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Bei einem Überblicksbeitrag wie diesem wird schmerzlich bewusst, dass es bislang keine Gesamtdarstellung des Themas gibt. Dabei ist die Landeskirche reich an Beispielen aus allen Zeiten. An dieser Stelle können nur mit einigen Fallstudien Leitgedanken des Kirchenbaus der letzten beiden Jahrhunderte dargestellt werden.
Die neuere Missionsgeschichte begann auch in Baden im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, geprägt von der Basler Mission (1815). In Ortsvereinen, bei Missionsfesten, im Landesverein (1840) engagierte sich, wer die liberale Behördenkirche kritisch sah, auch Frauen. Junge Männer, Fromme und Abenteurer, ließen sich im Basler Missionshaus ausbilden. Hatte die
Kirchenbehörde die Mission zunächst als Privatsache deklariert, änderte sie bald ihre Meinung – spätestens am Jahrhundertende gehörte sie zum kirchlichen Selbstverständnis. Eine liberale Variante, 1884 zur Hoch-Zeit des deutschen Imperialismus entstanden, wollte keine einseitige Missionierung, sondern Dialog mit fremden Kulturen; damit betrat man den Weg von der »Mission« zur »Ökumene«.
Mehrere Orte auf der rechten Rheinseite und im Schwarzwald erinnern an Durchreisen und Aufenthalte Albert Schweitzers in Baden vor dem Ersten Weltkrieg: Oberkirch, Freiburg, Badenweiler und Königsfeld. Man kann wohl sagen, dass er sich hier in heimatlichen Gefilden fühlte, gewissermaßen »zu Hause«, und dass er die Landschaft und die Atmosphäre dieser badischen Orte liebte.
Nachdem die Wehrmacht am 24. März 1945 in Süddeutschland die linksrheinischen Gebiet aufgegeben und sich über den Rhein zurückgezogen hatte, war der Krieg für die Pfalz und die Gebiete westlich des Rheins vorbei. Bis zum Ende der Kampfhandlungen und der Kapitulation des Dritten Reiches am 8. Mai 1945 sollte es noch etwa sechs Wochen dauern.
»… und ruht in Gottes Hand«
(2021)
Die Union der lutherischen und reformierten Kirche in Baden ist von der Geschichte des entstehenden Großherzogtums nicht zu trennen. Möglich wurde die Union durch die Auflösung des konfessionellen Kirchentums. Sinnvoll wurde sie als Bündelung der protestantischen Kräfte in einer mehrheitlich katholischen Bevölkerung und zur Konsolidierung der als Staatsanstalt begriffenen Kirche. In kirchlicher Sicht ging es um zwei Errungenschaften: die Bildung einer vereinigten Kirche aus dem Geist der freien Schriftforschung und einer für die Kirchengemeinschaft tragfähigen konsensualen Lehre im Abendmahl. Nicht vollendet war die Union für die, denen zur freien Kirche auch die Freiheit einer selbständigen Kirche gehörte, die in der verfassungsmäßigen Gestalt der Generalsynode als Repräsentativorgan zur Geltung kommen sollte. Darin liegt die geschichtliche Dynamik der der Unionskirche im 19. Jahrhundert.
Johann Peters Kalendergeschichte Der fromme Rat wurde 1814 von konservativ-katholischer Seite benutzt, um die Vertreter einer katholischen Nationalkirche Badens – allen voran Ignaz von Wessenberg – zurückzudrängen. Die Geschichte musste auf Druck der Zensur aus dem Rheinländischen Hausfreund entfernt werden. Ein Dokument der Auseinandersetzung Hebels
mit diesem Ärgernis ist ein Bild seiner Person mit Elisabeth Baustlicher von Carl Josef Agricola. Die Karriere Hebels stockte in der Folge des Vorfalls, nahm aber mit der Einführung der Badischen Verfassung 1818 und seiner Berufung zum Prälaten 1819 noch einmal Fahrt auf. Wessenberg und Hebel versuchten in den folgenden Jahren gemeinsam in der ersten Kammer
gemeinsame evangelische und katholische Vorhaben voranzutreiben. Am Ende setzte sich die katholische Lösung eines von Rom abhängigen Erzbistums durch.
Ein Grundlagenvertrag zwischen Kirche und Staat ist, wenn nicht ein Jahrhundertwerk, so doch ein Meilenstein in der Beziehungsgestaltung zwischen beiden Institutionen. Aufgrund ihrer Kultushoheit sind es grundsätzlich die Bundesländer, die mit den auf ihrem Gebiet liegenden Kirchen Verträge abschließen. Sie gelten als Staatsverträge, auch wenn sie sich selbst nicht
so nennen, sondern Kirchenvertrag oder Staatskirchenvertrag. Der baden-württembergische Vertrag von 2007 spiegelt das gewachsene Staat-Kirche-Verhältnis wider. Die Vorgeschichte dieses Vertrags führt zu den Anfängen der badischen Landeskirche zurück. Der Inhalt des Vertrags gestaltet die Gegenwart und weist in die Zukunft.
Viele Landgasthäuser im Hochschwarzwald bestehen schon seit mehreren hundert Jahren. Durch ihre Lage an wichtigen Straßenverbindungen waren sie unentbehrliche Versorgungsstationen für Reisende und Händler, die dort zugleich Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten fanden. Zusätzlich boten Gasthöfe den im steilen Gelände unerlässlichen Vorspanndienst an oder es standen Pferde zum Wechseln zur Verfügung. Heute sind die Gasthäuser attraktive Ziele für Tagesausflügler, in die sie beispielsweise am Ende einer Wanderung einkehren, um sich zu stärken. Viele Häuser bieten zusätzlich Zimmer für Urlaubsgäste an. Aber auch für die Einheimischen hatten und haben »ihre« Wirtshäuser eine große Bedeutung: Sie sind Treffpunkte der dörflichen Gemeinschaft, an denen man zu besonderen Feieranlässen oder »einfach mal so« (bspw. zum wöchentlichen Stammtisch) zusammenkommt. Man isst, man trinkt, man tauscht sich aus, man erfährt Neues. Und man kommt hin und wieder in Berührung mit den »Fremden«. Nach einer kurzen Einführung in die allgemeine Wirtshausgeschichte im Hochschwarzwald stellt dieser Artikel drei ausgewählte Gasthäuser vor, die sich seit vielen Generationen im Familienbesitz befinden und daher Auskunft über historische Entwicklungen geben können. Mit
Hilfe eines Leitfrageninterviews ist die Autorin gemeinsam mit den Wirtshausinhabern der Frage nachgegangen, welche Bedeutung die Wirtshäuser in Vergangenheit und Gegenwart hatten bzw. haben. Dabei wurde insbesondere auf ihre Funktion als Zentren des sozialen Lebens im Vergleich früher und heute abgezielt. Auch die Frage, ob sich Wirthaustraditionen (z. B. hinsichtlich der Speisen) durch den Einfluss des Fremdenverkehrs verändert haben bzw. wie
man generell auf den Fremdenverkehr reagiert hat, spielte eine wichtige Rolle. Für die Leitfrageninterviews haben sich dankenswerterweise bereitgestellt: – Clemens Straub, Inhaber des Schwarzwaldgasthofes – Hotel »Zum Löwen Unteres Wirtshaus« in Langenordnach, Ortsteil von Titisee-Neustadt – Anke und Andreas Winterhalter, Inhaber der Pension Gasthof »Schneckenhof« in Schollach, Ortsteil von Eisenbach – Katrin Kramer, gemeinsam mit ihrer Schwester Inhaberin des Gasthauses »Blume« in Kappel, Ortsteil von Lenzkirch
Die Neubauten im mondänen Luftkurort St. Blasien und ein Kurhausbau im benachbarten Dorf Menzenschwand werden um 1900/1910 im Schwarzwaldstil oder im Schwarzwaldheimatstil erbaut. Wir sind es gewohnt die Bauten dieser Zeit und Stilstufe in der materialgerechten Farbigkeit zu sehen, die vor allem seit den 1930er Jahren üblich wurde: braunes Holz,
grüne Fensterläden, weiß getünchter Verputz und Naturstein in der jeweiligen Eigenfarbigkeit. Für St. Blasien und das benachbarte Dorf Menzenschwand gibt es durch kolorierte Postkarten, einigermaßen tradierte Farbfassungen und einzelne Befunduntersuchungen Hinweise auf eine lebensfrohe Farbigkeit und auf Farbkombinationen, wie sie für den Jugendstil charakteristisch sind. Diese Beispiele werden weiter unten vorgestellt.
Der Schwarzwald ist mit 365 000 Hektar Waldfläche die waldreichste Landschaft in Baden-Württemberg. Trotz der großen Bedeutung der Holzwirtschaft für die Region, gerade auch im Hochschwarzwald, war der Rohstoff Holz in der Vergangenheit bei den Verbrauchern nicht sonderlich beliebt. Der Verein Holzkette Schwarzwald e. V. (früher »Holzkette Hochschwarzwald«) engagiert sich deshalb dafür, die Verwendung von heimischem Holz zu fördern und damit die Holzwirtschaft zu stärken. Dies soll mit der Verbesserung der Zusammenarbeit der verschiedenen Produktionsstufen im Holzsektor sowie durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen erreicht werden. Bei der Umsetzung dieser Ziele stützt sich der Verein auch auf sein großes Netzwerk. Der folgende Beitrag ist aus einem Interview entstanden, für das sich drei Vereinsmitglieder mit herausgehobenen Funktionen zur Verfügung gestellt haben: Dipl.-Ing. Peter Bläsi, der erste Vorsitzende des Vereins, Geschäftsstellenleiter Carl-Walter Roth und Fridolin Schwehr, Beirat für den Bereich Holzhandel. Die Fragen der Autorin sind kursiv, die Antworten der drei Interviewpartner in normalem Schriftgrad wiedergegeben.
Nach ihrer Ausrottung gab es seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Schwarzwald keine Wölfe, Bären oder Luchse mehr. Seit einigen Jahren sind aber vereinzelt wieder Wolf und Luchs in der Region anzutreffen. Was vor allem die Rückkehr des Wolfes konkret bedeutet und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, darüber hat sich Kathleen Mönicke mit Achim Laber,
Feldberg-Ranger am Naturschutzzentrum Südschwarzwald, unterhalten. Da das Thema sehr kontrovers diskutiert wird, vermeidet das Interview bewusst (weitere) Polarisierungen. Stattdessen sollen dem Leser sachliche Informationen an die Hand gegeben werden, so dass er sich selbst eine Meinung bilden kann. Die Fragepassagen sind kursiv, die Antworten in normalem
Schriftgrad abgedruckt.
Stück für Stück wird die historische Rankmühle in St. Märgen mit tatkräftiger Unterstützung eines Fördervereins instandgesetzt und, wo möglich, auf die Entstehungszeit zurückgebaut. Dabei zeigt sich, dass ehrenamtliches Engagement viele Facetten haben und sich ganz nach dem individuellen Zeitbudget richten kann: Neben regelmäßigen Helfertätigkeiten gibt es die Möglichkeit, sich gezielt »nur« bei bestimmten Aktionen einzubringen oder bei den zukünftig geplanten Veranstaltungen mitzuwirken. Auch die Bereitstellung von fachlichem Know-how und Gerätschaf en für die verschiedenen Sanierungsarbeiten sind willkommene Arten der Unterstützung. Der Artikel basiert auf Gesprächen mit Josef Saier, der die Arbeitseinsätze an der Rankmühle koordiniert. Er ist zugleich 2. Vorsitzender des Fördervereins Rankmühle e. V.
Unbekannter Künstler
(2021)
Das gut erhaltene, ästhetisch besonders wertvolle Portrait eines jungen Edlen von 1490 gehört zu den Attraktionen des Augustinermuseums in Freiburg. Bedauerlich daran war nur, dass sowohl Urheber und als auch Porträtierter bisher unbekannt blieben. Christoph Wilhelmi gelang es, durch Analyse einiger Bilddetails die Hintergründe aufzuklären und nach mühsamen
Recherchen die Identität des Dargestellten aufzudecken. Auch einige Vorgänge aus dem Leben des Basler Adligen kamen auf diese Weise zum Vorschein.
2020 konnte der Schwäbische Heimatbund zum 36. Mal den Denkmalschutzpreis vergeben. Nun schon seit zwei Jahrzehnten gemeinsam mit dem Landesverein Badische Heimat und für ganz Baden-Württemberg ausgeschrieben, zeichnet er private Eigentümer aus, die bei einer Gesamtsanierung ihres historischen Gebäudes in denkmalpflegerischer Hinsicht Vorbildliches
geleistet haben. Möglich war die Preisvergabe unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann auch dieses Jahr wieder durch die großzügige Förderung der Wüstenrot Stiftung. Fünf Preisträger erhalten jeweils eine Prämie von 5000 Euro und eine Bronzetafel zur Anbringung an ihrem Objekt.
Am 20. und 27. Juni dieses Jahres (2021) wurden die Wähler in ganz Frankreich an die Urnen gerufen. In zwei Wahlgängen waren in einem gekoppelten Verfahren sowohl die Vertretungskörperschaften der Regionen, die Regionalräte (conseillers régionaux) als auch auf der Ebene der Departements, die Generalräte (conseillers départementaux) zu wählen. Eigentlich hätten diese Wahlen schon im März stattfinden sollen, sie waren wegen der Pandemie aber kurzfristig verschoben worden, zumal es in Frankreich keine Briefwahl gibt. Die Regionalwahlen waren für das Elsass bedeutsam, weil es auch um den Fortbestand der Megaregion Grand Est ging. Bei den Departementswahlen wurden erstmals die Departementsräte für die seit Jahresbeginn 2021 bestehende europäische Gebietskörperschaft Elsass gewählt.
Hermann Behaghel
(2021)
Die Regionalgruppe Mannheim der Badischen Heimat machte ab dem Jahr 2012 Führungen durch katholische und evangelische Kirchen des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Kirchenbauten waren seit Mitte des 20. Jahrhunderts kunstgeschichtlich nicht hochgeschätzt, weil sie meist in früheren Stilen gebaut wurden, z. B. im Stil der Gotik. Erst ab Ende des 20. Jahrhunderts änderte sich die Wertschätzung dieser Kirchenbauten. Inzwischen sind sie Kulturdenkmäler geworden. Im Heft 4/2020 der Badischen Heimat wurde aus der angegebenen Zeit der katholische Kirchenarchitekt und -baumeister Ludwig Maier vorgestellt, der im nördlichen Baden ca. 100 Kirchen plante bzw. erbaute. In diesem Heft wird nun der evangelische Kirchenarchitekt und -baumeister Hermann Behaghel herausgestellt, der im nördlichen Teil Badens ca. 30 evangelische Kirchen plante. Die Regionalgruppe Mannheim erkundete in Mannheim drei von Behaghel errichteten evangelischen Kirchen: die Erlöserkirche in Mannheim-Seckenheim, die Johanneskirche in Mannheim-Feudenheim und die Matthäuskirche in Mannheim Neckarau.
Im November 2020 bekam ich eine E-Mail von Dr. Folckert Lüken-Isberner aus Kassel, der mir zwei PDFs mit Noten von zehn Hebelgedichten zusandte. In mir bekannter Hebelliteratur konnte ich diese Kompositionen nirgends finden. Eine große Entdeckung? Der Komponist Johann Benjamin Gross hat diese Hebelgedichte wahrscheinlich vor 1833 vertont. Er wurde am 12. September 1809 in Ostpreußen geboren. In Berlin studierte er Cello, war Musiker im Gewandhausorchester in Leipzig, wo er auch die Schumanns und Mendelssohns kennen lernte, und nach 1833 lebte er in Tartu in Estland. Dort spielte er in der Quartettkapelle. Ab 1835 war er 1. Cellist in der Hofkapelle in St. Petersburg, und er starb 1. September 1848. Wie Gross zu den Hebel-Texten kommen konnte, ist nicht geklärt. Auf dem Titelblatt steht: Seinem Freunde Herrn Professor Loreye in Rastatt gewidmet. Josef Loreye (1767–1844) war Lyceumsdirektor in Rastatt, und als Kantianer und Josefiner fühlte er sich ganz der Aufklärung verpflichtet. In diesem Sinne führte er die Schule, nicht gerade zur Freude seiner konservativen Vorgesetzten. Wie kam der Kontakt von Loreye zu Hebel? Man kann nur spekulieren. Auf jeden Fall kannte man sich.
Am 17. Mai 1945, wenige Tage nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht (08.05.1945), forderte Erzbischof Gröber die Pfarrseelsorger der Erzdiözese auf, Ereignisse in der Pfarrei vor, während und nach der Besetzung sowie etwaige Schäden an kirchlichen Gebäuden zu schildern und über die allgemeine Lage zu berichten. Mit den Stichworten „Plünderungen, Vergewaltigungen, andere Schwierigkeiten“ war den in die Pflicht Genommenen große Freiheit eingeräumt; sogar zu einem Tabuthema durften, sollten sie sich äußern! Das Erzbischöfliche Ordinariat hat die Anordnung mehrfach wiederholt. Bis Ende 1947 sind mehr als tausend Berichte eingegangen, viele schon im Sommer 1945. Das ist bemerkenswert, weil der Briefverkehr nur langsam wieder in Gang kam – wegen kriegsbedingter Zerstörungen und Anordnungen der Besatzungsmächte (der Nordteil der Erzdiözese gehörte zur amerikanischen, der Südteil mit Hohenzollern zur französischen Besatzungszone). Man war erfinderisch bei der Übermittlung von Nachrichten.
Im Nachgang zu einem im Wiener Stadt- und Landesarchiv ergebnislos verlaufenen Rechercheauftrag, der den mutmaßlichen Wohnsitz des Komponisten, Musikpädagogen und Kapellmeisters Franz (Xaver?) Gebel (geb. um 1783/84 in Milin/Fürstenau bei Breslau, gest. 1843 in Moskau) betraf, erhielt ich im Dezember 2017 von Frau Oberarchivrätin Dr. Michaela Laichmann (Magistrat der Stadt Wien) einen irritierenden brieflichen Hinweis zu einer Nachlassakte, die im Zuge der besagten Nachforschungen im Bestand des sogenannten Magistratischen Zivilgerichts zum Vorschein gekommen war: Gemäß schriftlicher Auskunft der Magistratsabteilung 8 war man bei der routinemäßigen Konsultation der einschlägigen archivalischen Findmittel auf eine Verlassenschaftsabhandlung gestoßen, in deren Mittelpunkt das Ableben einer gewissen Barbara Gebel
stand, die in dem genannten Dossier explizit als Musikerswitwe bezeichnet wird.
Just im Jahr des 200sten Unionsjubiläums blicken die jüdischen Gemeinden hierzulande auf 1700 Jahre Präsenz nördlich der Alpen, beginnend im Köln des vierten Jahrhunderts. Eine zeitliche Koinzidenz, die neu nach der Beziehung der Kirche zum Judentum fragen lässt. Auch die badische Union hat sich in mühsamen Schritten erst befreien müssen von den alten überkommenen Mustern der Judenfeindschaft. Tiefgreifende Neuaufbrüche im christlich-jüdischen Verhältnis liegen in den 1980er Jahren. Es hat wohl die Spanne der 40 Jahre nach der Schoa gebraucht, bis es zu substanziell wirklich neuen Überzeugungen kam: Das wegweisende Synodalwort der badischen Landeskirche 1984 formulierte die nicht mehr zu hintergehende Einsicht in die Treue Gottes zu seinem Volk, die unverbrüchlich ist und in das Selbstverständnis
auch der christlichen Kirche eingezeichnet bleibt. Wurde in der christlichen Tradition die Kirche weithin als Nachfolgerin und Erbin eines abgetanen Judentums verstanden, so begegnet heute die Kirche – auch die badische – den jüdisch glaubenden Menschen als Partnerinnen und Partner unter dem weiten Bogen der Beziehung zu dem einen Gott.