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Der Deutsche Städtetag bietet eine Übersicht an, die laufend aktualisiert wird und in der für 2015 19 Städte genannt sind, die in diesem Jahr ein Stadtjubiläum feiern. Angeführt wird diese von Bitburg, das auf eine 1300-jährige Geschichte zurückblicken kann. Die am 17. Juni 1715 gegründete Stadt Karlsruhe kann da altersmäßig natürlich nicht mithalten und nur das vor 150 Jahren zur württembergischen Stadt Weingarten erhobene vormalige Altdorf verhindert, dass Karlsruhe in dieser Liste auf dem letzten Platz steht. Trotz seines jugendlichen Alters hat Karlsruhe aber schon eine, wenn auch – vor allem wegen des Jubiläumsjahrs 1915 – nicht ungetrübte Tradition von Stadtjubiläen aufzuweisen. Im Folgenden soll diese Tradition vor allem
unter dem Aspekt des Ertrags für die Stadtgeschichtsschreibung und des jeweiligen Beitrags des Stadtarchivs vorgestellt
werden.
Unter dieser Überschrift gab das Presseamt
der Stadt Karlsruhe am 11. November 1957 bekannt,
dass eine „christlich-jüdische Delegation
aus Karlsruhe“ nach Gurs an der französischspanischen
Grenze gereist war, um sich einen
Eindruck von dem Zustand des Friedhofs des
Lagers Gurs zu verschaffen, in das im Oktober
1940 über 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und
dem Saarland verschleppt worden waren. Dieser
Pressebericht gab die Antwort auf einen Artikel
des als Journalist tätigen Karlsruher Diplomingenieurs
Peter Canisius, Sohn des gleichnamigen
damaligen Präsidenten der Bundesanstalt
für Wasserbau.
Das Stadtarchiv Karlsruhe konnte am 10. Juli 2010 seinen 125. Geburtstag mit einem Festakt und der Herausgabe einer Festschrift »Stadtarchiv Karlsruhe. Gedächtnis der Stadt« feiern. Vor rund 200 Gästen ging Oberbürgermeister Heinz Fenrich zunächst auf die Geschichte des Archivs ein und betonte, dass zu einer Zeit, in der sich die Städte in Deutschland im Zuge der kommunalen Daseinsvorsorge intensiv um den Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur kümmerten, in Karlsruhe das Stadtarchiv als wichtiger Beitrag dazugehörte.
Der Erste Weltkrieg bedeutete einen tiefen Einschnitt in die Entwicklung der Stadt Karlsruhe. Bald mussten Frauen die eingezogenen Soldaten in bis dahin typischen Männerberufen ersetzen. Kriegsgefangene wurden für landwirtschaftliche Arbeiten und bei der Lebensmittelverteilung eingesetzt. Die Stadt gab nun Lebensmittelmarken für Brot und Mehl aus, die Versorgungskrise erreichte 1917/18 ihren Höhepunkt. Dem Rohstoffmangel versuchte man durch Beschlagnahmungen von Metallgegenständen entgegenzuwirken. Schon bald nach Kriegsbeginn war Karlsruhe zur Lazarettstadt geworden. Die Zeitungen veröffentlichten zahlreiche Todesanzeigen und Verlustmeldungen. Über die Ereignisse an der Front wurde die Bevölkerung offiziell nur über von der Kriegspropaganda gesteuerte Nachrichten informiert. Bald erreichte der Krieg aber auch die Stadt direkt, denn die frontnahe Stadt wurde am 15. Juni 1915 erstmals Ziel eines schweren Luft angriff s. Im November 1918 hatte Karlsruhe 14 Luft angriff e mit 168 Toten hinter sich und war damit die deutsche Stadt mit den höchsten Verlusten in der Zivilbevölkerung. 5510 Karlsruher und Karlsruherinnen verloren in der Stadt und an der Front ihr Leben.
Fast 100 Jahre liegt die Zeit zurück, als Karlsruhe noch badische Residenz war. Dennoch profitiert die moderne Großstadt Karlsruhe natürlich nach wie vor von der ehemaligen Funktion als Residenzstadt, sie verdankt diesem Umstand nicht nur ihre Existenz und ihren charakteristischen Fächergrundriss, sondern auch zahlreiche stadtbildprägende Bauten und Institutionen, wie in einem knappen
Überblick über gut 200 Jahre Residenzstadt Karlsruhe belegt wird.
„Lebendige Brücke zwischen gestern und heute. Ehemaliges Ständehausgelände soll keinesfalls ein ,totes Museum' werden" lautete die Schlagzeile eines Artikels der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) vom 20. Februar 1988. Berichtet wurde über eine Veranstaltung des Vereins „Badische Heimat" und eben der Badischen Neusten Nachrichten. Zu diesem Zeitpunkt war die Diskussion über die Nutzung des noch verbliebenen Restgrundstücks des Badischen Ständehauses im vollen Gange. Ehe auf diese öffentlich in Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, über Zeitungsberichte und Leserbriefe sowie im Karlsruher Gemeinderat geführte Debatte eingegangen wird, soll in einem ersten Schritt noch einmal die historische Bedeutung des Ständehauses umrissen werden. Den Abschluss bildet eine Bilanz von 10 Jahren Erinnerungsstätte Ständehaus und ein kurzer Ausblick zur möglichen weiteren Entwicklung der Erinnerungsstätte Ständehaus.
„Langsam nur und bedächtig ist der Frühling auf den Schwarzwald gekommen, als hätte er sich seinen Einzug auf den Bergen als ein letztes ergötzliches Schauspiel aufbewahrt“. Mit seinem Heimatroman „Das Ratzennest“ machte Hermann Alexander Neugart (1893 bis 1974) eine „Zeit schwerster Heimsuchungen für die Stadt Villingen“ unvergesslich. Und wer das Mittelalter in der Zähringerstadt noch legendärer will, erfasst in einer Zeit des Rittertums, fehde- und raublustig als eine Periode der Landsknechte, der Sündenangst und der existenziellen Nöte, dem kann auch „Der unsterbliche Rebell“ gefallen.
Wo ab 1927 mit Schuhen gehandelt wurde, nämlich beim 'Salamander' oder genauer beim Schuhhaus Häsler, war zuvor das „Café Central”. Ein ehemals 'pompöses' Café mit Konditorei, das
zunächst einem Markus Späth gehörte, der in späteren Jahren von 1927 bis 1942 auch Wirt der „Blume-Post” war. Die Attraktion für die Villinger Bevölkerung war damals neben der Confiserie auch das für Villingen erste Speise-Eis, womit sich das „Central" damals auch als erstes EisCafé am Platz angepriesen hatte. Als das Gebäude im Jahre 1912 einem Brand zum Opfer fiel, schuf die Baufirma Kistenfeger die Fassade im Jugendstil.
Bei Berufen in der Vergangenheit kann man an vieles denken, an Stadt- und Tor-Knechte, an Zapfenwirte und Wein-Kontrolleure, an Ziegelherren oder auch an Schwarz-(Brot)-Bäcker. Dass es in Villingen jedoch mal Berufsfischer gab, wie den
Mathias Riegger, das hätte selbst der gebürtige Villinger mit Historien-Ambitionen nicht gedacht. Fischer Riegger kam nun aber nicht seiner aufrichtigen berufsständischen Haltung wegen in die Annalen, vielmehr wurde er 1683 „eingetürmt” und wenige Tage später noch mit einer sehr hohen Geldstrafe von 50 Gulden belegt.
Mit den besten Wünschen an die sehr geehrten Mitglieder für das Jahr 1974 schloss Hans Brüstle im Dezember 1973 für die Vorstandschaft des noch jungen Geschichts- und Heimatverein die Rundschreiben-Kopie – gedruckt als ehemals übliche Blau-Matrize – und meldete zuvor auf grad mal sechs Zeilen: „Zum Jahresabschluss erhalten Sie als Vereinsgabe eine kleine Schrift, die in bunter Folge einige Beiträge aus dem Leben Villingens enthält. Das darin enthaltene Verzeichnis der Villinger Künstler und Kunsthandwerker kann Ihnen jederzeit als Nachschlagewerk dienen. Wir hoffen, Ihnen damit eine Freude zu bereiten. Mit
den besten Wünschen für 1974”
Das Beständigste an einer Stadt ist der Wandel, was nicht nur für das alte Villingen sondern längst auch für VS gilt. Ein Wandel über Jahrhunderte, der mit vielen Handwerkernamen verbunden war und ist, ist die Tatsache, dass vor mehreren Jahrzehnten die letzte Schmiede-Werkstatt schloss, die von Hans Stern (1926 – 2008) in der Rietstraße betrieben wurde.
Die „Eins“ im Betragen und die „Zwei“ für Fleiß und Mitarbeit in allen Halbjahres-Zeugnissen während aller drei Berufsschuljahre: das waren zu Beginn der 20-er Jahre die „Kopfnoten“ von Lehrling Hermann Preiser. Ein Gespräch mit dem 93-jährigen über seine Berufsschulzeit als „Stift“ erinnert ein wenig an früher geübte kaufmännische Tugenden, wenn im Jahre 2001, dem dreifachen Jubiläumsjahr für die Handelsschule, offiziell gefeiert wurde: 40 Jahre eigene Lehranstalt, 80 Jahre Selbständige Handelsschule in Villingen und 100 Jahre kaufmännische Ausbildung in Villingen. Hermann Preiser lernte vor 80 Jahren das Kaufmannswesen im elterlichen Betrieb an der Bahnhofstraße: einer Fabrik für Spirituosen und Essenzen, im Volksmund ganz einfach „de Schnaps-Preiser“.
Manchmal muss man Jahrtage etwas „zueinander hin biegen”, damit sie in eine Retrospektive passen. Das gilt für Hans Brüstles populäre Veröffentlichung in 1971, also vor 45 Jahren, aber auch für die Dezember-Jährung 2017 zu seinem 110. Geburtsjahr und schließlich dem 40ten Todestag 1976. Ein einst populärer Zeitgenosse (1907 – 1976), den es insgesamt zu würdigen gilt
als Lehrer, Lyriker, Schriftsteller, Lokalhistoriker und GHV-Mitbegründer.
Geboren 1907 bei Oberkirch im Schwarzwald
kam er mit seinen Eltern 1908 nach Villingen, wo
sein Vater als Baumeister wirkte.
Paul Revellio
(2017)
Revellio (* 24. September 1886 Hüfingen; † 1. Juli 1966 Villingen) wurde als Sohn des Buchdruckers Carl Revellio in Hüfingen geboren. Er besuchte dort die Volksschule und danach das Gymnasium in Donaueschingen, worauf er das Studium der Geschichte an der Universität Freiburg aufnahm und er dort 1913 bei Heinrich Finke mit seiner Dissertation „Hans, der Gelehrte von Schellenberg” promovierte. Ab 1919 bis 1952 avancierte Revellio zum Gymnasialprofessor für Deutsch und Geschichte am Real-Gymnasium Villingen und war begleitend auch Stadtarchivar in Villingen (1919 – 1966). Aus dieser Position heraus veröffentlichte Revellio zahlreiche Beiträge zur Früh- und Kunstgeschichte seiner Heimat, mit wesentlichen Forschungsbeiträgen zur vor- und frühgeschichtlichen Fundstellen in der Baar, was ihm auch durch seine Funktion als Grabungsleiter bei der römischen 'villa rustica' in Engen-Bargen möglich wurde. Und Revellio versäumte nicht, den Aufbau und den Erhalt des
Franziskaner-Museum in Villingen zu fördern.
Hermann Preiser konnte im 93. Lebensjahr die
letzte Ehrung für 75 Jahre Mitgliedschaft bei der
Historischen Narrozunft am 5. Januar 2002 nicht
mehr erfahren.
Wie erst Tage später durch die Todesanzeige bekannt wurde, verstarb einer der ältesten Villinger
am 30. Dezember des ausgehenden Jahres 2001.
Um Hermann Preiser, den ortsbekannten Hersteller und Spezialisten für Essenzen, Aromen und
Schnäpse, trauerte man auch beim Geschichts- und
Heimatverein, zu dem er seit der ersten Stunde
1969 gehörte und über viele Jahre zweiter Vorsitzender war.
Geboren wurde Hermann Preiser 1908 in der Kronengasse, wo sein Vater in einem kleinen Laboratorium Extrakte aus Mosten zog. Von 1912 an
lebte die Familie Preiser in der Bahnhofstraße, an
der man in die frühere Zigarrenfabrik Kaiser eingezogen war.
Die Feuerwaffen der mehreren hundert Württemberger Angreifer brachten einst mit dem
13. Januar des Jahres 1633 Bedrohung, Verwüstung und auch Tod über die Stadt Villingen. Am
ersten Tag waren es 293 Kugeln, die vom Hubenloch auf die Stadt abgeschossen wurden, tags darauf waren es 487, die Granaten nicht gerechnet,
und schließlich fielen 100 Kugeln und 32 Granaten in die Stadt, „ohne jedoch wunderbarerweise großen Schaden anzurichten. Zum großen Teil fielen die
Granaten in die Wasserbäche und in den Stadtgraben,
wo sie explodierten“, so die Überlieferung.
Sommer 1926 – drei stadtbekannte Villinger sitzen im Café Central in der Niederen Straße, an den Nebentischen wird Schach gespielt. Und auch für Karl Hertenstein, Josef Honold und
Albert Wetzel geht es um eine Strategie, nämlich um die, wie man in Villingen ein Anzeigenblatt etabliert. Heraus kam „Der Villinger Bott – ein Blatt für Wirtschaft, Verkehr und Heimatkunde
im Bereich des östlichen Schwarzwalds”.
Als im Februar 2015 die Villingerin Inge Haase zum Thema „Gestaltung der Ringanlagen – früher und heute”, zu Springbrunnen, Fasanenteich und der Bepflanzung des früheren Stadtgrabens um 1900 den Namen ihres Ur-Großvaters las, des
ersten Villinger Stadtgärtners Karl Nüßle (geboren 1865), meldete sich die frühere Erzieherin mit großer Freude, denn: „Karl Nüßle war mein Ur-Großvater, dem ich in meiner frühesten Kindheit noch oft auf dem Schoß gesessen bin.” Und weil eben dieser Nüßle eigentlich als derjenige galt, der das „erste städtische Gartenamt” leitete, das es im heutigen Sinne noch gar nicht gab, und Inge Haase in der Fotoschachtel kramte und bestes Bildmaterial hervor zog, wird das über Jahrzehnte bis heute beeindruckende Werk von Karl Nüßle ein wenig intensiver betrachtet.
Als zu Beginn 2015 das Bürgerforum „Leben und Wohnen in der Villinger Innenstadt” den Vize-Chef des Stadtbauamtes, Erich Hargina, zu Gast hatte, durften die Gäste davon ausgehen, dass auch das Thema „Ring- und Grünanlagen” in Villingen schon längst auch eine Historie hat. Es sind zwar nur die wahrlich warmen Monate Mai bis Oktober, während denen der Radler großer Schwung zwischen Riettor und Romäus-Gymnasium unterwegs ist. Doch spätestens dann geht auch dem Passanten meist der Blick auf, dass die Grünflächen um die Villinger Stadtmauer von Frühjahr bis in den Herbst was Besonderes sind und nicht nur, weil hier auf historischem Boden ‚gewandelt‘ wird.
In historischen Zeiten, als Villingen noch eine „feste Stadt” war, lief hier der Wasser gefüllte Wehrgraben rings um die Altstadt. Der entnommene Aushub bildete einen breiten Wall, die sogenannte Fülle. Entlang dieser Fülle verlief eine feste zweite Mauer und ein weiterer Wassergraben mit 15 Metern Breite.