Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
- Wissenschaftlicher Artikel (5376) (entfernen)
Sprache
- Deutsch (5311)
- Englisch (61)
- Französisch (4)
Gehört zur Bibliographie
- nein (5376)
Schlagworte
- Geschichte (357)
- Baden (212)
- Karlsruhe (212)
- Biografie (193)
- Freiburg im Breisgau (169)
- Villingen im Schwarzwald (152)
- Villingen-Schwenningen-Villingen (125)
- Oberrheinisches Tiefland (122)
- Nationalsozialismus (121)
- Offenburg (86)
Vier Fotos aus Lörrach
(2002)
Es könnte ein Bühnenbild sein, zum Beispiel eine Opernschlussszene, in der noch einmal alle Personen auftreten und sich dorthin gestellt haben, wo der Regisseur sie haben will. Vom in der Mitte die Hauptdarsteller, in ihrem Rücken, teils direkt hinter ihnen stehend, das mitspielende Volk, teils, um die Bildchoreografie zu steigern, von zwei Fenstern im ersten Stock eines die Szene abschließenden Hauses aus zuschauend. Eine grandiose Finalmusik ist zu hören, denn die Vernunft und das Gute haben gesiegt, und alle Beteiligten singen sich in den Triumph der Menschlichkeit hinein, ehe der Vorhang fällt und begeisterter Applaus aufrauscht. Nichts von alledem. Das Foto zeigt vier ältere Frauen und drei Männer in Wintermänteln, Hüten und Handgepäck, deren Blicke ins Leere fallen. Am linken Bildrand ist ein Uniformierter zu sehen, er hat den Mund geöffnet und erhebt den Zeigefinger der rechten Hand.
Die Unvergessene
(2002)
Zuerst war da der Name: Hilde Ziegler, Autorin eines Buches mit einem, wie ich fand, irritierend-albernen Titel. Eine Freundin hatte es mir zum Geburtstag geschenkt, ich begann am nächsten Abend darin zu lesen und legte es erst wieder aus den Händen, als ich es durch hatte. Und fasziniert, ja begeistert war! Diese Präzision der Beobachtung in den liebenden kurzen Rückblicken. Alemannisch immer nur dort, wo es unverzichtbar war, um Augenblicke unverfälscht aufleben zu lassen, die zum Teil fast ein halbes Jahrhundert zurück lagen. Da die Badische Zeitung eine Buchbesprechung bringen wollte, las ich immer wieder in diesen „Erinnerungen eines Kindes" und kam so der Autorin stetig näher. Dass wir uns wenig später auf einem Beisammensein der Dreiland-Kolumnisten leibhaftig trafen, erschien mir als logische Folge meiner Lese- und Schreibarbeit. An jenem Abend in der Cafeteria der Basler Zeitung begann unsere Freundschaft, die am 9. Februar vor drei Jahren keineswegs endete, als sie vormittags ihr Haus oberhalb Leymens verließ, durch den Schnee über die Wiesen hinunter ins Dorf lief, um dort ihr Leben zu beenden.
»Brot und Spiele«, um die Entwicklung der Stadt Bruchsal auf der Aufwärtsspirale zu verstetigen
(2015)
Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing müssen optimal zusammenarbeiten, um ein Gemeinwesen
zukunftsfähig zu gestalten. Das wichtigste Ziel der Stadt Bruchsal in der Nachkriegszeit
war der Wiederaufbau. Die Ölkrise und der massive Stellenabbau bei der Firma
Siemens in den 70er Jahren hatten zur Folge, dass als nächstes Ziel vor allem Mittelständler
angesiedelt wurden. In den 80er Jahren wurde der Bruchsaler Innovations- und Gewerbepark
gegründet. Die erfolgreichen Firmen konnten sich später im Technologie- und Ökologiedorf
ansiedeln. Seit den 90er Jahren ist der Wettbewerb um Arbeitskräfte und ansiedlungswillige
Firmen härter geworden. Mittels Stadtmarketing und gezielter Wirtschaftsförderung versuchen
die Städte, ihre Stärken selbstbewusster zu kommunizieren. In Bruchsal gab Ende der
90er Jahre der Slogan »Innenstadt im Wandel« die Richtung vor. Nach der Eröffnung der Rathausgalerie
im Jahr 2010 hieß das Ziel dann »Lebendige Innenstadt«. Mit den Heimattagen
hat diese Entwicklung sicherlich einen Höhepunkt erreicht.
Dieses Buch werde ich aus zwei Perspektiven vorstellen, die sich aber gegenseitig
durchdringen - einmal als Historiker, der sich mit Aufbau, Inhalt und Quellenwert
des Werkes beschäftigt, dann aber auch als persönlich Betroffener, dessen Familie
aus Budakeszi/ Ungarn vertrieben wurde. Unser unmittelbar an der Stadtgrenze zu
Budapest stehendes Haus wurde bald danach von einer ungarischen Familie bewohnt,
die ihrerseits in der Folge der Benesch-Dekrete aus der Tschechoslowakei
vertrieben worden war. Zu meiner bevorzugten Lektüre gehört noch heute „Unsere
Post - die Heimatzeitung der Deutschen aus Ungarn".
Prekäre Erinnerungsorte
(2013)
In jüngerer Zeit sind Straßennamen in der Region wieder verstärkt ins Gerede
gekommen. 2010 diskutierte St.Gallen die Umbenennung der Jahnstraße, die auf den
so genannten Turnvater, Nationalist und Antisemit Friedrich Ludwig Jahn verwies. [1]
Zwei Jahre zuvor war bereits die dortige Paul Kruger-Straße umbenannt worden, weil
ihr Andenken an den auch als »Ohm« Kruger bekannten Apartheidpolitiker nicht mehr
statthaft schien. [2] Im März 2012 beschloss der Konstanzer Gemeinderat auf Vorschlag
der Straßenbenennungskommission die Umbenennung der Von-Emmich-Straße, die
auf den einstigen Konstanzer Standortkommandeur und späteren Weltkriegsgeneral
Otto von Emmich verweist. [3] In Radolfzell wurde im gleichen Jahr eine Umbenennung
der Lettow-Vorbeck-Straße diskutiert, und auch der Denkmalwert der an die Kriegsflieger Max Immelmann und Oswald Boelcke erinnernden Straßen wurde auf den Prüfstein gelegt. [4]
Kulturgeschichte ist komplex und entwickelt
sich in allmählichen, regional in ihren politischen
und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr
unterschiedlich und ungleichmäßig verlaufenden
sozialen Prozessen.
In der UNESCO-Weltkonferenz über Kulturpolitik in Mexiko-City 1982
wurde Kultur als „Gesamtheit der unverwechselbaren geistigen, materiellen, intellektuellen und
emotionalen Eigenschaften“ angesehen, „die eine
Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen, und die über Kunst und Literatur hinaus
auch Lebensformen, Formen des Zusammenlebens, Wertesysteme Traditionen und Überzeugungen umfasst.“
Um die Kulturbauten auf dem
Goldenbühlhügel in ihrer kulturgeschichtlichen
Bedeutung verstehen zu können, muss daher ein
methodisch vielschichtiges und differenziertes
analytisches Instrumentarium für eine ganzheitliche Interpretation von Schulbau und Kirchen- bzw. Gemeindezentrenbau in historischer
Gemengelage pädagogischer, theologisch-liturgischer und städtebaulicher Entwicklungen und
Reformbestrebungen des 20. Jahrhunderts angewandt werden. Funktion und Gestalt der Bauten
sollen im Kontext sich parallel zu einander entwickelnden pluralistischen Vielfalt der traditionalistischen und der nach Reformen strebenden
unterschiedlich entwickelnden Denkströmungen
ihrer Entstehungszeit, die ein vielseitiges Repertoire unterschiedlicher Gestaltungsmöglichkeiten zulassen, analysiert werden.
Im Jahre 1931 berichtete der „Donau-Bote“ über die Jahresversammlung der „Gemeinnützigen Bezirksbaugenossenschaft Donaueschingen e. GmbH“ (heute kurz BBG genannt), die Baugenossenschaft gehöre mit ihren seit ihrer Gründung 1919 im nordwestlichen Neubaugebiet der Stadt geschaffenen 37 Häusern mit insgesamt 142 Wohnungen zu den bedeutendsten Unternehmen der Stadt der vergangenen zwölf Jahre. Doch 1931 kam der Bauboom in Folge der Weltwirtschaftskrise von 1929 vollkommen zum Erliegen. Volkhard Huth hat in seiner Stadtchronik zwar die Bedeutung der Bezirksbaugenossenschaft für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte durchaus angerissen, eine ausführliche Würdigung ihres baulichen Wirkens fehlt jedoch bisher. Diese Lücke zu schließen, soll dieser Artikel helfen.
Was ist ein Kulturdenkmal?
(2019)
Unter einem Denkmal stellt man sich gemeinhin eine Skulptur auf einem Sockel vor. Der Sockel trägt eine Inschrift, die uns erklärt, welche berühmte Persönlichkeit dargestellt ist; wem das Denkmal gesetzt wurde. Die meisten dieser Denkmäler wurden im 19. Jahrhundert in städtischen Grünanlagen aufgestellt. Wie Nationaldenkmäler, Krieger- oder Gefallenendenkmäler, Grabsteine oder Grabplatten sind es bewusst gesetzte Erinnerungsmale oder Gedenkmale an eine Person bzw. an ein historisches Ereignis. Doch sind diese Denkmäler nicht automatisch auch gleichzeitig Kulturdenkmale. Aber sie können durchaus die Kriterien eines Kulturdenkmales erfüllen und damit im Sinne eines Denkmalschutzgesetzes denkmalfähig und denkmalwürdig sein.
Als sich im Zuge der Zweiten Marokkokrise 1911 die Beziehungen der europäischen Großmächte zueinander verschlechterten, wuchs in der militärischen Elite des Kaiserreichs die Überzeugung von der Unvermeidbarkeit eines militärischen Konfliktes in Europa. Um sich gegen die zahlenmäßige Überlegenheit Frankreichs und Russlands zu wappnen, erfolgte im Frühjahr 1912 eine Erhöhung der Armeestärke um 29 000 Mann. Ausgelöst durch die Balkankriege (September 1912 bis Oktober 1913) forderte der Generalstab Ende 1912 eine weitere Verstärkung des Heeres. Im März 1913 beschloss der Reichstag eine Heeresvermehrung um 137 000 Mann auf 793 000 Soldaten. Das hatte die Errichtung neuer und moderner Kasernen zur Folge. Sie wurden zu effizienten Ausbildungsstätten für die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs, dessen Ausbruch sich nun zum 100. Mal jährt.
Der Erste Weltkrieg bereitete dem frühen Schwarzwaldtourismus
des adeligen und großbürgerlichen
Reisepublikums ins Kirnachtal ein jähes Ende. Mit
dem Konzept, Villingen als Kneippkurort auszubauen,
versuchte der wenige Monate nach der Machtergreifung
am 14.07.1933 von den Nationalsozialisten
installierte Bürgermeister Hermann Schneider dem
Schwarzwaldtourismus wieder neues Leben einzuhauchen.
In rascher Folge wurden 1934 / 35 ein
Naturschwimmbad zwischen Brigach und Mühlenkanal,
ein Kneipphaus in der Adolf -Hitler-Straße
(heute Waldstraße) und ein Sanatorium an der Oberen
Waldstraße geschaffen. Abschließend wurde der
Kurpark östlich des Schwimmbads auf dem Gelände
der ehemaligen Hammermühle als repräsentatives
I-Tüpfelchen angelegt.
In der gesellschaftlichen Umbruchsphase Ende der 1960er und Anfang der
1970er Jahre zeichnete sich ein historischer Prozess ab, in dem verschiedene zuvor wesentlich von den Kirchen verwaltete Aufgaben in die Hände
kommunaler Träger gelangten. Neben dem bis dahin stark von den Kirchen
dominierten Erziehungs- und Bildungswesen (Kindergärten und Schulen)
betraf dies auch das Bestattungswesen. War bisher die von der jeweils in
einem Ort vorherrschenden Religionsgemeinschaft errichtete Friedhofskapelle der dominante Bautyp auf Bestattungsplätzen, so kam es jetzt verstärkt zur Errichtung von Trauerhallen, die durch die politischen Gemeinden errichtet wurden. Sie dienten und dienen nicht mehr nur einer Konfession. Sie mussten so gestaltet werden, dass sie für Trauerfeiern aller vor Ort
ansässigen Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen nutzbar sind.
So kam es zu einem besonderen Aufschwung eines durch die Kommune als
Bauträger beauftragten semisakralen Bautyps, der Anleihen beim zeitgenössischen Kirchenbau machte. In den offiziellen Schriftstücken setzte
sich dafür die Gattungsbezeichnung Aussegnungshalle durch.
Die evangelische Johanneskirche Bad Dürrheim im Kontext des modernen Kirchenbaus im 20. Jahrhundert
(2021)
Es ist schwierig, für den Beginn der Geschichte des „modernen“ Kirchenbaus in
Deutschland ein Fixdatum zu bestimmen. Denn rückblickend liegen dessen Wurzeln im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Katholischerseits wäre als Wegbereiter der liturgischen Neuerungen der Beuroner Benediktinerpater Peter Lenz
zu nennen. Er legte 1870/71 den nie verwirklichten Idealplan einer Kirche vor,
in der der Tabernakel nicht mehr auf dem Altar oder im Altarretabel untergebracht war. Evangelischerseits steht das in den 1860er Jahren entwickelte
Konzept der „lebendigen Gemeinde“ des Dresdner Pfarrers Emil Sulze am
Anfang. Es enthielt auch schon Überlegungen zu Neuerungen im Kirchenbau.
Während die zum „modernen“ Kirchenbau führenden liturgischen Reformen in
der evangelischen Kirche schon seit der nach dem „Wiesbadener Programm“
(1890/91) errichteten Wiesbadener Ringkirche (1892–94) und der in diesem
Kontext 1894 von Cornelius Gurlitt geprägten Devise „Liturgie als Bauherr“
real in Architektur umgesetzte Formen annahmen, begann Derartiges im katholischen Kirchenbau erst nach Ende des Ersten Weltkriegs, nachdem Johann van
Acken 1922 mit seiner Schrift „Christozentrische Kirchenkunst – Ein Entwurf
zum liturgischen Gesamtkunstwerk“ den Schlüsseltext zum Kirchenbau aus Sicht
der katholischen liturgischen Bewegung vorgelegt hatte. Parallel dazu entwickelten die evangelischen Architekten Otto Bartning und insbesondere
Martin Elsaesser Konzepte, Sulzes Konzept der „lebendigen Gemeinde“ in adäquate Raumkonzepte für Gemeindezentren umzusetzen. Dabei beschäftigte sich
Elsaesser schon intensiv mit dem Verhältnis von Kirche und Welt in der modernen Gesellschaft und dem damit verbundenen Eindringen des Profanen in den
sakralen Bereich. Die Abgrenzung des Sakralen vom Profanen wurde neben der
Formel von der „Liturgie als Bauherr“ zum zweiten prägenden Gedanken für den
Kirchenbau nach dem Zweiten Weltkrieg.
Schwierigkeiten im Umgang mit vergangener historischer Größe haben Tradition in Villingen und anderswo. Seit dem Anschluss an Baden 1806 und dem damit verbundenen Abstieg zur badischen Provinzstadt gab es viele Versuche, die alte Größe Villingens zu erneuern, städtisches Selbstbewußtsein zu heben , neue städtische Funktionen zu erhalten. Die alte Stadtkultur wurde durch die industrielle Revolution verändert, teilweise sogar
zerstört. Die Auswirkungen der Industrialisierung krempelten unsere Städte um, änderten ihre Bedeutung für das Umland. Dies hatte Auswirkungen auf die bürgerliche Selbsteinschätzung.
Die Firma Winkler, so behaupten Kenner, sei in der Mitte des 20. Jahrhunderts weltweit der bedeutendste Hersteller von Bäckereimaschinen gewesen. Ihre Anfänge in Villingen knüpften an das Bäckereihandwerk und dessen Traditionen an. In der Nachkriegszeit bis 1967 konnte Winkler seine Produktion gewaltig ausbauen. „Wie kein anderer Industriezweig war es dieser Branche der Grundnahrungsmittelindustrie vergönnt, am Aufstieg unserer jungen Nation teilzunehmen.”
Mit der Gründung der Stadt Villingen-Schwenningen kehrte die Arbeitslosigkeit in die Region zurück. Diese Erfahrung war für die Betroffenen bitter. Die Wirtschaftskrise hatte globale Ursachen. Die Aufgabe der festen Wechselkurse und damit das
Sinken des Dollarkurses verursachten eine Verteuerung deutscher Waren im Ausland. In unserer Region betraf dies 1975 vor allem die exportorientierte Uhrenindustrie. Die seit 1973 steigenden Erdölpreise führten außerdem weltweit zu einer
Verringerung der Nachfrage, weil die steigenden Energiekosten bezahlt werden mussten. Deutsche Uhren wurden einfach zu teuer. Sie konnten deshalb auch der japanischen Konkurrenz, in Japan wurde mit einem erheblich niedrigeren Lohnniveau produziert als in Deutschland, nicht mehr standhalten.
Liebe Freunde und Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen, sehr geehrte Damen und Herren.
Es ist mir eine große Ehre, hier vor Ihnen an Ihrer Jubiläumsfeier sprechen zu dürfen. 1973 wurde ich mit meinem Mann von Freiburg nach Villingen-Schwenningen versetzt. Wahrgenommen haben wir zuerst einmal Villingen, und mein Mann wurde, wenn ich mich recht erinnere, bereits 1974 für den Geschichts- und Heimatverein geworben, dem ich seit damals
als Mitglied angehöre. Mitglied im Schwenninnger Heimatverein wurde ich erst sehr viel später. Wenn Besucher kamen, dann wurden die damals natürlich erst einmal nach Villingen geführt, weil das halt eine schöne alte Stadt ist, und etwas ganz
Besonderes war natürlich die historische Villiniger Fasnet, in die uns Kollegen meines Mannes vom Wirtschaftsgymnasium einführten.
Am 10. 07. 1974 wurde über das Unternehmen
Kaiser-Uhren in Villingen das Konkursverfahren
eröffnet. 631 Mitarbeiter erhielten die Kündigung;
Dies war der erste spektakuläre Firmenzusammenbruch
der Nachkriegszeit in Villingen-
Schwenningen. Er kennzeichnete das Ende des
Wirtschaftswunders in der gerade gegründeten
Doppelstadt Villingen-Schwenningen.
Die Firma Kaiser-Uhren ging aus der ehemaligen
Uhrenfabrik Villingen (gegr. 1852) hervor.
1914 erwarb Josef Kaiser aus Niedereschach diesen
Betrieb und gründete die Firma „Uhrenfabrik
Villingen, Josef Kaiser”. Vor dem Zweiten Weltkrieg
produzierte dieses Unternehmen täglich
6.000 Wecker. Der älteste Sohn Josef Kaisers,
Franz Kaiser (1901 bis 1962), trat 1920 in das
Unternehmen ein und übernahm 1942 nach dem
Tod des Vaters zusammen mit seinen Brüdern
Oskar und Rudolf die Leitung der Firma. Die
Demontageschäden der Nachkriegszeit wurden
schnell überwunden, das Unternehmen wurde ausgebaut
durch weitere Zweigwerke, wie die Radio- und
Fernsehgerätefabrik in Kenzingen und die
Radiogehäusefabrik in Haslach. 1970 gehörten
zur Kaisergruppe vier Betriebe: die Uhrenfabrik
J.Kaiser, GmbH Villingen, das Uhrenwerk
Schwarzwald GmbH Villingen, die Badischen
Uhrenwerke GmbH (BADUF) Furtwangen und
die Gebrüder Kaiser Uhren- und Apparatebau
OHG Kenzingen.
Es ist in Villingen-Schwenningen auch heute noch unmöglich, wenn man einem bestimmten Altersjahrgang angehört, niemanden zu kennen, der einmal bei Kienzle Apparate beschäftigt war. Die Erfahrungen der Ehemaligen sind natürlich von der Persönlichkeit, den Lebensgeschichten und den Einstellungen der jeweiligen Person abhängig. Gerade in Unternehmen wirkt ganz besonders das unmittelbare Arbeitsumfeld auf die Qualität des Arbeitsplatzes und damit die individuellen Erinnerungen ein.
Eine Unterhaltungselektronikindustrie im Schwarzwald gibt es heute nicht mehr. Wie die Uhrenindustrie verschwand sie fast völlig. Heute werden die innovativen und attraktiven Geräte der
Unterhaltungselektronik in Korea und in China produziert. An die Existenz einer Schwarzwälder Unterhaltungselektronik erinnert nur noch wenig und dies obwohl einer ihrer wichtigsten Vertreter, die Firma Saba, in der Mitte des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Arbeitgebern der Region gehörte.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigt die Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg (National- und Universitätsbibliothek Straßburg) im Herbst 2014 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und der Bodleian Library in Oxford eine große Ausstellung mit dem Titel "1914, la mort des poètes" ("1914 – Der Tod der Dichter"). Sie ist drei renommierten europäischen Dichtern gewidmet, die an der Front gefallen sind: dem Franzosen Charles Péguy, dem Deutschen und gebürtigen Elsässer Ernst Stadler – der auch der erste Péguy-Übersetzer ins Deutsche war – und dem Engländer Wilfred Owen. Mit dieser Ausstellung, die in Frankreich von der Mission du Centenaire mit ihrem nationalen Label ausgezeichnet wurde, wird auch das historische Bibliotheksgebäude nach mehreren Jahren umfangreicher Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. Sie ist auf das literarische Werk der drei Dichter ausgerichtet und weist mit erstrangigen Dokumenten (Manuskripten, Erstausgaben, Zeichnungen und Stichen) die Brüche und Verwerfungen hin, die die zunehmende Kriegsgefahr und dann der Krieg selbst in ihrem OEuvre hervorriefen. In einem Gespräch mit Claire Daudin, der Vorsitzenden des Freundeskreises Charles Péguy und Mitglied des wissenschaftlichen Ausstellungskomitees, erörtern die Kuratoren Julien Collonges und Jérôme Schweitzer einige Überlegungen, die ihrem Ausstellungskonzept zugrunde liegen. Dabei geht es in unterschiedlichem Grad immer um die Frage nach dem Bezug von uns Heutigen zu diesen fernen Werken, die bald vertraut, bald rätselhaft erscheinen, und zu diesem traumatischen – zum Teil immer noch unverständlichen – historischen Ereignis, das sie geprägt hat. Inwiefern verkörperten Charles Péguy und Ernst Stadler das Europa der Literatur und der Kultur, das in der Katastrophe unterging? Ist Péguy wirklich der kriegerische Nationalist, als den man ihn manchmal hinzustellen beliebt, und wie soll man erklären, dass sein Werk, das doch fremden Kulturen gegenüber so off en und dialogbereit ist, nach seinem Tod derart missdeutet werden konnte? Welche symbolischen Tode (Entstellung, Vereinnahmung, Nichtbeachtung) bedrohen diese der Nachwelt überlieferten Werke? Welches Verhältnis hatten diese Dichter zu einem Krieg, der heute einhellig verurteilt wird, und was können wir nach 100 Jahren überhaupt davon verstehen? Und wie soll man schließlich zwischen Glorifizierung und historischer Distanz ihre Werke so präsentieren, dass die Botschaft der Ausstellungsstücke, die von ihrem Einsatz und ihrer Arbeit Zeugnis geben, das heutige Publikum erreicht?
In seiner Predigt beleuchtete er die große Zahl der
Männer und Frauen, die als Heilige das Leben der
Kirche wesentlich mit geprägt haben und den
Gläubigen aller Zeiten als Vorbild dienten. Dabei
ging er auch auf die Menschen ein, die in den
Stürmen der Zeit mutig ihre Stimme erhoben und
gegen viele Widerstände beeindruckende Glaubenszeugnisse abgaben. Mit der Gedenktafel am
Kaplaneihaus wolle die Münsterpfarrei auf Ewald
Huth aufmerksam machen, der für seine christliche
Überzeugung in den Tod gegangen ist. „Wir wollen
ihn nicht heilig sprechen, aber wir heiligen und
pflegen sein Gedächtnis, weil er es verdient hat,“
sagte der Münsterpfarrer.
Sie sind Tag und Nacht im Dienst. Jederzeit ansprechbar. Immer gleich freundlich und sachlich geben sie Auskunft über das, was sich in der Stadt im Laufe der Jahrhunderte tat: Die kleinen viereckigen Tafeln an markanten historischen Gebäuden in Villingen. Für die Einheimischen sind sie schon ein vertrauter Anblick geworden und man hat sich so daran gewöhnt, dass man sie oft gar nicht mehr wahrnimmt. Wir regen uns höchstens darüber auf, dass manche schlecht behandelt werden, das heißt,
dass sie zerkratzt, beschmutzt oder gar zerstört werden. Dabei haben sie pflegliche Behandlung verdient. Wir haben sie liebevoll die „kleinen blauen Stadtführer“ genannt und viele von ihnen schon in den Jahresheften des Geschichts- und Heimatvereins, dem sie ihre Existenz zu verdanken haben, vorgestellt. Hier folgt eine dritte Staffel und damit ein kurzer Stadtrundgang.
Zu den Aufgaben des Geschichts- und Heimatvereins Villingen gehört neben der Bewahrung
des historischen Erbes der Stadt und ihrer Bürger
auch, Menschen die hier lebten und wirkten vor
dem Vergessen zu bewahren und ihr Bild der
Nachwelt zu erhalten. Günter Rath, der Vorsitzende des GHV, will im Jahrbuch des Vereins diesem Gedanken verstärkt Raum geben. „Villingen
im Wandel der Zeit“ – wie der neue Titel der
Jahrgangsbücher lautet – soll auch an Zeitgenossen erinnern, die ein Stück Kulturgeschichte dieser Stadt mitgeschrieben haben, aber dann etwas
aus dem Blickfeld entschwunden sind. Hier soll
des Künstlers und Bildhauers Willi Dorn gedacht
werden.
Mit großartigen Modellen historischer Villinger Bauwerke hat sich Dietmar Kempf in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Der Geschichts- und Heimatverein Villingen hat die Leistung seines Mitglieds in den Jahresheften vergangener Jahre schon mehrfach gewürdigt. Jetzt hat er wieder ein Stück Villinger Stadtgeschichte aus der Vergangenheit geholt und im
wahrsten Sinne des Wortes sichtbar gemacht: das Kaufhaus von 1573, das auch Gerichtslaube, Kornlaube und Tanzlaube genannt wurde und einst in der Oberen Straße stand.
Bickentor im Visier
(1999)
Waltraud Oloff
(2001)
„Das alte Stadtbild hat mich sofort fasziniert und
inspiriert, als ich hier ankam; ich habe mich gleich
in Villingen verliebt“, sagt Waltraud Oloff spontan, als sie nach den ersten Eindrücken gefragt
wird, als sie aus dem Schwabenland in den
Schwarzwald kam. Das war vor knapp 50 Jahren.
Genau gesagt: Am 25. August 2001 ist sie ein
halbes Jahrhundert hier künstlerisch tätig. Die
Spuren ihres Schaffens sind deutlich erkennbar.
Waltraud Oloff hat in dieser Zeit nicht nur ein
Stück Kunstgeschichte, sondern auch ein Stück
Stadtgeschichte geschrieben, denn sie hat, wie
kaum jemand anders, den Wandel des Gesichtes
dieser Stadt in ihren Bildern dokumentiert.
Einer der ältesten Verein Villingens feierte 2008 sein 150jähriges Bestehen: Die Kolpingsfamilie, die bei ihrer Gründung noch Katholischer Gesellenverein hieß. Das war Anlass ein zünftiges Jubiläumsfest zu feiern. Das ging am 13. und 14. September in sehr harmonischer Weise über die Bühne. Höhepunkte des Jubiläums war der Festgottesdienst im Münster mit Altdekan Kurt Müller als Hauptzelebrant und Festprediger und ein Festakt im Münsterzentrum bei dem der langjährige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel, eine beeindruckende Festrede hielt. Erwin Teufel ist selbst seit Jahrzehnten Kolpingmitglied, er hält seit seiner ersten Kandidatur für den Landtag Baden-Württemberg eine enge Verbindung zu den Villinger Kolpingsbrüdern und Kolpingschwestern. Das Jubiläum ist Anlass, einen Blick in die Geschichte des Vereins zu werfen und den
Gründer des großen internationalen Sozialwerkes, Adolph Kolping, in den Blickpunkt zu rücken.
Am 1. Juni 2003 setzte er zuversichtlich den Schritt
ins 93. Lebensjahr: Rudolf Heck, unser langjähriges Vereinsmitglied. Er ist vielleicht nicht mehr
ganz so vital wie in den Jahren, als der passionierte
Bergsteiger, Mitglied des Alpenvereins, noch im
Hochgebirge unterwegs war und von weit oben auf
zerklüftete Berglandschaften oder in idyllische
Täler blickte. Aber ein Stubenhocker ist Rudolf
Heck nie geworden. Das hat er bei Exkursionen
und Besichtigungen des Geschichts- und Heimatvereins immer wieder unter Beweis gestellt. Und
wenn's nicht gar so anstrengend ist, dann ist er auch
noch dabei wenn es darum geht, Neues kennen zu
lernen oder etwas Vertrautes wieder zu besuchen.
Von seinen zahlreichen Touren hat er viele wertvolle Erinnerungen mitgebracht. Eindrücke, die ihn
angesprochen und sich ihm besonders eingeprägt
haben, wurden auf Papier oder Malkarton „konserviert". Wer Rudolf Heck einmal zu Hause besucht,
glaubt, in eine Gemäldegalerie zu kommen.
Als vor dreizehn Jahren die Esse in der Werkstatt
an der Voltastraße erlosch und der Hans Stern seinen Lederschurz an den berühmten Nagel hängte,
ging ein gutes Stück Villinger Handwerkstradition
zu Ende: Die Ära der bekannten und geschätzten
Huf- und Wagenschmiede Stern! Der Schritt in
den Ruhestand ist dem stets umtriebigen Handwerksmeister, der mit großer Liebe an seinen Beruf
hing, nicht leicht gefallen. Aber er ließ sich nicht
vermeiden, denn die Baupläne des Arbeitsamtes an
der Landwattenstraße vereinnahmten 1988 auch
das Grundstück des ehemaligen Villinger Gaswerkes, in dessen Übergabestation Hans Stern, nach
zwei Umzügen, seine letzte Schmiedewerkstatt
betrieb.
Kreuze sind seit jeher Zeichen und Zeugnisse christlicher Kultur, Symbol der Passion Jesu Christi und seines Erlösungswerkes. Das Kreuz gilt als das Zeichen des Christentums schlechthin. Die Geschichte der Stadt Villingen ist immer christlich geprägt gewesen und so ist es wohl eine Selbstverständlichkeit, dass die Bürger das auch öffentlich zum Ausdruck gebracht haben. Zum Beispiel durch Kreuze und andere religiöse Bilder und Symbole an Straßen und Wegen.
Ein halbes Jahr vor seinem Tod führte Adolf Schleicher noch eine große Pilgerschar von Villingen aus zur Wallfahrtskirche auf den Dreifaltigkeitsberg. Jetzt hat er selbst seine letzte große Pilgerfahrt angetreten. Er starb im Alter von 75 Jahren. Um ihn trauern neben seiner Frau Helga und den Angehörigen der Familie auch die Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen.
Was Pfarrer Kurt Müller und der Geschichts- und Heimatverein Villingen (GHV) 1994 anregten, ist zu einer echten und lebendigen Tradition
geworden: Die Fußwallfahrt auf den Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen, die jeweils am Montag
nach dem Dreifaltigkeitssonntag stattfindet.
Die Villinger pilgern bereits seit 1764, als eine
schwere Viehseuche im Land herrschte, zum
Heiligtum auf dem 983 Meter hohen Spaichinger Hausberg. In den letzen Jahrzehnten wohl hauptsächlich per Auto, Bus oder Fahrrad. Nur Einzelne
machten sich zu Fuß auf den über 30 Kilometer
langen Gewaltmarsch, den die Vorfahren vor 248 Jahren zum ersten Mal auf sich nahmen, um aus
Dankbarkeit für die Hilfe während der Viehseuche
ein Votivbild zu stiften. Sie legten das Gelübde ab,
jedes Jahr hierher zu kommen.
Es war ein Ereignis ersten Ranges, das in die
ganze Region ausstrahlte: Die Einweihung des
Franziskaner-Konzerthauses am 17. September
1982, also vor 30 Jahren. Als „Meilenstein in der
Geschichte der Doppelstadt“ wurde es gepriesen
und mit einem Reigen von mehr als einem
Dutzend hochkarätiger Konzerte bis in den
Dezember hinein gefeiert. Dass der „Franziskaner“
von seiner Strahlkraft als Kulturzentrum nichts verloren
hat, hat er in den drei Jahrzehnten eindrucksvoll
bewiesen.
Noch ist es nicht soweit, dass die wertvollen
Historienbilder von Albert Säger in der Zehntscheuer der Narrozunft zu bewundern sind, aber
die Vorfreude darauf ist schon groß. Das zeigte
sich als der Geschichts- und Heimatverein Villingen (GHV) dem Leiter des Franziskanermuseums,
Michael Hütt, eine Spende von 3000 Euro für die
Restaurierung eines der Bilder übergab.
Ohne ihn wäre die Kunstszene in Villingen-Schwenningen, ja im ganzen Schwarzwald und
über die Grenzen hinaus, sicherlich sehr viel ärmer.
Seine Werke gehören seit mehr als fünf Jahrzehnten
zu den eindrucksvollsten, die in diesem Raum entstanden sind und den Weg zu zahlreichen
Kunstfreunden im deutschen Sprachraum gefunden haben. Aber viele seinen Arbeiten sind auch
Gott sei Dank „vor Ort“ geblieben und geben
Zeugnis vom vielseitigen Schaffen und Können
eines in seiner Heimat verwurzelten äußerst fleißigen Künstlers. Die Rede ist von Wolfgang Kleiser,
freischaffender Bildhauer aus Hammereisenbach
im Schwarzwald. Dort, genauer gesagt in Urach,
kam er vor 70 Jahren zur Welt. Dort wuchs er auf
und lebt und arbeitet seither in Hammereisenbach.
Dort mitten im Schwarzwald, ist er zu Hause. Aber
er fühlt sich im so genannten ländlichen Raum
durchaus nicht eingeengt.
Das Fußballfieber hatte 2006, als die besten Kicker
der Welt in Deutschland ihren Meister suchten, die
ganze Nation ergriffen. Eine wahre Euphorie
schwappte durchs Land. Ein Rausch in schwarzrot-gold! Auch in Villingen gab es kaum ein anderes Thema als die WM.
Bei den älteren Fußballfans, besonders denen des
FC 08 Villingen, taucht beim Thema Nationalelf
immer ein Name auf: Hermann Gramlich. Aber
kaum einer der alten Nullacht-Hasen nennt ihn
bei seinem richtigen Namen, alle sprechen nur
von „Wu“. Von diesem „Wu“, der dreimal das
Trikot der Deutschen Nationalmannschaft trug,
schwärmen die Nullachter, die 2008 dem hundertsten Geburtstag ihres Club feiern können, noch
heute.
„Auferstanden aus Ruinen...“ singen die Menschen
in den neuen Bundesländern schon lange nicht
mehr. Aber die Villinger könnten eigentlich diese
Melodie jetzt anstimmen, denn ein Stück lieb
gewordener Stadtgeschichte, das vor fast 60 Jahren von Fliegerbomben in Schutt und Asche gelegt wurde, ist zu neuem Leben erwacht: Die
Bickenkapelle. Leider nur als Modell, geschaffen
von Dietmar Kempf.
Die Villinger lieben ihn, auch wenn sie ihn über
Jahre hinweg etwas vernachlässigten: Ihren Aussichtsturm auf der Wanne. Es sah schon so aus, als
ob nach über hundert Jahren sein letztes Stündlein geschlagen hätte, denn die Stadtverwaltung
hatte kein Geld, die notwendige Sanierung für den
altersschwach gewordenen, still vor sich hin rostenden stählernen Riesen zu bezahlen. Aber wenn’s
Stadtsäckel leer ist, dann ist’s für die Villinger noch
lange kein Grund, den geliebten Patienten im (sauren) Regen stehen zu lassen.
Hilfe tat Not! Und die kam auch. Der Ehrenbürger
der Doppelstadt, Ewald Merkle, spannte sich vor
den Wagen einer Interessengemeinschaft Villinger
Bürger – der übrigens auch etliche Schwenninger
angehörten – die sich das Motto „Rettet den Aussichtsturm“ auf die Fahne geschrieben hatte
Schreibt der Fußball Geschichte? Viele Menschen,
die mit dieser Sportart nicht so viel am Hut haben,
glauben, dass das Spiel, bei dem sich 22 Verrückte
um einen Ball streiten, nur eine Nebensache sei. Ist
sie auch! Aber eine der schönsten der Welt. Dass so
eine Nebensache zu einem geschichtlichen Ereignis
ersten Ranges werden kann, hat sich vor 50 Jahren
gezeigt als Deutschland in der Schweiz Fußball-Weltmeister geworden ist. Ein Ereignis, das als
„Wunder von Bern“ in die Annalen einging. Es hat
sich auch wieder gezeigt, als es im Juni 2004 in
Portugal um den Titel eines Europameisters ging,
bei der Deutschland sang- und klanglos ausgeschieden ist und Griechenland, ein Land, dessen
Nationalmannschaft als Fußballzwerg in Europa
galt, sich die Meisterkrone aufsetzte. Und die Welt
sprach jetzt vom „Wunder von Lissabon“!
Es gehört zu den beliebtesten Fotomotiven der Stadt und es bewahrt gleichzeitig ein gutes Stück Villinger Kunstgeschichte und Handwerkstradition: Das Haus Rietstraße 30. Hier hat sich Ende 2007 das Café Dammert etabliert und lockt seither viele Gäste in das historische Bürgerhaus. Dass sie hier eine gute Tasse Kaffee und ein leckeres großes Stück Kuchen bekommen,
wissen inzwischen die Villinger, die ein solches Lokal in ihrer Stadtmitte freudig angenommen haben. Und dass das Haus wunderbar bemalt ist und deshalb so oft fotografiert wird, wissen nicht nur sie, sondern auch Touristen und Zugezogene. Aber wer hier einst gewohnt und geschafft hat, das wissen eigentlich nur die mit der Stadtgeschichte vertrauten Bürger.
Sie hatte noch so viel vor, hatte ein volles Auftragsbuch mit Wünschen von Menschen, die gern ein Bild von ihr besitzen wollten. Und sie bemühte sich, trotzt ihrer 81 Jahre, diese Wünsche zu erfüllen. Doch das Schicksal wollte es anders. Am 10. Juni 2008 ereilte sie ganz plötzlich der Tod. Ein Gehirnschlag hatte dem so bunten, schaffensreichen Leben von Waltraud Oloff ein Ende gesetzt.
Die Eisenbahnstraße in Bühl
(2016)
Die Eisenbahnstraße entstand seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist Bühls einzige Prachtstraße. Sie stellt in der Stadtbaugeschichte ein Novum dar. Bühl ist im Grunde ein Straßendorf, das sich entlang der Hauptstraße nördlich und südlich
der Pfarrkirche entwickelt hat. Die älteste erhaltene Ansicht der
Stadt wird im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt und
stammt aus dem 17. Jahrhundert. [1]
Es ist eine Karte des windeckischen Forstes, bei der es sich um die Kopie einer älteren
Karte aus der Zeit um 1580 handelt. [2]
Auf diesem Plan sind die
Bühlotbrücke und rund 50 Häusern entlang der Straße zu
sehen. Auch eines der beiden Stadttore ist erkennbar. [3]
Bühlerhöhe und Stupinigi
(2002)
Langsam schreitet die grauhaarige Frau zum Rand der Terrasse. An der
Brüstung angekommen, schaut sie zunächst in die Ferne, über die Stadt
Bühl hinweg zu den Vogesen. Dann blickt sie nach unten. Steil fallen die
Felsen des Schwarzwalds zu ihren Füßen ins Oberrheintal ab. Einmal noch
dreht sieb Herta Isenbart um und betrachtet ihr Lebenswerk, das Schloss
im Bergwald, das sie zur Erinnerung an ihre große Liebe bauen ließ. Dann
stürzt sie lautlos in die Tiefe.
Qualvolle Stunden später erwacht die Millionärstochter im Krankenhaus
im nahen Baden-Baden. Wie durch ein Wunder überlebt sie ihre schweren
Verletzungen, zieht ins Hotel Stephanie und wird erneut von schweren Depressionen heimgesucht. Am 5. Juli 1918 nimmt sie eine Überdosis Schlaftabletten. Ihre Asche wird auf dem Koblenzer Friedhof an der Seite ihres
Mannes, Generalmajor Wilhelm Isenbart, beigesetzt.
Das Haus des Gastes in Bühlertal gehört zu den besten Beispielen für eine moderne Fest- und Gemeindehalle in Mittelbaden. Auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach ihrer Vollendung wirkt die Architektur noch in jeder Hinsicht zeitgemäß. Das Gebäude beweist, dass die Kommune gut beraten war, für dieses Projekt einen Wettbewerb auszuschreiben. Das ist bei öffentlichen Bauten leider längst nicht immer üblich, was häufig zu sehr unbefriedigenden Ergebnissen führt, deren mangelhafte gestalterische Qualität und Alltagstauglichkeit noch viele Jahrzehnte lange Schatten wirft.
Die katholische Pfarrkirche Herz-Jesu im Baden-Badener Stadtteil Varnhalt gehört zu den bedeutendsten Sakralbauten des 20. Jahrhunderts in Mittelbaden. Sie ist ein Werk von Albert Boßlet, einem großen deutschen Kirchenbaumeister der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die im Mittelalter unumstrittene zentrale Aufgabe der bildenden Kunst hatte der Sakralbau bereits in der frühen Neuzeit verloren. Die zahlreichen neuen Kirchen, die zwischen 1918 und den frühen l 960er Jahren entstanden, verdeutlichen aber, dass diese Aufgabe für Architekten ausgesprochen reizvoll blieb. Kaum eine andere lässt ihnen so viel Gestaltungsmöglichkeiten. Auch wenn die moderne Sakralarchitektur selbstverständlich in die allgemeine Baugeschichte des 20. Jahrhunderts eingebunden ist, spielt sie wegen ihrer spezifischen Problemstellung eine Sonderrolle. Vor diesem Hintergrund verdient die Pfarrkirche Herz-Jesu in Varnhalt, die vor genau einem halben Jahrhundert vollendet wurde und inzwischen unter Denkmalschutz steht, besondere Beachtung.
Der kulturgeschichtliche Wert der europäischen Kurstädte wird sowohl durch ihren beachtlichen Denkmalbestand als auch durch ihre lange und bis heute lebendige Tradition bestimmt. Ein wesentlicher Aspekt ist ihre in Archivalien, Gemälden, Grafiken, Fotografien und zeitgenössischen Publikationen hervorragend dokumentierte Geschichte. Das immaterielle Erbe, also die kulturelle und geistige Bedeutung eines Kurortes, darf aber nur im Zusammenhang mit dem materiellen, also den baukünstlerischen Leistungen, gesehen werden. Das gesellschaftliche Leben in den Kurstädten des 19. Jahrhunderts manifestierte sich in der Architektur, die sowohl im Hinblick auf einzelne Gebäudetypen als auch auf städtebauliche Lösungen bemerkenswert ist.
Das Bild der deutschen Kurstadt des 19. Jahrhunderts ist in Baden-Baden am vollkommensten erhalten. Im Gegensatz zu Wiesbaden, der zweiten großen deutschen Kurstadt, blieb Baden-Baden von den Zerstörungen des 2. Weltkriegs verschont. Friedrich Weinbrenners Kurhaus ist nach dem Abriss des Wiesbadener Kurhauses 1904 das älteste erhaltene Bauwerk dieser Gattung, das Friedrichsbad von Karl Dernfeld wurde zum Vorbild für zahlreiche andere Thermalbäder. Weinbrenners Badischer Hof ist das erste Luxushotel in Deutschland. Die große Zahl der übrigen Bauwerke des Klassizismus und Historismus
vervollständigt das in Deutschland einmalige Bild.
Baden in Baden-Baden
(2001)
,,Alle Warmwasserquellen sind aber deswegen heilkräftig, weil ihr Wasser, in zersetzenden Stoffen durch und durch erhitzt, eine andere Eigenschaft für die Verwendung annimmt." Der römische Architekt und Architekturtheoretiker Vitruv, der im ersten vorchristlichen Jahrhundert in Diensten Caesars und Augustus' stand und sich in seinen „Zehn Büchern über Architektur" auch mit dem Bau von Bädern beschäftigt, kannte die Bedeutung des Thermalwassers für die Gesundheit. Daß seine Landsleute um 75 n. Chr. im Bereich des heutigen Markt- und Römerplatzes in Baden-Baden in unmittelbarer Nachbarschaft der heißen Quellen, die hier aus der Erde treten, eine Siedlung gründeten, ist eine Konsequenz dieses in der antiken Welt allgemein verbreiteten Wissens. Die Heilquellen waren nicht nur Anlaß für die Gründung der Stadt, sondern sind bis heute ihre Wirtschaftsbasis und ihr Hauptkapital.
An der Stelle des heutigen Gebäudes des Acher- und Bühler Boten in der Hauptstraße 55 in Bühl stand ursprünglich das renommierte Gasthaus „Zum Hirschen". Die Schildgerechtigkeit wurde diesem Wirtshaus vermutlich bereits in der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg verliehen. 1626 wird Georg Klaiber als Wirt des „Hirschen" urkundlich erwähnt. Damals hielt das Landkapitel Ottersweier in diesem Gasthaus regelmäßig seine Konferenzen ab. Als Besitzer des „Hirschen" werden Johannes Lichtenauer (1650), Hans Adam Klaiber (1684), Christoph Klaiber (1727) und Leopold Edelmann (1804) genannt. Sebastian Reinfried war von 1807 bis 1848 Eigentümer des „Hirschen". Ihm folgten die Familien Moscherosch und Martini (1862 bis 1897). 1897 ging das Gasthaus durch Kauf in den Besitz der Gesellschaft Unitas über. Diese entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer katholischer Vereine. Sie wollten sich durch den Kauf des „Hirschen" einen Rahmen für ihre Veranstaltungen geben. Die Gesellschaft beschloss, auf dem großen Grundstück hinter der Gaststätte, das bis zur heutigen Friedrichstraße reichte, ein geräumiges Vereinshaus zu bauen. 1898 wurde dieser Neubau nach Plänen des Architekten Johannes Schroth vom Erzbischöflichen Bauamt Karlsruhe errichtet. Er erhielt zu Ehren Großherzog Friedrichs von Baden den Namen Friedrichsbau.
Die Siedlung Dammerstock in Karlsruhe gehört zu den wichtigsten Beispielen des Neuen Bauens in Deutschland. Sie ist das Ergebnis eines Wettbewerbs, aus dem Walter Gropius 1928 als Sieger hervorging. Von den Nazis als »Klein Jerusalem« verunglimpf , wurde der Ausbau nach 1933 eingestellt und in den traditionelleren Formen der Stuttgarter Schule fortgesetzt.