Horn ist der erste Literarhistoriker, der Johann Peter Hebel und sein Werk erwähnt. Zwei Geschichten aus dem Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreunds hebt Horn dabei hervor, die Erzählung Die drei Diebe mit den Nachfolgegeschichten vom Zundelfrieder als besonders originelle Erfindung, die Erzählung Kannitverstan als eine gelungene
Nacherzählung bekannter Vorlagen: „Der neckisch-ruchlose Zundelfrieder, von dem hier nicht selten die Rede ist, wird keinen Landmann verführen, wohl aber das alte frische, nie genug zu preisende Lachen wieder hervor rufen, das jetzt fast geschwunden scheint. [...] So darf auch nicht verschwiegen werden, daß die schöne alte, sehr oft schon erzählte Geschichte von dem Herrn „Kan nit verstan“ hier von Neuem gar gut und lieblich erzählt worden ist, daß sie den besten Eindruck nicht
verfehlen kann.“ Horn weiß also um die Vorlagen zu Kannitverstan vielleicht noch besser Bescheid als heutige Leser, hält aber die Geschichten um den Zundelfrieder für eine ureigene Erfindung Hebels.
Eine Reihe von Erfahrungen, die diesem Beitrag zugrunde liegen, gehen aus der
Mitarbeit an der Bucer-Edition hervor. [...]
In der konkreten Arbeit an den zu edierenden Texten ergaben
sich für die Theologen und für den Germanisten verschiedene Probleme.
Einige davon möchte ich hier ansprechen. Sie sind in einem gewissen Ausmaß generalisierbar,
d. h. nicht nur für oberdeutsche Texte und nicht ausschließlich für
das 16. Jahrhundert zutreffend. Bei ihrer Darlegung sollen die Belange anderer,
nichtgermanistischer Disziplinen, die deutsche Texte edieren, ernsthaft mit einbezogen
werden.
Die Tiedemanns
(2015)
Die Lebensgeschichten mehrerer bemerkenswerter Angehöriger der Familie
Tiedemann, aus der bedeutende Wissenschaftler und Akteure der badischen
Revolution hervorgingen, sind weitgehend bekannt und beschrieben, und zwar die der Wissenschaftler Dietrich Tiedemann und seines Sohnes Friedrich, der ein renommierter Anatom in Heidelberg war und hier Ehrenbürger wurde. Ebenso ist die Biographie von dessen ältestem Sohn, Gustav Nikolaus Tiedemann, der als letzter Rastatter Festungskommandant 1849 erschossen wurde, erforscht; auch zu seinem Sohn Friedrich liegen Informationen vor. Die vorliegenden Beschreibungen des Lebenswegs des zweiten Sohnes Friedrich Tiedemanns, des an der Heidelberger Universität ausgebildeten Arztes Dr. Heinrich Tiedemann, weisen jedoch – zumal zu seinem Wirken in den USA, wohin der badische Revolutionär fliehen musste – noch so manche Lücken und Fehler auf. Er wurde zu einem bedeutenden Deutsch-Amerikaner, der das renommierte Deutsche Hospital von Philadelphia begründete und mit
Carl Schurz befreundet war. Im Jahr 2013 jährte sich sein Geburtstag zum 200. Mal. Nach einführenden Darlegungen zu seinen Verwandten sollen in diesem Beitrag insbesondere seine Person, sein Lebensweg und sein Wirken zumal in Amerika eingehender beleuchtet werden.
Die Verbreitung der thermophilen Braunfeckigen Beißschrecke (Tessellana tessellata, Syn.: Platycleis tessellata) beschränkte sich in Deutschland bislang auf
sieben überwiegend individuenschwache Vorkommen
am Südlichen Oberrhein. Die in Deutschland und Baden-Württemberg als „vom Aussterben bedrohte“ und
streng geschützte Heuschreckenart erreicht hier ihre
nordöstliche Verbreitungsgrenze. Der neu festgestellte,
80 km weiter nördlich liegende Fundort in Nordbaden
umfasst hunderte Individuen auf schmalen magertrockenen Wiesenstreifen auf sandigem, basenarmem
Untergrund innerhalb einer über mehrere Quadratkilometer ausgedehnten Fläche. Untersuchungen zur
Abgrenzung des Standortes sind geplant, weitere Vorkommen in der Umgebung sind zu erwarten.
Das Gebiet zwischen Rhein, Neckar und Enz gehört nicht zu den Gebieten, die durch mittelalterliche Kirchenbauten weithin bekannt sind, obwohl hier das zum Weltkulturerbe geadelte Zisterzienserkloster Maulbronn liegt und auch die beiden
benachbarten Zisterzienserklöster Bad Herrenalb und Schönau in der Region Spuren hinterlassen haben. Zudem befinden sich hier die romanische Klosterkirche Lobenfeld, die bedeutende frühgotische Kirche des Ritterstifts in Bad Wimpfen, die Reste der romanischen Klosterkirche in Sinsheim, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute mittelalterliche Schlosskirche von Pforzheim und auch manche Stadtkirche wie in Bad Wimpfen oder Besigheim. Sie alle sind überregionaler Beachtung wert, doch wird das Land vor allem durch die vielen mittelalterlichen Pfarrkirchen bestimmt. Sie waren meist Chorturmkirchen bescheidener Ausmaße, manchmal jedoch in bestechender Lage auf Erhöhungen gelegen und mit wehrhaften Anlagen umgeben. Als Landmarken prägten sie die abwechslungsreiche, oft hügelige Landschaft im Viereck zwischen den heutigen Mittelstädten Heidelberg, Heilbronn, Karlsruhe und Ludwigsburg