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Lithologie der Molasseablagerungen (Miozän) im Raum Immendingen am Beispiel eines Bohrkerns (BK 104)
(2017)
Im Jahre 2014 wurden die langjährigen Grabungen des
SMNK an der miozänen Wirbeltierfundstelle am Höwenegg bei Immendingen vorerst eingestellt, um den
Schwerpunkt auf die Präparation und taxonomische
Bearbeitung der bisher geborgenen Funde zu legen.
Als Nachfolgeprojekt vor Ort bot sich die Bearbeitung
von Bohrungen (ca. 70 Bohrkerne) an, die uns freundlicherweise von der Daimler AG zur wissenschaftlichen
Bearbeitung zur Verfügung gestellt wurden. Die Bohrkerne enthalten Material aus der Unteren und Oberen Süßwassermolasse, das etwas älter ist als die
an der Grabungsstelle angetroffenen Schichten. Im
Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die Untersuchung und Beschreibung des Bohrkerns BK 104. Auf
der Basis einer Faziesinterpretation nach Miall (1996)
und ergänzenden Untersuchungen von Dünnschliffen
und Tonmineralanalysen ergibt sich als Ablagerungsraum vorerst ein verfochtenes Flusssystem mit Überschwemmungsebenen unter den Bedingungen eines
feuchtwarmen Wechselklimas. Dieser Befund muss
durch die Bearbeitung weiterer Bohrkerne verifiziert
werden.
Das alemannische Gedicht »Der Abendstern« wurde bislang nicht vollständig und fehlerfrei dem von Johann Peter Hebel vorgegebenen Text folgend veröffentlicht. Der Fund des Manuskripts ermöglicht die Wiedergabe. Ihr gegenüber gestellt ist Hebels eigene Übertragung des Gedichtes ins Hochdeutsche. – Dem folgen Proben aus einem bisher unbekannten in nur zwei
ausgerissenen Blättern überlieferten Notizheft Hebels.
Seit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 vermehrte sich im Deutschen Reich die umlaufende Geldmenge und führte zu einer kontinuierlichen Geldwertverschlechterung und sinkender Kaufkraft. Mit der militärischen Niederlage 1918 blähte sich die Geldmenge weiter auf. Nach Bekanntgabe der im Londoner Ultimatum von 1921 festgesetzten Höhe der alliierten Reparationsforderungen beschleunigte sich die Inflation nochmals. Als sie im November 1923 ihren Höhepunkt erreichte, waren die Ersparnisse zahlloser Familien vernichtet. Bis 1922 blieb der 1000-Mark-Schein der höchste Wert in der Nominalkette. Die Geldschein-Nominale erhöhten sich nun in schneller Folge, bis die Reichsbank im November als
den höchsten Wert einen Geldschein über 100 Billionen Mark (100.000.000.000.000 M, eine Eins mit 14 Nullen) drucken ließ. Zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs wurden riesige Mengen an Scheinen benötigt. Bis zu 133 Fremdfirmen mit 1.783 Druckmaschinen arbeiteten im Herbst 1923 für die Reichsdruckerei Tag und Nacht. Das dafür erforderliche Banknotenpapier wurde von 30 Papierfabriken produziert. Für den Druck stellten 29 galvanoplastische Werkstätten rund 400.000 Druckplatten her.
Am 11. Januar 2004, dem Vorabend ihres 60. Todestages, hatten sich in der Offenburger Kulturagentur „in der Sonne" zahlreiche Menschen eingefunden zu einer Gedenkstunde für die Ärztin Dr. med Hertha Wiegand geb. Lion, die in dieser Stadt und in den umliegenden Dörfern von 1919 bis zum Praxisentzug durch die Nazis 1938 als sozial engagierte Ärztin für
Frauen und Kinder praktiziert hatte und am 12. Januar 1944 - 53 Jahre alt und seit Jahren schwer krank - durch die Deportation von den Nazis in den Suizid getrieben worden war. Im Ritterhausmuseum Offenburg hing lange Jahre ein vom Maler Emil Brischle geschaffenes Porträt dieser Ärztin als damals etwa Achtunddreißigjähriger: schmales Frauengesicht, ernstes Lächeln, dunkler Pagenkopf vorm Hintergrund des Praxisinterieurs - ob der eine oder die andere der alten Offenburger die Ärztin so als Kindheitserinnerung behalten haben mochte? Seit 1992 trägt eine kleine Straße am westlichen Rand des Stadtteils „Kreuzschlag" den Namen Dr.-Hertha-Wiegand-Straße. Der Nachlass Dr. Hertha Wiegands wird seit dem 22.11.1919 im Archiv der Stadt Offenburg aufbewahrt, als Schenkung ihrer Tochter Dorothea Siegler-Wiegand (1964-1986 Leiterin der Stadtbücherei Offenburg). Dieser Nachlass ist der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich, indes sind Bearbeitung und Findbuch-Katalogisierung nunmehr abgeschlossen.
Der Moment zu gehen
(2004)
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs waren die alten Landkarten ungültig geworden. Und manche Begriffe erhielten eine neue, vorher allerhöchstens momentan angedachte oder, wer weiß, erträumte Dimension. Am 20. Januar 1991 beschlossen Bundesregierung und Ministerpräsidenten der Länder zusammen mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland, jüdischen Flüchtlingen aus der GUS und den Baltischen Staaten den Status von Kontingentflüchtlingen zu gewähren, wie er 1973 zuerst den chilenischen Flüchtlingen zugute gekommen war. Dieser Status meint: unbegrenztes Aufenthaltsrecht mit Arbeitserlaubnis ohne Asylverfahren. Im Hintergrund dieser Maßnahme stand zweifellos das Schulternwollen einer gewaltigen Verantwortung: dieses Deutschland dürfe jüdischen Flüchtlingen niemals mehr die Tür vor der Nase zuschlagen. In den kleinen, überalterten jüdischen Gemeinden in diesem Land indes, die mitunter nur mit Mühe einen Minjan für ihre Schabbatgottesdienste aufbrachten, glomm noch ein anderer Hoffnungsfunke auf: dass sie nämlich durch diese jüdischen Emigranten - gewissermaßen als Vitaminstoß in durchaus heroischer Dosis - wieder zu Kräften kommen könnten.
Linden muss er gekannt haben. Nicht die Tamarisken, Paulownien, Datura.
Diese Schönheiten sind lange nach ihm gekommen. Aber Nussbäume muss
er gekannt haben. Rebstöcke natürlich. Veilchen. Maiglöckchen. Nießwurz.
1638 wird Grimmelshausen mit dem Krieg und seinen Kerlen an den
Oberrhein verschlagen, 1639 nach Offenburg als Musketier im kaiserl. Regiment des Hans Reinhard von Schauenburg. Etwa siebzehnjährig dürfte er
da sein, 1621 oder 1622 geboren, mithin jünger als der Krieg, mjthin darin
aufgewachsen. Ein Jahrzehnt danach - da ist der 30-jährige Krieg endlich
zu Ende - am 30. August 1649 setzt im Offenburger Kirchenbuch der Eintrag von Grimmelshausens Heirat mit der einundzwanzigjährigen Tochter
seines Regimentsvorgesetzten, Katharina Hennigerin, einen Schlussstrich
unter die unendlliche Litanei der Toteneintragungen. Gültiges Versprechen
ans Leben. Dem Todesschatten zum Trotz. Von den neun Kindern werden
ihm drei früh sterben. Aber sechs werden überleben. Er ist jetzt etwa siebenundzwanzigjährig. Was der Krieg ihn gelehrt hat, taugt das nun für den
Frieden? man kann geschwind in die Höll rennen/ aber wieder herauß zu
entrinnen / wird's Schnaufens und Bartwischens brauchen. [1] Am 7. September tritt Grirnmelshausen das Schaffneramt in Gaisbach (Oberkirch) im
Dienst seines früheren Regirnentschefs an.
Sehr geehrter Herr Landrat, Herr Bürgermeister,
meine Damen und Herren!
Als Sie, Frau Holzförster, mich vor einiger Zeit gefragt haben, ob ich bei
der Eröffnungsveranstaltung zur „Offenen Gartentür" etwas über die heimischen Holzarten in ihrer Verwendung auf dem Bauernhof sagen könnte,
dachte ich: warum denn nicht? Denn erstens bin ich hier in Gutach zwischen den Wäldern und den Obstbäumen geboren, zweitens hatte ich seit
meiner frühesten Kindheit engsten Kontakt zum Bauernhof, zur Land- und
Forstwirtschaft und drittens habe ich das Handwerk des Zimmermanns erlernt. Also dachte ich, das Thema Holz dürfte kein Problem sein. Deshalb
gab ich Ihnen, Frau Holzförster, damals spontan meine Zusage.
Je mehr ich mich aber mit diesem Thema beschäftigt habe, desto mehr
Holzarten sind mir auf gefallen, die alle auf ihre bewährte Weise von den
Menschen auf den Bauernhöfen genutzt worden sind.
Sickingen in Not
(2005)
Bretten liegt an einer Heerstraße. Auch Sickingen, Eppingen oder Flehingen und
Zaisenhausen. Die in der Leipziger Völkerschlacht geschlagenen Truppen Napoleons
zogen sich über den Rhein zurück. Baden war als Rheinbundstaat Napoleons
Verbündeter, wechselte aber am 20. November 1813 die Fahnen. Der Großherzog
schloss mit den Alliierten einen Vertrag, nach dem er nicht nur frische Truppen
aufzustellen, sondern auch den Durchmarsch der alliierten Hauptarmee durch das
Land zu unterstützen hatte. Noch nie hatte der Kraichgau eine solche Truppenmassierung
erlebt, die zu beherbergen, versorgen und durchzufüttern war. Eine
ungeheure Last, die - bei der schlechten Sanitätsorganisation und der überforderten
Verwaltung vor Ort - die Landbevölkerung an den Rand der Verzweiflung
trieb. Bruchsal war Garnisonstadt für ein badisches Dragonerregiment; Bretten bekam
ab Mitte November 1813 Militär, es lagen dort 69 Kranke und Verwundete in
Gebäuden zusammengedrängt, ,,bei längerem Aufenthalt sei ihre Verlegung nach
außerhalb der Stadt notwendig", monierte der Brettener Stadtrat. Auch müsse man
Decken und andere Bedarfsgüter anschaffen, ärztliche Hilfe sei zu organisieren,
schrieb das Bezirksamt an das Kreisdirektorium des Enz und Pfinzkreises nach
Durlach.