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Von der Idee zur Realisierung
Die Idee für einen Geschichts- und Naturlehrpfad in Villingen-Schwenningen kam ursprünglich
von Schwenninger Bürgern, die für ihren Stadtbezirk ein solches Projekt wünschten. Der Heimatverein Schwenningen nahm sich zusammen mit dem
Schwäbischen Albverein und dem Schwarz waldverein dieses Vorschlags an und plante mit dem
damaligen Leiter des städtischen Forstamtes, Eberhard Härle, solch einen Pfad. Der Sturm Lothar verhinderte die baldige Umsetzung des Planes. Auf
Initiative von Dr. Tobias Kühn, dem Nachfolger von
Herrn Härle, wurde der Plan 2005 wieder aufgegriffen.
Die älteste und bedeutendste soziale Stiftung
Villingens ist das Heilig-Geist-Spital.
Wann seine Gründung erfolgte, ist nicht genau
bekannt. Eine Gründungs- oder Stiftungsurkunde
liegt nicht vor. Stifterin war Gräfin Agnes von
Fürstenberg vermutlich zwischen den Jahren 1284
und 1286.
Der ältestete, völlig gesicherte Beleg für ein
Heilig-Geist-Spital in Villingen datiert vom
15. April 1286. Der Erzbischof Renaldus von
Messina und dreizehn weitere, namentlich genannte Bischöfe stellten an diesem Tag in Rom einen
Ablassbrief aus, in dem sie zur Mithilfe bei der
Vollendung des Heilig-Geist-Spitals in Villingen
aufriefen.
Die Neueröffnung des Abt-Gaisser-Hauses am
11. Dezember 2010 beendet endlich den 30-jährigen „Dornröschenschlaf“ dieses für Villingen stadthistorisch sehr wertvollen Gebäudes, das als
Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung im
Sinne des § 12 Denkmalschutzgesetz (eingetragen
im Denkmalbuch am 16.11.1978) eingestuft ist.
Am 10. Juni 1969 fand die Gründungsversammlung des heutigen Geschichts- und Heimatvereins Villingen e.V. statt. Der Verein feiert im Jahr 2019 seinen 50. Geburtstag. Es ist sicher verwunderlich, dass bei der jahrhundertelangen, sehr
umfangreichen und wertvollen Geschichte dieser Stadt erst vor 50 Jahren dieser Verein gegründet wurde. Andererseits können wir dankbar sein, dass es damals einigen geschichtsbewussten und -interessierten Persönlichkeiten wichtig war, diese für die Stadt und deren Geschichts- und Heimaterforschung wichtige Aufgabe einem ins Vereinsregister eingetragenen Verein zu übertragen. Dieser Bericht soll Einblick geben über die Geschichts- und Heimatforschung in Villingen vor der Entstehung des Vereins bis zur Gründung im Jahr 1969 und den Beginn der Arbeit im Verein.
Am Marktplatz, dem markantesten Platz Villingens, am Schnittpunkt der Hauptachsen in
der historischen Innenstadt, ist auf einer Höhe
von etwa 4 Metern am Haus Obere Straße 1 die
Statue einer Frau sichtbar.
Diese Figur bemerkt sicherlich jeder, der den
Marktplatz passiert, und sie ist ebenso ein beliebtes Fotomotiv. Die Statue zeigt eine Frau im
mittleren Alter im prächtigen Gewand einer Patrizierin im Stil der Renaissance Anfang des 16.
Jahrhunderts. Zusammen mit dem Haus und dem Renaissanceerker verleitet dies dazu anzunehmen, dass das komplette Ensemble aus der
Renaissancezeit stammt.
Das Haus ist jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts im Auftrag von Josef Boss erbaut worden.
Eine der ältesten Museumsgründungen in Baden-Württemberg, das traditionsreiche und renommierte Rosgartenmuseum in Konstanz, kann sich nach fast fünfjähriger Sanierungs- und Modernisierungsphase wieder dem Publikum präsentieren. Die langersehnte Wiedereröffnung am 26. September 2003 trifft fast auf den Tag genau das historische Eröffnungsdatum des 24. September 1871. Vor rund 132 Jahren fand die historische Einweihung der prähistorisch sowie kunst- und kulturgeschichtlich geprägten Sammlung, darunter Pfahlbaufunde der Jungstein- und Bronzezeit, städtische Antiquitäten, Waffen, Stempel, Münzen, Siegel, die Chronik des Konstanzer Konzils von Ulrich Richental statt, die durch den Konstanzer Apotheker, Naturwissenschaftler und Ratsherrn Ludwig Leiner (1830-1901) zusammengetragen wurde. Als Ausstellungsraum stellte ihm die Stadt Konstanz das ehemalige Zunfthaus der Metzger, Krämer, Apotheker und Seiler zur Verfügung, das um 1454 aus dem älteren Gebäude „Zum Rosgarten" und dem jüngeren Haus „Zum schwarzen Widder" entstanden war.
Am 5. Oktober 2001 wurde in Unteralpfen, Gemeinde Albbruck (Hochrhein), die Jakob-Ebner-Stube eröffnet. In Anlehnung an den Emil Baader initiierten Heimatstuben-Gedanken wird hier an den charismatischen Sohn der Gemeinde, Dr. Jakob Ebner (1873-1960), erinnert. Heft 4/2001 berichtete über die Stubeneinweihung im Geburtshaus des Priesters. In der gleichen Ausgabe begann eine Gesamtschau der Heimatstuben im Bereich der Gemeinde Albbruck, die mit vier „intakten" Stuben aufwarten kann. Diese Kurzportraits werden nun abschließend fortgesetzt.
Mit der „Jakob-Ebner-Stube“ erhält die Gemeinde Albbruck ihre vierte Heimatstube. Es ist erfreulich, daß alle Gedächtnisstätten noch der Gründungsidee entsprechen, also öffentlich zugänglich sind und Stubenbücher sowie Exponate vorweisen können. Dies ist den Wirtinnen und Wirten des jeweiligen Traditionsgasthauses zu verdanken. Wie bereits erwähnt sind gastronomische Familienbetriebe erfahrungsgemäß Garanten für die Pflege und den Erhalt einer Heimatstube.
Berufenere Stimmen als die des Verfassers haben sich in der Badischen Heimat bereits mehrfach für den Erhalt der Heimatstuben eingesetzt. Hier sind beispielsweise Brigitte Matt-Willmatt, Eugen Rombach, Karl Friedrich Wernet, Otto
Ernst Sutter und Dr. E. Müller-Ettikon zu nennen. Diesen soll - in aller Bescheidenheit - ein persönlicher Beitrag zur
Seite gestellt werden, welcher der uneingeschränkten Begeisterung für diese speziellen Einrichtungen der Kulturpflege entspringt. Die Heimatstuben im Kreis Waldshut bzw. die „überlebenden" der ehemals 30 Stuben haben beim Verfasser eine
wahre Leidenschaft ausgelöst und liegen dieser Betrachtung zugrunde. Dem Charme der 1960er Jahre, den eine Heimatstube versprühen kann, begegnete ich zum ersten mal anläßlich eines Besuches alter Familienstätten. Mein Vater machte mich damals auf ein „interessantes Büchle“ aufmerksam, das er in einem der hiesigen Traditionsgasthäuser entdeckt hatte. Ich besorgte mir das Büchlein - es ließ häufige Nutzung erkennen - und war fasziniert von der Collage: Mischung aus Zettelkasten, (Haus)Chronik, Geschichts-/ Gästebuch und ungewöhnlichen Bildern und Illustrationen. Diese erste Begeisterung für die Heimatstuben hat nicht nachgelassen. Die offensichtliehe Gefahr eines weiteren Aussterbens ist Grund genug in der Regionalgruppe einen der Schwerpunkte auf Erhalt und Pflege dieser Stuben, die einmal Aushängeschild der Badischen Heimat waren, zu legen. Eine Bestandsaufnahme soll Überblick der aktuellen Verhältnisse und zu Vollzähligkeit/Zustand der Exponate und Ehrenbücher geben sowie als Grundlage für aufbauende Maßnahmen dienen. Dabei wurde die Überzeugung gefestigt, daß die Bewahrung diese Kulturgutes in der Gesamtarbeit unseres Landesvereins wieder einen gewissen Stellenwert einnehmen sollte. Leider ist von vielen Stuben bereits nicht mehr die geringste Spur vorhanden. Teils weil Gasthäuser geschlossen wurden, teils wegen Inhaber- oder Pächterwechsel. Manchmal wurden Exponate und die Ehrenbücher den Gemeinden überlassen. Vieles wird verschollen bleiben.
Eine Eröffnung im klassischen Stil: Die „Jakob-Ebner-Stube“ wurde am 5. Oktober 2001 im Gasthaus „Zur Linde“ ihrer Bestimmung übergeben. Ein feierlicher Akt, der in Anlehnung an Emil Baaders Verfahrensweise gestaltet wurde. Grußworte der Honoratioren und Berichte von Zeitzeugen (teilweise in Dialektvortrag) wechselten mit musikalischen Beiträgen. Kinder der Grund- und Hauptschule erfreuten mit der Präsentation Unteralpfener Persönlichkeiten und einem Hebelgedicht. Konstante Pflege des badischen Erbes und die partnerschaftlichen Kontakte zur Schweiz, ins Elsaß und zum württembergischen Landesteil waren Aspekte im Beitrag von Adolf Schmid, unseres Landesvorsitzenden.
1976 wurde im Birndorfer Landgasthof „Hirschen“ die „Bläsi-Stube“ eröffnet. Die Stuben-Idee Emil Baaders trug auch nach seiner Zeit noch Früchte. Der historische Rahmen steht einer Heimatstube gut an, denn der „Hirschen“ ist eine der traditionsreichsten Gaststätten der Region. Das Haus wird urkundlich bereits 1271 erwähnt.
Von den sechs in Deutschland vorkommenden Schlangenarten leben drei in unserem Kreisgebiet, neben der ans Wasser gebundenen Ringelnatter und der recht heimlich lebenden Glatt- oder Schlingnatter ist dies mit der Kreuzotter (Vipera berus) die einzige Giftschlange der Region. Der Schwarzwald befindet sich an der westlichen Verbreitungsgrenze der Kreuzotter. Hier besiedelt sie die mittleren Höhenlagen bis etwa 1100 Meter über NN. Im Kreisgebiet am Westrand der Baarmulde kommt Vipera berus von 680 bis 800 Meter über NN vor. Die niedrigeren, wärmebegünstigten Lagen wie auch die wohl zu kalten Gipfelregionen werden gemieden. Durch Lebensraumverlust ist die Schlange heute nur noch auf wenigen Plätzen im Kreisgebiet heimisch, deshalb sind Begegnungen mit diesem versteckt lebenden und gut getarnten Reptil selten geworden. Das war bis in die 1950er-Jahre durchaus anders.
Der Wendehals ist ein kleiner, etwa spatzengroßer, unauffällig brauner Vogel, der zur Familie der Spechte gehört. Gleichwohl unterscheidet er sich in seinem Verhalten deutlich von den typischen Spechten. So zimmert er seine Bruthöhlen nicht selbst, sondern nutzt solche anderer Spechte, etwa des Buntspechts, sowie Naturhöhlen und Nistkästen. Ferner ist der Wendehals ein echter Zugvogel, der südlich der Sahara überwintert.
Eine rätselhafte Erzählung wurde in Zusenhofen überliefert und unter die Sagen eingereiht: die Sage von der „untergegangenen Stadt Wiesenbach". Da sie nur zwei Sätze umfaßt, soll sie hier vollständig zitiert werden: ,,Zwischen Nußbach und Zusenhofen ist vor Jahrhunderten eine Stadt gelegen, Wiesenbach. In einem Krieg wurde sie zerstört, so dass kein Stein mehr auf dem andern blieb." Aus Nußbach stammt die Version, diese Stadt sei „in einer großen Flut versunken", weil die Bewohner in frevelhafter Weise ausgehöhlte Brote als Schuhe benutzt hätten.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs ergaben sich auch für die
Gewerbeschule Offenburg einschneidende Veränderungen.
Neben der Aufarbeitung der menschlichen und materiellen Schäden eröffnete sich Chance eines demokratischen Aufbruchs. Der
neue Staat führte eine Vielzahl an Reformen durch, die tief in das
Gefüge der Schule eingriffen. Ein Gesetz vom 24. März 1924
reihte die Gewerbe- und Handelsschulen in die Gruppe der Fachschulen ein, beließ es aber für die gewerblichen Fortbildungsschulen beim Alten. Diese Trennung der Gewerbeschulen von den
Fortbildungsschulen war auch die Folge einer höheren Qualifikation der Lehrer der Gewerbeschulen, die seit 1922 an der TH Karlsruhe zum Dipl.-Ing., Abteilung „Gewerbelehrfach", ausgebildet
wurden. Beide Maßnahmen führten zu einer deutlichen Aufwertung der Gewerbeschulen.
Die Ausbreitung der Industriellen Revolution von England über Frankreich in die deutschen Staaten stellte neue Herausforderungen an die Ausbildung der Arbeitskräfte. Im Jahr 1794 entstand in Frankreich das ''Mutterinstitut für alle
höheren technischen Schulen, die noch ganz im Militäringenieurswesen verhaftete ecole polytechnique'',
die überall in Europa nachgeahmt wurde. Im neu formierten Großherzogtum Baden wurde bereits im Edikt vom 13. Mai 1803 auf die Notwendigkeit eines öffentlichen Unterrichts für junge Handwerker hingewiesen. Dennoch kam es zunächst nur zur vereinzelten Gründung einiger Zeichnungsschulen.
Harald Heidemann †
(2021)
Im Alter von 86 Jahren verstarb Harald Heidemann aus Büchenau bei Bruchsal und mit ihm einer der letzten kenntnisreichen, alten Privatgelehrten aus der Region, die ihr Leben von Jugend an der Erforschung der Natur gewidmet haben. Seine wissenschaftlichen Sammlungen von Schmetterlingen und Libellenexuvien sowie seine wissenschaftlichen Dokumentationen vermachte er bereits vor zwei Jahrzehnten dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe, wo sie in seinem Sinne weiter zugänglich bleiben sollen. Harald Heidemann wurde am 1. September 1935 in einer Familie, die mütterlicherseits aus
West- und Ostpreußen und väterlicherseits aus Süddeutschland stammt, in Karlsruhe geboren.
Am 28. August 2014 verstarb im Alter von fast 85
Jahren Herr Prof. Dr. Gerhardt Jurzitza*. Als Vertriebener aus Oberschlesien fand er nach dem
Krieg in Karlsruhe eine neue Heimat. Angaben
zu seinem Lebenslauf sowie eine Bibliographie seiner wissenschaftlichen Publikationen hat anlässlich seines 70. Geburtstags im Jahr 1999 H.
Heidemann in der Zeitschrift „Odonatologica“ veröffentlicht
ln Band 57 dieser Zeitschrift wurde unter der Überschrift „Die Entomologische Arbeitsgemeinschaft berichtet („Entomologentreff“)“ eine irreführende Darstellung veröffentlicht, die der Korrektur bedarf. So heißt es dort, die Arbeitsgemeinschaft sei ’’nach einer mehrjährigen Pause” 1997 wieder aktiviert worden. Tatsächlich hat sie jedoch seit ihrer Gründung am 24. Mai 1967 bis zum heutigen Tag aktiv fortbestanden und es gibt auch keinerlei Anlass dafür, an ihrem
Fortbestand etwas zu ändern. Über ihre Tätigkeit hat der Unterzeichnete in den Hauptversammlungen des
Naturwissenschaftlichen Vereins regelmäßig einen Kurzbericht gegeben; eine zusammenfassende schriftliche Berichterstattung wird hiermit nachgeholt.
Am 20. Oktober 1999 starb Dr. Hans Georg Amsel im hohen Alter von 94 Jahren. Von 1955 bis 1971 war er als Leiter der Entomologischen Abteilung am damals noch Landessammlungen für Naturkunde genannten Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe tätig. Vor allem dieser Zeit und dem, was dabei von ihm geleistet worden ist, soll dieser Nachruf gewidmet sein.
Günter Junge 1913-2003
(2003)
In seinem 91. Lebensjahr starb am 2. Oktober 2003 in Schriesheim-Altenbach Günter Junge, von Beruf Bauingenieur und Freier Architekt; als Berufsoffizier war er lange Zeit Oberst im Generalstab der Bundeswehr. In seiner Freizeit befasste er sich intensiv mit Schmetterlingen, die er mit Begeisterung sammelte und züchtete, wobei er jedoch nicht vergaß, seine Beobachtungen sorgfältig zu notieren. Mit dem Naturkundemuseum in Karlsruhe und hier insbesondere mit der
Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe war der Verstorbene seit Ende der 60er Jahre als Amateur-Entomologe und Kenner paläarktischer Schmetterlinge eng verbunden.
Über den Aufbau einer Lepidopteren-Hauptsammlung im Ressort Macrolepidoptera des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe wurde bereits zweimal in dieser Zeitschrift berichtet (Ebert 1964 und 1977). In diese Hauptsammlung soll im Laufe der Zeit das gesamte wissenschaftlich konservierte Belegmaterial Eingang finden und durch eine sowohl systematisch als auch geografisch übersichtliche Anordnung schnell verfügbar sein. In den Jahren 1963 bis 2003 konnte dieses Material durch Ankauf oder Schenkung von Sammlungen wie auch durch den Zugang von Sammelausbeuten ständig erweitert werden. Im Kapitel „Gesamtübersicht“ wird eine zahlenmässige Bilanz vorgelegt. Ferner wird auf die Entwicklung geografischer Schwerpunkte hingewiesen, die in erster Linie auf unsere eigenen Forschungsarbeiten und die dabei durchgeführten Aufsammlungen in Ländern wie Iran und Afghanistan oder in Indonesien zurückzuführen sind. Unter fortlaufenden Inventarnummern (63-202) werden die einzelnen Akquisitionen nach Herkunft, Stückzahl und Sammler kurz beschrieben. Biografische Angaben und Hinweise auf entsprechende Publikationen werden berücksichtigt.
Erinnerungen an Clas Naumann
(2004)
Am 15. Februar 2004 starb im Alter von 64 Jahren Clas Michael Naumann zu Königsbrück, Professor für Zoologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität und Direktor des Forschungsinstituts und Museums Alexander Koenig in Bonn. Mit ihm haben wir einen der bedeutendsten Entomologen des 20. Jahrhunderts verloren. Im deutschsprachigen Raum war er der führende Vertreter der Lepidopterologie, der wie kein anderer viele der auf diesem Wissenschaftssektor erarbeiteten Ergebnisse initiiert, kommentiert, oft auch koordiniert und auf internationaler Ebene vorgetragen und bekannt gemacht hat. Inzwischen sind bereits mehrere Nachrufe erschienen, die das Leben und den beruflichen Werdegang des allzu früh Verstorbenen gewürdigt haben.
Thomas Marktanner 1928-2006
(2006)
Am 14. Februar 2006 starb im Alter von 77 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit Thomas Marktanner aus Langenargen. Er war ein ausgewiesener Kenner der heimischen Schmetterlinge und als sachkundiger Beobachter und gewissenhafter Faunist „unser Mann am Bodensee“. Thomas Marktanner wurde am 16. August 1928 in Eisenharz-Argenbühl geboren. Sein Vater, Josef Marktanner, war Landwirt und Dorfpolizist und hat, nicht zuletzt als Vereinsvorstand, das öffentliche Leben in diesem Ort über viele Jahre maßgeblich beeinflusst, seine Mutter Anna, geb. Walser, eine eher stille Frau, die sich zur Dichtkunst hingezogen fühlte. Beides, die Fähigkeit, in der Natur Geschautes der Öffentlichkeit zu vermitteln, als auch die Lyrik, die sich damit verbindet, in seine Betrachtungen einfließen zu lassen, hat der Sohn von den Eltern geerbt und an seine Zuhörer weitergegeben.
Franz Kirsch †
(2016)
Wenn ein langjähriger aktiver Mitarbeiter stirbt, sozusagen ein „Mann der ersten Stunde“ wie Franz
Kirsch es war, so bedeutet das für den ehemaligen Projektleiter und Herausgeber der „Schmetterlinge Baden-Württembergs“ eine schmerzliche
Empfindung. In der Rückerinnerung an die jahrelange fruchtbare Zusammenarbeit bleibt sie als
solche bestehen. Zugleich führt sie noch einmal
die Lage vor Augen, in der sich vor etwa vierzig
Jahren die damals noch relativ zahlreichen Freizeitentomologen und Naturbeobachter befanden.
Martin Wallner †
(2018)
Am 25. Januar 2018 ist im hohen Alter von 98 Jahren Martin Wallner verstorben. Mit ihm ist nicht nur der älteste Mitarbeiter aus der Gemeinschaft derjenigen von uns gegangen, die im vergangenen Jahrhundert den Grundstein zum Werk über „Die Schmetterlinge Baden-Württembergs“ gelegt haben, sondern zugleich auch der letzte Vertreter ehrenamtlich tätiger Faunisten aus damaliger Zeit, die ihr Wissen über die Verbreitung der Arten dieser Tiergruppe in unserem Land zur wissenschaftlichen Auswertung kostenlos zur Verfügung stellten. Damit meine ich den mit autodidaktisch erworbenen, umfassenden Kenntnissen ausgestatteten, akribisch arbeitenden Naturbeobachter. Er gehörte von Anfang an zur Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e.V., die am 24. Mai 1967 im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (den ehemaligen Landessammlungen) ins Leben gerufen wurde.
Das untere Elsenztal
(2013)
Den Theologen, Schuldekan, Vorsitzenden des Heimatvereins Neckarbischofsheim, Denkmalpfleger, Historiker, Ehrenbürger,
Träger des Bundesverdienstkreuzes kann auch der Heimatverein Kraichgau seit unendlichen Jahren zu seinen Mitgliedern zählen. Zu den aktiven Mitgliedern. Denn seine Hingabe an den Beruf findet ein wunderbares Pendant in der Aufmerksamkeit für seine Umgebung. Anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2014 hatte die Bürgermeisterin seine „nebenberuflichen Engagements" umrissen: 40 Jahre Vorsitzender des Heimatvereins, Einsatz für die Aufarbeitung der Totenkirche, der vielen Epitaphien, für das Alte Schloss, den Gedenkplatz für die Synagoge, als Autor, für die Pflege der Partnerschaften mit La Chapelle St. Luc und Pereslavl-Salesskij, die Sanierung der Helmstatt'schen Grabkapelle. Eigentlich ist Peter Beisel seit 1996 im Ruhestand. Doch immer noch steht er fast jeden Sonntag als vertrauter Vertreter auf den Kanzeln der Umgebung. Als Organistin hat ihn seine Frau viele Jahre begleitet. So hatten Vertretungsgottesdienste für die Besucher immer eine besondere Ausprägung. Eingängig die Beschreibung von Christiane Barth. ,,Mit 85 ist er die Ruhe, von der er predigt". So sind auch seine Führungen durch Neckarbischofsheim begehrt.
Dr. Günther Wüst
(2018)
Alte Sprachen also. Der Schuldienst in Mannheim (1963-1979) schloß gelegentlich fachfremden Unterricht in Biologie,
Erdkunde, Geschichte, Religion, Musik und Sport bis zur Oberstufe nicht aus – ein breites Spektrum, das sich in späteren ehrenamtlichen Engagements des Geehrten wiederfindet. Die Bestallung (1979) zum Regierungsschuldirektor am Oberschulamt Karlsruhe als Referent für alte Sprachen endete 1984 mit der Berufung zum Direktor des neugegründeten Gymnasiums Neckargemünd und ergab 1992 die Initiative - ein markantes Stichwort in dieser vita – zur Gründung des Gymnasiums Bammental. Einbindung ins Gemeindeleben blieb nicht aus. Schon 1969, fast gleichzeitig
mit dem Dirigat des kath. Kirchenchors Wiesenbach übernahm Günther Wüst die Berichterstattung über Ereignisse in
Bammental für die Rhein-Neckar-Zeitung, 1969 den Vorsitz des kath. Kirchengemeinderates Wiesenbach. Der Aufbau der Heimatmuseen in Bammental und Wiesenbach 1983/86 forderte seine Mitarbeit. Aus dem engen Kontakt mit Kommunen und Vereinen entwickelte sich intensives
Interesse an der Orts- und Regionalgeschichte. Das Resultat: Eine große Zahl an Broschüren, Aufsätzen in Schriftenreihen und viele Bücher.
Hajo Rheinstädter
(2011)
Er machte keine Umwege. Seine Erwartungen, erst recht gegen sich selbst, waren
klar und gut begründet. Beruf und Ehrenamt waren geprägt durch das intensive
Interesse an Architektur und deren Erhaltung. Nach dem Studium in Mainz und
Karlsruhe blieb Hajo Rheinstädter zunächst im Wissenschaftsbetrieb, sammelte
dann Erfahrung in der Selbständigkeit und ging 1970 zu großen Aufgaben in den
Staatsdienst: Wiederaufbau des Bruchsaler Schlosses, Wiederherstellung des
Schloßgartens. Eine Vorstellung dieser Arbeit gab Kurt Lupp 2005 mit Schloß
Bruchsal - Bau, Zerstörung und Wiederaufbau. - Diese beiden Architekten bei der
unbehinderten Inspektion eines alten Klosters zu erleben, vermittelte unauslöschliche
Eindrücke, aber auch das Begreifen der Hingabe an das gewaltige Projekt
Bruchsal.
Wachsende Mobilität, die Vernetzung uralter Wege und Straßen, gewannen im 12.
Jahrhundert rasch an Bedeutung. Über die Schweiz und die Bodensee-Region war
die Verehrung des Apostels Jacobus des Älteren nach Oberdeutschland gelangt.
Die Wallfahrten nach Compostela, wo Sant Jago bestattet sein soll, gewannen
zunehmend Gültigkeit für das Seelenheil, für Heilung, als Bußweg.
Betreuung auf dem Weg boten Klöster, Johanniter - die solche Sorge mit ihren
Hospizen schon bei den Kreuzzügen übernommen hatten - später auch der
Deutsche Orden, und die Herbergen am Weg.
Jakobswege
Zu den frühen Jakobskirchen in der Region gehören in Sinsheim1 die Vorläuferin
der Stadtkirche, die Bischof Siegfried von Speyer 1133 weihte; und bereits 11962
und vor dem Bau der östlichen Stadtmauer in Heidelberg stand am Ausgang des
Friesenteichs eine Jakobskapelle der Schönauer Mönche. Das Gebiet von St. Jakob
bis zum Karlstor war die Jakobsvorstadt.3 Vor einigen Monaten wurde die Teilstrecke
eines Jakobsweges (Aglasterhausen-Sinsheim-Mühlhausen-Speyer) ökumenisch
geweiht.
Dr. Arnold Scheuerbrandt
(2018)
Der Vater war gefallen, die Mutter kam mit Sohn und Tochter aus Berlin in den Kraichgau. Zuwanderer. Und Siedlungsgeschichte mit allen Aspekten sollte Arnold Scheuerbrandts Lebensthema werden. Er studierte Geographie in Heidelberg, promovierte am Institut für Geographie und blieb dort als Dozent. Seine besondere Freude waren die großen internationalen Exkursionen in den Sommerferien, die seine Frau (Fachfrau) mit betreute. Vorweggenommen sei der Abschied aus dem Institut: Arnold Scheuerbrandt und der gleichzeitig emeritierte Dr. Horst Eichler boten eine Party für jeden, der jemals eine Lehrveranstaltung der beiden Wissenschaftler besucht hatte. Zweihundert kamen. Im Heimatverein Kraichgau übernahm Arnold Scheuerbrandt Vorträge, Exkursionen und in der Reihe der Veröffentlichungen die Verantwortung für die „blauen Bände" 10/1989 -16/1999, war damit auch Mitglied des Vorstandes. Gesundheitliche Gründe bedingten inzwischen den weitgehenden Rückzug auch vom Bad Rappenauer Heimatboten.
Martin
(2005)
Vor mehr als hundert Jahren wurde das Martins-Brauchtum im Rheinland neu belebt.
Heute gehören die Lichterzüge zu Martini wie vor langen Zeiten die Dienstwechsel
und Pachtzahlungen. Lebendiges Gedenken? Oder ist Martins Leben nicht
doch hinter der Tat - der Mantelteilung - verschwunden, wie Roman Mensing
meint?
Hier soll jedoch kein Lebensbild Martins, sondern nur sein entscheidender Impetus
beschrieben, dazu die bildliche Umsetzung angesprochen werden.
Die wesentlichen Lebensdaten finden sich bei Gregor von Tours (540-594): Geburt
316 oder 317 im pannonischen Sabaria (Szombathely/Ungarn) als Sohn eines römischen
Tribuns aus Pavia. Folgerichtig der Name Martinus: zum Mars gehörend.
Als Zehnjähriger nähert Martin sich gegen den Willen des Vaters als Katechumene
(Taufanwärter) dem Christentum, soll - als Fünfzehnjähriger - aber doch den von
einem Offizierssohn selbstverständlich erwarteten Militärdienst akzeptiert haben,
der auch als gesetzliche Pflicht berichtet wird. Die Elitetruppe der Alae scholares,
der er bald angehört, war zuständig für Wach- und Kontrolldienste. In der Osternacht
339 soll er getauft worden sein.
Die Freilegung - mit Drahtbürsten! - der a secco Malerei von etwa 1230 im Chor
der ehemaligen Klosterkirche Lobenfeld unter der Ägide der Gebrüder Mezger hat
nicht nur allgemein dem Eindruck des Kirchenraumes unwiderruflich geschadet.
Seit 1910/12 bemühen sich Theologen und Kunsthistoriker um die Klärung der ungewöhnlichen
Ausmalung im Chor, die das Skriptorium der Augustinerkanoniker
Frankenthal verantwortete.
Der Freiburger Theologieprofessor und Denkmalverantwortliche Joseph Sauer hat
sich seit 1910 damit auseinander gesetzt (Freiburger Diözesanarchiv 1912 und bei
Oechelhäuser, Die Kunstdenkmäler im Großherzogtum Baden, 1913 ). Beide bewerteten
die Architektur, besonders jedoch die Wandbilder, sehr hoch. Paul Clemen
(1866-1947), seit 1893 Konservator der Rheinprovinz, hat sich mit den jüngeren
Lobenfelder Malereien beschäftigt, ansonsten waren die „Schätze" weitgehend
vergessen.
Elisabeth Silbereisen
(2011)
Angesprochen werden Band VII (Oktober 1531 - März 1532), hg. und bearb. von
Berndt Hamm, Reinhold Friedrich und Wolfgang Simon in Zusammenarbeit mit
Matthieu Arnold (= Studies in Medieval and Reformation Tradition, Val. 136).
Leiden/ Boston: Brill, 2008. ISBN 978-90-04-17132-9.- und Band VIII (April 1532 -
August 1532), hg. und bearb. von Wolfgang Simon, Berndt Hamm und Reinhold
Friedrich (Stud.i.Med.& RefTrad., 153); Leiden/Boston: Brill, 2011. - 562 bzw. 457
S., Personenindex, Bibelstellen-, Schriften-, Orts- und Sachregister. Die Edition der
Schriften folgt französisch, deutsch, lateinisch, gelegentlich auch in zeitgenössischem
Deutsch.
Bernd Röcker
(2011)
,,Hier ist noch kaum entdecktes vergilisches Land"
schrieb der Dichter Otto Rombach, 1904 geboren in
Heilbronn. Das hat sich geändert. Ein Mann hat
daran viel geändert: Bernd Röcker, 1942 geboren in
Merchingen/Osterburken, Studium Deutsch, Geschichte
und Politik in Würzburg und Heidelberg.
1969 kam er in den Kraichgau. Nach Eppingen -
einmal bedeutende Amtsstadt, eine Altstadt voller
Fachwerkhäuser, lebendige Geschichte, die den
jungen Lehrer faszinierte.
„Drei Töchter kann man verheiraten, die anderen sollen ins Kloster gehen", wird Otto I. von Mosbach (reg. 1410-1461) zitiert – konnte doch mehrfache Ausgabe standesgemäßer Mitgift die Stammfamilie gefährden. Die Aufnahme in ein Kloster war ehrenhaft für Person und Familie – Verhandlungssache – und ohnehin stand jede ledige Frau in der Munt des Familienpräses. Dass sich Frauen ins Kloster gesehnt hätten, weil sie dort, und nur dort, die Kulturtechniken lesen, schreiben, rechnen lernen konnten, ist ein Postulat, das für die Frauenklöster der Region jedenfalls nicht bezeugt ist.
Unteres Elsenztal
(2011)
Arthur Bernhard
(2003)
Wenige Tage nach der Eröffnung der Neckargemünder Ausstellung „Heidelberg-Karlsruhe: Zentren der Kunst im 19. Jahrhundert" mit Werken von Carl Friedrich Fohr, Carl Rottmann, Ernst Fries, Johann Wilhelm Schirmer, Hans Thoma und
Wilhelm Trübner (19. Oktober 2003 - 18. Januar 2004) wurde in Wieblingen der Nachlass von Arthur Bernhard – Schüler und Freund von Hans Thoma – versteigert.
Seit der Teilung des eingezogenen Kirchengutes im Jahre 1705 wurden die katholischen wie die protestantischen Zuständigkeiten der Region gemeinsam in der Schaffnei Lobenfeld verwaltet. Doch gab es innerhalb der Klostermauern inzwischen auch selbständige Hofbauern. Namen der Schaffner kehren wieder, für diese Zeit vor allem Anz und Mieg.
1746/48 wurde bei der Administration eine Bewerbung Pirckel verhandelt, die aber nicht zustande kam. So zog in Lobenfeld 1748 als qualifiziert befundener neuer Schaffner der 57jährige Collector Johannes Heiliger aus Germersheim auf – mit seiner Frau Susanna Maria geb. Bernhardi und fünf Kindern, Franz Lorenz (*1739), Susanna Elisabeth (*1740), Juliane Philippine (*1742), Johann Heinrich (*1745) und Amelia Catharina (*1747). Für die früher gelegentlich geäußerte Vermutung, das sechste Kind, der dritte Sohn Christoph Daniel (*1749), wäre noch in Germersheim geboren, gibt es im Germersheimer
Kirchenbuch keinen Anhaltspunkt. Allerdings hat sich bisher auch kein anderer Eintrag gefunden. Die Taufeinträge für die übrigen Kinder erweisen immerhin den starken familiären und sozialen Zusammenhalt der kurpfälzischen Beamtenfamilien. Als Paten wurden vermerkt: Administrationsrat Franz Lorenz Jacobi, der Schaffner zu Nieder-Ingelheim Johann Heinrich Jakobi, wenige Jahre später Inspektor in Germersheim, Renovator Philipp Heinrich Hermanny in Heidelberg,
Inspektor Johann Georg Philippi in Weinheim, ihre Ehefrauen, manchmal auch ihre Töchter. Dem neuen Schaffnerehepaar wurde in Lobenfeld einzig die Tochter Friederike Amalie (1754) geboren.
Der neue Garten im Kloster Lobenfeld erinnert an Gärten, die es innerhalb des
Immunitätsbezirks einmal gegeben hat. Die Renovation von 17941 weist das
benutzte Areal ebenfalls als Gärten aus: Gemüse- und Obstgärten für die Bewohner
des ehemaligen Klosterbereichs. Die Nutzung ist geblieben.
Daß die Gemeinde Lobbach im Rahmen der Sanierung des ehemals selbständigen
„Ortsteils" Kloster einen Teil (heute Flurstück 185/4) der No 7 von 1794 von der
Pfälzer Katholischen Kirchenschaffnei Heidelberg erwerben konnte, rundete das
Gesamtprojekt ab.
Erinnert wird an die markantesten gärtnerischen Anlagen, die des Klosters und an
den Bürgergarten der Schaffner des 18./19. Jahrhunderts. Auch jüngere Gärten, die
hier meist Vorgänger hatten, finden ihre Würdigung.
Ein anderer Weg in die Klostergeschichte.
Manfred Sauer
(2011)
„Das Leben hat keinen Sinn außer dem, den wir ihm geben" zitiert
Manfred Sauer Thornton Wilder in der Broschüre über seine Stiftung
- und um Goethe nicht auszulassen: ,,Niemand weiß, wie weit
seine Kräfte gehen, bis er sie versucht hat". Er weiß es.
Im Sommer 1963, kurz vor dem Abitur, hatte sein Vater ihn zur
Verbesserung der Sprachkenntnisse nach London geschickt. Am
zweiten Morgen wich der junge Mann beim Sprung in die Themse
einem Pudel aus und es geschah das, was er den „Knacks" nennt.
Halswirbelbruch. Großes Glück im Unglück: Eine Krankenschwester
übernahm unverzüglich die Wiederbelebung, ein Arzt sorgte für den
Transport nach Stoke Mandeville. Viele Ärzte dort waren Juden, aus Deutschland
geflohen. Dr. Ludwig Guttmann gehörte zu ihnen. ,, Dennoch erlebte ich keine
Ressentiments" berichtete Manfred Sauer am 3. Juli 1999 in der Orthopädischen
Klinik Heidelberg bei seinem Vortrag zum 100. Geburtstag Sir Ludwig
Guttmanns. ,,Die von ihm entwickelte und in Stake seit 1944 bewährte Behandlungsmethode
war ... noch einmalig. Aus aller Welt kamen Ärzte, Schwestern und
Physiotherapeuten ... nach Stake". Der straffe Stundenplan ließ den Patienten keine
Möglichkeit auszuweichen. Sie wurden gefordert. Guttmann schätzte (Gruppen-)
Sport. Das Versprechen Guttmanns an Sauers verzweifelten Vater wird heute mit
Stolz wiederholt: ,,Ich mache Ihren Sohn zum Steuerzahler."
PRO DOMO - PRO LIBRIS
(2011)
„Den Kraichgau kennen lernen" war vor Jahren die überzeugende Erfindung des
jetzigen Ehrenvorsitzenden Bernd Röcker: Exkursionen! - Mit Sachkundigen
schauen, diskutieren - Bewahren von Fakten und Erinnerung - Auseinandersetzung
mit Entwicklungen. Die Nachhaltigkeit verlangt dann oft nach Schriftlichkeit,
nach Aufsätzen oder Büchern. So haben eine Exkursion nach Baiertal und
Jörg Zobels, des neuen Vorsitzenden, Einführung in die ungewöhnliche Ausmalung
der neubarocken St.-Gallus-Kirche zu einem Aufsatz in diesem Band geführt.
Der Heimatverein Kraichgau hat 2001 und 2002 als Sonderveröffentlichungen 28 und 29 wissenschaftliche Untersuchungen zum ehemaligen Kloster Lobenfeld, resp. zu den Wandbildern, vorgelegt, die ohne die Förderung der Klaus-Tschira-Stiftung Heidelberg niemals möglich gewesen wären. Dem Interesse des Prinzen Max von Baden an Lobenfeld und seinen Erwartungen an die Denkmalpflege (Prof. Dr. Joseph Sauer in Freiburg) ist zu verdanken, dass Lobenfeld nicht schon
vor hundert Jahren endgültig vergessen worden ist. Joseph Sauers Lesung der Bilder ist Bestandteil der neuen Untersuchungen. Die „Freilegung" der Bilder, der a-secco-Malereien (!), mit Drahtbürsten hat den Bildern allerdings so zugesetzt, dass die Deutung nicht nur damals erhebliche Schwierigkeiten bereitete. So beschert auch die glückliche Aufmerksamkeit zweier Theologen, die sich - sehr lange Zeit ohne Kenntnis ihrer beider Engagement für Lobenfeld - den bisher weniger beachteten Gestalten in den Obergaden des Chores der Klosterkirche gewidmet haben, Überraschungen einer besonderen Art. Beide Untersuchungen liegen gedruckt vor. Die akribisch belegten Deutungen der Figuren weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Die Ausgangslage - Unschärfe, manchmal auch Fehlstellen in Zeichnung und Spruchbändern - ist extrem schwierig. Aber ebenso eine Herausforderung?
Welche Umbrüche, verehrter, lieber Herr Dr. Herrmann, umspannt Ihr Leben!
Sie sind vor dem Ersten Weltkrieg geboren. Als Sie fünf Jahre alt wurden, standen
die „Erbfeinde" von jenseits des Rheins als Besatzung im Rheinland. Eine Annäherung
hier und da hinterließ kaum mehr als Worte: Trottoir, Perron, Billet, retour. ...
Den „Integrationen" nach 1933 (Heim ins Reich! Ein Volk- Ein Reich- Ein Führer)
folgte der nächste Krieg, und das Integrationsvermögen der Bevölkerung wurde
hart geprüft: Der Luftkrieg zwang Städter aufs Land. Nicht immer geliebt, die
ländlichen Räume waren oft eng. Wie alles wurde auch Wohnraum bewirtschaftet,
und die amtlichen Zuweisungen wurden nicht diskutiert. Nach Kriegsende kamen
Vertriebene und Flüchtlinge. Der Heimatverein Kraichgau hat 1995 und 1996 zwei
Sonderbände zum Kriegsende vorgelegt mit Dokumenten aus den Militärarchiven
und den Berichten von Zeitzeugen. Die Situation im Landkreis Sinsheim 1951 haben
Sie selbst dargestellt, die Bedrängnis, Versorgungsnöte, zu viele Menschen auf
engstem Raum. Natürlich gab es auch Abwanderungen - aus beruflichen Gründen,
sicher auch für die Familienzusammenführung, aus Heimweh, als man daran
denken konnte. Der größere Teil der Zwangsintegrierten aber blieb. Die Nachkommen
sind Sinsheimer, Eppinger, Kraichgauer, Badener - und viele setzen sich
längst für diese „ihre Heimat" ein.
,,Ich zeichne, also bin ich" - beschreibt das ihren Impetus, frei nach Descartes'
Cogito ergo sum? Drei Monate nach dem Schlaganfall im Frühjahr 2004 - halbseitig
gelähmt, sprachlos, unfähig zu sprechen - arbeitete sie wieder wenn es nur ging.
Im Rollstuhl. Mit der Linken und mit Bleistift. Die Rohrfeder, die sie mit genialer
Selbstverständlichkeit benutzt hatte, widerstand der linken Hand. Die war nicht
geübt und auch zu schwach, mit Wendungen von Hand und Arm die Strichstärke
der Feder zu variieren, gar nicht zu denken an die Erreichbarkeit der Tinte.
Ein ganz anderer Stil nun: zart, schwebend, diffus manchmal. Geblieben: die
Ausstrahlung.
Früh legte der Geologe den Schwerpunkt seiner Forschung auf den Silberbergbau in der Montanregion Wiesloch. Seine Heidelberger Dissertation behandelte „Die Schwermetallbelastungen durch den historischen Bergbau im Raum Wiesloch". Mit seinen Arbeiten, auch zu Geschichte und
Heimatpflege, fand er zum Heimatverein Kraichgau und in dessen Vorstand. Die Zahl seiner Veröffentlichungen in den Kraichgau- und mit eigenen Büchern ist ungewöhnlich umfangreich, seine
Führungen sind angesehen.
Marliese Echner-Klingmann
(2018)
Das Licht dieser Welt erblickte sie im Januar 1937, ihr Vater fiel noch 1945, Eschelbronn - der Bauernhof ihrer Großeltern und das Heim ihrer eigenen Familie - war ihr Lebensraum. Erst vor wenigen Jahren zog sie sich in eine auswärtige Wohngemeinschaft zurück. Ihre Berufsausbildung zur Bürokauffrau ließ nicht vermuten, dass sie „solche" Spuren hinterlassen würde. Was zeichnete sie aus? Scharfe Beobachtung, Sensibilität, soziales Bewusstsein, Sarkasmus, Humor - und ein besonderes Gefühl für Sprache: Mundart wie Hochdeutsch gleichermaßen.
Landpartien Nordschwarzwald
(2019)
Das Weltbad Baden-Baden, Rastatt mit dem Murgtal, Ettlingen als Ausgangspunkt für das
Albtal und Karlsruhe-Durlach mit dem Turmberg: Seit dem 19. Jahrhundert zogen diese Orte
Reisende und Ausflügler an. Unter dem Thema »Landpartien Nordschwarzwald« widmen sich
vier Stadtmuseen in vier Ausstellungen der Geschichte des Tourismus in ihrer Region.
Die Brutverbreitung von Rot- und Schwarzmilan (Milvus milvus und M. migrans)
im Schwarzwald-Baar-Kreis wird dargestellt. Die Erfassung erfolgte in den Jahren
2007 bis 2009 mit Schwerpunkt im Jahr 2008. Wir stellten insgesamt 140 Reviere
des Rotmilans und 68 Reviere des Schwarzmilans fest. Die großräumige Siedlungsdichte östlich des Schwarzwaldes (östlich 8° 20‘) betrug auf 1100 Quadratkilometer beim Rotmilan 11,4 Paare pro 100 Quadratkilometer und beim Schwarzmilan 6,2 Paare/100 Quadratkilometer.
Die höchste Siedlungsdichte erreichen beide Milanarten auf der Baar südlich von
Villingen und Schwenningen in Höhenlagen zwischen 700 und 850 m NN mit 38
Paaren des Rotmilans und 28 Paaren des Schwarzmilans auf 140 Quadratkilometer.