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Stadtarchäologie bewegt sich nicht im „luftleeren Raum", vielmehr entwickelt sie
ihre Fragestellungen vor dem Hintergrund sowohl der jeweiligen Ortsgeschichte
und Chorologie als auch überregional wirksamer historischer Vorgänge. Da Darstellungen
der Stadtgeschichte unter dem Aspekt der räumlichen Entwicklung
Sinsheims im Mittelalter bislang nur in knapper Form oder an entlegener Stelle
vorliegen, sei der Abhandlung der Grabungsresultate des Jahres 2004 eine entsprechende
Zusammenfassung vorangestellt. Zugleich sind daraus künftige Aufgaben
der Stadtarchäologie in Sinsheim abzuleiten.
Wenn in diesem Kraichgauband Pfarrer Manfred Tschacher über wichtige neue Erkenntnisse zur neuzeitlichen Geschichte der Kirchenbaulichkeiten in Mühlhausen bei Wiesloch referiert, so sei quasi als Einführung eine kurze Übersicht der mittelalterlichen Entwicklung des Dorfes und der kirchlichen Zusammenhänge geboten. Gegenüber dem Wissensstand von vor einigen Jahrzehnten können tatsächlich Fortschritte vermeldet werden: Im Januar 2004 wurde erstmals eine archäologische
Notbergung im Ort durchgeführt, die hoch interessante Funde erbrachte und bei deren Dokumentationsvorlage für das Landesdenkmalamt und die Gemeinde auch die vom Autor seit über 20 Jahren gesammelten archivalischen Nachrichten auf einen aktuellen Stand gebracht werden mussten. Bisher konnten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts etwa 100 urkundliche Nennungen des Ortes aufgefunden werden; fast ebensoviele Nachrichten gibt es über Adlige namens v. Mühlhausen, von denen aber etwa zwei Drittel nicht aus dem Mühlhausen bei Wiesloch stammen.
Im frühen 13. Jahrhundert wird der Turm der heutigen Kirche errichtet. Er besitzt
an allen vier Ecken einen ausgebildeten Eckverband und stand ursprünglich allein.
Das Mauerwerk weist im Erdgeschoss keinerlei Hinweis auf weitere Öffnungen auf,
so dass der ursprüngliche Turmzugang an der Ostseite, an der Stelle der heutigen
Öffnung zum Betreten der Empore anzunehmen ist, wie man ihn auf alten Ansichten der Kirche erkennt. Später wurde der heutige Eingang geschaffen, der im
späten 19. Jahrhundert erneuert wurde.
In der nächsten Bauphase entstand das östliche Langhaus vom Choransatz bis
zum ersten Strebepfeiler. Es wurde um die Mitte/Ende des 13. Jahrhunderts
errichtet. Im Innern erkennt man diese Mauern daran, dass sie Rücksprünge haben.
Diese liegen merkwürdigerweise nicht auf gleicher Höhe. Als nächstes wurde im
ausgehenden 13. Jahrhundert das westliche Langhaus gebaut, die Lücke zum Turm
geschlossen und somit dieser in den Bau integriert. Es fallt das Fehlen von Fenstern
an der Nordseite im westlichen Bereich auf. In einer vierten Bauphase wurde in
der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts der Polygonalchor mit dem Treppenturm
errichtet.
Es ist eine Beerdigung, wie sie Unzhurst noch nie zuvor gesehen hat. In der Pfarrkirche St. Cyriak haben sich 45 Geistliche versammelt; in den harten Holzbänken sitzen nicht nur zahlreiche Gläubige aus dem Ort, Größen der Wissenschaft sind da, Professoren, Doktoren, und alle sind sie an diesem Apriltag 1949 hier, um Abschied zu nehmen von einem der Ihren. Das
gilt für den einfachen Mann aus dem Dorf wie den gelehrten Professor aus der Universitätsstadt. Denn Josef Sauer, der in der Nacht zum 13. April gestorben ist, hat Zeit seines Lebens scheinbar mühelos den Spagat zwischen bäuerlicher Herkunft und ruhmüberhäufter Laufbahn vollbracht. Der Unzhurster Bauernsohn ist zum Freiburger Universitätsrektor und Päpstlichen Hausprälat aufgestiegen, und doch zeigte seine innere Kompassnadel immer in die Heimat, der er zur Lichtgestalt wurde. 1948, am Cyriaksfest, hat die Gemeinde ihren großen Sohn zum Ehrenbürger ernannt. Wissenschaftler, Professoren, Freunde - sie fassen in Worte, was Sauer im Leben geleistet hat. Die Beerdigung selbst zelebriert Dekan Prälat Josef Fischer aus Bühl, der „dem geistig großen Sohn unserer mittelbadischen Heimat ein Wort der Pietät widmete für all seine Leistungen und besonders für die Liebe und Treue seiner Heimat gegenüber."
Der Brauch, ein Stammbuch zu führen, entwickelte sich um die Mitte des 16. Jahrhunderts in akademischen Kreisen. Das bislang älteste überlieferte Stammbuch datiert aus dem Jahr 1545 und stammt aus der Universität Wittenberg. Noch weiter
zurück liegen die Stammtafeln des Adels. Zum Nachweis der Genealogie war es üblich, Geschlechterwappen in Stand- oder Stammbüchern zusammen zu tragen und neben die bildliche Darstellung des Familienwappens einen persönlichen Wahlspruch zu setzen - ein Vorläufer, aus dem sich dann allmählich das Stammbuch, worin sich nunmehr Freunde und Gönner eintragen konnten, entwickelte.
Martin
(2005)
Vor mehr als hundert Jahren wurde das Martins-Brauchtum im Rheinland neu belebt.
Heute gehören die Lichterzüge zu Martini wie vor langen Zeiten die Dienstwechsel
und Pachtzahlungen. Lebendiges Gedenken? Oder ist Martins Leben nicht
doch hinter der Tat - der Mantelteilung - verschwunden, wie Roman Mensing
meint?
Hier soll jedoch kein Lebensbild Martins, sondern nur sein entscheidender Impetus
beschrieben, dazu die bildliche Umsetzung angesprochen werden.
Die wesentlichen Lebensdaten finden sich bei Gregor von Tours (540-594): Geburt
316 oder 317 im pannonischen Sabaria (Szombathely/Ungarn) als Sohn eines römischen
Tribuns aus Pavia. Folgerichtig der Name Martinus: zum Mars gehörend.
Als Zehnjähriger nähert Martin sich gegen den Willen des Vaters als Katechumene
(Taufanwärter) dem Christentum, soll - als Fünfzehnjähriger - aber doch den von
einem Offizierssohn selbstverständlich erwarteten Militärdienst akzeptiert haben,
der auch als gesetzliche Pflicht berichtet wird. Die Elitetruppe der Alae scholares,
der er bald angehört, war zuständig für Wach- und Kontrolldienste. In der Osternacht
339 soll er getauft worden sein.
Den Touristen auf dem Freiburger Münsterplatz wird das Gebäude, um das es in diesem Beitrag gehen soll, kaum auffallen, steht es doch im Schatten der Alten Wache (heute Haus „des Badischen Weines"). Zudem verstellten drei Jahre lang Gerüste, Kräne und Baucontainer die Sicht auf das Haus. Dennoch ist es vielen Freiburgern bekannt, wurde es doch jahrzehntelang als Treffpunkt und Veranstaltungsort der katholischen Gesamtkirchengemeinde genutzt. Die Rede ist von der Kooperatur. Sie liegt in der im Zweiten Weltkrieg nicht zerstörten Südostecke des Münsterplatzes, zwischen Alter Wache und einem heute als Domherrenhaus genutzten Barockgebäude, schräg gegenüber dem Wentzingerhaus. Wer die Kooperatur genauer betrachtet, dem werden einige Besonderheiten an diesem Gebäude auffallen: Als erstes sticht die Maßwerkrosette in der Giebelfassade ins Auge. Spätestens dann wird einem bewusst, dass im Gegensatz zu den meisten anderen Häusern hier die Giebelseite zum Platz ausgerichtet ist. Auffällig sind auch die großen Fenster des ersten Obergeschosses mit aufwändigen spätgotischen Gewänden. In der ebenfalls mittelalterlichen Rückfront sitzt im Giebelspitz ein rundbogiges, romanisch anmutendes Doppelfenster. Diese und andere Auffälligkeiten sind durch eine verzwickte Baugeschichte bedingt, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Der gegenwärtige Umbau gab Anlass, das Gebäude intensiv zu erforschen. Dabei kamen überraschende Ergebnisses zu Tage.
,,Im Jahre 1805 d. 7ten Merz ist dahier das alte kleine Kirchlein abgerissen worden,
und sodann mit den gottesdienstlichen Handlungen in das Rathhaus in die Schulstube
gezogen, und eine neue Kirche erbaut worden welche viermal größer ist, als
die alte, und d. 8. December 1805 sind wir wieder in die neue Kirche eingezogen",
heißt es in einem Protokoll von 1808 im Hofbuch der Gemeinde Mühlhausen.
Jahrzehnte waren vergangen, ehe der Kirchenbau in Mühlhausen 1805 möglich
wurde. Bereits im Mai 1762 hatte sich Pfarrer Wendelin Gerau an das bischöfliche
Vikariat in Worms wegen einer Erweiterung der Pfarrkirche gewandt.
Georg Hänlin wurde 1556 im vorderösterreichischen Bußmannshausen (bei Laupheim, südl. von Ulm) geboren und hat eine erstaunliche Karriere gemacht. 1569 begann er in Freiburg zu studieren, wobei ihm durch die Stiftungen Bär und Neuburger geholfen wurde. 1572 schloß er die Philosophie mit dem Magistergrad ab und begann mit der Theologie. 1574 empfing er die Priesterweihe und setzte sein Studium in Freiburg fort. 1576 bis 1578 krönte er seine Ausbildung durch einen Lehrgang in scholastischer Theologie am Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom. Als er zurückkam, nahm er im Sommer 1578 die Stellung eines Kollegiat-Dekans und Predigers im Stift St. Martin in Kolmar an und begann gleichzeitig in Freiburg mit seinem Doktorat. In Freiburg war alles gut katholisch gewesen, von Bußmannshausen und Rom ganz zu schweigen. Kolmar aber war seit Jahrzehnten zwischen Katholiken und Anhängern der neuen evangelischen Lehre zerrissen. Der dortige Magistrat war immer stärker auf deren Seite getreten, hatte z.B. ohne den Bischof zu fragen, in St. Martin zahlreiche Nebenaltäre abbrechen lassen, hatte 1575 den ersten evangelischen Prediger in der Stadt angestellt und im gleichen Jahr jedem Bürger die Wahl der Konfession freigestellt. Die Stimmung war erregt. Ordensleute und Priester gerieten beim Volk immer mehr in den Verdacht der Unzucht.
1200 Jahre Gochsheim
(2005)
Gochsheim ist nicht Gochsheim'. Keine Angst, es geht hier nicht darum, Verunsicherung
zu verbreiten, um so weniger als das, was diese Feststellung meint, gar
nicht neu ist. Aber wenn es darum geht, die erste Erwähnung Gochsheims vor 1200
Jahren zu feiern, ist natürlich daran zu erinnern, daß das Gochsheim, dessen wir
an diesem Abend in erster Linie gedenken, nicht auf dem vom Kraichbach umflossenen
Bergsporn an der Stelle der heutigen Stadt gelegen hat, sondern nördlich von
dieser, in der Talaue, nicht weit vom Bahnhof, wo die Flurnamen „im alten Dorf"
und „bei der alten Kirche" noch heute an die bereits vor mehr als 700 Jahren aufgegebene
Siedlung erinnern. Dieser nicht mehr existierende Ort Gozbodesheim ist es
nämlich, der im 36. Regierungsjahr Kaiser Karls des Großen seine erste urkundliche
Erwähnung fand'.
Geschichte der Villinger Vereine ist immer auch ein Stück Geschichte der Stadt. Das trifft in besonderem Maße auf die Stadt- und Bürgerwehrmusik Villingen zu, deren Aufgabe es ist – neben der Pflege einer lebendiger Volkskultur auf musikalischem und gesellschaftlichem Gebiet – die Stadt nach Außen hin zu repräsentieren. Der Geschichts- und Heimatverein fühlt sich dieser städtischen Einrichtung seit jeher eng verbunden. Im Jahresheft 2005 soll das in diesem Beitrag zum Ausdruck kommen, der sich mit der Historie der Stadt- und Bürgerwehrmusik beschäftigt. In langer und mühevoller Arbeit hat unser Mitglied Lore
Schneider auf mehr als 750 Din-A4-Seiten eine Chronik erstellt, die als lebendiges Zeugnis einer fast 200-jährigen Musiktradition in der Zähringerstadt angesehen werden kann.
Im vorigen Kapitel ist bereit!. angeklungen, dass die Geschichte in der ersten Phase der Vereinsexistenz fast völlig vernachlässigt wurde. Trotz der schon durch die Begriffsreihenfolge (Gesellschaft der Freunde der Geschichte und Naturgeschichte) suggerierten Vorzugsstellung spielte sie in der Realität nur eine marginale Rolle. Was waren die Gründe hierfür? Eine der Ursachen war sicherlich das Fehlen geeigneter Fachkräfte, zumal im ländlichen Raum. Dieser Mangel geht jedoch auf ein generelles Problem dieser Zeit zurück, nämlich dass eine Geschichtswissenschaft im modernen Sinne noch gar nicht existierte. Für quellenkritisches Arbeiten, für das Heranziehen sozio-ökonomischer und sozio-kultureller Befunde sowie für ein umfassenderes Verständnis von Geschichte war die Zeit noch nicht reif.
„Die Laage dieses Orts ist zimlich angenehm, an den Grentzen des Herzogthums Würtemberg und damit zu 3 Theilen umgeben. Gegen West, Süd und Osten hat es Ackerfeld, gegen Norden aber Wießenthal. ... Da 70-80-jährige Personen an diesem Ort nicht selten seynd, so kann man daher fast sagen und beweißen, daß die Lufft da gesund seye. Es hat ein rauhes und kaltes Clima und heißt daher Dürrn im kalten Thal . ... Die Lebensart der lnnwohnere ist sehr rau; sie essen ihre eigene Landesproducte untereinander, schlecht gekocht, seynd aber dabei meist gesund und werden alt. "
Nachdem im Jahre 1524 erste Erhebungen am Hochrhein und im Schwarzwald ausgebrochen waren, ergriff der große Bauernkrieg im Jahre 1525 ein Gebiet, welches von Thüringen bis ins Elsass und von Mainz bis ins salzburgische Land reichte. Dabei kam es auch im Hochstift Speyer und im Gebiet des kurpfälzischen Territoriums zum Aufruhr. Der Bischof von Speyer und der pfälzische Kurfürst Ludwig V. reagierten auf diese Erhebung zuerst recht zögernd. Um Zeit zu gewinnen
und Truppen auszuheben, gingen beide zunächst auf die Forderungen ihrer Untertanen ein. Als die Haufen der Aufständischen sich zerstreut hatten, zog der Pfalzgraf mit einem gut ausgestatteten Heer zu Felde und unterwarf sich die von ihm abgefallenen Gebiete. Im Bruhrain und Kraichgau wurden die fünf speyerischen Amter Bruchsal, Rotenberg, Udenheim, Grambach und Kislau hart bestraft. Am 5. Juni 1525 stellten zudem die kurpfälzischen Städte Eppingen, Heidelsheim, Hilsbach und Sinsheim den hier zu behandelnden Revers für den Pfalzgrafen aus. Zunächst wird der Bauernkrieg im Bruhrain und im Kraichgau charakaterisiert. - Auf eine allgemeine Darstellung der Problematik wird verzichtet, da die Umstände des Bauernkriegs von 1524/25 bekannt sein dürften. Im zweiten Teil wird der Revers nach der Edition formal und inhaltlich analysiert.
Die Häufigkeit des Vorkommens epiphytischer Moose auf einzelnen Holzarten in zwei tiefgelegenen
Waldgebieten über kalkarmen Sanden des mittleren
Oberrheingebietes wurde untersucht: Im Hagenauer
Forst (Frankreich, Dep. Bas-Rhin), in einer Höhe von
125 bis 200 m gelegen und im Bienwald (Deutschland,
Rheinland-Pfalz), in einer Höhe von 120 bis 150 m gelegen. Dabei wurden die Moose vom Stammgrund bis
in Höhen um 2 m erfasst, der Kronenraum blieb unberücksichtigt. Der Durchmesser der Stämme lag über
0,3 m (lediglich bei Carpinus betulus wurden auch
dünnere Stämme erfasst). Bei den meisten Holzarten
betrug die mittlere Artenzahl um 5; Beziehungen Artenzahl - Stammdurchmesser waren (bei Stämmen
über 0,3-0,4 m Durchmesser) nicht zu erkennen. Hypnum cupressiforme war in der Regel die dominierende
Moosart; Frullania dilatata, Orthotrichum affine und
Ulota bruchii (vorzugsweise auf glatter Borke wachsend) wurden nur relativ selten beobachtet. Auf Fagus
sylvatica spielen Arten wie Orthodicranum montanum
und Platygyrium repens (ohne Sporogone) eine wichtige Rolle. Bemerkenswert ist die hohe Frequenz von
Dicranum viride (17 bzw. 26 % in den beiden Waldgebieten). Basi- und neutrophytische Arten kommen
als Epiphyten nur selten vor. Ähnlich wie auf Fagus
sylvatica ist die Zusammensetzung der Epiphytenflora
auf Carpinus betulus. Allerdings sind die mittleren Artenzahlen etwas niedriger.
Die mittlere Zahl epiphytischer Moose ist auf Quercus spec. (unwesentlich) höher als auf Fagus sylvatica. Isothecium alopecuroides und Frullania tamarisci sind hier mit höherer Frequenz zu beobachten. Bezeichnend ist auch das gelegentliche Auftreten neutro- bis basiphytischer Moose am Stammgrund, so z.B. von Homalia trichomanoides. - Auf Stämmen von Ainus glutinosa wurden kaum neutrophytische Moose beobachtet.
Etwas stärker weicht die epiphytische Moosflora auf Fraxinus excelsior ab; der Baum besiedelt in beiden Waldgebieten reichere Standorte, z.T. mit kalkhaltigen Böden. Einmal liegt die Artenzahl deutlich höher als bei den anderen Bäumen (durchschnittlich 8,5 Arten), zum anderen sind Stämme mit neutrophytischen bis basiphytischen Arten nicht selten. Bei den Stämmen von Ulmus laevis, ebenfalls an reichere Standorte gebunden, konnten große Unterschiede in der Artenzahl
und in den Anteilen neutrophytischer bis basiphytischer Moose an den einzelnen Stämmen untereinander festgestellt werden.
»Wir haben seit dem Antritt Unserer Herzoglichen Regierung jedermänniglich schon
zur Genüge überzeugt, wie sehr uns an der weiteren Auf- und Emporbringung Unserer
Haupt- und Residenzstadt Ludwigsburg, samt denen darinn befindlichen Innwohnern
gelegen, und was vor große Bemühungen und Kosten von Uns zu diesem Endzweck
bereits verwendet geworden. Unter dem Beystand des Höchsten ist es auch nunmehro
damit so weit gekommen, daß das dortige Publicum von diesen Unsern Bemühungen
und Sorgfalt die werkthätigste Proben von Tag zu Tag verspührt und die süße Hoffnung
vor sich siehet, in wenig Zeit unter diejenige Innwohnere gezehlet werden zu können,
denen es bey ihrem Fleiß und Arbeit an nichts gebrechen kann und wird.«
Mit diesem nicht gerade bescheidenen Eigenlob leitete Herzog Carl Eugen ein Dekret vom 30. April 1760 ein, in dessen zweiten, entscheidenden Abschnitt er Landsleuten und Fremden durch Gewährung großzügiger Privilegien die Ansiedlung und
den Hausbau in Ludwigsburg schmackhaft machen wollte. Danach sollte jeder Bauwillige neben dem Bauplatz und dem dazugehörenden Garten auch das benötigte
Bauholz unentgeltlich erhalten, wobei allerdings das Schlagen und Heranschaffen
des Holzes - meist aus dem Schwarzwald - auf eigene Kosten zu erfolgen hatte! Ein
Geschenk von mehreren hundert Gulden, ein so genanntes »Don Gratuit«, sollte zur
Deckung der Baukosten dienen, eine zwanzigjährige Abgabenfreiheit war ein weiterer, bei der Steuerwillkür des Herzogs nicht hoch genug einzuschätzender Vorteil.
Auswärtigen wurde außerdem, verbunden mit dem Hausbau, die unentgeltliche Erlangung des Ludwigsburger Bürgerrechts zugesagt.
Wo liegen die historischen Ursprünge der vierten Gewalt, der Medien? Schwer zu sagen, wo es mit der Buschtrommel angefangen hat. Doch zumindest für eines der Medien und nicht das geringste, für die Zeitung, lässt sich genau sagen, wo in Deutschland es seinen Anfang genommen hat. Die erste gedruckte Zeitung, noch ein Wochenblatt, ist im Jahr 1605 in Straßburg erschienen. Somit ist an vierhundert Jahre Zeitungsgeschichte zu erinnern. Das sollte ein Gedenken wert sein. Bedeutet doch der Druck und die Verbreitung von Nachrichten für eine breitere Öffentlichkeit ein Durchbrechen eng gezogener Grenzen. Das Wissen um politische Vorgänge war bisdahin streng gewahrtes Vorrecht der Fürsten und höfischen Beamten. Sie bezogen ihre Nachrichten durch ihre Diplomaten und Agenten. Zum ersten Mal war einem virtuell nicht eingeschränkten Leserkreis der Zugang zu solchem Wissen möglich.
Der Geschichts- und Heimatverein Villingen widmete der Tallard’schen Belagerung, dem großen geschichtlichen Ereignis, das sich vor genau 300 Jahren in der Zähringerstadt ereignete, im Jubiläumsjahr 2004 breiten Raum. In mehreren Veranstaltungen beschäftigte sich der GHV mit diesem Thema. Einige Sonderaktionen nahm der GHV-Vorsitzende, Günter Rath, zusätzlich und
kurzfristig in das Jahresprogramm auf und informierte in einem Schreiben die Mitglieder. Ehrenmitglied Werner Huger rekonstruierte am 17. Juli bei einer Ortsbegehung auf dem Hubenloch, also am Ort des Geschehens vom Juli 1704,
sehr anschaulich den Belagerungsvorgang. (Siehe
dazu gesonderter Bericht in diesem Heft).
Am 9. Februar 1959 wurde der Justitiar und vormalige Präsident des Katholischen Oberstiftungsrates Dr. Wilhelm Ehret von Generalvikar Dr. Ernst Föhre beauftragt, „eine Darstellung auszuarbeiten über die Rechte und Pflichten an der Bischöflichen Kathedrale und die diesbezüglichen Zuständigkeiten des Herrn Erzbischofs, des Domkapitels, des Dompfarrers, der Domfabrik, des Stiftungsrates, der Fonde, der Stadt Freiburg, des Münsterbauvereins und möglicherweise noch andere“ — in der Tat ein weit gefaßter Auftrag, dessen Ergebnis dazu dienen sollte, „hier eine klare Regelung und Neuordnung herbeizuführen.“ Dr. Föhr wurde nach geraumer Zeit ungeduldig und erinnerte am 24. August 1959 an die Fertigung des Gutachtens. Ehret verwies auf die Schwierigkeit: es sei ein so vielfältiges Sachgebiet, „daß es erschöpfend nur von einem Universitätsprofessor, dem ein wissenschaftlicher Mitarbeiterstab (kanonistisches oder rechtshistorisches Seminar) zur Verfügung steht, ausgearbeitet werden könnte.“ Die Hohe Behörde mache sich offensichtlich keine zutreffende Vorstellung vom Umfang des erforderlichen Aktenstudiums für eine so allgemein gestellte Aufgabe. Es handele sich nicht um eine routinemäßige Arbeit. Außerdem müßten für die einzelnen Sachgebiete die Akten erst mühsam zusammengesucht werden.
Wichtige Materialien seien bislang nicht beigebracht worden. Vor allem fehlten ihm als Gutachter die Akten über die Verhandlungen zwischen der Stadt Freiburg und dem erzbischöflichen Ordinariat. Am 15. Oktober lieferte Dr. Ehret
das erbetene Gutachten über den Dienstweg innerhalb des Hauses ab — unter Rückgabe von 25 Aktenbänden. Anlaß und Hintergrund für dieses Gutachten, über die Rechtsverhältnisse am Münster als Kathedralkirche, waren die Auseinandersetzung und der schwelende Streit über die im Gang befindliche Beschaffung eines neuen Münstergeläutes. Wir verschränken in der Darstellung das unten publizierte Ehret'sche Gutachten mit dem Vorgang der Glockenbeschaffung.
Menschen und Landschaften
(2005)
Vom 14. Februar bis zum 18. April 2004 wurde im Franziskanermuseum die Ausstellung „Menschen und Landschaften. Kunst aus Villingen“ gezeigt. Höhepunkte des lokalen Kunstgeschehens des 17. bis 20. Jahrhunderts aus Museumsbeständen – darunter eine Reihe von Neuerwerbungen der vergangenen Jahre, die erstmals zu sehen waren –
bildeten den Grundstock der Ausstellung. Doch erst großzügige Leihgaben aus Privatbesitz machten es möglich, bewusst Schwerpunkte zu bilden. Oberstes Kriterium für die Auswahl der Exponate war künstlerische Qualität. Das ist eine sehr ungenaue Größe und in einem kulturgeschichtlich ausgerichteten Museum wird sie nur selten benutzt. Doch je besser ein Bild ist, desto aussagekräftiger ist es auch als Zeichen seiner Zeit und des kulturellen Umfeldes, in dem es entstand, desto mehr
Zeugniswert für die Geschichte vor Ort hat es.
Fürst Joseph Wilhelm Ernst von Fürstenberg, der aus der Stühlinger Linie seines zunächst nur gräflichen Hauses stammte, trat erst deutlicher hervor, nachdem die Heiligenberger und dann die Meßkircher Linie erloschen war; erst dann, 1744, wurde Donaueschingen, wo er schon seit 1723 residierte, auch zum Zentrum des gesamten, reichsunmittelbaren Landes. Zu den vielen Bauten, mit denen er der Stadt seinen Stempel aufprägte, sollte auch eine neue Schule gehören, da die bestehende Elementarschule seinen Ansprüchen nicht mehr genügte.
Mit der "Konstituzionsakte" von 1805 hatte sich die "Gesellschaft der Freunde des Geschichte und Naturgeschichte an den Quellen der Donau" unter den Schutz des Hauses Fürstenberg gestellt. Fürst Joachim Egon, der Landesadministrator und Vormund des minderjährigen Fürsten Karl Egon II. hatte ihn in prachtvoller Urkunde huldvollst bestätigt und gewährt. Dem jungen Verein wurde sogar aus der fürstlichen Schatulle für wenige Jahre ein Budget in Höhe von 300 Gulden ausgesetzt – freilich nicht ganz uneigennützig.
Definiert man die gute Publikation von Naeher aus dem Jahr 1893 als Anfang, so
kann die Erforschung der Burg Dauchstein nun auf über 110 Jahre zurückblicken.
Bedauerlicherweise - um es vorweg zu nehmen - führen aber viele der etwa ein
Dutzend sich mit der heute noch stehenden Ruine befassenden Veröffentlichungen
zumindest hinsichtlich der Datierung in völlig falsche Richtungen.
In dieser Arbeit wird die Verbreitung und Ökologie der
Kleinarten der Eleocharis palustris-Gruppe im westlichen Bodenseegebiet untersucht. Insgesamt wurden
drei verschiedene Arten gefunden, die sich in ihrer
Häufigkeit und Einnischung deutlich unterscheiden.
Eleocharis uniglumis war die am weitesten verbreitete
Art und war am häufigsten in den Rieden am Ufer des
Bodensees. Sie kam vor allem in Steifseggenrieden
(Caricetum elatae), in Pfeifengraswiesen (Molinietum
caeruleae), in Kopfbinsenrieden (Phmulo-Schoenetum
ferruginei) und nur selten in Feuchtgrünland vor. Die
Abundanz von Eleocharis uniglumis war am höchsten
an Störstellen, die durch Tritt oder Mähmaschinen erzeugt wurden. Eleocharis austriaca wurde nur an vier
Orten an Tümpeln oder Bächen gefunden. An einem
Fundort jedoch kamen Zwischenformen vor, die Eleocharis mamillata ähnelten. Eleocharis vulgaris wurde
nur einmal gefunden am Ufer eines kleinen Teiches.
Eine Stadt - vier Rathäuser
(2005)
Seit nunmehr 50 Jahren holen sich die Bruchsaler nicht nur ihren Rat, sondern auch
alle Arten von Bescheinigungen und Genehmigungen bis hin zum standesamtlichen
Segen für das gemeinsame Eheleben im heutigen Rathaus der Stadt, einem der
ersten großen öffentlichen Gebäude, die nach der verheerenden Zerstörung der
Stadt am 1. März 1945 wieder errichtet und eingeweiht wurden. In Anwesenheit
des baden-württembergischen Innenministers konnte es nach knapp zweijähriger
Bauzeit am 10. Juli 1954 seiner Bestimmung übergeben werden. Der 50. Jahrestag
dieses Ereignisses 2004 war für die Stadt Bruchsal Anlass und Verpflichtung, im
Rahmen einer kleinen Ausstellung mit Feierstunde einen Rückblick auf die Geschichte
ihrer Rathäuser zu unternehmen.
Die Bundesfestung Rastatt
(2005)
Zu Beginn der 1840er Jahre gab es mit
Mainz, Luxemburg und Landau drei Festungen
des Deutschen Bundes. Die Bundesfestungen
waren die einzigen militärischen Einrichtungen,
die direkt der Militärhoheit des Deutschen
Bundes unterstanden. Durch die Rheinkrise
von 1840 veranlasst, beschloss der Deutsche
Bund die Schaffung zweier zusätzlicher Bundesfestungen
in Rastatt und Ulm. Germersheim
war als weitere Bundesfestung vorgesehen,
wurde aber unter bayerischer Oberhoheit
gebaut, wenngleich mit Bundeshilfe.
Ein Hauch von Endzeitstimmung lag über
dem letzten Jahrzehnt Rastatts als Residenzstadt
der Markgrafen von Baden-Baden unter
Markgraf August Georg und seiner Gemahlin
Maria Viktoria von Aremberg, deren Ehe
kinderlos geblieben war. Glanzvolle Feste
wurden gefeiert in dem Bewusstsein, keine
Leibeserben zu haben, für die es sich zu sparen
lohnte, die Vereinigung mit der evangelischen
Markgrafschaft Baden-Durlach nach dem Erbvertrag
vom 28. Januar 1765 nur noch eine
Frage der Zeit.
Zum Schuljahr 1938/39 hat ein Lehrer des
Durlacher Gymnasiums ein selbst verfaßtes
und in Loseblattform gedrucktes Geschichtsbuch
für seine Klasse vorgelegt und im Unterricht
benutzt. In einem Aktenordner gesammelt,
ist dieses Werk erhalten geblieben
und beweist eine beachtliche Distanz des Autors
zum Geschichtsbild der Nationalsozialisten,
dessen Beachtung von den Schulbehörden
damals zur Pflicht gemacht wurde. Der
Lehrer – es handelte sich um den Stellvertretenden
Direktor Professor Rudolf Imgraben
– hat mit seinem Vorgehen freiheitliche
Gesinnung und Unabhängigkeit des Denkens
bewiesen.
Von der Grundschule bis zur International
University in Germany: In Bruchsal gibt es
über dreißig verschiedene Bildungseinrichtungen
und daher kann man die Stadt
sicherlich als Stätte der Schulen und der
Bildung bezeichnen. Eine dieser zahlreichen
Schulen, das Schönborn-Gymnasium, feiert in
diesem Jahr ihr 250jähriges Bestehen und
kann somit immerhin auf ein Vierteljahrtausend
bewegte Geschichte zurückblicken.
Der folgende kleine Aufsatz soll dazu dienen,
den Schülerinnen und Schülern, der Lehrerschaft
und allen interessierten Bürgerinnen
und Bürgern einen kurzen Einblick in die
traditionsreiche Geschichte dieser Bildungseinrichtung
zu geben.
Vergangenheitsverschönerung
(2005)
Im Oktober 2005 jährt sich zum fünften Mal die Eröffnung der neuen Offenburger Kulturstätte namens "Reithalle" auf dem großflächigen Gelände des städtischen Kulturforums. Am 21. Oktober 2000 war das zuvo mit rund 7,4 Millionen Mark sanierte hitorische Gebäude als Veranstaltungs-, Theater-, und Konzerthalle offiziell der Öffentlichkeit übergeben worden.
Fast hätte er es geschafft, der eindrucksvollen
Galerie von Literaten, die in Baden-Baden
gelebt oder sich doch hier regelmäßig zur Kur
aufgehalten haben, die Reihe der Fjodor
Dostojewski, Justinus Kerner, Reinhold
Schneider, Werner Bergengruen – um nur die
bekanntesten Namen zu nennen – um eine
leichtfüßige, zumindest in vielfachen Farben
schillernde Figur zu bereichern.
30 Jahre Europa-Park Rust
(2005)
„Wilde Maus“ und „Calypso“, so hießen einst die Fahrgeschäfte, die
das Familienunternehmen Mack aus Waldkirch im Breisgau baute. Die
Familie Mack steht maßgeblich hinter dem Erfolg und den Veränderungen im Europa-Park Rust. Heute hat man es dort mit Attraktionen namens „Silver Star“ und „Atlantica Super Splash“ zu tun. Die Zeiten haben sich geändert. In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Europa-Park
von einem einfachen Freizeitpark hin zu einem High-Tech-Vergnügen entwickelt.
Der Modebegriff „Wellness“ meint eigentlich
eine altbekannte Sache. Es geht um den
aufmerksamen Umgang mit sich selbst, der
Gesundheit, Wohlbefinden und ein langes
Leben befördern soll. Kurz, Wellness ersetzt
den alten Begriff der Hygiene, der für das 1955
eröffnete, damals hochmoderne und in der
jungen Bundesrepublik allseits bewunderte
Tullabad noch so grundlegend gewesen war.
Aber damals war mit Hygiene nicht nur die
Sauberkeit der Bürger, sondern auch ihre allgemeine
körperliche Gesundheit gemeint.
Hans Martin Erhardt
(2005)
Er gehört nicht zu den Künstlern, die sich
jeder auch auf dem Gebiet der bildenden Kunst
schnell wechselnden Mode anschließen, er ist
ein Künstler, der sich lieber abseits hält vom
„visuellen Entertainment“ – ein Ausspruch von
ihm –, dabei doch nicht als ein rückständiger
Traditionalist gelten darf, sondern mitten in
seiner Zeit steht. „Keiner entrinnt seiner
Epoche“, sagt er. Die Rede ist von Hans Martin
Erhardt, der, geboren in Emmendingen, am
28. Oktober seinen 70. Geburtstag feiern konnte,
ein Anlass, dem er allerdings keine allzu
große Bedeutung zumessen mochte.
Unter dieser Überschrift gab das Presseamt
der Stadt Karlsruhe am 11. November 1957 bekannt,
dass eine „christlich-jüdische Delegation
aus Karlsruhe“ nach Gurs an der französischspanischen
Grenze gereist war, um sich einen
Eindruck von dem Zustand des Friedhofs des
Lagers Gurs zu verschaffen, in das im Oktober
1940 über 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und
dem Saarland verschleppt worden waren. Dieser
Pressebericht gab die Antwort auf einen Artikel
des als Journalist tätigen Karlsruher Diplomingenieurs
Peter Canisius, Sohn des gleichnamigen
damaligen Präsidenten der Bundesanstalt
für Wasserbau.
Baden in Europa 1806–1918
(2005)
Stellen wir ein Wort Goethes an den
Anfang: „Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.“1 In den letzten
Jahrzehnten war es besonders augenfällig: Auf
der einen Seite blicken wir weit hinaus, über
Kontinente hinweg, es geht das Wort von der
Globalisierung um, auf der anderen Seite
fokussieren wir unserer Blick darauf, was uns
nahe, vertraut ist. Das ist gut so!
Nun ist das Schauen in die Vergangenheit
nicht nur ein Konstatieren dessen, was geschehen
ist, sondern auch ein Bewerten des eigenen
Selbstverständnisses.
Das Paradies von Deutschland
(2005)
„Bergstraß! Schönster Strich der Welt!
Holde Gegend, Hessens Gosen!
Bild des Seegens und der Lust,
Garten voller Frücht und Rosen!“
So beginnt der Eberstädter Pfarrer
Johannes May 1772 ein Gedicht zu Ehren des
hessischen Landgrafen Ludwig IX. mit dem
Titel „Patriotische Gedanken über die irdische
Glückseligkeit der Bergstraße“ und setzt es an
anderer Stelle folgendermaßen fort:
Der Weinheimer Exotenwald
(2005)
Verläßt der Besucher die Weinheimer Altstadt,
geht er durch das Schloß und den
unteren Schloßpark nach Osten, so stößt er
hinter dem Tor des Parks unmittelbar auf den
„Exotenwald“. Wie ein Keil schiebt sich dieses
Waldgebiet zwischen den Baugebieten des
Müllheimer Tales und des Prankel mitten in
die Stadt.
„2004 – das Jahr des Salpeterer-Hans. Es
jährt sich zum 350. Mal der Geburtstag von
Hans-Friedli Albietz aus Buch“. Diesen Text
finden wir auf der Homepage des Gasthauses
Engel in Buch. Dort auch findet in diesem
Sommer unter dem Titel „Bühne frei für
Salpeterer. Unser Dorf spielt Theater“ ein
Freilichtspiel statt. Im Jubiläumsjahr 2004
wurde in Herrischried am Klausenhof das
Stück „Der Salpetrerhans“ von Markus Manfred
Jung uraufgeführt. Es wird in unseren
Tagen also viel der Salpeterer gedacht.
Die Bergkirche in Kadelburg
(2005)
Hoch über dem Rhein auf einem kleinen
Bergvorsprung steht eine Kirche, von Osten
wie von Westen und Süden weither sichtbar,
den Schweizer Orten Zurzach und Rietheim
zugewandt. Es handelt sich dabei nicht, wie in
dieser Gegend üblich um eine katholische
Kirche oder gar Kapelle, die dort seit alters her
ihren Sitz hätte, sondern um eine, im klassizistischen
Stil erbaute, evangelische Kirche.
Sehr geehrter Carl Herzog von Württemberg,
sehr geehrte Damen und Herren,
als in der Schule die Balladen Uhlands dran
kamen, war mir der Name des Autors bereits
vertraut. Nicht, daß in meinem Elternhaus
eine Ausgabe seiner Werke gestanden hätte –
meine Eltern waren keine Leser und ich lange
auch nicht. [...]
Es waren über 200 Gäste, die am 16. März
2004 der Einladung der „Badischen Heimat“
und des Staatsarchivs Freiburg ins Regierungspräsidium
Freiburg folgten – im Gedenken an
den vor 50 Jahren verstorbenen früheren
badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb.
Der Hausherr, Regierungspräsident Dr. von
Ungern-Sternberg, begrüßte und sprach in
anerkennenden Worten über die politischen
Leistungen in den schwierigen Jahren nach
Kriegsende und speziell über die Lebensleistung
von Leo Wohleb.
Standortbestimmungen und Ziele des Landesvereins Badische Heimat wurden schon oft beschrieben, besonders zu Jubiläen wie dem 50., 70., 75. Bestehen des Vereins. Noch nie allerdings wurde in den 84 Jahrgängen der
Publikation eine Bestandsaufnahme der Vereinszeitschrift versucht. Geht man die Jahrgänge der Zeitschrift
durch, zeigt sich im Rückblick, dass die Zeitschrift weit mehr als die programmatischen Äußerungen und die Politik der Vorsitzenden die tatsächlich praktizierte Vereinspolitik widerspiegelt.
Es gilt in diesem Artikel einen kritischen
Geist aus der Zeit der Wende vom 16. zum
17. Jahrhundert zu würdigen, der Pfarrer in
Baden war und eines der ersten Bücher gegen
Hexenverfolgungen und Folter verfasste. Wenn
Anton Praetorius auch nicht der erste war, der
seine Stimme gegen diese Verfolgungen erhob,
so tritt er doch als erster evangelischer Pfarrer
vehement für die völlige Abschaffung der
Folter ein.
In den Einschränkungen und Trümmern
des „totalen Krieges“ waren in Deutschland
auch die Lichter der Theater ausgegangen. Mit
einem Erlass vom 1. September 1944 hatte
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels
den Spielbetrieb der deutschen Bühnen eingestellt, Ensembles hatten sich darauf hin zerstreut oder aufgelöst, darüber hinaus waren viele der Staats-, Landes- und Stadttheater im
alten Reichsgebiet zerbombt, ausgebrannt oder
beschädigt.
Weinheim, die Wohlfühlstadt
(2005)
Der Dichterfürst kann nicht ganz falsch
liegen. „Hier ist es köstlich zu weilen“,
schwärmte kein Geringerer als der junge
Johann Wolfgang Goethe in den 40er Jahren
des 18. Jahrhunderts, als er auf der Heimreise
nach Frankfurt in Weinheim Station machte.
Und selbst die morbide Lebens- und Untergangsstimmung
im Juli 1945, wenige Wochen
nach dem Ende des zerstörerischen Zweiten
Weltkrieges, konnte Harry S. Truman, den
amerikanischen Präsidenten, nicht daran
hindern, in Weinheim für kurze Zeit die
Sorgen der Welt zu vergessen.
Aussicht und Aufsicht
(2005)
Dass eine Stadt aus dem Boden gestampft
wurde, wo vorher noch keine war, kam
zuweilen vor, zumal im Barock. „Das Barock
gründet. Es bereitet sich kaum die Verlegenheit
der Wahl. Es tritt auf, steckt den Stab
in die Erde, und voll von Fähigkeit, überall
Erde zu lockern und fruchtbare Saat zu
streuen, den Bedingungen der Situation
immer überlegen, so sehr es ihnen mit eingeborenem
Takt sich fügen mag, spricht es das
eine Wort: hier.“ Zwar hatte Markgraf Karl
Wilhelm von Baden-Durlach am 17. Juni 1715,
und mitten im weiten Hardtwald, nur den
Grundstein seines neuen Schlosses legen
wollen; aber dann kam eine neue Stadt hinzu,
die sogar zur Hauptstadt wurde; und dennoch
war das neue Ganze wie aus einem Guß, nach
einem Plan aus einer Hand, nach einem
Willen. Vom Turm des Schlosses gingen
nunmehr 32 schnurgerade Straßen aus; d. h.
7 Straßen in die Stadt, die in dem von seinen
Seitenflügeln begrenzten Sektor lag, und 25
Alleen in das hinter ihm liegende Land.
Schon die wichtigste Voraussetzung dafür,
die tatsächliche Existenz einer entsprechenden
Siegfriedsgestalt, die eine für die Sagenbildung
genügend bedeutende Rolle gespielt hat, wird
allgemein bestritten. Folglich kann er auch
nicht gestorben sein, weder im Odenwald noch
sonstwo. Dennoch, gibt es nicht wenigstens ein
paar Anhaltspunkte für einen historischen
Siegfried?
Wer in das mittlere Elztal kommt, dem fällt
in Bleibach das weithin sichtbare ziegelrote
Dach der im Jahre 1975 erweiterten und umgebauten
St. Georgskirche auf. An dieses Gotteshaus
lehnt sich die Beinhauskapelle an, die der
Pfarrvikar Martin Schill neben der im Jahre
1514 fertig gestellten spätgotischen Kirche
bauen ließ. Diese war vom Friedhof umgeben,
der seinerseits von einer Mauer umgeben war,
von der heute noch Teile erhalten sind.
Nach zwei Jahrhunderten war der Gottesacker
zu klein geworden.
Zum Namen Vicus Senotensis
(2005)
Im Landkreis Pforzheim liegt die Verbandsgemeinde
Remchingen, bestehend aus den
Ortsteilen Nöttingen, Singen und Wilferdingen,
alle drei nebeneinander im Enztal
gelegen. Otto Bickel hat mit seiner Ortschronik1
eine sehr gründliche und umfangreiche
Ortschronik vorgelegt und darin auch
über den ehemaligen römischen Vicus Senotensis
referiert.
Vor 500 Jahren prägten die Weinberge das
Landschaftsbild am Hochrhein. Allein bei Waldshut
wurde damals weit mehr Weinbau als
Ackerbau betrieben. Denn überall wo es der
Boden und die Lage zuließ, standen Rebstöcke.
Danach verschlechterte sich das Klima allmählich
und die beginnenden Bauernunruhen
bewirkten miteinander einen Rückzug der
Anbauflächen.
Das „Schwarzwaldmädel“
(2005)
Am 7. September 1950 hatte in den Stuttgarter
Universum-Lichtspielen ein Film
Premiere, der Kinogeschichte schrieb – das
„Schwarzwaldmädel“. Über Nacht wurden
seine Protagonisten Sonja Ziemann und Rudolf
Prack zu Stars und stiegen neben Maria Schell
und O. W. Fischer, Romy Schneider und
Karlheinz Böhm sowie Ruth Leuwerik und
Dieter Borsche zum Traumpaar des deutschen
Films jener Dekade auf. 16 Millionen Besucher
zog es in die Kinosäle – kein deutscher Kinofilm
war seither erfolgreicher.
Die Fertigstellung der neuen Suchtklinik
am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
gab dem Mannheimer Stadtbild ein Stück
seines ursprünglichen Aussehens zurück. Die
im Juni 2005 eingeweihte Klinik war anstelle
eines gründerzeitlichen Wohnhauses erbaut
worden, dessen Totalabriss im Jahr 1999
bereits fest beschlossen war. Nach heftigen
Auseinandersetzungen zwischen der Stadt,
dem Zentralinstitut (ZI), Stadtbildpflegern und
Denkmalschützern konnte schließlich die
neugotische Fassade erhalten und in den
Neubau integriert werden. Diese Lösung wird
inzwischen von allen Beteiligten als optimaler
Kompromiss gesehen.
In vielen Familien liegen sie herum – in
alten Kartons oder Mappen, die vergilbten
Briefe, Urkunden, Akten und ähnliches, und
immanent ist stets der Wunsch vorhanden,
einmal im Ruhestand, danach bei passender
Gelegenheit diese auszuwerten und dem Nachwuchs
etwa in Form einer Familienchronik
o. ä. an die Hand zu geben. Oft bedarf es dazu
eines äußeren Anlasses.
1704 wird Stanislas Leszczynski zum
ersten Mal zum polnischen König gewählt,
1709 wird er von August II., Kurfürst von
Sachsen, (1670–1733) vertrieben und nach
dem Tode Augusts 1733 zum zweitenmal
gewählt; der Sohn Augusts II. aber setzt sich
als König August III. durch. 1735 verzichtet
Stanislas Leszczynski auf den Thron, behält
den Titel König und erhält als Entschädigung
für den Verlust der polnischen Krone die Herzogtümer
Bar und Lothringen. Stanislas ist
nun „König von Polen der Ehren wegen und
Herzog von Lothringen dem Namen nach“
(F. Maguin, R. Florentin).
Stanislas Leszczynski, der zweimal auf den
polnischen Thron gewählt worden war, entkam
dem Exil und seiner unsicheren Lage durch die
Heirat seiner Tochter Marie mit dem französischen
König Louis XV.
In seinen Gemächern im Schloss von
Lunéville, wohin er sich gewöhnlich genau um
22.00 Uhr zurückzog, hatte er eines Abends die
Idee, einen Platz bauen zu lassen, den er seinem
Schwiegersohn widmen wollte.
Im zweiten Band von Marcel Prousts
epochalem Roman „Auf der Suche nach der
verlorenen Zeit“ wird der junge Marcel der
Prinzessin Mathilde vorgestellt, einer Tochter
von Jérome Bonaparte, dem jüngsten Bruder
Napoleons, der von 1807 bis 1814 König von
Westfalen war, und einer Tochter des Königs
von Württemberg: „Ah! Da ist jemand, der Sie
interessieren wird, sagte Swann zu mir. Die
alte Dame war jetzt nur noch drei Schritte von
uns entfernt und lächelte uns mit erwärmender
Freundlichkeit an. Swann nahm den
Hut ab, Madame Swann versank in einen Hofknicks
und wollte die Hand der Dame küssen,
die einem Porträt von Winterhalter glich …“
Sehr geehrter Herr Professor Schreiber,
sehr geehrte Frau Schreiber, sehr geehrter
Herr Landrat Dr. Michel, sehr geehrte Herren
Bürgermeister, sehr geehrte Damen und
Herren,
mein Vortrag heute über „Problematik und
Möglichkeiten zur Offenhaltung der Landschaft“
ist zugleich Anlass, einem Referenten
dieser Veranstaltung, Herrn Prof. Schreiber, im
Auftrag des Bundespräsidenten Prof. Horst
Köhler, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland
zu überreichen.
In Weinheim, so gab der Weinheimer
Schuhmacher Valentin Leonhard am 1. Mai
1855 in einem Verhör vor dem Heidelberger
Stadtdirektor Wilhelmi zu Protokoll, hätten
„die liberalen Sachen“ in den „dreißiger
Jahren“ begonnen. Diese „liberalen Sachen“
und die „liberale Parthei“, von der Leonhard
weiter sprach, werden uns noch zu beschäftigen
haben.
Vom Fürstensitz zum Rathaus
(2005)
Das Schlösschen lebte alle Perioden des
urbanen Lebens mit, es wurde umgebaut und
erweitert, mit anderen Höfen und Häusern verbunden,
vermietet, verkauft und wieder umgebaut.
Schließlich stellte das Schloss, so wie es
sich auf der Anhöhe offenbart, ein Konglomerat
von etwa acht Bauteilen dar, die,
nunmehr eins geworden und in geschlossener
Figur sich präsentierend, doch Zeugen aller
wichtigsten Ereignisse der letzten Jahrhunderte
waren.
In das Nest der mittelalterlichen Stadt
Weinheim, im Barock sogar zeitweilige
Residenzstadt, wurde im 19. Jahrhundert das
Ei des industriellen Kuckucks gelegt, das
größer war als alle zuvor gelegten gewöhnlichen
Eier, aber es wurde dennoch nach
anfänglichem Widerstreben von den Weinheimern
so behandelt, als gehöre es zur
eigenen Brut. Die Umstände, wie das Ei des
industriellen Kuckucks nach Weinheim kam,
entsprachen völlig den Gewohnheiten der Zeit
und waren in ihr Gewand gekleidet.
„Diese Denkmäler und nicht das rein dokumentarische
Material sollten den Ausgangspunkt
für die neuen Generationen bilden, die
sich mit dem Ersten Weltkrieg befassen. Sie
erzählen uns vieles.“
Wer heute an der Westseite des Kollegiengebäudes
I der Universität Freiburg entlang
geht, wird wohl kaum die verwitterte, in sich
kauernde Frauengestalt aus Muschelkalk
wahrnehmen, die sich dort in trauernder Pose
mit abschweifendem Blick neben dem Aufgang
zur Bibliothek befindet.
Vor 1250 Jahren, 755, schenkte Marcharius
seine Güter in Weinheim „um der Liebe unseres
Herrn Christus und um der Verzeihung
meiner Sünden willen“ an die Kirche St. Peter
in Heppenheim. Diese Tatsache wäre heute
nicht mehr bekannt, wenn nicht einige Jahre
später eben diese Kirche mit ihren Besitzungen
an das neugegründete Kloster Lorsch
geschenkt worden wäre.
„Nun sind wir hier angelangt. Baden ist ein
wahres Paradies der Schönheit. Die gestrige
Eisenbahnfahrt war allerdings furchtbar; die
Hitze war schon des Morgens, als wir abfuhren,
sehr groß, steigerte sich aber noch …. In
Karlsruhe wurde für eine Stunde Aufenthalt
gemacht, und die Königin besuchte die Großherzogin
Mutter. Das Schloss, in dem sie
wohnt, ist sehr schön und wundervoll eingerichtet
… Um 8 Uhr ging es weiter nach
Baden, wo wir nach 9 Uhr anlangten und wo
auf dem Bahnhof großer Empfang war. Dann
fuhren wir nach dem Haus Messmer, in dem
die Königin immer wohnt. Dicht vor demselben
liegt das Konversationshaus und die
Promenade; der Blick aus den Fenstern auf die
Berge ist bezaubernd.“ Das schrieb 1862 Adele
Gräfin zu Dohna[1] in Briefen an ihre Mutter,
gesammelt in einem umfänglichen Band, den
das Generallandesarchiv Karlsruhe 1995 mit
anderen Akten, den sogenannten Augusta-
Koffern, aus markgräflichem Besitz erworben
hat.[2]
Marianne Weber
(2005)
Der Verfasser hat im Heft 3/2003 der
Badischen Heimat über die Parlamentstätigkeit
Marie Bernays als einer der ersten badischen
Parlamentarierinnen berichtet. Die erste Rednerin
im badischen Parlament in Karlsruhe
nach Einführung des Frauenwahlrechts war
aber Marianne Weber, die Frau des berühmten
Soziologen Max Weber. Sie hat am 15. Januar
1919 die Bedeutung dieses Tages herausgestellt,
weil damals zum ersten Mal Frauen in den
badischen Landtag eingezogen sind.
Vom Bodensee an den Neckar
(2005)
Wer heute eines der zahlreichen in der
Säkularisation von 1802/03 aufgehobenen
Klöster unserer Heimat mit ihren z. T. wieder
prachtvollen Bibliothekssälen besucht, stellt
sich angesichts leerer oder nur lückenhaft
gefüllter Regale die Frage, wo die in Jahrhunderten
entstandenen und zusammengetragenen
wertvollen Handschriften und Buchbestände
geblieben sind. Sofern sie nicht als
Opfer sinnloser Zerstörung oder durch Unverstand
für immer verloren gingen, wurden sie
meistens in alle Winde zerstreut.
Natürlich stellt sich oft die Frage, was denn
die Gründe für die Einwanderung fremder
Menschen in andere für sie unbekannte Länder
gewesen sein mögen. Dies ist zum einen eine
wirtschaftliche Frage, denn es sind in der
Mehrzahl gebildete Kaufleute und Handwerker,
die in der Mitte des 17. Jahrhunderts nach
Baden strömten. Nach dem Dreißigjährigen
Krieg war die Bevölkerung der Markgrafschaft
Baden-Baden auf ein Drittel des Vorkriegsstandes
zusammengeschrumpft.
Schüsse auf den König
(2005)
Capitale d’été – Sommerhauptstadt Europas,
so nannte man im 19. Jahrhundert den
Badeort an der Oos. Gekrönte Häupter hatten
damals Baden-Baden zu ihrem Feriendomizil
auserkoren. Da wurden Teile des Gefolges und
des Hofes mitgeführt, Stäbe eingerichtet,
unaufschiebbare Regierungsgeschäfte über
Kuriere und schon bald per Telefon oder
Telegramm vom Urlaubsort aus erledigt.
Reinhard Fieser
(2005)
Im Zuge des anbrechenden 19. Jahrhunderts
war der bescheidene Badeort Baden-
Baden aufgestiegen zum angesehenen Weltbad.
Wehrmauern und Stadttürme fielen, um
Parks und Promenaden Platz zu machen. Das
neue Konversationshaus, ein Theaterneubau
und die klassizistische Trinkhalle wurden erstellt,
Hotelpaläste überragten nunmehr die
Ufer der Oos. Rasch wurde es Mode, die Urlaubszeit
hier in der Schwarzwaldlandschaft
und an den heißen Quellen zu verbringen.
Bürger und Adlige, Finanzleute und Mätressen,
Künstler und Spieler aus vielen Ländern
quartierten sich während der Sommermonate
in der Stadt ein.
Im Donner der Motoren
(2005)
„Karl Kappler sei der Schumi der 1920er
Jahre“, so urteilt die Auto-Bild über den einst
so bekannten Badener. Der Ausnahme-Rennfahrer
war vor einem dreiviertel Jahrhundert
mit über 300 Siegen auf so legendären Marken
wie Mercedes, Simson Supra, Benz oder
Bugatti einer der erfolgreichsten deutschen
Rennfahrer und erzielte auch respektable
Erfolge im Ausland.
Im vergangenen Herbst war ich im Münster
St. Stephan in Breisach um dieses ehrwürdige
Bauwerk einmal näher von innen zu betrachten,
und dabei stieß ich am Zeitschriftenstand
auf eine Ausgabe der Zeitschrift „unser Münster“
des Münsterbauvereins, Ausgabe 1/96 und
auf Seite 9 war ein Artikel über 3 Wappen, am
Lettner im Breisacher
Münster abgedruckt.
Wer in die Historie des Landkreises Rastatt
eintauchen will, mu[ss] auf der Zeitskala weit,
weit zurückgehen. Bereits in der ausgehenden
Altsteinzeit (bis etwa 8000 v. C.) wurden in der
Vorbergzone Zeugnisse menschlicher Präsenz
gefunden. In der sogenannten jüngeren Steinzeit
(etwa 8000 bis 5500 v. Chr.) nimmt die
Besiedelung vor allem in der fisch- und
wildreichen Kinzig-Murgrinne zu. Erst im frühen
Mittelalter wird das im Grunde siedlungsfeindliche
Rheinauengebiet und im hohen
Mittelalter werden die Schwarzwaldtäler
besiedelt.
Was hat Leo Wohleb, den Freiburger Studenten der Altphilologie, kurz vor dem Examen bewogen, die Universität zu wechseln? Was hat er im fernen Preußen gesucht? Was wir bislang darüber wissen, steht in einem Lebenslauf, den der badische Staatspräsident 1952 in dieser Zeitschrift abdrucken ließ und den seine Witwe, Maria Wohleb, geringfügig gekürzt, in einem Sonderdruck zum 10. Todestag 1965 unter der Überschrift: „Erinnerungen bis zum Jahr 1912“ publiziert hat.
Albert Konanz (1915–1993)
(2005)
Albert Konanz hatte mit seinem 1942 nach fünf Studiensemestern an der Technischen Hochschule in Karlsruhe abgeschlossenen Maschinenbaustudium das Fundament zu
seinem späteren Wirken als Erfinder und
Unternehmer gelegt. Sein Spezialwissen
gründete auf dem systematischen Besuch von
Vorlesungen und Seminaren bei den Professoren
Kirschbaum und Plank, erster Mitbegründer
der Verfahrenstechnik, zweiter
Nestor der Klimatechnik; beide Ordinarien
sollten später in ihren Disziplinen Weltruf
erlangen.
Louise Kachel-Bender
(2005)
Die Welt des Theaters muß das junge
Mädchen magisch angezogen haben. Von
früher Jugend an kannte Luise keinen anderen
Berufswunsch, als in die geheimnisvolle
Atmosphäre der Bühne, der Rampenlichter, der
Kulissen und Soffitten, in eine andere Welt
eben, einzutauchen. Dass die Eltern der am 7. 9. 1842 in Karlsruhe geborenen Luise ihren Berufswunsch lenkten, darf bezweifelt werden; der Vater Michael Bender, ein Polizeibeamter, und die Mutter Margareta geb. Metz ließen, wie es scheint, die Schwärmerei ihrer Jüngsten eher geschehen, als dass sie sie förderten. Gleichwohl, am 27. 5. 1853 betrat die Zehnjährige erstmals die weltbedeutenden Bretter.
Mit der Wiederherstellung der Mansardendächer
auf den Schulterbauten des Corps de
Logis erhält die Anlage des Mannheimer
Residenzschlosses bis zum 400-jährigen Stadtjubiläum
2007 ihre sprichwörtliche „Krone“
zurück. Angesichts dessen stellt sich die elementare Frage nach einer adäquaten Wiederherstellung des Ehrenhofbereiches und seiner angrenzenden Teile (ehemalige Schlossplanken/Schlossplatz) immer deutlicher.
Ende 2003 wurden in der Bibliothek einige
bis dahin unbeachtete Rollen mit der Darstellung
eines Festzugs im Stil der
Renaissance ans Licht geholt und einer
ehemaligen Schülerin des Suso-Gymnasiums
zur Restaurierung nach Berlin mitgegeben. Die Recherchen der Restauratorin in der Kunstbibliothek in Berlin ergaben, dass es
sich bei der Darstellung des Festzugs um den
Triumphzug von Kaiser Karl V. und Papst
Clemens VII. anlässlich der Kaiserkrönung
1530 in Bologna handelt.
Das Kriegsende in Freiburg
(2005)
„Die Geschichte von High-Tech in Kurorten
muss noch geschrieben werden“ stellte
1997 Hans-Erhard Lessing in einem Aufsatz
über Karl Drais fest.1 In der Tat fällt es bis
heute schwer, das „mondäne“ Baden-Baden mit
dem „Zeitalter der Revolutionen“ (Leopold von
Ranke) in Verbindung zu bringen. Das gilt
sowohl für die herausragende Rolle Baden-
Badens in der Revolution 1848/49 als auch auf
technischem Gebiet.
Der älteste bekannte Gemarkungsplan der
Gemeinde Hausen im Wiesental (Landkreis
Lörrach) aus dem Jahre 1755 wird im Dorfund
Heimatmuseum (Hebelhaus) aufbewahrt.
Bei Führungen durch das Museum stellen die
Besucher verstärkt auch Fragen zur Herkunft
und Geschichte dieser nunmehr 250 Jahre
alten Gemarkungskarte.
Angefertigt wurde dieser Gemarkungsplan
vom französischen Geometer Fresson, der
auch für weitere 17 Gemeinden im damaligen
Oberamt Rötteln Gemarkungspläne bearbeitet
und angefertigt hat.
„Kunst muss dienen“
(2005)
Albert Finck wurde am 9. Juli 1895 in
Bretten geboren. Sein Vater hatte eine Ausbildung
an der Landesbauschule abgeschlossen,
konnte aber seinen Beruf als Baumeister
wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht
aufnehmen.
Seine schulische Ausbildung beendete
Albert Finck in Bretten und seine seminaristische
Ausbildung in Villingen und Freiburg
schloss er mit einem staatlichen Zeichenlehrerexamen
ab. In dieser Zeit erlernte er die
englische und französische Sprache. Er pflegte
das Klavierspiel und war ein begeisterter Fußballspieler.
Die dem 200-jährigen Schuljubiläum
folgenden Jahre waren durch stabile bis steigende
Schülerzahlen gekennzeichnet. So
konnte OStD Dr. Bertold K. Weis 1959 bei
seinem Wechsel auf die Schulleiterstelle am
Reuchlin-Gymnasium in Pforzheim ein wohl
geordnetes Haus hinterlassen. Bis zum Amtsantritt
seines Nachfolgers OStD Dr. Bruno
Schwalbach führte OStR Dr. Heinrich Unruh,
der spätere Präsident des Oberschulamts Nordbaden,
die Amtsgeschäfte. Die weiterhin erfreuliche
Zunahme der Schülerzahl konfrontierte
Dr. Schwalbach jedoch mit einem
neuen Problem: Die Zahl der Klassenräume
reichte nicht mehr aus.
Wie das Heimatbuch Landkreis Rastatt
1988 (Seite 137 ff.) berichtet, haben die
Menschen der mittleren Steinzeit, des mittleren
(Beuronien A–C) und des späten Mesolithikums
und des frühen Neolithikums in
„Siedlungskammern“ entlang der Vorbergzone
des Oberrheingebiets gelebt. Bei der Jagd
könnten sie auch in mittlere und höhere
Tallagen vorgestoßen sein und diesen Jägergruppen
auch in schwer zugänglichen Bereichen
als Aufenthaltsort gedient haben.
Friedrich Hertlein (Die Geschichte der
Besetzung des römischen Baden-Württemberg,
1928) hat diese Römerstraße zwar beschrieben,
aber seine Quellen (Schumacher
u. a.) offensichtlich nicht immer genau überprüft.
Anders sind einige Widersprüche nicht
erklärbar. Das Landesdenkmalamt Karlsruhe
(Frau Dr. Rabold, 2001) sagt beispielsweise,
dass der Straßenverlauf zwischen Stettfeld und
Oberöwisheim in keinem Punkt bestätigt sei,
während Hertlein hier eine fast gerade Linie
zieht und diese laut Signatur als gesichert
bezeichnet.
Wenige Städte haben sich so oft und so
grundlegend umstellen müssen wie die Murgstadt
an der alemannisch-fränkischen Volkstumsgrenze.
War das nicht wie im Märchen ein
Zauber der bösen Fee, in die Wiege der jungen
Markgrafengründung gelegt, die um die Wende
vom 17. zum 18. Jahrhundert durch das
Machtwort des Türkenlouis fast über Nacht
vom Dorf, von der bescheidenen Raststätte der
Fuhrmänner und Kaufleute zu einer fürstlichen
Residenzstadt wurde, zu einem „kleinen
Versailles“? Ihre bisherige Bedeutung verlor
dadurch Kuppenheim, die bisherige Amtsstadt
der Gegend.
Zwischen Sonne und Halbmond
(2005)
Am 8. April 1655, also vor genau 350
Jahren, ist Ludwig Wilhelm in Paris geboren.
Sein Taufpate war der Franzosenkönig Ludwig
XIV., eine besondere Ehre für den badischen
Erbprinzen und Sohn des Markgrafen Ferdinand
Maximilian und der Prinzessin Christina
von Savoyen-Carignano. Mit 19 Jahren begann
seine militärische Laufbahn in der Kaiserlichen
Armee. Aber 1677 musste er – gerade
22 Jahre alt – die Regierung seiner Markgrafschaft
übernehmen.
Der Kirchplatz in Mühlhausen
(2005)
2003/2004 wurde der Kirchplatz in Mühlhausen im Rahmen der Ortssanierung
durch die kath. Kirchengemeinde und die politische Gemeinde neu gestaltet. Dabei
wurden auch archäologische Grabungen (Dr. L. Hildebrandt, Wiesloch) vorgenommen.
Im Pfarrarchiv Mühlhausen sind Bauakten über den Kirchplatz ab1802 erhalten.
Die baulichen Veränderungen auf dem Kirchhof ab 1800 sind daher gut nachzuvollziehen.
- Bei der Durchsicht wurde übrigens als Deckblatt eines Faszikels ein
Brief von Friedrich Hecker entdeckt. -
Der ursprünglich in den östlichen Gebieten der
Paläarktis weit verbreitete Amphiareus obscuriceps (Abb. 1) erweitert sein Verbreitungsgebiet
seit ca. 20 Jahren rasch nach Westen und dürfte inzwischen fast ganz Europa besiedelt haben
(Pericart 1996). Eine zusammenfassende Darstellung der Ausbreitung auf Grund von Daten
aus der Literatur findet sich in Simon (2002). Der
Erstfund der Art für Deutschland wird dort publiziert (2. September 2001, Hagenbach in Rheinland-Pfalz, 1$). Im Verzeichnis der Wanzen (Heteroptera) Deutschlands (Hoffmann & Melber,
2003) wird kein weiteres Bundesland erwähnt,
lediglich aus Berlin ist ein weiterer Fund publiziert (Deckert 2003).
In den Morgenstunden des 13. Juli 1943 wurde ein junger Soldat der deutschen Wehrmacht zu einem Steinbruch nahe der ukrainischen Stadt Melitopol am Asowschen Meer geführt. Dem Mann stand seine Hinrichtung bevor. Ein Feldkriegsgericht
hatte ihn wegen „Fahnenflucht im Wiederholungsfall" zum Tode verurteilt. Mehr als vier Jahrzehnte später berichtete ein Augenzeuge über die nun folgenden Minuten: ,,Zur Verkündigung des Urteils mußte der Hinrichtungszug auf ein Kommando
stramm stehen und das Gewehr präsentieren und die Offiziere mußten grüßen. Eine Fahne war, glaube ich, auch dabei. Dann verlas der Schreiber-Unteroffizier mit lauter Stimme feierlich das Urteil: ,Im Namen des Volkes! Der Soldat Hermann Keller wird wegen Fahnenflucht im Wiederholungsfall und Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt!"
In Ergänzung und als Illustration der Übersetzung der lateinischen Beschreibung der Ortenau durch den Humanisten Ottelinus teile ich diesen Fund mit: Die Stiftsbibliothek St. Gallen besitzt viele Handschriften aus der Sammlung des Schweizer Humanisten Aegidius Tschudi, darunter auch etliche handschriftliche Karten von seiner Hand. Mit einem Teil seines Nachlasses wurden sie im Jahr 1768 vom St. Galler Abt Beda angekauft. In der Handschrift Nr. 664 dieser Bibliothek, auf den Seiten 192-193, befindet sich eine handgezeichnete Karte von Tschudi, mit brauner Tusche gezeichnet, in der er den südwestlichen Teil von Baden, das Elsass und das angrenzende Lothringen kartografisch exakt darstellt. Die rechte Kartenhälfte zeigt den Oberrhein, und dort ist deutlich zu lesen: ,,Ortnaw - Mortnaw". Scheinbar war zur Zeit Tschudis die Landschaftsbezeichnung Ortenau noch nicht fixiert, so dass er beide Namen anführte. Auch Sebastian Münster sprach in seiner „Cosmographia" (1544) ja bekanntlich von der Mortnaw und den früher dort lebenden Mördern, von der sie ihren Namen habe. Als eine der frühen Ortenau-Karten sei diese Handschrift hier vorgestellt. Eine sichere Datierung der Skizze gibt es nicht. Sie wird wohl im Zusammenhang der kartografischen Bemühungen Tschudis um seine Schweizerkarte, die 1538 veröffentlicht wurde, entstanden sein.
,,Kraichtal hat einen Verlust erlitten, dessen Tragweite wir kaum erahnen können." Dieser Satz aus dem Nachruf von Bürgermeister-Stellvertreter Bernward Hemberger zum überraschenden Tod des überaus beliebten Kraichtaler Bürgermeisters
Horst Kochendörfer Ende November 2004 hat auch heute, über ein Jahr nach diesem für die Stadt und die gesamte Region schockierenden Ereignis, nichts von seiner Gültigkeit verloren. Horst Kochendörfer hinterlässt eine Lücke in vielen Bereichen - die heimatgeschichtliche und museale Arbeit nicht ausgenommen.