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Die Gattung Tulostoma (Stielboviste; Basidiomycetes) ist weltweit durch ca. 138 Arten vertreten. Es handelt sich um bodenbewohnende, an Trockenheit angepasste Saprobionten. Es wird über vier Arten (T. caespitosum, T. fimbriatum, T. giovanellae, T. obesum) aus dem Bereich südlich des Mittelmeeres, aus dem nur wenige Funde von Bauchpilzen vorliegen, berichtet. Die Morphologie zweier Arten (T. caespitosum, T. obesum) wird detailliert beschrieben und anhand von Fotos der
Sporen (REM) und der Fruchtkörper dokumentiert. Es folgen einige abschließende Bemerkungen zur Morphologie (Polystomasie bei Peridien) und Ökologie (Funktion der Sporenoberflächenstrukturen).
Vorliegende Arbeit stellt eine Ergänzung zu WAGNER (2004, Zur Kenntnis der Schmetterlings- und Heuschreckenfauna von Magerrasen der Ostalb, in dieser Zeitschrift) dar. Hierbei wird nun auch intensiver auf die bislang nur wenig untersuchten Habitate eingegangen, besonders Feuchtflächen und Waldgebiete. Im Bereich der Magerrasen wurden einige Lücken geschlossen, so vor allem im Nordosten. Hier wird insbesondere auf Entwicklungen – etwa bei den stark bedrohten Arten oder Einflüsse der Klimaerwärmung – der letzten Jahre hingewiesen. Zudem werden diese unter Annahme verschiedener Szenarien (Rahmenbedingungen) in die Zukunft projiziert. Insgesamt liegt nun seit 1998 eine recht umfassende Bestandserhebung der Tagfalter (86 Arten), Heuschrecken (40 Arten) und Widderchen (13 Arten) vor, bei der die meisten Biotope berücksichtigt wurden. Unter den Tagfaltern sind dabei drei Arten neu aufgefunden worden (Satyrium ilicis, Coenonympha hero und Lopinga achine). Darunter dürfte der wie die anderen beiden Arten als vom Aussterben bedroht eingestufte Kleine Eichen-Zipfelfalter im Osten des Kreises Heidenheim und dem nördlich angrenzenden Gebiet das derzeit flächenmäßig größte bekannte Vorkommen in Baden-Württemberg besitzen. Erfreulich sind zudem Wiederfunde von Zygaena osterodensis und Adscita statices. Leider sind alle genannten Arten durch negative Veränderungen in den Habitaten stark bedroht, so insbesondere durch das Zuwachsen von Kahlschlags- und Windwurfflächen, die Eutrophierung sowie dichte Aufforstung ehemals lichter Bestände. Die stärksten Rückgänge haben derzeit zudem Arten magerer, niedrigwüchsiger und lückiger Bestände zu verzeichnen, etwa Spiris striata, Hipparchia semele, Chazara briseis, Pyrgus serratulae und P. alveus. Hier wirkt sich die extrem starke Vergrasung (Bromus erectus und sogar zunehmend Arrhenaterum elatius) infolge von Eutrophierung und stark rückläufiger Beweidung zunehmend negativ aus. Bei den Heuschrecken ist insbesondere die Einwanderung von Phaneroptera falcata zu erwähnen, was vermutlich im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung steht.
Nelkeneulen der Gattung Hadena im Landkreis Heidenheim, Baden-Württemberg (Lepidoptera: Noctuidae)
(2008)
In vorliegender Arbeit wird eine Untersuchung über die Verbreitung und einige Aspekte der Larvalökologie von sechs Hadena-Arten (Hadena bicruris, H. perplexa, H. albimacula, H. filograna, H. confusa, H. compta) und Sideridis rivularis (Nelkeneulen, Noctuidae) im Landkreis Heidenheim auf der östlichen Schwäbischen Alb vorgestellt. Nelkeneulen zeichnen sich durch die Bindung an Vertreter der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) aus, und zwar meist an Silene sp. oder seltener Dianthus sp. Die Eier werden je nach Art in oder an die Kelche abgelegt, und die Jungraupen leben zunächst innerhalb
der Blüten und/oder Fruchtkapseln. Die älteren Larven verbergen sich dann tagsüber am Boden. Die artenreichsten Biotope sind dabei felsige, besonnte Standorte des Nickenden Leimkrauts (Silene nutans), an der besonders die als stark gefährdet eingestuften Arten H. albimacula und H. filograna sowie auch H. confusa (nur wenige Nachweise) leben. Weitere Habitate sind Magerrasen und warme Säume mit Silene vulgaris (H. perplexa und S. rivularis) und Dianthus carthusianorum (H. compta), Feuchtwiesen mit Kuckuckslichtnelke (Lychnis flos-cuculi, S. rivularis) und Waldsäume, Grabenränder, Raine oder andere Stellen mit Roter Lichtnelke (Silene dioica = Melandrium rubrum) und seltener Weißer Lichtnelke (Silene alba) für
H. bicruris. Insbesondere die nur sehr zerstreuten größeren Vorkommen von Silene nutans und die an sie gebundenen Nelkeneulen werden durch verschiedene Faktoren gefährdet. So führt ungebremste Sukzession (Verbuschung, Überwaldung) zur Veränderung des Mikroklimas sowie zur Ausschattung der Nelken. Andererseits kann durch Schaf- oder Ziegenbeweidung zur falschen Zeit (in diesem Fall Anfang Mai bis Anfang Juli) eine Hadena-Zönose in kurzer Zeit vernichtet werden.
Von den blinden, bodenbewohnenden Doppelschwänzen (Diplura) sind in Deutschland gegenwärtig 19 Arten nachgewiesen (CHRISTIAN 2003). Drei davon gehören zur Familie der Zangenschwänze (Japygidae), deren Cerci an die Hinterleibsanhänge der Ohrwürmer erinnern (Abbildung 1). Es handelt sich aber um basale Hexapoda, die früher mit den Collembolen und
anderen Gruppen flügelloser „Ur-Insekten“ als Apterygota zusammengefasst wurden. Japygiden gelten in Mitteleuropa als faunistische Raritäten und sind daher in der Literatur besser dokumentiert als die Dipluren der durch fadenförmige Cerci ausgezeichneten Familie Campodeidae.
In der schwäbisch-alemannischen Fasnet ist man seit Jahrzehnten bestrebt, seine
Wurzeln zu finden. Wurden diese Wurzeln seit den 1930er Jahren durch die nationalsozialistische Ideologie in vorchristlicher Zeit definiert, in denen die angeblich germanischen Riten der Winteraustreibung eine zentrale Rolle spielten, so hat erst Dietz-Rüdiger
Moser1 1986 den christlichen Ursprung der Fastnacht au f wissenschaftlicher Grundlage
nachgewiesen. Bei dieser christlichen Auslegung der Fastnacht spielt der Dualismus der
lasterhaften Welt einerseits mit der tugendhaften christlichen Lebensweise in der vorösterlichen Fastenzeit andererseits eine zentrale Rolle. Nachdem Werner Mezger 1991
seine Studien zum Fortleben des mittelalterlichen Fastnachtsbrauchs in der europäischen
Festkultur vorgelegt hat, wird versucht, die überlieferten Figuren in der schwäbisch-alemannischen Fasnet au f das Mittelalter zurückzuführen. Das 18. und das 19. Jahrhundert werden dagegen kaum zur Kenntnis genommen, da man glaubt, die schwäbisch-alemannische Fasnet habe mit dem »Carneval« nichts gemein. Doch gerade im barocken
Karneval des 17. und 18. Jahrhunderts, wie er an den Fürstenhöfen, Adelsresidenzen,
beim städtischen Patriziat und an den Kloster- und Jesuitenschulen zusammen mit den
Zunftbürgern der Städte im Sinne einer Maskerade mit gezielten Anspielungen auf Sitten und
moderne Torheiten3 praktiziert wurde, liegen die gemeinsamen Wurzeln des so genannten
rheinischen Karnevals wie auch der schwäbisch-alemannischen Fasnet.
Hermann Maas als Kreisdekan
(2008)
Im Rückblick auf sein Leben schrieb Hermann Maas 1952: Im Sommer desselben Jahres [1945] wurde ich wieder in den aktiven Kirchendienst aufgenommen und zum Kreisdekan für die zehn Dekanate Nordbadens ernannt. So habe ich als alter Mann fast mehr zu tun als je in meinem Leben, weil die Ökumene, der Kampf gegen den Antisemitismus, die Arbeit und Fürsorge für die einst Geknebelten und Verfolgten, die Pflege der Beziehungen zu den amerikanischen Männern, ein großer Briefwechsel mich im Banne halten, neben der eigentlichen Berufstätigkeit in meiner Kirche.
Am 14. November 1932 war der evangelische Kirchenvertrag mit dem Freistaat Baden, der Badische Kirchenvertrag, in Karlsruhe unterzeichnet worden. 75 Jahre danach, am 17. Oktober 2007, ist der Evangelische Kirchenvertrag Baden-Württemberg in Stuttgart geschlossen worden. Er ist ein Vertrag beider evangelischer Landeskirchen in Baden-Württemberg mit dem Land. Der neue Vertrag ist am 10. April 2008 in Kraft getreten, wiederum fast genau ein Dreivierteljahrhundert nach der Ratifikation des Badischen Kirchenvertrags, die am 11. März 1933 erfolgt war. Was führte zur Entstehung des Evangelischen Kirchenvertrags Baden-Württemberg und wie verhält er sich formal und inhaltlich zum Badischen Kirchenvertrag von 1932? Auf diese Fragen will der nachfolgende Beitrag in den Abschnitten II und III Antwort geben. Auszüge aus dem Vertragstext sind im Anhang (Abschnitt IV) wiedergegeben, nämlich die Präambel und die Artikel 1 bis 5. Doch zuerst soll das neue Vertragswerk wenigstens in seinen Umrissen vorgestellt werden (Abschnitt I).
Beschäftigt man sich mit Gerhard Ritter und dem deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus, so werden zwei Sachverhalte schnell deutlich: Zum einen war Ritter einer der wenigen deutschen Historiker, die sich am Widerstand gegen das
nationalsozialistische Gewaltregime beteiligten, und zum anderen war er einer der ersten deutschen Historiker, die nach Kriegsende über den Widerstand publizierten. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit beiden Facetten des Themas und arbeitet dabei vor allem das konservative sowie das christliche Moment in Ritters Denken und Handeln heraus.
Das Staffortsche Buch ist eine im Jahre 1599 gedruckte Bekenntnisschrift des Markgrafen Ernst Friedrich von Baden–Durlach, mit der dieser seinen Übertritt zum Calvinismus rechtfertigte. Es entstand als Antwort auf das Erscheinen der Konkordienformel 1577, die durch ihre Lehrentwicklung und Festlegung auf die Confessio Augustana (CA) invariata den Reformierten den Schutz des Augsburger Religionsfriedens entzog. Ernst Friedrich konnte die Konkordienformel nicht als verbindliche Interpretation der CA anerkennen, denn damit hätte er den sicheren Boden des Augsburger Religionsfriedens verlassen. Stattdessen bestreitet er, dass die Konkordienformel sich in Übereinstimmung und Kontinuität mit der CA befinde. Das Staffortsche Buch bemüht sich dann auch, die eigene Interpretation der CA mithilfe der Bibel und der Kirchenväter zu belegen und die Abweichungen der Konkordienformel von der CA aufzuzeigen und zurückzuweisen.
Mannheim liegt im Zentrum der Kurpfalz, einst eines der ersten Territorien des Heiligen Römischen Reiches, das als einziges weltliches Fürstentum bereits 1802/03 von der politischen Landkarte verschwand. Der Name des Landes lebt wenigstens geographisch und politisch in der rheinischen Pfalz fort, auch wenn der politische Schwerpunkt einst rechtsrheinisch lag. Die Kurpfalz war seit den 1560er Jahren ein reformiert geprägtes Land, das im 18. Jahrhundert eine verspätete, dafür aber eine als
umso bedrückender empfundene Gegenreformation erfuhr, die auch im Reich heftige Reaktionen hervorrief.
Martin Schwarz (1905–1990) war badischer Pfarrerssohn und Pfarrkandidat, wurde dann jedoch wegen der politischen Zeitumstände Schweizer Pfarrer. Bis etwa 1935 war sein Rufname Wilhelm, von da an Martin. Alle Vorfahren von Martin Schwarz väterlicherseits waren seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Pfarrer, damals aus der Schweiz nach Hessen ausgewandert. Zweieinhalb Jahrhunderte später wurde der lutherische Pfarrer Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1766–1837) 1804 aus Hessen als Theologieprofessor an die neu aufgebaute Universität Heidelberg berufen. Von ihm stammten dann in drei Generationen insgesamt sieben badische Pfarrer ab, der letzte war Hugo Schwarz (1872–1927), Vater von Martin Schwarz. Sie amtierten unter anderem, teilweise jahrzehntelang, in Mannheim (Wilhelm Schwarz, von 1823 bis 1873, also 50 Jahre lang Pfarrer in Mannheim), in Heidelberg (Friedrich Schwarz, von 1865 bis 1910, also 35 Jahre lang Pfarrer in Heidelberg) und in Freiburg (Hugo Schwarz, von 1909 bis 1920).
Als die wenigen evangelischen Bürger des Odenwalddorfes Rittersbach in der ersten Maiwoche des Jahres 1854 mit dem Ausheben der Fundamente für ihre neue Kirche begannen, war die Enttäuschung groß. Rasch zeigte sich, wie klein und unbedeutend das zu erbauende Kirchlein werden würde. Wie man erst jetzt erkannte, sollte das Bauwerk nur bescheidene 24 Fuß breit und 30 Fuß lang sein. Unentgeltlich wollten die Bürger Hand- und Spanndienste leisten. Angesichts der unscheinbaren Größenverhältnisse hörte man jedoch Stimmen, die sagten: Das gibt eine Kapelle, aber keine Kirche!, und bei vielen entschwanden Muth und Freudigkeit so sehr, dass sie die Hand sinken ließen. Wie sollte es auf der Baustelle weitergehen? Wollte man die vom badischen Innenministerium gegebene Erlaubnis zum Bau einer neuen Kirche leichtfertig aufs Spiel setzen? Sollte man auf eigene Faust und auf eigenes finanzielles Risiko vom genehmigten Bauplan abweichen und den Grundriss in der Breite und Länge um 6-10 Schuh vergrößern? Brauchte man für die wenigen evangelischen Familien überhaupt eine neue Kirche? Würde es nicht ausreichen, das bestehende Bethaus instand zu setzen? Die Zeit drängte, die von auswärts kommenden Maurer waren bereits eingetroffen und wollten mit der Fundamentierung beginnen.
Zum 1. Januar 2008 ist eine Neufassung der Grundordnung der Evangelischen Landeskirche in Baden in Kraft getreten. Sie tritt an die Stelle der Grundordnung vom 23. Mai 1958, die fast 50. Jahre gegolten hat, wenn auch mit zahlreichen Veränderungen durch insgesamt 16 Novellierungen größeren und kleineren Ausmaßes. Das Jubiläum und das Inkrafttreten der Neufassung gibt Anlass, einen Blick zurückzuwerfen auf die Entstehungsgeschichte der Grundordnung und die wesentlichen Entwicklungen des kirchlichen Verfassungsrechts in Baden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Die Aktenbestände aus alten Zeiten bestehen zumeist aus Anordnungen der Obrigkeit und dem Nachweis ihrer Durchführung oder anderen Reaktionen der nachgeordneten Behörden und Personen. Selten wird „die Stimme des Volkes“ unmittelbar aktenkundig. Dies aber ist der Fall in einer Akte über die Einführung des neuen Gesangbuchs für die Deutsch-reformierten Gemeinden der Kurpfalz im Jahr 1785. Darin befindet sich als Abschrift ein sechs Seiten umfassendes, an die in Mannheim residierende Landesregierung der Kurpfalz gerichtetes Schreiben, das energisch gegen die bevorstehende Einführung des neuen Gesangbuchs protestiert. Es fällt vor allem auf durch die große Zahl von 138 Unterschriften, höchstwahrscheinlich von Gemeindemitgliedern, sowie durch die temperamentvolle und selbstbewusste Art, in der die von unterschiedlichen Perspektiven bestimmten Argumente vorgetragen werden. Als Dokument einer freien Meinungsäußerung seitens des Kirchenvolks und als Beitrag zur Geschichte des Gesangbuchs in der Kurpfalz soll es an dieser Stelle im Wortlaut zusammen mit einem knappen Kommentar veröffentlicht werden.
Liberale Frömmigkeit
(2008)
Am 11. und 12. Januar 2008 fand im „Haus der Kirche“ in Bad Herrenalb die Tagung „Liberale Frömmigkeit. Zur Geschichte der süddeutschen Protestantenvereine im 19. Jahrhundert“ statt. Die Tagung wurde vom Verein für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden und dem Verein für pfälzische Kirchengeschichte unter den Vorsitzenden Johannes Ehmann (Karlsruhe) und Klaus Bümlein (Speyer) gemeinsam organisiert und vorbereitet. Da es in der Geschichte des sogenannten „liberalen Südwesten“ im 19. Jahrhundert zahlreiche Parallelen und Querverbindungen gab, lag eine gemeinsame Untersuchung Badens und der Pfalz thematisch nahe, der in drei Hauptvorträgen und sechs Kurzreferaten nachgegangen wurde. Die Tagung beschäftigte sich mit grundlegenden Fragen zum kirchlichen Liberalismus im 19. Jahrhundert, von denen ausgehend die Protestantenvereine und deren liberale Epiphänomene untersucht wurden. Schließlich sollten neben der primär historischen Fragestellung der Tagung auch die Auswirkungen des kirchlichen Liberalismus bis in die heutige Zeit thematisiert werden.
Die Augusta-Maria-Bibel
(2008)
Es sind die „Sternstunden“ eines Archivars und Bibliothekars, wenn durch einen unerwarteten Fund ein verschollen geglaubter Schatz gewissermaßen wieder entdeckt wird. Bei der Durchsicht von älteren Buchbeständen vor Ort im Magazin der Landeskirchlichen Bibliothek – die Arbeit am Regal und die Autopsie sind trotz aller Kataloge noch immer eine unerlässliche Tätigkeit für einen Bibliothekar, der sich mit alten Drucken befasst – konnte so eine der extrem seltenen „Augusta-Maria-Bibeln“ aus dem Jahr 1698 aufgefunden werden.
„Pilzflora von Karlsruhe“ ist ein Projekt der Arbeitsgruppe Pilze im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e. V. Ziel der langfristigen Untersuchung ist es, die Pilzarten der Stadt Karlsruhe unter besonderer Berücksichtigung synanthroper (heimischer und exotischer) Sippen zu erfassen und die Veränderung der Pilzflora zu dokumentieren. Ferner wird eine Referenzsammlung der Pilze Karlsruhes aufgebaut. Bis Oktober 2008 konnten 1002 Belege und 628 Arten dokumentiert
werden, davon 44 (7%) exotische Arten. Zehn Arten pflanzenparasitischer Kleinpilze wurden erstmalig für Baden-Württemberg nachgewiesen. Die bisherigen Untersuchungen deuten darauf hin, dass der urbane Bereich Karlsruhes durch eine hohe Artenvielfalt gekennzeichnet ist, die sich durch einen großen Anteil exotischer, aber auch durch häufige und seltene heimische Arten auszeichnet.
In memoriam Peter Sperling †
(2008)
Am 18. Juli 2008 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit der Journalist PETER SPERLING im Alter von 74 Jahren. Den Karlsruhern war er als Sprecher des Forschungszentrums Karlsruhe und nach seiner Pensionierung als Pilzberater
am Naturkundemuseum eine vertraute Persönlichkeit. PETER S PERLING wurde am 2.4.1934 in Saaz im Egerland (heute Tschechien) als eines von zwei Kindern des Juristen Dr. FRIEDRICH SPERLING und der Hausfrau LIESL SPERLING geboren. Nach Kriegsende siedelte er mit Vater und Schwester Hannelore nach Bayern über, wo er 1953 in Augsburg seine Abiturprüfung ablegte und anschließend in Würzburg Physik und Chemie studierte. Schon als Student verdiente er sich Dank
pädagogischer Fähigkeiten durch Examensvorbereitungskurse für Pharmazie- und Medizinstudenten und durch journalistische Tätigkeiten das Geld für den Lebensunterhalt.
In einer tief eingeschnittenen Bachklinge am nordwestlichen Rand des Nordschwarzwalds nordöstlich Bad Herrenalb südlich Karlsruhe (Baden-Württemberg) wurde ein Vorkommen epiphyller Moose entdeckt. Der Fundort liegt an einer dauernd luftfeuchten, geschützten Stelle im Bereich von Weißtannen-Fichten-Buchenwäldern. An der Fundstelle wachsen die Lebermoose Microlejeunea ulicina, Metzgeria temperata, Metzgeria furcata, Lophocolea bidentata und die Laubmoose Hypnum andoi und Dicranoweisia cirrata auf lebenden Nadeln von Abies alba und Picea abies und auf den wintergrünen Blättern verschiedener Angiospermen und Farne (krautige Pflanzen, Sträucher; Schwerpunkt auf Rubus-Blättern). Am häufigsten sind Metz. temperata und Micr. ulicina, die an einigen Abies alba-Zweigen fast alle Nadeln besiedeln. Auf älteren
Rubus-Blättern wurden maximal 199 Pflanzen von Metz. temperata und Micr. ulicina pro Teilblatt gezählt. Aus Mitteleuropa lagen bisher kaum Beobachtungen epiphyller Moose vor. Es wird diskutiert, ob die neuen Funde mit den gegenwärtigen Klimaänderungen zusammenhängen, besonders mit dem Anstieg der Lufttemperatur in den Wintermonaten (Seltenheit von Frostperioden). Der zeitliche Ablauf der Besiedlung der Nadeln und jungen Zweige von Abies alba wurde ermittelt, indem die Moosvegetation auf 113 Jahrestrieben, die sich in den Jahren 2000–2007 gebildet haben, untersucht wurde. Bereits im 4. Jahr wachsen Metz. temperata und Micr. ulicina auf fast allen Nadeln der Jahrestriebe. Später können H. andoi-Sprosse von der Borke der Zweige auf die Nadeln wachsen, und ab dem 8. Jahr führen größere Nadelverluste zu einem raschen Rückgang der epiphyllen Moose. Im 4. Jahr bedeckt Metz. temperata auf der Borke der meisten Triebe schon Flächenanteile über 50 %, während Micr. ulicina häufig über 10 % einnimmt. Auf der Borke älterer Triebe (ab dem 6. Jahr) können größere H. andoi-Bestände vorkommen. Metz. temperata und Micr. ulicina bilden an der Fundstelle häufig spezialisierte asexuelle Diasporen (thalloide Brutkörper, Cladien), die unter konstant feuchten Bedingungen eine rasche Besiedlung kurzlebiger Substrate erlauben. Die epiphyllen Moose wachsen auf den Blättern von Angiospermen und Farnen ungleichmäßig verteilt, weil ihre Diasporen vom abfließenden Niederschlagswasser verfrachtet werden und sich an Stellen mit Haaren oder
Spreuschuppen sammeln.
In den Dünenrasen der Naturschutzgebiete „Düne Pferdstrieb“ und „Düne Pflege Schönau-Galgenbuckel“ sind mehrere der charakteristischen Pilzarten zurückgegangen, wohl in Folge der Rasen-Sukzession. Ein Teil dieser Arten ist in Flächen, deren Boden abgeschoben wurde, neu aufgetreten. In fragmentarischen Dünenrasen der Sandgrube im NSG „Zugmantel-Bandholz“, am stillgelegten Teil des Hockenheimrings und auf der zuvor mit Gärten bebauten Düne „Friedenshöhe“ tritt (bisher) nur ein Teil der Dünenrasen-Pilze auf. In lückigen Sandrasen auf den Friedhöfen von Sandhausen, Reilingen, Oftersheim und Schwetzingen gibt es neben Pilzen der Dünenrasen auch vermutlich nährstoffliebende Arten. Auf den Dünen und an anderen Standorten in Sandhausen und seiner Umgebung wurden neue Fundorte mehrerer seltener Pilzarten entdeckt, u.a. von Geastrum smardae, Geopora sumneriana und Tulostoma pulchellum. Einige frühere Bestimmungen werden korrigiert.