Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (64)
Gehört zur Bibliographie
- nein (64)
Schlagworte
- Kraichgau (64) (entfernen)
Was esse mer'n heit?
(2011)
,, Was esse mer'n heit?" lautete die obligatorische Frage der Kinder beim Nach-Hausekommen. Je nach Wochentag antwortete die Mutter: ,,I hab en Pfonnekuche gedenkt." Mit dieser Antwort war der Tag für die Kinder gerettet. Eine Mehlspeise mit süßer Beilage war stets willkommen. Der Speiseplan der Woche war genau geregelt. Montags kamen die Reste vom Sonntag auf den Tisch. Das Fleisch war größtenteils am Sonntag schon verzehrt worden, für den Montag blieb meist genügend Soße übrig. Falls wider Erwarten doch ein Rest Fleisch geblieben war, hatte zuerst der Hausherr ein Recht, das Fleisch zu verspeisen. Schließlich musste er schwer arbeiten, um seine Familie zu ernähren. Für die Frau und die Kinder war das eine Selbstverständlichkeit, zumal auch Nudl un Soß bei Alt und Jung gut ankamen. Der Dienstag war ein Mehlspeisentag. Da kamen Pfonnekuche, Grießknepf oder Kartaiserklöß auf den Tisch. Apfelbrei bildete meist die Beilage zu diesen Gerichten. ,,Du keedsch aa mool widder Dompfnudl mache. Waaisch, so mit Vonillsoß." Dompfnudl wurden am Ende der Woche serviert, der restliche Hefeteig wurde zu Sonntagskuchen verarbeitet.
Wie so viele andere Dörfer des nördlichen Kraichgaus waren auch die Angelbachtaler Ortsteile Eichtersheim und Michelfeld in dem Dreiviertel Jahrhundert zwischen den 1880er- und 1950er-Jahren ausgesprochene Zigarren- und Tabakbauerndörfer. Bis in die 1960er-Jahre schlossen fast alle Zigarrenfabriken im Kraichgau ihre Tore. Die Zigarrenfabrik von Landfried in Dielheim stellte 2010 ihre Produktion ein. Von den vielen Dutzend Tabakfabriken im Kraichgau ist nur noch die 1916 in Rettigheim gegründete und seit 1941 in Obergrombach ansässige Zigarrenfabrik Kleinlagel übrig geblieben. Der Zigarrenfabrikant Philipp Jacob Landfried war es, der 1846 in Rauenberg die erste ländliche Filiale Nordbadens auf einem Anwesen der ehemaligen fürstbischöflich-speyerischen Verwaltung gründete (Pich 1991, S. 36). Wegen der billigen Arbeitskräfte entstanden in der Folgezeit zahlreiche Tabakfabriken in den Dörfern des nördlichen Kraichgaus. Auf Grund der durch die Landwirtschaft bedingten Ortsgebundenheit kamen die Menschen nicht zur Fabrik, sondern die Fabrik zu den Menschen. Diese erste Industrialisierungswelle des ländlichen nördlichen Kraichgaus hat auch zur Eindämmung der Auswanderung beigetragen. Die Zigarrenindustrie bildete gleichsam „das wirtschaftliche Rückgrat vieler Dörfer" (Dörr 1994, S. 9). Von den vielen Hundert Kraichgauer Tabakbauern ist mit Werner Schwab im Angelbachtaler Ortsteil Eichtersheim nur ein einziger übrig geblieben. Am Beispiel der letzten Tabakbauern in Angelbachtal dokumentiert dieser Beitrag den Wandel und Niedergang des Tabakanbaus im nördlichen Kraichgau.
Wer sich heute in den Tälern, an Gräben und Bächlein, die der Elsenz zufließen,
bewegt, der wird unweigerlich feststellen, dass sich dort in puncto Hochwasserschutz
Vieles getan hat. Die natürliche Landschaft hat sich durch den Bau von
Hochwasserschutzanlagen doch an etlichen Stellen verändert.
In KRAICHGAU 16/1999 hat Hans Wolfgang Riedel, damals Bürgermeister
von Waibstadt und Vorsitzender des Zweckverbandes Hochwasserschutz, die
Hochwasserschutzkonzeption im Elsenz-Schwarzbach-Gebiet vorgestellt. Eine
Zwischenbilanz soll darstellen, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um
die Hochwassergefahr, besser: die Auswirkungen des Hochwassers, zu
beherrschen.
Enziane im Kraichgau
(2011)
Im Hochsommer steht auf Waldschlägen und -wegen, aber auch auf Halbtrockenrasen,
eine recht unscheinbare Pflanze mit zahlreichen _kleinen inkarnatfarbigen
Stielteller-Blüten (Abb. 1). Wer ein Auge und Gespür für Ahnlichkeiten im Blütenbau
unserer Pflanzenwelt hat, erkennt die Zugehörigkeit zur Familie der Enziane,
obwohl sie ganz anders heißt, nämlich Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium
erythraea). Wie kommt eine Pflanze zu solchen (insgesamt vier) Namen?
Der landessprachliche (sog. Trivial-) Name verrät zunächst mit „echt" und „tausend
Gülden" eine Wertschätzung, die kaum noch zu übertreffen ist. ,,Echt" meint
hier eine Art, die in der Heilkunde verwendet wird. Der zweiteilige wissenschaftliche
Name ist schwieriger und oft nur historisch erklärbar.
Vom 20. Juni bis zum 19. Juli 2013 zeigte die Sparkasse Kraichgau in ihren Brettener
Kundenräumen die Ausstellung ,,' ... war gar kunstlich gemachet', Spuren der
Kunst um 1500". Bemerkenswert aus der Sicht der Heimatforschung im Kraichgau
war die Tatsache, dass die kunsthistorischen Aussagen dieser Schau sich fast durchgängig
auf konkrete Beispiele aus der Region bezogen und damit in gelungener
Weise eine Brücke zwischen Kunst- und Regionalgeschichte schlugen. So gingen
einzelne Aufsätze des umfangreichen und vielfach bebilderten Ausstellungskatalogs
unter anderem auf kunst- und baugeschichtliche Aspekte des Heidelberger
Schlosses, des Firstständerhauses in Zeutern, des Brettener Simmelturms sowie verschiedener
Kraichgauer Klöster und Pfarrkirchen ein.
Die Weimarer Zeit ist oft ein Stiefkind der Ortsgeschichte. Das mag damit zusammenhängen, dass es Experimente mit „Arbeiter- und Soldatenräten" in kleineren Ortschaften nicht gab und Deutschland damals stärker zentralisiert wurde, als je zuvor. Trotzdem ist auch in der Weimarer Zeit eine Zusammenschau lokaler und überregionaler Ereignisse lohnenswert: Die lokalen Ereignisse werden vor dem Hintergrund größerer Zusammenhänge besser verstehbar und die Ortsgeschichte kann ihrerseits konkretisieren, warum die Weimarer Republik mit Problemen kämpfte. Der vorliegende Beitrag nähert sich der Geschichte Rappenaus und seiner Umgebung in der Weimarer Zeit anhand von zeitgenössischen Presseartikeln. Berücksichtigt wurde vor allem der liberale „Landbote" aus Sinsheim und das SPD-Blatt „Volkszeitung", das in besonderer Weise zeigt, wie die Ortsgeschichte in die große politische Geschichte eingebunden ist. Wegen der damaligen gesellschaftlichen Gegensätze besaßen allerdings auch Katholiken (mit dem „Pfälzer Boten"), Konservative (mit den „Heidelberger Neuesten Nachrichten"), und Nationalsozialisten (mit der „Volksgemeinschaft") eigene nordbadische Regionalzeitungen, die in der Karlsruher Landesbibliothek eingesehen werden können und hier nur vereinzelt zitiert werden.
Das Zentrum der Verehrung der hl. Ottilie im Kraichgau ist zweifellos der Ottilienberg bei Eppingen. Er ist der einzige Berg Badens, der diesen Namen trägt'. Er wurde spätestens im 15. Jahrhundert nach der Kapellenheiligen, der hl. Ottilie, zu
der um 1400 immer häufiger gewallfahrtet wurde, genannt. Es handelt sich bei dieser Wallfahrt um eine sog. Wallfahrtsfiliale des Klosters St. Odile bei Obernai im Elsass oder, wie Willy A. Schulze es nennt2 , um eine Sekundärwallfahrt, die immer
dort entstanden ist, wenn der Weg zur Originalwallfahrtsstätte zu weit entfernt war und die Gläubigen nicht die Zeit und das Geld hatten, das Original aufzusuchen.
Täuferspuren im Kraichgau
(2015)
Im Vorwort der Broschüre Täuferspuren im Kraichgau schreibt Wolfgang Krauß
von dem Plan, Orte der täuferischen Geschichte zu kennzeichnen und einen
Täuferweg für alle zugänglich zu machen. Eine Projektgruppe hatte zwölf Gedenktafeln
vor allem an Versammlungsplätze ehemaliger und heutiger Gemeinden
gesetzt. Am 24. 10. 2015 fand nun die Einweihungsexkursion entlang dieses
Täuferweges statt, um die Gedenktafeln zu enthüllen. Ein Bus, bis auf den letzten
Platz mit Interessierten gefüllt, machte sich bei bestem Wetter auf den Weg.
Erste Station war der Ursenbacherhof bei Daisbach, auch Bleihof genannt, weil
dort Hanf gebleut, also gebrochen, wurde. Walter Schmutz und Ortsvorsteher
Glasbrenner berichteten von der Mennonitengemeinde, die hier von 1850- 1945
ihren Versammlungsraum hatte. Eine enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde in
Dühren entwickelte sich. 1945 schloss man sich zusammen mit Dühren der
Gemeinde in Sinsheim an. Einer der Ecksteine des in den 1960er-Jahren abgerissenen
Versammlungsraumes war noch vorhanden. Auf ihm wurde die Gedenktafel
angebracht.
Aufbruch in eine neue Zeit
(2018)
2017 feierten die evangelischen Kirchen am 31. Oktober den Tag, an dem nach der Überlieferung vor 500 Jahren der Mönch und Doktor der Theologie Martin Luther an der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen angeschlagen hat, über das Thema
„Buße". Dieser Tag gilt als die Geburtsstunde der Kirchen der Reformation. Die 500ste Wiederkehr dieses Tages ist über den Raum der Kirche hinaus von so großer Bedeutung, dass er im Jubiläumsjahr ein staatlicher Feiertag war, und dass die Vorbereitungen für dieses Jubiläum schon vor einigen Jahren begonnen hatten.
Mennoniten im Kraichgau
(2018)
Am 22. April 2017 fand auf Einladung des Mennonitischen Geschichtsvereins und des Heimatvereins Kraichgau die Tagung "Schweizer Brüder in fremder Heimat -Mennoniten im Kraichgau" im Sinsheimer Gemeindehaus statt. Die mit etwa einhundert Personen, die auch aus den USA angereist waren, gut besuchte Veranstaltung stand unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Astrid von Schlachta und Diether Götz Lichdi sowie der organisatorischen Leitung von Hartmut Glück. Die Tagung spannte den Bogen von der Lokalgeschichte zur allgemeinen Geschichte, von den Herkunftsgesellschaften in der Schweiz über die Einwanderung in den Kraichgau im 17. Jahrhundert und die Weiterwanderungen in Süddeutschland und den USA, bis zu den inneren Konflikten der Einwanderer und deren politischen
Anpassungsbemühungen im Dritten Reich.