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Wahrscheinlich war beim 90. Geburtstag der Donaueschinger Musiktage im
vergangenen Herbst von HEINRICH BURKARDS Buch rund um die Donauquelle DIE
SCHLAPPERKLANGE nicht die Rede. Aber es lohnt sich, in das mit zahlreichen
Abbildungen im Text und auf Tafeln versehene Werk aus dem Jahr 1925 einen
letzten Blick zu werfen. Das 40-seitige Büchlein macht sofort den Leser stutzig, der nach Betrachten
des Titels und der Umschlaggrafik erst einmal ans Ende der Broschüre zu Inhaltsverzeichnis und Impressum blättert: Hoppla! In einer mitternächtlichen „Redaktionsstube unter einer Bank im Park“ wird, angeleitet von der „Initialgestalt“ der
1921 gegründeten Donaueschinger Kammermusiktage und nach der dreisten
Devise Wer Andern in der Nase bohrt, ist selbst ein Schwein, die Schlapperklange
in die Welt gesetzt.
Der Lied-Regionalteil des Evangelischen Gesangbuchs 1993 für Baden – Elsass und Lothringen – Pfalz
(2009)
In den „Grundsätzen für die Erarbeitung eines künftigen Gesangbuches“ von 1980, die als ein erster Schritt den beteiligten Kirchen mit der Bitte um Stellungnahme zugesandt worden waren, heißt es im achten Abschnitt unter Punkt 1: Das künftige
Gesangbuch im deutschen Sprachgebiet sollte – wie bisher – einen gemeinsamen Stammteil und daneben regionale Teile aufweisen und von Beiheften begleitet werden. Nach den Ausführungen zum Punkt 2 (gemeinsamer Stammteil) liest man in
Punkt 3: Regionale Gesangbuchteile sollen Lieder berücksichtigen, die nur in bestimmten Teilen des deutschen Sprachgebiets lebendig sind. Desgleichen Lieder, die einer bestimmten, nicht allgemein verbreiteten Frömmigkeitstradition entsprechen. Die regionalen Teile sollen kleiner sein als der Stammteil. Auch wäre zu begrüßen, wenn benachbarte oder überregional zusammengeschlossene Landeskirchen zu gemeinsamen Regionalteilen kommen könnten (z.B. die acht Gliedkirchen in der DDR). Auf diese Weise könnte die Zahl der Regionalteile im deutschen Sprachgebiet verringert werden. Die entwickelten Gesichtspunkte für den Charakter des neuen Gesangbuches sollen nicht nur für den Stammteil sondern auch für die Regionalteile gelten.
Das Tympanon am Hauptportal des Münsters Unserer Lieben Frau in Freiburg, geschützt durch die Vorhalle des Westturmes, zeichnet die Fülle seiner Szenen aus; zusammen mit Figuren der Archivolten und Gewände umspannen sie das Ganze der Heilsgeschichte seit Adam und Eva. Der Mittelpfosten des Portals setzt sich im Bogenfeld fort im Kreuze Christi, zu dessen Seiten sich die Teilung der Auferstandenen in Erlöste und Verdammte vollzieht. Das Thema des Jüngsten Gerichts beschließt die Heilstaten Gottes. Die Bilderzählung beginnt auf der linken Seite des unteren Streifens mit Judasszenen und Passion Christi. Dagegen nimmt seine rechte, die südliche Hälfte ein Weihnachtsbild ein. In dessen Mitte liegt Maria auf einem Bett — hinter ihr das Kind in der Krippe, aus der Ochs und Esel futtern. Josef sitzt rechts davon am Fußende, rechts außen schließt sich die Verkündigung der großen Freude an den Hirten mit seinen Tieren an; nach links — wo wir byzantinischer Tradition gemäß die Bildformel „Bad des Erlöserkindes“ erwarten dürfen — beschließt die Szene die hohe Gestalt einer einzeln stehenden gekrönten Leuchterfigur. Ihrer Deutung und Bedeutung gilt unsere Untersuchung.
Der liberale Südwesten
(2010)
Die neuere Protestantismusgeschichte lässt sich nicht allein im Rahmen politischer und rechtlicher Grenzen des Territorialstaates schreiben. Theologie- und frömmigkeitsgeschichtliche Entwicklungen reichen über Territorialgrenzen hinweg. So kann man für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts von einem kirchlich-liberalen Südwesten sprechen, der die bayerische Pfalz und das Großherzogtum Baden umfasst. Auf nationaler Ebene waren die Kirchlich-Liberalen seit 1865 im Deutschen Protestantenverein organisiert. Der Verein, die zentrale Vergesellschaftungsform des Bürgertums im 19. Jahrhundert, war ein Modell der sozialen Organisation von Religion, der territoriale Grenzen überschreiten konnte. So stand die Verbindung im Deutschen Protestantenverein quer zu einer territorial strukturierten Religion und Kultur. Und doch blieb der nationale Verein über seine Landes- und Ortsvereine auch in einen territorialen und lokalen Rahmen eingebunden. Zugleich weisen die regionalen Vereine je eigene Prägungen auf, die sie voneinander unterscheiden. In der nachfolgenden Darstellung der Entwicklung des badischen und des pfälzischen Protestantenvereins im Kontext des Deutschen Protestantenvereins sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede innerhalb des liberalen Südwestens deutlich werden.
Der letzte Palatin
(2007)
Die heute Hundertjährigen – und das sind nicht wenige – könnten sich daran erinnern, dass für sie als Elfjährige die Monarchie ihrer Kinderzeit plötzlich verschwunden war und sie als Republikaner in einer grauen Nachkriegszeit aufwuchsen. In ihrem Geburtsjahr 1907 feierte man aber noch, oder wieder einmal die wilhelminische Monarchie in ihrer ganzen
Prachtentfaltung, und die Beerdigung des letzten Palatins diente für ein grandioses pompes funèbres. Als Palatin, als Quasipfalzgraf, so hatte man Moltke (1891 †) und Bismarck (1898 †) als die Getreuen das alten Kaisers empfunden, und nun war auch der letzte „Führer des heroischen Zeitalters“ dahingegangen, so tönte es in den Zeitungen, jener Proklamationsszene im Versailler Schloss Januar 1871, deren Bild in jedem Schulbuch an die Gründung des Deutschen Reiches erinnerte.
Der letzte Offenburger Rabbi
(2000)
Im September 1938, wenige Wochen vor dem Novemberpogrom, kam ein junger Mann über die hohen jüdischen Feiertage (Rosch Haschana, Jom Kippur, Versöhnungsfest) in die Offenburger Gemeinde: Bernhard Gries, geb. 22.4.1917 in Landeshut (Schlesien). Sein Vater war Weingroßhändler in Hirschberg (Riesengebirge) und hatte zwei Söhne: Bernhard und Heinz.
Bernhard besuchte nach Oberrealschule und Abitur die Fraenkelsche Stiftung in Breslau, ein bekanntes Rabbinatsseminar, und machte dort eine Ausbildung zum Religionslehrer.
Geboren am 25. September 1734, als drittes Kind von Hercule Mériadec de Rohan, Prinz von Montbazon, und Louise Gabrielle Julie de Rohan, wird Louis de Rohan am 20. April 1743 im Alter von neun Jahren zum Kanoniker der Kathedrale in Straßburg ernannt. Im Alter von 25 Jahren, am 22. November 1759, wird er zum Stellvertreter mit Nachfolgerecht des Straßburger
Bischofs gewählt, der sein Onkel Constantin de Rohan ist. Als sein Onkel zum Beginn des Jahres 1779 stirbt, wird Louis de
Rohan unvermeidlich zum Fürst-Bischof von Straßburg. Wie die Baronin von Oberkirch es bemerkt „war er schon ein sehr
großer Herr, für den die Besitztümer des Bistums in Frankreich, wie in Deutschland nur ein Ring, so pflegte er zu sagen,
an einem seiner Finger waren“
.
Der lange Weg zur Moderne
(2004)
Die Erinnerung des Malers Andre Ficus hält im späten Rückblick eine Erfahrung fest,
wie sie in jener Zeit viele gemacht haben. Kultur, eben noch Instrument ideologischer Bevormundung und Einübung in fehlgeleiteten Patriotismus, wurde im Kontext der Nachkriegszeit zum integralen Moment des Neuanfangs und Ausdruck der Umkehr zu einer zivilen und
gesitteten Existenz, ja eine Art Nenner, auf den sich die menschlichen Hoffnungen bringen
ließen. Wenn die unmittelbaren Nachkriegsjahre nicht nur Jahre der Not und Entbehrung,
sondern auch eines neuen Optimismus und der Euphorie waren, so dank eines ungeahnten
kulturellen Aufbruchs. Man war noch einmal davongekommen, und Kultur wurde für viele
zum Träger eines neuen Lebensgefühls. Nicht zuletzt mit Bezug auf sie wurde rückblickend
von einer Zeit der schönen Not gesprochen, und wenn für das Jahr 1945 der Ausspruch »So viel Anfang war nie« bemüht wird, dann meint er vor allem das Erlebnis einer neugeschenkten geistigen Freiheit.
Der Landschaftsname Allgäu
(1976)
Der Landschaftsname Allgäu ist durch die neue Regionaleinteilung des Landes
Bayern nunmehr auch ein Begriff der politischen Verwaltung geworden: Es
gibt eine Region Allgäu und drei Landkreise, die seinen Namen tragen: Oberallgäu,
Unterallgäu und Ostallgäu. Damit scheinen die Grenzen dieser Landschaft
fest geworden zu sein, und auch für den Außenstehenden stellt es keine
Schwierigkeit mehr dar, den Umfang dessen, was mit Allgäu bezeichnet wird,
zu bestimmen. Das Allgäu ist eine fest umrissene, juristisch zu definierende
Größe geworden, es ist in geographischer Terminologie zum „Land" geworden.
Als „Landschaft" aber scheint das Allgäu heute noch die gleichen Probleme
zu bieten wie vor bald 40 Jahren, wo die Abgrenzungsschwierigkeiten sich in
Termini wie „unbestimmtes, quellbares Ganzes" und „Wechselbalg" ausdrückten.
Der Landkreis Konstanz
(2000)
Gelegen am südlichsten Zipfel Badens an der Grenze zur Schweiz, am Ufer des Bodensees und am Rande der Vulkankegellandschaft des Hegau ist der Landkreis Konstanz für die Menschen, die hier zu Hause sind und für diejenigen, die ihn besuchen, etwas Einmaliges. 260.000 Menschen leben und arbeiten in einer Region, die eine Vielfalt aufzubieten hat, um die sie viele beneiden. Der Landkreis Konstanz, ein Gebiet von rd. 82.000 ha Fläche, das ist Konstanz, die Verwaltungs- und Dienstleistungsstadt, seit 1966 auch die Universitätsstadt, die auch Behördenzentrum und Sitz der
Kreisverwaltung ist, vor allem aber kulturelles Oberzentrum der Region mit einem vielfältigen Angebot; das ist Singen, die Industrie- und Arbeiterstadt mit ihren weltweit bekannten Unternehmen Alusingen, Georg Fischer, Maggi und Byk Gulden, dahinter der Hegau und die noch immer vor allem landwirtschaftlich orientierte Region Stockach, dazwischen Radolfzell
mit der Mettnau-Kur.
»Seine Bilder hängen in jedem Lahrer Bürgerhaus, in vielen Amtsstuben und Gaststätten«, sagte mir der ehemalige Lahrer Oberbürgermeister Philipp Brucker, als ich in den 1980er Jahren an der Biographie des Kunstmalers Wilhelm Wickertsheimer arbeitete. Denn er stand auf der Liste der bedeutenden Persönlichkeiten des Landes, die in der eben begonnenen Neuen Folge der Badischen Biographien berücksichtigt werden sollten. Wickertsheimer war Heimatmaler im besten Sinn des Wortes, suchte seine Motive draußen im Freien: in den Winkeln von Alt-Lahr, entlang der Schutter vom Hohen Geisberg bis hinaus in die Rheinebene.
Mit der Fluggeschichte beginnt ein neues Zeitalter der Menschheit: Das Flugzeitalter. [...] Was in früheren Jahren wenigen kühnen Ballonfahrern und Luftschiffern beschieden war, aus Wolkenhöhe auf die Erde herabzublicken, gleichsam mit den
Augen des Himmels die Erde zu schauen, das ist zum großen Erlebnis einer ganzen Generation von Menschen geworden. Ein neuer Erlebnisraum, eine neue Blickwelt hat sich dem Menschen aufgetan. Das von Peter Supf 1935 so emphatisch bekannt gegebene Flugzeitalter hatte sich am Bodensee früh angekündigt. Das Luftschiff LZ 4 startete im August 1908 von Friedrichshafen zu einem Rundflug über Süddeutschland, der Graf Zeppelin trotz des unglücklichen Endes in Echterdingen über Nacht zum nationalen Helden machte. Die weit verbreitete Begeisterung über die Zeppeline in Deutschland formte jene zeitgenössische Wahrnehmung der Luftfahrt entscheidend mit, durch die das Flugzeug schon von Zeitgenossen wie Supf zum Symbol und der Flieger zum Typus der Moderne erhoben wurde. Die Luftfahrt veränderte die Wahrnehmung von Zeit und Raum bzw. gab dieser veränderten Wahrnehmung Ausdruck. Die Gegenwart wurde als beschleunigte und sich weiter beschleunigende Zeit verstanden. Der Blick von oben veränderte, wie das einleitende Zitat verdeutlicht, die Bedeutung von natürlichen Hindernissen und politischen Grenzen. Im Zeitalter der Luftfahrt, notierte der Geograph Alois Robert Böhm 1928, sei die Region oder der Kontinent die grundlegende geographische Einheit geworden.
Geht man über den Heidelberger Universitätsplatz, kann man eine Bodenplatte sehen, die an die »Heidelberger Disputation« erinnert.
Das Streitgespräch, das dort im April 1518 im Augustinum unter Leitung Martin Luthers stattfand, hatte Auswirkungen auf die Verbreitung der Reformation im gesamten süddeutschen Raum. Fast alle jungen Männer, die bei der Disputation anwesend waren, trugen
die Flamme der Reformation ein Leben lang mit sich und verbreiteten sie. Das Zeitalter der Reformation leitete die Neuzeit ein, bewirkte
religiöse, politische und soziale Umwälzungen. Das Mittelalter war beendet. Europa bekam ein neues Gesicht.
Seit 1409 ist der Kurpfälzer Haupt- und Guldenzoll in Großsachsen an der Bergstraße belegt – die Lage des Ortes im Netz der zur Messestadt Frankfurt führenden Straßen prädestinierte es zur Aufnahme einer Zollstation, die als die einträglichste im Oberamt Heidelberg bezeichnet
wurde. Die hier als Zöllner amtierenden Bediensteten der Kurpfälzer Rechen- oder Hofkammer hatten somit besondere Herausforderungen zu bewältigen. Als Dienstsitz stand den Zöllnern ein herrschaftliches Zollhaus zur Verfügung. Das letzte in seiner Reihe wurde 1728
fertig gestellt. Es steht gegenwärtig vor einer umfänglichen Renovierung.
Der Kunstschreiner und Zierratenschnitzer Ferdinand Hundt als Hofschreiner in Schloss Bruchsal
(2018)
Der künstlerisch hochbegabte Ferdinand Hundt kam 1751 als Hofschreiner nach Bruchsal. Zuvor schuf er für die Würzburger Residenz und in Schloss Seehof bedeutende Werke des fränkischen Rokoko. Unter Fürstbischof von Hutten prägte seine Ornamentik an Wänden, Türen und Supraporten sowie zahlreiche Möbel die repräsentative Wirkung in der Beletage. Erhalten
gebliebene Möbel zeigen bis heute die hohe Qualität seiner Schnitzwerke. Thematisiert wird die Zuordnung Bruchsaler Möbel an Ferdinand Hundt, dessen Bezug zu den Hutten-Schreibschränken sowie seine Bedeutung für Schloss Bruchsal als »Juwel des Rokoko«.
Der Kulturwald als Basis
(2019)
Die frühe Inanspruchnahme des Naturwaldes durch Menschen in Mitteleuropa ist in der Historie, im Naturschutz und im Forstwesen nicht gegenwärtig. Dort heißt es noch, eine erste schwächere Umgestaltung der Natur beginnt in der Baar
um 800 vor Christus, im Schwarzwald 1000 Jahre später um 800 nach Christus. Weiter gilt, die Römerzeit hätte den Schwarzwald nicht wesentlich durch Nutzung verändert; dies sei erst mit der Aufsiedlung durch die Klöster im Mittelalter
erfolgt. Demgegenüber belegen neuere Forschungen, dass der Übergang vom Naturwald zum Kulturwald im Nordschwarzwald etwa um 1200 vor Christus einsetzt. In der Keltenzeit (600–50 v. Chr.) hat der Nordschwarzwald bereits 30 bis 40 Prozent Wald an offene Landschaftsstrukturen verloren. Der verbliebene Wald wurde großflächig genutzt. In der Baar setzt der Übergang vom Naturwald zum Kulturwald um 3000 vor Christus ein. Zur Römerzeit war die Entwaldung weit vorangeschritten; bei Rottweil betrug die Bewaldung nur noch 30 Prozent Anteil an der Landschaft.
Oberried, ein Schwarzwaldort 15 km südöstlich von Freiburg, hat touristische Qualitäten - die Skihänge und Loipen des
„Schauinsland“, des „Notschrei“ und des „Toten Mannes“ im Winter, die fast alpinen Wanderwege und Mountainbikestrecken im Sommer, schöne Gasthäuser und ein ansprechendes Ferienprogramm das ganze Jahr über. 2600 Einwohner leben in den vier Ortsteilen Oberried (450 m hoch), Hofsgrund am Schauinsland (1284 m hoch), den idyllischen Feldbergseitentälern St. Wilhelm und Zastler. Auch sakrale Kostbarkeiten bietet Oberried z. B. mit dem ehemaligen Wilhelmitenkloster, gegründet im 13. Jahrhundert, erbaut im 17. Jahrhundert, das heute ein sehr schön restauriertes Ensemble aus Kirche und Rathaus ist.
Der Silberbergbau im Schauinsland hat seit dem Mittelalter anhand einiger Landschaftsformationen mit ihren Halden und Mundlöchern prägende Spuren hinterlassen. Weniger sichtbar sind unterirdische Spuren wie die vorhandenen Stollen, die, nachdem verschiedene, weniger wertvolle Erze noch bis ca. 1958 abgebaut wurden, bis zum heutigen Tage genutzt
werden, z. B. in Form eines Museumsbergwerks durch die geologische Forschungsgruppe um Berthold Steiber aus Freiburg. Das gesamte Schauinslandmassiv ist auf mehreren Ebenen von vielen Gängen durchzogen. In einem der Stollen, zugänglich vom Kernort Oberried-Hörnegrund aus, dem Barbarastollen, spielt sich etwas ab, was bisher aus Sicherheitsgründen kaum an die Öffentlichkeit gelangt ist: Die sichere Lagerung unserer mikroverfilmten Kulturschätze durch das Bundesamt für
Zivilschutz.
Ende 2003 wurden in der Bibliothek einige
bis dahin unbeachtete Rollen mit der Darstellung
eines Festzugs im Stil der
Renaissance ans Licht geholt und einer
ehemaligen Schülerin des Suso-Gymnasiums
zur Restaurierung nach Berlin mitgegeben. Die Recherchen der Restauratorin in der Kunstbibliothek in Berlin ergaben, dass es
sich bei der Darstellung des Festzugs um den
Triumphzug von Kaiser Karl V. und Papst
Clemens VII. anlässlich der Kaiserkrönung
1530 in Bologna handelt.
Der Erste Weltkrieg bedeutete einen tiefen Einschnitt in die Entwicklung der Stadt Karlsruhe. Bald mussten Frauen die eingezogenen Soldaten in bis dahin typischen Männerberufen ersetzen. Kriegsgefangene wurden für landwirtschaftliche Arbeiten und bei der Lebensmittelverteilung eingesetzt. Die Stadt gab nun Lebensmittelmarken für Brot und Mehl aus, die Versorgungskrise erreichte 1917/18 ihren Höhepunkt. Dem Rohstoffmangel versuchte man durch Beschlagnahmungen von Metallgegenständen entgegenzuwirken. Schon bald nach Kriegsbeginn war Karlsruhe zur Lazarettstadt geworden. Die Zeitungen veröffentlichten zahlreiche Todesanzeigen und Verlustmeldungen. Über die Ereignisse an der Front wurde die Bevölkerung offiziell nur über von der Kriegspropaganda gesteuerte Nachrichten informiert. Bald erreichte der Krieg aber auch die Stadt direkt, denn die frontnahe Stadt wurde am 15. Juni 1915 erstmals Ziel eines schweren Luft angriff s. Im November 1918 hatte Karlsruhe 14 Luft angriff e mit 168 Toten hinter sich und war damit die deutsche Stadt mit den höchsten Verlusten in der Zivilbevölkerung. 5510 Karlsruher und Karlsruherinnen verloren in der Stadt und an der Front ihr Leben.