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Durch die Gemeindereform der Jahre 1972-1975 wurden mit den Ortschaften auch die Gemeindewaldungen von Friesenheim, Heiligenzell, Oberschopfheim, Oberweier und Schuttern zu einem Waldverband vereinigt. Die Waldbewirtschaftung erfolgte nunmehr aus einer Hand unter dem Namen: Revier Friesenheim. Der Friesenheimer Gemeindewald ist, unter Beibehaltung der vorhandenen historischen Grenzen, in insgesamt fünf Distrikte aufgeteilt: Distrikt I Oberschopfheimer Wald mit 20 Abteilungen, Distrikt II Friesenheimer Wald mit 28 Abteilungen, Distrikt III Oberweierer Wald mit 16 Abteilungen, Distrikt IV Schutterner Wald mit 17 Abteilungen und Distrikt V Heiligenzeller Wald mit 14 Abteilungen. Alle Abteilungen haben neben Nummern auch Namen, die sich meistens nach der Lage, Überlieferungen oder Ereignissen richten. Auch die Wege im Wald haben alle Namen, die sich meistens auf die Abteilungsnamen beziehen. Im Friesenheimer Wald gibt es sogar einen „Katastrophenweg“. Der Name stammt aus der Zeit nach 1945 und wurde als Ersatznamen für den „Adolf-Hitler-Weg“ genommen. Von der Gesamtwaldfläche mit 1.637,7 ha werden von der Gesamtgemeinde Friesenheim 1.424,7 ha als Eigentümerin selbst bewirtschaftet. Die Restfläche ist Staatswald.
Ornamentierte mittelalterliche Bodenfliesen stellen eine Kunstgattung dar, die in unserem Raum erst seit wenigen Jahrzehnten kunsthistorische Beachtung findet. In manchem Museum waren solche Fliesen zwar schon früher, dann meist komplett und gut erhalten, als dekorative Ausstellungsobjekte zu finden, wer jedoch einen engeren Bezug zu seiner Heimat und deren Geschichte hat, sollte wissen, dass bei Grabarbeiten innerhalb oder in der Umgebung mittelalterlicher Klöster und Kirchen, Burgen und auch Bürgerhäusern im dort lagernden historischen Schutt oder Abfall neben ganzen Fliesen oft recht unscheinbare Bruchstücke solcher Bodenfliesen zum Vorschein kommen können, die dann leider meist unbeachtet bleiben.
Auch kleinste Bruchstücke lassen sich manchmal auf Grund ihrer Ornamentreste bereits bekannten Fliesentypen zuordnen, so dass ganze längst nicht mehr existierende historische Fußböden zeichnerisch rekonstruiert werden können, die dadurch für uns zu Zeugen der einstigen Ausschmückung der betreffenden Gebäude werden.
Untrennbar mit der Geschichte des Rastatter Residenzschlosses verbunden ist die historische Vergangenheit der Jagd- und Lustschlösser, die der Türkenlouis und seine Gemahlin in der wildreichen Ebene um Rastatt haben erbauen lassen. Die Jagd war nicht nur für die Markgrafen von Baden-Baden fester Bestandteil des höfischen Lebens. Als ausschließlich dem Adel vorbehaltene Beschäftigung diente sie vor allem der Repräsentation fürstlicher Ansprüche. Am eindringlichsten spiegelt sich dies am Bau des Jagdschlosses wider, der dem Rastatter Residenzbau vorausgegangen war. Denn vor dem Entschluß zum Bau einer neuen Residenz wollte Markgraf Ludwig Wilhelm ein Jagdschloß in der heimatlichen Markgrafschaft errichten.
Der Pforzheimer Hauptfriedhof gehört zweifellos zu den schönsten Parkfriedhöfen Südwestdeutschlands. Doch ist das nicht der einzige Grund, warum ihm gerade in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit zuteil wurde. Hinzu kam, daß man 2002 das 125-jährige Bestehen der Friedhofsanlage feiern konnte, deren erster Teilbereich 1877 „Auf der Schanz", einem Bergplateau oberhalb der Pforzheimer Nordstadt, seiner Bestimmung übergeben worden war. Dieses Jubiläum lenkte das öffentliche Interesse zwar hauptsächlich auf den Hauptfriedhof selbst, machte darüber hinaus aber auch neugierig auf alle weiteren
Begräbnisplätze Pforzheims, die es vor 1877 in oder bei der Stadt gegeben hatte. Von ihnen handelt der nachstehende Überblick.
Philosophie ist die Arbeit eines bestimmten Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort. Natürlich wohnen Philosophen
an bestimmten Orten und lehren an bestimmten Universitäten. Das macht aber noch nicht einen Ort philosophischen Denkens aus. Von dem Ort muss ein wirkungsmächtiges Denken ausgehen. "Augenblicke von großer Intensität". Die Bedeutung eines Ortes hat Günter Figal im Zusammenhang mit Heideggers Hütte so zum Ausdruck gebracht: "Hier hat etwas stattgefunden, hier ist entstanden, was das Denken in Anspruch nimmt und in Anspruch nehmen wird.
Sie waren die „Pioniere der Leica", der legendären Kleinbildkamera, und
hatten sich durch Zufall gefunden: Dr. Paul Wolff aus Mühlhausen im
Oberelsass und der Offenburger Alfred Tritschler. Ihr Archiv mit einem
Negativbestand von ca. 500 000 Aufnahmen hat die Wirren der Zeit überstanden und existiert heute noch in Offenburg, dem letzten Sitz der gemeinsamen Firma. Von 1927 bis 1960 datieren diese Schwarzweiß-Bilder:
Ein einmaliger, kostbarer Bestand an visueller Erinnerung befindet sich damit in der Ortenau. Längst haben die Namen der beiden Fotografen Geschichte gemacht. In keinem Handbuch über Schwarzweiß-Fotografie fehlen sie. Und bis heute kommen Anfragen nach Ausstellungen in Offenburg
an. Im Frühjahr 2001 beispielsweise zeigte die Leica-Gallery in New York
eine Retrospektive mit Aufnahmen von Paul Wolff „Fifty Years after his
death".
Die folgenden Notizen waren als Anhang zu unserer Studie „Der
Pfarrklerus der Ortenau. Die drei rechtsrheinischen Ruralkapitel
des ehemaligen Bistums Straßburg", welche vor einigen Jahren
erschienen ist, [1] gedacht. Sie wurden aber davon getrennt, da sie
den Pfarrklerus wenig betrafen. Es handelt sich hier besonders
um Abteien und Klöster und deren Insassen, aber auch um Laien
aus der Ortenau und auch anderen Orten, wie Freiburg.
Zum besseren Verständnis des Sachverhaltes, wiederholen wir
hier einen Teil der schon benutzten Einführung: Diejenigen
Akten, die den rechtsrheinischen Teil der ehemaligen Diözese
Straßburg betreffen, wurden zum großen Teil nach 18 70 vom
Straßburger Bezirksarchiv (Archives Departementales du Bas-Rhin) dem Landesarchiv von Karlsruhe übergeben. Andere konnten nicht zerteilt werden und verblieben in Straßburg. In diesen
Gesamtakten, etwa in den Registern der Offizialität, ersetzt am
19.04.1613 durch den Geistlichen Rat (Conseil Ecclesiastique),
später durch das Consistoire (ab 17.09.1681), war vieles über
Baden, besonders aber über die Ortenau zu finden, das wir erfasst
haben.
Was will, was kann und was soll Ortsgeschichte? Zum einen: Informieren über charakteristische, singuläre Ereignisse und Entwicklungen, über ansässige Vereine und Institutionen, über Bau- und Kunstdenkmale sowie historisch beachtenswerte Persönlichkeiten einer Gemeinde. Damit vermag Ortsgeschichte einen Aha-Effekt zu erzeugen, etwa wenn sie optisch Vertrautes durch inhaltlich Relevantes erklärt. Oder aber sie ermöglicht, sofern das geschilderte Ereignis noch in die eigene Erinnerungszeit des jeweiligen Lesers fällt, ein erneutes Gewärtigwerden von Selbsterlebtem. Zum anderen aber soll Ortsgeschichte möglichst auch Mosaiksteine liefern für ein größeres Ganzes, lokale Puzzleteile zum Gesamtbild der Regional- oder sogar Landesgeschichte, indem sie Entwicklungen grundsätzlicherer Natur illustriert und aussagekräftige Beispiele für diese bereitstellt.
In diesem Jahr hätte Oskar Wickert seinen hundertsten Geburtstag feiern können. 1906 in
Forchheim geboren, verbrachte er seine Kindheit
und Schulzeit in Karlsruhe. Am dortigen Goethegymnasium machte er das Abitur und studierte
anschließend an der Badischen Landeskunstschule,
der heutigen Kunstakademie.
Im Jahr 1929 legte er die Staatsprüfung für das
künstlerische Lehramt an höheren Lehranstalten
ab. Zwei Jahre später folgte das Assessorexamen.
Eine besondere musikalische Begabung befähigte
ihn als junger Lehrer in Baden-Baden an der
Richard-Wagner-Schule vorwiegend Musikunterricht zu erteilen und in Karlsruhe ein renommiertes Doppelquartett zu leiten. Sein Instrument war
das Klavier.
Oskar Wiegert
(2009)
In fast allen Veröffentlichungen zur Geschichte des Nationalsozialismus in Offenburg, zuletzt in Martin Ruchs Publikation über das Novemberpogrom in Offenburg, fällt der Name Oskar Wiegert als fanatischer und skrupelloser Nazitäter. Im Rahmen der Untersuchung der Entnazifizierung der Stadtverwaltung Offenburg fand der Autor weitere Archivdokumente, die bisher noch nicht ausgewertet wurden und interessante Aufschlüsse über seine Nachkriegsbiografie bringen. Zu Beginn der fünfziger Jahre lässt sich in der Bundesrepublik eine Abkehr von der im vorigen Beitrag beschriebenen Entnazifizierungspolitik feststellen. Schritt für Schritt setzte sich ein Nazi-Begriff durch, ,,der auf Rabauken und Sadisten passte, aber die partei-organisatorisch nicht recht greifbaren Unterstützer in herausragenden Positionen - Wirtschaftsmanager, Richter, Bürokraten, Professoren - ausfilterten." Dieses Milieu hatte sich nicht mit den kleinen Pöstchen abgegeben, wie Kassenverwalter, Zellenleiter, Blockwart etc. Einfach zu belangen waren die Raufbolde, Querulanten. Sie besaßen teilweise Hemmungen, den plebejischen NS-Verbänden mehr als nominell beizutreten und hatten ihren Einsatz auf viel effizientere Weise bewiesen, nur blieb davon im formalen Raster der Entnazifizierung nicht viel hängen. Letztendlich existierte in den fünfziger Jahren ein „gewisses Solidaritätsgefühl zwischen Nazis und Nicht-Nazis." In vielen Gemeinden gab es oftmals eher eine Sympathie für den verteufelten Nazi als für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Mitarbeiter der Spruchkammern, die im Gegensatz zur Mehrheit der Bevölkerung sich dem System widersetzt hatten, waren bereits gegen eine Wand des Schweigens gestoßen. Sie waren der Bevölkerungsmehrheit oft fremd, suspekt und lästig.
Die Osterbräuche - ich verstehe diese zeitlich vom Karsamstagabend bis Ostermontag - sind m. E. geprägt und überlagert von Aussagen des christlichen Glaubens - vor allem des Neuen Testaments-, aus dem Aberglauben, der sich Wirkungen durch angewendete Medien verspricht, und dem Volksglauben, der sich müht, die Aussagen des Glaubens verstehbar und
erlebbar zu machen. Gerade Ostern war ein Fest im doppelten Sinne - ein Fest des Frühlings in der Natur und ein Fest der Auferstehung Christi, d. h. ein christliches Fest. Beide Pole dieses Festes spiegeln sich im Beschluss des Konzils von Nicaea aus dem Jahre 325 n. Chr., das als Ostertermin den ersten Sonntag nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche bestimmte.
Wenn wir Fest sagen, so sollten wir uns bewusst machen, dass das Osterfest ursprünglich nur eine Nacht von Karsamstag bis Ostersonntag umfasste. Seit dem 4. Jahrhundert war die Festlichkeit ein „triduum paschale" und dauerte vom Gründonnerstag bis Ostersonntag. Im Mittelalter schließlich wurde das Osterfest zur Osterwoche ausgeweitet, 1650 verkürzt bis Dienstag und im 18. Jahrhundert endlich nur noch auf den Montag und Sonntag zurückgedreht. In dieser Abhandlung möchte ich mich auf den Osterbrauch vom Karsamstag bis Ostermontag beschränken. Eigenes Erleben im südwestdeutschen Raum und heutige Übung mögen dabei auch eine Rolle gespielt haben.
Wenn ein kultivierter Mensch des 9. Jh. den Blick zurück auf seine Bildungslaufbahn
warf, wird er sich kaum einer Zeit erinnert haben können, in der ihn
nicht Dichtung in irgendeiner Form beschäftigte. Die Dichtung des Alten Testaments,
die Psalmen, waren die ersten lateinischen Texte, mit denen die Schüler
die gelehrte Sprache lesen und schreiben lernten. Fabelschreiber wie Avian und
Moralschriftsteller wie Ps.-Cato waren die ersten Begleiter der Schüler in die Welt
des klassischen Lateins. Die großen christlichen Dichter der Spätantike, die
biblische Themen in klassische Formen gebracht hatten, waren unverzichtbare
Studienbücher der lernenden Jugend.
Schon früh wurde darauf Wert gelegt, dass die Schüler das Latein nicht nur
lesen, sondern schreiben und sprechen konnten. Ekkehard IV. hat uns in seiner
Fortsetzung der Casus St. Galli eine Anekdote aufbewahrt, mit der er aus einer
hundertjährigen Distanz die »gute alte Zeit« in der St. Galler Klosterschule zurückruft:
Salomo III., Bischof von Konstanz und Abt von St. Gallen und selbst
einst dort Schüler unter Notker Balbulus, ist zu Beginn des 10. Jh. zu Besuch im
Kloster und visitiert die Schule. Die Schüler setzen ihn aus Spaß als ihren Lehrer
ein, woraufhin er sie mit einer scherzhaften Strafe belegt, aus der sie sich befreien
müssen: »[Und als er dagegen fragte]: ›Wie das?‹, redeten ihn die ganz Kleinen nach ihrem
Wissen lateinisch an, die Mittleren rhythmisch, die übrigen aber metrisch, ja gar rhetorisch
wie für die Rednerbühne.«
Daraufhin freut Salomo sich, dass die Studien immer noch so gedeihen, wie sie es
in seiner Jugend getan haben; er fühlt sich offenbar an die eigene Schulzeit
erinnert. Die erzählende Quelle stimmt mit den Befunden der Handschriften
überein, wie im Kapitel zu St. Gallen gezeigt werden wird: Nach dem Elementarunterricht
lernten die Schüler zuerst rhythmische, dann klassisch-quantitative
Dichtung und zwar bis zur aktiven Kompetenz in beiden Formen. Nicht nur
Dichtung, sondern das Dichten selbst wurde gelehrt, wie man an den extemporierten
Versen der Schüler sieht. Auch von solchen Schülergedichten sind eine
Handvoll erhalten geblieben. Die Verwendung von Rhythmik und Metrik in der
Schule ist kein Phänomen vom Ende des Jahrhunderts, die Kontinuität des
Curriculums reicht viel weiter zurück: Schon in einer schulnahen Handschrift
vomBeginn des 9. Jh. findet sich diese charakteristische Kombination. Salomos
Schulerfahrung und die der chüler zu Beginn des 10. Jh. ist also Teil einer alten
St. Galler Tradition.
Ottenheim, 2. August 1952
(2017)
Der Mensch hat das Feuer nicht erfunden, es war immer schon da. Aber der Mensch hat es verstanden, sich das Feuer nutzbar zu machen, es für sein Leben zu zähmen und zu bändigen. Zunächst nur als Licht- und Wärmespender, später auch als Energie für die Wissenschaft und Technik. Doch wenn dieses Urelement der Erde die ihm vom Menschen angelegten Fesseln abschüttelt und in verheerenden Großbränden alles, was sich ihm entgegenstellt, vernichtet, dann ist ihm der Mensch völlig hilflos ausgesetzt. In früheren Epochen war es deshalb auch keine Seltenheit, dass sich zunächst kleine
und vergleichsweise harmlose Brände zu riesigen Feuersbrünsten entwickelten und ganze Dörfer, ja sogar ganze Städte vernichteten. Die Gründe hierfür waren vielfältiger Natur.
Zur 1200-Jahr-Feier 1970 und kurz vor Bildung der Stadt Kraichtal brachte die Gemeinde Menzingen das Buch „Menzingen – Ein Gang durch 1200 Jahre Geschichte“ heraus. Der Autor Günter Bienwald, langjähriger Lehrer und Gemeinderat, hat darin einen Überblick zur Ortsgeschichte gegeben, ist aber auch auf das dörfliche Leben in der Nachkriegszeit eingegangen. Im geschichtlichen Teil seines Buches hat Bienwald verschiedene heimatkundliche Veröffentlichungen des langjährigen Pfarrers von Menzingen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Dr. Otto Becher, erwähnt. Was 1970 jedoch kaum bekannt war: Otto Becher hat ein 400-seitiges Manuskript zur Ortsgeschichte von Menzingen hinterlassen, das nach seinem Tod im Jahr 1930 viele Jahrzehnte im Familienbesitz schlummerte. Auf Initiative des Heimat- und Museumsvereins Kraichtal, insbesondere von Dr. Karl Sommer, ist dieses Manuskript 2002 unter dem Titel „Bilder aus Menzingens Vergangenheit“ übertragen und gedruckt worden. Aus dieser reichen Quelle, Ergebnis einer unermüdlichen Archivarbeit des Pfarrers, wollen wir im Folgenden zitieren, wobei es sich nur um wenige Schlaglichter handeln kann. Dr. Bechers Buch selbst war innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Wer auch immer sich einmal an eine neue Ortsgeschichte von Menzingen wagen sollte, wird darin viele Anregungen und Hinweise finden
Otto Flake in Baden-Baden
(2010)
Am 15. Juni 1928 war Otto Flake in Baden-Baden eingetroffen. Er hatte das kleine Wohnhaus in der Bismarckstraße 7 erworben. Begleitet wurde er von seiner geschiedenen dritten Ehefrau Erna Bruhn, die er wenige Monate später neuerlich, und nun in vierter Ehe, heiraten sollte. Bei ihnen befand sich ihre gemeinsame Tochter Eva Maria. Ein unruhiges Wanderleben lag hinter dem weitbekannten Schriftsteller. Otto Flake war als Sohn deutscher Eltern, die nach Elsass-Lothringen gezogen waren, in Metz am 29. Oktober 1880 geboren worden.
Otto Tschepe
(2001)
Fast 94 Jahre ist er alt geworden. Solange ich ihn kannte, war er ein alter Mann. Anfangs kam er häufiger, später nur noch selten zum Entomologen-Stammtisch im Karlsruher Hotel Klosterbräu oder zu den monatlichen Treffen der Entomologen in die Landessammlungen für Naturkunde, wie das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe früher hieß. Sein
entomologisches Interesse galt besonders den Goldwespen unter den Hymenopteren und den Wanzen. Die Biologie und die Ökologie der verschiedenen Insektenarten interessierten ihn sehr. Viele Stunden hat er mit stillem Beobachten seiner Lieblinge zugebracht und dabei wertvolle Kenntnisse und Erkenntnisse gewonnen. Er wusste über die Entwicklung, Wirte, Nahrungspflanzen, Auftreten, Verbreitung und Verhalten vieler Arten genau Bescheid. Sein fundamentales Wissen fand auch bei Fachleuten hohe Anerkennung. Schon in den dreißiger Jahren hatte Otto Tschepe mit seinem Fotoapparat viele seiner Beobachtungen im Bild festgehalten und dokumentiert. Gelegentlich brachte er seine alten, für die damalige Zeit erstaunlich guten und informativen Fotos mit und zeigte sie den staunenden Insektenfreunden.
2009 wurde in Offenburg der sensationelle Fund
eines venezianischen Buches aus dem Jahre 1486
präsentiert, das als erster Druck eines Werkes
griechischer Literatur gilt, und neben der Amerikakarte Waldseemüllers aus dem Jahre 1507
wegen seiner Einmaligkeit zu den Kostbarkeiten
der Historischen Bücherei der Stadt Offenburg
zählt (Abb. 1). Hier soll nun der Bestand eines der
bedeutendsten lateinischen Dichter der augusteischen Klassik vorgestellt werden, wie ihn uns die
humanistischen Schulbüchereien der beiden mittelalterlichen Offenburger Klöster hinterlassen
haben. Ovid (43 v. Chr. - 18 n. Chr.) als der
jüngste, sicher auch der modernste und für uns
aus vielen Gründen interessanteste Dichter der
frühen Kaiserzeit ist in der antiken und mittelalterlichen Überlieferung ebenso stark vertreten,
wie seine Zeitgenossen Horaz und Vergil. Bedeutende andere Dichter dieser Epoche, wie der
heute immer noch lesenwerte Catull mit seinem
schmalen Opus und die eindrucksvollsten Vertreter der römischen Liebeselegie, Tibull und Properz, sucht man
allerdings in den Beständen der Klosterschulbibliothek vergebens:
Sie kamen wegen ihrer Thematik als Schulautoren nicht infrage
und wurden als solche nicht tradiert. Zwei neue Aspekte der
Ovidinterpretation anhand der hier vorhandenen Editionen sollen die Vorstellung des Offenburger Bestandes ergänzen.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Eurodistrikt PAMINA kann viele Erfolge vorweisen,
und dennoch sieht auch sie sich mit aktuellen Herausforderungen konfrontiert, deren
Lösung oftmals eng mit der Einbindung der Bürgerinnen und Bürger verknüpft ist. Welche
Hürden sind dabei zu überwinden und welche Angebote gibt es? In welchen Themenbereichen
funktioniert die Beteiligung besonders gut und wo gibt es Verbesserungspotentiale? Der Artikel
gibt Antworten auf diese Fragen.
Paradiese aus zweiter Hand
(2022)
Sonntagsausflug im Frühling im Ried. Wir radeln durch die topfebene Landschaft und erfreuen uns an den blühenden Obstbäumen, die verstreut oder gruppiert in der Landschaft stehen. Darunter Wiesen mit gelben Farbtupfern aus Löwenzahn. Diese gruppierten Obstbäume auf Wiesen sind vielen von uns heute als Streuobstwiesen bekannt. Wäre es möglich durch die Zeit zu reisen, dann würden wir vor 100 Jahren noch viel mehr von diesen Obstbäumen sehen. Würden wir 30 Jahre in die Zukunft reisen, vielleicht gar keine mehr. Das sagen uns Zahlen aus den 1930er Jahren und heutige Prognosen für das Jahr 2050, wenn der Rückgang der Streuobstwiesen im gleichen Tempo weitergeht, wie seit Mitte des letzten Jahrhunderts. Vielen von uns ist es nicht bewusst, dass die Gesamtfläche der Streuobstwiesen seit den 1950er-Jahren drastisch zurückging. Ein Prozess, der immer noch in vollem Gange ist. Denn nur wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass einige dieser Baumgruppen bereits recht lückig sind, dass Bäume zerzaust und ungepflegt aussehen, und die Flächen zum Teil verbuschen. Und nur wenn man eine Region gut kennt, bemerkt man auch, wenn Streuobstwiesen wieder einmal neuen Häusern weichen mussten.
Inmitten der Mannheimer Oststadt erhebt sich ein Bauwerk, das mit gutem Recht einen ganz besonderen Platz in der deutschen Architekturgeschichte beanspruchen darf: Es handelt sich um das wahrscheinlich einzige erhaltene Stadtpalais nach Pariser Art, das im zweiten deutschen Kaiserreich zwischen 1871 und 1914 erbaut worden ist. Die Rede ist vom Palais Lanz, das meist als Villa bezeichnet wird, wobei sich dieser Begriff nicht nur aufgrund der Dimensionen, sondern der Gesamtanlage
und des Baustils eigentlich verbietet. Hier wurde zwischen 1907 und 1913 kein stattliches Wohnhaus, sondern ein riesiger französischer Palast mit einer prachtvollen Werksteinfassade inmitten eines geometrisch angelegten Gartens errichtet und durch unerhört aufwändig gestaltete Stallgebäude komplettiert.
Die „Rechtsgrundlage“ war eine allgemeine Verordnung des einstigen „Reichsführers SS“ Heinrich Himmler (1900–45), dem nationalsozialistischen Politiker und Organisator staatlichen Terrors. In Villingen traf es den jungen Polen Marian Lewicki, der hier als Zwangsarbeiter beschäftigt war. (Vgl. Geschichts- und Heimatverein Villingen, Jahresheft XIII, 1988/89, S. 72 ff.) Im März 1942 wurde er an einer Eiche im Tannhörnle, wenige Meter südlich des sogenannten Sandwegles nach Pfaffenweiler, gehängt. Sein Verbrechen: Er liebte eine junge Villingerin und traf sich mit ihr. Die damals Achtzehnjährige berichtete: „Es war
meine erste Liebe“. Im März 1988 setzte der Geschichts- und Heimatverein Villingen dem Gedenken ein Sühnekreuz, das von einem deutschen und einem polnischen Priester geweiht wurde.
Die Anfänge einer neuhochdeutschen Schriftsprache gehen zurück auf eine Kanzleisprache, die ab Mitte des 14. Jahrhunderts durch Einflussnahme der Kaiser Karl IV., Sigismund und Maximilian Eingang in die Schreibstuben der Reichstage, Kammergerichte, Reichsstädte und Fürstenhöfe fand und die mundartlichen Besonderheiten allmählich zurücktreten ließ. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte sich, dieser Entwicklung folgend, auch die Verwaltungs- und Beamtensprache des kurfürstlich-sächsischen Hofes, im Gebiet des Mitteldeutschen gelegen, der kaiserlichen Kanzleisprache angenähert. Das war die Situation, als Luther 1521 mit der Übersetzung der Bibel begann. Im Verlauf dieser bis zu seinem Lebensende dauernden Arbeit schuf er auf der Grundlage der obersächsischen Kanzleisprache und durch
Verwendung des Meißener Wortschatzes - gepaart mit der ihm eigenen, großen, künstlerischen Gestaltungskraft - eine farbige, volkstümliche, ausdrucksvolle Sprache, die bestimmt sein sollte, die Dialektgrenzen zu überwinden. Dabei stellte sich als glückliche Fügung heraus, dass das Mitteldeutsch dazu ausersehen war, das niederdeutsche und das oberdeutsche
Sprachgebiet miteinander zu verbinden. Luthers Sprache verbreitete sich dank der neuen Buchdruckkunst mit enormer Schnelligkeit über ganz Deutschland; ihre Bedeutung als wichtigste Grundlage der hochdeutschen Schriftsprache steht außer Zweifel.
Die geschichtliche Überlieferung kann einseitig
sein. Nicht jeder Lehrer am Benediktinergymnasium,
der mit den Ideen seiner Zeit vertraut
war und seinen Schülern etwas mitgeben konnte,
hat auch eine Spur aus Texten hinterlassen. Das
Wirken und Denken von Pater Gottfried Lumper
jedoch wird in zahlreichen Briefen und tausenden
Seiten aus seiner Feder greifbar. So erscheint er in
der Rückschau als der bedeutendste Lehrer und
Gelehrte, den das Villinger Kloster hervorgebracht
hat.
Pater noster
(1989)
Paul Billet
(2019)
Der folgende Aufsatz ist Teil einer Seminarkursarbeit der beiden Karlsruher Gymnasiasten Eliah Canpolat und Philipp Niese. In ihrer Arbeit vergleichen die Autoren den nationalsozialistischen Kult um die beiden „Märtyrer und Blutzeugen“ der NS-Bewegung Horst Wessel und Paul Billet. Sie ist hier um den Teil zu Horst Wessel gekürzt und behandelt Leben, Sterben und „Nachleben“ des Lahrer Nationalsozialisten Paul Billet.
Paul Mauk wurde am 19. Juli 1900 in Waldkirch geboren. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Militärdienst beim 5. Badischen Infanterie-Regiment Nr. 113 in Freiburg (siehe Abb. 1). Die Kriegsstammrolle seiner Einheit verzeichnet: Beruf: Schüler. Mauk fällt fünf Wochen vor seinem 15. Geburtstag am 7. Juni 1915 in Nordfrankreich im Alter von 14 Jahren. Sein Grabstein befindet sich – zusammen mit über 15.000 Weiteren – auf dem Soldatenfriedhof Lens-Sallaumines. 1928 wird seine Biografie veröffentlicht und er als „Jüngster aller Feldgrauen“ bezeichnet. Elf Jahre später, am 11. Juni 1939, laden Bürgermeister Kellmayer aus Waldkirch und Rektor Weber von der dortigen Volksschule – beide NSDAP-Mitglieder – zu einer „Paul-Mauk-Gedenkfeier“ ein. Anlass war die Benennung der Waldkircher Volksschule (heute: Schwarzenbergschule) nach Paul Mauk. Folgende Fragen drängen sich auf: Wie verhielt sich die Militäradministration bei der Freiwilligenmeldung eines gerade 14-Jährigen und wie war hierzu die Rechtslage? Wie haben die Waldkircher und die Freiburger Paul Mauks Leben und Sterben ab 1915 und insbesondere nach 1928 wahrgenommen und bewertet? Wie ist zu erklären, dass ein Schuljunge – wenige Tage nach seinem 14. Geburtstag – sich freiwillig zum Kriegsdienst melden konnte? Welche Rolle spielten die Herkunft, das Elternhaus, die Kirche und die Schule?
Paul Revellio
(2017)
Revellio (* 24. September 1886 Hüfingen; † 1. Juli 1966 Villingen) wurde als Sohn des Buchdruckers Carl Revellio in Hüfingen geboren. Er besuchte dort die Volksschule und danach das Gymnasium in Donaueschingen, worauf er das Studium der Geschichte an der Universität Freiburg aufnahm und er dort 1913 bei Heinrich Finke mit seiner Dissertation „Hans, der Gelehrte von Schellenberg” promovierte. Ab 1919 bis 1952 avancierte Revellio zum Gymnasialprofessor für Deutsch und Geschichte am Real-Gymnasium Villingen und war begleitend auch Stadtarchivar in Villingen (1919 – 1966). Aus dieser Position heraus veröffentlichte Revellio zahlreiche Beiträge zur Früh- und Kunstgeschichte seiner Heimat, mit wesentlichen Forschungsbeiträgen zur vor- und frühgeschichtlichen Fundstellen in der Baar, was ihm auch durch seine Funktion als Grabungsleiter bei der römischen 'villa rustica' in Engen-Bargen möglich wurde. Und Revellio versäumte nicht, den Aufbau und den Erhalt des
Franziskaner-Museum in Villingen zu fördern.
Das vergangene Jahr 2018 war ein Jahr der Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkrieges, „La Grande Guerre“ der Franzosen. In vielen Veranstaltungen, in Beiträgen in Zeitungen und in spezieller Literatur wurde insbesondere an die
Ereignisse vom November 1918 in Deutschland erinnert, die durch die Ergebnisse der neueren historischen Forschung in ein neues Licht gerückt wurden, besonders im Blick auf ihre Bedeutung für die politische Entwicklung unseres Vaterlandes bis in unsere Tage. Dabei konnte leicht der Eindruck einer Sicht von oben auf die Ereignisse aufkommen. Denn in der Tat waren es im November 1918 und in den folgenden Monaten dramatische Ereignisse, die zunächst mit großer Geschichte und großen Namen in Erinnerung sind: nach über sechs Jahrhunderten war das einstmals große und gewaltige Osmanische Reich Geschichte geworden, das jahrhundertealte zaristische Russland verschwand von der Weltbühne, ebenso die ehemals glorreiche österreichisch-ungarische Doppelmonarchie, wie auch das kaiserliche Deutschland. Neue Staaten entstanden, andere erlebten eine Wiedergeburt: die Tschechoslowakei, die baltischen Staaten, Polen. In Deutschland brach die Revolution aus, es wurde geschossen, „alle Macht den Räten“ hieß eine Parole, rote Fahnen wehten in Berlin auf dem
Reichstag, auf dem Brandenburger Tor und auf dem Berliner Schloss. Die Republik wurde ausgerufen, dazu gleich zweimal.
Höchst unterschiedliche Namen, von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, von Philipp Scheidemann bis Prinz Max von Baden, sind in die Geschichte eingegangen.
Grenzgänger, so will jedermann wissen, stellen auf dem Arbeitsmarkt eines
fremden Staates eine Manövriermasse dar, die man nach Belieben auf- oder
abbauen kann. Die Schwankungen in ihrem Zahlenbestand scheinen solche
Vorstellungen zu stützen: Anstieg in Boom-, Rückgang in Rezessionsphasen,
einmal hochwillkommen, dann wieder unbequeme Arbeitsplatzkonkurrenten.
Häufig wirft man den Grenzarbeitnehmern vor, daß sie ihre Arbeitskraft unter
dem orts- und branchenüblichen Niveau anbieten. Erhaltung von strukturschwachen
Wirtschaftszweigen kann die Folge sein, wo Änderungen dringend
notwendig wären.
Per-sifflʹ-âge
(1993)
Neben der Dammerstock-Siedlung im Karlsruher Stadtteil Rüppurr (Entwurf Walter GROPIUS und Otto HAESLER) gehört der heute als Naturschutzzentrum genutzte Gebäudekomplex der ehemals „Städtischen Vogelwarte" im so genannten Rheinpark Rappenwört zu den markantesten architektonischen Vorzeigeobjekten aus der Bauhaus-Zeit. Der in seinem formalen Aufbau in Teilen an die Meisterhäuser in Dessau erinnernde multifunktionale Gebäudekomplex stammt vom Architekten im Hochbauamt der Fächerstadt, Walter MERZ (1897-1963), der zusammen mit Alfred FISCHER und Fritz RÖSSLER auch an der Ausführung von drei Einfamilien-Reihenhausgruppen in der Dammerstock-Siedlung beteiligt war.
Persönliche Initiativen
(2003)
Unter den persönlichen Unternehmungen, kirchliches Kunstgut zusammenzutragen und zu bewahren, ragen Eigeninitiativen einzelner Geistlicher immer wieder heraus. Ob in Übernahme einer neuen Pfarrei, eines Lehramtes oder auch als Domkapitular treten die Theologen aktiv als Sammler oder Vermittler der eingezogenen, beiseite geschobenen, weggegebenen oder verkauften Werke ein. Sie haben das Schicksal von so manchem Kunst- und kirchlichen Gebrauchsgegenstand wesentlich mitbestimmt. Starken Auftrieb erhielten kaufkräftige und sachkundige Kunst- und Antiquitätenhändler, die wiederum von ebensolchen Interessenten konsultiert wurden. Die Händler kauften auf den öffentlichen Versteigerungen, die in nahezu jedem aufgehobenen Kloster von badischen Beamten organisiert worden sind, oder streiften durchs Land, um entbehrliches Kirchengut zu erwerben. Über den Kunsthandel gelangte kirchliches Gut zunächst zunehmend in private Sammlungen, später in die neubegründeten Museen. Was an den einzelnen Orten von Privatpersonen geborgen oder „gerettet" werden konnte, ist selten schriftlich fassbar.
Pestflucht nach Villingen
(2022)
Das Stadtarchiv Villingen brachte im Jahr 1986 den Sonderdruck „Die Pestflucht der Universität Freiburg nach Villingen“ heraus, dessen Text eine gekürzte Fassung der wissenschaftlichen Arbeit von Richard Faller ist. In den Vorbemerkungen zum Sonderdruck erläutert der Herausgeber, Stadtarchivar Josef Fuchs, das für den Titel gewählte Bild mit dem Hinweis auf „den Erbauer des zweiten Kachelofens für den Villinger Ratssaal, Johann Glatz aus Villingen, der 1894/95 die Scene auf der Ofenkachel geformt“ hat. Diese Szene ist untertitelt mit „ERZH[ERZOG] ALBRECHT VI. VERHANDELT ZU VILLG.
MIT MATTHÄUS HUMMEL V HIER ÜBER DIE GRÜNDUNG EINER UNIVERSITÄT Z. FREIBURG I.B. 1455 JUNI.“
Peter Anselm Riedl war ein international angesehener Kunsthistoriker und ein streitbarer Geist, der es klug verstand, die Finger an den richtigen Stellen in die Wunden zu legen. Bewegte er sich in seinen ersten Schaffensjahren auf, seiner Zunft entsprechend, „sicherem“ wissenschaftlichem Terrain – er nahm sich historischen Kirchenbauten, vor allem derer in Siena an − so „weitete“ sich sein Blick mit zunehmender Erfahrung, indem er die „Objekte kunsthistorischer Begierde“ in einen Alltagskontext setzte. In der Sehnsucht nach Italien liegen die Städtebauer und die Kunsthistoriker in ihrer Suche nach den Wurzeln des „Wahren und Guten“ gar nicht so weit auseinander. Auch wir wurden während unseres Studiums nicht nur zum Zeichnen nach Italien geschickt, galten uns die Italiener, wenn es um das Entwerfen ging, als Vorbilder, gleich ob die großen Baumeister der Renaissance, wie Brunelleschi, Alberti oder Palladio, ob umstrittene Architekten der Moderne wie Adalberto Libera oder Giuseppe Terragni oder ob Zeitgenossen wie Vittorio Gregotti oder Georgio Grassi. Wir studierten deren Schriften und „kopierten“ ihre Entwürfe.
Den Theologen, Schuldekan, Vorsitzenden des Heimatvereins Neckarbischofsheim, Denkmalpfleger, Historiker, Ehrenbürger,
Träger des Bundesverdienstkreuzes kann auch der Heimatverein Kraichgau seit unendlichen Jahren zu seinen Mitgliedern zählen. Zu den aktiven Mitgliedern. Denn seine Hingabe an den Beruf findet ein wunderbares Pendant in der Aufmerksamkeit für seine Umgebung. Anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2014 hatte die Bürgermeisterin seine „nebenberuflichen Engagements" umrissen: 40 Jahre Vorsitzender des Heimatvereins, Einsatz für die Aufarbeitung der Totenkirche, der vielen Epitaphien, für das Alte Schloss, den Gedenkplatz für die Synagoge, als Autor, für die Pflege der Partnerschaften mit La Chapelle St. Luc und Pereslavl-Salesskij, die Sanierung der Helmstatt'schen Grabkapelle. Eigentlich ist Peter Beisel seit 1996 im Ruhestand. Doch immer noch steht er fast jeden Sonntag als vertrauter Vertreter auf den Kanzeln der Umgebung. Als Organistin hat ihn seine Frau viele Jahre begleitet. So hatten Vertretungsgottesdienste für die Besucher immer eine besondere Ausprägung. Eingängig die Beschreibung von Christiane Barth. ,,Mit 85 ist er die Ruhe, von der er predigt". So sind auch seine Führungen durch Neckarbischofsheim begehrt.
Peter Faessler (1946-2006)
(2007)
Peter Faessler, der sich vornehm mit
ae anstatt wie die meisten Appenzeller
mit ä schrieb, wurde am 27. Mai 1942
in Appenzell geboren. Dort besuchte
er die Schulen und studierte dann in
Tübingen, München und Basel Germanistik,
Geschichte und Kunstgeschichte.
Mit der Dissertation »Studien zur
>Sprachlehre< von Karl Kraus« (1972)
schloss er sein Studium ab. Von 1971
bis 1997 war Peter Faessler an der
Kantonsschule Trogen als Lehrer für
Deutsch und Geschichte tätig. In seiner
Forschungsarbeit beschäftigte er sich intensiv mit dem Bodenseeraum und entdeckte
dabei manche Kostbarkeit, die er in einen spannenden, engagierten und aktuellen Literaturunterricht
einfliessen Hess. Die Aufgabe, seine Schülerinnen und Schüler zu bilden und zu
prüfen, hat er mit grossem Engagement, Wissen, einem ihm eigenen Humor und grösser
Redlichkeit wahrgenommen und so vielen den Sprung ins Studium und die Arbeitswelt erleichtert.
Peter Faessler fühlte sich mit der Schule stets sehr verbunden und unterhielt zu
den Schülern einen ausgezeichneten Draht. Daneben war er Dozent an der Pädagogischen
Hochschule und an der Universität St. Gallen.
Der Direktor der Landesbibliothek Karlsruhe, Dr. Peter Michael Ehrle, ging aus Empörung über
die vom Rechnungshof geplanten Stellenkürzungen Ende März 2008 ohne offizielle Verabschiedung
vorzeitig in den Ruhestand. Nach der Denkschrift des Landesrechungshofes mußte er
davon ausgehen, dass 28,1 Personalstellen bei derzeit 91,5 Stellen gestrichen werden sollten. Das
hätte mehr als ein Viertel des Personalbestandes bedeutet. Besonders ärgerlich war dabei die
Ungleichbehandlung der Badischen Landesbibliothek gegenüber der Württembergischen, bei der
nur 4,4 Stellen gestrichen werden sollten.
Am 22. Februar, am Fest Petri Stuhlfeier, begeht man heute noch im Kinzigtal den Peterlistag. Dies ist ein Kinderfest, an dem die Schüler ab einer bestimmten Zeit (11.00 oder 12.00 Uhr) in einer Gemeinde den ganzen Tag schulfrei bekommen, um auf ihren Heischegang zu gehen. Es ist zeitlich nicht genau festzulegen, ab wann dieser Brauch beginnt, aber er hängt, nach mündlicher Überlieferung, mit der großen Schlangenplage zusammen. Nach dem 30-jährigen Krieg und den jeweiligen Pestjahren wurde das Land derart entvölkert, dass das Ungeziefer, besonders aber Kröten und Schlangen, in den leer stehenden Häusern Zuflucht suchten. Die Leute wurden in der folgenden Zeit der Plage kaum Herr und versprachen den Kindern jedes Jahr eine Gabe oder ein Almosen zu geben, wenn sie Jagd auf diese ungebetenen Gäste machten und sie vertreiben würden. Wie die Alten auch erzählten, sollten sie dreimal lärmend und schreiend um das Haus und Gehöft herumrennen und dabei mit einer Schelle oder Glocke das Ungeziefer aufscheuchen und verjagen. ,,Sie hän gmaint, wenn
sie recht schelle un rätsche mit denne Glocke, gän die Dierli furt. Wäge dem hämmir au noch die Glocke! ", erzählte 1949 eine Bäuerin aus Unterentersbach. Dazu sollten sie einen Bannspruch und einen Segensspruch aufsagen, der die Wirkung verstärken sollte. Erst dann bekamen sie ihre Gaben. Dieser Brauch wird heute im gesamten Harmersbachtal noch ausgeübt:
in Oberharmersbach, Unterharmersbach, Zell a. H., Oberentersbach, Unterentersbach und Biberach.
Pfarrbücher
(1971)
Unter Pfarrbüchern versteht das LEXIKON FÜR THEOLOGIE UND
KIRCHE leider nur die Matrikel oder die Kirchenbücher, obwohl in neuerer
Zeit einige dieser Pfarrbücher herausgegeben wurden und sich auf diese
Weise der Begriff Pfarrbuch eingebürgert haben dürfte, während' umgekehrt
für die Matrikel sich die Bezeichnung Kirchenbücher durchgesetzt hat.
Andererseits tragen die Pfarrbücher oder libri parochiales neben dieser
gebräuchlichsten Bezeichnung auch andere Namen und sind überdies auch
ganz verschieden angelegt. Beim Ordnen von Archiven älterer Pfarreien aus
der Zeit vor der kirchlichen Neuordnung zu Beginn des 19. Jahrhunderts
begegnet man noch häufig solchen Bänden, die bei der Repertorisierung in
jüngster Zeit vielfach als „Pfarrchronik" aufgeführt wurden, obwohl meist
schon die erste Textseite uns eines besseren belehrt.
Harte Arbeit und Ausdauer, Durchsetzungskraft, Beharrungsvermögen und Leidensfähigkeit, ein fester Glaube gepaart mit einem ausgeprägten Sendungsbewusstsein, ein klares Bekenntnis zum menschlichen Miteinander, Zivilcourage und eine
gehörige Portion Eigensinn kennzeichnen Leben und Wirken des Missionars, Seelsorgers und Pfarrers Christian Günther. Trotz jahrelang erduldeter härtester beruflicher und psychischer Belastungen führte dieser leutselige Mann seine
Kirchengemeinde Gemmingen durch die schweren Jahre des Dritten Reiches und widerstand unbeugsam, unbeirrbar und unerschütterlich der Versuchung, dem enormen Druck der damaligen Machthaber nachzugeben, ein mit der nationalsozialistischen Weltanschauung verbundenes Christentum als neue, germanisch-christliche Heilsbotschaft zu verkünden.
Pfarrer Ludwig Müller von Bad-Peterstal war der erste Priester, der aus der Pfarrei Sankt Peter und Paul, Bad Peterstal, hervorging. Schon als Kind verspürte er den Wunsch, Priester zu werden. Der Weg zum Priester war hart, denn die Eltern waren arm und die finanziellen Sorgen groß. Pfarrer Ludwig Müller war ein frommer, gütiger und eifriger Priester. Besonders verehrte er den Heiligen Geist, die Dritte göttliche Person. Der am 1. Juli 1896 zum Priester geweihte Ludwig Müller starb am hochheiligen Dreifaltigkeitsfest, dem 27. Mai 1945. Pfarrer Ludwig Müller lebte in politisch schwerer Zeit. Er ist Vorbild, auch dann für die Wahrheit einzutreten, wenn damit Leid und Opfer verbunden sind.
Bekanntlich wurde 1798 die damalige Schweizer Eidgenossenschaft in die Helvetische Republik und 1803 in einen Staatenbund souveräner Kantone umgewandelt.
Auch die kirchlichen Strukturen, insbesondere diejenigen der katholischen Kirche, erfuhren eine tiefgreifende Veränderung. Im nördlichen Teil des Kantons St.Gallen hatte
die Fürstabtei St.Gallen seit 1613 auf Grund eines Konkordates mit dem Bistum Konstanz ein eigenständiges Jurisdiktionsgebiet geschaffen. Nachdem die Mönche der Abtei
mit Fürstabt Pankraz Vorster 1798 vor den anrückenden Franzosen auf ihre Besitzungen nordöstlich des Bodensees geflohen waren und eine Rückkehr nicht mehr möglich
wurde – von der kurzen Episode von 1799 abgesehen –, übernahm am 22. September
1800 die Diözese Konstanz wieder die volle Jurisdiktion der Pfarreien des nördlichen
Kantonsteils [1]
. In andern Kantonen, welche zum Bistum Konstanz gehörten, kam es in
diesem Zeitraum zu ähnlichen Veränderungen. Sie wurden von einer ganzen Reihe von
Persönlichkeiten getragen, die bereit waren, neue Wege zu gehen. Zu ihnen gehörte der
Luzerner Stadtpfarrer Thaddäus Müller. Er war 1798–1814 konstanzisch-bischöflicher
Kommissar und arbeitete eng mit dem seit 1804 amtierenden Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg zusammen [2].
Am 10. Oktober 1661 (nach altem Kalender) starb Johann Balthas(ar) Fleiner, den der Historiograph des Schüpfergrundes Jakob Ernst Leutwein (1684–1763) in seiner 1761 beendeten Schüpfer Kirchengeschichte den zwölften Kaplan und siebten Pfarrer nannte. Auf den ersten Blick mag der Tod des Geistlichen in einem der „vielherrigen Dörfer“ Frankens keine besondere Aufmerksamkeit seitens der Geschichtsforschung beanspruchen, doch angesichts der herrschaftlichen Struktur ist diese Bewertung zu überprüfen. Der Schüpfergrund mit dem Hauptort Unterschüpf war Ganerbschaft und zugleich Beispiel für die „gestufte Aristokratie“ im alten Reich: Die Dienheim zu Angeltürn und die Ega sowie Stetten zu Kocherstetten waren der fränkischen Reichsritterschaft Ort Odenwald immatrikuliert, während die Hatzfeldt zwar gräfichen Standes waren, doch nicht dem fränkischen Reichsgrafenkollegium angehörten. Die konfessionelle Zugehörigkeit – Ega und Stetten zu Kocherstetten der Confessio Augustana, Dienheim zu Angeltürn und Hatzfeldt der Alten Kirche zugehörig – schuf darüber hinaus eine Situation, die Auseinandersetzungen um Macht und Status geradezu unausweichlich machte.
Heiße, mitunter trockene Sommer, kalte Winter und eine große Frosthäufigkeit –
die Vegetation auf der Baar ist vielen klimatischen Extremen ausgesetzt und dokumentiert in der Funktion als Bio-Indikator gleichzeitig Klimaveränderungen auf
regionaler Ebene. In ihrer Phänologie werden die wiederkehrenden Wachstumsphasen der Pflanzen im jahreszeitlichen Verlauf beschrieben und Trends prognostiziert. Ändern sich die klimatischen Rahmenbedingungen, passt sich die Vegetation
in ihrer jahreszeitlichen Entwicklung an. Inwieweit zeigen sich diese Veränderungen in den phänologischen Jahreszeiten der letzten Jahrzehnte auf der Baar vor dem
Hintergrund der globalen Klimaänderungen, die auch in der Region zu beobachten
sind.
Letztmalig noch unter dem Namen „Bezirksstelle
für Naturschutz und Landschaftspflege“ (BNL) für
den Regierungsbezirk Karlsruhe wurde in Carolinea 62 über das 50-jährige Bestehen der BNL berichtet (Mahler et al. 2004). Diese gute Tradition
der Tätigkeitsberichte soll nunmehr vom Referat
56 „Naturschutz- und Landschaftspflege“ im Regierungspräsidium Karlsruhe fortgeführt werden.
In diesem Jahr steht ein Thema im Mittelpunkt,
das breiten Raum in der praktischen Naturschutzarbeit des Referats 56 einnimmt: die Umsetzung
von „Natura 2000“, also der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz FFH-Richtlinie; Richtlinie 91/43/
EWG des Rates vom 21.05.1992 zur Erhaltung
der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen) und der Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom
2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden
Vogelarten) im Regierungsbezirk Karlsruhe.
„Natura 2000“ bezeichnet ein Netz von Gebieten zur Erhaltung von Lebensräumen sowie Lebensstätten von Tier- und Pflanzenarten mit europäischer Bedeutung. Die rechtlichen Grundlagen werden durch die genannten Richtlinien der Europäischen Union vorgegeben.
Pflicht oder Kür?
(2022)
Bei der gesetzlichen Pflichtablieferung von Netzpublikationen
kooperiert die Badische Landesbibliothek mit der Württembergischen
Landesbibliothek, dem Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg und der
Deutschen Nationalbibliothek. Entstanden sind dabei fünf innovative Dienste zur
Archivierung von Amtsdruckschriften, E-Books, E-Journals, E-Papers und Websites.
Diese ermöglichen es, wesentliche Teile des textbasierten digitalen Kulturerbes
aus Baden zu sichern – wir berichten hier über den aktuellen Stand unserer
Sammlung.
In Württemberg regierte seit 1677 (bis 1693 unter Vormundschaft) Herzog Eberhard Ludwig. Der absolutistische Herrscher legte 1704 den Grundstein des Ludwigsburger Schlosses, dem ab 1718 der planmäßige Ausbau der gleichnamigen Stadt folgte. Diese vom Herzog begünstigte Ansiedlung sollte in den Folgejahren zu einem großen Hindernis für die Entwicklung vieler umliegender Orte und zu einer finanziellen Belastung für die angrenzenden Ämter werden.
In den meisten Schlössern sind Möbelstücke zu finden, die ursprünglich oder zwischenzeitlich an einem anderen Ort gestanden haben. Nicht immer ist dies ein Resultat von Verkäufen und Umräumaktionen der jüngsten Zeit. Mobiliar ist, wie der Name besagt, beweglich und ist zu allen Zeiten und aus den verschiedensten Gründen von Ort zu Ort transportiert worden.
Die Freiherrn v. Soetern-Dagstuhl waren ein uraltes Geschlecht der mittelrheinischen Reichsritterschaft, das als Wappen im roten Felde eine silberne Wolfsangel in Gestalt eines „Z“ führte. Der berühmteste Vertreter dieser Familie war der Fürstbischof von Speyer und nachmalige Kurfürst von Trier. Philipp Christoph v. Soetern, eine geistig hochbedeutende
Persönlichkeit, welche in die Geschichte der deutschen Lande am Rhein z. Zt. des Dreißigjährigen Krieges bestimmend eingriff. Schon das Äußere Philipp Christoph war ungewöhnlich: das bleiche Gesicht mit hoher Stirn und mächtigen Augenbrauen, welche funkelnde Augen beschatteten, verriet gebieterische Strenge, die seltsam geformte starke Nase, der dünne Bart, das kohlschwarze Haar gaben einen unheimlichen Eindruck. Die Rede des Bischofs soll lebhaft, geist- und [sentenzenreich] gewesen sein, nur im engsten Kreise Vertrauter pflegte der Kirchenfürst seine angeborene strenge Zurückhaltung abzulegen
und eine herzgewinnende Liebenswürdigkeit zu zeigen.
Als Wilderich von Walderdorff am 22. April 1797 als Fürstbischof von Speyer die Nachfolge von Damian August von Limburg-Styrum antrat, war die politische Konstellation alles andere als positiv zu bezeichnen. Schon die Wahl selbst stand unter ungünstigen Vorzeichen. Ursprünglich hätte sie am 24. April stattfinden sollen, wurde aber wegen der militärischen Lage auf den 22. April vorverlegt.
Beschäftigt man sich mit der weitverzweigten Esslinger Malerfamilie Ihle, so drängt
sich eher die Bezeichnung »Dynastie« auf, ist es doch eine auffallend seltene
Erscheinung, dass es eine Familie vom ausgehenden 17. bis in das 19. Jahrhundert
hinein geschafft hat, jeweils vom Vater auf den Sohn wortwörtlich den Malerpinsel
bzw. das Kunsthandwerk weiterzureichen – ja nicht nur weiterzureichen, sondern
auch zu begabten und namhaften Künstlern heranzubilden. Herausgegriffen sei an
erster Stelle der in Nürnberg zu höchstem Ruhm und künstlerischer Anerkennung
gelangte Bildnismaler Johann Eberhard Ihle (1727–1814), der es sogar bis zum
Direktor der dortigen Malerakademie brachte, ebenso Philipp Jakob Ihle (1736–
nach 1790), der zunächst als Porzellan- und Theatermaler in Ludwigsburg wirkte und
dann Hofmaler des Prinzen Friedrich von Württemberg in Mömpelgard wurde, oder
Georg Tobias Ihle (1745–1797), der den Neubau des Stadtarchivs in Heilbronn ausmalte und Mitglied der Nürnberger Malerakademie wurde, aber auch Johann Jakob
Ihle (1702–1774), der als Bildnismaler nicht nur des Esslinger Patriziats erfolgreich
war und mehrere Emporen württembergischer Kirchen durch Bildlegenden versah.
Werke der Ihles befinden sich im Bach-Museum in Eisenach, im Germanischen
Nationalmuseum in Nürnberg, im Bayerischen Nationalmuseum in München, in der
Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, im Deutschen Apothekenmuseum in
Heidelberg, im Nürnberger Stadtmuseum, im Schiller-Nationalmuseum in Marbach/N., in der Tübinger Universität, im Calwer Stadtmuseum, selbstverständlich
im Esslinger Stadtmuseum, unzählige in Privatbesitz und möglicherweise in der
Deutschen Barockgalerie in Augsburg. Die Ihles malten nicht nur Esslinger Patrizier
und Pfarrer, sondern sogar prominente Adelige und hochgestellte Persönlichkeiten
des öffentlichen und geistigen Lebens ihrer Zeit wie z. B. die Herzöge Carl Alexander
und Carl Eugen von Württemberg, Johann Albert Bengel, Friedrich Gottlieb Klopstock, Ladislaus Ignac Bercsenyi. Sogar ein Bildnis Johann Sebastian Bachs wird ohne
Bedenken einem Ihle zugetraut!
Melanchthon wurde in der Gelehrtenwelt des europäischen Humanismus, die vor allem eine literarische Bewegung war, die sich an der Antike orientierte, groß. Bereits im Alter von 21 Jahren wurde er zum Professor für Griechisch an die Universität nach Wittenberg berufen. Schon bald geriet er jedoch in den Bannkreis der Reform-Ideen Martin Luthers und wurde in Folge zu einem der wichtigsten Mitstreiter für die Sache der Reformation. Melanchthon gilt heute als Reformator und Universalgelehrter von europäischem Rang.
Am 4. April 1556 machte Kurfürst Ottheinrich, soeben mit dem Ableben seines Vorgängers und Onkels Kurfürst Friedrich II. in die pfälzische Kurwürde eingerückt, durch einen zu Alzey gezeichneten Erlass die Reformation lutherischer Prägung für
die Kurpfalz verbindlich. Wenig später, am 1. Juni desselben Jahres, schloss sich die Markgrafschaft Baden-Pforzheim, die spätere Markgrafschaft Baden-Durlach, durch einen entsprechenden Erlass von Markgraf Karl II. an. Damit war die reformatorische Entwicklung im deutschen Südwesten gewissermaßen vervollständigt und zu einem ersten vorläufigen Abschluss gebracht. Grundlage reformatorischer Maßnahmen in beiden Territorien war die von dem Stuttgarter Propst Johannes Brenz erarbeitete württembergische Kirchenordnung des Jahres 1553, die Herzog Christoph im Jahr
1555 mit einer Anzahl weiterer reformatorischer Gesetzestexte für den Gebrauch seines kurfürstlichen Nachbarn, des damals noch regierenden Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz, hatte zusammenstellen lassen, ein Corpus, das den Kern der späteren
Großen Württembergischen Kirchenordnung von 1559 bildet.
Phänomen und Begriff der Vermittlungstheologie sind Teil der Kirchen- und Theologiegeschichte des 19. Jahrhunderts. Schon klassisch ist die Charakterisierung Emanuel Hirschs: „Die vornehmsten Verkörperungen des allgemeinen Typus dieser Theologie sind der Schleiermacher befreundet gewesene Carl Immanuel Nitzsch […], wohl der angesehenste Theologe und Kirchenmann der altpreußischen Union im zweiten Drittel des Jahrhunderts, und dann Karl Ullmann […], der angesehenste süddeutsche Theologe. Nitzsch‘ […] ‚System der christlichen Lehre‘ (1829, 1851) ist die beliebteste Dogmatik ihres Menschenalters. Ullmanns Schriften ‚Die Sündlosigkeit Jesu (1828, 1863) und ‚Das Wesen des Christenthums‘ (1845, 1865) gehören zu den meist gelesenen theologischen Büchern jener Jahre.“ Fasst man das Anliegen der genannten Werke zusammen, so konkretisiert sich, was mit den die Theologie prägenden Vermittlungen gemeint ist: Es geht um die Vermittlungen des konfessionellen Erbes innerhalb des Protestantismus, von Luthertum und Reformiertentum. Darin steckt die Nähe der Vermittlungstheologie zur systematischen Begründung und Ausgestaltung der Union. Es geht aber auch um die Vermittlung der Subjektivität des religiösen Bewusstseins im Gefühl mit der Objektivität der Lehre im Begriff, also um nichts Geringeres als die Vermittlung von Schleiermacher und Hegel. Es geht weiter um die Vermittlung von Wissenschaft und Glaube in der Theologie selbst und (sich daraus entwickelnd) um die Vermittlung von Glaube und Kultur, wie sie den Liberalismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägte. Carl Ullmann steht selbst und persönlich für die schmerzhafte Ablösung der neuen liberalen „Vermittlungen“ von der alten Vermittlungstheologie.
Talheim ist - herrschaftsgeschichtlich betrachtet - eine der interessantesten Gemeinden
im ganzen Landkreis Heilbronn. Vom Mittelalter bis zum Ende des Alten
Reiches war es Kondominat beziehungsweise Ganerbschaft. Das heißt, für die
Herrschaft im Dorf waren mehrere, zeitweise ein halbes Dutzend Herren zuständig.
Auch Gemmingen, Heinsheim und Jagsthausen, desgleichen Neipperg und
Schwaigern, waren zeitweise Ganerbschaften; aber anders als Talheim blieben die
zuletzt genannten Orte ganz überwiegend im Besitz verschiedener Zweige derselben
herrschaftlichen Familie. In Talheim hingegen waren - ähnlich wie in Widdern,
wo man die einzelnen Anteile schließlich nach 512teln bemaß!
- bereits im Mittelalter
ganz unterschiedliche Herrschaftsträger beteiligt, anfangs allein solche ritteradliger
Herkunft, seit 1499 in wachsendem Umfang der Deutsche Orden.
Es wird über ein Vorkommen der Moosart Philonotis
marchica auf den Isteiner Schwellen berichtet. Der
Standort bei Istein ist natürlich und das Vorkommen
des Mooses an dieser Stelle vermutlich urwüchsig.
Die Untersuchungen zur Ökologie und Vergesellschaftung des Mooses zeigen, dass es sich bei diesem
Vorkommen um einen Dauer-Pionierstandort handelt,
der durch die regelmäßig wiederkehrenden Hochwasserereignisse geprägt wird. Philonotis marchica ist mit
Arten vergesellschaftet, die zu den Wassermoosgesellschaften des Verbandes Cinclidotion fontinaloidis
Philippi 1956 gehören. Andere Arten weisen aber auch
auf die Pfasterritzengesellschaft des Bryo-Saginetum
procumbentis Diem., Siss. & Westh. 1940 n. inv. Oberd.
hin, die wohl ursprünglich von oben genannten Stellen
stammt. Am Schluss wird auf die Gefährdung dieses
primären Standortes aufmerksam gemacht.
Publikationen zum Vorkommen phytoparasitischer Kleinpilze in den deutschen Alpen gibt es nur wenige aus den letzten Jahrzehnten. In Vorbereitung einer „Checkliste und Roten Liste der phytoparasitischen Kleinpilze Deutschlands“ wurden deshalb in den vergangenen Jahren, vorwiegend 2008, im bayerischen und baden-württembergischen Teil der Allgäuer Alpen und deren Vorland Untersuchungen zum aktuellen Vorkommen dieser Pilze durchgeführt. Insgesamt konnten 274 Arten beobachtet und großteils belegt werden, darunter drei Flagellatenpilze (Chytridiomycota), 16 Falsche Mehltaupilze (Peronosporales), 60 Arten anamorpher Pilze („Hyphomycetes“, „Coelomycetes“), 37 Echte Mehltaupilze (Erysiphales), 10 sonstige Schlauchpilze (Ascomycota), 119 Rostpilze (Pucciniales) und 29 Brandpilze (Ustilaginales, Exobasidiales,
Microbotryales); insgesamt 396 verschiedene Pilz-Wirt-Kombinationen auf 262 Wirtsarten. Ferner wurden im
Untersuchungsgebiet vier für Deutschland neue Pilzarten gefunden (Plasmopara praetermissa Voglmayr, Fatehi & Constant., Septoria alpicola Sacc., Uromyces croci Pass., Anthracoidea rupestris Kukkonen). Eine Art, Aecidium philippianum M. Scholler auf Leontodon spp., wird als neu beschrieben. Des weiteren erbrachten die Untersuchungen sieben matrices novae und zahlreiche für Deutschland neue Wirte. In einer kommentierten Artenliste werden Informationen zu Häufgkeit, Verbreitung (einschließlich Fundangaben vom angrenzenden österreichischen Allgäu und weitere ergänzende Funddaten), zur Biologie, Taxonomie und Morphologie geliefert. Fotos von 15 Pilzarten vom Standort und mikroskopische Aufnahmen von Aecidium philippianum und Uromyces croci ergänzen die Übersicht.
Piaristen als Autoren
(2002)
Habent sua fata libelli. Dass auch Bücher ihre Schicksale haben, hat sich,
seit Terenz diesen Satz niederschrjeb, immer wieder neu gezeigt. Wo kamen die Bücher, die einmal da waren, hin? Und wo kamen die, die da sind,
her? Und wie, und wieso, kamen sie hierher?
Solche Fragen stellt sich jeder, der eine Bjbliothek besucht. Wer die
Hjstorische Bibliothek der Stadt Rastatt besucht, weiß bald Bescheid.
Denn das heutige Ludwig-Wi]helm-Gymnasium, in dem sje sich befindet,
ist aus dem Großherzoglichen Lyzeum hervorgegangen, in dem das Piaristenkolleg von Rastatt und das Lyzeum, vormals Jesuitenkolleg von Baden-Baden aufgegangen sind - einschließlich ihrer jeweiligen Buchbestände;
und denen der Jesuiten waren schon die ihrer elsässischen Mitbrüder zugewachsen, und die der baden-badischen Kapuziner kamen auch noch hinzu.
(Und seither noch mehr.) [1]
Piazza in Venedig
(2007)
Das erstemal landete ich in der Nacht nahe San Marco. Ich betrat,
noch ungewiß vom Schiff, die tadellose Ebenheit der Piazzetta. Schon
war es ungeheuerlich und süß; schon war ich, uneingedenk aller moralischen
Begriffe des Nordens, die von der Langenweile und von der Armut
aufgestellt sind, den anonymen Bestechungen erlegen, die anfingen, wie
aus der Luft, wie Luft von allen Seiten auf mich einzudringen. Noch
wagte ich nicht, mit dem unterscheidenden Blick das Einzelne auszusondern:
die Säulen mit dem Marzocco und dem heiligen Theoderich,
der auf dem krokodilförmigen Drachen steht; die rötliche Signorie zur
Rechten, zur Linken die Silhouette des Markusturms, und wiederum zur
Rechten die wunderliche, libidinöse Üppigkeit des Doms.
Die Regionalbibliotheken Deutschlands sind ein wichtiger
Akteur bei der Sicherung der textlichen Überlieferung. Sie haben sich daher dazu
verpflichtet, Bestandserhaltungsmaßnahmen und Archivierungsgarantien zu
übernehmen und in den Verbundsystemen zu dokumentieren. Dies erfolgt, nach
den Vorgaben eines neuen Datenmodells, im Feld 4233 des PICA-Internformats
bzw. im Feld 583 des MARC-Austauschformats. Die Badische Landesbibliothek
berichtet in diesem Aufsatz über erste Anwendungen bei der Massenentsäuerung regionaler Literatur, bei der Kennzeichnung physischer und elektronischer
Pflichtexemplare und bei der digitalen Langzeitarchivierung.
In der Geschichte der mitteleuropäischen Wallfahrten lässt sich wiederholt ein
Wandel der Motivationen und Zielorientierungen beobachten. Was die Ziele anbelangt,
war Rom lange Zeit und vor allem seit dem Heiligen Jahr 1300 der am meisten frequentierte Anziehungspunkt. Zuvor stand während der Kreuzzüge das Heilige Land an erster
Stelle, danach entwickelte sich Santiago de Compostela zu einem dritten international
bedeutsamen Wallfahrtsziel.
Die Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg (VIZ) berät die allgemeine Öffentlichkeit und medizinisches Fachpersonal bei tatsächlichen oder vermuteten Vergiftungen. Die VIZ ist das für Baden-Württemberg zuständige Giftnotrufzentrum. Pilzvergiftungen spielen wegen ihrer potenziell schwerwiegenden Folgen eine wichtige Rolle, ihr Anteil an allen Anfragen an die VIZ beträgt 1-2 %. Die Häufigkeit der jährlichen Anfragen schwankt von Jahr zu Jahr stark. Von den insgesamt 1.200 Patienten mit potenzieller Pilzvergiftung entwickelten 654 Patienten Symptome, davon 521 leicht, 122 mittelschwer und 11 schwer. In dem untersuchten Zeitraum 2006 bis 2010 verstarb eine Patientin. In vielen Fällen (knapp 30 %) handelt es sich um die versehentliche Einnahme kleiner Pilzmengen durch Kleinkinder; hierbei wurden in den Jahren 2006-2010 keine mittelschweren oder schweren Vergiftungen berichtet. Nach Einnahme von Pilzen, um einen Rausch zu erzeugen, oder nach Verwechslung giftiger Pilze mit Speisepilzen, wurden der VIZ jedoch mittelschwere und schwere Vergiftungen berichtet. Besonders gefürchtet ist die Vergiftung mit amatoxinhaltigen Pilzen, wie dem Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), der die Leber vollständig zerstören kann, dessen Aufnahme aber erst nach mehreren Stunden Beschwerden verursacht. Noch später treten die schweren Nierenschäden durch Haarschleierlinge auf. Das Muskarinsyndrom, ausgelöst durch Clitocybe- und Inocybe-Arten, ist charakterisiert durch Schweißausbruch, Schwitzen, wässrige Durchfälle, Herzfrequenz- und Blutdruckabfall. Fliegenpilz (A. muscaria). Pantherpilz (A. pantherina), Risspilze (Inocybe) und psilocybinhaltige Pilze können ebenfalls mittelschwere und schwere Vergiftungen verursachen. Diese heilen aber unter Therapie im Allgemeinen folgenlos aus. Die der VIZ von 2006 bis 2010 berichteten schweren Pilzvergiftungen wurden v.a. durch diese Pilzarten ausgelöst, auch wenn im Einzelnen die genaue Pilzart nicht immer sicher zu identifizieren war. Die VIZ hilft bei Pilzunfällen, indem sie Sachverständige vermittelt, die eventuell vorhandene Pilzreste bestimmen, über die zu erwartenden Beschwerden aufklärt und im Bedarfsfall Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung gibt.
Durch die Analyse eines Gedichts des Dichters Nicolaus Rüdinger (aus: Rüdiger) können die Autoren nachweisen, dass dessen lateinischer Beiname >>Pisovernas<< >>Schefflenzer<< bedeutet. Aus seiner Korrespondenz und seinem poetischen Austausch geht hervor, dass der als Lehrer und Kämmerer in Wertheim wirkende Poet unter den dichtenden Humanisten seiner Zeit durchaus anerkannt war. Dass weder Augusta Bender nach Edwin Roedder als Schefflenzer Heimatforscher auf ihn gestoßen sind, ist erstaunlich. Seine durchweg auf Latein verfassten >>Elegiae Evangelicae<< (Gedichte zu den christlichen Sonn- und Feiertagen), in lutherischem Geist, sind sein Hauptwerk. Aus seinen Kasualgedichten werden das dichterische Netzwerk und manche seiner biographischen Umstände deutlich. Der Aufsatz ist als Vorläufer einer Teilausgabe seiner Werke gedacht, die im Jahr 2020 von denselben Autoren zu erwarten ist.
Stanislas Leszczynski, der zweimal auf den
polnischen Thron gewählt worden war, entkam
dem Exil und seiner unsicheren Lage durch die
Heirat seiner Tochter Marie mit dem französischen
König Louis XV.
In seinen Gemächern im Schloss von
Lunéville, wohin er sich gewöhnlich genau um
22.00 Uhr zurückzog, hatte er eines Abends die
Idee, einen Platz bauen zu lassen, den er seinem
Schwiegersohn widmen wollte.
Schutterns letzter Abt, Placidus III., entstammte dem Renchtal. Am 1. Mai 1745 wurde er in Oberkirch mit dem Taufnamen Philippus Jakobus geboren, die Eltern waren Franz Heinrich Bacheberle, Bürger und Kaufmann in Oberkirch, und Maria Eva Curtin. Philippus besuchte das Gymnasium des Klosters Schuttem, trat dort als Novize ein und erhielt am 17. März 1768 die Priesterweihe. Viele klösterliche Aufgaben wurden ihm übertragen, er war Professor der Sprachen und der Geschichte, Subprior, dann Prior bis zu seiner Wahl zum Abt, und Propst in Wippertskirch, einer dem Kloster gehörenden Propstei am Kaiserstuhl. Mit dem Benediktiner und Historiker Gallus Metzler vom Stift St. Gallen war er befreundet. Am 27. Juni 1786 trat der bisherige Abt Schuttems, Carolus Vogel, der seit 1751 regiert hatte, von seinem Amt zurück. Ihm folgte Placidus III.
Bacheberle, einstimmig vom gesamten Konvent zum neuen Klostervorsteher gewählt.
Die Oberrheinische Tiefebene, ca. 300 km lang und 30 bis 50 km breit sowie als
Graben von teilweise hohen Mittelgebirgen eingerahmt, stellt einen bedeutenden
europäischen Verkehrskorridor dar. Dabei spielt entsprechend der Grabenrichtung
der Nord-Süd-Verkehr eine eher größere Rolle als der West-Ost-Verkehr.
Platz der Concorde
(2007)
Wie weit ist dieser Platz, wie endlos weit! So dehnt er sich im Herzen von
Paris. Ein Platz als Nonplusultra liberaler Beredsamkeit – mit nachwirkend
revolutionärem Atem, der großen Zuges nach allen Seiten ins Freie, in die
Freiheit ausströmt. Ein derart Grenzenloses als Mitte.
Man kann fast nicht sagen, dies sei ein Platz. Das räumlich Umschlossene
fehlt ihm; es mangelt das Räumlich-Formale; er hat keine Schranken – in spezifischem
Unterschied von der architekturalen Place Vendôme, von dem umhegten
Gartenhof des Palais Royal. Worin besteht der Platz der Concorde denn eigentlich?
Platzverweis
(2021)
Was lag in diesen tristen Corona-Wochen für den Baaremer näher, als bei den
herrschenden sommerlichen Temperaturen nach den Störchen Ausschau zu
halten. Wo doch die Zahl erfolgreich bebrüteter Storchennester von Jahr zu Jahr
weiter zunimmt – was für ein erfreuliches, was für ein tröstliches Signal in den
Zeiten des weltweiten Artenschwunds wie der verordneten Isolation! Per Rad
also los, so viel lassen die Pandemie-Beschränkungen ja noch zu: Erst der Stillen
Musel und der vierspurigen Bundesstraße entlang, wo neuerdings hoch oben auf
den Gittermasten der Überlandleitungen Storchennester mitsamt Belegschaft zu
entdecken sind, sieben an der Zahl, als ob da nicht auch für Störche Lebensgefahr drohte zwischen all den Drähten und Isolatoren. Dann nichts wie ab durch
die Dörfer auf dem Donauradweg nach Pfohren, wo sich sogar in der Phase
schlimmster Bestandeseinbrüche noch ein Storchenpaar hatte behaupten können
und wo eigens ein Storchenbrunnen deren Standortstreue gewidmet ist. Weiter
die Donau abwärts nach Neudingen, wo dank ausgeprägter Storchenliebe der
Dorfbewohner und eines engagierten Storchenbeauftragten ein besonders
lebhafter Zuzug registriert werden konnte: Sieben Nester, verteilt auf Giebel,
Leitungsmasten und Baumkronen, dürften es auch hier inzwischen sein, eines
bilderbuchgerecht auf dem Dach des Gasthauses Zum Storchen, ein weiteres
nebenan auf der Sonne.
Platzverweis?
(2021)
Was liegt für Baarbewohner in diesen tristen Corona-Wochen näher, als bei den herrschenden sommerlichen Temperaturen nach den Störchen Ausschau zu halten. Wo doch die Zahl erfolgreich bebrüteter Storchennester von Jahr zu Jahr weiter zunimmt – was für ein erfreuliches, was für ein tröstliches Signal in den Zeiten des weltweiten Artenschwunds wie der verordneten Isolation! Per Rad also, soviel lassen die Pandemie-Beschränkungen ja eben noch zu, nichts wie ab durch die Dörfer, erst nach Pfohren, wo sich sogar in der Phase schlimmster Bestandeseinbrüche noch zwei Storchenpaare hatten behaupten können; dann die Donau abwärts nach Neudingen, wo dank ausgeprägter Storchenliebe der Dorfbewohner und eines engagierten Storchenbeauftragten seit Jahren ein besonders lebhafter Zuzug registriert werden kann: Sieben Storchennester, verteilt auf Giebel, Leitungsmasten und Baumkronen, dürften es inzwischen sein; selbst das Dach des Gasthauses Storchen ziert neuerdings wieder eines wie auch nebenan eines auf der Sonne.
Pluralität und Fluidität
(2015)
Nicht nur Bücher, sondern auch Texte haben ihre Geschichte. Das gilt, wie man weiß, vor allem für die Vormoderne, wo Texte noch nicht – wie in der anbrechenden Moderne – durch den Buchdruck fixiert und beliebig multiplizierbar waren. Und es gilt, um das Thema noch stärker einzugrenzen, vor allem für handschriftlich überlieferte Texte, die sich in den meisten Fällen, das liegt in der Natur der Sache, durch mehr oder weniger große Divergenz oder Varianz auszeichnen. Man spricht dann metaphorisch, um das Flüssige des Vorgangs zu verdeutlichen, von „Überlieferung“, die man, wie das Rudolf Schieffer in
einer Arbeit über die „lauteren Quellen des geschichtlichen Lebens“ 1995 getan hat, mit einem „Gewässer“ vergleichen kann, das über zahlreiche „Seitenarme“ und „Staustufen“ verfügt, also nicht nur von der „Quelle“ her zu verfolgen ist. Von daher erklärt sich auch der Titel, den ich für diese Untersuchung gewählt habe: „Pluralität und Fluidität.“ Er soll das Lebendige, Bewegliche und Fluktuierende mittelalterlicher Textualität zum Ausdruck bringen. Die gewählten Begriffe stammen von dem Mediävisten Gerrit Jasper Schenk, der diese auf einer Tagung des Konstanzer Arbeitskreises im Herbst 2011 auf den Konzilschronisten Ulrich Richental und dessen historiografisches Werk angewandt hat.
Am 27. Juni 2001 veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild im Ständehaus einen Diskussionsabend, der dem Thema „Kunst im Karlsruher Stadtraum“ gewidmet war. Mit der Diskussion sollte überhaupt erst einmal ein öffentliches und politisches Bewußtsein für die Integration von zeitgenössischer Kunst in den Stadtraum geschaffen werden. Nicht einzelne Kunstwerke, die in der Stadt mit mehr oder weniger Qualität an mehr oder weniger bedeutsamen Orten aufgestellt sind, sollten das Thema sein, sondern der von der Arbeitsgemeinschaft als zwingend erachtete Zusammenhang von Stadtplanung und „Kunstplanung“, der zumindest für eine zukünftige urbanistische Planung von Bedeutung sein wird. „Was uns fehlt, ist eine öffentliche Diskussion“, bestätigte Bürgermeister Ullrich Eidenmüller in einem Sonntagsblatt den Ansatz der Veranstaltung.
Der nationalsozialistische Vierjahresplan von 1936 verpflichtete die Saarhütten,
ihren Eisenerzabbau auf der Baar schrittweise auf 3,6 Mio. Tonnen Roherz' pro Jahr
zu steigern. Für 1938 waren 1,2 Mio. t vorgesehen, tatsächlich gefördert wurden
jedoch nur 440.000 t. Die Doggererz-Bergbau GmbH (DBG), 1936 von den fünf
Saarwerken als Erzabbaubetrieb in Blumberg gegründet, führte dies auf Personalengpässe zurück, die vom Bau des Westwalls und der staatlichen Hermann-Göring-Werke ausgelöst worden waren. Die Situation entspannte sich erst, als man im
Herbst 1938 vom Arbeitsamt die Erlaubnis erhielt, 500 italienische Arbeiter anzuwerben. Von etwa 900 im Sommer 1938 stieg die Zahl der Beschäftigten in Blumberg auf über 1.500 im Februar 1939 an.
Poesie und Zensur
(2006)
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Großherzogtum Baden in seinen Grundfesten erschüttert. Im Vormärz politisierten sich weite Teile der Bevölkerung, um schließlich
in der Revolution von 1848/49 die alte Staatsordnung umzustürzen. Diese Entwicklungen führten zu einer vorher nicht gekannten Intensivierung der Berichterstattung in der
Presse und einer wachsenden Nutzung der Literatur für politische Zwecke - trotz der im
Vor- wie im Nachmärz herrschenden Zensur.
Beliebt waren u. a. politische Gedichte und Lieder, welche in großer Zahl erschienen und als wirksame Propagandainstrumente dienten. Mit ihnen konnten Autoren Teile
der Bevölkerung erreichen, welche durch umfangreiche Abhandlungen und Traktate nicht
zu politisieren waren. Entsprechend scharf ging die obrigkeitliche Zensur im Vormärz
gegen ungenehme Dichter und ihre Werke vor, die systematisch unterdrückt wurden. In
den Jahrzehnten nach der Revolution dominierten die autoritären Regime des Großherzogtums Baden, des deutschen Kaiserreiches und schließlich der nationalsozialistischen
Diktatur, unter denen die republikanische politische Lyrik als Teil der demokratischen
Traditionen Deutschlands negiert und verdrängt wurde.
Poetische Stadtgeschichten
(2010)
Die städtische Erinnerungskultur wird keineswegs nur von der professionellen und seriösen
Geschichtsschreibung gespeist. Neben den fachlich vermittelten Informationen prägen auch
Sagen und Legenden, Anekdoten und Histörchen das Bild von der Stadtgeschichte. Nicht zuletzt haften auch poetische Formen der historischen Überlieferung wie Lieder und Gedichte im
stadthistorischen Gedächtnis. In ihnen sind fiktive, aber doch als lebensnah empfundene Sachverhalte mit gesichertem Wissensgut vermischt. Ihr Informationsgehalt bleibt begrenzt, und
doch kann man bei behutsamer Betrachtung auch aus solchen Texten etwas über die Vergangenheit der Stadt erfahren. Vor allem aber geben sie Auskunft über das historische Interesse der
Menschen, die solche poetischen Stadtgeschichten verfasst, verbreitet und geschätzt haben.
Wie sehr sie die historischen Vorstellungen in der breiteren Bevölkerung geprägt haben oder
prägen, ist schwer einzuschätzen. Für belanglos sollte man sie indes nicht halten. Immerhin
gehören manche zu den besonders beliebten und aufgrund ihrer Sprachform leicht einprägsamen „Geschichten aus der Geschichte" der Stadt.
Der Neckar-Odenwald-Kreis ist mit der Kreisreform 1973 aus den Kreisen Buchen und Mosbach
entstanden. Bis heute tendiert der nördliche Kreisteil in die Region Franken, der südliche
in die ehemalige Kurpfalz. Damit spiegelt sich die frühere territoriale Zugehörigkeit wider,
wo vor allem das Kurfürstentum Mainz und die Kurpfalz bestimmend waren. Die dadurch
bedingte konfessionelle Unterschiedlichkeit war beim Kampf um den Südweststaat bestimmend
und wirkt sich bis heute im Wahlverhalten aus.
Im Frühjahr 1848 kam es, ausgelöst durch die Märzrevolution, in ganz Württemberg zu spontanen Protesten der Bevölkerung gegen diejenigen Gemeindeobrigkeiten, die zu diesem Zeitpunkt noch immer als auf Lebenszeit gewählte Gemeinderäte und Schultheißen im Amt waren. Hier gipfelte eine politische Entwicklung, die
die Liberalen mit ihrer Agitation gegen die Lebenslänglichkeit der Gemeinderäte
in den 1830er und 1840er Jahren angestoßen hatten. Um es vorweg zu nehmen:
ein Ergebnis der Revolution von 1848/49 war es, dass die Gemeinderäte sich von
nun an einer periodisch wiederkehrenden Wahl zu stellen hatten. Damit war eine
fast demokratische Kontrolle der Gemeindeverwaltung im Königreich Württemberg bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts erreicht worden. Ohne Frage: hier
hatte die Revolution einen ihrer langfristigen Erfolge errungen! Es gelang eine
Modernisierung des öffentlichen Lebens auf einer Ebene, auf der sich bislang der
einzelne Bürger in seinen politischen Entfaltungsmöglichkeiten nicht nur durch die
staatliche Vormundschaft, sondern vielmehr auch durch eine lokale politische Kultur behindert sah, die noch immer durch altständisch-korporative Strukturen geprägt war. Im Bereich der Gemeindeverwaltung waren diese Strukturen von der
staatlichen Bürokratie des frühen Konstitutionalismus toleriert und teilweise auch
befördert worden. Auch hier sollten die Bürger von einer Teilnahme an politischen Entscheidungsprozessen weitgehend ausgeschlossen bleiben, um das politische
Entscheidungsmonopol der Bürokratie zu behaupten.
Im 20. Jahrhundert ist die Bühlerhöhe Ort der Erholung und Genesung für einige Politiker. Dies belegen die Besuche von Gustav Stresemann, Hermann Müller und Konrad Adenauer. Auf sie wird im vorliegenden Beitrag eingegangen. Dabei wird berücksichtigt , wie die genannten Parlamentarier in menschlicher Hinsicht gewirkt haben. Auch wird darauf eingegangen, wie von der Bühlerhöhe aus Einfluß auf die Politik genommen worden ist. Der „Schuß von Bühlerhöhe“ und die Sitzung
des Kabinetts Adenauer II vom 1. September 1954 sowie die Unterredung des deutschen Bundeskanzlers mit dem amerikanischen Senator McWilsey sind dafür zwei Beispiele. Nicht verschwiegen werden soll, dass auch Adolf Hitler Gast auf der Bühlerhöhe war, da sich bei dieser Gelegenheit eine namentlich nicht bekannte Frau sich durch ein sehr mutiges Verhalten ausgezeichnet hatte.
Ideen der Aufklärung und unterschiedliche Betrachtungsweisen der Französischen Revolution führen um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in Europa zu politischen Strömungen vor allem des Konservativismus und des Liberalismus. Auf diesen Grundlagen entstehen in den deutschen Staaten erste, unorganisierte Gesinnungsgemeinschaften. Aus den politischen Ideen erwachsen politische Bewegungen, die gewisse gemeinsame Grundüberzeugungen über die Gestaltung von Staat und Gesellschaft entwickeln. Diese Bewegungen sind - jedenfalls im Großherzogtum Baden - auf die II. Kammer des Landtags als
der politischen Institution bezogen, in der die jeweiligen führenden Persönlichkeiten ihre Anschauungen öffentlich machen können.
Vom Odenwald liegen bislang kaum quartärbotanische Befunde vor, denn Moore sind dort äußerst selten. Die vorliegende
Untersuchung bringt pollen- und makrofossilanalytische Befunde von drei kleinen Vermoorungen aus dem westlichen
Randgebiet des Hinteren (des Sandstein-)Odenwalds aus Höhen von 400 bis 500 m ü. NN. Ein weiteres, in der Nähe gelegenes, schon vor Jahren beschriebenes Moor von sehr ähnlichem Charakter und ähnlicher Entstehung, das Rote Wasser, wird teilweise nochmals mit berücksichtigt. In zweien der Moore wurden die obersten Schichten des Liegenden, im wesentlichen Feinsand, noch miterfasst. In einem Fall ergaben sich darin frühpostglaziale Pollenspektren, im anderen solche des wohl frühen Atlantikums, jedoch waren ihnen durchweg wesentlich jüngere Pollenanteile beigemischt, in äußerst geringen Mengen, oft 0,1 %, vermutlich Ergebnis junger Umlagerungs- oder Einschwemmungsvorgänge; anderweitige Verunreinigungen waren aber auch nicht mit Sicherheit auszuschließen. Bei den untersuchten Moorbildungen handelt es sich um örtlich sehr eng begrenzte Torfablagerungen in kleinen Mulden am Hangfuß, in kaum abfallenden Strecken schmaler
Bachtäler oder in Hangmulden, wo Abflüsse eines nicht zu kleinen Einzugsgebiets Zusammenkommen. Nach den pollenanalytischen Befunden hat dort die Torfablagerung erst in recht junger Zeit begonnen, denn von Anfang an waren in den Torfprofilen regelmäßig “Kulturzeiger”, darunter auch Getreide, vertreten. Auch Walnuss und Esskastanie fanden sich immer wieder. Da mit Besiedlungsspuren im Odenwald nicht vor dem 13. nachchristlichen Jahrhundert zu rechnen ist, ergibt
sich daraus eine, wenn auch nur grobe, Datierung für den Beginn der Moorbildungen und zugleich auch ein Hinweis auf
mögliche Ursachen dafür: Die im Spätmittelalter beginnende Auflichtung der Wälder, z. B. durch Waldweide, vielleicht auch
durch Holznutzung, mag im Wald zu einer spürbaren Verringerung der Niederschlagsinterzeption und damit zur Vermehrung der oberflächlichen oder oberflächennahen Abflüsse geführt haben. Für einen aufgelichteten, weil durch anthropogene Einflüsse gestörten Wald sprechen im übrigen auch die regelmäßigen mineralischen Beimengungen der abgelagerten
Torfe. Die jährliche Torfablagerungsrate mag dabei, grob gerechnet, 1 - 2 mm/Jahr betragen haben, das folgt nicht nur aus
der Mächtigkeit der insgesamt abgelagerten Torfe, sondern auch aus der Tiefenlage der ersten Buchweizen-Pollenkörner,
die frühestens aus der Zeit um 1600 stammen können. Schon vorher scheint es zu einer gewissen Bodenverarmung gekommen zu sein, die sich in den Pollendiagrammen in einem starkem Anstieg der Birkenkurve äußert. Die Pflanzendecke scheint im Bereich der Vermoorungen, nach den ermittelten Makrofossilien zu urteilen, während der Torfablagerungszeit arm an eigentlichen Moorpflanzen gewesen zu sein; die Hauptrolle spielen unter den Pflanzenresten in größeren Profilteilen die Samen von Juncus-Arten. Lediglich in den jüngsten Phasen der Moorbildung ist es, bei zunehmender (ob auch nutzungsbedingter?) Verarmung der ohnehin basenarmen Buntsandsteinböden, zur Ansiedlung von Moor-Sphagnen und anderen Moorpflanzen gekommen. Das geht aus den, durch örtliche Pollenbefunde ergänzten, Makrofossil-Tabellen hervor, die in extenso wiedergegeben werden.
In einer langfristigen Dauerflächenuntersuchung wurde die Populationsdynamik des endemischen Bodensee-Vergissmeinnichts (Myosotis rehsteineri WARTM.) untersucht. Es wird der Frage nachgegangen, (1) wie die Individuendichte von Jahr zu Jahr variiert und (2) ob ein Zusammenhang zwischen Populationsdynamik und Wasserstandsschwankungen besteht. Am Bodensee-Untersee wurde eine 4 m2 große Dauerfläche eingerichtet, die über 12 Jahre fast alljährlich kontrolliert wurde. Von 1989 bis 2000 wurde die Zahl der Pflanzen jeweils vor und nach der Überschwemmung im Sommer erfasst und die Wachstumsrate während des Sommers berechnet. Die Pflanzendichte variierte beträchtlich zwischen 1 und 371 Individuen pro m2; ein
klarer Trend wurde langfristig jedoch nicht beobachtet. Die Wachstumsrate ging mit der Überschwemmungsdauer (Anzahl Tage) signifikant zurück. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Populationsdynamik von Myosotis rehsteineri durch die Wasserstandsdynamik des Bodensees bestimmt wird. Die daraus resultierenden Folgen für Monitoring und Gefährdung werden diskutiert.
Portal der Kinderklinik
(2007)
Am 31. März 1919 wurde vom Bürgerausschuss die Erbauung eines Säuglingskrankenhauses beschlossen. Der Entschluss ein besonderes Krankenhaus für Säuglinge zu bauen war eine Folge des Krieges und der dadurch hervorgerufenen schlechten Ernährung der Säuglinge und Mütter. Das Gebäude fügte sich in den Plan der Gesamtanlage zwanglos ein, denn es war in diesem Plan eine Bebauung des gesamten Parkrandes vorgesehen, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Von diesem Bereich der noch zur Verfügung stehenden Bauplätze wurde am Nord-West-Rand des Parks der dem Haut- und Geschlechtsbau am nahesten liegende Platz gewählt und es verblieben nun noch Bauplätze für 2 bis 3 Gebäude am westlichen Parkrand.
Portrait einer Stadt
(2002)
"Was machte Mozart dreimal in Bruchsal - bitte wo?" So hieß es mit echtem Wiener Schmäh in einer Annonce des Merianheftes Wien zur Monographie über das Musikgenie. Seit dem Jubiläumsjahr „1000 Jahre Österreich" sollte der Name Bruchsal auch dort ein gängiger Begriff sein. Schließlich war Bruchsal sozusagen das Standesamt Österreichs. Der damals zeitgemäße „Taufname" Ostarrichi erscheint anno 996 erstmals in einer kaiserlichen Urkunde. Und eben diese wurde Anfang November jenes Jahres just in Bruchsal ausgestellt. Darin verschenkte Otto III. die österreichischen Lande an das Bistum Freising. Die Ostarrichi-Urkunde ist nicht das erste und letzte Zeugnis dafür, dass in Bruchsal, gut 800 Jahre vor Mozart, hochrangige Prominenz zu Gast war.
Post wird Landratsamt
(2022)
In der Blütezeit des deutschen Kaiserreichs (1871 – 1918) entstanden zahlreiche Villen und Häuser im sogenannten historistischen Stil mit dem bewussten Rückgriff auf Schmuckelemente der deutschen Vergangenheit. Diese Formensprache verflocht sich dann mit dem floralen Jugendstil und brachte besonders filigrane und großzügige Bauten hervor. In Villingen entstanden so neue Quartiere außerhalb der Stadtmauer wie das Romäus-Gymnasium und das Villinger Krankenhaus in der Herdstraße (Friedrichskrankenhaus). Weitere bedeutende Stadterweiterungen in dieser Zeit fanden auch in der Mönchweilerstraße, Vöhrenbacher Straße, Schillerstraße sowie dem Benediktinerring statt. Auch die Luisenstraße, an der Brigach gelegen und in nächster Nähe zum Bahnhof, ist trotz einiger kriegsbedingter Verluste noch immer vom Stil dieser Zeit
geprägt.
Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Als Wort der Heiligen Schrift ist uns für diesen Gedenkgottesdienst ein Wort aus dem 1. Timotheusbrief gegeben: So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott, segne unser Reden und Hören. Amen. Liebe Gemeinde, diese Worte aus dem 1. Timotheusbrief verlocken, darüber nachzudenken, wie eigentlich das Verhältnis unseres Geburtstagsjubilars zur Obrigkeit gewesen ist, auch wenn es in Baden einen König nie gegeben hat, für den zu beten hier aufgefordert wird. Johann Peter Hebel und die Obrigkeit – das wäre schon ein Thema für sich, aber gewiss keines für eine Predigt. Eher lohnt es sich, mit Hilfe Hebelscher Geschichten einen anderen Gedanken unseres Predigttextes auszulegen: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit
kommen.
Prekäre Erinnerungsorte
(2013)
In jüngerer Zeit sind Straßennamen in der Region wieder verstärkt ins Gerede
gekommen. 2010 diskutierte St.Gallen die Umbenennung der Jahnstraße, die auf den
so genannten Turnvater, Nationalist und Antisemit Friedrich Ludwig Jahn verwies. [1]
Zwei Jahre zuvor war bereits die dortige Paul Kruger-Straße umbenannt worden, weil
ihr Andenken an den auch als »Ohm« Kruger bekannten Apartheidpolitiker nicht mehr
statthaft schien. [2] Im März 2012 beschloss der Konstanzer Gemeinderat auf Vorschlag
der Straßenbenennungskommission die Umbenennung der Von-Emmich-Straße, die
auf den einstigen Konstanzer Standortkommandeur und späteren Weltkriegsgeneral
Otto von Emmich verweist. [3] In Radolfzell wurde im gleichen Jahr eine Umbenennung
der Lettow-Vorbeck-Straße diskutiert, und auch der Denkmalwert der an die Kriegsflieger Max Immelmann und Oswald Boelcke erinnernden Straßen wurde auf den Prüfstein gelegt. [4]
Im 13. Kapitel des ersten Buches seiner gesta Karoli berichtet Notker von Sankt Gallen,
Karl der Große habe nach dem Tod seiner Gemahlin Hildegard dem Bruder der Königin mit
Namen Udalrich, aufgrund eines Vergehens alle Ämter entzogen. Daraufhin habe ein Spielmann vor dem gutmütigen Karl ausgerufen: »Jetzt hat Udalrich seine gesamten Lehen verloren im Osten wie auch im Westen, jetzt, da seine Schwester nicht mehr lebt.« Aufgrund dieser
Worte, so Notker weiter, sei der König schließlich derart zu Tränen gerührt gewesen, dass er
dem Grafen die konfiszierten honores sofort zurückgegeben habe1. Ob die Episode, so wie Notker sie schildert, sich tatsächlich ereignete, ist nicht auszumachen. Gleichwohl erscheint sie
in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich, vermag doch das personale Netzwerk, das in ihr aufscheint, einmal mehr zu demonstrieren, welche handlungsleitenden Vorstellungen und Normen dem Funktionieren der politischen Ordnung im frühen Mittelalter zugrunde lagen: Sie
zeigt, dass Einfluss und Macht frühmittelalterlicher Führungsschichten in besonderem Maße
abhingen von der persönlichen Nähe ihrer Exponenten zum König. Königsnähe bedeutete
soziales Prestige und bot - damit verbunden - die Möglichkeit, die Geschicke einer Adelsfamilie positiv zu beeinflussen, wie umgekehrt bei ihrem Verlust die Gefahr bestand, zugunsten
anderer politische Wirkungsmöglichkeiten einzubüßen. Deutlich wird aber auch, dass der
Herrscher offenbar keineswegs frei war in seiner Entscheidung, wem er seine Huld gewährte
oder entzog. Denn immerhin war der in Ungnade Gefallene, wie Notker an gleicher Stelle ausführt, zuvor ceteris causis mit mehreren Komitaten ausgestattet worden, was durchaus nicht der
ansonsten zu beobachtenden Herrschaftspraxis des späteren Kaisers entsprochen habe.
Jubiläen bieten willkommene Anlässe, sich auf die Historie zu besinnen. Während 2014 vielerorts der Erste Weltkrieg das beherrschende Thema war, stand das Jahr in
Konstanz überwiegend im Zeichen des Konziljubiläums. Noch bis 2018 wird man sich
verstärkt mit der größten Kirchenversammlung des Mittelalters auseinandersetzen – ein
Gedenk-Unterfangen, dem mehrjährige Planungen vorausgingen. Eine von vielen Ideen
war es, im Jahr 2017 ein »Belehnungsfest« zu feiern, 600 Jahre nachdem König Sigismund auf dem Obermarkt dem Hohenzollern Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg,
förmlich die Herrschaft über Brandenburg übertragen hatte. Das am Platz gelegene Haus
Zum hohen Hafen erinnert noch heute mit seiner historistischen Fassadenmalerei an das
Ereignis. Streng genommen hatte Sigismund bereits im April 1415 Friedrich unter gewissen Einschränkungen zum Markgrafen und Kurfürsten erhoben, was also als Vorwand
für diesen Beitrag zum jetzigen Zeitpunkt dienen könnte. Es lohnt sich aber unabhängig
davon, das Thema Preußen und Konstanz einmal näher zu betrachten.
Am 17. Mai 1945, wenige Tage nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht (08.05.1945), forderte Erzbischof Gröber die Pfarrseelsorger der Erzdiözese auf, Ereignisse in der Pfarrei vor, während und nach der Besetzung sowie etwaige Schäden an kirchlichen Gebäuden zu schildern und über die allgemeine Lage zu berichten. Mit den Stichworten „Plünderungen, Vergewaltigungen, andere Schwierigkeiten“ war den in die Pflicht Genommenen große Freiheit eingeräumt; sogar zu einem Tabuthema durften, sollten sie sich äußern! Das Erzbischöfliche Ordinariat hat die Anordnung mehrfach wiederholt. Bis Ende 1947 sind mehr als tausend Berichte eingegangen, viele schon im Sommer 1945. Das ist bemerkenswert, weil der Briefverkehr nur langsam wieder in Gang kam – wegen kriegsbedingter Zerstörungen und Anordnungen der Besatzungsmächte (der Nordteil der Erzdiözese gehörte zur amerikanischen, der Südteil mit Hohenzollern zur französischen Besatzungszone). Man war erfinderisch bei der Übermittlung von Nachrichten.
Auf Grund der Gemeindereform besteht die Gemeinde Friesenheim seit dem 1. Januar 1975 neben dem Kernort Friesenheim auch aus den Ortschaften Heiligenzell, Oberschopfheim, Oberweier und Schuttern. In den fünf Ortschaften gibt es in jedem Ort eine katholische Kirchengemeinde mit Kirche und Pfarrhaus. Der Kernort Friesenheim hat dazu noch eine Evangelische Kirchengemeinde, ebenfalls mit Kirche und Pfarrhaus. Mit Blick auf die zurückgehende Zahl der Gläubigen und der Priester im aktiven Dienst wurden im Erzbistum Freiburg alle 1.075 Pfarrgemeinden zu Seelsorgeeinheiten zusammengefasst. Im Erzbistum Freiburg soll es in Zukunft nur noch 225 Seelsorgeeinheiten geben. Die katholische Seelsorgeeinheit Friesenheim wurde am 31.8.2003 mit ca. 7.000 Katholiken ins Leben gerufen. Zu ihr gehören die Kirchengemeinden St. Laurentius Friesenheim, Herz Jesu Heiligenzell, St. Leodegar Oberschopfheim, St. Michael Oberweier und Mariä Himmelfahrt Schuttern.
Prinz Max von Baden
(2016)
Der Verfasser, Archivdirektor i. R., hat im Generallandesarchiv Karlsruhe im Rahmen eines Projekts der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg den politischen Nachlass des Prinzen Max von Baden, des letzten Reichskanzlers, neu erschlossen, das Inventar steht online. Er resümiert seine Erfahrungen mit der Korrespondenz des Prinzen und schildert sie als Abbild einer Welt im Umbruch. Das Besondere dieser Korrespondenz: Die Briefschreiber stammen aus allen politischen Lagern, von ganz rechts bis weit links.
Als der Badische Landtag am 6. November 1929 zum ersten Mal in seiner neuen Wahlperiode zusammentrat, traf mitten in der Vormittagssitzung die Nachricht vom Tod des Prinzen Max von Baden ein; der Prinz war seit 1889 Mitglied der Ersten Kammer und von 1907 bis 1918 deren Präsident gewesen. Das „Haus“ erhob sich zu einem kurzen Nachruf des Landtagspräsidenten Eugen Baumgartner auf den Prinzen – mit Ausnahme der Fraktionen der Deutschnationalen Volkspartei und der Nationalsozialisten, die demonstrativ den Saal im Karlsruher Ständehaus verließen; die Abgeordneten der Kommunisten blieben sitzen.
1726 wurde in Rastatt Prinzessin Elisabeth Eleonora Augusta von Baden-Baden geboren. Sie erwarb 1765 die Herrschaft Lichteneck und lebte bis zu ihrem Tod 1789 überwiegend in Riegel, nur die Wintermonate und die letzten drei Lebensjahre verbrachte sie
in Freiburg. Hier besaß sie bei Ihrem Tod drei Häuser und beeinflusste, wie Heinrich Schreiber berichtet, das kulturelle Leben in der Stadt: ,,Wesentlich trug zur Förderung der Musik (...)
die Kapelle bei, welche die Prinzessin Elisabeth von Baden-Baden (...) , zur Tafel und zu Konzerten an ihrer Hofhaltung zu Freiburg angestellt hatte; deren Virtuosen auch nach ihrem Tod
größtenteils daselbst zurückblieben und die musikalischen Abende, zumal in den Häusern de
Adels fortsetzten". Aber es gibt noch weitere Hinweise auf ihre Beziehung zu Freiburg in der
Literatur, z.B. in einem Aufsatz von Joseph Ludolf Wohleb oder bei Karl Bannwarth, der in
ihr die Stifterin einer Votivtafel für St. Ottilien (1756) sah. Der Riegeler Pfarrer Ferdinand
Gießler konzentrierte sich dagegen bei einer Beschäftigung mit Prinzessin Elisabeth auf
deren Aufenthalt in Riegel. Darüber hinaus wird sie in der Literatur nur vereinzelt erwähnt.
Anhand der bisher vorliegenden Forschungsergebnisse und den Quellen soll nachfolgend versucht werden, eine Übersicht über das Leben der Prinzessin zu geben.
Prinzessin Wilhelm
(2016)
Dynastisch verflochten ist Prinzessin Wilhelm mit dem Familienclan des Kaisers Napoleon I. und zugleich mit dem Zarenhaus. In Petersburg geboren und aufgewachsen fühlte sie stets als Russin. Als sie im Jahre 1863 den Prinzen Wilhelm von Baden, Bruder des Großherzogs Friedrich
I., ehelichte, bezog das Paar ein Palais am Karlsruher Schlossbezirk. Engagiert widmete sich die Prinzessin gesellschaftlichen und sozialen Aufgaben. Sie ist die Mutter des Prinzen Max von Baden, der zu Ende des Ersten Weltkriegs eine politische Schlüsselposition einnahm.
Ein gut 40 km langes Teilstück der Autobahn A 5 zwischen Baden-Baden und Offenburg wird von einem Konzessionär privat finanziert auf sechs Spuren ausgebaut und 30 Jahre lang betrieben. Die Kosten belaufen sich auf rund 850 Mio. Euro – es ist damit eines der größten jemals realisierten Straßenprojekte in Baden. In dem Beitrag werden sowohl die Vorbereitung,
Planung und der Bauvollzug dieser einmaligen Maßnahme im badischen Rheintal beschrieben als auch einige Hintergründe solcher privat finanzierten Straßenbauprojekte beleuchtet und aufgezeigt, wie komplex und auch umstritten all diese Modelle sind.
Als der Schwäbische Heimatbund 1978 den
„Peter-Haag-Preis“ stiftete, um damit private
Eigentümer in Württemberg für die vorbildliche
Sanierung ihrer historisch bedeutsamen
Gebäude zu ehren, konnte niemand ahnen,
welche Zukunft diese Auszeichnung haben
würde. Dreißig Jahre später ist sie eine feste
Institution im Land geworden. Seit 2000
gemeinsam mit dem Landesverein Badische
Heimat vergeben und auch auf Baden ausgedehnt,
kann die heute „Denkmalschutzpreis
Baden-Württemberg“ genannte Anerkennung
auf eine stolze Bilanz zurückschauen, wurden
doch in dieser Zeit nicht weniger als einhundertdreißig
Bauten prämiert. Die Dokumentation
aller preisgekrönten Objekte aus
drei Jahrzehnten ist für jedermann im Internet
über die Seiten des Schwäbischen Heimatbundes
abrufbar. Bilder und Texte beleuchten
dort eindrücklich, welch mannigfaltigen Denkmälerbestand
der deutsche Südwesten aufzuweisen
hat und welch bedeutende Rolle neben
Land, Kommunen und Kirchen gerade auch
den Bürgern selbst bei der Bewahrung der
Zeugnisse der Geschichte zukommt, die für
unsere kulturelle Identität und für das Aussehen
unserer gebauten Umwelt so wichtig
sind.
PRO DOMO - PRO LIBRIS
(2011)
„Den Kraichgau kennen lernen" war vor Jahren die überzeugende Erfindung des
jetzigen Ehrenvorsitzenden Bernd Röcker: Exkursionen! - Mit Sachkundigen
schauen, diskutieren - Bewahren von Fakten und Erinnerung - Auseinandersetzung
mit Entwicklungen. Die Nachhaltigkeit verlangt dann oft nach Schriftlichkeit,
nach Aufsätzen oder Büchern. So haben eine Exkursion nach Baiertal und
Jörg Zobels, des neuen Vorsitzenden, Einführung in die ungewöhnliche Ausmalung
der neubarocken St.-Gallus-Kirche zu einem Aufsatz in diesem Band geführt.
Wie für die allgemeine Agrar- und Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters,
so hat auch für die Erforschung der agrarischen Verhältnisse des
Elsaß seit langem die Frage nach der wirtschaftlichen Lage der Bauern
und ihrer sozialen Stellung im Vordergrund des Interesses gestanden. Es
ist die Belastung der bäuerlichen Bevölkerung durch Abgaben und Dienste
an die Herren, das Besitzrecht an Grund und Boden in seiner Bedeutung
für die wirtschaftliche Lage der Bauern, das die Untersuchungsrichtung bestimmte.
Und aus dieser Blickrichtung auf die Belastung der Bauernwirtschaft
erklärt sich die Einbeziehung aller anderen Abgaben und Leistungen
öffentlich-rechtlicher und herrschaftlicher Natur in die Untersuchung, die an
und für sich mit den grundherrschaftlichen Verhältnissen und der agrarischen
Produktionsordnung im engeren Sinn nichts zu tun hat. So sehr der
Agrarhistoriker die Rechts- und Verfassungsinstitutionen mit heranzuziehen
hat, so ist gerade auf dem Boden der elsässischen Agrargeschichte bei den so
unendlich komplizierten verfassungsgeschichtlichen Verhältnissen eine Vermengung
von wirtschaftlicher Produktionsordnung und ihren Institutionen
mit der Rechts- und Verfassungsordnung von ganz besonderem Übel.
Erich Oberdorfer, der langjährige Direktor der Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe, ist tot. Er starb am 23. September 2002, 97 Jahre alt, in seiner Wohnung am Schönberg bei Freiburg, der Stadt, in der er geboren wurde, aufwuchs und studierte. Erich Oberdorfer kam 1937, nach sechsjähriger Tätigkeit als Studienassessor, an die Landessammlungen für Naturkunde, zunächst als Mitarbeiter der Badischen Naturschutzstelle, die seinerzeit noch in das Museum eingegliedert war. Nach Krieg und Gefangenschaft wurde er 1949 zum Leiter der Naturschutzstelle und gleichzeitig zum kommissarischen Direktor des Naturkundemuseums ernannt. Der Staat ließ sich neun lange Jahre Zeit bis zu seiner endgültigen Einsetzung als Direktor im Jahre 1958. 1970 ging er in den Ruhestand, arbeitete jedoch noch regelmäßig im Museum, bis er 1972 in seine Heimatstadt Freiburg zurückkehrte.
Am 2. Januar 1909 wurde dem Großherzoglichen Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe offiziell mitgeteilt, dass tags zuvor in Freiburg ein neuer Verein gegründet worden war, der „Landesverein Badische Heimat" - unter dem einstweiligen Vorsitzenden Prof. Dr. Fridrich Pfaff. Die erste Landesversammlung wurde für Juli 1909 in das zentral gelegene Achern einberufen. Dort wurde Pfaff satzungsgemäß bestätigt, sein Stellvertreter wurde (später auch sein Nachfolger) der Mediziner Prof. Dr. Eugen Fischer. Ehrenmitglieder wurden u. a. Dr. Heinrich Hansjakob und Prof. Hans Thoma. In den ,,Arbeitsausschüssen" stellten sich dem neuen Verein prominente Persönlichkeiten zur Verfügung: Bürgermeister, Pfarrer, Lehrer, Künstler, Unternehmer.