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In einem Gebiet in der nördlichen Oberrheinebene südlich Karlsruhe (Südwestdeutschland) wurden die epiphytischen Vorkommen des diözischen Laubmooses Leucodon sciuroides (HEDW.) SCHWÄGR. (Leucodontaceae) untersucht. Zusätzlich wurden Herbarproben von L. sciuroides bearbeitet, die während des 19. Jahrhunderts im Untersuchungsgebiet an epiphytischen Standorten gesammelt wurden. In 32 aktuellen Beständen und 9 Herbarproben wurde die Länge der Sekundärsprosse und die Frequenz der Sprosse mit asexuellen Diasporen (Bruchästen), Antheridien, Archegonien und Sporophyten bestimmt, wobei 6733 Sprosse untersucht wurden (davon 6055 in den aktuellen Beständen). Das Moos wurde im Gebiet an 108 Bäumen beobachtet, wobei der Verbreitungsschwerpunkt in der Rheinniederung liegt. Im Gegensatz zu anderen Regionen Südwestdeutschlands wächst die Art vor allem im Bereich von Wäldern und nur vereinzelt an
freistehenden Bäumen. Bruchäste wurden in etwa 80 % der bearbeiteten aktuellen Bestände nachgewiesen und kamen dabei an 14,5 % aller untersuchten Sprosse vor. Dagegen wurden nur in 46,9 % der heutigen Bestände und an 7,2 % der Sprosse Gametangien beobachtet, wobei Sprosse mit Archegonien deutlich häufiger (n = 267; 4,4 %) als Sprosse mit Antheridien vorkamen (n = 170; 2,8 %). Im Untersuchungsgebiet wurden nur in einem Bestand (an einem Baum) Sporenkapseln festgestellt, wobei es sich gleichzeitig um die einzige nachgewiesene gemischtgeschlechtige Population handelt. Leucodon-Sprosse mit weiblichen Gametangienständen sind größer als Sprosse mit männlichen Gametangienständen und bilden häufiger Bruchäste, sie haben daher Konkurrenzvorteile und bessere Ausbreitungsmöglichkeiten. In den untersuchten Beständen wurde eine positive Korrelation zwischen dem Vorkommen
von Bruchästen und Gametangien festgestellt. Die Bruchäste können sich aber an kleineren Sprossen bilden. Eine Auswertung der alten Herbarproben und Literaturquellen ergab, dass die Art im Gebiet seit dem 19. Jahrhundert zurückgegangen ist und dass die Häufigkeit der Sporophyten und gemischtgeschlechtigen Bestände deutlich abgenommen hat. In den heutigen Populationen ist die Länge der Sekundärsprosse und die Frequenz der Gametangienstände wesentlich geringer als in den Herbarproben aus dem 19. Jahrhundert. Als Ursache für diese Veränderungen kommt vor allem
eine hohe Belastung mit Luftschadstoffen in Frage. Die Verbreitung von L. sciuroides im Gebiet zeigt, dass die heutige Seltenheit der Art stärker von den begrenzten Ausbreitungsmöglichkeiten der Diasporen bestimmt wird als von der Anzahl der geeigneten Habitate.
In den Jahren 2007-2009 wurden im Nordschwarzwald an 47 Fundstellen epiphylle Moose beobachtet. Die
Höhenlagen der Fundorte reichten von etwa 150 m bis 770 m, wobei die meisten Stellen zwischen 400 und 500 m liegen. Die epiphyllen Moose wachsen an dauernd luftfeuchten, geschützten, aufgelichteten, aber kaum der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzten Stellen am Rand oder in der Nähe von Bächen in tief eingeschnittenen, meist steilen Schluchten und Klingen im Bereich von Wäldern. Insgesamt wurden 19 epiphyll wachsende Moosarten nachgewiesen. Am häufigsten sind die beiden Lebermoose Metzgeria temperata und Microlejeunea ulicina, daneben wurden Hypnum
andoi, Metzgeria furcata, Lejeunea cavifolia und Lophocolea bidentata mehrfach auf lebenden Blättern beobachtet. Die Höhenlagen der epiphyllen Vorkommen von Micr. ulicina, Metzg. temperata und Lejeunea cavifolia unterscheiden sich deutlich. Die Besiedlung der lebenden Blätter erfolgt vor allem durch vegetative Diasporen. Dabei ist ein hoher Diasporen-Eintrag aus benachbarten, auf Borke wachsenden Beständen der Moosarten wichtig. Micr. ulicina, Metzg. temperata und
Metzg. furcata bilden sehr häufig spezialisierte vegetative Diasporen (Cladien, thalloide Brutkörper). Die epiphyll wachsenden Pflanzen der übrigen Moosarten sind hauptsächlich aus Sprossfragmenten hervorgegangen. Unter konstant feuchten Bedingungen können sich die thalloiden Brutkörper, Cladien und Sprossfragmente auf den Oberflächen der kurzlebigen Blätter schnell etablieren und sofort weiterentwickeln. Die epiphyllen Moose wurden auf lebenden Blättern von
58 Gefäßpflanzenarten (Angiospermen, Gymnospermen, Farne) beobachtet. Trägerpflanzen mit langlebigen, immergrünen oder wintergrünen Blättern werden bevorzugt, insbesondere Abies alba und verschiedene Rubus-Arten. Daneben werden die Blätter von Lamium galeobdolon, Oxalis acetosella, Picea abies, Galium odoratum, Luzula sylvatica, Viola reichenbachiana, Hedera helix und Dryopteris dilatata öfters besiedelt. Im Herbst 2008 fanden sich Metzg. temperata und
Micr. ulicina auch auf den Blättern verschiedener sommergrüner Trägerpflanzen, etwa auf Fagus sylvatica, Quercus petraea, Frangula alnus, Circaea lutetiana, Chaerophyllum hirsutum, Senecio ovatus, Athyrium filix-femina und Thelypteris limbosperma. Sie können daher junge Blätter schon innerhalb weniger Monate besiedeln. Es wird diskutiert, ob die neuen Nachweise epiphyller Moose im Schwarzwald mit den gegenwärtigen Umweltveränderungen (Klimawandel, Änderung
der Schadstoffbelastung der Luft) zusammenhängen.
Das Laubmoos Fissidens rivularis (Spruce) Bruch & Schimp. (Fissidentaceae) wurde an fünf Fundstellen am Westrand des
Nordschwarzwalds südöstlich Rastatt (Baden-Württemberg, Südwestdeutschland) festgestellt. Aus Baden-Württemberg
lag bisher nur eine ältere, in neuerer Zeit unbestätigte Angabe vom Ufer des Hochrheins vor. Die Art wird beschrieben und
abgebildet. Das Moos besiedelt im Gebiet ständig überrieselte bis sickernasse oder dauernd überflossene, basenreiche Felsen (Sedimente des Rotliegenden) an Quellen und Bächen in Laubwäldern. Die häufigsten Begleitarten sind Rhynchostegium riparioides, Chiloscyphus polyanthos, Eurhynchium swartzii, Pellia endiviifolia, Brachythecium rivulare und Chrysosplenium oppositifolium.
Die Flechte Bunodophoron melanocarpum (Sw.)
Wedin (= Sphaerophorus melanocarpus (Sw.)
DC.; Sphaerophoraceae, Lecanorales) ist der
einzige aus Europa bekannte Vertreter der Gattung, die etwa 20 überwiegend in der temperaten
Zone der Südhemisphäre vorkommende Arten
umfasst. Kennzeichnend sind die strauchigen,
grau bis weißlich gefärbten Thalli aus lockeren,
zweiseitig federig verzweigten, deutlich verfachten Abschnitten (Abb. 1-2; Tibell 1999, Wedin & Gilbert in Smith et al. 2009, Wirth 1995,
Wirth, Hauck & Schultz 2013).
Zu den Schätzen der Historischen Bibliothek Offenburg zählt die deutsche
Erstausgabe von Francesco Petrarca Von der Artzney bayder Glück, die
1532 bei Heynrich Steyner in Augsburg erschien. Es ist eines der schönsten und bedeutendsten Bücher der Dürerzeit. Die 261 Holzschnitte sind
eine hochrangige Bildquelle für die Welt des Humanismus und der Reformation. Petrarcas „Trostspiegel" wurde in der Folgezeit zu einem der
meistverbreiteten Bücher. Deshalb soll an dieser Stelle die Entstehungsgeschichte des epochemachenden Werkes und seinen Platz im geistigen Leben seiner Zeit ausführlich besprochen werden.
Das moralphilosophische Hauptwerk von Francesco Petrarca ( 1304-
1374) ,,De remediis utriusque fortunae"[1], in der deutschen Übersetzung
von Peter StaheVGeorg Spalatin: Franciscus Petrarcha, von der Artzney
bayder Glück, des guten und widerwertigen"[2] , das 1532 in Augsburg erschien, gehörte zum festen Bestandteil der Lehrbücher der deutschen Humanisten und hat deren Denken und Wirken deutlich beeinflusst.
Der Hunger nach Bildern und Informationen führte im ausgehenden Mittelalter zu einer explosionsartigen Verbreitung von Druckerzeugnissen. Der Rohstoff Papier stand zum ersten Mal in ausreichendem Maße zur Verfügung. In den großen Städten des Oberrheingebietes, wie Basel oder Straßburg etablierten sich Druckwerkstätten, die das damals neue Medium
Buch druckten und herausgaben, um den nahezu unersättlichen Hunger nach Bildung zu stillen. Im Folgenden werden drei Bücher aus dem Bestand der Offenburger Historischen Bibliothek vorgestellt, die im Spätmittelalter und der frühen
Neuzeit, d. h. kurz vor oder kurz nach 1500 entstanden. Diese Werke sind aufgrund der reichen Holzschnitt-Illustrationen hochinteressant und schön gestaltet. Der Gesamteindruck im Zusammenspiel von Text und Bild war von entscheidender Bedeutung, die reichen Illustrationen sollten die Aufmerksamkeit potentieller Käufer auf sich ziehen. Menschen, die der lateinischen Sprache oder des Lesens selbst nicht mächtig waren, konnte so der Inhalt anhand der Bilder erklärt und verständlich gemacht werden.
Ein sensationeller Fund
(2007)
Von 1490-94 begab sich Dürer auf Wanderschaft. Angeregt durch seinen einflussreichen Paten, den Nürnberger Buchdrucker und Verleger Anton Koberger, wanderte er in den deutschen Südwesten, um in Colmar den damals schon berühmten Martin Schongauer aufzusuchen. Kurz vor seinem Eintreffen war Schongauer jedoch gestorben. Daraufhin wandte er sich nach Basel, einem führenden Zentrum der Buchproduktion und -illustration. Dort wohnte er bei Georg Schongauer, einem weiteren Patensohn von Anton Koberger, dem Bruder des berühmten Martin Schongauer. Dieser nahm ihn freundlich auf und zeigte ihm Zeichnungen des Meisters. Von Basel aus, wo Dürer als Illustrator für Nikolaus Kessler arbeitete, führte ihn seine Wanderschaft weiter nach Straßburg, dem zweiten Zentrum des Buchdrucks am Oberrhein. Der Holzschnitt Gerson als Pilger,
den er für den Drucker Johannes Grüninger schuf, bezeugt diese Station. Hier lernte er mit Sebastian Brant, dessen Narrenschiff er illustrierte, einen der führenden Köpfe seiner Zeit kennen.
Der Athletensportclub „Germania" wurde wahrscheinlich am 8. August
1911 gegründet. Wie ein Brief an die Stadt Zell mit den eingereichten Statuten beweist, muss dies wohl der Gründungstag des Zeller Ringervereins
sein. Unterschrieben haben diesen Brief Albert Eisele, der 2. Vorsitzende des
Vereins, Schriftführer Erich Ressel. Erster Vorsitzender war Lorenz Echtle.
Das erste große Ereignis des Vereins „Germania" war das IX. Gaufest des
Breisgaus des Deutschen Athleten-Verbandes, welches vom 13.-15. Juli
1912 in Zell a.H. abgehalten wurde.
Das Fest begann am Samstagabend, dem 13. Juli, mit einem großen
Empfang der auswärtigen Teilnehmer. Es folgte anschließend die Kampfrichtersitzung mit Festbankett im "Badischen Hof".
Die sogenannte Kunstkammer hat ihre eigene Tradition. Sie mag entstanden sein durch Anregungen, die das griechische und römische Altertum gegeben hat, fiel ihre größte Zeit doch in die Epoche der Renaissance. Die 'Ent-Weihung' von Tempeln oder doch der Einzug fremder Herren in ihre Cella steht am Anfang des Sammelns. Die großen Heiligtümer der antiken Welt seien beispielhaft genannt. Temenoi der Hera und Meter in Olympia bargen römische Kaiserporträts, aber auch spätklassische oder hellenistische Marmorwerke, darunter die hochgerühmte Genregruppe des Hermes, der das Dionysoskind trägt. Kaum eine der Sammlungen des 16. und 17. Jahrhunderts verschloss sich der Aufnahme antiker Kunstwerke, ihrer Aussagekraft als zeitüberdauerndem Dokument. Auf diese Weise entstand auch das Florentinische Studiolo im Palazzo Vecchio, dem Sitz der Stadtverwaltung. War nun der Brettener Georg Wörner ein Sammler von dieser Art oder hat er sich weit blickend und verstehend die eigene Welt erschlossen? Geben Ereignisse aus seinem Leben Auskunft darüber?
Die Geologie des Kraichgaus ist recht kompliziert und keineswegs überall ausreichend
verstanden. Das wellige Hügelland besteht aus Schollen ehemaliger Schichten
von Gestein, die durch zahlreiche Verwerfungen und Risse zerhackt wurden.
Aufgelagerter Löß mildert die Konturen, verdeckt aber auch das Erkennen von
Richtungen in den Verwerfungslinien, die eine bessere Gliederung erlauben würden.
Insgesamt ist der Kraichgau eine geologische Mulde zwischen Odenwald und
Schwarzwald, die in der „Langenbrückener Senke" heute ihre tiefste Stelle bei etwa
120 m ü. NN erreicht. In dieser Vertiefung konnten nun Schichten von Gesteinen
erhalten bleiben, die in der höheren Umgebung durch Erosion längst verschwunden
sind. Überraschend sind dabei vor allem die Juragesteine, die sonst erst wieder
nach Süden hin in der Schwäbischen Alb und nach Norden im Teutoburger Wald
zutage treten. Wer also in einem groben Vieleck zwischen den Orten Ubstadt im
~~den, der B3 entlang bis in Höhe Malsch im Norden und über Rettigheim,
Ostringen und Zeutern zurück nach Ubstadt nach Fossilien sucht, wird welche finden,
die man sonst bei Holzmaden antrifft. Für Bergbau ist der Kraichgau nicht gerade
berühmt, aber Steinbrüche gab und gibt es in großer Zahl. Ein ganz besonderer
liegt am ehemaligen Ortsrand von Bad Langenbrücken.
Unter dieser Überschrift als Thema einer Naturschutztagung in Braunschweig im Frühjahr 2000 erreichte schon vor 20 Jahren ein Problem eine höhere Aufmerksamkeit, das heute als neues Forschungsfeld „Invasionsökologie“ die Hochschulen beschäftigt. Eine Flut von Büchern und Zeitschriftenartikeln ging daraus hervor, gelegentlich mit hohen Emotionen gekoppelt, um auch „Laien“ zu erreichen. Im Web of Science stieg die Zahl wissenschaftlicher Aufsätze zum Für und Wider einwandernder Pflanzen und Tiere von rund 500 im Jahr 2000 auf 3.500 in 2006! Inzwischen ist sie wohl unübersehbar. „Unheimliche Eroberer“ – so ein Buchtitel – heißen sie, in England gar „aliens“. Fast immer wird mit dem „Fremden“, mit dem, „was nicht einheimisch ist“, sofort mehr oder weniger Schreckliches in Verbindung gebracht, meist ohne eine Begründung liefern zu können. Ganz gewiss ist der prachtvolle Buchsbaumzünsler kein Freund der Gärtner oder die Beifußblättrige Ambrosie keine Freude für Allergiker, aber der Götterbaum oder die Feuerlibelle kann man durchaus als Bereicherung unserer Parks oder Gewässer ansehen. Es gibt in Mitteleuropa rund 11.000 „nicht einheimische Arten“, und da kommen praktisch täglich neue dazu, mal die Roßkastanienminiermotte, mal der Asiatische Marienkäfer oder die Amerikanische Kiefernwanze.
Fünf Mitglieder des NABU Wiesloch kartierten in der Brutsaison 2008 von Ende Februar bis Anfang Juli die Vogelwelt im Gebiet der Topographischen Karte 1:25.000 TK 6718 Wiesloch (vorderer Kraichgau, Langenbrückener Senke). Ziel war die möglichst genaue Erfassung der „mittelhäufigen Arten“, alle anderen wurden nur als „vorhanden“ eingestuft (insgesamt 110 Arten, davon 63 mittelhäufige). Eingang finden sollen die Daten in den „Atlas deutscher Brutvogelarten“, dessen Erscheinen (ab) 2010 vorgesehen ist.
Enziane im Kraichgau
(2011)
Im Hochsommer steht auf Waldschlägen und -wegen, aber auch auf Halbtrockenrasen,
eine recht unscheinbare Pflanze mit zahlreichen _kleinen inkarnatfarbigen
Stielteller-Blüten (Abb. 1). Wer ein Auge und Gespür für Ahnlichkeiten im Blütenbau
unserer Pflanzenwelt hat, erkennt die Zugehörigkeit zur Familie der Enziane,
obwohl sie ganz anders heißt, nämlich Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium
erythraea). Wie kommt eine Pflanze zu solchen (insgesamt vier) Namen?
Der landessprachliche (sog. Trivial-) Name verrät zunächst mit „echt" und „tausend
Gülden" eine Wertschätzung, die kaum noch zu übertreffen ist. ,,Echt" meint
hier eine Art, die in der Heilkunde verwendet wird. Der zweiteilige wissenschaftliche
Name ist schwieriger und oft nur historisch erklärbar.
Landschaft und Leben im Löß
(2019)
Jede Landschaft hat eine geologische und eine kulturelle Geschichte. Im Kraichgau bestimmen
nacheiszeitliche Anwehungen von Löß das Bild dieser Landschaft . Die Fruchtbarkeit der daraus
entstandenen Böden ist ursächlich für eine frühe und dichte Besiedlung in sehr vielen
Dörfern und einigen kleinen Städten. Das relativ warme Klima erlaubt eine daran angepasste
artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, die in jüngerer Zeit durch immer stärkere Intensivierung
der Landwirtschaft immer weiter eingeschränkt wurde, so dass charakteristische Arten praktisch
nur noch in geschützten Lebensräumen vorkommen.
Am 12. Juli 1836 verfasste der Bürgermeister von Hilchenbach im Siegerland, Johann Heinrich Reifenrath, seinen bereits zweiten Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für Johann Heinrich Jung-Stilling. Dieser begann mit folgenden Worten: Was
der am 2ten April 1817 zu Carlsruhe verewigte Herr Geheime Hofrath und Professor Jung=Stilling, geboren am 12ten September 1740 zu Grund in Nassau Siegen, für seine Mit- und Nachwelt war, ist nicht allein in Deutschland, sondern auf allen fünf Erdtheilen durch seine Schriften bekannt. Ihm, dessen Verdienste und Frömmigkeit, niemand bezweifelt, dürfte gewiß neben Schiller, und Stillings-Freunden Herder Göthe etc. etc. auch ein Monument in seinem Vaterlande werden. Acht Jahre später konnte man im vierten Band der Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs des Heidelberger Historikers Friedrich Christoph Schlosser lesen, dass Jung-Stilling wunderliche[] literarische Produkte hervorgebracht habe, deren sich Herder und Goethe nur deshalb angenommen hätten, weil sie jede Originalität zu begünstigen suchten. Durch Goethe, Herder und Lavater sei Jung-Stilling zu einer Bedeutung unter unserer Nation gebracht worden, die allerdings mehr auf seinen sonderbaren Schicksalen und auf der in ihm personificirten und später im idyllischen und sentimentalen Styl seiner Zeit vorgetragenen Denkart und Lebensweise einer gewissen Classe unseres geringen Volkes, als auf irgend einer ausgezeichneten Geisteseigenschaft beruht[] habe.
Unmittelbar zu Beginn der Weimarer Republik wurde mit dem Bau der Lohfeldsiedlung (1919/20) in der Karlsruher Oststadt
ein ehrgeiziges Projekt in die Tat umgesetzt. Ziel der städtischen Baumaßnahme war es, Wohnraum für einkommensschwache und kinderreiche Familien zu schaffen. In diesen Zeiten des wirtschaftlichen Notstandes war ein
pragmatisches Konzept vonnöten. Daher wurden gleichförmige Grundrisstypen von zweigeschossigen Minimalwohnungen zu Häusergruppen seriell aneinander gereiht. Insgesamt entstanden fünfzehn Häusergruppen. Mittel für Bauornamentik standen nicht zur Verfügung, also konzentrierten sich die planenden Architekten Pfeifer & Grossmann auf ein sachlich-modernes Erscheinungsbild und eine klar strukturierte städtebauliche Disposition. Die Hauskanten der im Massivbau
erstellten Gebäude wurden entlang der Lohfeldstraße von Häusergruppe zu Häusergruppe zunehmend zurückgestuft, so dass sich das umbaute Volumen zur Mitte der Straße hin sukzessive weitet, und an den Einfahrten der Lohfeldstraße jeweils eine torähnliche Situation entsteht.
25 Jahre „Krone“
(2013)
Ist es nicht typisch für diese schnelllebige Zeit:
Da wird man schon mit 25 Jahren zum Denkmal
erklärt. Früher trug man dafür mindestens einige
hundert Jahre seine Haut zu Markte …
Apropos Haut: Das trifft ja genau auf mich zu:
Schließlich hat meine „Außenhaut“, wenn ich mich
recht erinnere, mehr als 400 Jahre allen Unbillen
standgehalten. Gut, mit einigen kleineren Blessuren vielleicht, aber schließlich zeugen bei
Menschen die Falten auch von einem gelebten
Leben. Verfolgen wir doch gemeinsam meine
Geschichte.
»Zustand 300«
(2015)
Karlsruhe feiert in diesem Jahr mit seinem umfangreichen Festprogramm seinen 300. Geburtstag. Große Teile der Innenstadt, insbesondere die Hauptachse mit dem zentralen Marktplatz sind allerdings zur Zeit des Festsommers vollkommen aufgegraben. Die Bauarbeiten für die U-Strab sind in vollem Gange. Die Großbaustelle, die für die Karlsruher
Bürger vor allem eine enorme Belastung darstellt, bietet aber spannende Einblicke in die Karlsruher »Unterwelt«. So hat
man im Jubiläumsjahr ausnahmsweise freie Sicht auf die direkte Umgebung der Ruhestätte des Stadtgründers. Der optische Reiz, den der aktuelle »aufgewühlte« Zwischenzustand bietet und die Kenntnis der Stadtansichten des Fotografen Wilhelm Kratt von 1910 haben den Architekturfotografen Dirk Altenkirch und seien Assistenten Stefan Schanzenbach inspiriert eine Fotoserie zum »Zustand 300« der Stadt im Jahr ihres Geburtstages zu erstellen.
„Um mich herum haben alle geweint, aber ich nicht, ich habe mich nur gefreut!“
Noch heute
lacht Agnes Hauser vor Freude, wenn sie von ihrer Abreise in die Schweiz erzählt. 1954 verließ sie ihr Elternhaus in Südbaden, um als Hausangestellte in Basel ihr Glück zu machen, wie
es zeitgenössisch hieß. Der sprichwörtliche Rat „Mädchen, geh in die Schweiz und mach dein
Glück!“ fand um 1900 Eingang in die Alltagssprache.
Er bezieht sich auf (süd-)deutsche Frauen
wie Agnes Hauser, die in die Schweiz gingen, um dort als ‚Dienstmädchen‘ zu arbeiten. Allein
die Tatsache, dass sich die Migration deutscher Frauen in schweizerische Haushalte in einer Redewendung verdichtet hat, lässt darauf schließen, dass es nicht nur einzelne Frauen waren, die an
dieser Migrationsbewegung teilnahmen. In der Tat stammte vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis
weit in die 1960er Jahre hinein ein Großteil der Hausangestellten in der Schweiz ursprünglich aus
Deutschland oder Österreich. 1930 kamen etwa 29 Prozent der insgesamt 110.600 Hausangestellten aus dem Ausland, 1960 waren von den 81.600 Hausangestellten sogar 36 Prozent Ausländerinnen. Der Anteil der Deutschen und Österreicherinnen an den ausländischen Hausangestellten
betrug 1930 über 80 Prozent. 1960 hatte sich ihr Anteil zwar verringert, lag jedoch immer noch
bei 56 Prozent.
Abgesehen von den Kriegsjahren kamen im Untersuchungszeitraum jährlich
etwa 30.000 Deutsche und Österreicherinnen als ‚Dienstmädchen‘ in die Schweiz.
Nach mehrjähriger Planung und Umbauzeit steht das Freiburger Augustinermuseum Anfang des kommenden Jahres (2010) vor der Wiedereröffnung. Damit kann nach Fertigstellung des 1. Bauabschnitts das Museum mit der Fülle der mittelalterlichen Exponate und Gemälde des 19. Jahrhunderts wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Diese werden in der ehemaligen Klosterkirche einen neuen Platz finden. Das alte Konventsgebäude dagegen soll anschließend in zwei weiteren Bauabschnitten saniert werden. Im vergangenen Juli, beim Augustinertag, konnten
sich viele Schaulustige vom Baufortschritt überzeugen und die Umgestaltung des ehemaligen Kirchengebäudes begutachten. Seit längerer Zeit ist das aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammende hohe Klostergebäude in Freiburgs Innenstadt eingerüstet, mit Bauzaun versehen und durch einen „Staubmantel“ den Blicken entzogen. Dahinter allerdings gestalten das Architektenbüro Christoph Mäckler und die Architektin Christine Paarmann-Steinmetz vom städtischen Gebäudemanagement das moderne Augustinermuseum, ein Mittelpunkt für die Kulturlandschaft im Südwesten unserer Region. Dank der Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg, die Landesstiftung BAWÜ und die Erzdiözese Freiburg sowie einer beispiellosen Initiative des Kuratoriums „Augustinermuseum Freiburg“ und des bürgerschaftlichen Engagements konnte das große Projekt des Umbaus in Angriff genommen werden.