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Die romanischen Wandmalereien im Chor der Klosterkirche zu Lobenfeld haben lange nicht die Beachtung gefunden, die ihrer Bedeutung entspricht. Im Freiburger Diözesan-Archiv, Neue Folge 12, 1911, hat Joseph Sauer, der Landeskonservator, zuerst auf die Malereien hingewiesen. Im Rahmen der beschreibenden Statistik "Die Kunstdenkmäler des Grossherzogtums Baden", – 8. Band, 2. Abteilung, von Adolf von Oechelhaeuser bearbeitet –, ließ Joseph Sauer im Jahr 1913 eine ausführliche Beschreibung und Würdigung der "Malereien in der Klosterkirche zu Lobenfeld" folgen. Welche Bedeutung den Malereien beigemessen wurde, zeigt sich darin, dass den beiden überlebensgroßen Gestalten rechts und links vom Ostfenster des Chores die einzige Farbtafel in einem ansonsten üppig illustrierten Band gewidmet ist. Danach sind über acht Jahrzehnte vergangen bis zur umfassenden und eingehenden Arbeit von Gabriela Nutz "Die mittelalterlichen Wandmalereien der ehemaligen Klosterkirche Lobenfeld. Ikonographie, Programm und stilistische Stellung der romanischen Chorausmalung und der gotischen Wandbilder" (2002). Vorausgegangen war ein kürzerer Beitrag
derselben Verfasserin in dem von Doris Ebert und Klaus Gereon Beuckers herausgegebenen Sammelband "Kloster St. Maria zu Lobenfeld (um 1145–1560). Untersuchungen zu Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie" (2001).
Prächtig sollte sie ausfallen, die für den September 1890 in Emmendingen geplante Säkularfeier zum Stadtjubiläum. Hatte doch 1590, drei Jahrhunderte zuvor, der badische Markgraf Jacob III. den damaligen Marktflecken zur Stadt erhoben. Von der Ankündigung des Festes im „Hochberger Boten“ am 26. Juli bis zum einstimmig gefassten Stadtratsbeschluss vom 21. August 1890, „das projektierte Jubiläumsfest nicht abzuhalten“, verging kein Monat. In dieser kurzen Zeitspanne war am 2. August 1890 im Emmendinger Gasthaus Engel eine allgemeine Volksversammlung einberufen worden, die von ca. 30 Personen besucht wurde. „Daraus schloß man, daß das Interesse für eine solche Feier in hiesiger Stadt kein großes sei und sowohl mit Rücksicht darauf als ,weil manche Herren doch nicht gewillt seien, den katholisch gewordenen Markgrafen zu verherrlichen‘ — wie der Herr Bürgermeister Roll in dieser Versammlung öffentlich sagte — ließ man den früheren Beschluß bezüglich des Festzuges und der Feier überhaupt fallen. Man sieht daraus, mit welchem Vorurtheil die Leute erfüllt sind — gegen alles, was katholisch ist. O Toleranz!“ Dieser bislang nicht veröffentlichte Eintrag in der Emmendinger Pfarrchronik wirft ein bezeichnendes Licht auf die interkonfessionellen Spannungen, die nach Abklingen des badischen Kirchen- und Kulturkampfes vielfach an altbadisch-evangelischen Orten weiterhin bestanden. Durch die von Napoleon geförderte Bildung „Großbadens“ war im deutschen Südwesten ein neues politisch-gesellschaftliches Konstrukt entstanden.
Wenn man von einer Verbindung zwischen Oberschwaben und dem Stuttgarter
Musiktheater spricht, so wird der kundige Opernfreund wahrscheinlich zunächst
an den aus Ravensburg stammenden Karl Erb (1877-1958) denken. Dieser hatte
1907 am hiesigen Königlichen Hoftheater seine Laufbahn als Opernsänger begonnen und war - nach einem kurzen Intermezzo am Stadttheater in Lübeck (1908-1910) - für zwei weitere Spielzeiten an die Stätte seiner ersten Erfolge zurückgekehrt. Anschließend setzte er seine Karriere in München fort, bis er sich nach einem schweren Unfall 1930 von der Bühne zurückziehen musste und dafür als
Liedinterpret eine neue Laufbahn begann. - Dass die Stuttgarter Hofoper während der Intendanz von Baron Putlitz um 1900 mehrfach ins Ravensburger Konzerthaus zu Gesamtgastspielen gekommen ist, dürfte schon weniger bekannt sein.
Dagegen wird man sich gewiss nicht mehr an die Oper »Astorre« des inzwischen
nahezu in Vergessenheit geratenen oberschwäbischen Komponisten Joseph Krug-Waldsee (1858-1915) erinnern, die am 25. Februar 1896 zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Königs bei festlich beleuchtetem Hause in
Stuttgart uraufgeführt worden ist.
Im Schwäbischen Landesmusikarchiv werden handschriftliche und gedruckte Musikalien aufbewahrt, die nahezu ausnahmslos in der Zeit zwischen ca. 1750 und 1850 angefertigt worden sind und aus verschiedenen Orten des südlichen Landesteils von Baden-Württemberg stammen. Der Schwerpunkt des Interesses lag bisher auf den Sammlungsteilen aus den ehemaligen. 1803 säkularisierten Klöstern Oberschwabens und - wenn auch in deutlich geringerem Umfang - den katholischen Pfarrämtern der Region; einige wissenschaftliche Arbeiten befassen sich v. a. mit dem erstgenannten, immer noch wenig erforschten Themengebiet, und auf der Grundlage von hier archivierten Noten wurden außerdem Konzerte veranstaltet bzw. Tonträger eingespielt. Damit blieb jedoch fast die Hälfte der Dokumente des Schwäbischen Landesmusikarchivs unberücksichtigt, denn neben den eben beschriebenen Beständen befinden sich hier auch noch Musikalien, die aus evangelischen Gemeinden desselben Gebiets nach Tübingen gelangt sind.
Ein familiärer Kreislauf: vom Kaltenbach Beck aus Gütenbach zur Familie Güntert. „Falken”, „Antonius-Keller”, „zur Traube”, Drogerie Bottling, Modeboutique „Elegance”, Spielwaren Bauer, Kaufhaus Raff, „Torstüble”, Metzgerei Wöhrle, Bäcker Hoch und Bäcker Busch – was sich über Jahrzehnte veränderte, beweist uns stets die wechselnde Gegenwart und die gelegentliche Erinnerung bestimmt oft ein wenig auch die Nostalgie. Dazu zählt auch eine lange Zeit unbekannte historische Vergangenheit der Riethstraße #593: einem Haus, das seit 2014 in Besitz und Eigentum ist von Clemens und Claudia Güntert. Ein Haus auch, das einst bereits von seiner Ur-Ur-Urgroßmutter Mathilde Volk, geb. Rießle, verw. Scherzinger und ihrem 2. Ehemann Anton Volk (Heirat 1864) erworben wurde (ein Kaufdatum ist unbekannt).
Als Folge des Friedens von Preßburg fiel Freiburg am 1. Januar 1806 an Baden. Damit verlor die Stadt ihre jahrhundertealte Rolle als Hauptstadt der habsburgischen Vorlande und geriet unter die Herrschaft eines aufgeklärt-absolutistischen Fürsten,
der als Vasall Napoleons groß geworden war und mit dem sich der offenkundige Nachteil verband, dass er im nahen Karlsruhe residierte. Nach Lage der Dinge musste es der Stadt Freiburg zunächst darauf ankommen, sich auch unter badischer Herrschaft jene Privilegien zu sichern, mit der sie die milde Herrschaft Habsburgs im Laufe der Jahrhunderte ausgestattet hatte. Bereits am 17. Januar 1806 begab sich deshalb eine Ratsdelegation nach Karlsruhe. Unter vielen anderen Anliegen trug sie die Bitte vor den neuen Landesherren (der noch im gleichen Jahre zum Großherzog avancieren sollte), den Bestand von Universität und Gymnasium zu sichern. Denn ob sich Baden neben Heidelberg eine zweite Universität und noch ein weiteres Gymnasium würde leisten können, das stand zunächst dahin. Letzteres umso mehr, als die finanziellen Grundlagen des Freiburger Gymnasiums noch im gleichen Jahre wegbrachen (vgl. den vorigen Artikel).
Das Freiburger Studienseminar und die Gymnasiallehrerausbildung in Baden-Württemberg (Teil 2)
(2005)
Nach dem militärischen Zusammenbruch Deutschlands übernahm die französische Armee die Staatsgewalt im Südwesten des untergegangenen Reiches. In Freiburg, nunmehr Hauptstadt des Lande Baden (Pays de Bade), das zusammen mit Südwürttemberg-Hohenzollern und Rheinland-Pfalz die französische Besatzungszone bildete, residierte die Délégation Supérieure pour le Gouvernement Militaire de Bade. Sie unterstand wiederum dem Gouvernement Militaire de la Zone Francaise d'Occupation in Baden-Baden mit General Koenig als Oberbefehlshaber.
Die Kunst zu lehren ist eine große und schwere Kunst. Sie ist nicht das Werk der bloßen Natur oder des Zufalls, sie ist das Resultat mehrjähriger Übung und Erfahrung, die jedoch immer besondere natürliche Anlagen voraussetzt. Friedrich Gedike, der diese Sätze 1790 schrieb, wusste, wovon er sprach: Als Direktor des Friedrichswerderschen Gymnasiums zu Berlin hatte
er 1787 auf Geheiß des Preußischen Unterrichtsministeriums mit dem Aufbau eines Seminariums begonnen, das in einem vierjährigen Kursus Universitätsabsolventen zu Lehrern ausbilden sollte. Gedikes Schöpfung wurde zum Urbild der heutigen Seminare für die Kandidaten des höheren Lehramtes. Sie gehört zu jenen Reformen vor der Reform, mit denen Preußen
sein Bildungswesen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts schrittweise und aus dem Geist der Aufklärung heraus erneuert hat.
Das NGP Baar startete im Jahr 2013 mit dem Projekt I in die Planungsphase.
Seit dem 1. Mai 2018 befindet sich das Projekt II – die Umsetzungsphase
– in der Förderung. Der Schwarzwald-Baar-Kreis als Projektträger kann nun
zusammen mit den Flächeneigentümern und Bewirtschaftern die im PEPL vorgeschlagenen
Maßnahmen realisieren. Dazu stehen bis zum April 2028 rund
8,5 Mio. € zur Verfügung.
Selten dürfte ein Hotel einen derart bevorzugten Standort wie das Konstanzer Steigenberger Inselhotel haben: Es liegt tatsächlich auf einer Insel und zugleich vor der noch immer vom Mittelalter geprägten Kulisse der einstigen Bischofs- und Reichsstadt. Vielleicht sogar weltweit einmalig düfte es sein, daß sich die Geschichte des Hotels sozusagen von den Wänden ablesen läßt: Die Häberlin’schen Fresken stammen aus der Zeit zwischen 1888 und 1898 und erzählen die Geschichte dieser kleinen Bodenseeinsel, die in einem engen Bezug zur Geschichte der Stadt Konstanz, ja gar zur mittelalterlichen „Weltgeschichte“ steht.
In der Stuttgarter Zeitung vom 27. Juli 2016 schrieb Ingmar Volkmann: »Eine
Flüchtlingskrise hat Europa fest im Griff. Eine riesige Zahl von Wirtschaftsflüchtlingen macht sich auf eine äußerst ungewisse Reise in der Hoffnung auf
eine bessere Zukunft. Die einen wagen die beschwerliche Etappe zu Fuß, andere
mit dem Schiff. Auf den Booten brechen Krankheiten aus und fordern viele
Opfer. Im Flüchtlingslager von Ismajil an der Donau angekommen, müssen sich
die Auswanderer direkt in Quarantäne begeben. Im Lager herrschen erschreckende
hygienische Zustände, zahlreiche Epidemien wüten. Ein Teil der Flüchtlinge
wird ihr gelobtes Land nie erreichen. Die, die es aber schaffen, schicken denen,
die diesen Schritt noch nicht gewagt haben, beinahe enthusiastische Nachrichten
aus der neuen Heimat.«
Diese Schilderung könnte eine Zustandsbeschreibung der aktuellen Flüchtlingslage sein. Es ist jedoch ein Bericht über die Situation vor 200 Jahren. 1816 und 1817
führte der Fluchtweg jedoch im Gegensatz zu heute in andere Richtungen,
nämlich vor allem nach Osten. Zentraleuropa steckte damals mitten in einer
dramatischen Wirtschaftskrise. Württemberg war besonders schlimm betroffen
und wurde zeitweilig als das Armenhaus Europas bezeichnet. Schuld daran waren
die jahrelangen Kriege der napoleonischen Zeit sowie mehrere Missernten.
Seit 1812 waren die Sommer nass und kalt. Am schlimmsten war das Jahr
1816, das bekanntermaßen als »Jahr ohne Sommer« in die Geschichte einging.
Man spricht heute sogar von einer sogenannten Kleinen Eiszeit, wie sie zuvor
um 1400 stattgefunden hatte. Dies hatte zur Folge, dass ganze Bevölkerungsschichten verarmten und ein Massenexodus einsetzte. In den ersten vier Monaten
des Jahres 1817 sollen, so der Historiker Daniel Krämer, 17 000 Menschen legal
aus dem Königreich Württemberg ausgewandert sein.
Ausgiebig wird 2005 des 200. Todestages Friedrich Schillers gedacht. Auch Marbach
begeht das Gedenkjahr mit Veranstaltungen, blickt allerdings schon auf das Jahr 2009,
den 250. Geburtstag Schillers, der für die Geburtsstadt des Dichters sicher das wichtigere Datum ist.
Manche missgönnen Marbach den Ruhm der Geburtsstadt, oft mit dem Argument, Schiller habe nur vier Jahre seines Lebens in Marbach verbracht und sei daher
kein Marbacher. Dem muss ein Familienforscher natürlich energisch widersprechen,
denn Schillers Mutter Elisabetha Dorothea Kodweiß war eine Marbacher Bürgerstochter aus einer seit Jahrhunderten in der Stadt ansässigen Familie. So lassen sich,
auch über mütterliche Linien und einschließlich der Eltern Schillers, mindestens
14 direkte Marbacher Vorfahren nachweisen.
Zur Schillergenealogie gibt es seit über 100 Jahren eine Fülle von Literatur, wovon
der größte Teil im Umfeld der Feier des 100. Todestages im Jahr 1905 entstanden ist.
Zum Teil handelt es sich um seriöse Forschungen, zum Teil werden aber auch gedruckte Forschungsfehler immer wieder abgeschrieben. Hauptsächlich konzentrierte
sich die Forschung auf die Stammlinie Schiller, allenfalls war noch die Familie Kodweiß interessant. Viele Vorfahren aus mütterlichen Linien sind so bis heute nur fragmentarisch erforscht. Eine erste größere Ahnenliste lieferte 1928 Band 55 des Deutschen Geschlechterbuchs.
Vor etwas mehr als 1000 Jahren, am 17. März 1009, bestätigte Kaiser Heinrich II.
Bischof Walter von Speyer den Markt in dem Dorf, das gemeinhin »Marcpach«
genannt wurde und im Murrgau lag. Der Markt wurde von den Marktherren, den Bischöfen von Speyer, nicht ohne Grund gefördert, da sie so durch Zölle und Abgaben
ihre Einkünfte steigern konnten. Durch einen Markt wurde das einstige Dorf aus der
Reihe der umliegenden Dörfer herausgehoben, die meistens älter und sicher größer
waren. Marbach konnte sich nun neben das Dorf Murr, das damals den kirchlichen
Mittelpunkt bildete, auch neben Steinheim, das führend in der Hardt-Genossenschaft war, und neben Großingersheim, das als alter Grafensitz die Gerichtsstätte des
Murrgaus hatte, stellen. Der Ort erhielt die Möglichkeit, große Bedeutung als wirtschaftlicher Mittelpunkt zu erlangen. Doch dies trat, aus welchen Gründen auch
immer, nicht nachhaltig ein.
Rund drei Jahrhunderte erfahren wir dann nichts mehr von einem Marbacher
Markt. Inzwischen wurde dort, wo sich noch heute die Altstadt befindet, Ende des
12. Jahrhunderts durch die Markgrafen von Baden eine Siedlung angelegt, die bald
Stadtrechte erhielt. Nach einigen Wechseln kam Marbach 1302 an Württemberg. Den
Mittelpunkt der Stadt bildete der 1304 genannte Markt im Bereich des heutigen Rathauses. Hier dürfte an Markttagen ein reges Leben geherrscht haben. Ob Marbach
Anfang des 14. Jahrhunderts bereits ein Rathaus besaß, erscheint fraglich.
Am 18. August 1845 erschien die erste Probenummer des Postillon, der späteren Marbacher Zeitung. Damit begann nicht nur für die Stadt, sondern auch für das Oberamt
Marbach ein neuer Abschnitt in der Geschichte.
Die letzten großen kriegerischen Ereignisse lagen lange zurück. Das Zeitalter
Napoleons war 30 Jahre zuvor mit dem Wiener Kongress von 1815 zu Ende gegangen.
Die darauf folgende Zeit bis zur Revolution von 1848 bezeichnet man als Vormärz.
Württemberg hatte seit 1819 eine Verfassung, die einen erheblichen Schritt zur Demokratie hin bedeutete. Besonders nach der französischen Julirevolution von 1830
kochte die Volksseele deshalb hierzulande nicht so sehr wie in anderen deutschen
Staaten.
Eine politisch führende Persönlichkeit im Oberamt Marbach war damals der
Pleidelsheimer Schultheiß Johannes Nefflen, der seine demokratische Gesinnung
gerne in satirisch-ironischer Weise kundtat. Auch er bediente sich schon des Mediums
Presse. Die Feindschaft des Marbacher Oberamtmanns Johann Gottlob Veiel zog er
sich zu, als er 1832 in der Zeitschrift »Hochwächter« einen Artikel mit dem Titel »Der
Marbacher Verwandtenhimmel« veröffentlichte, worin er die wahrscheinlich nicht
nur im Oberamtsbezirk Marbach herrschende »Vetterleswirtschaft« bloßstellte und
kritisierte. Wegen Beamtenbeleidigung erhielt er mehrere Male Haftstrafen. 1838
wurde er gar zu 20 Monaten Festungshaft verurteilt. Der Grund dafür könnte genauso
gut in unsere Zeit passen: Sein Erzfeind Oberamtmann Veiel hatte eine 14 Jahre
zurückliegende unlautere Kreditaufnahme Nefflens aufgedeckt und ihm diese kurz
vor der Landtagswahl vorgeworfen. Praktischerweise wurde daraufhin der Sohn des
Oberamtmanns 1838 anstelle Nefflens zum Landtagsabgeordneten des Oberamts
Marbach gewählt; Adolf Veiel schlug jedoch im Gegensatz zu seinem Vater eine gemäßigte liberale Richtung an.
Die Taxordnung von 1669
(2020)
1669 erließ die Stadt Marbach eine Taxordnung, die Anfang 1670, also vor 350 Jahren, der Bürgerschaft durch Verlesen kundgetan wurde. Das Schriftstück hat sich glücklicherweise trotz des Stadtbrandes 1693 bis heute erhalten. Tax ist ein anderes Wort für Gebühren oder Steuern, das heißt, in der Taxordnung wurden für Waren und Dienstleistungen sowohl Preise und Löhne als auch Abgaben festgelegt. Wie war die Situation in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts? Besonders
traumatisch war der Dreißigjährige Krieg, der Württemberg besonders stark zerstört hatte. Nach dem Friedensschluss im Jahr 1648 konnte endlich der Wiederaufbau beginnen und die Einwohnerzahl nahm langsam wieder zu. Ein Großteil der Felder und Weinberge lag brach, viele Gebäude waren zerstört und die Finanzkraft der einst blühenden Wirtschaft war für lange Zeit geschwächt. Die Kriegshandlungen, Hunger und Seuchen hatten die Bevölkerung stark dezimiert.
Unter Herzog Christoph wurden seit 1550 die bestehenden Stadtschulen des Amtes
in Marbach und Großbottwar als Lateinschulen verbessert. Sogenannte »Teutsche
Schulen« bestanden im Amt Marbach vor 1559 in Affalterbach, Beilstein, Kleinaspach, Marbach, Murr und Oberstenfeld. Den Unterricht hielt der Mesner. Ein besonderer Lehrer war nur in Marbach und Oberstenfeld angestellt. Die Einrichtung
Deutscher Schulen wurde durch die Kirchenordnung 1559 zur Pflicht, wobei die
Mesner das Schulmeisteramt übernehmen sollten. Die Schüler waren in drei Gruppen
zu unterteilen, von denen die erste Buchstabieren, die zweite das Zusammenfügen
der Silben und die dritte zusammenhängendes Lesen und Schreiben lernte.
Über die Anfänge der Schule in Rielingshausen ist wenig bekannt. Wahrscheinlich
wurde ein geregelter Schulbetrieb erst nach Verabschiedung der eben genannten
Kirchenordnung aufgenommen. In den ersten Jahrzehnten war es vielerorts üblich,
dass die Schulmeister aus dem Kreis der Dorfeinwohner durch Schultheiß, Gericht
und Rat im Beisein und mit Vorwissen des Pfarrers gewählt wurden. Die Bestätigung
erfolgte durch den herzoglichen Kirchenrat in Stuttgart.
Die »Allgemeine Deutsche Biographie« von 1880 nennt Ludwig Hofacker »einen
der bedeutendsten und eingreifendsten Prediger dieses Jahrhunderts«. Während
Hofacker in »Meyers Konversationslexikon« von 1876 noch keine Erwähnung findet, würdigt ihn das Nachschlagewerk 1897: »Schwäbischer Theologe, ... hat in
ungemein viel gelesenen Predigten (1827) auf Verbreitung einer ernst pietistischen,
den Sühnetod Jesu zum Mittelpunkt machenden Gläubigkeit hingewirkt.«
Zum Umfeld legte Karl Müller 1925 zum ersten Mal eine wissenschaftliche
Untersuchung vor. Er zeigt darin den Gegensatz einer Gruppe eingeschworener
junger Pfarrer zum Rationalismus und Supranaturalismus und die Nähe zur Brüdergemeinde, die gewissermaßen neutral und von beiden Strömungen nicht
betroffen war. Im Mittelpunkt sieht er den älteren Christian Adam Dann, Albert
Knapp und vor allem Ludwig Hofacker mit der größten Resonanz in der Öffentlichkeit. Müller führt die Wirksamkeit der Gruppe weiter bis in die Politik, so
z.B. beim Eintreten für Preußen als deutsche Führungsmacht.
Eine treffende Charakterisierung verfasste Hermann Ehmer einleitend in seinem Lebensbild Hofackers: »Knapp zweieinhalb Jahre, von 1826 bis 1828, war
Ludwig Hofacker Pfarrer von Rielingshausen. Er war schon ein bekannter Prediger, als er hierher kam und hat weit über Rielingshausen hinaus gewirkt, wo er im
Alter von 30 Jahren starb. Hofackers Predigten haben noch lange nach seinem Tod
durch das Predigtbuch, das von seinem Bruder herausgegeben wurde, in Dutzenden von Auflagen unzähligen Menschen im deutschen Sprachraum und darüber
hinaus als Andachts- und Erbauungsbuch gedient. Sein kurzes Wirken als Prediger und die Wirkung seines Predigtbuches machen die Bedeutung Hofackers
aus.«
Marbach am Neckar ist zwar als Schillerstadt bekannt, aber auch andere Männer und Frauen, die es später zu Ruhm brachten, wurden hier geboren. Einer der wichtigsten ist der am 17. Februar 1723 geborene Mathematiker, Astronom, Geograph, Kartograph und Erfinder Tobias Mayer. Auf einer Stadtansicht des 19. Jahrhunderts wird Marbach am Neckar in der Bildunterschrift die Geburtsstadt von Friedrich Schiller und Tobias Mayer genannt! Tobias Mayer verbrachte jedoch nur wenige Monate in Marbach, dann zogen seine Eltern nach Esslingen. Da Mayer aus armer Familie stammte und seine Eltern früh starben – bereits 1737 wurde er Vollwaise –, konnte er zwar die Lateinschule, aber keine Universität besuchen. Er eignete sich trotzdem erstaunliche Kenntnisse an, unter anderem in Augsburg und Nürnberg. Seit 1751 war Tobias Mayer Professor für Ökonomie und Mathematik in Göttingen. Er machte sich durch seine geografischen und astronomischen Forschungen sowie als Kartenzeichner, insbesondere seiner Mondtafeln, einen Namen. Mayers größter Erfolg war eine Siegbeteiligung bei einem englischen Preisausschreiben zur Bestimmung des Längengrades auf hoher See, wo seine Mondtafeln Anwendung fanden. Das Preisgeld betrug 20 000 Pfund Sterling, von denen Tobias Mayers Witwe 1763 3000 Pfund erhielt. Der hochbegabte Naturwissenschaftler war bereits am 20. Februar 1762 gestorben.
Herzog Ulrich von Württemberg wurde 1503 mit 16 Jahren für mündig erklärt. Zunächst war er ein recht erfolgreicher Regent, denn im Bayerischen Erbfolgekrieg von
1504 konnte er sein Land im Westen, Norden und Osten wesentlich vergrößern. In
Marbach war man darüber besonders glücklich, denn Stadt und Amt wurden aus der
seit 1463 währenden Lehensabhängigkeit von der Pfalz gelöst.
Seine Hochzeit mit Sabina von Bayern feierte Ulrich unter anderem am 3. Mai 1511
mit einem glanzvollen Pferderennen in Marbach. Aufgrund des Erfolges wurde die
Veranstaltung 1512 wiederholt.
Herzog Ulrich war jedoch ein selbstherrlicher Regent, der bald seine enge Bindung an
den Kaiser und den Schwäbischen Bund vernachlässigte. Seine verschwenderische und
maßlose Hofhaltung brachte ihn in finanzielle Schwierigkeiten, die er auf Kosten der
Untertanen zu bekämpfen versuchte. Eine ungerechte Verbraucherabgabe sowie die Veränderung von Maß und Gewicht blieben nicht ohne Folge, zumal viele Bauern und Weingärtner nicht mehr nur das verarmte und unmündige Proletariat auf dem Lande waren,
sondern in vielen Bereichen mehr Mitspracherecht forderten. Die aufgeheizte Stimmung
entlud sich zuerst im Remstal. Von dort erfasste der Aufruhr des »Armen Konrad« im
Frühjahr 1514 in kürzester Zeit das ganze Land, so auch Marbach und Umgebung.
In Württemberg regierte seit 1677 (bis 1693 unter Vormundschaft) Herzog Eberhard Ludwig. Der absolutistische Herrscher legte 1704 den Grundstein des Ludwigsburger Schlosses, dem ab 1718 der planmäßige Ausbau der gleichnamigen Stadt folgte. Diese vom Herzog begünstigte Ansiedlung sollte in den Folgejahren zu einem großen Hindernis für die Entwicklung vieler umliegender Orte und zu einer finanziellen Belastung für die angrenzenden Ämter werden.
400 Jahre Marbacher Apotheke
(2008)
1241 erließ der Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250) eine Medizinalordnung, die erstmals eine Trennung der Berufe von Arzt und Apotheker gesetzlich vorschrieb. Bis in die Neuzeit hinein regelten die Städte das Apothekenwesen. In Norddeutschland wurden Apotheken teilweise in städtischer Regie geführt, während in Süddeutschland die privat betriebene, privilegierte Apotheke überwog. Anfangs waren die Apotheker fahrende Händler, ließen sich jedoch vor allem seit dem 14. Jahrhundert fest nieder. Daher war das Privileg zunächst an den Apotheker, nicht an eine bestimmte Apotheke gebunden. In Marbach wird erstmals im Jahr 1609 ein Apotheker mit dem Namen David Krönlein genannt. Er ist bereits in der Marbacher Musterungsliste von 1608 verzeichnet. Da im Regelfall in diesen Listen keine Berufe angegeben sind, können wir davon ausgehen, dass Krönlein schon damals mit seinem Apothekerprivileg eine Apotheke in Marbach betrieb, die demnach 2008 die 400. Wiederkehr ihrer Erstnennung feiern darf. Krönlein starb 1612 und hat einen gemeinsamen Grabstein mit seinem Schwiegervater Johannes Kopp in der Alexanderkirche.
»Eine Stadt mitten im Grünen inmitten eines herrlichen, weiten Naturparks mit reiner, himmlisch duftender Luft. Ideal für alle, die der Großstadt mit ihrer verpesteten Luft und ihrem hektischen Getriebe entfliehen wollen.« Dieses Zitat beschreibt recht gut die Wohnverhältnisse im Marbacher Stadtteil Hörnle, stammt aber aus dem Asterix-Comic-Heft »Die Trabantenstadt«. Und tatsächlich bezeichnete die Marbacher Zeitung vom 15. April 1967 das Hörnle als »Die Trabantenstadt von Marbach«. Das Gelände, auf dem der Stadtteil Hörnle entstand, gehörte zum Makenhof, dessen Gebäude heute noch erhalten sind. Der anfänglich rund 40 ha große Bauernhof wurde 1880 durch den Marbacher Bürger Johann Gottlieb Mak (auch Mack geschrieben) und seine Ehefrau Friederike erbaut. Die Güter lagen jedoch nur zu einem kleineren Teil auf Marbacher Markung, der Großteil mitsamt den Gebäuden gehörte zu der damals noch selbständigen Gemeinde Neckarweihingen. Der Hof konnte übrigens nur durch einen eigens dafür angelegten Weg vom Neckartal aus erreicht werden. Marbach hatte damals rund 2300 Einwohner. Allein das Hörnle sollte 80 Jahre später über 2000 Menschen beherbergen.
Wie bereits im Beitrag von Paul Sauer über »Siegelhausen im Mittelalter und zu
Beginn der Neuzeit« angeführt, hatte das Backnanger Chorherrenstift die alleinige
Herrschaft über Siegelhausen, die seit der Reformation der Herzog von Württemberg
ausübte. Als der letzte, schon von Württemberg eingesetzte Probst 1557 starb, wurde
das Stift säkularisiert und in eine Stiftsverwaltung umgewandelt, die bis zur Auflösung der Geistlichen Verwaltungen sowie der Stifts- und Klosterverwaltungen zu
Beginn des 19. Jahrhunderts Bestand hatte. [1] Territorial lag Siegelhausen mit seinen
zwei Höfen im württembergischen Amt Backnang, wie 1552 und 1580 belegt ist. 1598
gehörten zum Amtsbezirk neben der Amtsstadt vier Dörfer, 35 Weiler, zehn Höfe
und drei Mühlen. Siegelhausen zählte wegen seiner zwei Höfe nicht als Hof, sondern
als Weiler. Dort wohnten vier der 1086 Bürger in Stadt und Amt Backnang. [2]
Mit dem Jahr 1500 kennzeichnet man landläufig den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Marbach war damals bereits mehrere Jahrhunderte lang im Besitz der Grafen, seit 1495 Herzöge von Württemberg und als Amtsstadt der politische und
juristische Mittelpunkt des Marbacher Amtsbezirkes. Somit galten die Grundgesetze des Herzogtums Württemberg, nach denen leichtere Vergehen mit Geld- und Haftstrafen, hingegen schwerere Verbrechen mit Landesverweisung, ja oft auch mit Leibes- und Todesstrafen vergolten wurden. Grundlage für die Urteile war ab 1555 die neue württembergische Landesordnung, aber auch Reichsgesetze, wie beispielsweise die 1530 vom Reichstag in Augsburg beschlossene Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V, galt es zu beachten.
Zu Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts trafen für die ehemals wohlhabende Amtsstadt Marbach mehrere Ereignisse zusammen, die zu einem Niedergang
führten, der noch heute Auswirkungen hat: Der Stadtbrand im Jahr 1693 sowie der
Bau von Schloss und Stadt Ludwigsburg.
Seit 1677, bis 1693 unter Vormundschaft, regierte in Württemberg Herzog Eberhard Ludwig. 1697 schenkten ihm Stadt und Amt Marbach 50 Dukaten zur Hochzeit, ohne zu ahnen, was er wenige Jahre später zu ihrem Nachteil ersann. Der absolutistische Herrscher legte 1704 den Grundstein des Ludwigsburger Schlosses, dem
der planmäßige Ausbau der gleichnamigen Siedlung folgte. Diese vom Herzog begünstigte Ansiedlung, die auch auf Kosten von Marbach einen eigenen Amtsbezirk
erhielt, sollte in den Folgejahren zu einem großen Hindernis für die Entwicklung der
1693 abgebrannten Amtsstadt Marbach und zu einer finanziellen Belastung für das
ganze Amt werden. Außer Marbach, das noch an den Folgen der Zerstörung von
1693 litt, waren auch Stuttgart, das um seinen Charakter als Residenzstadt nicht zu
Unrecht fürchtete, und Markgröningen, das seinen jahrhundertealten Amtssitz an
die junge Stadt abtreten musste, betroffen.
Wenn wir Marbacher Epitaphe und Grabdenkmale suchen, werden wir an
drei Orten fündig. Die Stadtkirche birgt zwei Holzepitaphe, die allerdings aus
der Alexanderkirche stammen. Weitere Denkmale sind nicht vorhanden, da
dieses Gotteshaus nie Bestattungskirche war und auch keinen Friedhof hat.
Die Stadtkirche liegt mitten in der Stadt und war ursprünglich eine Frühmesskapelle. Einige schöne Grabsteine befinden sich auf dem Marbacher Friedhof
nördlich der Alexanderkirche. Sie sind allerdings an dieser Stelle zu vernachlässigen, da sie in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datieren, wo die genealogische Überlieferung ohnehin schon recht dicht ist.
Am 21. März 2009 jährte sich zum 150. Mal der Geburtstag des ersten Offenburger Oberbürgermeisters Friedrich Wilhelm (Fritz) Hermann. Dieses Datum gibt Anlass, nach der Bedeutung dieses Kommunalpolitikers zu fragen: Welche Initiativen seiner Amtszeit sind für Offenburg von bleibender Bedeutung? Was hat Hermann als Stadtoberhaupt zur Stadtentwicklung
beigetragen? Welche Gesinnung lässt sich hinter dem politischen Einsatz, der Fritz Hermann auf kommunal- und landespolitischer Ebene auszeichnete, für Stadtentwicklung und soziale Belange erkennen? Diese Reihe von Fragen gewinnt nicht nur durch die Dauer seiner Amtszeit von knapp 30 Jahren (1893-1921) an Bedeutung. Sie verdient auch deshalb Aufmerksamkeit, weil sich in dieser Amtszeit nicht nur die positiven Entwicklungen der Wilhelminischen Epoche auf lokaler Ebene widerspiegeln, sondern auch, weil die tiefe Krise des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit das Leben des Offenburger Gemeinwesens tief berührte. Grundlage für die folgenden Ausführungen ist neben biografischen Dokumenten und einzelnen Offenburger Quellen das Schriftgut zur Mitgliedschaft Hermanns in der Ersten Kammer des Badischen Landtags.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts begegnen uns mehrere hohe Kleriker mit dem Namen Tiefer im Umfeld des Bischofs von Konstanz. Ihre Lebensgeschichten sind auf Grundlage der diözesanen und edierten Quellen bereits in Ansätzen rekonstruiert und in den Arbeiten Helmut Maurers zur Stadt- und Kirchengeschichte von Konstanz publiziert worden. Friedrich und Leonhard hatten zahlreiche kirchliche Pfründen erworben, waren Dom- und Chorherren, bekleideten hohe päpstliche Ämter, Leonhard (bzw. Lienhart) Tiefer war zeitweise sogar apostolischer Nuntius. Auch die Brüder Sebastian und Jacob hatten durch kirchliche Ämter ein stattliches Vermögen erwirtschaftet. Angesichts der enorm hohen Stellung, die jene Brüder in der kirchlichen Hierarchie in Konstanz, Zürich und Chur erlangt hatten, stellt sich die Frage, wie es den Söhnen einer nicht adligen und auch einer nicht dem Stadtadel beziehungsweise den Geschlechtern zuzurechnenden Familie gelingen konnte, einen solchen Aufstieg zu vollziehen. Das Augenmerk soll auf die bislang kaum beachteten Familienmitglieder gelenkt und so auch mögliche Erkenntnisse über soziale Stellung und die Nachkommenschaft gewonnen werden. Als Quellen dienen in erster Linie die in den Konstanzer Gemächtebüchern erhaltenen Testamente der Familie Tiefer: Ein Testament eines Jacob Tiefer von 1464, die Testamente eines Albrecht und seiner Frau Magdalena Tiefer von 1502 und ein weiteres Testament des genannten Albrecht von 1510. Die Testamente liegen transkribiert und kommentiert zur Ergänzung dieses Aufsatzes im Stadtarchiv Konstanz vor.
Doppelt genäht hält besser
(2018)
Er hätte sicher ebenso fruchtbar für seine Geburtsregion Bauland wirken können oder wohin immer ihn sein Lebensweg geführt hätte, doch da seine Ehefrau aus Eppingen stammte und er dort eine Anstellung an der später nicht zuletzt auf seine Anregung hin Hartmanni-Gymnasium genannten "Vollanstalt" erhielt, profitierten eben Eppingen und der Kraichgau von Bernd Röckers Schaffensdrang.
Das Häuflein Neonazis, das ca. zweimal jährlich Sinsheim heimsucht, beruft sich auf Sinsheim als eine „Stadt der Bewegung." Und bis zur Auflösung des Kreises wurde das Autokennzeichen SNH von Auswärtigen spöttisch mit „Sehnsucht nach Hitler" übersetzt. Aber waren Stadt und Amtsbezirk Sinsheim wirklich eine frühe und besonders starke Hochburg der Nationalsozialisten? Für die Zeit der Weimarer Republik und danach liegen über den Raum Sinsheim im Gegensatz zu den umliegenden Städten und fast allen Nachbargebieten nur sehr wenige Veröffentlichungen vor. Zwar gibt es für 39 der 45 Orte Ortschroniken, aber die Zwanziger Jahre und die anschließende NS-Zeit finden darin mit wenigen Ausnahmen nur summarisch Erwähnung als Notzeit nach Krieg und Weltwirtschaftskrise, sowie Ehrentafel der Gefallenen und Vermissten, allenfalls werden noch ein paar Wahlergebnisse angeführt.
Hans Appenzeller [Kreuz]
(2018)
Es gibt Orte im Kraichgau, bei deren Nennung dem Heimatforscher spontan ein (und nur ein!) Name einfällt. Für Sinsheim-Steinsfurt gilt dies für Hans Appenzeller, der am 5. November 2017 im Alter von 97 Jahren verstarb. Geboren wurde er am 20. Februar 1920 in Grombach (heute Stadtteil von Bad Rappenau). Hans Appenzeller erwarb sich im Lauf seines Lebens in den verschiedensten Bereichen Verdienste. In seiner Gemeinde und darüber hinaus übernahm er Verantwortung in kirchlichen und politischen Angelegenheiten.
Für Populisten (und ihre Anhänger) ist die Europäische Union immer noch weitgehend ein von den Bürgern abgehobenes Bürokratie-Monster. Für Millionen Menschen aber, gerade in strukturell schwachen Regionen, leistet sie seit 1991 mit dem Programm LEADER (Liaison Entre Actions de Developpement de l'Economie Rurale = Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung des ländlichen Raums) eine bürgernahe Unterstützung, um die ländlichen Regionen sozial, kulturell und wirtschaftlich zu stärken, wobei Entwicklungsinitiative und Projekte von den Akteuren der Region selbst ausgehen sollen. LEADER wird in Baden-Württemberg in kleineren, abgegrenzten Gebieten des ländlichen Raums durchgeführt (LEADER-Aktionsgebiete), die unter geographischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten eine Einheit bilden und auch über Landkreisgrenzen hinaus angelegt sind. Das Aktionsgebiet Kraichgau wurde am 07. Januar 2015 erstmalig als Aktionsgebiet ausgewählt und umfasst in den drei Landkreisen Heilbronn, Karlsruhe und Rhein-Neckar-Kreis 17 Kommunen von Meckesheim bis Oberderdingen und von Kraichtal bis Gemmingen, mithin eine Fläche von rund 500 km. Es können nur Projekte gefördert werden, die innerhalb dieser 17 Städte und Gemeinden liegen.
Es dauerte rund 150 Jahre, bis das gesamte, heute auf fünf Großkreise und zwei Regierungsbezirke
verteilte Hügelland zwischen Odenwald und Schwarzwald nach dem Ende des Ritterkantons
Kraichgau wieder unter diesem Namen verstanden wurde. Vor allem der aus dem
(vergeblichen) Widerstand gegen die Aufteilung des Kreises Sinsheim geborene Heimatverein
Kraichgau fördert das Bewusstsein seiner geographischen und historischen Einheit. Mit der
»Marke« Kraichgau werben heute u. a. Banken, Brauereien, der Tourismus und Weingüter.
Endgültige Bekanntheit brachte die in Bundesliga und Champions League spielende TSG 1899
Hoffenheim.
,,Natürlich war den meisten [ ... ] der Kraichgau räumlich zu klein; sie wuchsen darüber in ein breiteres Wirkungsfeld hinaus. Eines aber hatten sie alle gemeinsam, die Daheimgebliebenen und die verstreut außerhalb Lebenden: Sie blieben in ihrem
Herzen Kraichgauer." Diese Aussage aus dem Vorwort zu „Kraichgauer Gestalten" trifft in besonderem Maße auch auf ihren Verfasser zu, auf den Schulamtsdirektor i.R. Ludwig Vögely, der Ende diesen Jahres 85 Jahre alt wird.
Seit ihrer Gründung 1986 war die Kraichgau-Bibliothek immer in den gleichen
Räumen im Graf-Eberstein-Schloss in Gochsheim beheimatet. Für unsere Bücher
waren die beiden Zimmer mit den nach Süden durchgehenden hohen Fensterfronten
sicher nie ideal (massive Sonneneinstrahlung), aber viele Benutzerinnen werden
den auch in den Ubergangs- und Wintermonaten hellen und warmen Räumen
nachtrauern. Im Rahmen der Neukonzipierung des Museums mussten wir nun
jedoch weichen und bekamen zwei andere, von Grund auf renovierte Räume im
Schloss zugewiesen, die einfacher zugänglich und dem ersten Eindruck nach wahrscheinlich
sogar benutzerfreundlicher sind. Da unser Bücherbestand in den über 20
Jahren des Bestehens der Kraichgaubibliothek auf das Vier-/Fünffache angewachsen
war, wäre ein komplettes V erziehen der Bestände ohnehin unvermeidlich
gewesen, aber leider brachte der Umzug nicht die erhoffte Erweiterung der Bibliothek.
Beim Neuaufstellen der Bücher mussten wir uns daher zwangsläufig auf unseren
Kernbestand (Kraichgau-Literatur) konzentrieren und Teile unserer sogenannten
Sekundärliteratur aussondern, auch für unser Mobiliar war nur bedingt
Platz. Diese kritische Anmerkung soll aber bitte nicht als Undankbarkeit missverstanden
werden. Der Heimat- und Museumsverein Kraichtal, die Stadt und vor
allem auch Kulturreferentin Vera Herberger machten sich die Entscheidung nicht
leicht.
Bibliographie Franz Gehrig
(2013)
Heimatverein Kraichgau
(2013)
Das Jahr 2011 brachte der Kraichgaubibliothek nicht nur eine Feier zum 25-jährigen Bestehen sondern auch einen
einschneidenden „Personalwechsel". Herr Walter Schmid, der 17 Jahre lang an den Offnungstagen nicht nur die Aufsicht führte, sondern auch als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung stand, gab das Amt gesundheitsbedingt auf. Wie er bei einer kleinen Feier zu seinem Abschied im Kraichtaler Rathaus sagte, konnte er dies beruhigt tun, da er mit Frau Frieda
Jarosch eine ebenso kompetente Nachfolgerin gefunden hatte. Frau Jarosch ist seit vielen Jahren als lebhafte und fachkundige Führerin durch die Gochsheimer Museen bekannt und ist auch bestens mit der Kraichgaubibliothek vertraut, da sie seit 2006 bei der Revision des Buchbestands und der Einarbeitung der neu angeschafften Bücher hilft. Und schon jetzt ist sie nicht mehr wegzudenken!
Die Wirtschaft war ein wichtiger Schrittmacher des modernen Baden. Im 19. Jahrhundert bildete das Eisenbahnwesen einen Motor technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderung. Es stellte einen bedeutsamen Industriezweig dar und führte im
wahrsten Sinne des Wortes die heterogenen Landesteile zusammen. Neben politischen Entscheidungen wie der Gewerbefreiheit begründeten Industrie, Handel und Handwerk den Ruf des "Musterländles". Vor diesem Hintergrund stellt sich heute die Frage, welche
Auswirkungen die maßgeblich über die Wirtschaft vermittelte Globalisierung für die Raumschaft hat. Dem schließt sich die Frage an, welche Rolle die Zusammenarbeit am Oberrhein in diesem Rahmen spielen kann. Hierzu im Folgenden einige Gedanken aus wirtschaftlicher Sicht, wobei die Region um die einstige Landeshauptstadt besonders in den Blick genommen wird.
Faunistische Nachweise zu den 61 in Sachsen-Anhalt verschollenen Landwanzenarten und zum Wiederfund von Peritrechus gracilicornis Puton, 1877, werden aufgeführt und erläutert. Zu vielen der an den historischen Artnachweisen beteiligten Entomologen erfolgen Angaben zu deren Lebensdaten, und es werden Informationen zum Verbleib der Sammlungen und zur Prüfung von Belegstücken gegeben.
Jakob Ebner erlebte als Militärpfarrer den Ersten Weltkrieg ausschließlich an der Westfront. Seine Einsatzorte belegen deutlich, dass er an vielen heiß umkämpfen Brennpunkten im Einsatz war und den Krieg mit den unermesslichen Leiden der Soldaten im wahrsten Sinne des Wortes an vorderster Front erlebt hat. Näher eingegangen und durch historisches Kartenmaterial erläutert wird auf seine Einsätze im Priesterwald, am Loretto, in der Champagne, an der Somme, an der Aisne sowie am Kemmelberg in Flandern, wobei auch sehr viel Wert darauf gelegt wird, die Ereignisse im allgemeinen Zusammenhang »Erster Weltkrieg« zu sehen. Ein besonderer Abschnitt versucht mit der Beschreibung der »emotionalen Schlüpflöcher « eine Erklärung dafür zu finden, auf welche Weise Jakob Ebner die traumatischen Kriegserlebnisse bewältigen konnte.
Im Jahre 1960 wird die Heimatgeschichte von Heidelsheim herausgegeben. Unterlagen aus dem Nachlass von Otto Härdle bestätigen, dass der Autor von 1936 bis 1939 schon einmal versucht hat, seine heimatgeschichtlichen Forschungen in Buchform zu veröffentlichen. Doch kommt das Vorhaben nicht voran. Erst spät erkennt der Autor, dass die NSDAP in das Geschehen eingreift. Langsam konkretisieren sich Einwendungen. Die Bereitschaft des Autors zu Korrekturen führt nicht zu einer Druckfreigabe.
Hieronymus Bock (1498-1554)
(2002)
Hieronymus Bock ist insbesondere als Botaniker und Herausgeber eines Kräuterbuches in Erscheinung getreten. Um seine wissenschaftliche Leistung in ihrer Zeit richtig einordnen zu können, soll deshalb zuerst allgemein auf die Entwicklung der Botanik eingegangen werden. Diese ist lange Zeit mit der Medizin verbunden, stellen doch (Heil-)Pflanzen über viele Jahrhunderte das wichtigste Material für Arzneien dar, um das Jahr 1600 noch zu über 50 Prozent.
Helmut Lutz
(2011)
Der Titel dieses Aufsatzes bedarf einer Erklärung. Vor 10 Jahren hat die »Badische Heimat« im Heft 1/2001 in dem Beitrag »Helmut Lutz: Bildhauer, Maler und Choreograph - ein überzeugter Europäer« schon einmal über die Arbeit des Breisacher Künstlers berichtet. Damals stand seine Sternenweg-Initiative im Mittelpunkt: seine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela, die Verwandlung der Festung in Neuf-Brisach in den klingenden Europastern »Etoile sonore« und seine West-Ost-Aktion, die das Klangschiff »Im Augenblick« auf den Balkan und den »Sternenweg« bis nach Athen, Jerusalem und Istanbul führte.
Die kirchenbauliche Tätigkeit des Künstlers wurde damals nur dort in die Darstellung einbezogen, wo der eine Teil seiner außergewöhnlich produktiven Arbeit den anderen beeinflusste oder befruchtete.
Helmut Lutz
(2001)
„Grenzüberschreitung" - das ist schon immer sein Ziel gewesen, Grenzen überwinden mit den Mitteln der Kunst. Als der Künstler Helmut Lutz sich vor 30 Jahren auf dem Münsterberg in Breisach ansiedelte, dort sein Wohnhaus und sein Atelier teilweise mit eigenen Händen baute, ging sein Blick über den Rhein, über die deutsch-französische Grenze hinweg, hinüber zum Festungsstern nach Neuf-Brisach. Der doppelt-achteckige Festungsstern hatte geradezu magische Wirkung auf ihn, inspirierte ihn zu einem Werk von monumentalen Ausmaßen, zu seinem „Sternenweg": Ein Kunstwerk mit Figuren und Instrumenten u. a. aus Stahl, Stein und Holz - ein Mysterienspiel, ein „Spectaculum" aus Klang und sparsam eingesetzter Sprache, aus Schwingung und Bewegung - ein kultisches Weg-Spiel, zu dem der spanische Komponist Cristobal Halffter die Musik schuf. Der Künstler verstand dieses Werk von Anfang an als seine „Europa-Weg-Initiative", womit er beides zugleich benennt: seine Lebensaufgabe und den Weg zu deren Verwirklichung. Europa „erfahren" und auf diese Weise an einem
zukunftsfähigen Europa bauen, dieses Ziel hat er, seitdem er an der Realisierung dieser Utopie arbeitet, nie aus den Augen gelassen.
Was immer die Gelehrtenrepublik der Frühen Neuzeit gewesen sein mag: auch wenn ihre Selbstbeschreibung als supraterritorial, interkonfessionell, egalitär längst als idealisiert gilt, gibt es genügend Beispiele dafür, wie diese Normen
in der Praxis wirkten: vor allem durch Korrespondenz, oft tatsächlich weite Entfernungen, Territorien und Konfessionen überschreitend. Korrespondenz war Zeichen der Zugehörigkeit und zugleich Motor der Kommunikation. Mit der Weitergabe von Nachrichten und Fragen, mit der Information über Neuerscheinungen, Projekte und Nachlässe, mit der Vermittlung von Auktionskatalogen, Büchern und Abschriften sowie mit der kritischen Diskussion veröffentlichter Schriften und unveröffentlichter Thesen war sie (sekundiert, aber noch nicht abgelöst von gelehrten Journalen oder Akademien) das eigentliche Forum des gelehrten Austauschs. Mit ihren vielfältigen Formen und Abstufungen von Kontakt sorgte sie für dessen Moderation. Eine Sonderform, die indirekte Korrespondenz, soll im Folgenden behandelt werden.
Die beiden Stadtteile Haslach
und Wöschhalde sind im Norden des Stadtbezirks Villingen in etwa 3 km Entfernung von der
Stadtmitte in drei Phasen („Haslach“ ab Ende
der 50er Jahre, „Wöschhalde-Nord“ ab Anfang
der 70er Jahre und „Wöschhalde-Süd“ ab Ende
der 80er Jahre) als reine Wohngebiete realisiert
worden.
Die beiden, durch einen Grüngürtel getrennten
Stadtteile, wurden eher als „Wohn- und Schlafstadtteile“ konzipiert.
Die Bebauung ist gemischt. Neben Einfamilienhäusern, Bungalows und Reihenhäusern prägen große Mehrfamilienhäuser insbesondere das
Bild der „Wöschhalde-Nord“, die ausschließlich
als Flachdachbauten gebaut wurden. Im „Haslach“ und der „Wöschhalde-Süd“ befinden sich
jeweils mit einem Satteldach bebaute Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser und geringgeschossige Mehrfamilienhäuser. In der Folge siedelte sich in den Stadtteilen nur
wenig Infrastruktur, wie Läden, Gaststätten, Firmen
und Services an.
Ein Beispiel dafür, daß man den größten Teil seines Lebens abseits seines Geburtslandes verbringen und dennoch mit seiner
badischen Heimat zeitlebens verbunden bleiben kann, ist Professor Dr. Horst Ferdinand, der am 4. April dieses Jahres seinen 80. Geburtstag feiern konnte. Seine Wiege stand in Ettenheim, und er entstammte väterlicher- wie mütterlicherseits
einer in Baden verwurzelten Familie. Seinen ersten Lebensabschnitt verbrachte er hauptsächlich in Ettenheim, Freiburg und Karlsruhe, doch seit mehr als 50 Jahren hat er seinen familiären und beruflichen Mittelpunkt in Bonn.
Zunächst übernahmen die Klosterfrauen der Beginen (1377) die Krankenpflege in und um Stollhofen. Sicher war auch die benachbarte Abtei schon früh mit heilkundigen Mönchen ausgestattet. Sonst aber war der einzelne Mensch auf die Hilfe im Familienverband oder durch die Nachbarschaft angewiesen. Vor allem auf dem Land war nur eine Versorgung durch kräuterkundige Frauen oder durchziehende „Quacksalber" möglich. In den Städten und Klöstern war die Versorgung besser. Wer konnte, ging am ,,Markttag" in die nächste Stadt, wo es „Würzkrämer" oder Apotheken gab. Schon früh gab es Apotheken in Klöstern, z.B. im benachbarten Schwarzach. Aber auch der von der markgräflichen Regierung privilegierte „Bader" (ab 1472) in Stollhofen kannte sich mit Krankheiten aus. Später übernahmen dann die „Spitäler" und auch „Ärzte" die Versorgung. Noch um 1900 war in Stollhofen der „Wundarzneidiener" Johann Eder tätig. Er wurde auch der „Balwierer" genannt. Er war die „Anlaufstelle" für die Kranken im Ort. Seine Nachkommen führte später einen Kaufladen, im dem man u.a. auch Drogerieartikel kaufen konnte.
Schon in der Zeit der Staufer waren jüdische Gemeinden in Deutschland weit verbreitet. Im Jahre 1346 erlaubte Kaiser Ludwig, Heinrich von Fleckenstein, die Niederlassung von vier Juden in Beinheim (GLA Gayling A 57). Nach der Pest um 1348 suchte man einen Schuldigen für das große Unglück. Die Juden, als Brunnenvergifter verdächtigt, wurden im Reich verfolgt, vertrieben, getötet oder mußten zum christlichen Glauben wechseln. Um 1382 wurde dem Markgrafen von Baden vom Kaiser Wenzel das Recht eingeräumt, in seinem Land Juden aufzunehmen und Schutzgeld zu erheben. Damit begann eine Einwanderung von Juden, die die Gelegenheit zum Handel mit allerlei Waren erhielten. Ab 1401 ist die Ansiedlung von
Schutzjuden auf badischem Gebiet nachweisbar.
Stollhofen war eine alemannische Neusiedlung die auf Ruinen an der alten Römerstraße gegründet wurde. Der Ort war Mutterpfarrei für ein großes Kirchspiel. Noch vor 1300 erfolgte neben dem alten Kirchdorf die Gründung einer neuen Stadt. Im Jahre 1302 wurde Stollhofen erstmalig als solche erwähnt. Im Jahre 1309 verkaufte Ritter von Windeck die Stadt mit der Vogtei und den beiden Dörfern Söllingen und Hügelsheim an den Markgrafen von Baden. Ab dieser Zeit war Stollhofen badische Amtsstadt, der im Jahre 1389 12 Dörfer zugehörten. Die Stadt lag an der wichtigen Handelsverbindung zwischen Straßburg und Frankfurt und diente als Relais- und Umspannstation. Nicht nur der Verkehr auf der Straße, sondern auch der Verkehr auf dem Rhein tangierte die Stadt. Am Rheinufer stand ein Posten, dem die vorbeifahrenden Schiffer und Flößer ihren Bedarf an Fuhrwerken und Übernachtungsmöglichkeiten für die Rückreise mitteilen konnten. In einer Zählung aus dem Jahre 1582 besaß Stollhofen 120 Fuhrwägen die auf einen regen Last- und Handelsverkehr hindeuteten. Auch 1595 werden in einer Urkunde „Fuhrleute" erwähnt die in der Nacht das Stadttor passieren wollten. Der Beruf „Karcher" wurde ein typischer Stollhofener Erwerbszweig.
Schon um 1597 wird eine „Talkapelle" in Bühlertal mit den beiden Patronen St. Wendelin und St. Michael erwähnt. Diese Kapelle lag in dem Ortsteil „Freihöfen", dem heutigen Ortsmittelpunkt von Bühlertal-Untertal. Das Tal, damals noch sehr dünn besiedelt, gehörte zu den beiden Pfarreien Kappelwindeck und Bühl. Die Grenze zwischen den beiden Pfarreien verlief durch die Bühlot, den Bach, der dem Tal und der späteren Gemeinde den Namen gab. Somit waren alle Bewohner nördlich des Baches der Pfarrei Bühl und südlich der Pfarrei Kappelwindeck zugehörig. Auch das Begräbnisrecht blieb bei den jeweiligen Pfarrkirchen. Die Toten mussten im Friedhof in Kappelwindeck bzw. in Bühl beerdigt werden. Nachdem um die Bühler
Kirche der Friedhof überbelegt war, legte man um 1605 zwischen Bühl und Kappelwindeck den heutigen Bühler Friedhof an. Die Kapelle in Bühlertal lag an der nördlichen Bachseite und gehörte somit zur Pfarrei Bühl. 1721 wurde die Kapelle in Bühlertal erneuert, üblicherweise war sie mit einer Schutzmauer versehen.
Nach der Durchsicht des Buches „Entdeckung der Mittelalterlichen Stadtplanung" von Klaus Humpert und Martin Scheck (Theiss Verlag) versuchte
ich, die von den Forschern gewonnenen Erkenntnisse auf die Gründungsstruktur von Stollhofen zu übertragen.
Die Forscher gehen davon aus, dass alle Gründungen im 12. bzw. 13. Jahrhundert nach dem gleichen Muster vermessen und angelegt wurden.
Dabei stieß ich ebenfalls auf die erstaunlichen Erkenntnisse, dass auch unser Stollhofen nach dem gleichen Kreisbogensystem, wie auch z.B. Villingen, Rottweil, Offenburg, Freiburg usw. ausgemessen worden war. Auch
ist das Messmaß von damals mit einem Fuß mit 32,4 cm bei allen damaligen Gründungen gleich.
Gegenüber von Rheinmünster-Söllingen, auf der französischen Seite des Rheines, liegt das kleine Dorf Fort Louis mit einer kurzen, aber großen Geschichte. Heute leben etwa 500 Einwohner in diesem abgelegenen Ort, der nur durch eine Stichstraße vom benachbarten Röschwoog zu erreichen ist. Der Ort liegt auf einer ehemaligen Rheininsel, durch den früheren „Roten Rhein" (westlichster Rheinarm) fließt heute die Moder. Schon einige hundert Meter vor der Moderbrücke bemerkt man im Gelände eigenartige Erhebungen. Es sind die Reste eines mächtigen Vorwerkes, dem Fort d' Alsace. Die Straße führt über die Reste hinweg. Rechts und links davon sind noch deutlich die Festungsmauem erkennbar. Auch auf den modernen Karten sind die Vorwerke eingezeichnet. Nachdem man die Moder überquert hat, stößt man auf die Reste des noch größeren Forts Carre, der ehemaligen Zitadelle. Die Straße führt dann nach Süden, direkt auf das Dorf zu. Im Zentrum des Dorfes steht, gegenüber vom Rathaus, eine moderne Kirche. Die Straßen sind in Schachbrettform angelegt und erinnern zum Teil durch ihre Namen an das französische Königshaus der Bourbonen.
Die Mutterpfarrei Stollhofen
(2005)
In der Zeit der Christianisierung, etwa um 600 n. Chr. entstanden die ersten Urpfarreien in unserer Gegend. Karl Reinfried beschrieb folgende Theorie der Aufteilung der Ur- oder Mutterpfarreien. Eine der Urpfarreien war Steinbach mit den heutigen Gemeinden Sinzheim, Steinbach, Bühl (nördlich von der Bühlot) und reichte bis an den Rhein, einschließlich auch Hügelsheim und Stollhofen bis an den Schwarzbach. Südlich davon schloss sich dann die Pfarrei Sasbach an, die sich ebenfalls, laut Reinfried, bis an den Rhein erstreckte. Nicht ganz einzusehen ist diese großflächige Aufteilung, da die sog.
Rheinstraße in der Hauptverkehrsachse zwischen Straßburg und Ladenburg bzw. am verkehrsgünstig gelegenen Rheinstrom lag und sicher zu einem bevorzugten Siedlungsgebiet gehörte. Warum sollten sich die Orte, die sich am Gebirgsrand damals etwas weiter vom Verkehr weg befanden, schneller entwickeln? Vermutlich hatten sich diese Urpfarreien gleichzeitig entwickelt und stellten sich um das Jahr 1000 etwa wie folgt dar. Steinbach mit Sinzheim bis nördlich Bühlot, Sasbach mit Ottersweier südlich der Bühlot bis Achern. Iffezheim mit Sandweier, Stollhofen mit Hügelheim, Söllingen, Schiftung und nördliches Schwarzach. Seherzheim mit Ulm und südliches Schwarzach. Zugleich scheinen sich die sog. Waldgenossenschaften gebildet zu haben. So umfasste die Pfarrei Stollhofen zugleich die Bannwaldgenossenschaft und die Pfarrei Seherzheim den sog. Fünfheimburgerwald.
Stollhofen gehörte zu den Mutterpfarreien wie Steinbach, Sasbach und Scherzheim. Steine aus dem Fundament der 1632 zerstörten Pfarrkirche von Stollhofen (St. Cyriak) zeigen in die Zeit um 800. Noch in der Zeit der Gründung der Benediktinerabtei Arnulfsau bzw. Schwarzach, dürfte die Mutterpfarrei entstanden sein. Die Kirche stand im heutigen Friedhof und war mit einer Wehrmauer umgeben. Nach den Urkunden der Baupflichten war sie eine sog. Chorturmkirche. Nur eine Grabplatte aus dem Jahre 1348 ist von der Kirche erhalten geblieben. 1154 erscheint der erste schriftliche Hinweis von dem Herrenhof mit Kirche in Stollhofen. Sehr früh 1218 wurde die Michaelskapelle in Schwarzach genannt, die zur Pfarrei Stollhofen gehörte. 1250 wurde sie dem Kloster Schwarzach zugeschlagen und diente dann lange Zeit als Pfarrkirche und später als Friedhofskirche für Schwarzach.
Rechtsprechung zu Stollhofen
(2012)
Der Bannwald zieht sich von Stollhofen im Süden bis zum Sandbach, zwischen Hügelsheim und Iffezheim bis nach Sandweier im Norden hin. Mit einer Länge von etwa 8 km und einer Breite von nur noch etwa 2-4 km dürfte der Wald zu den großflächigen Wäldern in der Rheinebene gehören. Ursprünglich bestand der Wald aus Eichen, Buchen, Wildobsthölzern und zum kleineren Anteil aus Nadelbeständen. Später bestand der Wald aus Gründen der Nutzbarkeit fast nur noch aus Nadelhölzern. In früheren Zeiten zog eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch den Wald. Von Stollhofen, vom Badener Tor aus, führte die „Badstraße" zur Residenzstadt Baden-Baden. Diese alten Verbindungen, mit ihnen auch die Querstraßen im südlichen Bereich, fielen spätestens dem Flugplatzbau nach 1952 zum Opfer. Querverbindungen von Hügelsheim nach Sinzheim und Baden-Baden folgen heute noch den alten Trassen. Heute ist ein großer Teil dem Flughafen zum Opfer gefallen. Wie der Name besagt, war der Bannwald ein „gebannter Wald", der Wald war nur für die Waldgenossen zugänglich. Er gehörte anteilig den Waldgenossen der Markgenossenschaft Stollhofen und dem Kloster Schwarzach. Nutzberechtigt waren das Kloster Schwarzach, die Stadt Stollhofen und die Bewohner der Dörfer Hügelsheim, Söllingen
und Schiftung. Diese fünf Orte gehörten zur Mutterpfarrei Stollhofen. Somit scheinen die Grenzen der Genossenschaft mit den alten Grenzen der Pfarrei zusammenzufallen.
Im Jahre 1154 erscheint der Ort Stollhofen erstmalig in einer Schwarzacher Urkunde mit dem Text: ,,curia dominicalis cum basilica", der Herrenhof mit Kirche. Eine ältere Urkunde aus dem Jahre 961 mit dem Ortsnamen „Staden" erwies sich als Fälschung und kann somit nicht gewertet
werden.[2] Die Siedlung Stollhofen bildete den Mittelpunkt einer Mutterpfarrei, die zunächst von Schwarzach im Süden bis an den Sandbach im
Norden reichte. Zu dieser Pfarrei gehörten die Orte Stollhofen, Söllingen,
Hügelsheim, eine ganze Anzahl von Rheininseln und Schiftung. Bis um das
Jahr 1250 war das Dorf Schwarzach zwischen den Urpfarreien Stollhofen
und Scherzheim aufgeteilt. Die Michaelskapelle in Schwarzach, die spätere
Pfarrkirche, war zunächst Filiale von Stollhofen.[3]
Im Jahr 2011 feierte die heute zu Offenburg gehörige Gemeinde Bohlsbach das Jubiläum der Ersterwähnung des Ortes
vor 1050 Jahren mit einer Rückschau aus der Gegenwart in die Vergangenheit. Der konkrete Anlass bezog sich auf eine auf
das Jahr 961 datierte Urkunde, doch wie bei jedem Jubiläum war der eigentliche Grund dieser Feier vielmehr das, was im
Lauf der Zeit aus dem Ort geworden ist, seine Entwicklung und das Ergebnis dieser Entwicklung, wie es sich in der Gegenwart widerspiegelt. Dennoch ist die Ersterwähnung eines Ortes immer ein besonderer Punkt in dessen Geschichte. Sie liefert eine Jahreszahl, die sozusagen als Startpunkt angesehen werden kann, von dem eine historische Entwicklung ausgeht, die idealerweise bis in die heutige Zeit anhält. Es handelt sich bei solchen Ersterwähnungen in der Regel nicht um die Mitteilung von unmittelbaren Gründungsvorgängen, etwa dass ein Kloster gegründet oder eine Kirche dort neu errichtet wird, wo zuvor keine bestanden hatte, sondern sie teilen mit, dass sich zu diesem Zeitpunkt „etwas" an diesem Ort befunden hat, zum Beispiel eine Hofstelle oder irgendein Bauwerk. Dieses „etwas" hatte zu diesem Zeitpunkt in der Regel selbst bereits eine Geschichte hinter sich, bestand vielleicht schon seit Jahrzehnten oder noch länger. Mit einer Ersterwähnung in einer Schriftquelle tritt ein Ort also nicht erst in seine materielle Existenz ein, er wird auf diese Weise nur zum ersten Mal für die Geschichtswissenschaft greifbar.
Wenn die Vertreter der Freiburg Mediävistik zwischen 1930 und etwa 1960
aufgezählt werden, treten regelmäßig die Namen Hermann Heimpel, Theodor
Mayer und Gerd Tellenbach prominent hervor, während ein vierter Name vielfach eher beiläufig erwähnt wird, weil er und seine Tätigkeit am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg von der bisherigen Forschung ganz im Schatten seines unmittelbaren Vorgängers Mayer bzw. seines Nachfolgers Tellenbach gesehen wurden: Hans-Walter Klewitz, seit Ende Januar 1940 zunächst außerplanmäßiger Professor, ab Herbst 1942 und bis zu seinem Tod am 15. März 1943 Ordinarius für mittelalterliche Geschichte.
Im Frühjahr 2016 begeht die Abteilung Landesgeschichte des Historischen Seminars der Universität Freiburg ihr 75-jähriges Gründungsjubiläum. Ende Mai 1941 von dem Freiburger Mediävisten Hans-Walter Klewitz (1907–1943) ins Leben gerufen, bildete sie zusammen mit einer germanistischen Forschungsstelle des Sprachforschers Friedrich Maurer (1898–1984) die beiden Säulen des sechs Monate später gegründeten „Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Freiburg“. Dessen große Zeit brach allerdings erst in den 1950er Jahren an, mit dem „Freiburger Arbeitskreis“ unter der Leitung
Gerd Tellenbachs (1903–1999), der die Erforschung des hochmittelalterlichen Adels auf Basis von Memorialquellen, unter anderem mit Hilfe prosopographischer Datenerhebung, zentral in den Mittelpunkt stellte und ihm und seinem Schülerkreis über Jahrzehnte Einfluss auf die Erforschung der mittelalterlichen Geschichte und Landesgeschichte im deutschsprachigen Raum bescherte.
Ende November 2007 wurde der 33. Band der Reihe Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg vorgestellt, der die Stadt Offenburg in den Blick nimmt und sowohl der Stadtplanung als auch der Denkmalpflege qualifizierte Informationen über die archäologische Situation im Bereich der Altstadt geben soll, damit im Rahmen der Aufstellung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen, Projekten zur Stadtteilsanierung und anderweitigen Planungsverfahren entsprechend agiert und reagiert werden kann. Darüber hinaus bietet der Stadtkataster mit seinen Ausführungen zur historischen Siedlungs- und Stadtbildentwicklung und der historischen Topographie Offenburgs auch einem an Archäologie und Geschichte interessierten Publikum Informationen, die sich auf dem neuesten Forschungsstand bewegen.
(„Und von dem Brunnen, von dem sie gesagt hatten [sie hätten ihn „verunreinigt“], den schöpfte man aus, da fand man nichts darin.“). Mit diesem prägnanten und zugleich entlarvenden Satz endet ein undatiertes, aber wahrscheinlich zwischen 10. und 14. Februar 1349 verfasstes Schreiben von Schultheiß, Bürgermeister und Rat der Stadt Offenburg an deren Kollegen in Straßburg, in dem diese detailliert über den Verlauf, das Ergebnis und die Folgen der um die Weihnachtstage 1348 in Offenburg durchgeführten Untersuchung zu einer angeblichen „Brunnenvergiftung“ durch die Juden ihrer Stadt und einer Nachbargemeinde informiert werden. Scheinbar nüchtern wird darin berichtet über die Gefangensetzung aller Offenburger Juden, die Anklage und zielgerichtete Befragung einzelner Beschuldigter, sowohl „freiwillig“ als auch unter Folter, die auf diese Weise erhaltenen Aussagen der Beschuldigten zu deren angeblichen Taten, ihren Zielsetzungen und Motiven, sowie über die gerichtlichen Beratungen, die Verurteilung und anschließende Vollstreckung der Urteile, die am Ende die Ermordung und Auslöschung der kompletten jüdischen Gemeinde in Offenburg bedeutete.
Die Forschung zur Geschichte der Stadt Villingen versucht seit jeher ein kohärentes Szenario der frühen Siedlungsentwicklung zu entwerfen, ausgehend von der
Ersterwähnung 817 und der Verleihung des Marktrechts durch Kaiser Otto III.
an den Zähringer-Vorfahren Graf Bertold im Jahr 999, vor allem aber für die Zeit
des späten 11. bis zu Beginn des 13. Jahrhunderts. In dieser Phase war der Siedlungskern vom östlichen Ufer der Brigach, dem Dorf Villingen-Altstadt, in dem
sich auch die Pfarrkirche befand, um etwa 1,5 Kilometer nach Nordwesten in den
Brigachbogen verlegt worden, wo sich die Stadtwerdung Villingens vollzog. Gemeinsam ist allen diesen Versuchen, dass sie sich mit einer nur spärlich vorhandenen Quellenüberlieferung konfrontiert sehen. Neben der historischen Überlieferung spielen auch archäologische und bauhistorische Befunde eine Rolle. Als bedeutendste Protagonisten kristallisieren sich neben den Herzögen
von Zähringen und deren Ministerialität zwei im Umfeld von Villingen begüterte
Klöster heraus, die unter der Vogtei der Zähringer standen: St. Georgen und
St. Peter.
In Weinheim, so gab der Weinheimer
Schuhmacher Valentin Leonhard am 1. Mai
1855 in einem Verhör vor dem Heidelberger
Stadtdirektor Wilhelmi zu Protokoll, hätten
„die liberalen Sachen“ in den „dreißiger
Jahren“ begonnen. Diese „liberalen Sachen“
und die „liberale Parthei“, von der Leonhard
weiter sprach, werden uns noch zu beschäftigen
haben.
Seit 1409 ist der Kurpfälzer Haupt- und Guldenzoll in Großsachsen an der Bergstraße belegt – die Lage des Ortes im Netz der zur Messestadt Frankfurt führenden Straßen prädestinierte es zur Aufnahme einer Zollstation, die als die einträglichste im Oberamt Heidelberg bezeichnet
wurde. Die hier als Zöllner amtierenden Bediensteten der Kurpfälzer Rechen- oder Hofkammer hatten somit besondere Herausforderungen zu bewältigen. Als Dienstsitz stand den Zöllnern ein herrschaftliches Zollhaus zur Verfügung. Das letzte in seiner Reihe wurde 1728
fertig gestellt. Es steht gegenwärtig vor einer umfänglichen Renovierung.
Weit in die Ortenau hinein grüßt heute von Ortenberg aus das Schloss als Wahrzeichen der Gemeinde und der Umgegend.
Wieder erbaut wird es von 1833 bis 1843 durch den livländischen Großkaufmann Gabriel Leonhard von Berckholtz (1781–
1863) aus Riga. Er ist Geschäftsführer des durch seinen Vater Jacob Johann von Berckholtz (1750–1812) begründeten Handelshauses Jacob Johann Berckholtz & Comp. Zu der Firma gehören ein Lagerhaus, eine Brauerei, mehrere weitere Immobilien in Riga sowie die Güter Mahrzen und Alt-Kalzenau. Jacob Johann Berckholtz & Comp. ist im 18. und 19. Jahrhundert weltweit einer der führenden Marktvertreter im Exporthandel und vertreibt Waren aus Nordamerika, Brasilien und Europa bis nach Russland. Geschäftsberichte und Anzeigen geben Aufschluss über die gehandelten Waren: Fisch, Salz, Stoffe, Leder, Bekleidung, Kohle, Holz, Korken, Ziegel, Obst, Tabak, Zigarren oder Wein, der meist aus Frankreich importiert wird. Dies geschieht sicherlich durch einen Geschäftskontakt mit Gabriel Leonhards Bruder, Jacob Johann von Berckholtz (geboren 1783), der 1819 sein Haus in Riga verkauft, nach Paris auswandert und dort im 9. Arrondissement im Boulevard Poissonnière 242 lebt. Nährere Dokumente und Informationen zu Jean-Jacques de Berckholtz – wie er sich fortan in Frankreich nannte – wurden bei einem Brand der Archives de la préfecture de police de Paris während des Deutsch-Französischen Krieges 1870 völlig zerstört. Jean-Jacques stirbt 1856 kinderlos in Paris, hinterlässt Gabriel Leonhard sein gesamtes Vermögen an im Testament nicht weiter bestimmten Möbeln und Immobilien und findet in der Familiengruft auf dem Bühlwegfriedhof in Ortenberg seine letzte Ruhe.
Die Zugehörigkeit der Abtei St.Blasien zum Hause Habsburg war jedenfalls
ab dem 14. Jahrhundert nie erfolgreich in Frage gestellt; sie war eng verbunden
mit der vorderösterreichischen Grafschaft Hauenstein, die sich zusammen mit dem
klösterlichen Zwing und Bann etwa vom Feldberg und Schluchsee im Norden bis
zum Hochrhein im Süden und von der Herrschaft Wehr im Westen bis zur
Schwarza im Osten erstreckte. Gleichwohl versuchten die Abte immer wieder,
diese Stellung mit reichsrechtlichen Komponenten zu durchsetzen. Zudem veranschlagte
die Reichsmatrikel von 1422 bis 1521 fast regelmäßig das Stift in der
Reihe der unmittelbaren Prälaten; im Jahre 1549 versuchte der Schwäbische Kreis
vergeblich, St.Blasien als angeblich altes Mitglied der Prälatenbank für sich zu
reklamieren, ein Vorgang, der sich in der Folgezeit mehrfach, so 1711 und 1741,
wiederholte. Die vorderösterreichische Landeshoheit über den Zwing und Bann
der Abtei blieb gleichwohl hiervon unberührt. - Ab dem zweiten Viertel des 16.
Jahrhunderts allerdings bemühte sich das Schwarzwaldkloster parallel zu seiner
steigenden allgemeinen Bedeutung in verstärktem Maße um eine Ausweitung und
Vereinheitlichung seiner teilweise stark zersplitterten und sich mit Zuständigkeiten
anderer Gewalten überlagernden Rechte, und zwar eindeutig in Richtung landeshoheitlicher
Befugnisse.
In einem schmucken, erst 28 Jahre alten Lahrer Betonbau, der den Namen des im Jahre 1826 geborenen Heimatdichters Viktor v. Scheffel trägt, wird im Jahre 2004 der 200-jährige Geburtstag dieser Schule gefeiert. Wie lassen sich diese Daten und dieser Name miteinander in Einklang bringen? Ganz einfach: Es handelt sich um ein- und dieselbe schulische Einrichtung, deren urkundlich bestätigte Gründung auf den 22. November 1804 zurückgeht, die aber, wie alles im Laufe seines Lebens, mehrfach ihr äußeres Gewand gewechselt hat und erst nach Ablauf von 133 Jahren überhaupt einen eigenen Namen und nach weiteren 11 Jahren im Jahre 1948 ihren endgültigen heutigen Namen erhalten hat.
Am 22. April 1940 erschien in der »Volksstimme«, der sozialdemokratischen Tageszeitung für die Kantone St. Gallen, Appenzell, Graubünden und Glarus, folgende
kurze Notiz: »Unter dem Druck eines kürzlichen, inzwischen formell erledigten Konfliktes mit der Militärzensur und wegen tiefgehender Meinungsverschiedenheiten mit
den maßgebenden Instanzen über den politischen Kurs der schweizerischen Sozialdemokratie hat sich Genosse Dr. H. Kramer genötigt gesehen, der Sozialdemokratischen
Pressunion seinen Rücktritt als Redaktor der >Volksstimme< zu erklären. Er war seit
1. Mai 1926 an unserem Blatte tätig.»
Ich bin im August 1937 in Bruchsal geboren und wohnte bis zur Zerstörung der Stadt am ersten März 1945 in einem großen L-förmigen Mietshaus, mit zwölf Wohnungen und zwei Eingängen. Der eine Eingang mündete auf die Wilderichstraße und der andere auf die Schloßstraße. Der geräumige Hinterhof mit seinen Teppichstangen und kleinen Gärten war allen gemeinsam. Und die Kinder vom Eingang Wilderichstraße und vom Eingang Schloßstraße kannten sich und spielten miteinander. Für
mich kam vom Eingang Wilderichstraße altersgemäß nur der gutmütige „Hauserklaus" in Frage. In meinem Eingang wohnten Winfried und Gisela, die ein Jahr älter waren, und als stolze Erstkläßler auf mich herabsahen. Als Besitzerin eines - mit einer Kerze betriebenen - Puppenherds, auf dem man nicht nur Brotsuppe kochen konnte, wußte ich mich aber unentbehrlich zu machen.
Der Begriff der „elsässischen Identität" hat sich in der Nachkriegszeit als Konterpart zum viel benutzten Terminus der „französischen" Identität herausgebildet und setzt an die Stelle der Monokultur, der Monosprachigkeit eine ,,elsässische" Doppelkultur und Doppelsprachigkeit als Anspruch und Verantwortung. Elsässer sein heißt: Anspruch erheben auf die französische Staatsbürgerschaft mit allem, was dies beinhaltet im politischen und kulturellen Bereich und Mitinhaber sein der deutschen Sprache und ihrer kulturellen Komponente im Elsaß (in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft).
Diese „Janusköpfigkeit", diese Zugehörigkeit zu zwei Sprach- und zwei Kulturräumen, dieses „und" oder „plus" wirkte und wirkt seit jeher störend und wurde/ wird fast immer mißverstanden. Es erhebt sich die Frage, wie dieser Begriff einer spezifisch elsässischen Identität von den Bewohnern des heutigen Elsaß rezipiert und reflektiert wird. Dabei ist in Betracht zu ziehen, daß die Elsässer in der bewegten politischen Geschichte der letzten 120 Jahre viermal die Staatsangehörigkeit und die „Nationalsprache" wechseln mußten.
Versuch einer Antwort
(2000)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ihr liewi Litt vun Hausen, liewi Friend. Ich freij mich eso. Ich bin erfüllt von Freude und Dankbarkeit und Staunen, daß ich zum zweitenmal hier in der Festhalle in Hausen einen Preis entgegennehmen darf. Nach der Hebelplakette den Hebelpreis. Zu allererscht wott ich „merci“ sawe. Ich bedanke mich bei den Mitgliedern der Hebeljury, daß sie mich dieses prestigeträchtigen Preises für würdig befunden haben. Wenn m’r d’Lischt vun de Hebelpreisträjer betracht, kann eim schwindli werre. So vill grossi un bekannti Namme sinn do drunter.
"Baden 21", was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Sicher nicht ein Reisebericht über unsere Heimat und auch kein wieder auferstandenes Manifest wie anno 1848. Trotzdem hat dieses "Baden 21" etwas zu tun mit dem Freiheitssinn unserer Region, mit dem Kampf eines David gegen die geballte Macht des Goliath.
"Baden 21" ist eine Antwort der vereinten Bürgerinitiativen an Ober- und Hochrhein gegen die Absicht der Deutschen Bahn AG, im Rheintal eine Güterzug-Schnellstraße in ihrem Sinne zu bauen.
Das heutige Stadtgebiet von Lörrach umfasst außer der Gemarkung des Kernortes die von sechs angrenzenden ehemals selbstständigen Dörfern. Stetten wurde 1908 eingemeindet, Tüllingen und Turnringen 1935; Haagen schloss sich im Zug der Gemeindereform 1974 an die Stadt an, und Brombach und Hauingen wurden 1975 eingemeindet. Verwaltungszentrum war bis in die frühe Neuzeit das Röttler Schloss, dessen Vogt die Dörfer Turnringen, Haagen und Hauingen direkt unterstellt waren, ebenso wie die kleinen Siedlungen Rötteln, wo seit Urzeiten eine Kirche steht, und Röttelnweiler.
Ein Acherner im Elsass
(2002)
Reüssieren und Karriere sind zwei Begriffe aus der französischen Sprache,
die im Verhältnis zueinander eine fast gleiche Bedeutung haben.
Sie werden als Fremdwörter auch deshalb gerne in der deutschen Sprache verwendet, weil sie einfach und klar, ohne Umschweife, den Umstand
oder Vorgang zu beschreiben verstehen, den sie tatsächlich meinen, nämlich: zu einem Ziel gelangen, beziehungsweise großen beruflichen Erfolg
haben.
Ich habe diese kurze sprachliche Betrachtung deshalb ganz bewusst an
den Anfang meines Referates gestellt zum einen, weil gerade durch diese
beiden französischen Begriffe wie durch keine anderen genau das zum
Ausdruck kommt, was die eigentliche Sache dieser Arbeit ist, nämlich zu
zeigen, wie der Acberner Bürgersohn Franz lgnaz Derendinger um die
Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert durch seinen Fleiß, durch sein Können, durch seine Menschenfreundlichkeit, aber auch mit etwas Glück zu
großen beruflichen und persönlichen Erfolgen gekommen ist, zum anderen, weil auf diese Weise, wenn auch nur auf zwei Vokabeln begrenzt, sowohl die geistige Durchdringung als auch die von jeher bestehende Verbindung zwischen den Landschaften und Menschen diesseits und jenseits des
Rheins, in Baden und im Elsass, auch sprachlich zumindest angedeutet
werden kann.
In großen Zügen ist der Gang der alemannischen Besiedlung der Nordostschweiz
aus der bereits bestehenden Literatur bekannt. Wenn daher versucht
werden soll, im Folgenden diesen Vorgang nochmals zu schildern, hat
dies verschiedene Gründe.
Zusammen mit der Verarbeitung der vorhandenen Literatur möchten wir
von der geographischen Seite her und unter Berücksichtigung der geographischen
Faktoren zur Lösung der zahlreichen Probleme beitragen, die sich in
einer alten Kulturlandschaft ergeben. Das Studium der Entwicklung der
Kulturfandschaft ist eine der vornehmsten Aufgaben der Geographie. Sie hat
sich dabei auf die Ergebnisse zahlreicher Spezialgebiete zu stützen, die sehr
oft unsicher sind und sich noch häufiger widersprechen. Gleichzeitig wird eine Übersicht über den heutigen Stand der Kenntnisse möglich sein. Andererseits
sind wir uns bewußt, daß auch unsere Darlegungen nicht vollständig sein
können und wohl auch in einzelnen Punkten Widerspruch finden werden.
Wenn aber dadurch die Problematik des alemannischen Siedlungsvorganges
neu ins Blickfeld gerückt wird oder gar Nachbarwissenschaften angeregt
werden, die Verhältnisse genauer abzuklären, ist bereits viel gewonnen.
Die gewaltigen Walmdachhäuser des zentralen schweizerischen Mittellandes
gehören zu den auffälligen und schon früh beachteten bäuerlichen Hausbauten unseres Landes. Verschiedene Merkmale trugen ihnen die bisherigen
Bezeichnungen ein: die äußere Erscheinung ergab den Begriff »Dachhaus
«, das Deckungsmaterial »Strohdachhaus«, »Strohhaus« , eine irrtümlich
angenommene Stammesabhängigkeit »alemannisches Haus«, die wirtschaftlichen
Funktionen den Ausdruck »Ackerbauernhaus«.
Ohne diese Begriffe weiter zu diskutieren, möchten wir versuchen, diese Häuser
in ihrer Hauptkonstruktion abzuklären und so dazu beitragen, das Wesen
des Baues bekanntzumachen. Wir stützen uns vorwiegend auf eingehende technische Unterlagen (vor allem bisher unveröffentlichte Planaufnahmen im »Archiv für Bauernhausforschung« in Basel) und ziehen die bisherige Literatur
in ergänzendem Sinne bei.
In der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrtausends hatte sich im östlichen Alpenraum als Überrest der ehemaligen römischen Provinz Raetia prima ein historischer Raum
herausgebildet, der nach seinem politischen und kirchlichen Zentrum schon im Frühmittelalter Rhetia Curiensis, also Churrätien, genannt wurde. Das Kloster Pfäfers war seit
seiner Gründung in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts darin eingebunden. So belegt
das einzige frühmittelalterliche Besitzverzeichnis eines churrätischen Klosters, der ins
sogenannte Churrätische Reichsgutsurbar integrierte Pfäferserrodel aus der ersten Hälfte
des 9. Jahrhunderts, Klosterbesitz vor allem in Unterrätien, also im St. Galler, Liechtensteiner und Vorarlberger Rheintal, in der Bündner Herrschaft und im Seez- und Walenseetal. Aber auch rheinaufwärts bis in die Foppa und ins Lugnez finden sich Klostergüter, ebenso vereinzelt an der Julier- und an der Splügenroute, Weinberge und anderer
Besitz im ebenfalls churrätischen Vinschgau sowie im ausserrätischen Teil des oberen
Etschtals, aber auch Ferngüter im benachbarten Alemannien bis ins luzernische Weggis
und in den Raum nördlich des Bodensees.
Zur 68. Generalversammlung der deutschen Katholiken, die vom 28. August bis zum 1. September 1929 in Freiburg abgehalten wurde, fanden sich viele hochgestellte Gäste ein; aber keiner stand höher als Eugenio Pacelli, der Apostolische Nuntius (und spätere Papst Pius XII.). Schon am Vormittag des ersten Tages kam er mit dem Schnellzug aus Berlin, wo er seit 1925 residierte, und wurde erst auf dem Bahnhof und dann, nach einer triumphalen Fahrt durch die Stadt, im Münster begrüßt, und dann noch einmal am Abend bei einer Feier in der Schwarzwaldhalle auf dem Messplatz. „In einem mächtigen Sturm begeisterter Begrüßung erhob sich die Versammlung, als Seine Exzellenz der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Eugen Pacelli, der Vertreter des Heiligen Vaters, auf der Tribüne sich zeigte.“ Aber am nächsten Tag, einem Donnerstag, verließ er Freiburg und begab sich auf eine Reise „durch den Schwarzwald an den Bodensee“, von der er am Samstag wieder zurückkehrte. An ihr nahm, außer ihm selber, einer seiner Sekretäre teil, nämlich P. Eduard Gehrmann SVD; außerdem Prälat Ludwig Kaas, Mitglied des Reichstags und Vorsitzender der Zentrumspartei, sowie Domkapitular Conrad Gröber, der die Reise vorbereitet hatte und sie anschließend auch beschrieb.
Für die Badische Heimat hat er zahlreiche Aufsätze verfasst, in den Jahrbüchern »Ekkhart«
1970 sowie 1978 sind seine Schriften verzeichnet, Prof. Dr. Peter Assion (1941–1994) widmete
ihm 1971 die Festschrift »Ländliche Kulturformen im deutschen Südwesten« und verneigte
sich damit vor einem seiner Mentoren: Heiner Heimberger. Als er am 14. Juni 1977 in seinem
Heimatort Adelsheim verstarb, endete mit ihm eine Ära, eine Generation volkskundlicher
Forscher, deren Erlebniswelt noch in der vorindustriell geprägten Provinz, wie in seinem Fall
das Bauland, gründete.
Als jüdischer Industrieller und Politiker verkörperte Walther Rathenau in den Anfangsjahren der Weimarer Republik für die extreme Rechte alles, was sie am „Weimarer System“ verachtete und was es in ihren Augen zu einer „Judenrepublik“ machte. Rathenau habe sich als Leiter der Kriegsrohstoffabteilung bereichert, die Kriegsniederlage bewusst in Kauf genommen, als „Erfüllungspolitiker“ Deutschland den Kriegsgegnern ausgeliefert und plane im Inneren die Errichtung einer „Judenherrschaft“, so der Tenor der Hetzschriften Theodor Fritschs und Alfred Roths. Die rechtsgerichtete Presse und deutschnationale
Reichstagsabgeordnete äußerten sich kaum gemäßigter. In Freikorpskreisen kursierten die Verse: Auch Rathenau, der Walther / erreicht kein hohes Alter. / Knallt ab den Walther Rathenau / die gottverdammte Judensau. Am 24. Juni 1922 setzte die Organisation Consul, der rechtsterroristische Ableger der Marinebrigade Erhardt, diese unverhohlene Morddrohung in die Tat um. Auf dem Weg ins Auswärtige Amt wurde Rathenaus Wagen aus einem anderen Fahrzeug
beschossen und der Reichsaußenminister tödlich getroffen.
Die Nachricht von der Mobilmachung löste in Heidelberg Bestürzung aus: Am 30. Juli 1914 drängten sich die Menschen um die Litfaßsäulen, in den Lebensmittelgeschäften kauften Hausfrauen die Vorräte auf, und vor der städtischen Sparkasse erwarteten aufgeregte Kunden die Auszahlung ihres Ersparten. Wie ein Lauffeuer habe sich die Meldung von der „Mobilisation“ verbreitet, berichteten die „Heidelberger Neuesten Nachrichten“: „Dieses Wort wirkte wie ein Schuß. Man sah, wie Viele vor Schreck erbleichten und vor nervöser Angst erzitterten, hörte die Entsetzensschreie und die laute Verzweiflung von Frauen, war Zeuge von Weinkrämpfen, und der Menschheit ganzer Jammer lud jeden zum Zeugen, der noch ruhig genug war, auf dieser bewegten Szene Zuschauer zu sein. Auf der Hauptstraße rannten die Menschen wild durcheinander.“ Kaum ein Zeitungsbericht dieser Tage schildert so mitteilsam die ängstlichen bis verzweifelten Reaktionen auf den Beginn des Ersten Weltkriegs, stehen doch sonst kollektiver Jubel und patriotische Begeisterungsstürme im Vordergrund. Allein: Der Artikel beschreibt gar nicht die Wirkung der eigentlichen Mobilmachungsnachricht –
die erfolgte nämlich erst am 1. August –, sondern die einer Falschmeldung zwei Tage zuvor. Die Journalisten des „Heidelberger Tageblattes“ waren einer Fehlinformation gefolgt und hatten rasch ein Extrablatt drucken lassen, das eilends in der ganzen Stadt verteilt wurde und jene oben geschilderte Bestürzung auslöste. Wenn nun nach der Verkündung des tatsächlichen Mobilmachungsbefehls in den „Heidelberger Neuesten
Nachrichten“ behauptet wurde, die Bevölkerung habe mit „Ruhe und Entschlossenheit“ auf „dies[e] grandios[e] Tatsache“ reagiert und Angst und Panik keine Erwähnung mehr finden, dann weckt dieser Widerspruch die Aufmerksamkeit des Historikers.
Der folgende Aufsatz eröffnet nicht nur einen Blick auf die Biographie eines Mannes, der in kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen ist und einen im Kaiserreich durchaus nicht selbstverständlichen Aufstieg genommen hat. Er beschreibt auch die besondere Lebenswelt eines Militärarztes im Frieden, nach früher Pensionierung seine Tätigkeit an der Universitätsklinik Heidelberg und schließlich während
des Ersten Weltkriegs seinen Dienst als hiesiger Reservelazarettdirektor an der „Heimatfront“.
Gibt es ein liberales Erbe?
(2010)
Gibt es ein liberales Erbe? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns zunächst darüber verständigen, was wir unter dem liberalen Erbe verstehen wollen. Drei Punkte will ich einleitend nennen: Zum liberalen Erbe gehört 1. eine evangelische Kirche, die ein weites Herz hat. Sie übt keinen Bekenntnis- und Glaubenszwang aus. Sie lässt den Glauben eine innerliche Angelegenheit des einzelnen Menschen sein. Sie wertet die formelle Kirchenmitgliedschaft, die nur anlässlich der Kasualien den Kontakt zur Gemeinde sucht, nicht ab. Sie unterstützt den Gemeindegedanken, will, dass sich die Kirche von unten her bildet, durch das lebendige Engagement ihrer Mitglieder.
Aktuelle Vorkommen der Arten Orobanche alba, O. alsatica, O. amethystea, O. arenaria, O. caryophyllacea,
O. elatior, O. lutea, O. minor, O. picridis und O. teucrii
im nördlichen Oberrhein-Tiefland und im westlichen
Kraichgau werden dargestellt. Die 2011 erhobenen
Populationsdaten werden denen des Jahres 2012 gegenübergestellt. Näher eingegangen wird auf die Vergesellschaftung der Orobanche-Arten und den Einfluss
des Witterungsverlaufs im Frühjahr auf die Keimung
der Samen. Erklärungsmöglichkeiten für zahlreiche
Neufunde im Untersuchungsgebiet werden gegeben.
Wer heutigentags von Besancon aus das malerische Tal des Doubs hinauffährt
und dann bei Voujeaucourt den Fluß verläßt, um in das flache
Mömpelgarder Hügelland einzubiegen, wird rasch gewahr, daß sich nicht nur
die natürliche Landschaft ändert. Auch die Kulturlandschaft zeigt fast unvermittelt
ein anderes Gesicht. Wenn eben in Burgund noch altertümliche Städtchen,
stille Dörfer, zerfallende Burgruinen den Weg säumten, so drängen sich
jetzt die größer gewordenen Siedlungen dicht an dicht. Kaum kann man zuweilen
unterscheiden, wo die eine endet, die andere beginnt. [...] Das Mömpelgarder Land ist im Lauf der letzten hundert Jahre einer der bedeutendsten
Industriebezirke Ostfrankreichs geworden. Inmitten all des
Neuen, vielfach rasch und unorganisch Gewachsenen, unter der Masse der von
auswärts zugezogenen Arbeiterbevölkerung, fällt es heute nicht leicht, die
geschichtliche Eigenart dieser Landschaft und ihrer eingesessenen Bewohner
aufzuspüren.
Während der NS-Herrschaft konnte der Heidelberger Rechtsphilosoph einen freundschaftlichen Gedankenaustausch mit dem Kunsthistoriker Gustav Friedrich Hartlaub pflegen. In den schweren Jahren der geistigen Verbannung war diese Freundschaft für den musischen Rechtsdenker eine wichtige Inspirationsquelle. Bislang hat diese Verbindung aber noch keine gebührende Beachtung in der Forschungsliteratur gefunden, daher zeichnet der Beitrag die Entwicklung der Freundschaftsbeziehung nach.
Vom Odenwald liegen bislang kaum quartärbotanische Befunde vor, denn Moore sind dort äußerst selten. Die vorliegende
Untersuchung bringt pollen- und makrofossilanalytische Befunde von drei kleinen Vermoorungen aus dem westlichen
Randgebiet des Hinteren (des Sandstein-)Odenwalds aus Höhen von 400 bis 500 m ü. NN. Ein weiteres, in der Nähe gelegenes, schon vor Jahren beschriebenes Moor von sehr ähnlichem Charakter und ähnlicher Entstehung, das Rote Wasser, wird teilweise nochmals mit berücksichtigt. In zweien der Moore wurden die obersten Schichten des Liegenden, im wesentlichen Feinsand, noch miterfasst. In einem Fall ergaben sich darin frühpostglaziale Pollenspektren, im anderen solche des wohl frühen Atlantikums, jedoch waren ihnen durchweg wesentlich jüngere Pollenanteile beigemischt, in äußerst geringen Mengen, oft 0,1 %, vermutlich Ergebnis junger Umlagerungs- oder Einschwemmungsvorgänge; anderweitige Verunreinigungen waren aber auch nicht mit Sicherheit auszuschließen. Bei den untersuchten Moorbildungen handelt es sich um örtlich sehr eng begrenzte Torfablagerungen in kleinen Mulden am Hangfuß, in kaum abfallenden Strecken schmaler
Bachtäler oder in Hangmulden, wo Abflüsse eines nicht zu kleinen Einzugsgebiets Zusammenkommen. Nach den pollenanalytischen Befunden hat dort die Torfablagerung erst in recht junger Zeit begonnen, denn von Anfang an waren in den Torfprofilen regelmäßig “Kulturzeiger”, darunter auch Getreide, vertreten. Auch Walnuss und Esskastanie fanden sich immer wieder. Da mit Besiedlungsspuren im Odenwald nicht vor dem 13. nachchristlichen Jahrhundert zu rechnen ist, ergibt
sich daraus eine, wenn auch nur grobe, Datierung für den Beginn der Moorbildungen und zugleich auch ein Hinweis auf
mögliche Ursachen dafür: Die im Spätmittelalter beginnende Auflichtung der Wälder, z. B. durch Waldweide, vielleicht auch
durch Holznutzung, mag im Wald zu einer spürbaren Verringerung der Niederschlagsinterzeption und damit zur Vermehrung der oberflächlichen oder oberflächennahen Abflüsse geführt haben. Für einen aufgelichteten, weil durch anthropogene Einflüsse gestörten Wald sprechen im übrigen auch die regelmäßigen mineralischen Beimengungen der abgelagerten
Torfe. Die jährliche Torfablagerungsrate mag dabei, grob gerechnet, 1 - 2 mm/Jahr betragen haben, das folgt nicht nur aus
der Mächtigkeit der insgesamt abgelagerten Torfe, sondern auch aus der Tiefenlage der ersten Buchweizen-Pollenkörner,
die frühestens aus der Zeit um 1600 stammen können. Schon vorher scheint es zu einer gewissen Bodenverarmung gekommen zu sein, die sich in den Pollendiagrammen in einem starkem Anstieg der Birkenkurve äußert. Die Pflanzendecke scheint im Bereich der Vermoorungen, nach den ermittelten Makrofossilien zu urteilen, während der Torfablagerungszeit arm an eigentlichen Moorpflanzen gewesen zu sein; die Hauptrolle spielen unter den Pflanzenresten in größeren Profilteilen die Samen von Juncus-Arten. Lediglich in den jüngsten Phasen der Moorbildung ist es, bei zunehmender (ob auch nutzungsbedingter?) Verarmung der ohnehin basenarmen Buntsandsteinböden, zur Ansiedlung von Moor-Sphagnen und anderen Moorpflanzen gekommen. Das geht aus den, durch örtliche Pollenbefunde ergänzten, Makrofossil-Tabellen hervor, die in extenso wiedergegeben werden.
Eine spätantike, vergoldete Silberfibel, sowie früh- und hochmittelalterliche Funde aus Walldorf
(2002)
Seit dem Jahr 1997 sind Dank der vielfachen Unterstützung der Stadtverwaltung Walldorf systematische archäologische Untersuchungen von Baumaßnahmen im alten Ortskern möglich. In den wenigen Jahren konnten in 11 Einsätzen viele Befunde dokumentiert und umfangreiche Funde geborgen werden, die ein ganz neues Licht auf die Ortsgeschichte werfen'.
Urkundlich wird Walldorf als Waltorf das erste Mal am 20. Oktober 770 im Lorscher Codex erwähnt'. Im frühen 20. Jh. gefundene merowingische Gräber zeigten aber schon seit langem an, dass der Beginn der Siedlung mindestens bis in das 7. Jh.
zurückreicht. Eine 1998 durchgeführte Notbergung am Schlossweg erbrachte sogar einen Steinbrunnen mit Funden des 6. Jh., so dass von einer frühmerowingischen Aufsiedlung auszugehen ist. Im Januar 2002 konnte dann in einer Baugrube in der
Goethestraße als sensationeller Einzelfund eine Fibel des mittleren 5. Jh. geborgen werden, der als Auslöser für die hier vorgelegte Arbeit wirkte.
In den Jahren 1971 bis 1975 wurde am südöstlichen Rand von Eschelbronn vom Referat für Archäologie des Mittelalters an der Außenstelle Karlsruhe des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg die ehemalige Burg archäologisch erforscht, bevor
sie einem Freizeitzentrum weichen musste. Die Ergebnisse liegen seit 1996 teilweise publiziert vor. Leider war es im Rahmen dieser als Dissertation erstellten Grabungsauswertung nicht möglich, auch das umfangreiche Fundmaterial seiner Bedeutung entsprechend zu bearbeiten. Vor der Überführung der bislang in Karlsruhe magazinierten Funde in das Zentrale Archäologische Fundarchiv des Landes Baden-Württemberg in Rastatt wird daher wenigstens eine intensive Durchsicht des Eschelbronner Bestandes angestrebt. Im Zuge dieser noch andauernden Sichtung kam ein höchst bemerkenswertes Fragment zum Vorschein, das an dieser Stelle bekannt gemacht werden soll.
Bei Grabungen der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit werden in der
Regel große Mengen von Keramikfunden zu Tage gefördert. Unter der Masse des
schon Bekannten „verbergen" sich aber auch immer wieder besondere Formen. In
Bruchsal handelt es sich bei den hier vorzustellenden um Relikte von spätmittelalterlichen
bzw renaissancezeitlichen Gefäßen des Hygienebereiches (Gießgefäße
und Auffangbecken für das Handwaschwasser).
Sie wurden bei Grabungen entdeckt, die das damalige Referat 115 des Landesamtes
für Denkmalpflege am Regierungspräsidium Stuttgart (heute Referat 85) und das
damalige Referat 25 (Archäologische Denkmalpflege) des Regierungspräsidiums
Karlsruhe (heute Referat 26) im Jahre 2008 gemeinsam durchführten. Anlass war
die geplante Überbauung eines 4500 m2 großen Areals durch ein Einzelhandelszentrum
südlich der Liebfrauenkirche. Die Bedeutung der in den letzten Jahrzehnten
als Markt- und Parkplatz genutzten Kriegsbrache (Areal John-Bopp-/Blumenstraße)
liegt darin begründet, dass hier - neben anderen Stellen im Stadtbereich - der
Standort des zwischen 976 und 1067 mehrfach in den schriftlichen Quellen erwähnten
ottonischen und salischen Königshofes vermutet wird.
Es traten bis zum Abschluss der Sichtung der Eschelbronner Fundbestände weitere wichtige Stücke zu Tage. Bevor diese, für
die Frühzeit des Platzes bedeutsamen Zeugnisse jedoch näher betrachtet werden, ist ein kurzer Nachtrag zu den Bratspießhaltern nötig. Unabhängig vom Verfasser beschäftigte sich kürzlich auch W. Endres mit diesen Objekten und konnte 22 Exemplare, vornehmlich aus Regensburg, der Oberpfalz und Niederbayern zusammentragen, ergänzt um vereinzelte Hinweise auf einschlägige Funde aus Sachsen (Freiberg) und Mecklenburg-Vorpommern (Stralsund). Bezüglich der noch immer unsicheren Datierung könnte ein Neufund aus Sindelfingen weiterhelfen. Wenn es sich wirklich um einen Bratspießhalter handelt, so ist die Existenz derartiger Gerätschaften spätestens in der 1. Hälfte 12. Jh. gesichert.
Vorab sind Einschränkungen zu formulieren, die auch im Titel bereits anklingen. Den nachfolgenden Ausführungen liegt die Durchsicht von etwa 700 Scherben zu Grunde. Nach den Angaben von M. Delor in einem Vortrag vom 6. Juni des Jahres 1997 (M. Delor, Auswertung der Funde und Befunde der Burg Bretten. Eine salische Burganlage 1030 bis 1330) muß es aber, einer groben Schätzung seiner Diagramme nach, etwa die zehnfache Menge gegeben haben. Selbst wenn es sich bei den „fehlenden“ mehreren Tausend Fragmenten hauptsächlich um unverzierte Wand- und um Bodenscherben gehandelt haben dürfte, ist ihre Kenntnis zur endgültigen Einordnung des Fundortes „Burgwäldchen“ unerlässlich. Es ist nämlich gut
möglich, das sich unter ihnen noch aussagekräftige Scherben von importierten Fremdwaren oder nicht erkannte Bruchstücke von anscheinend nicht vorhandenen Gefäßformen verbergen. Weiter unten wird auch bei den Metallfunden nochmals die Rede sein von einer erheblichen Diskrepanz zwischen den mir vorliegenden und 1997 von R. Delor erwähnten bzw. fallweise
sogar abgebildeten Objekten.
Untrennbar mit der Geschichte des Rastatter Residenzschlosses verbunden ist die historische Vergangenheit der Jagd- und Lustschlösser, die der Türkenlouis und seine Gemahlin in der wildreichen Ebene um Rastatt haben erbauen lassen. Die Jagd war nicht nur für die Markgrafen von Baden-Baden fester Bestandteil des höfischen Lebens. Als ausschließlich dem Adel vorbehaltene Beschäftigung diente sie vor allem der Repräsentation fürstlicher Ansprüche. Am eindringlichsten spiegelt sich dies am Bau des Jagdschlosses wider, der dem Rastatter Residenzbau vorausgegangen war. Denn vor dem Entschluß zum Bau einer neuen Residenz wollte Markgraf Ludwig Wilhelm ein Jagdschloß in der heimatlichen Markgrafschaft errichten.
Die „Mineralquelle Kappel" ist ein frei auslaufender, artesisch gespannter Grundwasseraustritt aus einer 58 m tiefen Bohrung, die im Jahr 1970 zur Erschließung von Grundwasser im Buntsandstein abgeteuft wurde. Das Grundwasser ist relativ hoch mineralisiert. Die Summe der gelösten Feststoffe beträgt knapp über 1000 mg/l. Hauptinhaltsstoffe sind Calcium, Magnesium, Sulfat und Hydrogenkarbonat. Mineralstoffreiche Grundwässer im Buntsandstein treten auf der Ostabdachung des Schwarzwaldes vor allem dort auf, wo eine Überdeckung mit Muschelkalk besteht. Das Sulfat im Wasser der „Mineralquelle Kappel" entstammt vermutlich dem auf der gegenüberliegenden Talseite ausstreichenden Mittleren Muschelkalk, der Gips und Anhydrit führt. Isotopenhydrologischen und spurengasspezifischen Untersuchungen zu folge zeichnet sich das artesisch auslaufende Grundwasser durch hohe Grundwasserverweilzeiten mit zwei Komponenten aus. Die jüngere Komponente weist eine mittlere Verweilzeit von etwa 20-30 Jahren auf, die ältere besteht aus einer mehr als 50 Jahre alten Komponente. Lange Grundwasseraufenthaltszeiten sowie eine gute Vermischung im Untergrund konnten durch regelmäßige Überwachungen der elektrischen Leitfähigkeit, Temperatur und der Sauerstoff-18-Gehalte am Grundwasser der „Mineralquelle Kappel" bestätigt werden. Sie weisen auf ein praktisch stagnierendes Grundwassersystem hin, das durch die Bohrung einen künstlichen Auslass erhalten hat und dadurch zu einem Fließsystem wurde.
40 Jahre Öko-Institut
(2018)
In dem Artikel wird die Entwicklung des Öko-Instituts beschrieben, das im letzten Jahr sein 40. Jubiläum feierte. Anlass für die Gründung des gemeinnützigen Instituts waren die Auseinandersetzungen um das geplante Atomkraftwerk Wyhl. Das Öko-Institut hat sich vom umstrittenen Außenseiter-Institut zu einem der weltweiten Think Tanks im Bereich Umwelt
und Klimaschutz entwickelt, parallel zu den Änderungen in der Umweltbewegung und Umweltpolitik und auch der Green City Freiburg.
The oligochaetes Dendrodrilus rubidus (intestine/chloragog), Cognettia sphagnetorum (whole specimens), and the gastropod
Arion subfuscus (midgut gland) collected in the Egge Mountains (North Rhine-Westphalia, Germany) accumulated cadmium
(Cd) above the level of that soil horizon they preferably live in. Cd was also detected in the fat body and ovarioles of several
carabid species (Carabus problematicus, Abax parallelipipedus, Pterostichus oblongopunctatus). Seasonal variations were
apparently dependent on the activity and reproduction of the species investigated. In some tissues of field collected Carabus problematicus (intestine, fat body, ovarioles) and of experimentally Cd-stressed Lumbricus terrestris (intestine/chloragog), Enchytraeus albidus (whole specimens), Arion subfuscus (midgut gland), but also in control tissues metallothioneins (MTs) could be detected. These proteins had a low molecular mass (6 to 11 kDa), a high Cd-binding capacity, a considerable amount of cysteine and a higher extinction at 254 nm compared to 280 nm. Cd-stress induced an additional synthesis of these proteins, which was roughly estimated using the cysteine content of the crude MT-fraction.