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Die Mühlen in Willstätt
(2005)
Die Entwicklungsgeschichte der Mühlen begann mit dem Anbau von Getreide durch sesshaft gewordene Nomaden. Die Zerkleinerung des Getreides geschah mit Hilfe von Reibsteinen. In der nächsten Entwicklungsstufe wurden der Dreh- und Läuferstein mit einer Deichsel ausgerüstet und in immerwährendem Kreislauf durch Tierkraft angetrieben. Das Getreide wurde zwischen den Steinen zermahlen. Auch Menschen wurden für diese Arbeit eingesetzt. Die Erfindung des Wasserrades bedeutete in der Mühlentechnik einen weiteren Fortschritt. Die erste Wassermühle in Deutschland soll an der Mosel gelegen haben. Durch die günstige Lage der Kinzig konnte die Wasserkraft in Willstätt sehr früh ausgenutzt werden. Durch die geographisch-zentrale Lage gewann Willstätt als Marktflecken früh an Bedeutung. Die umliegenden Dörfer waren von Landwirtschaft geprägt, während Willstätt ein Handwerkerdorf war und seit dem frühen 17. Jahrhundert das Marktrecht besaß.
Einen furchtbaren Höhepunkt erreichte der Glaube an Geister, Dämonen
und den Teufel in den Hexenverfolgungen im 15. bis zum 17. Jahrhundert. 1484
verfasste der Dominikaner Heinrich Kramer den »Hexenhammer«, in dem er
beschrieb, welche Zauberkünste Hexen anwenden, welchen vielfältigen Schaden sie anrichten können und welche Verbindung sie mit dem Teufel haben.
Der Glaube, dass mancher Schaden, den die Leute erlitten, auf die bösen Zauberkünste der Hexen zurückgehe, war in der Bevölkerung weit verbreitet.
Dies erklärt die aus heutiger Sicht aberwitzige Logik der Hexenprozesse.
Bei einem Spaziergang auf dem Fürstenberg haben wir im Winter Kinder beobachtet, die leere Schneckenhäuser der „kleinen Fürstenberg Spitzschnecke” gesucht hatten. Und tatsächlich, es gibt dort sehr viele der wunderschönen marmorfarbenen Häuschen. Die Märzenschnecke (Zebrina detrita) wird auch als Weiße Turmschnecke, Zebraschnecke oder Kaiserstuhlschnecke bezeichnet und gehört zur Familie der Vielfraßschnecken. Sie bevorzugt trockenwarme Standorte. Insbesondere sind dies Magerrasen, Trockenrasen oder Wacholderheiden. Aber auch in Biotopen mit höher wachsender Vegetation wie Saumbiotopen oder Gebüsche ist die Art zu finden. Die Rote Liste der Schnecken Baden-Württembergs führt die Art als gefährdet (Kategorie 3). In der Roten Liste Deutschlands wird sie sogar als stark gefährdet angesehen (Kategorie 2). Im Frühjahr 2020 sind wir also auf den Fürstenberg und haben uns daran gemacht, diese Schnecke lebend zu finden, zu fotografieren und zu bestimmen. „Unsere“ Märzenschnecken leben also auf dem Fürstenberg. Hier handelt
es sich um einen steinig-schottrigen und steilen Südhang, der durch den Kalk des Weißjura gebildet wird. Der vorkommende Magerrasen mit offenen Bodenstellen beherbergt zum Beispiel den Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) und andere seltene Tier- und Pflanzenarten. In früheren Jahren wurden die dort stockenden Gehölze beseitigt. Um den Magerrasen offen zu halten, wird die Fläche schon seit mehreren Jahren beweidet.
Die Mutterpfarrei Stollhofen
(2005)
In der Zeit der Christianisierung, etwa um 600 n. Chr. entstanden die ersten Urpfarreien in unserer Gegend. Karl Reinfried beschrieb folgende Theorie der Aufteilung der Ur- oder Mutterpfarreien. Eine der Urpfarreien war Steinbach mit den heutigen Gemeinden Sinzheim, Steinbach, Bühl (nördlich von der Bühlot) und reichte bis an den Rhein, einschließlich auch Hügelsheim und Stollhofen bis an den Schwarzbach. Südlich davon schloss sich dann die Pfarrei Sasbach an, die sich ebenfalls, laut Reinfried, bis an den Rhein erstreckte. Nicht ganz einzusehen ist diese großflächige Aufteilung, da die sog.
Rheinstraße in der Hauptverkehrsachse zwischen Straßburg und Ladenburg bzw. am verkehrsgünstig gelegenen Rheinstrom lag und sicher zu einem bevorzugten Siedlungsgebiet gehörte. Warum sollten sich die Orte, die sich am Gebirgsrand damals etwas weiter vom Verkehr weg befanden, schneller entwickeln? Vermutlich hatten sich diese Urpfarreien gleichzeitig entwickelt und stellten sich um das Jahr 1000 etwa wie folgt dar. Steinbach mit Sinzheim bis nördlich Bühlot, Sasbach mit Ottersweier südlich der Bühlot bis Achern. Iffezheim mit Sandweier, Stollhofen mit Hügelheim, Söllingen, Schiftung und nördliches Schwarzach. Seherzheim mit Ulm und südliches Schwarzach. Zugleich scheinen sich die sog. Waldgenossenschaften gebildet zu haben. So umfasste die Pfarrei Stollhofen zugleich die Bannwaldgenossenschaft und die Pfarrei Seherzheim den sog. Fünfheimburgerwald.
Unter den vielen Künsten, welcher sich die Kirche zur Verherrlichung Gottes bedient, nimmt die Musica Sacra eine Sonderstellung ein. Schon im Schlüsselerlebnis des auserwählten Volkes, der Errettung aus der Knechtschaft in Ägypten, ist von ihr die Rede: „Damals sang Mose mit den Israeliten dem Herrn dieses Lied; sie sagten: Ich singe dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben“ (Ex 15,1). Die Beschreibung des Gottesdienstes im Heiligen Zelt und die Psalmen bieten zahlreiche Belegstellen für den begleitenden Einsatz von Instrumenten beim Gesang zum Lobe Gottes. Die Liturgie des neuen Gottesvolkes ist ohne Musik nicht vorstellbar. „Jesus und die frühen Gemeinden verstehen sich in allererster Linie als Beter und lobsingende Gemeinde“ (Klaus Berger). Ihre missionarische Kraft schöpft die Kirche nicht zuletzt aus jenen Harmonien, die imstande sind, Herz und Sinne der Menschen zu Gott hin zu bewegen. Kirchenmusikpflege einer Gemeinde ist darum so alt wie die Gemeinde selbst. Sie beginnt in Offenburg spätestens 1182 mit der Ersterwähnung eines Geistlichen, des „Fridericus sacerdos“, in jenem Kirchenbau, der 1221 als „ecclesie in Offenburc“ wohl an der Stelle der heutigen Pfarrkirche Heilig Kreuz bezeugt ist.
Die Mundart von Galtür
(1976)
Die Bewohner von Galtür stammen aus dem Wallis und sind hier einige Jahre
vor 1320 ansässig geworden. [...]
In diesem Beitrag geht es ausschließlich um die sprachwissenschaftliche Seite des
Problems, genauer gesagt: was hat sich von der ursprünglichen alemannischen
Mundart gehalten und in welcher Weise ist das benachbarte, vorwiegend bairisch
geprägte Idiom des Paznaun übernommen worden. Die Voraussetzungen sind in
diesem Falle besonders günstig, da die Galtürer Mundart eine der wenigen ist,
für die eine Monographie aus dem vergangenen Jahrhundert vorliegt, welche
zahlreiche Belege in relativ genauer phonetischer Umschrift bietet.
Im vorigen Kapitel ist bereit!. angeklungen, dass die Geschichte in der ersten Phase der Vereinsexistenz fast völlig vernachlässigt wurde. Trotz der schon durch die Begriffsreihenfolge (Gesellschaft der Freunde der Geschichte und Naturgeschichte) suggerierten Vorzugsstellung spielte sie in der Realität nur eine marginale Rolle. Was waren die Gründe hierfür? Eine der Ursachen war sicherlich das Fehlen geeigneter Fachkräfte, zumal im ländlichen Raum. Dieser Mangel geht jedoch auf ein generelles Problem dieser Zeit zurück, nämlich dass eine Geschichtswissenschaft im modernen Sinne noch gar nicht existierte. Für quellenkritisches Arbeiten, für das Heranziehen sozio-ökonomischer und sozio-kultureller Befunde sowie für ein umfassenderes Verständnis von Geschichte war die Zeit noch nicht reif.
Die Leopold-Sophien-Bibliothek in Überlingen beherbergt 33 mittelalterliche Handschriften, für die im folgenden erstmals ausführliche Beschreibungen vorgelegt werden können. Die Beschreibung des Bestandes beschränkte sich bisher auf einen Kurzkatalog der historischen Handschriften (darunter die mittelalterlichen Mss. 3, 57, 62 und 76). Einzelne Handschriften haben - etwa im Rahmen germanistischer Editionsprojekte - das Interesse der Wissenschaft bereits auf sich gezogen. Der Katalog dokumentiert den erreichten Forschungsstand und stellt zugleich eine Einladung zu weiteren Untersuchungen dar.
Beim Überlinger Bestand handelt es sich im wesentlichen um Handschriften aus dem Besitz von Franz Sales Wocheler (1778-1848). Zunächst Benediktiner des Klosters St. Georgen in Villingen, von 1820 bis 1848 Stadtpfarrer in Überlingen,
konnte er in der Zeit nach der Säkularisierung der Kirchengüter im frühen 19. Jahrhundert eine Privatbibliothek von rund 10 000 Bänden aufbauen. Er ließ seine bedeutende Büchersammlung im Jahr 1832 in eine Stiftung an die Stadt Überlingen überführen, aus der die Leopold-Sophien-Bibliothek hervorging. Da Wocheler darauf verzichtete, sein Besitzrecht durch Namenseintrag zu dokumentieren, lässt sich die Zahl der von ihm erworbenen Handschriften nicht genau eingrenzen.
In den Walldorf betreffenden Urkunden des 15. Jh. taucht mehrmals der Flurname „Lehen" bzw. ,,Auf dem Lehen" auf. Die erste Nennung konnte bisher für das Jahr 1456 gefunden werden, als Eberhard II. v. Sickingen einen Altar in der Pfarrkirche
zu Walldorf stiftet und mit Einnahmen von bestimmten Grundstücken ausstattet; darunter sind auch solche im Gewann „Lehen".
Die Offenburger Stadtbefestigung wurde im Jahre 1689 im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs von französischen Truppen
zerstört und nach zeitgenössischen Berichten bis auf die Fundamente niedergerissen. Überreste dieser Fundamente wurden
in der Vergangenheit schon mehrfach bei Tiefbauarbeiten gefunden.
Mit der Wahl seines ersten Ministerpräsidenten Reinhold Maier (FDP/DVP) an der Spitze einer kleinen Koalition mit SPD und GB/BHE
wurde das Land Baden-Württemberg am 25. April 1952 gegründet. Seither sind diesem ersten Regierungschef des noch immer jüngsten
deutschen Bundeslandes acht Männer – bis auf den gegenwärtigen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann alle aus der CDU – im
Amt gefolgt. Von den somit neun Herren der Stuttgarter Villa Reitzenstein, dem Amtssitz des baden-württembergischen Ministerpräsidenten, kam nur ein einziger – Hans Karl Filbinger – aus Baden, derweil die übrigen acht aus dem württembergischen Landesteil stammten.
Der Kraichgau gilt seit jeher als die Region des ritterschaftlichen Adels in Süddeutschland. Schon Reinhard v. Gemmingen zählte im Jahre 1631 für den Raum 81 verschiedene Geschlechter auf (Mone 1857:391f.). Ministerialische Dienste für die
nahe gelegenen Mächtigen (Kurpfalz, Baden, Württemberg und die Hochstifte Speyer, Worms, Mainz und Würzburg) brachten diversen Familien Lehen, Vermögen und Ansehen, jedoch auch Abhängigkeit. Die geografische Lage zwischen den Mächten verhalf aber auch zu einer gewissen Freiheit, die je nach Epoche, familiärer bzw. finanzieller Möglichkeit und Risikobereitschaft ganz unterschiedlich genutzt wurde.
Die „Mineralquelle Kappel" ist ein frei auslaufender, artesisch gespannter Grundwasseraustritt aus einer 58 m tiefen Bohrung, die im Jahr 1970 zur Erschließung von Grundwasser im Buntsandstein abgeteuft wurde. Das Grundwasser ist relativ hoch mineralisiert. Die Summe der gelösten Feststoffe beträgt knapp über 1000 mg/l. Hauptinhaltsstoffe sind Calcium, Magnesium, Sulfat und Hydrogenkarbonat. Mineralstoffreiche Grundwässer im Buntsandstein treten auf der Ostabdachung des Schwarzwaldes vor allem dort auf, wo eine Überdeckung mit Muschelkalk besteht. Das Sulfat im Wasser der „Mineralquelle Kappel" entstammt vermutlich dem auf der gegenüberliegenden Talseite ausstreichenden Mittleren Muschelkalk, der Gips und Anhydrit führt. Isotopenhydrologischen und spurengasspezifischen Untersuchungen zu folge zeichnet sich das artesisch auslaufende Grundwasser durch hohe Grundwasserverweilzeiten mit zwei Komponenten aus. Die jüngere Komponente weist eine mittlere Verweilzeit von etwa 20-30 Jahren auf, die ältere besteht aus einer mehr als 50 Jahre alten Komponente. Lange Grundwasseraufenthaltszeiten sowie eine gute Vermischung im Untergrund konnten durch regelmäßige Überwachungen der elektrischen Leitfähigkeit, Temperatur und der Sauerstoff-18-Gehalte am Grundwasser der „Mineralquelle Kappel" bestätigt werden. Sie weisen auf ein praktisch stagnierendes Grundwassersystem hin, das durch die Bohrung einen künstlichen Auslass erhalten hat und dadurch zu einem Fließsystem wurde.
Im Jahr 1847 wurde das Niedere Tor abgebrochen und das „Bezirksstrafgericht” mit angeschlossenem Gefängnis als das erste größere Bauvorhaben, seit die Stadt 1806 an Baden gefallen war, begonnen. Am 15. Dezember 1846 wurde ein Vertrag zwischen dem badischen Justizministerium und der Stadt Villingen über die Bauplatzabtretung nach Abriss des Niederen Tores geschlossen. Am 25. Juli 1847 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Die Arbeiten gerieten dann ins Stocken. Erst 1857 wurde das neue Gebäude vom Amtsgericht bezogen, nachdem der große Saal zwischenzeitlich von der evangelischen Kirchengemeinde alle 14 Tage zu Gottesdienstzwecken genutzt worden war. Am 1. Oktober wurde wiederum mit einer großen Feier der Einzug des Kreisgerichts begrüßt. Was jedoch fehlte war die Uhr des ehemaligen Torturmes, die für die Bewohner der Gegend die Zeit anzeigte.
Im Jahr 2017 wurde deutschlandweit das 500-jährige Jubiläum der Reformation gefeiert. Die Junker von Menzingen waren eine der ersten Lehnsherren im Kraichgau, die sich den reformatorischen Ideen Luthers anschlossen. Schon damals hatte Luthers Gedankengut für einen Wandel in der Gesellschaft geführt. Vielerorts brachen Bauernaufstände aus, in denen sich die Aufständischen durch die Bibelübersetzung und Luthers Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen auf göttliches Recht beriefen. Diese Aufstände gingen als Bauernkriege in die Geschichte ein. Ihre Forderungen gegenüber dem Schwäbischen Bund hatten die Aufständischen in Memmingen in den sogenannten 12 Artikeln festgehalten, die sich von dort ausgehend dank der neuen Erfindung des Buchdrucks rasant verbreiteten. Schließlich gelangte dieses Gedankengut auch in den Kraichgau, wo sich die Bauern unter Anton Eisenhut, einem Pfarrer aus Eppingen, zusammenschlossen.
Die im Mediterrangebiet sehr zerstreut vorkommende Flechte Candelariella plumbea wird erstmals in Zentraleuropa nachgewiesen. Hier wächst die Art an warmen, eutrophierten Kalkfelsen im mittleren Neckarraum nördlich Stuttgart (Baden-Württemberg). Die diagnostischen Probleme bei Candelariella-Arten mit grauem Lager werden diskutiert.
Was haben die Menschen vor rund 300
Jahren für Kleidung getragen? Bei den Gedanken
dazu überlegen wir, wie die Vorfahren z. B.
gekocht und gewaschen haben, wie die Urahnen
einst die Ernte einbrachten oder im Wald
arbeiteten. Alter Hausrat wird gesammelt,
liebevoll gepflegt, oft auch wieder funktionsfähig
gemacht und voll Stolz gezeigt und vorgeführt.
Dabei wird allerdings zumeist an
einem recht idealisierten Bild der „guten alten
Zeit“ gestrickt. In der Realität wird das Leben
unserer Altvorderen aber sicher nicht so einfach
und schön gewesen sein. Ein wichtiger
Aspekt bei all diesen Überlegungen, wie es
denn früher so war, ist aber auch die Frage der
damaligen Kleidung. Bauer und Bäuerin waren
zum Teil mit der Herstellung ihrer eigenen
Kleidung selber beschäftigt. Selbst gepflanzter
Flachs und Wolle aus dem eigenen Schafstall
verarbeiteten sie nach vielen mühevollen
Arbeitsgängen schlussendlich am eigenen
Webstuhl oder Spinnrad. Dieser aufwändige
Prozess beschäftigte unsere Vorfahren einen
großen Teil ihres Lebens. Nicht nur für die
gute Kleidung, auch für die normale Werktagsund
Arbeitskleidung musste gesorgt werden.
Für diejenigen, die sich die Stoffe dazu besorgen
mussten wurde vorgeschrieben, möglichst
billige Ware einzukaufen. Nur dem Adel und
den reicheren Bürgern waren die besseren und
wertvolleren und damit auch teureren Produkte
vorbehalten.
Kennzeichnend für die Markgrafen von Baden erscheint während des gesamten
Mittelalters eine prekäre Zwischenposition am unteren Rand des Fürstenranges.
Diese Problematik bestimmte maßgeblich die Herrschaft sbildung und die Handlungsspielräume
der im Grenzbereich zwischen fürstlichem und nichtfürstlichem
Hochadel angesiedelten Familie. Überblickt man ihre Geschichte von der Formierung
des Geschlechts im 12. Jahrhundert über die Phase der Erbteilungen des
14. Jahrhunderts bis ins 15. Jahrhundert einschließlich der Herrschaft Markgraf
Christophs I., so erreichten die Badener gegen Ende des Beobachtungszeitraums
– im engen Anschluss an das Königtum – zwar schließlich einen Höhepunkt ihrer
Macht, doch blieb ihre fürstliche Rangstellung letztlich stets prekär. Es ergibt
sich somit ein ausgesprochen dynamisches Bild des Auf und Ab einer Familie im
beständigen Kampf um die Wahrung ihrer fürstlichen Rangstellung.
Unter Hinweis auf früher gegründete Bruderschaften der Trompeter, Pfeifer, Lautenschläger und Spielleute in den Bistümern Konstanz und Straßburg wurde 1458 in Stuttgart eine Bruderschaft zu Ehren der Gottesmutter eingerichtet und am Samstag
vor dem Sonntag Misericordias Domini von Graf Ulrich V. (mit dem Beinamen der Vielgeliebte) bestätigt. Es dürfte in der Grafschaft Württemberg die erste Ordnung für Berufsmusiker gewesen sein, die damit einen festen Platz in der Gesellschaft erhielten. Einige Bestimmungen scheinen offenbar den Sinn gehabt zu haben, den Mitgliedern das Ansehen rechtschaffener Bürger zu geben. Über die Art der Berufsausübung wird wenig gesagt, es heißt aber, »es soll keiner in der Bruderschafft Juden dienen zu Hochziten oder anderem«. Abgesehen von dem spätmittelalterlichen Antisemitismus, der sich darin zeigt, erfahren wir immerhin, dass es sich bei den Mitgliedern dieser Bruderschaft um jene Leute handelte, die bei Hochzeiten zum Tanz aufspielten. Daraus entwickelte sich im folgenden Jahrhundert ein Berufsstand, den Riemanns Musiklexikon »eine feste Institution in Städten jeder Größe seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts« nennt. Die Bezeichnung schwankte, in Württemberg sprach man auch von Stadtmusikanten, hauptsächlich aber von Stadtzinkenisten. Ein Zink oder Zinken war ein Blasinstrument aus Horn oder aus mit Leder umwickeltem Holz mit einem Trompetenmundstück und sieben Grifflöchern. Man darf allerdings die Berufsbezeichnung nicht missverstehen. Was diese Leute praktizierten, nannten sie selber »Instrumental-Musik-Kunst«. Darunter verstanden sie die Beherrschung von nicht nur einem Instrument, sondern von möglichst vielen. Einer der Marbacher Zinkenisten hinterließ 13 verschiedene Arten von Instrumenten, insgesamt 27 Stück.
Wir können davon ausgehen, dass er die meisten davon auch spielen konnte.
Marbach, die Schillerstadt - das sagt sich leicht und schreibt sich leicht. Aber wie kam es eigentlich dazu? Wie wurde Marbach im allgemeinen Bewusstsein zur Schillerstadt? Wer neu in die Stadt kommt, wundert sich vielleicht auch, an allen Ecken und Enden auf den Namen Schiller zu stoßen. Und dann mag die Frage auftauchen, wie ist das alles gekommen? Seit wann ist das so, wo doch die Stadt selber sehr viel älter ist. Im Folgenden soll gezeigt werden, wie man in Marbach mit der Tatsache umgegangen ist, dass einer der größten deutschen Dichter am 10. November 1759 hier geboren wurde.