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»Aus der Trennung heraus!«
(2021)
1818 Badische Verfassung und 1821 Badische Kirchenunion sind zwei Daten des gleichen modernitätsgeschichtlichen Integrationsprozesses im Zusammenhang mit der Konstituierung und Konsolidierung des Großherzogtums. Damit ist die evangelische Landeskirche von vornherein in die gesellschaftliche Transformation eingebunden. Aus dieser »Gründungszene«, so wurde 2021 wieder bewusst gemacht, hat »die Evangelische Landeskirche in Baden ihre Gestalt und ihr Profil als öffentliche Kirche« entwickelt (J. C. Bundschuh). Weil Verfassung und Kirchenunion am gleichen »gesellschaftlichen Transformationsprozess« teilnehmen, ist 1821 ein Thema der ganzen badischen Geschichte. Über das Gründungsdatum hinaus gilt die Union heute als »Ausgangspunkt für ein fruchtbares interreligiöses Gespräch« und als eine Perspektive für ein ökumenisches Miteinander im 21. Jahrhundert. Das Jubiläum wird publizistisch in Erinnerung gebracht durch einen »Bildatlas zur Kirchengeschichte«, einer Vorlesungsreihe der Pädagogische Hochschule und einer Ausstellung im Generallandesarchiv Karlsruhe.
Die Bibliothek, um die es im Folgenden geht, ist gut 500 Jahre alt. Ebenso alt ist die Benutzung der Bücher dieser Bibliothek. Wie allgemein bekannt, ist das Merkmal der Benutzung bzw. Benutzbarkeit geradezu konstitutiv für den Begriff „Bibliothek“, oder anders gesagt: Ein mit Büchern und Bücherregalen vollgestopfter Raum ist keine Bibliothek. Gerade einmal halb
so alt ist indessen das Statut, in dem zum ersten Mal die Benutzung der Bibliotheksbestände geregelt wurde, nämlich 250 Jahre. In der folgenden Darstellung werden die 1771 in Kraft getretenen Regelungen den Ausgangspunkt bilden für die Betrachtung der Hofbibliothek und ihrer Benutzung von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. War die Ordnung von 1771 noch sehr kurz gehalten, stieg der Umfang der nachfolgenden Statuten deutlich an. Die Bestimmungen wurden teils differenzierter und ausführlicher, was angesichts der sich ständig erweiternden Benutzungsmöglichkeiten nicht weiter verwundern kann; teils wurden sie aber auch so unverhältnismäßig bürokratisch und kleinteilig, dass sich in ihnen – so ließe sich interpretieren – ein tiefes Misstrauen gegenüber den Nutzern offenbarte.
Es war im Sommer 1921, als Prinz Egon zu Fürstenberg Musiker der Avantgarde Europas zu sich nach Donaueschingen im Schwarzwald lud. Er stellte in seinem Schloß Zimmer für Komponisten, Ausführende und Ehrengäste bereit. Drei ausgezeichnete Musiker der damaligen Zeit sorgten als Komitee für das Programm: der Fürstlich Fürstenbergische Musikdirektor Heinrich Burkhard, der livländische Pianist und Komponist Eduard Erdmann und der Regerschüler Joseph Haas aus München. In der Kleinstadt war Staunen, bei den Kurgästen, die allsommerlich kamen, subalpine Höhenluft zu inhalieren und hinauf in den Hochschwarzwald zu wandern, Empörung. Neue Musik, nicht selten sogar anrüchiger urbaner Art, schickte sich an, in ein Refugium ländlicher Kultur einzudringen. Namen wie Alois Hába, Karl Horwitz, Philipp Jarnach, Alban Berg und die skandalumwitterten Paul Hindemiths und Ernst Kreneks waren nicht vertrauenweckend. Man mißtraute dem Fürsten und seiner musikalischen Laune. Die Zeit hat den Spöttern und Mißgünstigen nicht rechtgegeben.
Wenn man von der Schützenbrücke kommend, vorbei am Museum Art.Plus, dem Quellentempel und dem Schloss, an der Brigach abwärts in Richtung Zusammenfluss schlendert, taucht nach einem hölzernen Brücklein über einen Seitenbach zunächst ein neoklassizistisches Tempelchen auf. Das Brücklein ist ganz im Stil der Naturbarock-Brückenarchitektur im Fürstlich Fürstenbergischen Schlosspark gestaltet: Rohe Laubholzstämme, die ineinandergewirkt und verschlungen bei vielen Gewässerübergängen im F.F. Park unverwechselbare Erkennungszeichen sind. Nach dem Brücklein fällt der Blick auf ein langgestrecktes, gelb-weiß strahlendes Gebäude, das ebenfalls im neoklassizistischen Stil erbaut ist. Es ist das ehemalige Badhaus, durch Umnutzung vor 30 Jahren seither auch „Parkrestaurant“ genannt. Das auffällige Bauwerk hat eine bewegte Geschichte, die nicht nur eng mit dem Fürstenhaus und der Stadt Donaueschingen verwoben ist, sondern bis hin zur adligen Hofkultur von Versailles und der einst gewaltigsten Maschine der Welt führt. Seine Geschichte soll hier erzählt werden.
Abgesehen von kirchenmusikalischen Beiträgen im Umfeld des Hofes oder in bürgerlichen Kreisen der größeren Städte wies die kirchenmusikalische Praxis zur Zeit der Union 1821 mit Blick auf das Orgelspiel und den Gemeindegesang große Defizite auf, die auch das neue Unionsgesangbuch von 1836 nicht auffangen konnte. Das änderte sich erst, als 1880 im Zusammenhang mit der Herausgabe eines neuen Gesangbuchs (1883) ein Kirchenchorverband gegründet wurde, der nicht nur den Gemeindegesang befördern sollte, sondern eine Vielzahl von Kirchenchören überall im Lande hervorbrachte und mit geeigneter Chorliteratur versorgte. Zur gleichen Zeit entstanden auch die Posaunenchöre, die zu einem besonderen Markenzeichen der Kirchenmusik in Baden avancierten. Zur Verbesserung des Orgelspiels wurden Fortbildungsveranstaltungen organisiert, die zur Keimzelle einer Professionalisierung im Bereich der Kirchenmusik wurden. 1919 wurde mit Hermann Meinrad Poppen der erste Landeskirchenmusikdirektor in Baden bestellt, dessen Bemühungen es u. a. zu verdanken ist, dass 1931 in Heidelberg das Kirchenmusikalische Institut (heute Hochschule für Kirchenmusik) gegründet werden konnte. Seit den 1950er Jahren hatte Baden durch bekannte Vertreter des Neuen Geustlichen Liedes wie Martin Gotthard Schneider und Rolf Schweizer maßgeblichen Anteil an der Etablierung des neuen Liedguts in den Gottesdiensten der Gemeinde und im Evangelischen Gesangbuch von 1993.
»Ich werde es immer für unsinnig halten, technisch sichere Kernkraftwerke, die kein CO2 emittieren, abzuschalten.« (Angela Merkel, Physikerin und Bundeskanzlerin vor dem SuperGAU von Fukushima 2011) Sie lässt mich einfach nicht mehr los, die Kontroverse um die Atomkraft, um die böse militärische wie um die (vermeintlich?) gute zivile Nutzung. Beim Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki war ich fünf; da wird es nicht mehr lang gedauert haben, bis ich den Gesprächen der darüber entsetzten Eltern folgen konnte. Denn das japanische Grauen war sicher ein Thema zuhause: War Little Boy nun ein legitimes Mittel zur ultimativen Beendigung des Weltkriegs oder markierte er das schlimmste aller Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung? Auch die Fotos der ausradierten Städte wird man mir schon bald nicht mehr vorenthalten haben, ebenso wie jene von den gewaltigen Blumenkohlpilzen über den zuvor zwangsevakuierten Südseeatollen. Was Kriege anrichten können und was Trümmerlandschaften sind, davon konnte ich mir anfangs der 1950er Jahre auf dem Schulweg zwischen dem Freiburger Lorettoberg (dem Schülerheim) und Freiburg-Herdern, (dem Keplergymnasium) noch selbst ein Bild machen.
Carolinea. - 79 (2021)
(2021)
So lautete die Überschrift eines Zeitungsartikels, der 2006 über unseren Integrationskurs
in Villingen gemacht wurde. Laut Angaben der
Volkshochschule war es der zweite Kurs in Villingen, der erste begann in Schwenningen am
4. April 2005. Mittlerweile sind wir bei der stolzen Zahl von annähernd 185 Integrationskursen
angelangt, die seit 2005 an der vhs Villingen-Schwenningen unterrichtet werden, überdies gibt
es seit 2005 die sogenannten Alphabetisierungskurse, die ebenfalls in die Kategorie der Integrationskurse gehören. In den Integrationskursen finden sich neben
Geflüchteten auch EU-Bürger und sogenannte
„verpflichtete Drittstaatler“ ein, die über den
„Familiennachzug“ zu uns kommen, z.B. Teilnehmer aus der Türkei oder aus Indien. In
jedem Kurs haben wir Schülerinnen und Schüler
aus einer Vielzahl verschiedenster Länder. Die
Zusammensetzung der Kurse ändert sich auch
mit der politischen Situation in unserer Welt.
Platzverweis
(2021)
Was lag in diesen tristen Corona-Wochen für den Baaremer näher, als bei den
herrschenden sommerlichen Temperaturen nach den Störchen Ausschau zu
halten. Wo doch die Zahl erfolgreich bebrüteter Storchennester von Jahr zu Jahr
weiter zunimmt – was für ein erfreuliches, was für ein tröstliches Signal in den
Zeiten des weltweiten Artenschwunds wie der verordneten Isolation! Per Rad
also los, so viel lassen die Pandemie-Beschränkungen ja noch zu: Erst der Stillen
Musel und der vierspurigen Bundesstraße entlang, wo neuerdings hoch oben auf
den Gittermasten der Überlandleitungen Storchennester mitsamt Belegschaft zu
entdecken sind, sieben an der Zahl, als ob da nicht auch für Störche Lebensgefahr drohte zwischen all den Drähten und Isolatoren. Dann nichts wie ab durch
die Dörfer auf dem Donauradweg nach Pfohren, wo sich sogar in der Phase
schlimmster Bestandeseinbrüche noch ein Storchenpaar hatte behaupten können
und wo eigens ein Storchenbrunnen deren Standortstreue gewidmet ist. Weiter
die Donau abwärts nach Neudingen, wo dank ausgeprägter Storchenliebe der
Dorfbewohner und eines engagierten Storchenbeauftragten ein besonders
lebhafter Zuzug registriert werden konnte: Sieben Nester, verteilt auf Giebel,
Leitungsmasten und Baumkronen, dürften es auch hier inzwischen sein, eines
bilderbuchgerecht auf dem Dach des Gasthauses Zum Storchen, ein weiteres
nebenan auf der Sonne.