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Schon vor der heutigen Orangerie bestand in der Nähe des Donaueschinger Schlosses ein kleinerer Vorgängerbau, der 1833/34 in Holzkonstruktion erstellt, als "Wintergarten" der Aufnahme von in Kübeln gehaltenen Orangen- und Zitronenbäumen, ferner Lorbeer- und Feigenbäumen diente. Erst Karl Egon III. ließ einen Neubau der Orangerie nach italienischem Vorbild vom damaligen Hofbaumeister Theodor Diebold planen.
Das gedruckte Zeugnis für das gesprochene Wort stand im Fokus der Reihe >>Bücherfunde<< an der Badischen Landesbibliothek. Die Veranstaltung mit dem Titel >>Zwei Frauen im Badischen Landtag: Marianne Weber und Marie Bernays<< fand im Rahmenprogramm zur Ausstellung >>Schlaglichter - 100 Bücher des Jahres 1918<< statt und verwies, als Ausblick zum Ende der Ausstellung zum Umsturz im Jahre 1918, auf die Schaffung einer neuen Verfassungsordnung im März 1919. Zusätzlich passten diese »Bücherfunde« auch zum Gedenken an das Jahr 1968 und den mit diesem Jahr verbundenen Emanzipationsbestrebungen. Ein kurzes Wort des französischen Philosophen Michel de Certeau bringt das Anliegen der Veranstaltung auf den Punkt: »En 1968 on a pris la parole comme en 1789 la Bastille.« Das gilt in noch viel größerem
Maße für die Jahre 1918/1919 in Deutschland, als die Frauen erstmals das aktive und das passive Wahlrecht erhielten. Dank dieser Mitspracherechte im Wortsinn war es möglich, dass sie in der Öffentlichkeit das Wort ergriffen und zur Politik Stellung nahmen.
In Friedrich Dürrenmatts 1949 uraufgeführter Komödie „Romulus der Grosse“ verkündet Spurius Titus Mamma: „Die Germanen kommen!“, woraufhin Achilles antwortet: „Die kommen schon
seit fünfhundert Jahren, Spurius Titus Mamma“.
Diese durchaus lakonische Antwort auf die
Bedrohung Roms durch die Germanen ließe sich auch auf die Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt
einsetzende Wanderungsbewegung von Nord nach Süd über den Rhein übertragen, wenn man das
Wort „Germane“ durch „Deutsche“ ersetzt, denn ein signifikanter Teil der heutigen Einwohner
der Schweiz – vor allem des deutschsprachigen Landesteils – hat Vorfahren, die irgendwann im
19. und 20. Jahrhundert aus den Staaten des Deutschen Bundes, dann aus dem Deutschen Reich
und seit 1949 aus der Bundesrepublik Deutschland eingewandert sind. Dies geschah nicht immer
gleichförmig, sondern in Wellen, die sich nach dem Konjunkturverlauf richteten, von den Weltkriegen bestimmt wurden und abhängig waren von innenpolitischen Diskursen zur vermeintlichen
„Überfremdung“ des Landes.
Hingewiesen sei hier nur auf die aktuelle Zuwanderungsdebatte in
der Schweiz mit der Annahme der von der Schweizer Volkspartei lancierten sogenannten Masseneinwanderungsinitiative im Februar 2014, welche die Zuwanderung wieder durch Höchstzahlen und Kontingente steuern will. Auslöser war die starke Zunahme der Arbeitsmigration aus
den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Zuge des 2002 in Kraft getretenen und 2007
vollständig umgesetzten Abkommens über die Personenfreizügigkeit zwischen der Schweiz und
der EU. Dies war übrigens nicht zum ersten Mal der Fall, begleiten politische und gesellschaftliche Diskussionen über Ausländer und Zuwanderungszahlen die Schweizer Geschichte doch spätestens seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen.
Die Neubauten im mondänen Luftkurort St. Blasien und ein Kurhausbau im benachbarten Dorf Menzenschwand werden um 1900/1910 im Schwarzwaldstil oder im Schwarzwaldheimatstil erbaut. Wir sind es gewohnt die Bauten dieser Zeit und Stilstufe in der materialgerechten Farbigkeit zu sehen, die vor allem seit den 1930er Jahren üblich wurde: braunes Holz,
grüne Fensterläden, weiß getünchter Verputz und Naturstein in der jeweiligen Eigenfarbigkeit. Für St. Blasien und das benachbarte Dorf Menzenschwand gibt es durch kolorierte Postkarten, einigermaßen tradierte Farbfassungen und einzelne Befunduntersuchungen Hinweise auf eine lebensfrohe Farbigkeit und auf Farbkombinationen, wie sie für den Jugendstil charakteristisch sind. Diese Beispiele werden weiter unten vorgestellt.
Die Aufnahme der schwäbisch-alemannischen Fastnacht in die Liste des nationalen immateriellen Kulturerbes im Jahr 2014 attestiert die besondere kulturhistorische und gesellschaftliche Bedeutung des Fastnachtsbrauches.
Mit dieser Auszeichnung, auf die der Dachverband Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V. (VSAN) zu Recht „stolz“ ist, sind
neben einigen Privilegien auch Verpflichtungen verbunden. Leitend sind hierbei
drei Begriffe: Wissen, Können, Weitergeben. Daraus folgt, kurz gesagt, dass die
Vereine so etwas wie eine Fastnachtsdidaktik oder Fastnachtskunde sich ausdenken und umsetzen müssen.
Wenig ist geblieben von der Vergangenheit des ehemaligen Bad Boll. Und gäbe es
nicht wenigstens die hinfällige Kapelle, würde man nicht glauben wollen, dass der
Platz unten an der Wutach einst Heimat für Generationen von Menschen war.
Über Bad Boll ist nicht nur das sprichwörtliche „Gras“ gewachsen, hier hat die
Natur das Terrain tatsächlich fast vollständig eingenommen. Was an Hinterlassenschaften trotz allem noch übrig ist, sind die Reste einer faszinierenden
Geschichte, deren Hauptteil mit der Kurbadzeit (1840) beginnt und mit der
Zerstörung durch das Land (1990/93) endet. Von dieser Geschichte soll nun die Rede sein.
Wer einem touristischen Hinweisschild „Historische Altstadt“ folgt, wird selten von geschichtlichem Erkenntnisinteresse bewegt. Man erwartet ein Ensemble aus Stadttoren, Stadtmauern, Brunnen, Türmen und allerlei „alten“ Gebäuden, sieht in solchem Inventar aber weniger Zeichen bestimmter Zeiten, sondern pittoreske Ansichten, die es von allen Seiten zu betrachten und aus günstigem Blickwinkel schließlich per Handkamera einzufangen gilt. So gesehen ist die „historische Altstadt“ weniger historisches als ästhetisches Terrain: Ein „Stadtbild“, das gleich einem Gemälde angeschaut, bewertet und dessen Schönheit nicht zuletzt auch genossen werden will. Was wirkt anziehend an solchen Stadtbildern? Die Überreste erinnern zumeist an das Mittelalter (respektive an die frühe Neuzeit), das als schaurigschöne Epoche nach wie vor besonders gerne fliehend gesucht wird. Kaum eine andere Zeit interessiert und fasziniert mehr als die der Ritter, Knappen, Edelfrauen: Fassungslos schaudert man hier vor der umstandslosen Bereitschaft der Zeitgenossen zu hemmungsloser Gewaltanwendung, ergriffen bewundert man da deren gleichzeitige Fähigkeit zu innigem Glauben, tiefsinniger Mystik und wahrhafter Nächstenliebe.
Am 16. Januar 819 stellt ein Schreiber namens Hiltiger in „villa, que dicitur leffinga“ eine Urkunde aus, die auf einem unscheinbaren Pergament in einfachem Urkundenlatein eine für die damaligen Verhältnisse unspektakuläre Gütervereinbarung festhält. Obwohl diese Urkunde für die Geschichte Löffingens von besonderer Bedeutung ist, da sie die früheste Erwähnung des Ortsnamens „leffinga“ dokumentiert, ist eine intensivere oder gar monografische Auseinandersetzung mit ihr bisher ausgeblieben. Mit Blick auf das Löffinger Festjahr 2019, das sich immerhin auf das Datum der Urkunde stützt, ist es Zeit, diesem Mangel ein wenig abzuhelfen. Das soll im Folgenden versucht werden.
Der Kanton Säntis war ein kurzlebiges Staatsgebilde. Er wurde im Mai 1798 vom Helvetischen Grossen Rat verfügt und umfasste, in 13 Distrikte gegliedert, die beiden Appenzell (Ausserrhoden und Innerrhoden), die Stadt St. Gallen, das Fürstenland, das untere Rheintal und das Untertoggenburg. Ab Mai 1801 hieß er bei gleicher Gebietseinteilung Kanton Appenzell. Die Mediationsakte vom 10. März 1803 stellte dann die beiden Appenzell als eigene Kantone wieder her und bildete die Grundlage für den neuen Kanton St. Gallen. Der Kanton Säntis existierte also nur während dreier Jahre.
Von Jägern und Gejagten
(2020)
Im Jahr 1828 veröffentlichte der württembergische Kameralbeamte und leidenschaftliche Wanderer Friedrich Ludwig Bührlen (1777–1850) sein Buch „Bilder aus demSchwarzwald“. Unter anderem schilderte er darin die Eindrücke und Beobachtungen einer 1825 in Begleitung seines Sohnes unternommenen Wanderung. Sie führte ihn von Sindelfingen nach Straßburg und von dort aus zurück bis Freudenstadt. Am 27. September 1825 passierte Bührlen das Dorf Besenfeld im Murgtal und hielt dazu später fest, dass er und sein Sohn vor dieser Gegend „einige Schauer gehegt [hätten], weil erst neulich in der Nähe von hier der berüchtigte Wilderer und Räuber Rothenbühler aufgegriffen worden“ sei. Die „Schauer“ scheinen allerdings mit einem gerüttelt Maß Sensationslust und Neugierde durchmischt gewesen zu sein: Bührlen bedauerte ausdrücklich, dass er wegen der späten Stunde keine Gelegenheit fand, den Sonnenwirt Berger aus Besenfeld, dem die Festnahme gelungen war, aufzusuchen, „um die näheren Umstände aus seinem eigenen Mund zu hören“.
Die Reiss-Engelhorn-Museen
(2007)
Die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim [rem genannt] haben sich in den letzten Jahren zu einem international agierenden
Museumskomplex, herausragenden Ausstellungsstandort und bedeutenden Forschungszentrum entwickelt. Vor allem in den Bereichen Archäologie, Weltkulturen und Fotografie zählen die rem nicht nur zu den bedeutenden Ausstellungshäusern in Deutschland, sondern auch in Europa. Mit der Neueröffnung der Zeughaussammlungen zur Kunst und Kulturgeschichte
sowie zur Geschichte Mannheims und der Region werden auch diese Fachrichtungen im nationalen und internationalen Museumswesen Beachtung finden. Mit insgesamt 11 300 qm Ausstellungsfläche und ca. 1,2 Mio. Exponaten sind die rem der größte süddeutsche Museumskomplex in kommunaler Trägerschaft.
Am 27. November 1944 starben bei einem Luftangriff auf die Stadt Freiburg etwa 2.800 Menschen. Zu den Todesopfern zählte auch die Besatzung eines Bombers der Alliierten: sechs junge
Soldaten im Dienst der britischen Royal Air Force (RAF) und einer der Royal Australian Air
Force (RAAF). Bei dieser Maschine, deren Wrackteile in Freiburg gefunden wurden, handelte
es sich um eine Lancaster I, Serien-Nr. NG200, Kennung AS-V, die zur 166 Squadron der
RAF gehörte. Die Maschine war mit einem H2S-Bodenradar mit gekoppeltem Air Position
Indicator ausgestattet. Mithilfe dieser Gerätekombination waren präzise Bombenabwürfe
ohne Bodensicht möglich. Ein Warngerät, der sogenannte Fishpond, sicherte die Maschine vor
Jägerangriffen. Im Bombenraum befanden sich eine HC-Bombe zu 4.000 lbs und fünf SAP-Bomben amerikanischer Bauform zu je 1.000 lbs sowie fünf GP-Bomben und zwei MC-Bomben zu je 500 lbs. Somit betrug die gesamte Bombenfracht 12.500 lbs, etwa 6,25 Tonnen. Hinzu
kamen noch größere Vorräte an Munition (Kaliber 7,7 mm) im Innenraum des Flugzeugs für
die insgesamt zehn Maschinengewehre des Heck-, Mitteoben- und Frontstandes. Das Flugzeug
war im Oktober 1944 in Dienst gestellt worden und hatte erst 29 Flugstunden geleistet. Aufgrund dessen kann man davon ausgehen, dass der Bomber in technisch gutem Zustand war, als
er am 27. November 1944 in Kirmington, Mittelengland, um 16.00 Uhr Ortszeit zum Angriff
auf Freiburg startete und gegen 20.05 Uhr über der Stadt abstürzte.
Wenn die Leute vom „Jakobsweg“ sprechen, denken sie zuerst
an den nordspanischen Hauptweg von den Pyrenäen über
Pamplona, Burgos und León nach Santiago de Compostela. In
Deutschland ist die Zahl der Jakobs-Pilger vor allem seit H. P.
Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ (2006) deutlich gestiegen, sie verdoppelte sich 2008 von 7000 auf 14 000 Pilger zu
Fuß, die am Ziel die begehrte Urkunde, die lateinisch geschriebene „Compostela“ erhielten. [1]
Die Zahl der veröffentlichten
Pilgerberichte ist kaum mehr überschaubar. Für fast jeden Teilabschnitt in dem riesigen europäischen Netz von Pilgerwegen
gibt es Pilgerführer. Und was noch nicht gedruckt vorliegt,
kann man im Internet erfragen. Das GPS leitet den Wanderer
perfekt an jeder Wegkreuzung. Wenn man sich also mit den
heutigen Hilfsmitteln auskennt, kann man getrost vor die
Haustür treten und loslaufen. Auch für die richtige Ausrüstung:
Schuhe, Kleidung, Proviant gibt es tausend Ratschläge. Aber
wie steht es mit den Wegen selbst?
Es gibt nur wenige Aufzeichnungen von ehemaligen Kriegsgefangenen, die während des II. Weltkriegs in Deutschland arbeiten mussten. André Thomas (1911–2008), geboren in der Nähe von Clermont-Ferrand, von Beruf Konditor, kam am 23. Juni 1940 in St. Dié (Lothringen) in deutsche Gefangenschaft. Mitte Juli brachte man ihn mit etwa hundert Gefangenen nach Offenburg ins Stammlager (Stalag) am Holderstock. Er wurde mit zwei Kameraden dem Gärtnermeister Franz Wiedemer zugeteilt. Dort arbeitete er bis zu seiner Flucht im Dezember 1941. Wie es ihm gelang, sich über die streng bewachte Rheinbrücke, Straßburg, das Breusch-Tal, den Donon, Lunéville und Belfort ins unbesetzte Inner-Frankreich durchzuschlagen, hat er auf Drängen seiner Kinder nach alten Tagebuchnotizen 1980 niedergeschrieben. Sein Enkel Eric hat 2018 bei Familienforschungen den Sohn jenes Gärtnermeisters – das ist der Verfasser – per Internet aufgespürt, um vielleicht noch mehr über die Zeit in Offenburg zu erfahren. Der Wissensgewinn lag dabei mehr auf meiner Seite und ich bringe Andrés Aufzeichnungen gern einem größeren Leserkreis zur Kenntnis, zunächst um weitere Zeitzeugen zu ermutigen, ihre Erinnerungen an die Zeit der „Erbfeindschaft“ festzuhalten. Zum Zweiten aber sollte man die deutsch-französische Aussöhnung und Freundschaft nicht für selbstverständlich nehmen, weil gerade heute populistische und nationalistische Stimmen wieder erschreckend laut werden.
Drei Wochen vor der Kirchweihe wurde am 27.9.1908 das Geläut der neuen Oststadtkirche in Offenburg zur Allerheiligsten
Dreifaltigkeit von Dekan Halbig (Bühl/Stadt) geweiht. Über die fünf Glocken schrieb der damalige Pfarrkurat August Karle in der Festschrift: „Das wegen seines musikalischen Kunstwertes geschätzte Geläute … hat die Firma Bachert in Karlsruhe geliefert. Die Kosten von 16167,92 Mark sind durch milde Gaben gedeckt worden.“
Am 13. Juni 2009 jährt sich zum 200sten
Male der Geburtstag von Heinrich Hoffmann,
dem Vater des unsterblichen Struwwelpeter.
Man kann sich nur wünschen, dass es den
diversen Gedenk-Veranstaltungen gelingt,
einer größeren Öffentlichkeit klarzumachen,
dass Hoffmann viel mehr war als ein erfolgreicher
Bilderbuch-Macher. Nämlich ein bedeutender,
bis heute meist unterschätzter
satirischer Autor, ein engagierter liberaler
Politiker, der 1848 für seine Vaterstadt Frankfurt
am Main im revolutionären Vorparlament
saß (ohne freilich selbst revolutionär zu sein),
und nicht zuletzt der Erneuerer der Frankfurter
Psychiatrie, dem es gelang, eine neue,
den damaligen modernsten Einsichten entsprechende
Anstalt vor den Toren der Stadt
errichten zu lassen.
Obwohl Heinrich Hoffmann während des
allergrößten Teils seines Lebens in seiner
Vaterstadt Frankfurt wohnte und wirkte,
spielte auch das damalige Großherzogtum
Baden in seiner Vita eine wichtige Rolle,
schließlich studierte er vom April 1829 bis
März 1832 in Heidelberg Medizin. Da Frankfurt
damals noch keine Universität hatte, blieb
den Söhnen der Mainmetropole (den Töchtern
standen die hohen Schulen ohnehin nicht
offen) nichts anderes übrig, als an „ausländischen“
Hochschulen zu studieren.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Mitglieder des Heidelberger Geschichtsvereins, gerne bin ich der Einladung gefolgt, als amtierender Vorsitzender des wohl ältesten bestehenden historischen Vereins der Kurpfalz über eben solche Vereine und ihre gegenwärtigen Aufgaben zu sprechen. Die historischen Vereine sind im Wesentlichen ein Kind des 19. Jahrhunderts. Die Romantik hatte stärker das Interesse an der Geschichte des eigenen Volkes geweckt und sich vor allem dem deutschen Mittelalter zugewandt, nachdem im 18. Jahrhundert – ausgelöst durch den Deutschen Johann Joachim Winckelmann – das Interesse an archäologischen Funden, freilich nicht so sehr der Heimat, neu belebt worden war.
Synthesizer-Klänge im Vortragssaal eines Archivs, jugendliche Schauspieler in den Festräumen barocker Äbte, Kunstaktionen im
Kreuzgang und Kapitelsaal, außergewöhnliche Konzerte in der Klosterkirche und in den Sälen des Klosters - so stellt sich heute das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach im Taubertal in den Sommermonaten dar. Zu den ganzjährigen Nutzern der Klosteranlage, dem Archivverbund Main-Tauber, der Fraunhofer-Gesellschaft, den Missionaren von der Heiligen Familie, dem Grafschaftsmuseum Wertheim, gesellten sich neue Gäste, die das 1986 vom Landkreis Main-Tauber erworbene Klosterareal
mit Leben erfüllen.
Die Revolution 1918/ 19, durch die das Kaiserreich gestürzt und die Weimarer Republik geschaffen wurde, gehört zu den zahlreichen Ereignissen aus den Jahren vor 1933, die in der breiten Öffentlichkeit weitgehend in Vergessenheit gerieten. Es war eine Revolution von links, die Kaiser Wilhelm II. am 9. November 1918 zur Abdankung zwang. Sie wurde zwar nicht von
der SPD gemacht, doch stellte sich die SPD an die Spitze, um die Revolution zu mäßigen. Ein sechsköpfiger „Rat der Volksbeauftragten" wurde gebildet, der paritätisch aus Vertretern der SPD und ihrer linken Abspaltung, der USPD
(Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands), zusammengesetzt war und die vorherige Reichsregierung unter dem Prinzen Max von Baden ablöste. Der in Heidelberg geborene Friedrich Ebert (SPD) stand faktisch an der Spitze dieses Rates und nannte sich selbst „Reichskanzler" - eine Amtsbezeichnung, die es bis zum Februar 1919 offiziell nicht gab.
Am 17. Dezember 1903 gelang den Brüdern Orville und Wilbur Wright in Kitty Hawk/North Carolina mit dem Doppeldecker „Flyer" der erste Motorflug der Geschichte. Es war ein Flug von 70 Metern. Knapp drei Jahre später folgte der erste europäische Motorflug des Dänen Jakob Ellehammer mit dem „Ellehammer-Anderthalbdecker" auf der Ostseeinsel Lindholm. Ellehammer war 42 Meter weit geflogen. Erst 1908 glückten die ersten deutschen Motorflüge den unabhängig voneinander operierenden Flugzeugbauern August Euler, Hans Grade und Hermann Dorner in kurzer zeitlicher Folge. In den Jahren 1909 und 1910 erlebte die Fliegerei einen deutlichen Aufschwung. Es waren nun statt der bisherigen „Flugsprünge" Flüge von mehreren Kilometern Länge möglich. Schon 1910 wurde im Deutschen Reich der Flugschein eingeführt. Als erster
geprüfter Flugzeugführer ging August Euler in die deutsche Geschichte ein. Er erwarb seinen Flugschein am 1. Februar 1910 in Darmstadt. Obwohl Darmstadt nicht allzuweit weg liegt, dauerte es noch über zwei Jahre, bis die Fliegerei nach Baden kam. Am 24. Mai 1912 erwarb der Elsässer Paul Senge in Mannheim den ersten Flugschein auf badischem Boden. Das
Flugzeug, das Senge steuerte, war der „Dr.-Hübner-Eindecker". Der Konstrukteur dieses Flugzeuges war Hugo Hübner.
Der folgende Beitrag hat zum Ziele, die Geschichte der SPD im Kraichgau vor 1914 zu beleuchten. Dabei werden vor allem die Anteile des Kraichgaus am 13. badischen Reichstagswahlkreis, der die Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen, Bretten und Wiesloch sowie den zum Amtsbezirk Bruchsal gehörenden Amtsgerichtsbezirk Philippsburg umfasste, Berücksichtigung finden.
Die SPD ist die einzige der heute existierenden Parteien, die es unter ihrem heutigen Namen schon vor 1933 gab. Im Jahre 1863 wurde unter Federführung von Ferdinand Lassalle der Allgemeine Deutsche Arbeiter-Verein gegründet. Sechs Jahre später riefen August Bebel (1840-1913) und Wilhelm Liebknecht (1826-1900) in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiter-Partei (SAP) ins Leben. Diese beiden Parteien vereinigten sich 1875 zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Im Jahre 1891 nahm diese Partei den Namen Sozialdemokratische Partei Deutschlands an, den sie heute noch trägt.
In einer vor wenigen Jahren erschienenen Ortsgeschichte von Kälbertshausen hieß
es: ,,Die Nazis hatten von ganz Deutschland Besitz ergriffen. Von ganz Deutschland?
Nein! Ein kleines Dorf am Rande des Kraichgaus leistete noch Widerstand!
Was war geschehen? Bei den Reichstagswahlen 1934 hatten die Nazis die ... überwältigende
Mehrheit der Wählerstimmen erhalten. Was war in Kälbertshausen?
In dem kleinen unscheinbaren Dorf waren plötzlich 28 Wähler, die nicht Hitler,
sondern die Kommunistische Partei gewählt hatten .... "1 Diese Aussagen enthalten
einige Ungereimtheiten. 1934 gab es die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands)
nicht mehr. Sie trat nach der Reichstagswahl im März 1933 nicht mehr in
Erscheinung. Außerdem war Kälbertshausen in der Endphase der Weimarer
Republik keine kommunistische, sondern eine nationalsozialistische Hochburg.
Doch wir wollen der Reihe nach vorgehen, um die Sache zu klären, denn Kälbertshausen
war immerhin eine Zeitlang tatsächlich eine KPD-Hochburg.
Im Geschichtswerk, das 1995 anlässlich des 1200-jährigen Stadtjubiläums von
Waibstadt erschien, erfahren wir über das politische Geschehen vor Ort während
der Zeit des Kulturkampfes gar nichts. In der Bürgermeisterliste ist Carl Ludwig
Völker erwähnt, der die Geschicke der Stadt von 1867-1892 leitete. Und der Pfarrerliste
ist zu entnehmen, dass Antonius Knörzer von September 1871 bis November
1875 Pfarrverwalter war. In der Ara Völker, der ein Anhänger des weitgehend
vom protestantischen Bürgertum getragenen Nationalliberalismus war und als solcher
das fast gänzlich katholische Waibstadt regierte, und vor allem während der
Zeit, in der der entschiedene Zentrumsmann Knörzer Pfarrverwalter war, war jedoch
einiges los in Waibstadt.
Beim Stichwort Erdöl denkt man aus historischen und politischen Gründen gemeinhin zunächst an arabische Staaten bzw. an die Mitgliedsländer der OPEC. Jedoch wird auch in der Bundesrepublik Deutschland Erdöl gefördert, wenngleich auch nur etwa ein Zwanzigstel dessen, was zur Eigenversorgung nötig wäre. Erdölvorkommen gibt es in Deutschland vor allem in der Norddeutschen Tiefebene und - in geringerem Umfang - im Alpenvorland und in der Rheinebene. Auch im an die Rheinebene angrenzenden Kraichgau wurde Erdöl gefördert: 1935 bis 1960 in über 100 Bohrungen bei Forst und Weiher, 1953 bis 1963 auch in Rot. Anders lief es in Reichartshausen: Dort standen zwar nie Bohrtürme, doch war die Gemeinde in den siebziger und achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts im Erdölfieber. Diese Geschichte soll nun erzählt werden.
Das Bauland hat in seiner Geschichte immer wieder Bauernunruhen erlebt. So war die Region
sowohl im Bauernkrieg als auch bei den Unruhen zu Beginn der 1848er-Revolution eine Hochburg.
Aber auch später erwies sich die Region als rebellisch. Ausdrückliche Bezugnahmen auf
den Bauernkrieg gab es auch im 20. Jahrhundert, besonders bei Protesten nach dem Ersten
Weltkrieg und im Zuge der Auseinandersetzung um die Daimler-Benz-Teststrecke in Boxberg.
Schülerkarten aus Triberg
(2018)
Den in ganz Deutschland weit verbreiteten Brauch, zum bestandenen Einjährigen und zum Abitur selbst verfertigte Postkarten an Verwandte und Freunde zu versenden, praktizierten auch die Triberger Einjährigen der damaligen Realschule, des heutigen Schwarzwald-Gymnasiums.
Bisher sind von dieser Triberger Realschule vier Einjährigenkarten aus den Jahren 1912, 1913, 1916 und 1917 bekannt geworden. Sie sollen im Folgenden kurz mit motivgleichen Schülerkarten aus der Umgebung vorgestellt werden in der Hoffnung, dass es vielleicht doch noch gelingt, weitere Karten aus dieser Schule – sofern sie angefertigt wurden – ausfindig zu machen.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs war ein einschneidendes Erlebnis auch für die Schüler der Realschulen und Gymnasien. Das soll im Folgenden anhand einiger Schülerpostkarten gezeigt werden, die vor und nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges von Schülern verfertigt und an Freunde und Verwandte anlässlich der bestandenen mittleren Reife bzw. des Abiturs verschickt wurden. Die Einstellungen der Schüler reichen dabei – je nach dem Kriegsverlauf und den damit verbundenen persönlichen Erfahrungen – vom „Hurra-Patriotismus“ bis zu dem fatalen Eindruck, nur gelenktes Schlachtvieh zu sein. Die Erfahrungen der jungen Menschen spiegeln sich in den dargestellten Themen wie auch in der künstlerischen und materiellen Qualität der Karten. Waren die oft bunten Karten der Wilhelminischen Ära im Wesentlichen von rückwärtsgewandten Motiven aus Antike und Mittelalter geprägt, so sind die Botschaften nach Kriegsausbruch auf die Gegenwart des Krieges bezogen, in der Aussage klarer, häufig einfigurig und in der Regel auch einfarbig. Dies gilt sowohl für die Einjährigenkarten wie auch für die Karten zum Abitur.
Schülerpostkarten sind Ansichtskarten, die mit Schülern und ihrer Schule zu tun
haben. Sie wurden auch meist von ihnen verfertigt und aus verschiedenen Anlässen
ab etwa 1897 bis im Allgemeinen zum Beginn des Zweiten Weltkrieges, in wenigen
Fällen auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg, in meist recht geringen Auflagen
hergestellt. An Freunde und Verwandte aus Anlass der bestandenen Mittleren Reife
oder des Abiturs verschickt, manchmal aber auch zum Tanzkränzchen oder Schuljubiläum, kündigten sie das Ende der Schulzeit und den Beginn eines neuen
Lebensabschnitts an.
Es handelt sich bei diesen Einjährigen- bzw. Abiturientenkarten somit um
eine Sonderform der seit 1870 existierenden und vom späteren Generalpostmeister
Heinrich von Stephan 1869 entwickelten Ansichtskarte.
Die Bürgerschule Meßkirchs, die Vorläuferin des heutigen Martin-Heidegger-Gymnasiums, wurde im September 1894 eröffnet (vier Klassen mit Realschullehrplan und fakultativem Latein) und fünf Jahre lang vom Lehramtspraktikanten Steiger geleitet. Doch schon bald wurde der Wunsch nach einer Aufstockung
der Bürgerschule zur sechsklassigen Realschule immer lauter. Der Beschluss des
Bürgerausschusses zur Erstellung eines neuen Schulhauses kam am 11. Februar
1901 zustande. Am 7. März 1903 fanden schließlich die vorgelegten Baupläne
des Bezirksbauinspektors Carl Engelhorn aus Konstanz4 die Zustimmung des
Bürgerausschusses. „Der Gemeinderat sah nun im neuen Gebäude die Chance,
das Schulangebot in Meßkirch noch weiter zu verbessern. Am 23. März 1903
fasste er den Beschluss, die Bürgerschule zu einer 6-klassigen Realschule auszubauen, am 2. April 1903 stimmte der Bürgerausschuss diesem Beschluss zu.“
Die feierliche Einweihung mit der Festrede des Direktors Rottengatter erfolgte
am 29. Oktober 1904 und in diesem Schuljahr 1904/1905 begann auch die Aufstockung der Bürgerschule zur sechsklassigen Realschule.
Verlässt man auf der Karte den Oberrheingraben zwischen Freiburg und Offenburg nach Osten in Richtung des Mittleren
Schwarzwaldes, so findet man auf der Höhe von Kenzingen in einem Seitental den kleinen Ort Kirnhalden, der um 1900 folgendermaßen beschrieben wird: "Kirnhalden gehört zu den angenehmsten, kleineren Kurorten des badischen Schwarzwaldes. Inmitten üppiger Buchen- und Tannenwaldungen empfiehlt es sich durch seine reine, kräftigende Bergluft, ländliche Ruhe, reizende und gegen Winde vollkommen geschützte Lage in einem kleinen romantischen Seitenthale des Bleichthales insbesondere als Sommerfrische und Waldkurort. 8 km von der Bahnstation Kenzingen entfernt." Ähnlich äußert sich auch der Bäder-Almanach: "Kirnhalden im Bad. Schwarzwald, Bad und Luftkurort, 300m ü.d.M., inmitten üppiger Buchen- und Tannenwaldungen gelegen, daher völlig staubfreie Luft. Völlig geschützt gegen raue Winde und schroffen Temperaturwechsel."
Dass nun im Handel eine bereits 1909 verfertigte Einjährigenkarte aus Kenzingen auftauchte, belegt, dass dieser Brauch des
Verschickens von selbstgefertigten Botschaften zum bestandenen Einjährigen, etwa der heutigen „Mittleren Reife“ entsprechend, schon vor den hier im Jahre 2016 vorgestellten Karten bestand, und berechtigt zu der Hoffnung, dass mit der Zeit vielleicht doch noch die eine oder andere noch nicht bekannte Karte dieser Zeit auf dem Markt auftaucht.
In Ergänzung zu der historischen Gesamtdarstellung des ehemaligen Bad Boll von
Mathias Wider seien im folgenden einige balneologische Aspekte ergänzt. Zu erinnern ist vor allem auch daran, dass es die besonderer Qualität des Wassers dieser „seit Jahrhunderten gekannten und gewürdigten“ Mineralquelle war, die zur
Grundlage für den touristischen und wirtschaftlichen Aufschwung der kleinen
Siedlung im späten 19. Jahrhundert wurde. Die Quelle wurde „im Frühjahr 1888
neu gefasst und eine Trinkgrotte … erstellt. Seitdem wurde das Mineralwasser
auch in Flaschen versendet“. Noch in der Werbeanzeige um 1900 konnte es
heißen: „Die Mineralquelle (neu gefasst) ist von ärztlichen Autoritäten zu Trink- und Badekuren bestens empfohlen gegen Katarrhe, Magen-, Nieren- und Blasenleiden, Rheumatismus, Gicht, Hautkrankheiten etc…. Versand des Mineralwassers in verstärkter natürlicher Kohlensäurefüllung.“
Genau 100 Jahre alt ist die von einem unbekannten Zeichner am 28. Juli 1914 –
also unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg – angefertigte kleine Skizze „Mündung der
‘Donau’ in die Brigach“, die sich im Besitz des Autors befindet. Sie zeigt den Quellentempel der Donau, der anlässlich eines der zahlreichen Besuche Kaiser Wilhelms II.
in Donaueschingen beim Fürsten zu Fürstenberg erbaut worden war. Aus diesem
Quellentempel fließt am Ende des neu kanalisierten Donaubachs das Wasser der
1875 neu gefassten Donauquelle „rauschend in die Brigach“. Der Tempel steht am
Parkeingang gegenüber dem 1840 für die Museumsgesellschaft erbauten Haus,
dem späteren Kino und heutigen Museum Biedermann. Vor dem Museum gibt
heute eine Hinweistafel die wesentlichen Informationen zu dem Quellentempel.
Sucht man in den verschiedenen Beschreibungen der Baar und Donaueschingens, so wird dieses Monument mehrfach erwähnt.
Kenzingen, die „Perle des Breisgaus“, wie die Stadt im Internet
gerühmt wird, gehört heute mit seinen knapp 10 000 Einwohnern zum Landkreis Emmendingen. Vorläufer des dortigen
heutigen Goethe-Gymnasiums [1]
ist die 1878 gegründete Höhere
Bürgerschule [2].
Etwa zwanzig Jahre nach ihrer Gründung – die Höhere Bürgerschule/Realschule war bis dahin im ehemaligen Franziskanerkloster und späteren Spital untergebracht [3]
– erhielt Kenzingen ein neues Schulgebäude. „Das Doppelschulhaus an der
Kleinen Elz wurde für die Volks- und Realschule 1897/98 erbaut. 1961 zog das Progymnasium aus, und seit 1996 steht das
Gebäude ausschließlich der inzwischen geschaffenen Hauptschule zur Verfügung.“ [4]
Schülerkarten aus Meßkirch
(2022)
Im April 2016 sind im Band 59 der „Schriften der Baar“ vier Schülerkarten der Realschule Meßkirch veröffentlicht worden. Sie stammten aus den Jahren 1919 und 1922 bis 1924. Nun sind zwischenzeitlich weitere zwei Karten aus den Jahren 1907 und 1915 aus Meßkirch aufgetaucht, die im Folgenden kurz vorgestellt werden.
Wandel am Rande
(2009)
Patron der heutigen Pfarrkirche zu Pfohren ist der heilige Johannes der Täufer. Doch
war er kaum der ursprüngliche Schutzheilige dieser Kirche, da er als alleiniger
Hauptpatron im frühen Mittelalter auf der Baar außer in Donaueschingen sonst
überhaupt nicht anzutreffen ist. In der Forschungsliteratur bestand schon immer
die einhellige Ansicht, dass der heilige Erzengel Michael der ursprüngliche Kirchenpatron des Pfohrener Gotteshauses gewesen sein muss.
Als am 24. September 1943 das Mannheimer Schloss in Schutt und Asche gesunken war, glaubte niemand mehr an eine Zukunft der einst berühmten Residenz der Kurfürsten von der Pfalz und deren badischen Nachfolger. Die gewaltige Ruine wirkte wie die makabere Kulisse eines misslungenen Schauspiels. Viele wollten sich des traurigen Anblicks entledigen und planten den Abbruch des historischen Mittelpunktes der oberrheinischen Metropole. Doch die Mannheimer Bevölkerung war gegen die Beseitigung des Bauwerks und gewichtige Stimmen sprachen sich für einen Wiederaufbau aus. Dieser Gesinnung ist es zu verdanken, dass Schloss Mannheim bis heute erhalten blieb und durch den Einzug der Universität wieder zu einem kulturellen Mittelpunkt wurde.
Die Rückkehr des Thrones
(2007)
Als im Jahr 1802 die Kurpfalz an Baden überging, brach für Schloss Mannheim eine neue Epoche der herrschaftlichen Repräsentation an. Residierten einst die wittelsbachschen Kurfürsten von altem Stamm in der zu den größten Schlössern in Deutschland zählenden Anlage, zog in das bedeutende Bauwerk nun der badische Markgraf im Stand eines neuen Kurfürsten ein. Schmerzlich mag der Wechsel empfunden worden sein, doch längst hatte man in Mannheim die alte Herrschaft
entbehren müssen, war sie ja vor 25 Jahren nach München übergesiedelt. An eine Rückkehr des Kurfürsten schienen die
Menschen nicht mehr zu glauben und nur in Erinnerungen trauerte man vielleicht der guten alten Zeit nach.
Zu Beginn der 1820er-Jahre wanderte der in Hilsbach bei Heidelberg geborene protestantische Pastor Oswald Sauerbronn mit nahezu einem Drittel seiner Gemeinde Becherbach bei Kirn nach Brasilien aus, wo sie in Nova Friburgo im Staat Rio de Janeiro die erste evangelische Gemeinde gründeten. Vertragsbrüche brachten den Pastor in eine katastrophale Lebenssituation.
Briefe an Freunde und Bittschriften an den Kaiser belegen die äußerst prekären Verhältnisse während langer Jahre seines Berufslebens.
Im Jahre 1999 richtete sich der Blick vermehrt auf den Amthof des ehemaligen Zisterzienserklosters Herrenalb in Oberderdingen. Anlaß dafür war einerseits der weitgehende Abschluß der Sanierung der Bauten, der sich in der Wiedereinweihung der evangelischen Laurentiuskirche manifestierte, andererseits aber auch die 850-Jahrfeier der Gründung der Zisterzienserabtei im Albtal. Das Interesse der Öffentlichkeit sollte dabei sowohl auf den Amthof als
Einzeldenkmal gelenkt werden als auch die regionalen historischen Zusammenhänge reflektieren. Die Zisterziensermönche des Klosters Herrenalb legten mit dem ihrer Ordensgemeinschaft eigenen Fleiß und Wirtschaftssinn den Grund zu der Anlage, die der württembergische Hof mit seiner Verwaltung bis in das letzte Jahrhundert hinein betrieb und die nach Jahrzehntelangem Niedergang durch die jetzt weitgehend abgeschlossene Sanierung als Sitz der Ortsverwaltung und Heimstätte der Kirchengemeinde wieder das Zentrum des Ortes ist.
Der Weinheimer Exotenwald
(2005)
Verläßt der Besucher die Weinheimer Altstadt,
geht er durch das Schloß und den
unteren Schloßpark nach Osten, so stößt er
hinter dem Tor des Parks unmittelbar auf den
„Exotenwald“. Wie ein Keil schiebt sich dieses
Waldgebiet zwischen den Baugebieten des
Müllheimer Tales und des Prankel mitten in
die Stadt.
Unbekannter Künstler
(2021)
Das gut erhaltene, ästhetisch besonders wertvolle Portrait eines jungen Edlen von 1490 gehört zu den Attraktionen des Augustinermuseums in Freiburg. Bedauerlich daran war nur, dass sowohl Urheber und als auch Porträtierter bisher unbekannt blieben. Christoph Wilhelmi gelang es, durch Analyse einiger Bilddetails die Hintergründe aufzuklären und nach mühsamen
Recherchen die Identität des Dargestellten aufzudecken. Auch einige Vorgänge aus dem Leben des Basler Adligen kamen auf diese Weise zum Vorschein.
Martin Butzer/Bucer wurde als Sohn eines wenig begüterten Küfers am Martinstag des Jahres 1491, also am 11. November, in Schlettstadt geboren. Schlettstadt (frz. Selestat), zwischen Colmar und Straßburg gelegen, war damals eine Reichsstadt, die im ausgehenden 15. Jahrhundert etwa 4000 Einwohner zählte, die von Handwerk, Weinbau und Landwirtschaft lebten. Das Haus der Familie befindet sich am westlichen Rande der Stadt, ganz am Rand, da, wo einst die ärmeren Handwerker wohnten. Das Haus steht übrigens noch unverändert, ist aber recht baufällig und
steht leider nicht unter besonderem Schutz.
In der Vorstadt Gochsheims steht ein mächtiges Haus, das die Jahreszahl 1615 trägt und damit das älteste noch erhaltene Wohnhaus der Stadt ist. Es wurde erbaut vom damaligen Scharfrichter Zimmermann und wurde über viele Generationen der nachfolgenden Scharfrichter-Familien bewohnt. Ursprünglich stand das Haus außerhalb der Stadtmauer und zeigt die zwangsweise Ausgrenzung der Scharfrichter wegen deren, von den Bürgern der Stadt als unehrenhaft empfundenen Tätigkeit. Erst als im 17ten Jahrhundert, wegen der beengten Wohnverhältnisse im alten Stadtkern, unerschrockene Bürger auch in der Nähe des Scharfrichterhauses siedelten, wurde dieser Bereich zur Vorstadt, wie er auch heute noch bezeichnet wird.
Mit dem Ausbruch des 30-jährigen Krieges und der Befürchtung, dass diese Häuser schutzlos eventueller Kriegshandlungen ausgesetzt sein könnten, wurde die Vorstadt mit einer zusätzlichen Stadtmauer gesichert.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hat sich Zindelstein von Wolterdingen getrennt.
Der Ort wurde selbstständige Gemeinde, deren Einwohner sich erst im Juni 1924
um eine Wiedereingliederung nach Wolterdingen bemühten. Heute ist das Dorf ein
lang sich hinziehender Flecken im Bregtal. Etwa in der Mitte steht das Gasthaus
Zum schwarzen Buben. Links von ihm führt talaufwärts ein breiter Weg über die
Höhe Richtung Tannheim. Diesen Josilis Kirchweg nahmen, so HERMANN LAUER in seiner
Kirchengeschichte der Baar, die Zindelsteiner
Gottesdienstbesucher und die Familie des Fischerbauern, um zum Tannheimer Kloster zu gelangen.
Und direkt unterhalb dieses Weges an der Landstraße Richtung Furtwangen steht das besagte
Steinkreuz.
Bildhauer Prof. Adolf Heer
(2010)
Im Baar- und Residenzstädtchen Donaueschingen waren im 19. Jahrhundert
die kunstsinnigen Fürsten die Gönner und Mäzene, denen Adolf Heer und andere
"Baaremer Söhne" wie Franz Xaver Reich, der Bildhauer aus Hüfingen, ihren
Werdegang als bekannte Künstler zu verdanken hatten .
So brachte der erste Auftrag von Fürst Kar! Egon III. für die zwei Engelsstatuen
für die Fürstengruft Maria Hof in Neudingen bei Donaueschingen Adolf Heer Lob
und Anerkennung weit über die Grenzen des Großherzogtums Baden hinaus.
Michael Sattler (1490-1527)
(2013)
Das Urteil, das im Prozess gegen den ehemaligen Mönch und Täuferführer Michael Sattler am 17. Mai 1527 in der vorderösterreichischen Amtsstadt Rottenburg am Neckar – gleichzeitig Sitz der Grafen von Hohenberg – gefällt wurde, übertraf an Grausamkeit alles Vorstellbare und erfüllte selbst die Zeitgenossen allgemein mit Abscheu und Entsetzen. Der Angeklagte sollte dem hencker an die handt [ge]geben werden, der soll ihn auf den [Markt]platz fuehren, und ihm allda zuerst die zungen abschneiden, danach uff ayn wagen schmiden, im allda zwaymal mit einer eyßnen glueende zangen auß seynem leib reissen. Nachmals, biß man [ihn] auff die malstat bringt, noch fünf griff [mit der Zange] wie vor[her] […] geben. Danach seyn leyb wie ayn ertzketzer zu pulver verprennen. Am 20. Mai 1527 wurde das Urteil vollstreckt. Noch auf der Hinrichtungsstätte habe Sattler Got für seine verfolger gebetten und erklärt, die warhayt bezeugen und mit meinem blut versigeln zu wollen, so der Augenzeugenbericht. Mit Sattler starben neun Männer und zehn Frauen, die mit ihm gemeinsam aufgegriffen worden waren und sich wie er geweigert hatten, den widertauff [zu] widerruff[en]. Unter ihnen war
auch Sattlers Ehefrau Margarete. Einem der Gefangenen, Veit Feringer, welcher auß furcht zum ersten ganntz und gar abgefallen war und widerrieff, sich auch begeben hat, alles zu glauben, was seyn oberkayt wollt, wurde ohne weitere Misshandlungen der Kopf abgeschlagen. Eine der verurteilten Frauen erhielt einen Hinrichtungsaufschub, bis sie ihr ungeborenes Kind entbunden hatte. Die übrigen Gefangenen wurden lebendig verbrannt, die Frauen im Neckar ertränkt.
Hervorgegangen ist die Obergrombacher Burg aus einem grundherrlichen Hof (im Mittelalter „Bauhof" genannt) der fränkischen Landnahme (Anfang 6. Jahrhundert). Aufgrund seiner Größe hatte der „Bauhof" eine beherrschende Stellung im Ort. An einen Burgbau ist indes nicht vor 1200 zu denken. Als Erbauer könnte der Eigentümer des „Bauhofes" in Frage kommen. Plausibler erscheint allerdings, daß die Grundherrschaft - das Grombachtal geriet im 12. Jahrhundert zunehmend in den Einflußbereich speyrischer Territorialpolitik - den Burgbau veranlaßte und einen Lehnsmann als Herrschaftsträger einsetzte, den Ortsherrn. Die Burg schützte sowohl die wichtigste Straße im Grombachtal, die „Hohe Straße", die im
Spätmittelalter dem Hochstift als Geleitstraße vom Nordschwarzwald kommend ab Singen (Remchingen) - Wöschbach - Jöhlingen - Obergrombach - Bruchsal beträchtliche Einnahmen bescherte, als auch die Südflanke Bruchsals, wo die Bischöfe von Speyer ab 1091 des öfteren residierten. Darüber hinaus bot sie den domkapitularischen Dörfern Jöhlingen,
Unterwössingen und Wöschbach Schutz. Die Grenzlage Obergrombachs - Heidelsheim, Gondelsheim, Weingarten, Heimsheim und Oberwössingen gehörten zu anderen Herrschaften - mag ein Übriges zum Burgbau beigetragen haben. Diese erste Burg muß man sich wesentlich einfacher vorstellen, als die heute sichtbaren Reste, die mehrheitlich aus dem 15. Jahrhundert stammen. Sie bestand im Wesentlichen aus dem Bergfried und aus dem ummauerten Bereich der heutigen Oberburg.
Als – freilich zu erweiterndes – Motto sei ein Zitat von Golo Mann vorangestellt: „Unkenntnis der Vergangenheit ist ein Verlust für das Bewusstsein der Gegenwart.“
Das trifft in der Tat zu; aber auch das Umgekehrte gilt: Unkenntnis der Gegenwart ist ein
Verlust für das Verständnis der Vergangenheit. Diese Erfahrung ist der Hintergrund des Aktualitätsprinzips der Naturwissenschaften, das sich knapp und vereinfacht formulieren lässt: Die
Gegenwart ist der Schlüssel zur Vergangenheit. Es gilt auch für die Geobotanik, eine Teildisziplin der Organismischen Biologie, die man verkürzt auch als Geländebotanik bezeichnen
kann. Dabei kann man einerseits stärker die Arten ins Auge fassen, andererseits – und das ist
meist der Fall – die gesetzmäßig auftretenden Vergesellschaftungen, also die Vegetation. Diese
Forschungsrichtung wird als Vegetationsökologie oder Pflanzensoziologie in einem weiten Sinne bezeichnet. Ihre Aufgaben und Ziele sind demgemäß, das Mosaik der Pflanzengesellschaften
in seiner ganzen Vielfalt zu beobachten und typisierend zu beschreiben, messend und experimentell Kausalbeziehungen zu den variablen Standortsfaktoren aufzudecken, aktuelle und historische Entwicklungen zu entschlüsseln und – heute wesentlicher denn je – daraus praktische
Konsequenzen für Nutzung, Entwicklung und Schutz zu ziehen.