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Im November 1459 reiste Markgraf Karl I. von Baden nach Mantua in Italien zu Papst Pius II. Er war im Auftrag seines Schwagers, des Kaisers Friedrich III., unterwegs, benutzte aber die Gelegenheit dieser Reise, um auch in eigener Sache tätig zu werden. Er beantragte und erhielt die Genehmigung, in seiner Stadt Pforzheim eine Universität zu errichten und zuvor die Stadtkirchen in Pforzheim und Ettlingen in Kollegiatstifte umzuwandeln. Die Stiftskirchen wurden tatsächlich eingerichtet. In Pforzheim allein wurden dadurch 24 Personalstellen geschaffen, aus denen man die Universitätslehrer besolden konnte. Dies war eine übliche Finanzierungsmethode und wurde auch später nach der Reformation noch ähnlich gehandhabt. Der Schulrektor Johannes Sturm im evangelischen Straßburg, von dem nachher noch die Rede sein wird, war Kanonikus der Kirche St. Thomas. Der badische Markgraf hatte also zeitgemäß für seine Universität vorgesorgt, aber leider waren schon von 1462 an die eingerichteten Pfründen nicht mehr bezahlbar. Denn die militärische Niederlage bei Seckenheim gegen den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zog eine finanzielle Katastrophe für das kleine Land nach sich. Pforzheim hätte beinahe vor Tübingen (1477) und Wittenberg (1502) eine Universität in seinen Mauern gesehen.
Unter den 80.000 Badenern, die nach Niederschlagung der badischen Revolution in die USA auswanderten, waren acht Haslacher, die 1849 und 1850 nach Amerika gingen, weil sie die politischen Verhältnisse daheim als unerträglich empfanden. Mit Recht stellte Heinrich Hansjakob fest: „Die Revolution hat manche von Hasle nach der neuen Welt getrieben, die einen aus Furcht, die anderen, weil die Freiheit ihren Tod gefunden." Es waren dies der Seifensieder Ignaz Fritz, der Nagelschmied Franz Xaver Bührer, der Metzger Josef Geiger, der Bäcker Arbogast Fackler, der Färber Bernhard Hansjakob, der Bäcker Fidel Hansjakob (beides Vettern von Heinrich Hansjakob), der Drechsler Georg Baumgart sowie der Arzt Dr. Magnus Brucker.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das Schwarzwälder Benediktinerkloster St. Blasien mehrfach von aufständischen Bauern angegriffen. Die um ihr Recht und um Freiheit kämpfenden Männer haben die Gebäude der Mönche in Brand gesetzt, das wertvolle Mobiliar und ein Teil der Sammlungen, wie die Bibliothek, zerstört. Auch wütete zu jener Zeit im Schwarzwald die Pest, viele Menschen dieser Region sind an dieser ansteckenden Krankheit gestorben. Unter den Opfern waren einige Klosterangehörige. In dieser schweren Zeit hat das Konvent den bisherigen Großkeller Pater Caspar Müller zum Klostervorsteher gewählt und dem noch jungen Angehörigen der Gemeinschaft ein große Verantwortung auferlegt.
Zum letzten Mal gibt es in der Carolinea einen Beitrag der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege (BNL) Karlsruhe, in dem von dieser Fachbehörde über die Arbeit der Naturschutzverwaltung im Regierungsbezirk Karlsruhe berichtet wird. Seit genau 50 Jahren gibt es diese höhere Fachbehörde für Naturschutz - als Nachfolge-Institution der Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungsbezirk Karlsruhe, damals Nordbaden (Wolf 1997). Seit Beginn ihres Bestehens war sie Mit-Herausgeberin der „Beiträge zur naturkundlichen Forschung“, die später in „Carolinea“ umbenannt wurden. Damit war sie auch in dieser Hinsicht Nachfolgerin der vormaligen Landesstelle. Im Band XIII der „Beiträge“ von 1954, dem ersten Band mit einer Veröffentlichung der neu gegründeten Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Nordbaden, stellt dies E. Oberdörfer dar, der zu dieser Zeit in Personalunion Leiter der BNL und Leiter der Landessammlungen für Naturkunde war (Oberdörfer 1954). In seinem Beitrag berichtet er über die Fortschritte bei der Ausweisung von
Schutzgebieten in Nordbaden. Dies war der Anfang einer Tradition, die bis heute fortgeführt wird.
Das südbadische Freiburg war für das Logenwesen in Deutschland durch seine humanitär ausgerichtete, heute erneut unter der Bezeichnung „Zur edlen Aussicht" arbeitende Bauhütte bereits im 19. Jahrhundert progressiv wegweisend. Darüber hinaus bis heute aufgrund seiner geographischen Lage mit einfachem freimaurerischen Zugang nach der Schweiz und Frankreich
Anlaufpunkt reisender Angehöriger der verschiedensten Obedienzen.
Der Engel in Horben
(2004)
Trotz der vorgeschrittenen Demontage lässt sich noch erahnen, dass hinter den mächtigen Mauern einmal ein stolzer Gasthof gestanden haben muss - nicht zuletzt hat der Charakter des Hauses den Widrigkeiten des Abrisses so lange standgehalten. Das große Haus im typischen Schwarzwaldstil erinnert noch an den Glanz vergangener Tage. Auf der sieben Kilometer südlich von Freiburg gelegenen Hochfläche bietet sich derzeit noch der idyllisch anmutende Ortsteil Langackern inmitten einer herrlichen Schwarzwaldlandschaft dar. Die Dorfgeschichte scheint hier stehen geblieben zu sein, denn vieles lässt eine liebenswerte Tradition vermuten - war es doch im Besonderen der Engel, der die Abläufe im Dorf sowie die Dorfgeschichte wesentlich geprägt hat. Wie so manchem Traditionsgasthof der Region sind dem Engel die große Grundstücksfläche im Innerortsbereich, eine landschaftlich exponierte Lage sowie hohe Grundstückspreise zum Verhängnis geworden.
Am 1. Juni 2003 setzte er zuversichtlich den Schritt
ins 93. Lebensjahr: Rudolf Heck, unser langjähriges Vereinsmitglied. Er ist vielleicht nicht mehr
ganz so vital wie in den Jahren, als der passionierte
Bergsteiger, Mitglied des Alpenvereins, noch im
Hochgebirge unterwegs war und von weit oben auf
zerklüftete Berglandschaften oder in idyllische
Täler blickte. Aber ein Stubenhocker ist Rudolf
Heck nie geworden. Das hat er bei Exkursionen
und Besichtigungen des Geschichts- und Heimatvereins immer wieder unter Beweis gestellt. Und
wenn's nicht gar so anstrengend ist, dann ist er auch
noch dabei wenn es darum geht, Neues kennen zu
lernen oder etwas Vertrautes wieder zu besuchen.
Von seinen zahlreichen Touren hat er viele wertvolle Erinnerungen mitgebracht. Eindrücke, die ihn
angesprochen und sich ihm besonders eingeprägt
haben, wurden auf Papier oder Malkarton „konserviert". Wer Rudolf Heck einmal zu Hause besucht,
glaubt, in eine Gemäldegalerie zu kommen.
Die Darstellung der Herrschaft Schramberg auf der Pürschgerichtskarte des David Rötlin von 1564
(2004)
Die Herrschaft Schramberg, um die Zeit der Herstellung der Pürschgerichtskarte im Besitz des Rochus Merz von Staffelfelden und - nach dessen Tod - seiner Frau Anne Mertzin, bestand aus den Ämtern Schramberg mit Sulgen, Aichhalden, Mariazell, Tennenbronn und Lauterbach. Tennenbronn gehörte allerdings nur teilweise zu Schramberg, teils zu Württemberg, das sich auch das Patronatsrecht über die Kirche in Tennenbronn sichern konnte.
Der Schwetzinger Garten ist für Besucher aus der Umgebung heute wie vor 250 Jahren ein Refugium, ein Ort an dem man Erholung findet und stetig den Wechsel der Jahreszeiten miterlebt. Für Reisende aus dem In- und Ausland ist er das vielgerühmte Ziel eines oft einmaligen, unvergesslichen Besuchs. Die Bedeutung der Gartenanlagen als herausragende
Sehenswürdigkeit der ehemaligen Kurpfalz bzw. des späteren Badens hebt bereits der Gartendirektor Zeyher in seinem 1809 erschienenen Werk „Schwetzingen und seine Gartenanlagen" hervor: ,,Kein Reisender von Auszeichnung segelte durch die Gegend, ohne in Schwetzingen Anker zu werfen; fast alle Fürsten, Großen, fast alle berühmten Männer stroemten nach diesem deutschen Versailles, St. Cloud, Aranjuez oder wie man diesen merkwürdigen Ort sonst nennen mag."
Während zweier Exkursionen zum Kaiserstuhl in Baden-Württemberg in den Jahren 2001 und 2002 wurden 160 Microlepidoptera-Arten nachgewiesen. Darunter sind Agonopterix oinochroa (Turati, 1879), die erstmalig aus Deutschland sowie die folgenden sieben Arten, die erstmalig aus Baden-Württemberg bekannt werden: Elachista coeneni Traugott-Olsen,
1985, Monochroa servella (Zeller, 1839), Helcystogramma lutatella (Herrich-Schäffer, 1854), Epinotia kochiana (Herrich-Schäffer, 1851), Epiblema confusana (Herrich-Schäffer, 1851) und Pammene albuginana (Guenee, 1845). 48 weitere Arten werden mindestens seit 1981 erstmalig wieder (= aktuell) für Baden-Württemberg nachgewiesen.
André Weckmann ist am 30. November 1924 in Steinburg im Zorntal bei Zabern/Saverne geboren. Seine Eltern, einfach und bescheiden und katholisch, betrieben dort die „Dorfwirtschaft''; in der Familie und mit den Gästen redeten sie ganz natürlich ihren traditionellen Dialekt. Im elterlichen Wirtshaus bekam so der kleine André vielerlei Varianten der heimischen elsässischen Mundart zu hören. Und der Junge war sehr aufmerksam, hatte beste Sensoren für die Kraft, die Vielfalt, den Reichtum seiner
alemannischen Muttersprache.
Der Verfasser des Beitrags ist Schweizer und in Zürich
als Historiker tätig, gleichzeitig aber über seine in
Pfajfenweiler geborene und in Villingen aufgewachsene Mutter Roswitha Sieber-Kunz (1934-1986), die
1953 in die Schweiz auswanderte, Villingen eng verbunden. Umgekehrt will es die Ironie der Geschichte,
dass sein direkter Vorjahre Kaspar Kunz (1645-
1711) im Jahr 1680 aus Gossau im Zürcher Oberland in den Schwarzwald (Schenkenzell) auswanderte und zum katholischen Glauben konvertierte.
Der zweite Teil des Beitrags „ Vom Franziskaner
Mönch zum Buchdrucker, vom Villinger zum
Züricher: Balthasar Maler (um 1485?-1585) und
seine Familie" wird aus Platzgründen im Jahresheft
2004-2005 abgedruckt.
Ortsnamen, die Namen von Flüssen und Bergen vor allem, führen uns oft zurück in eine alte Vergangenheit. So auch im benachbarten Elsaß], wo - natürlich(?) - unzählige Orte noch immer ihren alten germanischen Namen tragen, wo Flurnamen, die Namen von Feldern, Äckern, Wälder, Hügeln „althergebrachte" Geschichte verständlich machen. Noch im 18. Jahrhundert, als das Elsaß politisch französisch geworden war, blieben die alten Ortsnamen erhalten. Eine seltene Ausnahme: La Petite Pierre für Lützelstein - oder das offiziell geduldete nebeneinander von Namen größerer Städte wie Straßburg und Strasbourg, Zabern und Saverne. Aber alte Straßennamen bleiben auch in Strasbourg erhalten: Ankergass, Spiegelgass ... Vereinzelt tauchen zweisprachige Ladenschilder auf wie in der „Goldschmiedgass" (1739).
Die Vettersammlung war einst eine vermögende Gemeinschaft, die durch die Gunst vieler Wohltäter einen bedeutenden Platz unter den Frauengemeinschaften einnahm. Sie stand jahrhundertelang unter der Augustinus-Regel, war bis 1730 der 3. dominikanischen Regel unterstellt und gehörte zu den Bußschwestern des hl. Dominicus. Durch kluge Verwaltung hatten sie Ländereien und Einnahmen durch Handarbeiten. Das eigentliche Postulat der Sammlung und später des Ordens war das tägliche Gebet für alle Menschen, was auch als Zeichen der Nächstenliebe gewertet werden muss. Von dem einstmals sicher reichen Material an Urkunden, Chroniken und sonstigen Aufzeichnungen existieren außer den Urkunden nur noch wenige Zeugnisse. Ihre eigentliche Aufgabe war für die Menschen zu beten, wie es sehr deutlich aus den Aufzeichnungen des Jahrzeitenbuches hervorgeht.
Zu den herausragenden Figuren der Villinger
Lokalhistorie und der Regionalgeschichte des heutigen Schwarzwald-Baar-Kreises muss der Sankt
Georgener Benediktinerabt Georg II. Gaisser
gezählt werden. Dieser Rang gebührt ihm nicht in
erster Linie wegen seines ordenspolitischen
Engagements während des Dreißigjährigen Krieges
oder wegen seiner Bemühungen um eine Reform
des von ihm geleiteten Klosters, sondern aufgrund
der Tagebücher, deren Anfertigung er 1621 begann
und erst knapp vor seinem Tod 1655 abbrach. Es
handelt sich dabei in einer an Selbstzeugnissen eher
armen Epoche um eine außergewöhnlich umfangreiche und aussagekräftige, über die Grenzen
Südwestdeutschlands hinaus bedeutsame autobiographische Quelle, die auf Tausenden von Seiten
vorwiegend in lateinischer, gelegentlich auch in
deutscher Sprache die Wahrnehmung, Deutung
und Bewältigung der Konflikte des Konfessionellen
Zeitalters durch einen katholischen Geistlichen
dokumentiert.'
Im Protokoll des Schwenninger Kirchenkonvents
findet sich unter dem Datum des 6. Januar 1670
die folgende Eintragung:
Klag.
Verena Jerg Müllers fraw solle ihr kindt
nach Villingen zue den nonnen getragen haben
weilen es ein Je(r)ma[lichs] kindtlin seie.
Verantwortung
Gestehts, allein Viel weiber habens ihr gerathen,
Undt habe sie sich ihres kindts erbarmet; Sie wolle
es nimmer thun, Sie habe nit gewust, daß es so Viel
auff sich habe.
Wie lassen sich die Bürgerbücher[1] in das Verständnis unserer Zeit übertragen? Was und wer ist ein
Bürger? Wem gehört z.B. ein Haus? Kaum zu glauben, dass beispielhaft in den zwei nachstehenden
lapidaren Eintragungsformulierungen der Schlüssel
zu einer Fülle spannender Informationen steckt:
„ltem, Johans Loseli ist burger an sinem halben
hus, waz Dietmars, wider Regelins hus" (Ebenso,
Johann Loseli ist Bürger an seinem Haus geworden,
das dem Dietmar gehört hatte, gegenüber dem
Haus des Regelin)
„ltem, Anna, relicta Hainrich Murers, ist burgerin
an irem halben huse, an dem tail wider der Glungginen
huse in brunnen-gassen"2 (Ebenso, Anna,
Witwe des Hainrich Murer, ist Bürgerin an ihrem
Haus geworden, das mit seiner Seite dem Haus der Glunggin in der Brunnengasse gegenüberliegt).
Dass mitten im Villinger Rietviertel in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhundert
legendäre Straßenmotorräder gebaut wurden, ist
heute nur noch wenigen bekannt. Johann Götz
unterhielt in der Färberstraße im heutigen
Gebäude des Spielsalons Tip Top eine Werkstätte,
mit der er vom Kapellenweg am Villinger
Kneippbad in die Innenstadt umgesiedelt war. Es
waren wirtschaftlich schwierige Zeiten, aber vor
allem eine Ära, in der die Mobilität die Menschen
faszinierte. Seit 1873 war die Schwarzwaldbahn in
Betrieb, Motorräder gehörten zu den weiteren
Fortbewegungsmitteln der ersten Stunde. Die
Industrialisierung drückte den Städten ihren ehernen Stempel auf. Die Villinger selbst lernten beispielsweise mit dem Aufstieg der SABA Licht- und
Schattenseiten der neuen Ära kennen. Genau von
dort kam Johann Götz, Mitte der zwanziger Jahre
machte sich der Meister im Zuge der Weltwirtschaftskrise selbstständig.
Im Jahr 2004 sind 300 Jahre vergangen nach der
Tallard'schen Belagerung, die vom 16. bis 22. Juli
1704 die Stadt Villingen in höchste Gefahr brachte, aus der sich die Villinger gerettet sahen, durch
die Fürbitten der Gottesmutter Maria und durch
den Schutz des Nägelinkreuzes. Beim diesjährigen
Bittamt vor der Lorettokapelle, zu dem sich zahlreiche Gläubige aus allen Pfarrgemeinden versammelt hatten, hielt Dekan Müller eine Predigt, in
der er auf das kommende Jubiläum und auf die
historische Bedeutung der Kapelle einging. Er
nannte es einen klugen und weitsichtigen Gedanken, dass die Stadtväter bei der Festlegung des
Bebauungsplanes für die Hammerhalde, der nun
die einst einsam gelegene Kapelle ganz in die
Wohnbebauung einschließt, mit der Benennung
der Straßen die Kapelle gleichsam mit einer
Ehrenwache umgeben hätten. Wegen des nahen
Waldes hätte man Tannenstrasse wählen können,
Steinpilzallee oder Heidelbeerweg. Es kam anders
und besser. Er führte aus: Die Waffen ruhen, der
Spanische Erbfolgekrieg ist längst vorbei aber der
einstigen Kombattanten begegnen uns auf den
Straßenschildern und in der Postanschrift unserer
Zeitgenossen:
Auch nach 1933 war, wenigstens in Deutschland, nichts mehr so, wie es vorher gewesen war. Zahllose Lebensläufe, auch
bisher geradlinige, bogen plötzlich in andere Richtungen ab, brachen ab, verloren sich im Ungefähren und, im Ungewissen. Menschen tauchten unter, oder auch erst auf. Das Leben ging zwar weiter, aber wie?