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Im Jahre 1962 veröffentlichte das Journal
,L'Arche’, das Presseorgan der in Frankreich lebenden Juden, ein außerordentlich
langes Gedicht unter dem Titel ,Stebbach -
Eppingen im Land’. Sein Autor: Emmanuel
Eydoux.
Ungewöhnlich daran war nicht nur, dass
dieser Text, der eher einer Erzählung in
Strophenform als einem Gedicht glich, in
einer französischen Zeitung und in französischer Sprache publiziert wurde, sondern
auch, dass sein Verfasser sich mit den örtlichen Gegebenheiten und manchen familiären Verhältnissen in Stebbach ganz gut
auszukennen schien. Obwohl niemand im
Dorf den Namen Emmanuel Eydoux jemals
gehört hatte, war eines aber bald klar: Ein
Ortsfremder konnte das Gedicht nicht
geschrieben haben! War man in der Lage,
es zu übersetzen, so ergaben sich schnell
konkrete Hinweise, dass sich hinter dem
Pseudonym Emmanuel Eydoux der französische Philosoph und Schriftsteller
deutsch-jüdischer Herkunft Roger Emmanuel Eisinger verbarg.
Die Familie Müller zählt zu den bedeutendsten Handels- und Theologengeschlechtern im früheren Landkreis Lahr, wo sie von 1687–1882 gewirkt hat.
Obwohl die Bearbeitung der Stammfolge wegen des im deutschen Sprachraum
am häufigsten verbreiteten Familiennamens mit enorm großen Schwierigkeiten verbunden war, hat mich die Aufstellung einer Stammtafel gerade wegen
ihrer Bedeutung für die Lahrer Lokalgeschichte besonders gereizt. Denn es
galt, die genealogischen Zusammenhänge zu ergründen und die vielen lebendigen Darstellungen, die vor allem Prof. Dr. Knausenberger in der historischen Beilage »Der Altvater« als Teil der »Lahrer Zeitung« veröffentlichte, in
ein übersichtliches Datengerüst einzuordnen.
Wenn wir eben zum Melanchthongedenken einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert haben und jetzt zu dieser weltlichen Festakademie zusammengekommen sind, dann darf niemand daraus schließen, Melanchthon könne in einen Christen
einerseits und einen säkularen Weltmenschen andererseits aufgespalten werden. Auch seine spätere Wirkungsgeschichte
und seine heutige Bedeutung können so nicht zerlegt werden. Was Melanchthon in Wittenberg als Universitätsreformer und
für andere Städte als Schulreformer gewesen ist; was ihn zum Praeceptor Germaniae, zum Briefpartner mit Fürstenhäusern
und Gelehrten in Europa machte; weshalb er im Jahr 1557 bei einem Besuch in Heidelberg als „die Leuchte von ganz
Deutschland“ gefeiert wurde, lässt sich nicht trennen von seiner Rolle als Reformator der Kirche. Melanchthon ist eine der
großen Figuren, bei denen Glaube und säkulare Kultur zusammengehören, ohne dass der Glaube weichgespült oder säkulare Kultur religiös überfremdet worden wäre.
Über den Namen der Lindauer Patriziergesellschaft Zum Sünfzen ist viel gemutmaßt und gerätselt worden. Die ersten Deutungsversuche des offenbar unverständlichen
Wortes begannen im Jahr 1870. Durch Friedrich Boulan wurde zunächst die Herleitung
von dem Wort Zunft in Vorschlag gebracht. Um 1880 vermeinte K. Primbs den Sünfzen
von Seufzen/Seufzer abzuleiten. Da die Lindauer Patriziergesellschaft einen fließenden
Brunnen im Wappen führte, bezog Primbs dieses Seufzen als Plätschern bzw. Rauschen
auf diese Darstellung eines Röhrenbrunnens. 1899 verfiel Lic. Dr. Karo auf die Idee, das
griechische Wort Symposion im Sinne von Gastmahl, Trinkgemeinschaft zugrunde zu
legen, was Pfarrer Wolfart 1903 nachhaltig befürwortete. 1907 schlug Sigmund Keller,
immer noch auf der Grundlage von Karos »Symposion«, die Auslegung Gilde und damit
wiederum Zunft vor. 1921 beschäftigte sich Wilhelm Beck aufs Neue mit dem Phänomen
und verfolgte die Ableitung des Worte Sünfzen von Consunta, womit er ein Vereins- bzw.
Vergnügungslokal junger Leute der italienischen Oberschicht aus der Zeit Dantes im
Auge hatte3. 1956 brachte schließlich Alfred Otto Stolze die Diskussion zum vorläufigen
Abschluss, indem er dafür plädierte, das Wort Sünfzen von althochdeutsch sufan = Trinken abzuleiten
Beschäftigt man sich mit der weitverzweigten Esslinger Malerfamilie Ihle, so drängt
sich eher die Bezeichnung »Dynastie« auf, ist es doch eine auffallend seltene
Erscheinung, dass es eine Familie vom ausgehenden 17. bis in das 19. Jahrhundert
hinein geschafft hat, jeweils vom Vater auf den Sohn wortwörtlich den Malerpinsel
bzw. das Kunsthandwerk weiterzureichen – ja nicht nur weiterzureichen, sondern
auch zu begabten und namhaften Künstlern heranzubilden. Herausgegriffen sei an
erster Stelle der in Nürnberg zu höchstem Ruhm und künstlerischer Anerkennung
gelangte Bildnismaler Johann Eberhard Ihle (1727–1814), der es sogar bis zum
Direktor der dortigen Malerakademie brachte, ebenso Philipp Jakob Ihle (1736–
nach 1790), der zunächst als Porzellan- und Theatermaler in Ludwigsburg wirkte und
dann Hofmaler des Prinzen Friedrich von Württemberg in Mömpelgard wurde, oder
Georg Tobias Ihle (1745–1797), der den Neubau des Stadtarchivs in Heilbronn ausmalte und Mitglied der Nürnberger Malerakademie wurde, aber auch Johann Jakob
Ihle (1702–1774), der als Bildnismaler nicht nur des Esslinger Patriziats erfolgreich
war und mehrere Emporen württembergischer Kirchen durch Bildlegenden versah.
Werke der Ihles befinden sich im Bach-Museum in Eisenach, im Germanischen
Nationalmuseum in Nürnberg, im Bayerischen Nationalmuseum in München, in der
Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, im Deutschen Apothekenmuseum in
Heidelberg, im Nürnberger Stadtmuseum, im Schiller-Nationalmuseum in Marbach/N., in der Tübinger Universität, im Calwer Stadtmuseum, selbstverständlich
im Esslinger Stadtmuseum, unzählige in Privatbesitz und möglicherweise in der
Deutschen Barockgalerie in Augsburg. Die Ihles malten nicht nur Esslinger Patrizier
und Pfarrer, sondern sogar prominente Adelige und hochgestellte Persönlichkeiten
des öffentlichen und geistigen Lebens ihrer Zeit wie z. B. die Herzöge Carl Alexander
und Carl Eugen von Württemberg, Johann Albert Bengel, Friedrich Gottlieb Klopstock, Ladislaus Ignac Bercsenyi. Sogar ein Bildnis Johann Sebastian Bachs wird ohne
Bedenken einem Ihle zugetraut!
Aus Anlass des 100. Jahrestages des Inkrafttretens der Reichsjustizgesetzgebung regte der Karlsruher Bankdirektor Heinz Schröder (1919-1994) im Jahre 1979 an, eine Ausstellung in Karlsruhe zu veranstalten, die insbesondere dem Nichtjuristen in der Residenz des Rechts zeigen sollte, auf welchen geschichtlichen Grundlagen die heutigen Bundesgerichte beruhen. Dr. Hildebert Kirchner, langjähriger Direktor der Bibliothek des Bundesgerichtshofes, konzipierte hierauf die Ausstellung »Recht und Justiz in Deutschland ab 1806«, die von der Gesellschaft für kulturhistorische Dokumentation e. V. ausgerichtet wurde und auf reges Interesse gestoßen ist.
Vier Frauen spielen im Leben des Reformators Philipp Melanchthon (1497–1560) eine besondere Rolle: Mutter Barbara, geborene Reuter (1477 – 1529), die ihn die Frömmigkeit lehrte; Caritas Pirckheimer (1467 – 1532), Äbtissin des Nürnberger Clarissenkonvents, die sich standhaft der Reformation verweigerte; Frau Katharina (1497 – 1557), deren anfangs unwilliger Ehegatte und am Ende betrübter Witwer er gewesen ist; und Tochter Anna (1523 – 1547), die nach kinderreicher, aber unglücklicher Ehe mit 24 Jahren verstarb. Aus der Betrachtung der vier Frauenschicksale ergibt sich zugleich ein Weg durch entscheidende Stationen der Biographie Melanchthons.
Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Als Wort der Heiligen Schrift ist uns für diesen Gedenkgottesdienst ein Wort aus dem 1. Timotheusbrief gegeben: So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott, segne unser Reden und Hören. Amen. Liebe Gemeinde, diese Worte aus dem 1. Timotheusbrief verlocken, darüber nachzudenken, wie eigentlich das Verhältnis unseres Geburtstagsjubilars zur Obrigkeit gewesen ist, auch wenn es in Baden einen König nie gegeben hat, für den zu beten hier aufgefordert wird. Johann Peter Hebel und die Obrigkeit – das wäre schon ein Thema für sich, aber gewiss keines für eine Predigt. Eher lohnt es sich, mit Hilfe Hebelscher Geschichten einen anderen Gedanken unseres Predigttextes auszulegen: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit
kommen.
m Jahr 2006 besichtigten Mitglieder des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar zusammen mit Kunstinteressierten aus der Region die Verena-Kapelle im Tal von Bachzimmern, 3.5 km nördlich von lmmendingen/Donau.
Die Besitzerin Stefanie Schmitz berichtete über Feuchtigkeit im Gebäude, deren
Beseitigung dringend nötig wäre. Eine größere Öffentlichkeit wäre wünschenswert.
Die veranlasste die beiden Auto rinnen, den folgenden Artikel zu schreiben. Zudem
wunderten sich die Exkursionsteilnehmer, dass die Kapelle und ihr kunst- und
kulturhistorischer Rang selbst in der näheren Umgebung unbekannt waren.
Bei systematischen Untersuchungen über einige frühe Tammer Bürgerfamilien (Neff, Wyrich, Weiß, Krauß, Trostel, Funduß/Fundeyß u. a.) hatte sich
ergeben, dass gegen Ende des 17. Jahrhunderts in diesem kleinen Ort, mit nur
noch 50 Haushaltungen, auch relativ viele aus der Schweiz stammende Einwohner lebten. Sie waren, wie z. B. die Neff, mit mehreren Stämmen, bereits
bald nach dem Dreißigjährigen Krieg eingebürgert worden oder lebten und
arbeiteten dort auch mit ihren Familien, unter Vorbehalt ihres Schweizer
Mannrechts. Außerdem hatten Frauen aus unterschiedlichen Orten in der
Schweiz in alte Tammer Bürgerfamilien eingeheiratet und bildeten zusammen
mit den Nachkommen der eingebürgerten Schweizer Spitzenahnen ein erkennbares Sippennetz mit Verschwägerungen und Patenschaften, das interessante genealogische Ansätze eröffnet.
Betrachtet man heutzutage die Kinzig zwischen Kehl und Hausach, dann sieht man fast durchweg einen begradigten und
einheitlich ausgebauten Flusslauf, der von Deichen und grasbewachsenen Vorländern begleitet wird. Mit diesem Bild vor Augen kann man sich kaum vorstellen, dass die Kinzig vor ihrem Ausbau ein sehr dynamischer Wildfluss war, dessen Gewässerbett von Sand- und Kiesbänken und erheblichen Breitenunterschieden geprägt war. Durch den Ausbau der Kinzig ging die Vielgestaltigkeit des Gewässerbettes verloren und damit auch viele unterschiedliche Lebensräume für Fische, Kleinlebewesen und Wasserpflanzen. Seit einigen Jahren werden durch Renaturierungsmaßnahmen diese verloren gegangenen Lebensräume an ausgewählten Stellen wieder hergestellt, soweit dies unter den heutigen Randbedingungen (v. a. Hochwasserschutz) möglich ist. Das neu angelegte naturnahe Flussbett orientiert sich dabei an den Strukturen, welche für
die Kinzig vor dem Ausbau typisch waren. Diese Strukturen lassen sich in vielen Fällen aus historischen Detailkarten ermitteln.
Auf einer Tagung im März 2010 in Bad Herrenalb, bei der der „Fall“ des „nichtarischen“ Pfarrers Kurt Lehmann (er zählte nach den Gesetzen des NS-Staates als „Halbjude“) eine besondere Rolle spielte, kam es immer wieder zur Frage der Kontinuität im Verhalten der Badischen Landeskirche in ihrer Haltung zum NS-Staat bis 1945 und, damit in unmittelbarem Zusammenhang stehend, der anschließenden Auseinandersetzung der Landeskirche mit ihrem Verhalten (und ggf. einem etwaigen Versagen) gegenüber den Übergriffen des NS-Staates. Symptomatisch für das Verhältnis der Kirche zu einer etwaigen Schuld schien dabei ihre Handlungsweise gegenüber den „nichtarischen“ Pfarrern Ernst (Vater) und Kurt Lehmann (Sohn) zu sein.
Von meinem hundert Jahre alten handgeschriebenen Stammbaum konnte ich ableiten, dass ich in der sechsten Urenkelgeneration von einem Levi abstamme, der, um
1710 geboren, in Eppingen, einer Kleinstadt in Südwestdeutschland
lebte. Das Vorwort zu dieser Stammtafel
beginnt mit einer stilistisch gedrechselten
Feststellung:
"Weitsichtige Familien führen Buch über
ihre Generationen, ein Brauch, der schon
im Buch der Bücher, der Bibel, vorkommt,
wo detaillierte Beschreibungen von einzelnen Personen und ihren Nachfahren zu finden sind. Unter den Israeliten war es yichus, eine Ehre, wenn über eine Familie
gut gesprochen wird. In diesem Sinne verdient die Familie Frank von Eppingen diese
Anerkennung wegen ihres beispielhaften
Bürgersinns und ihrer Humanität."
Die direkte Abstammungslinie der Franks
wird in der Stammtafel mit dem Geburtsjahr
jeder Person wie folgt aufgeführt: Levi (um
1710), Isaak (um 1735), Levi (1765) und
lsaak (1793). Von der Zeit ab wurden die
Namen weltlich, und die Kette setzt sich fort
mit Namen wie Wolf, Julius, Arthur und
schließlich mir, Werner Ludwig, jetzt als
Werner Louis Frank bekannt.
Im frühen 19. Jahrhundert erlebte Ludwigsburg nach dem Regierungsantritt des Herzogs Friedrich II. von Württemberg eine neue Blüte. Der Herrscher erkor die Stadt
mit ihrem weitläufigen Barockschloss zu seiner Sommerresidenz. Er ließ Teile des
Schlosses im Empirestil umgestalten und nutzte auch das Lustschloss Favorite und
das kleine Seeschloss. Während im Favoriteschloss ebenfalls einige Räume modernisiert wurden, musste das unfertig dastehende Schlösschen am Eglosheimer See zuerst ausgebaut und für Wohnzwecke hergerichtet werden. Durch den Bau eines Theater- und Festingebäudes konnte man am Seeschloss Theater- und Opernaufführungen
sowie Bankette abhalten. Auch den Park gestaltete man im englischen Stil um, indem
man das quadratische barocke Bassin abbaute und an seiner Stelle einen unregelmäßigen See mit zwei künstlichen Inseln anlegte. Das Seeschlösschen erschien für eine
repräsentative Hofhaltung besonders attraktiv, denn es war sowohl für größere Veranstaltungen im Grünen als auch als Rückzugsort für eine kleinere Hofgesellschaft
geeignet. Gleichzeitig boten sich in unmittelbarer Nachbarschaft, im riesigen Roten
Tiergarten, ideale Jagdmöglichkeiten. Im Jahr 1804 gab der nunmehr zum Kurfürsten aufgestiegene Friedrich von Württemberg dem Schlösschen den Namen »Monrepos«. Immer wieder zeigte er die Anlage stolz seinen Gästen, oder er zog sich mit
seinem Gefolge einige Tage lang zur Erholung dorthin zurück.
Da bereits einige Arbeiten zur Geschichte des Schlosses Monrepos vorliegen, soll
das Seeschloss selbst im Rahmen dieses Aufsatzes unberücksichtigt bleiben. Im Mittelpunkt steht die Nutzung des Geländes um Monrepos als Tiergarten und als Domäne.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Adel und Monarchie des 19. Jahrhunderts hat im
letzten Jahrzehnt in der Forschung einen regelrechten Boom erlebt. Dabei wurden nun auch für
diese Epoche Themenbereiche erschlossen, die für die Zeit des Mittelalters und der Frühen
Neuzeit schon lange zum Repertoire der Wissenschaft gehören. Erinnert sei hier nur an die Fragen nach Mentalitäten und Verhaltensweisen dieser traditionellen Führungsschicht, an die Bedeutung der Residenzen oder der Höfe oder auch an die Frage nach den Ausprägungen monarchischer bzw. adliger Repräsentation. Zu diesem letztgenannten Aspekt sind die öffentlichen
monarchischen Feiern zu rechnen, die ein Spezifikum der monarchisch-adligen Geschichte des
langen 19. Jahrhunderts darstellen und die von mehreren Publikationen der vergangenen Jahre
ins Zentrum gestellt wurden. Verwiesen sei hier nur auf die sehr anregende Studie über Monarchiejubiläen im 19. Jahrhundert, die Simone Mergen 2005 vorgelegt hat, oder auf die zwei Jahre später publizierte Dissertation von Matthias Schwengelbeck über die Huldigungsfeiern deutscher Fürsten. Durch derartige Arbeiten wurde die Forschung zu politischen Festen, die sich
für das 19. Jahrhundert bislang meist auf bürgerlich-oppositionelle Feiern konzentriert hatte, auf
eine bedeutend breitere Grundlage gestellt.
Der Projektor steht seit fast drei Jahrzehnten still, als der Technische Ausschuss des
Eppinger Gemeinderats in den Rössle-Lichtspielen die Regie übernimmt und
diese ein letztes Mal in Szene setzt. Am 25.
November 2008 beschließt das Gremium
einstimmig, das Kino abzureißen. Das
Dach ist undicht, das Gebäude marode.
Der rückwärtige Teil der Gaststätte Rössle
in der Rappenauer Straße ist nicht mehr zu
halten. Damit startet der endgültige
Abspann der Eppinger Kinogeschichte in
der Altstadt, die fast 90 Jahre zuvor begonnen hat.
Im Februar 1912 rüstet sich das Ministerium des Innern in Karlsruhe für die bewegten Bilder. An die Bezirksämter richtet es
sein Schreiben Nummer 187: „Wie uns mitgeteilt wird, finden neuerdings die Kinematrographen auch in kleineren Stadt- und
Landgemeinden ausgedehntere Verbreitung.” Ziel des Briefs ist, die lokalen Behörden auf den Umgang mit der neuen, aufstrebenden Form der Unterhaltung vorzubereiten. Die Bürgermeisterämter müssen
beispielsweise verlangen, dass die Kinochefs jedes neue Programm vorlegen -
„soweit erforderlich unter Inhaltsangabe der
einzelnen Stücke”. Werke, „die schon nach
ihrer Bezeichnung und Inhaltsangabe zu
Bedenken Anlass geben”, sind zu verbieten. Zurückgenommen werden darf das
Verbot nur, wenn der Streifen in einer nicht
öffentlichen Vorführung die Bedenken zerstreut.
Im Mai 2009 jährt sich zum hundertsechzigsten Male die Erhebung der badischen Armee. Literarisch wurde sich dieses Themas, als ein historisches Paradigma für den Kampf um Freiheit und Demokratie in Deutschland, von Stefan Heym in seinem Roman »Lenz oder die Freiheit« - im englischsprachigen Original »The Lenz Papers« - angenommen, in dem die Geschichte des jungen badischen Rekruten Andreas Lenz erzählt wird, der als feuriger Schwärmer und Rebell den Aufstand der badischen Garnison in der Bundesfestung Rastatt und später die preußische Intervention erlebt. Die folgende Abhandlung möchte die Hintergründe des historischen Ereignisses etwas beleuchten und der Frage nachgehen, warum gerade die Armee Badens rebellierte, wohingegen Preußens Armee - bis auf einen Aufstand der Landwehrleute im Mai 1849 - ihrem König loyal blieb und das Rückgrat der Reaktion bildete.
Im Band 42 der Schriften des Vereins für Geschichte
und Naturgeschichte der Baar erschien ein Beitrag zur Bedeutung der Baar als
"Trittstein" für ziehende Limikolen (Watvögel) (GEHRING 1999). Es wird darin aufgezeigt, das eine Reihe nordischer Limikolenarten die Feuchtgebiete der Baar als Rastplatz auf ihrem Zug zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet regelmäßig nutzt.
Dieser Sachverhalt ist lange bekannt und relativ gut untersucht. Neu hingegen ist die
Erkenntnis, dass im südlichen Grenzbereich der Baar zum Wutachgebiet hin bei
Ewattingen offensichtlich ein traditionell aufgesuchter Rastplatz des Mornellregenpfeifers (Charadrius morinellus) besteht. Seit 2002 wird diese sehr attraktive nordisch-alpine Vogelart dort regelmäßig, nahezu jährlich im Spätsommer beobachtet.
Hitze, Staub und flüssiges Metall – lange Zeit prägten sie die Arbeitswelt von Eisengießereimeister Willi Hess in seiner 1947 in der Lantwattenstraße, Villingen, gegründeten Gießerei.
Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft musste er feststellen, dass sein bisheriger Arbeitgeber, die Aluminiumgießerei Villingen, von der französischen Besatzung restlos demontiert worden war. So baute er unter den damaligen Umständen des Tauschhandels seine kleine Gießerei auf. Sein erstes Produkt war ein Waffeleisen, mit dem wiederum andere Produkte eingetauscht werden konnten. Später wurden für die heimische Industrie unterschiedlichste Produkte, von einfachen Gußteilen bis hin zu Spezialkomponenten gegossen, die beispielsweise in Bäckereimaschinen Einsatz fanden. Gegenüber den großen Konkurrenten konnte die Willi Hess KG nur durch Flexibilität bestehen. 1969 übernahm der in Villingen geborene Sohn von Willi Hess, Gießereimeister Jürgen G. Hess, das Unternehmen mit acht Mitarbeitern. Er hatte die Vision von Unabhängigkeit durch eigene Produkte.
Dem Augenmerk kenntlich, glaubhaft im Tatbeweis als Garant und Bürge für die anhaltende Fortdauer der Bildüberlieferung eines alten Gemeinwesens, so erscheint uns Richard Ackermanns geistige Gestalt. Unbeugsam, knorrig, selbstsicher, eigengeprägt, versehen mit der Überzeugungskraft einer unnachahmlichen Stilgebärde steht er vor uns, aufragend wie ein Schutzpatron im Scheitelpunkt eines Brückenbogens, der aus vergangenen Jahrhunderten in unsere Jetztzeit herüberschwingt. Dieser Mittlerrolle wegen wird sich das Gedenken an ihn im Bewusstsein jener Villinger erhalten, die in kundiger Zuneigung wissentlich und nicht bloß von ungefähr hier leben. Ist dieser Maler doch der späte Spross einer kunstreichen Sippe, die im großen Schemenschnitzer Dominikus Ackermann, dem legendären Ölmüller, ihr historisches Oberhaupt hatte. Der ererbte Kunstfleiß, die lautere Werkgesinnung bewähren sich noch im Urenkel als gleichsam angeborene Tugenden. Doch der würdige Nachfahre ist kein Nachahmer. Er schafft das originäre Werk, nicht die Stilkopie.