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Die Wiedereröffnung der Schlettstädter Humanistenbibliothek (Bibliothèque Humaniste de
Sélestat) im Juni 2018 nach vierjähriger Schließung war ein Ereignis, das weit über das Elsass
hinaus Beachtung fand. In der vom französischen Architekten Rudy Ricciotti (Schöpfer des
Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée 2013) einfühlsam umgestalteten
Architektur wird die Büchersammlung des Humanisten Beatus Rhenanus, eines Freundes von
Erasmus von Rotterdam, zu neuem Leben erweckt. Die von der UNESCO in die Liste des Weltdokumentenerbes
aufgenommene Sammlung ist jetzt dank einer innovativen Museographie
einem breiten Publikum zugänglich. Die Schlettstädter Humanistenbibliothek, die gleichzeitig
Museum ist, bezeugt die außergewöhnliche intellektuelle Fruchtbarkeit des oberrheinischen
Humanismus im 15. und 16. Jahrhundert, für den das kleine Schlettstadt zu einem Brennpunkt
mit enormer Ausstrahlungskraft wurde.
Die neue Art Micarea kemmleri Brackel wird beschrieben. Der lichenicole, nicht-lichenisierte Pilz wurde im
Herbarium Poll auf einem Beleg von Cladonia squamosa, gesammelt von C. A. Kemmler Mitte des 19.
Jahrhunderts, gefunden. Die neue Art unterscheidet
sich von den bekannten Micarea-Arten durch die Kombination von fehlendem Thallus, einem völlig farblosen
Apothecien-Schnitt und ellipsoiden, einzelligen Ascosporen mit einer Länge von unter 10 µm.
Als am 6. Juni des 50. Jahrestages der alliierten Landung in Frankreich gedacht wurde, Auftakt zur Befreiung Europas vom Joch der Hitler-Diktatur, war Deutschland, der damalige Unterdrücker Europas, noch einmal mit der schlimmsten Zeit und schwersten Last seiner Geschichte konfrontiert. Doch es bleibt auch daran zu erinnern, dass zu derselben Zeit eine deutsche Widerstandsbewegung ihren letzten verzweifelten Versuch unternahm, die totalitäre Diktatur Hitlers zu stürzen und den Krieg zu beenden. Tragisch gescheitert am 20. Juli 1944, hat dieser mutige Versuch deutscher Selbstbefreiung dann doch dazu
beigetragen, dass der Mehrheit der Deutschen nach 1945 die Teilnahme am Aufbau eines freien geeinten Europa ermöglicht worden ist.
Viele Fragen tun sich auf, sobald man auf diese Überschrift stößt: „Lieder badischer Liedermacher im 20. Jahrhundert“
– Welche Art von Liedern fällt unter diese Rubrik? – Wer ist Badener? Wer nicht? – Was ist ein Liedermacher? – Wer alles gehört zum 20. Jahrhundert? Welche Art Lied? – Da es sich ja hier um eine Tagung zu Gesangbuch und Kirchenlied handelt, erübrigt sich wohl meine erste Frage. Kirchenlieder sind gemeint. Gemeindelieder sind gemeint. Lieder sind gemeint, die in einem Gesangbuch stehen oder stehen könnten. Wer ist Badener? – Ob ein Mensch in Baden geboren ist oder seine Wirkungsstätte hat, ob er in Baden seinen Ruhestand verbracht hat oder gestorben ist – hier möchte ich gern großzügig sein. Ich selbst bin in Westfalen geboren und aufgewachsen, trotzdem fühle ich mich seit langem in der Kurpfalz zu Hause und bin also auch – irgendwie – Badener. Was ist ein Liedermacher? – Wer fällt Ihnen da ein? Zunächst doch wohl eher die
Sänger von Protestsongs, die mit der Gitarre auf der Kleinkunstbühne ihre Lieder vortragen. Reinhard Mey, Wolf Biermann, Hans Dieter Hüsch, Hannes Wader, Konstantin Wecker u.s.w. Obwohl „Über den Wolken“ von Reinhard Mey bei Trauungen
von Flugbegleitern sicher gut passen würde, wüsste ich nicht, dass ein Lied dieser Sänger schon im Gesangbuch gelandet wäre. Natürlich gibt es auch kirchliche Protestsongs und kirchliche Wanderbarden mit Gitarre. Bei meinen Ausführungen möchte ich mich aber beschränken auf Menschen, deren Dichtungen oder deren Weisen Eingang ins Gesangbuch gefunden haben.
Das Haus, das Ruhe ist
(2013)
In vielen Regionen sind in den letzten Jahrzehnten Weißstörche (Ciconia ciconia) sowohl aus der Landschaft als auch aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden. Mit Hilfe historischer Quellen und Zeitzeugen zeichnet diese Arbeit die ehemalige Verbreitung des Weißstorches im württembergischen Unterland nach, um wichtige naturkundliche Informationen nicht dem Vergessen anheim fallen zu lassen. Im Untersuchungsgebiet war der Weißstorch seit dem Mittelalter bis 1956 regelmäßiger und weit verbreiteter Brutvogel. Im Stadt- und Landkreis Heilbronn lassen sich für 43 Orte Belege einer Besiedlung nachweisen, hauptsächlich in den Gemeinden entlang der Täler des Neckars und seiner Nebenflüsse. Zwischen 1900 und 1945 existierten Brutvorkommen in 29 Orten. Der landesweite Bestandseinbruch erreicht das Unterland ab ca. 1950 und damit später als andere Regionen im Südwesten. Die letzte Brut fand 1956 in Willsbach statt. Weißstorchnester befanden sich überwiegend auf großen Gebäuden im Ortskern, in denen 3 - 4, maximal 5 Jungvögel aufgezogen wurden. 70 % der Brutplätze lagen in Höhen von 175 - 225 m ü. NN. Als Ursachen des Rückganges bzw. des Aussterbens kommen neben dem Hauptfaktor Landschaftsveränderung in Einzelfällen auch Störungen, Stromtod, Pestizide und Kriegswirren zum Tragen. Die Aussichten auf Wiederansiedlung in der Region werden in der momentanen Situation skeptisch beurteilt.
Vorbemerkung: Der Verfasser hat zu dem von Michael Brunner und Marion Harder-Merkelbach herausgegebenen Band »11oo Jahre Kunst und Architektur in Überlingen (850-1950)« einen Beitrag über »Kunstwissenschaftler in Überlingen« beigesteuert.
Der vorgesehene Umfang schloss den Abdruck autobiographischer Texte und einschlägiger biographischer Darstellungen, auf die der Verfasser während seiner Recherchen
stieß, leider aus. Da es sich dabei jedoch meistenteils um unbekannte Arbeiten und nachgelassene Texte handelt, die im Kontext biographischer Forschung der Kenntnis wert
sind, schien es sinnvoll, dieses notgedrungene Versäumnis in einer umfangreicheren
Form nachzuholen. Dies wird in diesem Beitrag versucht. Wie bereits die Beschränkung
auf das 20. Jahrhundert einerseits und auf die deutsche Bodenseeseite andererseits belegt, kann es sich hierbei nur um einen Ausschnitt handeln. Von daher erklärt sich auch
die auffällige Prägung des ausgewählten Personenkreises durch die politische Geschichte
des 20. Jahrhunderts.
Robert Reitzel
(2002)
Im Jahre 1889 sah das Städtchen Schopfheim Besuch aus den USA. Der Emigrant Robert Reitzel aus Langenau, von seinem Vater 20jährig als vermeintlicher Taugenichts nach Amerika abgeschoben, hatte von einem Gönner Geld für eine Europareise geschenkt bekommen. Doch Reitzels Heimweh erwies sich, wie jede sentimentale Regung, als ein zweifelhafter Ratgeber - denn die Wiederbegegnung wurde zu einer einzigen Enttäuschung. Überall fand der Wiesentäler, der 1849 just in der Nacht
zur Welt gekommen war, als sein Elternhaus nach Schriften und Revolutionären durchsucht wurde, die badisch-demokratische Tradition in einem „spezifischen Preußentum" ersäuft, und das allenthalben sichtbare „preußische Wappenvieh" bewies ihm unfehlbar eine „unfreie Grundstimmung". Aus dem einst demokratischen „Statthalter von Schopfheim" seines Onkels Georg Uehlin war nach dem deutsch-französischen Krieg ein nationalliberales Blättchen geworden, und was Reitzel selbst betraf, so musste er erkennen, dass er das Stigma des schwarzen Schafes der Familie und der verkrachten Existenz noch immer nicht los geworden war. Zwar hatte sich Reitzel drüben zu einem geachteten Schriftsteller entwickelt und in Detroit ein eigenes Blatt begründet - doch wer wusste das schon in der alten Heimat, wo ihm der Vater, ein ehemaliger Schulmeister, und die eigenen Verwandten mit unverhohlenem Misstrauen begegneten.
Sehr geehrter Carl Herzog von Württemberg,
sehr geehrte Damen und Herren,
als in der Schule die Balladen Uhlands dran
kamen, war mir der Name des Autors bereits
vertraut. Nicht, daß in meinem Elternhaus
eine Ausgabe seiner Werke gestanden hätte –
meine Eltern waren keine Leser und ich lange
auch nicht. [...]
Befreiung von den Dogmen
(2011)
">Stille und Frieden hatte er gesucht; jetzt war er die Stille und der Friede und
wußte es nur nicht mehr. Das Nichtsein hat er gepriesen; jetzt war er das Nichtsein und
wußte es nur nicht mehr. All-Einheit hatte er gelehrt, Einheit mit dem All der Tierlein,
der Blumen und der Steinbröckchen; jetzt war er die Einheit mit allem und wußte es
nicht. Und war die Einheit ganz, weil er es gar nicht wußte. Ein Wissen war untergegangen, war heimgegangen. Eine Sonne war untergegangen, klar bewusst untergegangen,
gern untergegangen, um niemals wieder aufzugehen, niemals wieder. Eine Sonne war
heimgegangen. <"
Eine Sonne ist heimgegangen! Freunde Fritz Mauthners, wer unter Ihnen, müde
und verdrossen geworden von der Wanderung durch den Wüstensand jener Art Philosophie, die das Geheimnis des Lebendigen geheimnislos zu machen sich unterfing,
sich dann an die eisig-klare Quelle der Sprachkritik gesetzt und sich den blendenden
Blütenstaub hat wegspülen lassen, um wieder jung und frisch zu werden, der versteht,
wieviel Wehmut uns heute erfaßt, wenn wir am Sarge unseres Meisters die verlesenen
Schlußworte aus seinem innigsten Werk, dem Gautama Buddha, hören. Eine Sonne war
untergegangen!