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Lassen Sie mich mein Grußwort mit zwei kurzen Zitaten aus einer römischen Verlautbarung beginnen: „Durch die angemessene Nutzung aller von den kirchlichen Gemeinschaften hervorgebrachten Kulturgüter ist es möglich, den Dialog der Christen mit der heutigen Welt weiterzuführen und auszubauen.“ So heißt es in einem Schreiben, das die „Päpstliche Kommission für die Kulturgüter der Kirche“ am 2. Februar 1997 an alle Diözesanbischöfe gerichtet hat. An anderer Stelle im gleichen Text lesen wir: „Die in den Archiven enthaltene Dokumentation ist ein Erbe, das erhalten wird, um weitergegeben und genutzt zu werden.“ Eigentlich bezieht sich die Päpstliche Kulturgutkommission in diesem Schreiben auf die Archive als Institutionen, also auf Bistums-, Dekanats- oder Pfarrarchive. Doch der Auftrag, das Erbe zu erhalten, es zu nutzen und weiterzugeben, scheint mir ebenso gut auch für gedruckte „Archive“ zu passen und zu gelten – so wie eben unser „Freiburger Diözesan-Archiv“, und natürlich gilt es auch für diejenigen, die es produzieren und publizieren, also für den „Kirchengeschichtlichen Verein“ und seine Mitglieder.
Als die Stadt Überlingen im Jahre 1953 die Stiftung eines Bodensee-Literaturpreises beschloss, war sie sich der verpflichtenden Tradition des reichen kulturellen Lebens
bewusst, die im Mittelalter begründet worden war. Diese Tradition führte aber auch in
der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zahlreiche Menschen nach Überlingen,
die mit Literatur im weitesten Sinne zu tun hatten.
Die Anregung für die Stiftung des Bodensee-Literaturpreises ging von einer jener
Personen aus, die nicht aus der Stadt selbst kam en, aber Bleibendes am Bodensee schufen: der Balte Eugen Assmann (1902-1979), Ingenieur, Schriftsteller und Dozent, und
1950 bereits Begründer des Bodensee-Clubs, einer Selbsthilfeorganisation der Künstler,
hatte auch die Idee, einen Bodensee-Literaturpreis zu stiften. Die für die Kommunalpolitik und die Kultur Verantwortlichen reagierten auf die Anregungen des Zugezogenen,
so wie überhaupt viel neuer Wind in der beschaulichen Provinz am Bodensee von den
Zugewanderten ausging. Der damalige Bürgermeister Anton Wilhelm Schelle und der
Gemeinderat nahm en die Idee auf, sahen aber von einer engen Bindung an den Bodensee-Club und an den Gemeinderat ab und richteten ein unabhängiges Preisgericht ein. Bei
der Konzeption des Preises waren insbesondere der Schriftsteller und Literaturkritiker
Fritz Kraus und der Ingenieur Georg Siemens beteiligt, beide ebenfalls erst in den vierziger Jahren nach Überlingen gekommen. Fritz Kraus (1903-1960) war Kulturredakteur bis zu deren Verbot 1943 bei der Frankfurter Zeitung, Georg Siemens (1882-1977),
Ingenieur und Volkswirtschaftler, hatte seit 1925 in der technischen Leitung der Firma
Siemens & Halske AG gearbeitet und lebte seit 1945 im Ruhestand in Überlingen.
Zur Illustration eine Artikels „Die Burg und Stadt Staufen", der in zwei Teilen in der Zeitschrift „Schau-ins-Land" in den Jahren 1880 und 1881 publiziert wurde, hat Josef Bader neben
einigen Darstellungen Staufens und seiner näheren Umgebung auch Zeichnungen von archäologischen Fundstücken aus der Stadt und der Burgruine abgebildet. Letztere wurden teilweise
bei „Aufräumung arbeiten" auf der Burg gefunden. Es handelt ich dabei um Ofenkacheln,
Wappensteine, Bauteile, eine Öllampe, Partisanen sowie eine gusseiserne Kaminplatte. All
diese Funde bezeugen eine rege Bautätigkeit und neue Ausstattungsmaßnahmen der Burg im
16. Jahrhundert.
Die Anlage, aus der die Funde stammen, bekrönt einen dem Schwarzwald vorgelagerten
Kegelberg nördlich der Altstadt am Ausgang de Münstertal und reicht in ihren Anfängen bis
in das 12. Jahrhundert zurück. Im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert wurde ein neuer, dreigeschossiger Palas im südlichen Teil der Kernburg erbaut. Sein repräsentativer Charakter mit
einer zur Stadt aus gerichteten Schaufassade prägt noch heute das Erscheinungsbild der Ruine.
Die Burg wurde bereits 1602 nach dem Aussterben des letzten Herrn von Staufen nicht mehr
bewohnt und schließlich 1633 im Dreißigjährigen Krieg zerstört.
Im April 2001 wird im Badischen Landesmuseum Karlsruhe (BLM) die Ausstellung zur badischen Landes- und Kulturgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf ca. 700 qm Ausstellungsfläche eröffnet. Mit dieser Neueinrichtung unter dem Titel „Baden zwischen den Revolutionen 1789-1848" werden die Anfänge der badischen Geschichte als Großherzogtum an historischem Ort, dem Karlsruher Schloss, lebendig. In vier Abschnitten will die Ausstellung den Besucherinnen und Besuchern einen Überblick geben über die Entwicklung in der Zeit von der Französischen Revolution und den Erhebungen von 1848. Dabei wird die besondere Rolle Badens im Rahmen der gesamteuropäischen Geschichte reflektiert. Dazu steht die umfangreiche kulturgeschichtliche und kunsthistorische Sammlung des Hauses zur Verfügung. Der größte Komplex an Objekten sind traditionell volkskundliche Sammlungsgegenstände. Diese werden nicht, wie dies in früheren Präsentationen der Fall war, nach Objektgruppen ausgestellt. Vielmehr wird die Neueinrichtung auf der Basis eines kulturwissenschaftlichen Konzepts erfolgen. Daher werden die Bestände - ergänzt durch einige Ankäufe sowie langfristige Leihgaben - unter dem Aspekt ihrer Aussage zur Landes- und Kulturgeschichte Badens in den narrativen Kontext der Ausstellung integriert.
Im Strom der Amerika-Auswanderer tauchen Träger des Namens Bunz (Namensvarianten sind Buntz, Bontz, Bonz) erst ab den 1830er Jahren in größerer
Zahl auf. Wir wissen von rund 50 Namensträgern, die im 19. und beginnenden
20. Jahrhundert parallel zu den von Deutschland ausgehenden Auswanderungswellen nach Nordamerika emigrierten und sich in den – von deutschen
Siedlern damals generell bevorzugten – Staaten der mittleren Atlantikküste
(New York, New Jersey, Pennsylvania) und des mittleren Westens (Ohio,
Indiana, Illinois, Wisconsin, Michigan, Iowa, Missouri) niedergelassen haben. [1]
Es gibt allerdings den – weder von Bonz noch der Auswanderer-Datenbank
des baden-württembergischen Landesarchivs erfassten – Ausnahmefall einer
Amerika-Emigration von Bunz-Namensträgern schon um die Mitte des
18. Jahrhunderts, als drei Brüder aus Niederstotzingen sich auf den Weg in die
damals noch ganz junge britische Kolonie Georgia machten. Ihre Geschichte
und die ihrer Nachkommen soll hier erzählt werden. [2]
Salonfähige Pietisten
(2010)
Noch bevor die Esslinger Bevölkerung im November des Jahres 1531 der
Einführung der Reformation zustimmte, hatte der Magistrat Ende September
1531 dem Beitritt Esslingens zum Schmalkaldischen Bund der evangelischen
Reichsstände zugestimmt. Eine Folge dieser außenpolitischen Entscheidung
war, dass sich die Esslinger Stadtväter nach der Niederlage der Protestanten im
Schmalkaldischen Krieg (1546 –1547) dazu gezwungen sahen, sich zum Schutz
der reichsstädtischen Selbstständigkeit sowohl politisch als auch konfessionell
dem wenig geliebten Nachbar, dem Herzogtum Württemberg, anzunähern.
Dies führte zu einer zunehmenden Ablösung des ursprünglich oberdeutschzwinglianisch ausgerichteten Esslinger Protestantismus durch ein württembergisches Luthertum, bis Esslingen Anfang der 1570er Jahre endgültig im
lutherischen »Lager« angekommen war. Nach dem Grundsatz »cuius regio,
eius »religio« kontrollierte der Magistrat seit 1531 das gesamte Kirchenwesen
der Stadt. Als Vorgesetzte der gesamten Pfarrer- und Kirchenbeamtenschaft
fungierten die Ratsherren, die Kirchen- und Schulordnungen erließen, das
Kirchenvermögen verwalteten und in das geistliche Leben in der Stadt auf
mannigfache Weise eingriffen. [1]
Das im Frühjahr 1228 in Rom für Konrad von Lorsch, den letzten benediktinischen Fürstabt der Reichsabtei Lorsch, von dem mittellateinischen Dichter Magister Heinrich von Avranches (ca. 1189/90–1262/63) geschriebene Gedicht HvA 43 (R 114-117) war bereits Gegenstand mehrerer Untersuchungen. Abt Konrad galt bisher in seinem Lorscher Amt von 1214 bis 1226 als urkundlich sicher belegt, während die Quellen über seine familiäre Herkunft schweigen. Er dürfte aber einer bisher nicht ermittelten edelfreien, laut des Gedichts Magister Heinrichs von Avranches HvA 43, Vers 36 mit dem dort als consobrinus bezeichneten Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein (im Amt 1200–1230) verwandten oder verschwägerten Familie entstammen, in welcher der Name Konrad in seiner Generation einem nachgeborenen, nicht zu weltlicher Herrschaft bestimmten Sohn verliehen worden war, sei es, dass der Name vom Großvater auf den ältesten Enkel, in der Sohnesgeneration aber auf den Nachgeborenen vererbt wurde, sei es, dass ein Nachgeborener ihn von der Mutterseite ererbt oder von einem Paten erhalten hatte.
Identität ist eine anthropologische Konstante des Menschen. Jeder Mensch charakterisiert sein Selbstverständnis durch eine Matrix entsprechender Zuschreibungen. Man ist Bayer oder Hanseat, Württemberger oder Badener, Deutscher oder Schweizer, man ist Katholik, Protestant oder Agnostiker, Akademiker, Handwerker oder Auszubildender, man verortet sich politisch konservativ, liberal oder eher links, man ist Fleischesser oder Vegetarier, eher draufgängerisch oder ängstlich, hat eine eher optimistische oder pessimistische Weltsicht. Auch größere gesellschaftliche Strukturen wie Städte oder Nationen bilden eine kommunale oder nationale Identität über eine Vielzahl solcher Zuschreibungen und Selbstwahrnehmungen aus.
Ein völlig unbekanntes Kapitel der Villinger Kulturgeschichte ist der Verlag deutscher Klassiker des eigenwilligen Professors
Josef Josua Eiselein (1781 – 1856). Dieser war ab 1818 Lehrer und Präfekt am Gymnasium in Donaueschingen, wurde im
selben Jahr zum Priester geweiht und war ab 1820 Hofkaplan in Donaueschingen und Bibliothekar der Fürstenbergischen
Hofbibliothek. 1823 trat er überraschend zum evangelischen Glauben über und verließ Donaueschingen. Ab 1822 veranlasste
er die Herausgabe der Werke Lessings und gab von 1825 bis 1829 in eigener Verantwortung die Werke von Johann J.
Winckelmann (1717 – 1768) in einer zwölfbändigen Ausgabe heraus, die z.T. bis heute Gültigkeit besitzt.
Das verflixte Jahr 1806
(2023)
Gilt das Jahr 1806 insgesamt in der deutschen Geschichte als ein „Epochenjahr“, das den Übergang vom feudalen ins bürgerliche Zeitalter kennzeichnet, so war es dies für die Geschichte der Stadt Villingen in erhöhtem Maße, denn die Bürger der ehrwürdigen Stadt an der Brigach erlebten in diesem verflixten Jahr mehrere existenzielle Herrschaftswechsel und mehr als eine Schrecksekunde.
Ohne Zweifel hat Sulzbach bei Ettlingen eine lange Vergangenheit mit wechselvollen Schicksalen als Siedlungsplatz und Bauerndorf. Seine begünstigte Lage, hoch über dem sumpfigen Bruchgelände war schon in der Römerzeit erkannt worden und ist durch Funde aus dem 2./3. Jh. n. Chr. belegt. Auch die sehr frühe, heute in Vergessenheit geratene Bezeichnung „die alte Burg" für das Gelände nahe den Wickenwiesen könnte als Hinweis auf eine frühere Besiedlung gedeutet werden. Ebenso lässt der alte „Hörweg" (Heerweg), heute fälschlicherweise als Heuweg umgedeutet, auf römischen Wegebau schließen.
Das Museum am Burghof bewahrt die bedeutendste kulturhistorische Sammlung der Region zwischen Breisgau und Bodensee. Unter diesen über 50 000 Objekten befinden sich zahlreiche Exponate zur Geschichte der Stadt Lörrach. Das Autorinnenteam hat aus dieser Vielzahl einige Gegenstände ausgewählt, die auf vielfältige Weise Einblicke in Lörrachs Geschichte geben. Diese Objekte stammen aus verschiedenen Jahrhunderten und gehören zu unterschiedlichsten Sammlungsgebieten. Sie erzählen aus dem Alltag der Menschen oder stehen als Zeugen für ein historisches Ereignis. Die Betreuung der Sammlung gehört mit zu den wichtigsten Aufgaben der Museumsarbeit. Seit mehreren Jahren werden die Objekte in einer Datenbank mit Bild wissenschaftlich erfasst. Ziel des Museums ist es, alle Objekte in diese computerunterstützte Dokumentation aufzunehmen, um schließlich auch interessierten Museumsbesuchern die Möglichkeit zu geben, sich per Mausklick in der Museumssammlung zu bewegen
Zwischen der Verleihung Villingens als Reichslehen an die Grafen von Fürstenberg (1283) und dem Übergang der Stadt an die habsburgisch-österreichischen Herzöge (1326) liegt die fürstenbergische Zeit des Baarortes. Zwar hatten die Fürstenberger schon seit den 1250er-Jahren (bedeutenden)
Einfluss auf Villingen gehabt, doch erst 1283 war – zusammen mit der Übernahme der Baargrafschaft – ihre Herrschaft allgemein anerkannt. Das Nachfolgende will einführen in die Geschichte der
Fürstenberger Grafenfamilie und in die fürstenbergische Zeit Villingens.
Die Zähringer und Villingen
(2011)
Am Wochenende vom 25. bis 27. Juni 2010
feierte man in Villingen ein großes Stadtfest, das
u.a. als Zähringerfest die Repräsentanten von zwölf
sog. Zähringerstädten versammelte und in der symbolischen Übergabe des Wappens mit dem Zäh -
ringer adler einen seiner zahlreichen Höhepunkte
hatte. Villingen war vom 10. Jahrhundert an mit
den Zähringern verbunden, seine Stadtwerdung
war um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert
abgeschlossen, so dass dem Ort zu Recht das (wie
auch immer zu interpretierende) Attribut einer
„Zähringerstadt“ zuerkannt werden kann.
Der wilde Mann von Villingen
(2023)
Der wilde Mann von Villingen hat Anlass gegeben zur Einordnung von Sebastian Münster (*1488 – † 1552) und dessen Cosmographia (1544) in die europäische Umbruchszeit des 15. und 16. Jahrhunderts. Die „Weltbeschreibung“ Münsters lebte auch davon, dass sie Fremdes und „wunderbarliche Dinge“ darstellte. Einhegnung und Einordnung durch wissenschaftliche Systematisierung erlebten die menschlichen Wunderrassen in Mittelalter und beginnender früher Neuzeit. Das galt gerade auch für die Wildmenschen, wilde Männer und Frauen, die – immerhin unmittelbar der christlichen Zivilisation benachbart – doch nur Wesen am Rand der Gesellschaft waren, von deren Existenz im Grunde nur das Bücherwissen Auskunft gab. Die wilden Menschen gehörten zu den in Münsters Cosmographia ausgiebig betrachteten Monstern und Fabelwesen. Sie gehörten auch zu Gottes Schöpfungsplan im christlichen Kosmos des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Aus Münsters Darstellung des wilden Manns von Villingen gehen die Eigenschaften der Wild- oder Waldmenschen hervor: Ursprünglichkeit, Kraft, Robustheit, Wildheit, Sexualität, kurz gesagt: Fremdheit. Ob es den wilden Mann wirklich gegeben hat, diesen Außenseiter der Gesellschaft, der lieber allein abseits von den Menschen im Wald lebte, oder ob er eine Sage und Legende war, die die Villinger Bürger sich erzählten, muss dahingestellt bleiben. Für Münster war der Abschnitt über Villingen in seiner Cosmographia insofern bedeutsam, dass er damit den Gegensatz zwischen Natur und Kultur, Wald und wilder Mann auf der einen, Stadt und bürgerliche Zivilisation auf der anderen Seite beschrieb und hervorhob.
Im Anfang des 10. Jahrhunderts etablierte sich nach der Belagerung des Hohentwiel und der Schlacht bei Wahlwies (915) gegen die Herrschaft Konrads I. (911 – 918), des ersten nichtkarolingischen Königs in Ostfranken, das (alemannisch-)
schwäbische Herzogtum unter Herzog Erchangar (915 – 917). Erchangar und sein Bruder Berthold wurden zwar 917 gefangen genommen und wohl in Aldingen hingerichtet, jedoch führte Burkhard (I., 917 – 926) aus der Familie der Markgrafen von (Chur-) Rätien das Herzogtum weiter.
Wir wollen im Folgenden die frühe schriftliche
Überlieferung zum Ort Villingen vorstellen und so
diese dem vornehmlich aus der Archäologie gewonnenen Bild des früh- und hochmittelalterlichen
Ortes zur Seite stellen. Über vierhundert Jahre verstreut ist das zugegebenermaßen lückenhafte Quellen material, das die frühesten schriftlichen Hin -
weise zur Existenz des Ortes Villingen liefert. Die
erstmalige Nennung des Ortsnamens „Villingen“
geschieht in der Urkunde Kaiser Ludwigs des
Frommen (814–840) vom 4. Juni 817. Es folgt
über 180 Jahre später das berühmte Diplom Kaiser
Ottos III. (984–1002) vom 29. März 999, in der
der Herrscher dem Grafen Berthold (991/96–
1024) das Markt-, Münz- und Zollrecht in
Villingen verlieh. Ins 11. und 12. Jahrhundert zu
datierende Belege zu Villingen hängen mit den
Überlieferungen der Klöster St. Georgen und
St. Peter im Schwarzwald zusammen.
Mittelalterliche Handschriften aus der Bibliothek des Benediktinerklosters St. Georgen in Villingen
(2008)
Bildung und Kultur in Deutschland stehen neuerdings zum Verkauf. Im „Kulturgüterstreit“
(„Handschriftenstreit“) zwischen der Badischen
Landesbibliothek in Karlsruhe und der baden-württembergischen Landesregierung um eine eventuelle Veräußerung von Handschriften hat die
Politik wieder einmal jegliches Fingerspitzengefühl
vermissen lassen. Ein Verkauf der Handschriften
scheint als Folge des nationalen und internationalen Protestes zwar abgewendet, doch ist weiterhin
Misstrauen gegenüber solchen politischen Entscheidungen angebracht. Auch Handschriften des
ehemaligen Klosters St. Georgen im Schwarzwald
bzw. des frühneuzeitlichen Benediktinerklosters in
Villingen wären von einem Verkauf betroffen gewesen. Das Folgende will daher nachdrücklich aufmerksam machen auf die mittelalterlichen Codices
einer Klosterbibliothek, die vom 17. bis zu Beginn
des 19. Jahrhunderts in Villingen beheimatet war.
Ebenso wie Villingen an die Grafen von Fürstenberg gekommen ist. Herzog Berthold, der vierte des
Namens, Herzog von Zähringen, hat Villingen
erbaut. Er hatte eine Tochter mit Namen Agnes, die
hat er Graf Egino von Fürstenberg vermählt, der
auch ein Graf von Urach gewesen ist. Dieser Agnes
ist von ihrem Vater Herzog Berthold Villingen
zugeteilt worden, und also ist nach ihres Vaters Tod
und nach ihrem Tod die Stadt Villingen erblich an
die Grafen von Fürstenberg gekommen und gefallen. Das geschah im Jahr 1197.“ So schreibt der
frühneuzeitliche Geschichtsschreiber Heinrich Hug
(† ca. 1533) in seiner von 1513 bis 1533 verfassten
Villinger Chronik.
Buhlmann will mit diesem Artikel in die Geschichte der Habsburger und in die habsburgische Zeit Villingens einführen. Im Vordergrund stehen dabei der Übergang Villingens an die habsburgischen Herzöge im Jahr 1326, die Einordnung der Stadt in die spätmittelalterlichen vorderösterreichischen Territorien im deutschen Südwesten, die innere und äußere Entwicklung Villingens u.a. als Teil der habsburgischen Landesherrschaft(en). Zeitlich wird damit das 14., 15. und beginnende 16. Jahrhundert
Villinger Geschichte erfasst.