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Mit 18 Jahren hat Carl Theodor 1742 als Kurfürst von der Pfalz seine Regierung angetreten, er verschaffte der Pfalz - so die Erinnerung vieler - „ein goldenes Zeitalter“. Sein preußischer Zeitgenosse und „Kollege“ Friedrich 11 disqualifizierte den Pfälzer als „faulen Kerl“, weil er in seiner Politik zwar brauchbare Ideen, aber keinerlei Konsequenz gezeigt habe. Auch in der folgenden Zeit war das Urteil über Carl Theodor eindeutig negativ, vor allem wegen seiner Maitressenwirtschaft und der
„katholischen Klüngelei“.
Das langjährige Engagement des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Schwetzingen für die Anerkennung als Weltkulturerbe fand 2012 auf der Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in St. Petersburg trotz der formalen Vorläufigkeit kein gutes Ende. Der Beitrag beleuchtet die inhaltliche Positionierung, den turbulenten Verlauf mit Rücknahme und Neuantrag,
die sich wandelnden Rahmenbedingungen des Welterbeumfeldes und die umstrittene Rolle von ICOMOS, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege.
Die Stadt Bretten verfügt über drei städtische Museen. Das aus dem Jahr 1585 stammende Gerberhaus zeigt die Arbeits- und Wohnkultur des 18. Jahrhunderts, das Deutsche Schutzengelmuseum im Schweizer Hof ist hingegen den überirdischen Helfern unterschiedlicher Kulturen gewidmet. Zusätzlich befindet sich in den Räumen des historischen Baus des Schweizer Hofes das Stadtmuseum, welches durch regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen zum Leben erweckt wird und zahlreiche Museumsinteressierte anzieht. Inhaltlich handelt es sich somit um drei volks- bzw. heimatkundliche Museen, die in Deutschland 43,5 % (Stand 2018) der bundesweiten Museumwelt ausmachen, wobei in Baden-Württemberg rund 51 % unter öffentlicher Trägerschaft stehen. Seit März 2020 verfügen die Städtischen Museen in Bretten über ein neues
Sammlungskonzept sowie ein neu eingerichtetes Depot. Die im Museumsbestand vorhandenen Objekte reichen von zahlreichen archäologischen Funden aus Bretten und der näheren Umgebung über Möbel aus unterschiedlichen Epochen als
Zeugnisse der ländlichen und städtischen Sachkultur bis hin zu Gemälden und Zeichnungen der letzten vier Jahrhunderte.
Für die Generationen derjenigen Deutschen, die nach Ende des II. Weltkrieges geboren sind, sind die Schrecken, Ängste und Sorgen der Weltkriege unvorstellbar. Bei denjenigen, die den II. Weltkrieg noch erleiden mussten, dominiert verständlicherweise diese Erinnerung. Erinnerungen, welche allerdings anders sind als jene Erfahrungen, welche die Opfer des I. Weltkrieges gemacht haben. Manche der Denk- und Merkwürdigkeiten des I. Weltkrieges muten uns heute - mehr als eigenartig, oft geradezu kurios an.
Der Augsburger Religionsfrieden fiel sowohl in der Kurpfalz als auch in Baden in eine konfessionelle Übergangssituation: Beide Territorien durchliefen seit Jahrzehnten eine Phase der Vorreformation mit spontaner Konfessionsveränderung auf der Gemeindeebene. In der Kurpfalz wie in Baden-Pforzheim ging die Entwicklung 1556, das heißt in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Religionsfrieden, in eine offene, obrigkeitlich gelenkte Reformation über. Von daher drängt sich ein Vergleich auf, und die Frage liegt nahe, ob die Reformationen in den beiden Nachbarterritorien nur in einem chronologischen oder auch in einem sachlichen Zusammenhang mit dem Religionsfrieden standen.
„Man thut dem Hofe sehr unrecht, wenn man ihn einer allzustarken Sparsamkeit beschuldiget“, bemerkte 1784 der brandenburgische Historiker Philipp Wilhelm Gercken nach seinem Besuch in Karlsruhe; Anlass zu diesem Gerücht, so meinte er, habe wohl die Mutter des Fürsten gegeben, „die, bey dem Anfall des Baden Badenschen Landes, die zugleich mitgeerbte enorme Schuldenlast klüglich zu mindern suchte und daher die Sparsamkeit einführte, ohne die der ganze Staat vielleicht zu Grunde gegangen wäre“. Ob der Vorwurf der „allzustarken Sparsamkeit“ in seiner Pauschalität zutrifft, soll hier nicht entschieden werden. Das Motiv der Sparsamkeit drängt sich freilich auf, wenn man beide Hofbibliotheken, die annähernd zu
gleicher Zeit erbaut worden sind, miteinander vergleicht, erst recht, wenn man die beiden Schlösser in die Betrachtung einbezieht: Die Anlage des Karlsruher Schlosses ist wahrlich gegenüber der Dimension in Mannheim „bescheiden“.
Das Adjektiv „bescheiden“ trifft leider aber auch auf die Quellenlage zur Karlsruher Hofbibliothek zu. Zwar gibt es auch über die Mannheimer Hofbibliothek keine monographische Gesamtdarstellung, doch mangelt es insgesamt nicht an Literatur über das Schloss und die Schlossbibliothek. Anders in Karlsruhe, wo keine moderne Baugeschichte des Schlosses, geschweige denn eine Geschichte der Schlossbibliothek existiert. Das gilt auch für das vorhandene Bildmaterial: Beide Schlossbibliotheken existieren heute nicht mehr, beide Schlösser wurden 1944 zerstört, aber vom Mannheimer Bibliothekssaal sind immerhin Vorkriegsaufnahmen erhalten.
Kurt Georg Kiesinger - Kindheit und Jugend im gemischtkonfessionellen und gemischtdiözesanen Umfeld
(2004)
Der Kaufmann Christian Kiesinger, geboren am 11. September 1876 in Michelfeld, Gemeinde Oberdigisheim lernte Dominika Grimm, geboren am 16. Juli 1878 in Bubsheim in Ebingen kennen, wohin seine Eltern arbeitsbedingt gezogen waren. Dort arbeitete Dominika im Hause seines Arbeitgebers, um den städtischen Haushalt kennenzulernen. Michelfeld und die umliegenden Gemeinden waren seit Jahrhunderten württembergisch und damit evangelisch geprägt, Bubsheim ebensolange vorderösterreichisch und somit katholisch. Christian Kiesinger und Dominika Grimm waren beide von ihrem Glauben zutiefst geprägt und standen vor einer schmerzhaften Entscheidung sich für die Trauung und Erziehung der Kinder in einer Konfession entscheiden zu müssen. Dominika war klar, eine nichtkatholislche Trauung bedeutet den Verlust von Heimat und Familie, so gut wie den Ausschluß aus der Gemeinschaft der Kirche, in deren Geflecht Familie und Verwandtschaft lebte.
Kurt Kormann †
(2008)
Am 5. August 2008 verstarb KURT KORMANN. Durch seine Arbeiten an Schwebfliegen, Dickkopffliegen und Libellen hat er zu einer Zeit, als sich niemand mit diesen Tieren beschäftigte, das Fundament für die Landesfaunistik dieser Insekten für Baden-Württemberg erarbeitet. KURT KORMANN wurde am 17. April 1925 in Karlsruhe geboren. Er besuchte die Volksschule in Jöhlingen und machte bei einem Apotheker eine Ausbildung zum Drogisten. Nach seinem Militärdienst im 2. Weltkrieg arbeitete er zunächst bei der Firma Schwabe Arzneimittel. Ab 1949 war er Abteilungsleiter für die Abfüllung von Chemikalien bei der Firma CARL ROTH. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1988.
Kurt Spitzmüller
(2009)
Kurt Spitzmüller wurde am 13. Mai 1921 in Freiburg im Breisgau als Sohn des Land- und Gastwirts Ludwig Spitzmüller und dessen Ehefrau Hilda, geb. Roth, geboren. Der Großvater war „Lindenwirt" und hatte später seine Gaststätte zu einem Kurhaus für lungenkranke Patienten ausgebaut. Nach dem Besuch der Volks- und der Oberrealschule absolvierte Kurt
Spitzmüller eine Lehre als Hotelkaufmann in Freiburg und besuchte die höhere Hotelfachschule. 1941 übernahm er als 20-Jähriger nach dem Tod der Mutter die Leitung der elterlichen Lungenheilanstalt „Kurhaus Nordrach". Von 1941 bis 1943 nahm Kurt Spitzmüller als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil und war anschließend als Arbeiter in der Rüstungsindustrie dienstverpflichtet. Kurz vor Kriegsende wurde er noch zum Volkssturm eingezogen und geriet für einige Wochen in Gefangenschaft (,,Ich hatte es geschafft, nach zwei Tagen aus dem Kriegsgefangenenlager in Offenburg in das Gefängnis verbracht zu werden, da ich glaubhaft erklären konnte, dass ich kein Soldat sei").
Vor 600 Jahren, am 6. Juni 1415, stellte König Sigismund den Juden in seinem
Reich einen Schirmbrief aus und garantierte ihnen umfassende Freiheitsrechte. [1] Es war
der letzte Freiheitsbrief, der den Juden von einem römisch-deutschen König bzw. Kaiser
ausgestellt wurde. [2]
Gesiegelt wurde die Urkunde in Konstanz, denn dort hielt sich Sigismund damals seit Monaten auf, bemüht, das Konstanzer Konzil vor dem Scheitern zu bewahren. Vor einem Ausschuss des Konzils begann in jenen Tagen das Verhör des Jan Hus,
dem Sigismund freies Geleit zugesichert hatte und dem trotz königlichen Schutzes vom
Konzil der Prozess gemacht wurde. Nicht einmal eine Woche war vergangen, dass Papst
Johannes XXIII., der auf Druck Sigismunds das Konzil einberufen hatte, von selbigem für
abgesetzt erklärt und in Haft genommen worden war. Zwei Päpste galt es noch zu einem
Rücktritt zu bewegen, gab es nicht genügend wichtigeres und drängenderes zu tun für
König Sigismund, als den Juden in seinem Reich einen Freiheitsbrief auszustellen?
Ein wichtiges Ereignis für die historische Entwicklung des rheinfränkischen Raumes war zweifellos die Gründung der Benediktinerabtei Lorsch im Jahre 764. Diese Abtei wurde damals als Eigenkloster von Cancor, dem Grafen im Oberrheingau, zusammen mit seiner Mutter Williswinda gestiftet. Der Klosterort lag auf einer Insel, die sich zwischen zwei Armen der Weschnitz befand. Diese Niederung stellte einen alten Nebenarm des Neckars dar und war daher
ein relativ tiefes Feuchtgelände. Die Stifter übergaben das Kloster ihrem prominenten Verwandten, dem Erzbischof Chrodegang von Metz, dem Primas der fränkischen Reichskirche. Dessen Bruder Gundeland besetzte als erster Abt das neue Kloster mit Mönchen aus Gorze, wo er zuvor Abt gewesen war. Chrodegang erhielt 765 die Reliquien des hl. Nazarius und ließ diese nach Lorsch übertragen, wo sie die Bedeutung der Neugründung steigerten. Im Jahre 774 wurde das Kloster von Altenmünster, das sich ungefähr 500 Meter westlich der späteren
Abtei befand, in feierlicher Inszenierung auf die neue Stelle verlegt. Bei diesem Akt waren Karl der Große, der Mainzer Erzbischof Lul und weitere vier Bischöfe anwesend, was ohne Zweifel auf die hohe Bedeutung dieses Vorgangs und die Ausstrahlung der neuen Abtei hinweist. Karl der Große entschied 772 auch einen Streit zwischen Cancors Sohn und Abt Gundeland um Besitzrechte zugunsten des Klosters. Im gleichen Jahr übergab Abt Gundeland sein Kloster dem mächtigen Frankenkönig und erhielt dafür Immunität und Königsschutz. Damit war Lorsch in die Reihe der Reichsklöster aufgestiegen und Teil der
karolingischen Klosterpolitik geworden.
Heidelberg war nach West-Berlin und Frankfurt am Main eines der größten Zentren der Studentenbewegung Ende des 1960er Jahre. Dies ist umso überraschender, da die Stadt mit damals knapp über hunderttausend Einwohnern sich von ihrer Größe her
weder mit Frankfurt noch gar mit Berlin vergleichen ließ. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnete Heidelberg 1968 gar als Brennpunkt der Studentenrevolte, die Neue Zürcher Zeitung sprach von einer Zitadelle des Aufruhrs. Dies hatte verschiedene Ursachen, eine davon war sicher die hohe US-amerikanische Militärpräsenz in Heidelberg und im nahe gelegenen Mannheim. Im Heidelberger Stadtteil Rohrbach befand sich über Jahrzehnte hinweg in der Campbell-Kaserne das US-amerikanische Hauptquartier für Europa USAREUR (United States Army Europe). Diese hohe militärische Präsenz von tausenden amerikanischer Soldaten auf dem Höhepunkt des Vietnam-Krieges inmitten einer Universitätsstadt führte zu einer enormen Politisierung der Heidelberger Studentenschaft.
Köpfe und Knöpfe
(2007)
Am 12. Mai 2007 feiert das Mannheimer Stadtarchiv – Institut für Stadtgeschichte mit einem großen Fest unter dem Motto „Köpfe und Knöpfe“ seinen 100. Geburtstag. Mit den Köpfen sind sowohl die Protagonisten der Stadtgeschichte als auch die Menschen im Archiv selbst gemeint – mit den Knöpfen jene uns heute immer selbstverständlichere Tastatur des Computers, mit denen wir die digital vorliegenden Informationen des Archivs abrufen können. Einige Wegmarken dieser Entwicklung einer städtischen Einrichtung, die heute als Kultur- und Verwaltungsinstitution mit einem reichhaltigen Informationsangebot
aufwarten kann, seien nachfolgend kurz beschrieben und ein Ausblick in die nahe Zukunft gewagt.
Die in Steißlingen im Hegau geborenen Brüder Karl Maximilian (1872-1933) und Ernst (1868-1934) Würtenberger waren mit ihrer Heimat eng verbunden. Die Landschaft und die Menschen des westlichen Bodenseeraumes zwischen Steißlingen, Stockach und Konstanz bzw. Kreuzlingen wurden von ihnen immer wieder künstlerisch umgesetzt. So schufen sie in ihrer jeweiligen Technik vor allem Portraits und volksnahe Genreszenen, mal in Gips, Ton oder Bronze, mal auf Papier, Karton oder Leinwand.
In der Verbindung aus Kunst und Technik liegt ein Spannungsfeld, auf welchem im 19. Jahrhundert Ideen entsprangen, die bis heute unser Bild der Moderne und nicht zuletzt auch unseren Alltag prägen. Kunst wird im Allgemeinen als schöngeistig und schmückend betrachtet. Sie soll den Betrachter in eine andere Form von Wahrnehmung hinüber führen, ablenken oder Ungewolltes und Störendes kaschieren. Meist wird dabei außer Acht gelassen, dass Künstler neben der kritischen Reflexion ihrer Gegenwart auch Utopien entwickeln, die über den Kunstbetrachterkreis hinaus wirken. Technik hingegen wird als zielorientiert bezeichnet. Es gilt, bestehende Probleme anzugehen und zu einer praktikablen Lösung zu kommen.
La douleur profonde
(2019)
Am Abend des 4. April 1783 traf eine kleine Reisegesellschaft in Paris ein. Es handelte sich um Markgräfin Karoline Luise von Baden und ihre Begleiter, ihren jüngsten Sohn Prinz Friedrich, Oberstallmeister Friedrich August von Üxküll, Hofdame Christine Franziska von Üxküll, Sekretär Georg Heinrich Vierordt und Vorreiter Martin Neukomm. Da die Markgräfin seit Anfang des Jahres wegen eines Treppensturzes und wegen des Todes ihrer langjährigen Sekretärin und Vertrauten niedergeschlagener Stimmung gewesen war, hatten ihr die Ärzte Ende März zur Luftveränderung und Ablenkung eine Reise nach Paris empfohlen. Sogleich waren die Vorbereitungen getroffen worden und in der Nacht auf den 1. April war die Fahrt – in großer Vorfreude auf Paris, aber unter striktem Inkognito, da sich die Markgräfin nicht imstande fühlte zu repräsentieren – losgegangen. Nachdem sie den 6. April mit Besichtigungen, Spaziergängen und einem Jahrmarktbesuch verbracht hatten, erlitt Karoline Luise abends in der Unterkunft einen Schlaganfall, der sie halbseitig lähmte. Mit der Nachricht dieses Vorfalls
wurde Vorreiter Neukomm nach Karlsruhe geschickt. Wegen des leichten Rückgangs der Lähmungserscheinungen und der geistigen Klarheit der Markgräfin hoffte man am Morgen des 8. April noch auf ihre vollständige Genesung. Am Mittag desselben Tages erlitt sie jedoch einen zweiten Schlaganfall und verstarb binnen weniger Sekunden.
Zwanzig Jahre ist es inzwischen her, dass mit dem Abzug der kanadischen Streitkräfte aus Lahr auch das Ende von Lahr als Garnisonsstadt kam. Dies war Anlass, im Frühjahr 2013 in der Villa Jamm im Stadtpark, dem Museum der Stadt Lahr, eine Ausstellung mit zahlreichen Fotos aus den Jahren 1967 bis 1993 zu zeigen. Im Frühsommer wurde die Ausstellung im Rahmen des Freundschaftsfluges der Lahrer Delegation in die Partnerstadt Belleville dort digital gezeigt. Zudem ist geplant, sie auch im kanadischen Verteidigungsministerium in Ottawa zu präsentieren. Eine Auswahl der nahezu 200 Bilder der Ausstellung wirft ein Streiflicht auf die Zeit der Kanadier in Lahr von 1967 bis 1994, als im Mai die Abschiedsparade stattfand. Die Fotografien stammen aus dem Stadtarchiv, aber auch aus Privatbesitz.
Lahr als Atomwaffenstandort?
(2020)
Die Enthüllungsstory „Lahrs atomares Geheimnis“ ließ eines der bestgehüteten Geheimnisse der Lahrer Militärgeschichte platzen. Von 1963 bis 1966 lagerten 15 Atombomben auf dem Flugplatz. Eine kleine, in Lahr stationierte US-Amerikanische Einheit (Detachment) der US Air Force Europe (USAFE) bewachte, pflegte und inspizierte die Bomben permanent. Im Kriegsfall sollte die französische Luftwaffe ihre Flugzeuge mit diesen Bomben bestücken und über festgelegten Zielen abwerfen. Der Rückzug Frankreichs aus der militärischen Integration sorgte für die Stationierung der Royal Canadian Air Force (RCAF). 1969 verlegte sie für ein Jahr US-Atomwaffen von Zweibrücken nach Lahr. Erst der Abzug der RCAF nach Söllingen sorgte für den Abzug der Nuklearwaffen. Die kanadische NATO-Brigade brachte aus ihrem vorherigen Standort keine Nuklearwaffen nach Lahr mit. Der Verdacht auf Nuklearwaffen auf dem Flugplatz keimte in der verschärften Situation des Kalten Krieges zu Beginn der 80er Jahre auf, war aber unbegründet.
Im letztjährigen „Geroldsecker Land“ wurde versucht zu schildern, wie der Erste Weltkrieg die Stadt Lahr beeinflusst hat. Wie er die Stadtverwaltung modernisierte und die politischen Verhältnisse veränderte. 1919 war die Stadt nicht mehr dieselbe wie 1914. Eine solche „strukturelle“ Sicht auf die Stadt und ihre Geschichte ist nötig, denn in ihr werden die Veränderungen und der geschichtliche Verlauf oft deutlicher als im kleinen Detail. Doch geht dabei etwas anderes verloren. Nämlich die konkrete und alltägliche Erfahrung der Menschen jener Zeit. Was hilft es, wenn man weiß, wann die Stadt ein Lebensmittelamt einrichtete und wie es organisiert war, wenn man nicht gleichzeitig schaut, ob dessen Tätigkeiten im Leben der Menschen überhaupt etwas bewirkte? Gerade der Erste Weltkrieg war eine Zeit, in der die Menschen in kürzester Zeit Erfahrungen machten, die sich oft widersprachen und Veränderungen bewirkten, für die die Geschichte sonst Jahrzehnte braucht. Dieser Krieg war für die Menschen in aller Regel eine Zeit der Entbehrung, der Not und der tiefen Schicksalsschläge. Schon 1914 setzte deshalb der Kampf um den „Sinn“ dieses Krieges und dieser Zeit ein. Warum hatte man gelitten? Warum waren der Sohn, der Ehemann, der Vater gefallen?