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Ausgiebig wird 2005 des 200. Todestages Friedrich Schillers gedacht. Auch Marbach
begeht das Gedenkjahr mit Veranstaltungen, blickt allerdings schon auf das Jahr 2009,
den 250. Geburtstag Schillers, der für die Geburtsstadt des Dichters sicher das wichtigere Datum ist.
Manche missgönnen Marbach den Ruhm der Geburtsstadt, oft mit dem Argument, Schiller habe nur vier Jahre seines Lebens in Marbach verbracht und sei daher
kein Marbacher. Dem muss ein Familienforscher natürlich energisch widersprechen,
denn Schillers Mutter Elisabetha Dorothea Kodweiß war eine Marbacher Bürgerstochter aus einer seit Jahrhunderten in der Stadt ansässigen Familie. So lassen sich,
auch über mütterliche Linien und einschließlich der Eltern Schillers, mindestens
14 direkte Marbacher Vorfahren nachweisen.
Zur Schillergenealogie gibt es seit über 100 Jahren eine Fülle von Literatur, wovon
der größte Teil im Umfeld der Feier des 100. Todestages im Jahr 1905 entstanden ist.
Zum Teil handelt es sich um seriöse Forschungen, zum Teil werden aber auch gedruckte Forschungsfehler immer wieder abgeschrieben. Hauptsächlich konzentrierte
sich die Forschung auf die Stammlinie Schiller, allenfalls war noch die Familie Kodweiß interessant. Viele Vorfahren aus mütterlichen Linien sind so bis heute nur fragmentarisch erforscht. Eine erste größere Ahnenliste lieferte 1928 Band 55 des Deutschen Geschlechterbuchs.
Die Herren von Schwarzenberg „gründeten" um 1270, nach der endgültigen Trennung von der
Herrschaft Eschenbach-Schnabelburg und um ihren Machtanspruch zu bekräftigen, die Stadt
Waldkirch. 1287 wurde erstmals ein Rat gewählt und 1300 durch die Verleihung des Stadtrechts
ein bereits gewachsener Zustand durch die Schwarzenberger sanktioniert. [1]
In dieser Frühphase der Stadt Waldkirch werden in den Quellen Angehörige von Adelsfamilien
genannt, die in den ersten Jahrzehnten wichtige Funktionen in der Stadtverwaltung wahrnahmen.
Es handelt sich um die Familien Ammann, Sigebot, Fischerbach und Liebermann. Sie
waren Dienstmannen der Herren von Schwarzenberg. Nachfolgend sollen diese Geschlechter
näher vorgestellt werden, wobei zum besseren Verständnis eine kurze Zusammenfassung des
Übergangs der Herrschaft Schwarzenberg auf die jüngere Linie des Hauses vorangestellt wird.
Im Zug der Schulreform der 1860er Jahre erließ die Regierung des Großherzogtums Baden am 8. März 1868 ein Gesetz den Elementarunterricht betreffend, mit dem die freiwillige Vereinigung der örtlichen Konfessionsschulen zu konfessionell gemischten Gemeinschaftsschulen geregelt wurde. Die Schulreform wurde von den badischen Protestanten begrüßt, während der Freiburger Erzbischof sie mit seinen konservativen Gefolgsleuten, den „Ultramontanen“ bzw. „Klerikalen“ bekämpfte. Liberale Katholiken befürworteten die Reform. Leimen gehörte zu den ersten Gemeinden, die eine
Gemeinschaftsschule einführten. Hier waren die Umstände dafür besonders günstig. Seit 1837 war die politische Gemeinde von der vorgesetzten Behörde aufgefordert worden, das katholische Schulhaus neu zu bauen. Das gab 1841 den Anstoß zum Kauf des Seligmannschen Hauses, in dem a) sämmliche Schulen, b) die Lehrer mit ihren Wohnbedürfnissen und c) die Gemeinde mit Versammlungs-Zimmer und Registratur untergebracht wurden. Die Amtsräume der Gemeinde befanden sich hauptsächlich im Ostteil des ersten Stockes. Im Erdgeschoss fanden zwei Schulräume Platz und in den restlichen Räumen wurden Lehrerwohnungen eingerichtet. Das Zusammenleben von Lehrern und Schülern unter einem Dach hatte im Lauf der nächsten zweieinhalb Jahrzehnte offenbar zur Folge, dass gegenseitige konfessionelle Vorurteile abgebaut wurden.
Im Almanach 2004 hatte JOACIHIM STURM für den Schwarzwald-Baar-Kreis noch unentdeckte „germanische Höhenburgen" des 4. und 5. Jahrhundert vermutet. Er verwies auf völkerwanderungszeitliche Befestigungen am Westrand des Schwarzwaldes wie etwa den Herrenberg am Rheinknie, den Zähringer Burgberg im Breisgau und die Stationen über dem Austritt des Kinzigtales in die Oberrheinebene in der Ortenau. Diese germanischen Höhensiedlungen mit Bezug auf gegenüberliegende spätrömische Kastelle am Rhe in wurden von HEIKO STEUER und MICHAEL HOEPER mit entsprechenden Plätzen wie dem Glauberg in der Wetterau, dem Reißberg in der Oberpfalz, der Gelben Bürg in der Fränkischen und dem Runden Berg in der Schwäbischen Alb kartiert. Auf diese Kartierung mit Leerstelle zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb hatte STURM sich berufen; bei den darauf aus Einzelfunden auf der Westalb und an der oberen Donau vermuteten früh-alamannischen Höhensiedlungen ist jedoch Vorsicht angezeigt.
Seit der Mensch dauerhaft sesshaft wurde, also sich vom Jäger und Sammler zum Ackerbauer
wandelte und damit pflanzliche Produkte den Hauptteil seiner Nahrung bildeten, brauchte er eine
zusätzliche Menge des lebensnotwendigen Stoffs NaCl (Natriumchlorid, Kochsalz, Steinsalz,
Halit), der in den Nahrungsmitteln nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden war. Die heute benötigte Menge eines erwachsenen Menschen liegt zwischen 5–6 g/Tag, 15–20 g/Tag sollten
nicht überschritten werden. Dieser Sachverhalt bedeutet für die Erforschung der historischen
Salzgewinnung in Mitteleuropa, dass eine Gewinnung vor der Sesshaftwerdung (5. Jahrtausend
v. Chr.) nicht notwendig war, folglich sehr wahrscheinlich nicht stattgefunden hat und daher
auch nicht überliefert sein kann. Dies entspricht auch den Befunden: Aus Mitteleuropa sind die
frühesten Anzeichen von Salzgewinnung die Verdichtung der Siedlungen um Salzquellen wie um
Halle an der Saale und der Beginn der Salzgewinnung bei Hallein und Hallstatt (Österreich) um
etwa 2000 v. Chr.
Geschichte erfahren
(2019)
Schon der Name des Geschichts- und Heimatvereins unterstreicht den Satz von Marcel Proust: Folgt man den Spuren fremder und vergangener Kulturen, lernt man die eigene Region besser zu erfassen und zu verstehen. Zumal in einer Stadt,
wo auf dem Magdalenenberg, dem größten hallstatt zeitlichen Grabhügel Mitteleuropas sich das Bild eines keltischen Fürstenhofes bietet. Wen reizt dies nicht zu „erfahren”, wo dieses Volk herkam und an welchen anderen Orten es seine Spuren hinterließ. Schließlich kommt das Wort „Erfahrung” von „fahren”, was zeigt, dass der Mensch seit je das Bedürfnis hatte, sich zu bewegen, um damit seinen Erfahrungsschatz zu vergrößern. Der Autor hatte das Glück und Privileg, Mitglieder des GHV Villingen seit nunmehr 10 Jahren auf den „Fährten” – kommt auch von „fahren” – fremder Völker und Zeiten begleiten zu dürfen. Auch wenn uns heute schnelle Jets und komfortable Reisebusse schnell ans Ziel unserer Wünsche bringen, so fühlt sich der geschichtsbewusste Reisende doch in der Tradition eines Phänomens, das wie kein anderes die Kultur der Menschheit weiter gebracht hat.
Im Mittelalter wurden von Klerus, Klöstern und Bruderschaften Mitgliederlisten geführt, die als Anfänge kirchlicher Register gelten können, wenngleich sie aus verschiedenen Motiven heraus entstanden sind. Die im 14. Jahrhundert in Frankreich und Italien erstellten Taufmatrikeln sind allerdings als Beginn einer Kirchenbuchführung anzusehen. Für den deutschen Sprachraum gelten die im späten 15. Jahrhundert angelegten Taufregister von St. Theodor in Basel (1490), Annaberg in Sachsen (1498) und Augsburg (1504) als ein solcher vorreformatorischer Ansatz der Kirchenbuchführung. Ebenso bilden Memorial- und Totenbücher, die Verstorbene aufführen, eine Form von Kasualregistern, wie z. B. die seit der Mitte des 15. Jahrhunderts geführten Nürnberger Totengeläutbücher (von St. Sebald 1439–1572, St. Lorenz 1454–1515). Sie beruhten jedoch auf ortskirchlichem Recht, und ein geordnetes Kirchenbuchwesen kam trotz der Versuche mehrerer Teilsynoden nicht zu Stande.
Der Albbrucker Ortsteil Hechwihl oder „Hächel" wie die Einheimischen ihren Weiler im Steinbachtal zwischen Tiefenstein und Unteralpfen auch nennen, wurde schon sehr früh besiedelt. Hier auf der Anhöhe, einem markanten Bergsporn aus Buntsandstein, fanden die ersten Ansiedler den gesuchten Schutz vor allerhand Feinden. Als in der Rißeiszeit vor rund 200 000 Jahren weite Teile des Südschwarzwaldes mit Eis bedeckt waren, hat die Zunge des mächtigen Albtalgletschers neben
dem Steinbachtal besonders die tiefe Schlucht des Albtales herausgehobelt. Dabei betrug die Eisdecke über dem heutigen Hechwihl mehr als 150 Meter. Der Muschelkalkrücken (First und Hübler) zwischen Hechwihl und Etzwihl wirkte dabei wie ein Prellbock gegen die wandernden Eismassen und brachte sie hier zum Stillstand. Genauso prallte der Rhein-Aare-Gletscher aus den Alpen von Süden her gegen den Berg. Als das Klima sich mit der Zeit wieder erwärmte, begann die Eisdecke abzuschmelzen. Die Erosion durch das Eis und die abfließenden Schmelzwässer vermochten nicht den Sporn von Hechwihl abzutragen. Dafür haben sie ihn aber mit einer bis zu vier Meter dicken Sanddecke überschüttet. In den letzten Jahrtausenden wurde schlußendlich der Sand mit Fließerde aus dem Verwitterungslehm vom weiter oben anstehenden Muschelkalk zugedeckt.
Seit Jahrtausenden kreuzen sich am Rheinknie die Verkehrswege vom Süden Europas nach Norden mit denen, welche von der Donau entlang des Hochrheines durch die Burgunder Pforte nach Westeuropa führen. Jeder Durchreisende ist auch heute noch von der mächtigen Burgruine Rötteln, dem Kleinod des vorderen Wiesentales, tief beeindruckt. Nicht weniger interessant ist die Geschichte und die politische Bedeutung der Herrschaft Rötteln. Immer lagen die Besitztümer in mehrerer Herren Länder. Dies erforderte von den Edelherren von Rötteln und später von den Markgrafen von Rötteln besonderes diplomatisches und politisches Geschick, um nicht zwischen den großen Kontrahenten der damaligen Zeit (Burgund, Österreich, Frankreich und Eidgenossenschaft) zerrieben zu werden.
Anlässlich der 64. Jahrestagung 2017 der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg in Reutlingen befasste sich eine Arbeitsgruppe
mit der Verbindung von Geschlechter- und Landesgeschichte. Die Anwendung
der Kategorie Geschlecht erfordert zunächst zu klären, worin ihre Erklärungskraft
im Allgemeinen und in der Landesgeschichte im Besonderen besteht. Es
ist der Verdienst der Frauengeschichte, die sich in den 1970er Jahren in den USA
und Europa entfaltete, den zuvor überwiegend männlich besetzten Geschichtsraum
mit Frauen angereichert sowie weibliche Handlungsspielräume und
Sichtweisen überhaupt erst sichtbar gemacht zu haben. Natürlich wurde auch
schon zuvor über einzelne Frauen, vorzugsweise Angehörige der Dynastien, geforscht
und geschrieben. Doch in der Regel waren es männliche Autoren, deren
Frauenbild die Darstellung ihrer Protagonistinnen sichtlich einfärbte. Erkennbar
wurde erst mit der Frauengeschichte, dass das, was man dachte und wie man
handelte, in der Regel nicht alle, sondern eben zumeist auch nur Mann betraf.
Im Jahre 1804 wurde die Stelle des Stabsphysikus (Amtsarzt) im neu gegründeten
Stabsamts Eppingen mit dem „Doktor der
Heilkunde“ Ignaz Bauer besetzt. Dieser fertigte 1807 eine hoch interessante „Physikalisch- topografische Beschreibung des
Stabsphysikats Eppingen“ an, in der wir
Hinweise über das damalige Gesundheitswesen in Eppingen finden. Ignaz Bauer
schreibt: „Verwahrungshäuser für Kranke
und andere Personen haben wir leider
keine, indem die vormals städtischen Häuser vor einigen Jahren verkauft worden,
und in dem Fall epidemischer Krankheiten
und schnell um sich greifender Seuchen
würde man genötigt sein, einige vor der
Stadt sich befindende Wohnungen der Bürger, die geräumig sind, zu benutzen...".
Gründerjahre
(2017)
Die Geschichte der Universität Konstanz beginnt am 6. September 1959 bei einer
Bauernversammlung in der Nähe von Singen und sie beginnt mit einem Zettel. [1]
Den erhält der damalige Konstanzer Landrat vom damaligen Ministerpräsidenten Kurt Georg
Kiesinger, der auf dem Zettel eine Idee notiert hat: Ich habe vorhin (Stadtrat) den Gedankenfalls neue Universitätsgründungen notwendig werden- Konstanz für unser Land vorgeschlagen. [2]
Eine Idee ist noch keine Geburt. Für das eigentliche Geburtsdatum kommen mehrere Ereignisse in Betracht:
– Im Dezember 1963 werden mit Landtagsbeschluss die Gründungsausschüsse für die
geplanten neue Universität Konstanz und die Medizinische Hochschule Ulm berufen.
– Am 27. Februar 1964 beschließt der Landtag, in Konstanz und Ulm Hochschulen zu
errichten.
– Am 28. Februar 1964 wird Gerhard Hess zum Gründungsrektor ernannt.
– Die ersten sieben Professoren erhalten am 26. März 1966 im Konstanzer Rathaus vom
Ministerpräsidenten ihre Ernennungsurkunden. Es sind dies:
Hans Aebli, Psychologie,
Waldemar Besson, Politische Wissenschaft,
Ralf Dahrendorf, Soziologie,
Hans Robert Jauss, Romanistik,
Franz Georg Maier, Alte Geschichte,
Herbert Nesselhauf, Alte Geschichte,
Wolfgang Preisendanz, Germanistik.
Auch die ersten Studenten kommen 1966. Viel spricht also für dieses Jahr und
letztlich entscheidet sich die Universität für ihr Gründungsdatum für eine steingewordene Manifestation, die alle Zweifel, ob es je zu einer Universität Konstanz kommen
sollte, unwiderruflich beseitigt: die Grundsteinlegung auf dem Gießberg am 21. Juni
1966.
1862 beauftragte Großherzog Friedrich I. den Historiker an der Universität Heidelberg Georg Gottfried Gervinus, ein Gutachten für „die Neugestaltung des Gesamtunterrichtswesens im Großherzogtum Baden“ zu erstellen. Unter anderem findet man dort die Klage, daß unter den Erstsemestern viele den Anforderungen der Hochschulen nicht genügen. Der Übergang von Gymnasien zur Universität sei in Deutschland „durchgehend ein ganz unvermittelter; man geht von der Hauszucht zur Ungebundenheit, von der allgemein menschlichen Ausbildung zum besonderen Fachstudium in
plötzlichen Sprüngen über, zur Wahl des Berufs meist durch zufällige Einflüsse getrieben, am wenigsten durch eigene Einsichten in die verschiedenen Berufs- und Wissenszweige orientiert“, wobei dem Gutachter Gervinus angelsächsische Strukturen in vielem vorbildlich erschienen. Darüber hinaus gäbe es Spannungen zwischen dem bürgerlichen Bildungsideal des Humanismus und den „Utilitaristen“, die „dem technischen Fortschritt und finanziellen Gewinn anhingen“. Darum müsse man mit einer realistischen Abteilung an Gymnasien „dem staunenswerten Aufschwung der Naturwissenschaften“ Rechnung tragen. Diese Denkschrift, für Friedrichs Cabinetts-Chef ein „wahrer Hochgenuß“, berührte demnach Probleme, die über Jahrzehnte hinweg bis heute aktuell sind: mangelnde wissenschaftliche Vorbereitung der Abiturienten und unzureichender Umfang der Naturwissenschaften im Lehrplan.
Wer unter den Jüngeren hat noch davon Kenntnis, dass in Bretten einst die führenden Hersteller von Küchenherden beheimatet waren, dass sich an Stelle des heutigen Rathauses ein Gefängnis befand, ein ortsansässiges Gaswerk den heute besonders nachgefragten Rohstoff lieferte und ein mittelalterliches Stadtviertel einem großen Parkplatz weichen musste?
Einer glücklichen Fügung ist zu danken, dass einige Hobbyfotografen im Jahre 1967 mehr als 1.000 Dias unserer Stadt fertigten. Initiator dieser aus heutiger Sicht zukunftsträchtigen Initiative war Otto Bickel. Er selbst, begeisterter Fotograf, hatte in den Herren von der Heydt, Plogstert und Zobel Mitstreiter gefunden und die Stadtverwaltung überredet, gleichsam eine Momentaufnahme von Bretten zu erstellen. Heute lagern diese wertvollen Zeitdokumente im Stadtarchiv. Davon fanden 450 Fotos in einem Buch, welches 50 Jahre später veröffentlicht wurde, das Interesse einer breiten Öffentlichkeit. Wehmut und auch Trauer beschleichen den Betrachter bei der Durchsicht dieses Buches. Und die Frage drängt sich auf, welche Beweggründe unsere Stadtoberen veranlasst haben, viele dieser abgebildeten, eigentlich erhaltenswerten Baudenkmäler abreißen zu lassen? Bretten feiert sich selbst mit dem Peter-und-Paul-Fest unter dem Motto „Eine Stadt lebt ihre Geschichte“. Für die Verantwortlichen manches Kahlschlages war dieses Motto wohl eine Worthülse. Der folgende Beitrag stellt Fotos der genannten Sammlung Aufnahmen des Jahres 2017 gegenüber und liefert dazu entsprechende Kommentare.
Heidelberg im Jahr 1891
(2016)
Hochzuverehrender Herr Bürgermeister Erichson, Allerhöchst verehrliche Frau Vorsitzende, Frau Dr. Werner-Jensen, Hochansehnliche Festgemeinde, Höchstgeneigte Mitglieder des Vereins Alt-Heidelberg. So etwa hätte der Chronist des Jahres 1891 diese Festversammlung begrüßt, ich schließe mich dem an. Im Mai des Jahres 1891 schlossen sich sieben Heidelberger Bürger zusammen und teilten dem „Verehrlichen Stadtrat der Stadt Heidelberg“ folgendes mit: „Wohldemselben beehren wir uns ergebenst anzuzeigen, daß sich vor Kurzem zur Wahrung der Interessen der in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Stadtteile hiesiger Stadt ein Verein unter dem Namen ‚Alt-Heidelbergʻ gebildet hat. … zur Wahrung der Interessen der in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Stadtteile hiesiger Stadt …“ Unmittelbar hat man das Bild des heutigen Heidelberg vor Augen, wenn man
diesen Satz hört, aber das Heidelberg von 1891 war eine Kleinstadt, in der 26 928 Einwohner in 5 574 Haushalten lebten. Und die in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Stadtteile waren die Kernaltstadt, die Voraltstadt, Schlierbach und die gerade entstehende Weststadt, für die im Jahre 1891 gerade der Bebauungsplan fertiggestellt wurde. Diese heutigen Stadtteile bildeten die gesamte Stadt Heidelberg. Warum aber nun „Alt-Heidelberg“? Heute versteht sich unter dem Namen „Alt-Heidelberg“ der renommierte Stadtteilverein, dessen 125-jähriges Jubiläum wir feiern, und stadtgeografisch die Kernaltstadt zwischen Karlstor und Universitätsplatz und die Voraltstadt zwischen der Grabengasse und dem Bismarckplatz. Alt-Heidelberg klingt programmatisch nach Gegensatz zu Neu-Heidelberg, das es freilich noch nicht gab. Es hatte sich etwas Anderes ereignet, das viele Heidelberger befürchten ließ, die heutige Altstadt werde hinter der allgemeinen Entwicklung zurück bleiben: Zum 1. Januar 1891 war die bis dahin selbständige bäuerliche Gemeinde Neuenheim nach Heidelberg eingemeindet worden.
Mit der Musik, laut Heinrich von Kleist die »Wurzel aller übrigen Künste«, ist die Stadt Bruchsal
auf vielfältige Weise verbunden. Einerseits durch nicht wenige bekannte Komponisten und
Interpreten, die hier geboren wurden oder hier tätig sind, andererseits durch eine Vielzahl von
Vereinen, die sich schon seit vielen Generationen auf mannigfaltige Weise und teilweise auch
auf internationalem Parkett mit der Tonkunst beschäftigen. Und natürlich darf auch das rege
Konzertleben nicht vergessen werden, welches ganzjährig die unterschiedlichsten Musikstile
und Musikrichtungen auf die Bühnen der Stadt bringt. Unter der Überschrift »Hier gibt’s was
für die Ohren!« stellt Stadtarchivar Thomas Moos in einem kleinen geschichtlichen Streifzug
die »Musikstadt Bruchsal« vor.
Agroforstsysteme im engeren Sinne sind Nutzungssysteme, die aus mindestens zwei gleichzeitig
auf der gleichen Fläche vorkommenden Komponenten bestehen. Mindestens eine dieser Komponenten wird von Holzpflanzen gebildet, und mindestens eine dient der Erzeugung von Lebensmitteln oder Futter. So mischen sich langlebige mit kurzlebigen Kulturen (wenn man auch
Grasland als kurzlebig bezeichnen will) sowie kurzfristige und langfristige Nutzungsfrequenzen. Es handelt sich um mehrschichtige Kulturen, in denen die Schichten ökologisch interagieren und ökonomisch eine unterschiedliche Bedeutung haben können. Besonders in historischen
Agroforstsystemen erfüllten dabei Bäume meist mehr als einen Zweck; die unterschiedlichen
Nutzungsformen brachten ganz spezifische Baumgestalten hervor.
Die Lösslandschaft des Kaiserstuhls ist geprägt von
Terrassen und Böschungen. Die vorliegende Untersuchung versucht, anhand der Kulturgeschichte die Anfänge der Terrassierung zu klären. Diese reichen wahrscheinlich in die fränkische Zeit zurück, markiert durch
die erstmalige urkundliche Erwähnung des Weinbaus
im Jahr 769 n. Chr. Mit Hilfe des digitalen Geländemodells konnte berechnet werden, dass rund 322 ha historische Terrassen heute mit Wald und rund 29 ha mit
Magerrasen bewachsen sind. Die Terrassenlandschaft
war früher wesentlich ausgedehnter als heute, wenngleich rund 73 % aller heute bewaldeten Terrassen
überwiegend auf klimatisch begünstigten, südlichen
und westlichen Hanglagen angelegt wurden. Anhand
der kulturgeschichtlichen Daten und dem Alter der
Bäume konnte gezeigt werden, dass die Nutzungsaufgabe und Wiederbewaldung mit verschiedenen Kriegsereignissen und dem daraus abgeleiteten Mangel an
Arbeitskräften zusammenhängen dürfte.
Auf den Terrassen hat sich ein Wald entwickelt, in
dem 16 Baumarten erfasst werden konnten. Die Rotbuche dominiert die Bestände. Neben der Robinie sind
Esche und Bergahorn besonders häufig, welche auch
die meisten Exemplare mit großem Brusthöhendurchmesser stellen. Nach einem zu erwartenden starken
Rückgang der Esche durch das Eschentriebsterben ist
künftig mit einer weiteren Zunahme der Rotbuche zu
rechnen. Der Kaiserstuhl ist ein herausragendes Beispiel für eine terrassierte Kulturlandschaft in Baden-Württemberg.
Der Historische Zettelkatalog mit 300.353 Titelkarten weist den bis zur Zerstörung der Badischen
Landesbibliothek 1942 vorhandenen Bestand nach. Er wird als historische Quelle
von Forschern immer wieder und in letzter Zeit verstärkt nachgefragt. Neben den 1942
durch bereits erfolgte Auslagerung geretteten Zimelien ist er die einzige Hinterlassenschaft
der Bibliothek aus den Vorkriegsjahren. Gebäude, Buchbestände, Verwaltungsakten, Inventar
– der gesamte Besitz der Landesbibliothek wurde im September 1942 in einer einzigen
Bombennacht zerstört.
Am 22. April 1940 erschien in der »Volksstimme«, der sozialdemokratischen Tageszeitung für die Kantone St. Gallen, Appenzell, Graubünden und Glarus, folgende
kurze Notiz: »Unter dem Druck eines kürzlichen, inzwischen formell erledigten Konfliktes mit der Militärzensur und wegen tiefgehender Meinungsverschiedenheiten mit
den maßgebenden Instanzen über den politischen Kurs der schweizerischen Sozialdemokratie hat sich Genosse Dr. H. Kramer genötigt gesehen, der Sozialdemokratischen
Pressunion seinen Rücktritt als Redaktor der >Volksstimme< zu erklären. Er war seit
1. Mai 1926 an unserem Blatte tätig.»
Das Jahr der 600. Wiederkehr des Konstanzer Konzils mit wiederholtem Aufenthalt des Königs Sigismund mit seiner Hofhaltung magyarischer Aristokraten und Hohepriester ist ein willkommener Anlass, die historischen Ereignisse der Hunnen, Awaren
und der Magyaren am Bodensee nachzuzeichnen. Weit in die Urzeiten reichen die Erinnerungen an den großen Hunnenkönig Attila des Hildebrandliedes (in der Nibelungen
Not: Etzel) in Süddeutschland zurück, dessen Reich zeitweilig auch die alemannischen
Gebiete südlich der Donau einschloss [1] (Abb. 1). In den Chroniken des 14. Jahrhunderts
ist die Existenz einer »Etzelburg« für das Römerkastell Schirenhof bei Schwäbisch Hall
nachweisbar. Auch heute noch wird ein Teil des Tunibergs an der oberrheinischen Tiefebene bei Merdingen (im Landkreis Hochschwarzwald) als Attilafelsen bezeichnet. Und
der Sage nach soll sich das Grab des Hunnenkönigs im Überlinger Wald Sigmundshau in
der Nähe des Hofguts Höllwangen befinden, in einem kegelförmigen, mit einem Erdwall
umgebenen, hohl klingenden Berg (Abb. 2), wo Attila in siebenfachem, diamantenem,
goldenem, silbernem, kupfernem, zinnernem, eisernem und eichenem Sarg bestattet worden sein soll. Hier soll früher eine Turmburg gestanden haben. [2] Doch konnte die Königsleiche bei wiederholten Grabungen bisher nicht gefunden werden. [3]
(vgl. Anlage 1).
Von meinem hundert Jahre alten handgeschriebenen Stammbaum konnte ich ableiten, dass ich in der sechsten Urenkelgeneration von einem Levi abstamme, der, um
1710 geboren, in Eppingen, einer Kleinstadt in Südwestdeutschland
lebte. Das Vorwort zu dieser Stammtafel
beginnt mit einer stilistisch gedrechselten
Feststellung:
"Weitsichtige Familien führen Buch über
ihre Generationen, ein Brauch, der schon
im Buch der Bücher, der Bibel, vorkommt,
wo detaillierte Beschreibungen von einzelnen Personen und ihren Nachfahren zu finden sind. Unter den Israeliten war es yichus, eine Ehre, wenn über eine Familie
gut gesprochen wird. In diesem Sinne verdient die Familie Frank von Eppingen diese
Anerkennung wegen ihres beispielhaften
Bürgersinns und ihrer Humanität."
Die direkte Abstammungslinie der Franks
wird in der Stammtafel mit dem Geburtsjahr
jeder Person wie folgt aufgeführt: Levi (um
1710), Isaak (um 1735), Levi (1765) und
lsaak (1793). Von der Zeit ab wurden die
Namen weltlich, und die Kette setzt sich fort
mit Namen wie Wolf, Julius, Arthur und
schließlich mir, Werner Ludwig, jetzt als
Werner Louis Frank bekannt.
Während der Zeit des Barocks war das Oberrheingebiet aufgrund seiner geostrategischen Lage in besonderem Maße von den Kriegen zwischen den Herrscherhäusern
Habsburg und Bourbon Ende des 17. und Anfang des 18. Jh. betroffen. Als Abwehrmaßnahmen gegen französische Einfälle in die Gebiete der Vorderen Reichskreise wurden Verteidigungslinien auf den Schwarzwaldpässen und in der Rheinebene angelegt. Diese Befestigungssysteme entstanden in mehreren Phasen in der
Zeit vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis zum Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges 1748, besonders aber während des Pfälzischen (1688–1697)
und Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714). Da das Untersuchungsgebiet hauptsächlich im rechtsrheinischen Bereich liegt, werden Speyerbach-, Queich-, Moder- und Lauterlinien nicht mit einbezogen, obwohl sie zum Gesamtsystem gehören
Anfang Oktober 1956, also außerhalb der Musiktage, sprach im Fürstenberg-Gymnasium der Meßkircher Komponist und Musiklehrer Ludwig Fischer-Schwaner mit Tonbeispielen über Musik in der Stunde unserer Zeit, die Strömungen der zeitgenössischen Tonkunst analysierend und die „Bedeutung der
Musik für das Menschsein“ hervorhebend. Auf diese Weise vertiefte er das, was Paul Hindemith 1928 speziell für Donaueschingen, jener „Stätte ernstester und
selbstloser Arbeit“, festgestellt hatte: dass es ihre wichtigste Aufgabe sei, „weiteste Kreise unseres Volkes zur neuen Musik zu erziehen“.
Das »Strohgäu« ist heute in aller Munde. Die Stuttgarter Zeitung nennt ihre Lokalausgabe »Strohgäu Extra« und deckt damit die Berichterstattung über die Orte
Ditzingen, Gerlingen, Korntal-Münchingen und Hemmingen ab. Auch die Ludwigsburger Kreiszeitung widmet der Berichterstattung über das westliche Kreisgebiet
täglich eine Seite unter der Überschrift »Strohgäu«.
Im jüngst erschienen Buch mit dem Titel »Die Region Ludwigsburg« sind unreflektiert so viele Orte unter dem Begriff »Strohgäu« versammelt, dass zur Orientierung
das Strohgäu in einen nördlichen und südlichen Teil aufgeteilt wird. Mancher Ort
nennt sich »Perle des Strohgäus«. Ditzingen versteht sich munter als »Hauptstadt des
Strohgäus«. Es gab vor einigen Jahren eine Initiative »Grünes Strohgäu«, durch das
Strohgäu dampft und fährt die »Strohgäubahn«. Wasser liefert die »Strohgäuwasserversorgung«, und Geld verwaltet die »Volksbank Strohgäu«. Es gibt ein »Strohgäu-Sinfonieorchester«, Strohgäuhotels und Strohgäuapotheken, und in Hemmingen
sind die »Strohgäunarren« unterwegs. Es ließe sich noch vieles auflisten, was unter
dem Begriff »Strohgäu« dahinsegelt. Strohgäu ist also »in«. Genau verorten kann das
Strohgäu über die vielen Nutzungen des Begriffs aber nicht. Sucht man die Schnittmenge der Orte, die mit dem Begriff »Strohgäu« heute über die genannten Einrichtungen verbunden sind, bleibt ein Kernbereich mit den Orten Ditzingen mit seinen
Stadtteilen, Korntal-Münchingen und ein Randbereich mit Hemmingen, Schwieberdingen, Höfingen und Gerlingen.
»Wer kennt sie nicht, die internationale Bodenseeregion mit den Anrainern Deutschland,
Schweiz, Liechtenstein und Österreich, die Region mit der unvergleichlich schönen Landschaft, Kultur
und Geschichte. [...] Wer aber kennt den Wirtschaftsstandort Bodensee? Wer denkt an Unternehmen
wie Nycomed, Nestle-Maggi, Alcan, Georg Fischer oder Schiesser, an ZF, MTU, Zeppelin, Dornier
oder EADS, an WoIford, Zumtobel, Hilti oder Arbonia Förster, wenn vom Bodensee die Rede ist?
Die Bodenseeregion hat zwar ein positives, aber auch ein sehr einseitiges Image - das Image der Erholungs-, Freizeit- und Ferienregion.«
Diese Analyse stammt aus der Feder der Initiative Bodensee Standort Marketing
(BSM), einem grenzüberschreitenden Zusammenschluss von Kreisen und Kantonen,
der es sich zum Ziel gemacht hat, ein anderes Image der Bodenseeregion, nämlich das
einer wirtschaftlichen und industriellen Kernregion und eines High-Tech-Standorts, zu
befördern. Aus Sorge um eine einseitige Außenwahrnehmung heraus wurde die Markeninitiative »Bodenseeland - United Innovations« gestartet, in der dem Bild von der malerisch-idyllischen Natur- und Kulturlandschaft das Gegenbild eines leistungsfähigen
Wirtschaftsstandortes mit hoher Industriedichte und Wertschöpfung entgegengestellt
wird.
Der befestigte Wohnsitz des Adels im Mittelalter, das also, was wir gemeinhin
mit dem Wort „Burg" zu bezeichnen pflegen, ist bis heute ein Phänomen geblieben,
das beachtliches und breites Interesse findet, das geradezu „populär"
ist - und das, obwohl die ursprünglichen Funktionen dieses Bautyps bereits
vor etwa fünf Jahrhunderten praktisch entfallen sind. Wenn sich seit dem
19. Jahrhundert der Typus des sogenannten „Burgenfreundes" entwickeln
konnte, also des Nicht-Wissenschaftlers, der aus seiner Begeisterung heraus
verschiedenartige Formen der Auseinandersetzung mit dem Objekt entwickelte,
so hat dies zweifellos vor allem mit jenen Burgen und Burgresten
zu tun, die man noch sehen und erfassen kann.
Jerusalem im Schwarzwald
(2001)
Menschen des Mittelalters hätten eine solche Überschrift gewiss als symbolisch angesehen, nicht — wie wir Heutigen leich — als Gag, der Aufmerksamkeit erregen soll. Sonst nichts. Es gibt aus jener Zeit bis in die Gegenwart weiterwirkende, doch meist kaum noch verstandene Zeugnisse, dass viele Generationen einst bleibend verbunden sein wollten mit zeitlich und räumlich fernen Ursprungsgegebenheiten des Glaubens — eben dort, wo sie lebten: in ihrer Heimat. Viele große Kirchen des Mittelalters sind genau so breit, wie der Tempel in Jerusalem war: zwanzig Ellen. Lasen doch jene gläubigen Kirchenerbauer in der Heiligen Schrift (1 Kön 6,2): „Das Haus, das König Salomo für den Herrn baute, war sechzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch." Das Konstanzer Münster hat einen Chor und ein Mittelschiff von zwanzig hebräischen Ellen Breite, gleich etwa 9 m. Dieser nach 1052 begonnene romanische Bau war die Bischofskirche des Bistums Konstanz, das vom St. Gotthard bis ins Murg- und Remstal sich erstreckt hat und 1821 — nach zwölfhundertjährigem Bestehen — mit der Errichtung des Erzbistums Freiburg aufgehoben worden ist.
Die Familiengeschichte von Johann Gottfried Tulla umfasst einen Zeitraum vom Dreißigjährigen Krieg bis ins erste Drittel des 19. Jahrhundert und geht über sieben Generationen. Die Auswertung der Kirchenbücher zeigt nicht nur genealogische Daten, sondern auch das Leben der Menschen. Dies in Verbindung mit der Zeitgeschichte bringt uns die Familie Tulla näher – und
im zweiten Teil vor allem die Karlsruher Familie um den Ingenieur Johann Gottfried Tulla.
Karl Reinfried kann als bedeutender Heimatforscher der Geschichte der Ortenau bezeichnet werden. Dies kommt durch seine annähernd 200 Publikationen zu den entsprechenden Themen zum Ausdruck. Nach seinem Tode griff beispielsweise Ernst Huber in seinem in der »Ortenau« veröffentlichten Beitrag auf die Forschungen von Reinfried zurück. Dies wird ebenfalls im folgenden Abschnitt dargestellt. Schließlich stehen die historischen Impulse Reinfrieds in Form seiner Publikationen in der »Ortenau« zur Erörterung an. In einer abschließenden Beurteilung soll analysiert werden, weshalb die heimatgeschichtlichen Publikationen Reinfrieds in der »Ortenau« auch heute noch von Bedeutung sind.
Karlsruher Heimaten
(2017)
Das Stadtmuseum thematisiert anlässlich der Heimattage sieben "neue Aspekte der Stadtgeschichte" zu Phasen der Konstruktion, der Destruktion und des Management von Heimat in der Stadt. Im Einzelnen sind unter den "Karlsruher Heimaten" Heimat unter der Perspektive des Suchens, Findens, Bauens, Zerstörens, Inszenierens, Instrumentalisierens und Erkundens zu verstehen. Bei den »Heimaten« handelt es sich im Wesentlichen um die Gründung von Siedlungen in zeitlichen Phasen von ca. 1715 (Taglöhnersiedlung) – 1999 (LEA). Zu Orten des Suchens werden auch Orte außerhalb der Stadt gerechnet etwa die Brasilienexpedition von Karl Drais oder die »Colonia Liebig« in Argentinien. Der Themenbereich »Heimat suchen« beschäftigt sich mit den Missernten von 1816/17 und 1846/47 und mit dem Scheitern der Revolution als Anlass für Auswanderung besonders in die USA. Als besonderer Fall kann Karl Drais gelten, der sich 1822 der Brasilienexpedition Georg Heinrich von Langsdorff kurzfristig anschloss.
Als 1946 die große Freiburger Fronleichnamsprozession erstmals Station an einem prächtigen Altar vor dem Haupteingang der Universität machen konnte und sich vor den Statuen von Homer und Aristoteles die Monstranz erhob, war das für Joseph Sauer Anlass, auf fünfzig Jahre Katholizismus und Universität zurückzublicken.
Es ist in Villingen-Schwenningen auch heute noch unmöglich, wenn man einem bestimmten Altersjahrgang angehört, niemanden zu kennen, der einmal bei Kienzle Apparate beschäftigt war. Die Erfahrungen der Ehemaligen sind natürlich von der Persönlichkeit, den Lebensgeschichten und den Einstellungen der jeweiligen Person abhängig. Gerade in Unternehmen wirkt ganz besonders das unmittelbare Arbeitsumfeld auf die Qualität des Arbeitsplatzes und damit die individuellen Erinnerungen ein.
Als „Zeitzeuge“ soll ich erzählen, wie ich die Kriegs- und Nachkriegszeit und die Kirche in dieser Zeit erlebt habe. Ich will es versuchen. Es ist allerdings für mich gewöhnungsbedürftig, Zeitzeuge für Nachgeborene zu sein. Es ist ein deutliches
Zeichen des Alters! Allzu viel darf man von mir nicht erwarten, wenn es um die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegszeit geht. Ich bin 1934 in Freiburg geboren und in Lahr in einem kleinbürgerlichen Elternhaus aufgewachsen. Am Kriegsende war ich 11 Jahre, gehöre also zu der bevorzugten Generation, die am Kriegsgeschehen nicht mehr aktiv beteiligt war. Es sind darum nur Kindheitserinnerungen, die ich aus der Kriegszeit weitergeben kann. Auch in den ersten Jahren der Nachkriegszeit war ich noch ein Junge, dann Heranwachsender, der allerdings in der kirchlichen Jugendarbeit, vor allem durch die Schülerarbeit, als Jugendleiter und als Helfer im Kindergottesdienst entscheidend geprägt worden ist und intensive Erfahrungen mit Kirche gemacht hat. Als ich 1953 mit dem Theologiestudium begonnen habe, waren immer noch Nachwirkungen des Krieges zu spüren. Man freute sich, wenn man am Studienort ein nahrhaftes Paket von zu Hause bekommen hat. Man begegnete noch Kommilitonen, die spät aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden waren oder als Flakhelfer die letzte Kriegszeit erlebt und in dieser Zeit sich dann für den Beruf des Pfarrers entschieden hatten. In die Studienzeit fallen auch die ersten Begegnungen mit der Landeskirche – durch den damaligen Ausbildungsreferenten Heidland, später mit Oberkirchenrat Hof.
Bei dem Landgut handelt es sich um die kurpfälzische Domäne Kirschgartshausen, unweit nördlich von Mannheim-Sandhofen am Rhein gelegen. Adlige, kirchliche und stadtbürgerliche Eigengüter sind im Südwesten Deutschlands bei der Auflösung der alten Fronhofsverfassung der Karolingerzeit nur in wenigen Residuen erhalten geblieben. Denn die südwestdeutsche Grundherrschaft war
als einer der fünf regionalen Haupttypen der Agrarverfassungen in „den Altsiedellandschaften im Westen und Süden Deutschlands“ vom „Zins- und Rentensystem“ dominiert. Und wie die im Vergleich zur norddeutschen Gutsherrschaft verhältnismäßig wenigen Forschungen zur südwestdeutschen Domänenwirtschaft der letzten Jahre zeigen, entsprach die organisatorische, soziale und wirtschaftliche Struktur jener Güter auch der regionalen Agrarverfassung – freilich nur im Allgemeinen.
Meine sehr verehrten Damen, meine sehr verehrten Herren,
liebe Gengenbacher Bürgerinnen und Bürger.
Ich freue mich, immer wieder in Gengenbach zu sein, und heute
ganz besonders, da mir der Festvortrag zum 100-jährigen Bestehen des Historischen Vereins angetragen wurde. Diesem Wunsch
bin ich gerne nachgekommen.
Gengenbach, meine Bürger und Bürgerinnen, ist ein Juwel,
und dieses Juwel sollten Sie pflegen. Sie haben die glückliche Situation, dass die Geschichte Ihnen etwas geschenkt hat, was vielen Städten nicht vergönnt ist. Und Sie sollten daran denken,
auch mit dem Eingriff in die Bausubstanz behutsam umzugehen.
Sie sollten sich vielleicht darüber Gedanken machen, dass eigentlich das Ziel erreicht ist, und dass weitere Eingriffe nur noch schaden können. Halten Sie Ihr Juwel in Ehren. Es ist Ihr Kapital, es
ist das Kapital der Stadt.
Klänge der Unendlichkeit
(2015)
Noch dauern wird’s in späten Tagen und rühren vieler Menschen Ohr … Als Schiller mit einer Legierung aus Philosophie, Lebensweisheit und dahinfließender Lyrik seine Glocke goss, hatte dieser eherne Klangkörper schon 5000 Jahre Geschichte
geschrieben und längst seinen Platz in unseren Glockentürmen, vor allem aber im Leben und in den Herzen der Menschen gefunden. Als klangvolles, nach „wahrer Harmonie“ suchendes und von Mystik umwobenes Musikinstrument fand es Eingang in alle Weltkulturen. „Selbst herzlos, ohne Mitgefühl, begleite sie mit ihrem Schwunge des Lebens wechselvolles Spiel.“ Die Geschichte der Menschheit ist ohne die Suche nach Höherem, nach Gott, nicht vorstellbar. Bei der Suche nach
dem Sinn des Lebens, bei der Suche nach Göttlichem, ersann der menschliche Geist zahlreiche Symbole zum Verstehen, denen er dann eine Vielfalt von Aufgaben übertrug. So sollte die Glocke die geistige Verbindung zu Höherem, zu dem Unbegreiflichen, zu Gott herzustellen. Von Asien seit dem 4. bis 3. Jahrtausend v. Chr. ausgehend, dort vor allem in den unterschiedlichen Kulturräumen Chinas mit ihren Dynastien, weiter über die Kulturen am Indus, an Euphrat und Tigris in Mesopotamien über das Hochland von Armenien bis hin an die Ufer des Nil, siedelten sich die Kulturen und Religionen vor allem in den Weiten der fruchtbaren Flusstäler, Flussmündungen und Flussdeltas an. Mit und in dem neuen Kulturraum wandelten sich Gesellschaft, Religion und Glaube. Ein Kontinuum in diesem Wandel ist die Glocke. Ihre symbolische Bedeutung erhielt die Glocke von den Menschen der jeweiligen Kulturen und Religionen. Sie wählten sich die „Klangfarben“ ihrer Symbolik aus und versuchten, sie immer neu zu deuten. Nur so konnte sie mit der Vielfalt ihrer Klänge, in denen Freud und Leid mitschwingt, bis in unsere Tage die bedeutungsvollen Stationen menschlichen Lebens begleiten. Sie lädt Suchende und Gläubige seit Menschengedenken ein zum Gottesdienst, sie war aber und ist noch immer unerbittliche Begleiterin der Weltgeschichte.
Klösterliches Leben in Baden-Württemberg von 1803-2003 und dessen Positionierung in die Zukunft
(2003)
Das Ende der Reichskirche im Verlauf der napoleonischen Länderneuordnung vor 200 Jahren wurde für die Katholische Kirche zu einer tiefen Zäsur, aber auch zu einem Neuanfang mit zunächst noch nicht vorstellbaren Ergebnissen, die allerdings erst im harten Ringen zwischen Staat und Kirche zustande kamen. Die Auseinandersetzungen in Baden und Württemberg standen sich dabei an Schärfe und Unterstellungen nicht nach, wobei alle antirömischen Affekte herhalten mussten und die Angst geschürt wurde, die deutsche Kirche würde durch Rom der Freiheit beraubt. In kirchlichen Kreisen jedoch wurde genau das Gegenteil behauptet, die totale Abhängigkeit der Kirche vom Staat sei das Ziel der weltlichen Macht. Das institutionelle Ergebnis dieses Ringens zeigte sich in der Errichtung der Erzdiözese Freiburg und der Diözese Rottenburg durch die Bulle Provida sollersque vom 16. August 1821 von Papst Pius VII. (1800-1823). Gemäß den Vereinbarungen mit dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg mussten die neu errichteten Diözesen durch den Staat fundiert werden. Den Abschluss bildete für die Erzdiözese Freiburg die Inthronisation des ersten Erzbischofs Bernhard Boll am 21. Oktober 1827, für die Diözese Rottenburg die Inthronisation von Bischof Johann Baptist Keller am 20. Mai 1828.
Die autonome Bürgergemeinde mit ihrem spezifischen Stadtrecht machte zusammen mit der Konzentration von Handel und Gewerbe die mittelalterliche Stadt aus. Jede Stadt hatte ihre eigene Form der Selbstverwaltung mit eigenen Privilegien. Die Entstehung der Kommune, der Stadtgemeinde, unterschied sich durch Rechtsqualität und Topographie deutlich vom Umland. Die Konzentration von Handel und Gewerbe, das Marktrecht, die Verdichtung von Wohn- und Gewerbebau auf
relativ kleinem Raum gegenüber dem weiträumigen Dorf, die Stadtmauer als Schutzinstrument, die besondere Rechtsstellung der Bürger in einem besonderen Status und die städtische Verfassung waren weitere Merkmale der Stadt.
Es begann 1995 im Rathaus Kraichtal-Münzesheim. Im Gespräch mit Bürgermeister
Horst Kochendörfer und dem Verfasser als damaligem Kulturreferenten entwickelte
Kurt Andermann eine kühne Idee: Eine Historikertagung in Kraichtal, die
sich im zweijährigen Turnus verschiedenen Aspekten der Landesgeschichte widmen
soll. Der Name war mit „Kraichtaler Kolloquium" rasch gefunden, ebenso
wie Gochsheim als Tagungsort mit seinem besonderen Flair. Aber wird es wirklich
möglich sein, renommierte Historiker und Teilnehmer aus ganz Deutschland in die
,,Provinz" nach Gochsheim zu locken? So fragten sich zunächst noch der Bürgermeister
und sein Mitarbeiter.
Das erste Kolloquium stand 1996 unter dem Thema „Geistliches Leben und
standesgemäßes Auskommen. Adlige Damenstifte in Vergangenheit und Gegenwart."
Referenten wie Kurt Andermann, Hermann Ehmer, Franz Staab oder Bernhard
Theil zeichneten ein lebendiges Bild der „Frauenfrömmigkeit" sowie der
notwendigen "adligen Versorgung" und stellten einzelne Stifte wie das Kraichgauer
Adelige Damenstift exemplarisch vor. Am Ende der drei Vortragstage verabschiedeten
sich die begeisterten Teilnehmer in der Gewissheit, sich in zwei Jahren
wiederzusehen. Die besondere Atmosphäre Gochsheims, der Empfang im Rittersaal
des Schlosses und selbstredend das hohe wissenschaftliche Niveau mit anregenden
Diskussionsbeiträgen verbreiteten auch bei den Verantwortlichen der
Stadtverwaltung Zuversicht und der umsichtige Tagungsleiter Kurt Andermann
konnte sich in seiner Idee mehr als bestätigt sehen.