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Im Badischen, zwischen lmmendingen und Möhringen, also kurz vor Erreichen der württembergischen Grenze, versinkt das Wasser der Donau. Deshalb hieß es anno 1950/51 - im Rahmen der Diskussion um die Gründung des Landes Baden-Württemberg - , ja selbst die Donau wehre sich gegen den Zusammenschluss von Baden und Württemberg zum Südweststaat. Eine andere gängige Version der Erklärung dieses Naturschauspiels lautet wie folgt: Vor Scham versinke die Donau, kurz bevor sie badisches Gebiet verlässt, in unterirdischen Hohlräumen, um ja nicht in württembergisches Gebiet fließen zu müssen.
Stattdessen trete sie wieder im badischen Aach, als Aachquell, zutage.
Als im Jahre 1455 in Baden-Baden das neue, große Chor der Stiftskirche vollendet wurde, begann man auch in Steinbach die alte romanische Pfarrkirche St. Jakobus durch einen spätgotischen, größeren Neubau zu ersetzen. Die Jahrzahl 1455 war in Stein gemeißelt am ersten südlichen Chorstrebepfeiler angebracht, seit 1906/07 durch den Sakristeianbau verdeckt, aber durch ein gutes Foto belegt. Somit 550 Jahre Altarhaus. Hundert Jahre alt wird die neugotische Kirche bzw. Turm und Langhaus, deren Grundsteinlegung am 20. Mai 1906 stattfand. Doch zurück zu den Anfängen der „Ecclesia Matrix", der Mutterkirche, welche anfangs die nördlichste, rechtsrheinische Urpfarrei im Bistum Straßburg war. Hier helfen vor allem archäologische Erkenntnisse. Im Winter 1971/72 wurde zwecks Einbau einer Fußbodenheizung im Langhaus das Erdreich um 45 cm ausgehoben. In einer Tiefe von 30--40 cm legte der Bagger drei Mauerzüge frei, die zweifellos von früheren Gotteshäusern stammen und vom Verfasser mit Hilfe des Denkmalamtes vermessen wurden.
Johann Schilter hatte sich seit 1672 nicht nur als Hofrat in den Diensten der Ernestiner, sondern auch als Privatdozent an der Universität Jena einen Namen gemacht. Berichte über seinen geplanten Umzug von Jena nach Frankfurt am Main und seinen damit verbundenen Rückzug ins Privatleben zu Beginn des Jahres 1685 riefen daher gemischte Reaktionen bei seinen Korrespondenzpartnern hervor. Während sich die einen bestürzt über seine Pläne äußerten, beglückwünschten ihn die anderen zur neu gewonnen freien Zeit, die ein Dasein als Privatgelehrter mit sich bringe. Der Rückzug von Gelehrten – sei es ins ruhige Studierzimmer oder in die Geistesabwesenheit – war ein gängiges Element des frühneuzeitlichen Gelehrtenhabitus. Was bewog aber einen Gelehrten wie Schilter im fortgeschrittenen Alter von 40 Jahren dazu, seine Familie und Teile seiner
Bibliothek in Jena zurück zu lassen?
Verehrter Herr Erster Bürgermeister, verehrte Damen und Herren, die Sie heute für Ihr ehrenamtliches Engagement mit der
Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet werden, meine Damen und Herren. Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit sind in den letzten Jahren zu bedeutenden Themen in der öffentlichen Diskussion geworden. International, national und lokal erfahren Menschen und Initiativen, die auf Selbsthilfe, Bürgerengagement, Solidarität und Gemeinschaftssinn setzen, eine noch vor wenigen Jahren nicht für möglich gehaltene Beachtung. Dies äußert sich nicht nur, aber auch, am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, an dem das Engagement ehrenamtlich tätiger Mitbürgerinnen und Mitbürger gewürdigt wird. Die Würdigung, die Sie und Ihr Engagement heute erfahren werden und zu der ich Ihnen sehr herzlich gratuliere, kann Anlaß geben, über den neugewonnenen Stellenwert des Ehrenamts in unserer Zeit nachzudenken.
Dazu möchte ich Sie einladen.
Ein Haus und seine Besitzer
(2004)
Häuser können Geschichte(n) erzählen. Dies gilt selbst dann, wenn über ihre Bausubstanz wenig bekannt ist. ,,Bei aller Bedeutung, die seiner Baugeschichte zukommt - die Geschichte eines Hauses ist im wesentlichen die Geschichte seiner Bewohner, ihrer Familien, ihrer Arbeit, ihrer sozialen Beziehungen und wirtschaftlichen Bedingungen: Hausgeschichte setzt sich zusammen aus einer Summe zahlreicher individueller Lebensgeschichten." So schreibt Olivia Hochstrasser in ihrer Dissertation „Ein Haus und seine Menschen. 1549-1989. Ein Versuch zum Verhältnis von Mikroforschung und Sozialgeschichte". In dem folgenden Beitrag stehen die verschiedenen Besitzer eines Hauses in der Offenburger Hauptstraße zwischen Ende des 17. und Anfang des 19. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Es geht um das Haus zwischen der zur damaligen Zeit sogenannten Kanzlei, dem
heutigen Rathaus, und dem Gasthaus Sonne.
Bis heute kennen viele Ortenauer in der Schulzeit gelernte Gedichte des Oberkircher Ehrenbürgers August Ganther auswendig. Dr. Philipp Brucker, der ehemalige Lahrer Oberbürgermeister, schrieb einmal, er habe in seiner Kindheit keine größere
Familienfeier erlebt, bei der nicht ein Verwandter Gedichte August Ganthers rezitiert habe. Hotelier Karl Müller, der frühere Inhaber des Hotels „Grüner Baum" in Oberkirch-Ödsbach, kann von einem Besuch von Senator Franz Burda erzählen, bei dem Burda zu Müllers Überraschung aus dem Gedächtnis ein Gedicht August Ganthers vortrug.
Nicht erst seit 1955, als im Zeichen des bundesdeutschen „Wirtschaftswunders" Vereinbarungen mit Italien über die Anwerbung von Arbeitskräften getroffen wurden, oder seit der Beschäftigung italienischer Arbeiterinnen und Arbeiter in der deutschen Bau-, Ziegel- und Textilindustrie im
ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert reisten Italiener auf der
Suche nach Arbeit und Einkommensmöglichkeiten über die Alpen nach
Norden.[2] Bereits zwischen dem 16. und ] 8. Jahrhundert wanderten Tausende von Hausierern, Kaufleuten und Handwerkern aus Italien in deutsche
Territorien ein.[3] Einzelne ließen sich auch in der Reichsstadt Offenburg
nieder. Hier konnten bislang für die zweite Hälfte des 17. und das 18. Jahrhundert über zwanzig italienische Männer ermittelt werden, die entweder
alleine oder mit ihren Familien in der Stadt lebten. Sofern genauere Herkunftsangaben vorliegen, stammten die Zuwanderer aus Oberitalien, insbesondere aus den Gebirgstälern am Südrand der Alpen sowie aus dem Gebiet der drei großen oberitalienischen Seen, dem Lago Maggiore, Lago di
Lugano und Lago di Como.[4]
Also, Morgens um 4 Uhr ist die Welt in der Nähe
von Mailand wie immer noch in Ordnung. Morgennebel,
Rauchfahnen von glimmenden Wachfeuern,
der Morgenstern funkelt romantisch. Aber
dann: Zong! Dong! Crash! Puff! Peng! Zack! Uups!
Ein rabenschwarzer Tag, der sich blitzartig blutrot
färben soll.
Es muss ein Massaker an diesem denkwürdigen
Montag, 6. Juni 1513 stattgefunden haben wie es
selbst das kriegsgewohnte Oberitalien bis dahin
selten erlebt hat, wo jeder gegen jeden um die Vorherrschaft
kämpft.
Es läuft eigentlich bis dahin bayernmäßig für die 14.000 Franzosen, darunter 3.500 Oberdeutsche
(das sind die Süddeutschen) Landsknechte, „3 ½
tußend lantzkneht”, darunter wiederum ein Villinger
Fähnlein, 80 Mann, „wier hattend fon Fillingen
wol achzig by der schlacht”, ungeduscht und
schlecht ernährt. Alles Kerle, die man auch im
Dunklen riecht. Das weiß-blaue Ballett wird angeführt
von Michael Maler (28) und Remigius Mans
(53). Sie haben sich gegen den Befehl von Kaiser
Maximilian I. und gegen den Willen des Villinger
Rates auf den Musterungsplätzen in Oberdeutschland
in französischen Diensten verdingen lassen.
Martin Schwarz (1905–1990) war badischer Pfarrerssohn und Pfarrkandidat, wurde dann jedoch wegen der politischen Zeitumstände Schweizer Pfarrer. Bis etwa 1935 war sein Rufname Wilhelm, von da an Martin. Alle Vorfahren von Martin Schwarz väterlicherseits waren seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Pfarrer, damals aus der Schweiz nach Hessen ausgewandert. Zweieinhalb Jahrhunderte später wurde der lutherische Pfarrer Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1766–1837) 1804 aus Hessen als Theologieprofessor an die neu aufgebaute Universität Heidelberg berufen. Von ihm stammten dann in drei Generationen insgesamt sieben badische Pfarrer ab, der letzte war Hugo Schwarz (1872–1927), Vater von Martin Schwarz. Sie amtierten unter anderem, teilweise jahrzehntelang, in Mannheim (Wilhelm Schwarz, von 1823 bis 1873, also 50 Jahre lang Pfarrer in Mannheim), in Heidelberg (Friedrich Schwarz, von 1865 bis 1910, also 35 Jahre lang Pfarrer in Heidelberg) und in Freiburg (Hugo Schwarz, von 1909 bis 1920).
Glückliche Zukunft
(2019)
Alte Friedhöfe sind in vielfacher Hinsicht ein wertvolles Natur- und Kulturerbe. Da ist einmal die ihnen zugewachsene Eigenschaft als ‚grüne Lunge‘ innerhalb verdichteter Bebauung, besonders in Großstädten. Zugleich handelt es sich auch bei aufgelassenen Begräbnisstätten um sakrale, sogar geweihte Orte, die, wie der Name sagt, von ihrer profanen Umgebung durch Einfriedung abgegrenzt sind oder waren. Dies bedeutet für die heutige Benutzung als Freizeitgelände manche Einschränkung, wofür das Bewusstsein bzw. Verständnis einer säkularisierten Gesellschaft nicht immer gegeben ist. Sodann fesseln neben verbliebenen Sakralbauten vor allem die historischen Grabdenkmäler die Aufmerksamkeit der Besucher. Weil die Grabpoesie der Inschriften sowie das ikonografische Programm auf heutigen Friedhöfen nicht mehr in diesem Umfang anzutreffen ist, ist manches Wissen um die Aussage solcher Zeugnisse verlorengegangen. Deren Entschlüsselung ist
jedoch eine lohnende Aufgabe, wie im Folgenden an einem Beispiel gezeigt werden soll. Für Vorlagen bekannter Künstler liegen diese oft internationalen Einflüsse offen zu Tage; die Verbreitung erfolgte meist über grafische oder plastische Nachbildungen. Beides trifft für das bekannteste Grab auf dem Freiburger Alten Friedhof, Caroline Christine Walter, das „ruhende Mädchen“, zu. Hier diente das Königin-Luise-Denkmal von Christian Daniel Rauch im Mausoleum des Charlottenburger Schlossparks als Vorlage. Bemerkenswert ist stets, was spätere Künstler an Details ergänzt oder weggelassen haben: Walter z.B. hält zusätzlich ein aufgeschlagenes Buch mit Versen des Dichters Ernst von Feuchtersleben in der Hand. Das Medaillon des Grabmals Beck zitiert das Titelkupfer von Lessings Schrift „Wie die Alten den Tod
gebildet“, verzichtet jedoch auf den Leichnam, auf den der Todesjüngling ursprünglich seine Fackel herabgesenkt hatte.
Für das Medaillon des Grabmals Eschger, Mittelpunkt eines beeindruckenden schmiedeeisernen Kreuzes und Untersuchungsgegenstand dieser Abhandlung, war die Vorlage bislang nicht bekannt. Um sie und die Auswahl dieser Szene aus dem umfangreichen Bilderzyklus „Amor und Psyche“ für den Sepulkralbereich wird es im Folgenden gehen.