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Als König Friedrich von Württemberg (1754–1816) vor 200 Jahren, am 30. Oktober 1816, in Stuttgart verstarb, begann für das Ludwigsburger Schloss eine neue Zeitrechnung. Während Friedrichs Regierungszeit – von 1797 bis 1816 – diente die Schlossanlage mit den weitläufigen Gärten und den nahegelegenen Schlösschen Favorite und Monrepos als herrschaftliche Sommerresidenz und beliebter Aufenthaltsort des württembergischen Hofes in der warmen Jahreszeit. Alljährlich zum Osterfest im Frühjahr zog Friedrich mit seinem Hofstaat von seiner Haupt- und Winterresidenz, dem Neuen Schloss in Stuttgart, nach Ludwigsburg um und blieb meist bis Anfang Oktober, ehe die Kisten und Kutschen erneut gepackt wurden und alle wieder nach Stuttgart zurückreisten. Im Schloss und in der Stadt pulsierte in diesen Monaten geschäftiges Treiben, denn auch die Dienerschaft, der Adel sowie Künstler, Handwerker und Kaufleute hielten sich nun verstärkt in der Ludwigsburger Residenzstadt auf. Immer wieder wurden Botschafter, Gesandte, Familienmitglieder oder auch hochrangige Staatsgäste und Würdenträger empfangen und vereinzelt fanden größere Feste, Hofbälle und Truppenrevuen im Schloss beziehungsweise in der näheren Umgebung statt.
Schloss Mannheim
(2007)
Bestehende Gebäude mit neuer Nutzung zu beleben und dafür baulich zu reaktivieren, ist ein eigener Bereich architektonischen Gestaltens. Werden beim Neubau Konstruktion, Organisation und Gestalt des Gebäudes nach den Erfordernissen und dem zeitgenössischen Geschmack entwickelt, finden wir beim Bauen im Bestand ein Gebäude vor. Seine Substanz, Konstruktion und Baugeschichte sind erst einmal zu analysieren, bevor eine geeignete Nutzung gefunden und konstruktiv und gestalterisch umgesetzt werden kann. Das Mannheimer Schloss hat im Laufe der Zeit von der Residenz zum Witwensitz, Museum, Verwaltung und Hochschule vielerlei Nutzungen erfahren. Damit einher gingen immer umfangreiche bauliche Veränderungen. Den bedeutendsten Eingriff in den Bestand stellte die nahezu vollkommene Zerstörung im 2. Weltkrieg und der Wiederaufbau dar.
Kein Glück war ihm beschieden, dem Erbauer des neuromantischen Schlösschens
Remseck. Die nach ihm kamen, stammten aus einem friesischen Grafengeschlecht
und luden gern sich Gäste ein. Bleistiftskizzen und Aquarelle, Gedichte und eher zufällige Bemerkungen schildern das gastfreundliche Treiben hoch über der Remsmündung als ein Idyll, auf weite Strecken ungetrübt vom Lauf der Welt. Zu Anfang
indes war jener Bergsporn alles andere als ein beschaulicher Landsitz. Von einem
Raubnest namens Rems ist gar die Rede, das Philipp von Schwaben anno 1204 hier
ausgehoben habe. Eine Urkunde aus dem Jahre 1286 nennt dann erstmals auch eine
Burg mit Namen Rems.
Die Burg Rems dürfte bereits für den Grafen Ulrich I. eine strategisch wichtige
Rolle gespielt haben, als er nach dem Ende der Staufer die Gunst der Stunde nutzte
und sich Teile des Reichsgutes aneignete. Im Konflikt mit dem Habsburgerkönig Rudolf!. musste Graf Eberhard I. dann freilich klein beigeben und seine beiden stärksten Festen bis 1298 zum Faustpfand geben: die Burgen Rems und Wittlingen. Doch
Eberhard hielt nicht still, so dass sich insbesondere die Reichsstädte in Gefahr wähnten und gegen ihn zu Felde zogen. Über die Burg Rems fielen im Jahre 1311 vermutlich die Esslinger her, um sie dem Erdboden gleich zu machen.
Erst Eberhard II. gelang es, die Macht des Schwäbischen Städtebundes zu brechen.
Zu diesem Zweck ließ er 1360 auch die Burg Rems eilends wieder aufbauen. Als nun
aber die Württemberger nach der Schlacht bei Döffingen 1388 fest im Sattel saßen,
verlor die Burg Rems ihre Funktion als Stützpunkt der gräflichen Macht. Mitsamt
dem dazugehörigen Flecken Neckarrems wird sie nun mehrfach verpfändet. 1436
noch einmal notdürftig in Stand gesetzt, war sie in der Folgezeit offenbar so weit heruntergekommen, dass man ihre Steine 1576 auf den Abbruch verkaufte. Nur der 17
Meter hohe Bergfried mit seinen mehr als klafterdicken Mauern blieb stehen, bis er
1792 in sich zusammenfiel.
Als vor dreizehn Jahren die Esse in der Werkstatt
an der Voltastraße erlosch und der Hans Stern seinen Lederschurz an den berühmten Nagel hängte,
ging ein gutes Stück Villinger Handwerkstradition
zu Ende: Die Ära der bekannten und geschätzten
Huf- und Wagenschmiede Stern! Der Schritt in
den Ruhestand ist dem stets umtriebigen Handwerksmeister, der mit großer Liebe an seinen Beruf
hing, nicht leicht gefallen. Aber er ließ sich nicht
vermeiden, denn die Baupläne des Arbeitsamtes an
der Landwattenstraße vereinnahmten 1988 auch
das Grundstück des ehemaligen Villinger Gaswerkes, in dessen Übergabestation Hans Stern, nach
zwei Umzügen, seine letzte Schmiedewerkstatt
betrieb.
Von den ehemals heimischen 244 Arten Landschnecken in Deutschland ist auf der Baar gar nichts und im Schwarzwald fast nichts bekannt. Von diesen meist hoch spezialisierten Tieren wurden viele Unterarten und auch sicher ganze Arten ungesehen für immer ausgelöscht, und es werden auch viele noch dem Klimawandel zum Opfer fallen. Ein Grund, sich mit Schnecken auch bei uns näher zu befassen.
Schnee von gestern
(2008)
Durch die Industrialisierung während des
19. Jahrhunderts änderten sich die Lebensumstände
vieler Menschen recht erheblich.
Insbesondere die wohlhabenden Bürger der
Städte zog es hinaus ins Grüne. Das Ursprüngliche,
Unverfälschte, die Freiheit in der Natur
war für die in den Büros oder Werksanlagen
tätige Stadtbevölkerung etwas Kostbares, das
es in ihrem unmittelbaren Umfeld kaum noch
gab. Der Schwarzwaldtourismus begann.
2021 hat der Gemeinderat einen Realisierungsbeschluss für das Museumsquartier Bürk in Schwenningen gefasst. Die denkmalgeschützten ehemaligen Fabrikräume der Württembergischen Uhrenfabrik Bürk & Söhne werden zu einem neuen Kulturzentrum ausgebaut. Endlich gibt es damit Hoffnung für die Schwenninger Museumslandschaft, seit Jahrzehnten geprägt von infrastruktureller, personeller und finanzieller Unterversorgung und mit einem seit Jahren nur noch sporadisch geöffneten Heimat- und Uhrenmuseum. Das neue Museumsquartier Bürk wird kein Stadtmuseum für Schwenningen im traditionellen Sinn, keine Parallelstruktur zum erfolgreichen Villinger Franzikanermuseum. Das Bürk-Areal wird Begegnungsstätte und Diskussionsforum der Zivilgesellschaft mit dem Generalthema „Zeit“: Zeitstrukturen, Zeitregime, Zeitvorstellungen, kurz gesagt zur Frage, wie wir unsere Zeit verbringen wollen.
In verschiedenem Grün leuchten die Blätter der Buchen, Eichen und Linden. Vögel zwitschern und ein Specht klopft mit seinem schnellen „Tock-tock“ an einem Baumstamm. Vom Waldrand aus kann man den Blick schweifen lassen über - jetzt im Spätsommer - abgeerntete Getreidefelder und blühende Wiesen. Der Ort strahlt Ruhe aus. Wer weiß, dass dieser Wald beim Ottenweier Hof schon vor Jahrhunderten ein spiritueller Ort war, spürt diese Ruhe umso mehr. Die Geschichte des Täuferwaldes war mit ein Grund, warum sich die Gemeinde Neuried dafür entschied, hier einen Bestattungswald einzurichten. Seinen Namen hat er von den Täufern, einer evangelischen Religionsgemeinschaft, die im Zuge der Reformation entstanden ist. Schon vor über 250 Jahren nutzten sie den Wald für Gottesdienste und Taufen. Zwei runde Sandsteintische sind heute noch Zeugnisse dieser Vergangenheit. Einer der Tische steht neben einer Senke im Boden, die sich bei Regen mit Wasser füllt. Sie könnte in jenen Zeiten den Täufern als Taufbecken gedient haben. Die Gemeinde Neuried führt den Bestattungswald innerhalb des Eigenbetriebs Forst. Revierförster Gunter Hepfer erhält beim Betrieb des Bestattungswaldes Unterstützung von der Friedhofsverwaltung der Gemeinde und von Tom Jacob, ebenfalls gelernter Förster, der derzeit eine Zusatzausbildung zum Seelsorger und Trauerredner im evangelischen Kirchenbezirk Emmendingen absolviert. Jacob hilft dem Revierförster auch bei den angebotenen monatlichen Führungen durch den Bestattungswald. Bei einer dieser Führungen erwähnte Jacob, dass er früher einmal das Glück gehabt habe, für zwei Jahre im Ottenweier Hof zu wohnen. So sei er mit der Geschichte der Täufer in Berührung gekommen und habe begonnen, nachzuforschen.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war es vor allem die katholische Kirche, die in den unteren Schichten nach Begabungen suchte, sie förderte und dann in ihre Dienste stellte. Wie, wenn nicht so, hätte es der Sohn eines Schonacher Holzhauers in Bahia zum Ordenspriester und zugleich zum bedeutendsten Kunsthistoriker seiner neuen Heimat bringen können? Er war freilich nicht der einzige, der die Gelegenheit nutzte, die sich ihm unversehens bot – nämlich dadurch, dass die Beuroner Benediktiner die nahezu ausgestorbenen brasilianischen Abteien wieder mit Leben füllen wollten. Ludwig Grieshaber alias Dom Clemente Maria da Silva-Nigra (1903–1987) hat seine alte Heimat dennoch nie vergessen, und sie ihn ebenfalls nicht.
Der 8. August 1996 ist als schwarzer Tag in die Firmengeschichte des Hauses Burda, Offenburg, eingegangen. Der Burda Vorstandsvorsitzende, Dr. Hubert Burda, musste wegen des Absturzes des Burdajets folgende Todesanzeige in der Presse bekannt machen: „Wir trauern um vier Mitarbeiter und Kollegen die durch einen schrecklichen Unglücksfall aus unserem Leben gerissen wurden: Gerd Balls, Vorstandsmitglied Rainer Hager, Verlagsleiter Alfred Kühne, Chefpilot Marco Daxenbichler, Copilot. Ihr Verlust ist unersetzlich. In dieser schweren Stunde gilt unser Mitgefühl den Familien. Wir werden sie nie vergessen. Dr. Hubert Burda und alle Mitarbeiter“. Was war geschehen? Die Verstorbenen starteten mit dem Burda-Firmenjet, eine Falcon Dassault DA 10, kurz nach 9:00 Uhr in München, um an einem Besprechungstermin in der Burdazentrale in Offenburg teilzunehmen. Der Flug endete jedoch um 9:45 Uhr durch den Absturz im Friesenheimer Wald unterhalb der Bildsteine auf dem Scheibenberg.
Schreiner, Ordenspriester, Teilnehmer am Konzil: Heinrich Bliestle aus Vöhrenbach (1896 – 1987)
(2019)
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war es vor allem die katholische Kirche, die
in den unteren Schichten nach Begabungen suchte, sie förderte und dann in ihre
Dienste stellte. Sie bot so denen eine Chance, die sonst vielleicht keine gehabt hätten: Sie konnten Priester, auch Ordenspriester, Ordensbruder, Ordensschwester
werden. So kamen sie oft weit herum, oft hoch hinauf, und manche blieben
ihrer Herkunft stets verbunden. Heinrich Bliestle ist dafür ein Beispiel, an das zu
erinnern sich lohnt.
„Aufgestanden ist er, welcher lange schlief / Aufgestanden unten aus Gewölben tief". Mit diesen Worten beginnt das Gedicht „Der Krieg" von Georg Heym (1887-1912). Es entstand nicht etwa 1914, sondern 1910, und macht deutlich, dass der
Erste Weltkrieg lange schon in den Köpfen begonnen hatte, noch bevor der erste Schuss fiel, und dass Schriftsteller einen
großen Anteil daran hatten.
Der folgende Artikel zeigt die Ergebnisse des Schulprojekts »Badische Verfassung 1818«, das bereits im vergangenen Heft angekündigt wurde. Der erste Teil befasst sich mit der Frage, welchen Sinn ein solches Projekt haben kann, zum anderen wird kurz darauf eingegangen, wie Schulen und Lehrer gefunden wurden, die bereit waren, das Thema im Unterricht oder als
Projekt in ihren Klassen umzusetzen. Der zweite Teil gibt einen Überblick über die Projekte, die bereits durchgeführt wurden und diejenigen, die noch geplant werden.
Schultheater und Fastnacht
(2015)
Villingen, kurz vor der Mitte des 18. Jahrhunderts:
Schon seit langer Zeit bevölkern am schmotzigen
Donnerstag sowie am Fastnachtsmontag und
-dienstag Narro, Stachi und Wuescht die Straßen
und Wirtshäuser der Stadt, strählen ihre werten
Mitbürger und lassen es sich gutgehen. Einen
organisierten Umzug gibt es allerdings nicht, noch
nicht.
Auch die Studenten der beiden Villinger Gymnasien
der Benediktiner und der Franziskaner sind
auf der Gass. 1745 wurde das aktenkundig, als der
Magistrat sie einsperren ließ, weil sie gegen ein
Fastnachtsverbot verstoßen hatten. 1 Überliefert
ist auch, dass sie sich offenbar mit Begeisterung
am Bombardement mit Schneebällen, Eisstücken,
Steinen oder Prügeln eines Jeden beteiligten, der
es als Nichtvillinger wagte, mit einem gemieteten
Narrokleid auf die Straße zu gehen. 2
In den gut 100 Jahren zwischen dem Ende der Napoleonischen Kriege und der frühen Weimarer Republik haben fast 600
Schutterwälder Bürger ihre Heimat verlassen – eine überraschend große Zahl, wenn man bedenkt, dass das Dorf um die
Mitte des 19. Jahrhunderts lediglich 2000 Einwohner hatte. Dem Ruf von Kaiserin Maria Theresia folgend zogen bereits im
18. Jahrhundert einige Schutterwälder Familien weg, um sich in Ungarn eine neue Existenz aufzubauen. Anton Burckhart
jedoch, der sich 1761 das väterliche Erbe auszahlen ließ, um in das „Neue Land“ zu gehen, könnte der erste Schutterwälder
sein, der sein Glück nicht im Osten des Habsburgerreiches, sondern jenseits des Atlantiks suchte.
Thema der nachstehenden Betrachtungen und Überlegungen ist eine auf der
jütischen Halbinsel offenbar während der späten Kaiserzeit ansässig gewesene
Gruppe, die bisher kaum Beachtung gefunden hat, aber gleichwohl ein Schlaglicht
auf Migrationsvorgänge der frühen Völkerwanderungszeit wirft: die Eiderschwaben.
Was wissen wir über die Eiderschwaben? Die Antwort ist einfach: aus kontinentalen
Quellen, sieht man von den Ortsnamen Schwabe (Kreis Rendsburg)
und Schwabstedt (Altkreis Husum) ab, nahezu nichts, aus englischer Überlieferung
einiges. Aber darin steckt ein Problem: Wie kommt es, daß über eine auf
dem Kontinent gewesene, aber dort nahezu unbekannte Gruppe in England einiges
bekannt wurde? Die Frage ist von Gewicht, denn um eine einfache Erfindung
eines von seiner Phantasie getriebenen Fabulierers wird es sich bei den Eiderschwaben
kaum handeln, dazu sind die Verknüpfungen mit anderen, besser
bekannten Gruppen zu manifest. Außerdem, woher sollte ein solcher Fabulierer
die Idee für seinen Stoff nehmen? Es kommen also zwei Lösungen in Betracht;
zum einen das spätere Aufgehen der Eiderschwaben in den Sachsen, zum anderen
die Abwanderung wesentlicher Teile der Eiderschwaben nach den Britischen
Inseln.
Die Stadt Karlsruhe sieht die Ausstellung in der Städtischen Galerie als »spannenden Auftakt für die Heimattage im Jahre 2017. Man mag sich fragen, warum zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein geradezu "historisch" anmutendes Thema im Mittelpunkt einer Großstadt steht, die einem kontinuierlichen Wandel unterliegt. Welchen Beitrag soll die Ausstellung zu den drei inhaltlichen Schwerpunkten der Heimattage "Heimat im Wandel", "Heimat im Netz" und "Heimat des Fahrraderfinders" liefern? Vielleicht soll im historischen Kontrast gezeigt werden, dass Heimat vielfältig und wandlungsfähig ist. Das entspräche der Selbstinterpretation der Stadt Karlsruhe, die für sich beansprucht, im "Wandel zwischen
Tradition, Innovation und Moderne" zu leben.
Am 16. April 1880 stieg am Bahnhof in Gutach ein junger Mann aus dem Zug, ein Kunstmaler, wie sich herausstellen sollte. Schon die Fahrt auf der 1873 zwischen Hausach und St. Georgen eröffneten Schwarzwaldbahn begeisterte ihn. In Gutach fand er bei Löwenwirt Aberle freundliche Aufnahme und gastliche Unterkunft .
Schwarzwälder Jugend
(2000)
Die abfallende Seitenstraße neben dem großelterlichen Hause war das Rechte zum Rodeln oder, wie man dort drüben einfältiger sagte: zum Schlittenfahren. Sie kam, aus einer Gabelung zusammengewachsen, im Bogen von der oberen Altstadt und andrerseits von der großen Scheune des Großvaters herunter - der Scheune mit dem Familienomnibus, mit den
mancherlei Wagen für Menschen, Feldarbeit und Fracht, mit dem Heuboden und den Ställen, wo die vielen Milchkühe und in den guten Zeiten an die zwei Dutzend Gäule standen. Von dort oben also, wo schon das Reich der Geheimnisse und
Abenteuer anfing, lief die Straße, mäßig breit, zwischen dem Garten des reichen Nachbarn, des Fabrikanten, und dem Seitengärtchen der Villa hin, die unser Großvater zwischen Altstadt und Vorstadt für sich und die Schar der Seinigen
erbaut hatte - Patriarch mit weißem Bart, klugen, hellen, ein wenig hitzigen Augen, roten Bäckchen, blankem Schädeldach, mit guten Humoren und jener meisterlichen Strenge, die durch seine wohllebende Vorliebe für Gabelfrühstücke gemildert blieb. Uns Kindern war es eine hohe Lust, weit droben, am äußeren Zuweg zu der fallenden Straße, im fast schon Unbekannten hinter der Scheune, mit den niedrigen Schlitten anzusetzen und dann, im Triumph aus unwahrscheinlichen Fernen niederbrausend, am Seitengärtchen vorbeizufliegen - nicht ohne daß uns die schrägen Abzugsgräben, die über
die Straßen liefen, in die Höhe schleuderten wie Sprungbretter: aber dies steigerte die Pracht unserer Heldentat für den Blick des zuschauenden Altvaters, der in Pelz und Wasserstiefeln, das Quastenkäppchen auf dem munteren Greisenhaupt, durch den verschneiten Garten stapfte. Flogen wir endlich auf die quer liegende Hauptstraße vor, die im Tal drunten den Vorstoß unserer Rodelbahn empfing, so kannten wir keine Rücksicht - weder auf uns selbst noch auf die Leute.
Schwarzwälder Waldglas
(1999)
Bei der Beschäftigung mit einheimischen Rohstoffen tauchen immer wieder Hinweise auf, dass Material aus verschiedenen Quarzvorkommen in früheren Zeiten als Glasrohstoff verwendet worden wäre. Nähere Nachforschungen haben aber meist ein etwas unbefriedigendes Ergebnis, sowohl das Material als auch die Abnehmer betreffend. Vielfach fehlen auch exakte Angaben zu den Standorten der alten Glashütten, zu ihrer Laufzeit, ihrer Produktion und zu den eingesetzten sonstigen Rohstoffen und deren Herkunft, den Produktionstechniken und ähnlichem.
Eine etwas umfassendere Beschäftigung mit diesem Thema erschien infolgedessen durchaus angebracht und lohnenswert. Um auch zukünftigen historischen Untersuchungen einen Anre'iz und eine standfeste Basis auf naturwissenschaftlicher Grundlage zu geben, wurde die ursprüngliche Zielsetzung, nämlichdie Erforschung der Rohstoffnutzung, ein wenig erweitert. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich also etwas umfassender mit dem spröden Schwarzwälder Glas.